Zum ersten Mal: Gitarrenunterricht

Ich hatte ja schon viel Musikunterricht in meinem Leben. Vom Blockflötenunterricht, in den ich mich irgendwie in der Grundschule geschmuggelt habe, und bei dem ich bis heute nicht sicher weiß, ob der nicht eigentlich kostenpflichtig war, über Klavier, Klarinette, Akkordeon bis hin zum Kinderchor, wo ich es aber nur ein Jahr ausgehalten habe. Ich kenn das also.

Was ich niemals nie hatte, war Gitarrenunterricht. Viele Leute haben keinen Gitarrenunterricht. Gitarre ist ein Instrument, das verhältnismäßig häufig irgendwo zur Verfügung steht und das auch zunächst recht einsteigerfreundlich ist. Meine Eltern können beide Gitarre spielen, mein Vater sogar ziemlich gut, und beide haben sich das selbst beigebracht. Die einfachen Griffe hat man schnell drauf, G-Dur und D-Dur sind dankbare Tonarten ohne komplizierten Schnickschnack wie diese elenden Barree-Griffe.

Und so hab ich es mir auch beigebracht, sogar schon recht früh, nämlich mit einem Rolf-Zuckowski-Liederbuch, wo die Griffe oben drüber standen. Musste man mir wohl auch nicht erklären, wie man die zu verstehen hat, das sieht man ja sofort und ich vermute mal ganz stark, dass ich damals mit kleinen Kinderhänden und der Erwachsenengitarre einer meiner Elternteile das D am besten fand. Da muss man sich nicht so verrenken.

Weil ich sowieso latent faul bin, hab ich mich auch mehr oder weniger damit durchgemogelt, bis ich so ungefähr 31 war. Ich hab noch ein paar mehr Griffe gelernt und zwischendurch auch mal klassische Gitarre versucht (man hat ja viel Zeit so als Teenager), bin aber weiterhin an den Barree-Griffen gescheitert und kann auch nach wie vor nicht mit Plektrum. Überhaupt: Ich weiß halt, wie und was ich spielen muss, damit nicht so auffällt, dass ich’s eigentlich nicht kann. Es stand eben auch nie ein Musiklehrer dahinter, der enttäuscht geguckt hat, wenn sich mal wieder rausstellte, dass ich die ganze letzte Woche nicht geübt hatte.

Aber das hat nun ein Ende. Seit Januar 2012 bin ich offiziell Schüler an der Modern Music School in Hanau. Anders gesagt: Nach knapp zehn Jahren Abstinenz muss ich wieder einmal die Woche zum Instrumentalunterricht. Es ist wie eine Reise in die Vergangenheit. Ich bin quasi wieder jung!

Eine Gitarre hatte ich ja schon. Genauer gesagt besitze ich derer zwei und musste nur überlegen, welche jetzt mit zum Musikunterricht kommt und welche zu Hause bleiben darf. Ich habe mich dann aus masochistischen Gründen für die Stahlsaiten-Gitarre entschieden. Die ist nämlich schwerer zu spielen als die andere und schneidet einem fies in die Fingerkuppen, wenn man auch nur länger als fünf Minuten eine von den oberen Saiten runterdrückt. Aber ich will ja was lernen. Die nette, freundliche Gitarre mit den sanften Nylonsaiten durfte zu Hause bleiben und wird jetzt am Wochenende bemüht.

In der Schnupperstunde durfte ich erzählen, was ich so gerne machen würde: Liedbegleitung und generell ein paar Techniken, und Picking und mal lernen, wie man mit einem Plektrum spielt und HERRGOTT, WAS WEISS DENN ICH? Halt nicht mehr so beschissen spielen, sondern mal ordentlich. Und das mit den Barree-Griffen. Das möchte ich nachher bitte können.

Der Gitarrenlehrer hat sich das alles brav angehört und dann gesagt, für die nächste Stunde sollte ich mal ein paar Lieder mitbringen, die ich gerne spielen würde. Außerdem haben wir noch geübt, wie man Talkin‘ ‚bout a Revolution von Tracy Chapman spielt und dabei besonders intelligent von G nach C wechselt.

