Ruhrgebiets-Taxifahrer I

Letzten Sommer war’s, als gerade in Essen die Kulinarische Meile statt fand, die „Königin der Gourmetmeilen“, wie sie auch gerne genannt wird, und der Mann kam an diesem letzten Gourmetmeilentag aus Brasilien zurück.

Trotz Jetlag und Erschöpfung und was man sonst so haben kann, wenn man von einer Geschäftsreise zurückkommt, stellte sich auch direkt mal Hunger ein und weil es sich irgendwie anbot, brachten wir nur schnell die Koffer nach Hause und schmissen uns dann ins nächste Taxi, das uns in die Stadt bringen sollten.

„Irgendwo zur Kulinarischen Meile“, sagte ich zum schnurrbärtigen Taxifahrer.

„Kulinarische Meile find ich volle Möhre scheiße“, sagte der Taxifahrer.

Und dann noch mal: „Nee, Kulinarische Meile find ich volle Möhre scheiße.“

Und dann erklärte er uns, wie die ganzen Szene-Lokale in der Innenstadt einen auf mondän machen, aber man trotzdem ne Viertelstunde warten muss, bis der Service sich mal bequemt, auf einen aufmerksam zu werden und lieber mit mondän-gelangweiltem Gesichtsausdruck in der Ecke schmollt. Und dass das immer schlimmer wird, weil jeder Student meint, für so einen Job geeignet zu sein, und es immer weniger Leute gibt, die ihr Handwerk verstehen.

Kulinarische Meile fand er jedenfalls volle Möhre scheiße. Er hat uns trotzdem hingebracht.

Ich fahre sehr gerne im Ruhrgebiet Taxi, weil man immer etwas erzählt bekommt. Ob man will oder nicht.

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