Am nächsten Montag fuhr ich dann mit der folgenden in Eile hingekritzelten Liste ins wunderschöne Industriegebiet Nord, wo ab 19 Uhr die Busse nur noch stündlich fahren und auch sonst nix ist (aber das nur am Rande).

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Ich fand (und finde immer noch), hier eine gute Selektion gitarrenunterrichtsgeeigneter Populär-Musik zusammengestellt zu haben. Wir haben allerdings nichts davon gemacht, noch nicht mal die Liste angeguckt. Ich werde sie trotzdem behalten, damit ich mal dran denke, Breakeven ordentlich spielen zu lernen.

Statt dessen gab’s The Police mit dem ultimativen Stalkersong Every Breath You Take. Also eigentlich nur acht Takte davon. Vier Akkorde, aber vier sehr lustige. In der ersten offiziellen Stunde darf ich nicht nur meine Gitarre mit einem ulkigen Stimmgerät selbst stimmen, sondern lerne auch, wie man besonders clever ein G9, ein Em9, ein C9 und ein D9 greift. LAUTER NEUNER-AKKORDE, LEUTE! AUF DER GITARRE! ICH! Dabei kann ich doch sonst nur für ausgewählte Tonarten die Siebener und nur gelegentlich mal einen in Moll (ich empfehle auch hier A-Moll, E-Moll und D-Moll, den Rest kann man mehr oder weniger knicken, alles Barree-Scheiß). Auf jeden Fall kann ich auf einmal was völlig Neues und das auch noch zupfen. Und es klingt gut. Es deckt zwar nur geschätzt 30 Prozent des Gesamtkunstwerkes ab, ich bin aber vollkommen begeistert von den neuen Erkenntnissen, die ich hier gewinne.

Der Gitarrenlehrer scheint in der ersten Stunde ähnlich überfordert wie ich. Er weiß nicht genau, was ich schon kann und was nicht und was ich überhaupt von ihm will und ich weiß nicht so genau, wie ich ihm vermittle, dass er mir weder Noten noch sonstwas beibringen muss und dass ich mir auch eine lausige Akkordverbindung von vier Akkorden nicht aufschreiben muss. Vor allem weiß ich nicht, wie ich ihm das vermittle, ohne dabei arschig und überheblich zu wirken. Wir einigen uns darauf, dass ich die Akkordfolge doch aufschreibe und zwar inklusive des Zupfmusters, das ich dann auch exakt einmal vergesse, nämlich am Anfang der nächsten Stunde, nachdem ich es die ganze Woche über wieder und wieder richtig gespielt habe.

In der dritten Stunde lerne ich Folkpicking, Daumen, Mittelfinger, Daumen, Zeigefinger. Erst eine lustige Akkordverbindung, die in einer absurden Verrenkung der linken Hand endet, wenn man nicht merkt, dass man einen Finger getrost weglassen kann und es einmal sehr machbar wird. Und dann darf ich die komplette Akkordfolge für Streets of London aufschreiben, mit einer “künstlerischen Freiheit”, die wohl einzig und allein nur dazu gedacht ist, mich mit einem F-Moll aus der Fassung zu bringen.

Das darf ich diese Woche üben. Das und weiter Every Breath You Take und Melodiespielen soll ich auch üben und überhaupt. Ich hatte am Anfang meine Zweifel, ob das was bringt mit dem Gitarrenunterricht, weil ich bestimmt auch kein einfacher Schüler bin, immer alles schon weiß und einiges ja schon irgendwie kann und man irgendwo in der Mitte anfangen muss, so, dass ich mich nicht langweile, aber auch nicht sofort frustriert bin. Das, was wir bisher gemacht haben, ist mir alles nicht neu, aber es hilft ungemein, alles mal methodisch zu machen und jemanden zu haben, der einem sagt, was man richtig und falsch macht und der einem vor allem doofe Akkorde mit nach Hause gibt, um die man sich nicht so einfach herumschwindeln kann.

Es war einer der Vorsätze fürs neue Jahr, einer der vielen ungeschriebenen, weil ich mir selber nichts versprechen wollte, was ich dann vielleicht doch schon ob der Konkretheit nicht umsetzen hätte können. Ich habe einfach eine Mail geschrieben, einmal telefoniert und mich dann in die Linie 8 ins wunderschöne Industriegebiet Nord gesetzt und jetzt habe ich einmal die Woche Gitarrenunterricht. Und es ist super! Ich lerne was! Und ich setze mich abends mit Gitarre aufs Sofa, damit es nächsten Montag besser klingt als den davor und wir was Neues machen können.

Ich habe endlich wieder Instrumentalunterricht und irgendwie hab ich es wohl auch die ganzen Jahre ein bisschen vermisst.

Gitarre

Gesehen: Der Jane Austen Book Club

USA 2007
Regie: Robin Swicord
Darsteller: Amy Brenneman, Maria Bello, Maggie Grace, Emily Blunt, Kathy Baker, Hugh Dancy

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Our world is an English village.

Ich habe ja schon im letzten Jahr mit dem großen Jane-Austen-Projekt angefangen, das mehr oder weniger beinhalten sollte, alle Bücher zu lesen (sind nur sechs, also machbar) und möglichst viele Verfilmungen zu sehen. Zu den meisten Büchern gibt es irgendeine Hollywood-Version und zwei bis zwölfzig BBC-Adaptationen, man ist also ausreichend versorgt.*

Und wo ich da so meine Leihliste bei Lovefilm zusammenstellte, sind auch noch zwei andere Filme dazugerutscht: Geliebte Jane (im Original Becoming Jane) mit Anne Hathaway als Jane Austen und Der Jane Austen Book Club.

Letzteren hab ich jetzt seit gefühlt einem Jahr (wohl aber eher so zwei Monaten) mit mir rumgeschleppt und nie die Gelegenheit gefunden, ihn auch mal zu gucken. Und weil ich jetzt doch so langsam mal einen neuen Film haben möchte, hab ich mich gestern mit einem Eimer Popcorn aufs Sofa gesetzt und mal so einen richtig schönen Mädchenfilm geguckt.

In Der Jane Austen Book Club geht es um fünf Frauen, selbstverständlicherweise auch um die Liebe und das Leben und all sowas und eben auch um Jane Austen und ihre Bücher und die Frage “What Would Jane Do?”.

Da ist Sylvia (Amy Brenneman), die gerade von ihrem Mann verlassen wurde und die überhaupt der Grund ist, warum der Book Club gegründet wird, nämlich, um sie ein bisschen abzulenken. Da ist Jocelyn (Maria Bello), die allein auf dem Land lebt und Rhodesian Ridgebacks züchtet. Allegra (Maggie Grace), Sylvias Tochter, steht zwar auf Frauen, hat damit aber auch nicht weniger Probleme und Prudie (Emily Blunt), eine Französischlehrerin, hat sich in einen Schüler verknallt, weil es in ihrer Ehe auch gerade mal nicht so rosig läuft (dabei ist sie mit Marc Blucas verheiratet, herrje). Zuletzt gibt es noch Bernadette (Kathy Baker), die Elizabeth-Taylor-mäßig schon sechs mal verheiratet war.

Ach so, und Grigg (Hugh Dancy). Grigg wird von Jocelyn angeschleppt, die ihn auf einer Convention getroffen hat und auf die Idee kommt, dass es total prima wäre, wenn er sich mal ein bisschen um die angeschlagene Sylvia kümmern würde. Dass es natürlich anders kommt, ist klar, aber dafür braucht es knappe 90 Minuten und viel Gelese und Gerede.

Das Gelese und Gerede ist dabei erstaunlich wenig nervig. Dass es bei einem Film, bei der sich fünf Frauen und ein Mann über Jane-Austen-Romane reden, selbstverständlich um Männer und Romantik und um diverseste Vorstellungen, die Beziehungen zu funktionieren haben oder auch nicht, geht, versteht sich irgendwie von selbst.

Dass dabei clevererweise Parallelen zu den Geschichten von Jane Austen gezogen werden, ergibt sich auch irgendwie. Man kann sich dabei auch den Spaß machen, zu überlegen, welche Person im Film wohl welche Figur von Jane Austen sein könnte, wobei es wohl eher auf eine Mischung rauskommt.

Nett war, dass es kein Frauen-Austen-Selbstbweihräucherungsfilm geworden ist und sich die Mädels  genauso dämlich anstellen wie die Jungs, und das aber nicht wahrhaben wollen, bis sie mit der Nase drauf gestoßen werden – auch ein klassisches Austen-Motiv, offenbar universell einsetzbar.

Persönlich fast am besten gefallen hat mir aber die Nebengeschichte, wie Grigg fast 90 Minuten versucht, Jocelyn dazu zu bringen, wenigstens einmal seine Lieblingsbücher zu lesen, wie er ihr von Ursula K LeGuin vorschwärmt und sie mit zum Bücherladen nimmt, und ihr einen Science-Fiction-Klassiker nach dem anderen in die Hände drückt. Hier, das ist auch von einer Frau geschrieben, und das hier auch und das hier… Jedenfalls, dass in diesem Film auch die Nachricht vorkam, nicht nur mehr Jane Austen, sondern auch mehr Science Fiction (oder überhaupt mehr) zu lesen, weil das genauso toll ist, fand ich sehr schön.

Kurz gesagt: Kann man gucken. Muss man nicht, tut aber auch nicht weh und man kann einen Sonntagnachmittag sicherlich deutlich schlechter verbringen als mit Popcorn und diesem Film. Ich hatte tatsächlich Schlimmeres befürchtet, wurde aber positiv überrascht und würde mir Der Jane Austen Book Club jederzeit wieder angucken und mich drüber freuen.

*Aktueller Stand: Buchtechnisch stehen noch Mansfield Park  und Sense and Sensibility aus, von den Verfilmungen hab ich zumindest zu jedem Buch mindestens eine, teils schon zwei gesehen. Da ist also noch was zu tun.

Train in the Distance – Styrumer Ruhraue

Auf der einen Seite eine Zugbrücke, auf der anderen Seite die andere, alle paar Minuten kommt ein ICE oder ein RE oder eine S-Bahn und fährt zwischen Duisburg und Mülheim und Oberhausen hin und her.

Wir haben irgendwo in Oberhausen geparkt, das war die erste Überraschung. Ich dachte nämlich, wir müssten nach Mülheim fahren, aber das Navi kannte keine Straße namens “Am Ruhrufer” in Mülheim, auch keine in Mülheim-Styrum, noch nicht mal eine in Oberhausen-Styrum, denn sie liegt in Oberhausen-Altstaden. Wieder was gelernt.

Hier fahr ich mindestens einmal die Woche mit dem Zug lang und denke mir immer, ach, das sieht aber nett aus, und jetzt sind wir hier, zwischen zwei Eisenbahnbrücken und ganz im Süden brausen Autos über die A40. Alle Leute, die wir treffen, haben mindestens einen Hund dabei, nur wir nicht, wir haben dafür zwei Kameras und ein Stativ und dauerkalte Hände.

Und obwohl wir auf besseres Wetter und die Chance auf einen richtigen Sonnenuntergang gehofft haben, machen wir das beste draus und am Ende sind es doch sehr schöne Bilder, die wir da haben.

Ist eben schön hier. Na ja, und die trains sind tatsächlich nicht so sehr in the distance, sondern eher really close. Aber das hat ja auch was, und ich wollte auch eigentlich nur ein bisschen Paul Simon zitieren.

Ruhraue

Holz

Draht & Heu

RE

Brücke

Ruhr

Hund war hier

Enten

Wasser

Steine

Stange

Mehr Holz

Mann & Schild

Schild

Ruhr

ICE

Rostig

Grafitti

Blümchen

Mann

Gesehen: Die Muppets (2011)

USA 2011
Regie: James Bobin
Darsteller: Jason Segel, Amy Adams, Chris Cooper, Rashida Jones, Walter, Kermit, Miss Piggy, Fozzie Bear, Scooter,…

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Ich glaube, mit den Muppets ist es so: Man findet sie super oder eben nicht so. Und wenn man sie super findet, dann geht man sich auch diesen Film angucken, und dann findet man ihn auch gut, weil Muppets drin vorkommen, weil gesungen und getanzt wird, weil doofe Witze gemacht werden und sehr gute. Vor allem aber, weil Muppets drin vorkommen.

Die Story ist relativ einfach erklärt und der Film macht auch keinen Hehl draus, dass es eine eher simple Geschichte ist. Der Held des Filmes ist Walter, der Bruder von Gary (Jason Segel), der verdächtig wie ein Muppet aussieht. Die Muppets sind Walters große Helden, und dementsprechend ist die Freude groß, als er mit seinem Bruder und dessen Freundin Mary (Amy Adams) nach Los Angeles fährt, wo er sich den langersehnten Traum erfüllen und einmal die Muppet Studios besichtigen will.

Die Muppet Studios erweisen sich allerdings als Bruchbude, von den Muppets keine Spur, und dann kriegt Walter auch noch mit, dass der bösewichtige Tex Richman (Chris Cooper) die Studios abreißen will, um auf dem Grundstück nach Öl zu bohren. Wenn die Muppets nicht schnellstmöglich 10 Millionen Dollar auftreiben, um das Studio zurück zu kaufen, sieht es also schlecht aus.

Ich glaube, ich verrate hier nicht zu viel, wenn ich sage, dass Walter, Gary und Mary es selbstverständlich schaffen, Kermit davon zu überzeugen, die alte Truppe wieder zusammen zu trommeln und dass die Muppets das alte Theater selbstverständlich wieder auf Vordermann bringen und das selbst der kleine Walter selbstverständlich auf den letzten Drücker sein Talent entdeckt. Welches Talent das ist, verrate ich aber nicht.

Dass der Film jetzt nun nicht die abgefahrenste, unvorhersehbarste Story der Filmgeschichte hat, ist zu erwarten und ist auch nicht schlimm. Dafür kriegt man ein wunderbares Ensemble von Menschen–  und Puppenschauspielern, furchtbar altmodische und unrealistische Tanzszenen, und für jeden Witz eine ebenso rührende Szene.

Man kann sich sehr schön vorstellen, wie nah der Film an der Realität ist. Der letzte Muppet-Film ist zwölf Jahre her, Mitte der 90er gab es eine Neuauflage der Muppet Show, die es aber nicht lange durchhielt und das Original? Eben. Auf der anderen Seite scheint es zumindest im Internet einen Muppet-Kult zu geben (dem ich zugegebenermaßen auch anhänge), der einem das gute Gefühl vermittelt, dass die Welt eben doch nicht schlecht ist, weil es immer noch Muppets gibt und genug Leute, die das gut finden.

Und schon während man im Kino sitzt, wünscht man sich, dass man es vielleicht doch noch einmal mit einer Neuauflage probiert, aber einer nostalgischen Neuauflage, die wieder im Theater stattfindet und nicht in einem Fernsehstudio, und bei der Kermit vor einem roten Vorhang steht und “Applaus, Applaus, Applaus!” ruft und wo das Orchester und die Band noch im Graben vor der Bühne spielt. Ich weiß nicht, ob es funktionieren würde, aber wünschen kann man es sich ja mal.

Jedenfalls gab es schon lange keinen Film mehr, bei dem ich gleichermaßen herzlich gelacht und gekichert habe (gerne auch bei den besonders albernen Witzen, Furzschuhe, hihi) und an anderen Stellen Tränen in den Augen hatte. Ich bin da ja auch besonders empfänglich, aber spätestens (Vorsicht, es folgt ein geringfügiger Spoiler), wenn Floyd Pepper Animal seine Trommelstöcke bringt, die er all die Jahre für ihn aufgehoben hatte und Animal dann zu Rainbow Connection eben diese Trommelstöcke zum ersten Mal schwingt, da ist es eben mit mir vorbei. Nicht viel besser geht es mir, wenn bei einem Kameraschwenk über an die Wand gepinnte Bilder kurz ein Bild von Kermit und Jim Henson zu sehen ist.

Neben all der Musik und den Witzen geht es nämlich eben auch ums Erwachsenwerden, um den Glauben an sich selbst und an seine Talente und darum, dass man eben manchmal über sich selbst hinauswachsen muss und dass es Momente gibt, wo man sich entscheiden muss, was man will im Leben. Ja ja ja, es ist eine altbekannte Hollywood-Botschaft, aber sie wirkt umso glaubwürdiger, wenn sie einem von Kermit (oder wahlweise Jason Segel) vorgetragen wird.

Mal wieder hat mich erstaunt, wieviel Charakter den Muppets in ihrer langen Karriere eingehaucht wurde, und wie es überhaupt keinen Unterschied macht, ob da Menschen oder Puppen spielen. Ich hab mich genauso über die Cameos von Sarah Silverman, Donald Glover und Neil Patrick Harris gefreut wie über die kurzen Auftritte von Rizzo, Camilla und Sweetums.

Vielleicht liegt es auch daran, dass sich die Muppets über all die Jahre treu geblieben sind, und der Film genau diese nostalgischen Gefühle auslöst, weil es eben keine unglaublichen Special Effects braucht, sondern nur diese ziemlich simplen, aber liebevoll gestalteten Puppen. Ein kleiner Wehmutstropfen ist die Eindeutschung der Musiknummern, die teilweise ein bisschen holprig ist. Auf der anderen Seite fand ich es konsequent und auch ein bisschen mutig, hier eben nicht mit Untertiteln zu arbeiten.

Ansonsten gibt es kaum etwas zu meckern. Oder besser: gar nichts. Außer vielleicht, dass es für meinen Geschmack ein bisschen zu wenig Electric Mayhem gab, aber das sind jetzt schon persönliche Präferenzen.

Abschließendes Urteil: Wer Muppets mag, der wird diesen Film auch mögen, aber auch andere Leute kann man mitnehmen (der Mann musste mit, hat halbherzig versucht, sich zu wehren, war aber nicht unzufrieden). Problematisch wird es wahrscheinlich bei Leuten, die mit lustigen, aber hemmungslos überzogenen Tanzeinlagen nichts anfangen können. Und auch Neil Patrick Harris hätte meines Erachtens mehr Screentime bekommen können. Aber wie gesagt: persönliche Präferenzen. (Und jetzt warten wir darauf, dass Man or Muppet hoffentlich, hoffentlich wirklich einen Oscar abräumt. Verdient wär’s.)

Lieblingstweets Januar 2012 (Teil 1)

Ihr habt wieder zu viel getwittert. Oder ich war vielleicht ein bisschen zu aufmerksam. Auch diesen Monat deswegen wieder in zwei Teilen.

 

Teil 2 kommt dann, wenn der Monat auch wirklich vorbei ist. Also bald.

Daily Music: Man or Muppet von Jason Segel & Walter

Seit ich dieses Video gesehen habe, versuche ich die ganze Zeit, den Mann anzurufen, um zu fragen, ob wir nicht vielleicht heute, so ganz spontan, weil Donnerstag ist, eventuell, wenn’s möglich ist, ins Kino gehen können.

If I’m a muppet
Then I’m a very manly muppet.

Vollkommen berechtigterweise für den Oscar nominiert.