Die Bubble-Tea-Fachverkäuferin

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In Hanau hat nicht unweit des Werksgeländes ein Vietnamese aufgemacht, der sogar Bubble Tea anbietet. Schon nach kurzer Zeit hat es sich etabliert, dass wir einmal die Woche der Kantine den Rücken kehren und statt dessen mittags beim Vietnamesen Pho, gebratene Ente, Hühnchen mit roter Currysauce und ähnliche Leckereien verspeisen.

Anschließend gibt es dann für die Bubble-Tea-Fraktion des Entwicklerteams noch einen Bubble Tea zum Mitnehmen, der dann am Schreibtisch genüsslich (und zur allgemeinen Erheiterung) weggeschlürft wird.

In den letzten paar Wochen haben wir dann auch unsere persönliche Bubble-Tea-Fachverkäuferin sehr lieb gewonnen. Die Bubble-Tea-Fachverkäuferin ist eine kleine Asiatin, die durch eine gewisse Tendenz zur Verwirrtheit Mitgefühl und Schutzinstinkte auslöst. Vermutlich ist sie gar nicht verwirrt, sondern lediglich etwas übervorsichtig, vielleicht gibt es auch gar kein vernünftiges Wort für den Gemütszustand der Bubble-Tea-Fachverkäuferin, bleiben wir also bei verwirrt, solange wir kein besseres Wort finden.

Was die Bubble-Tea-Fachverkäuferin zum Beispiel nicht kann, ist zwei Bestellungen auf einmal aufnehmen. Wir verbringen viel Zeit an der Theke, weil jedes Getränk angefangen mit einer detaillierten Besprechung der Ingredenzien (gerne mit mehrfachem Nachfragen und Absichern) bis zum Abrechnen einzeln angefertigt wird, bevor der nächste Kunde an die Reihe kommt.

Füllt sie dann die Perlen in den Becher, so fasst sie jedes, aber auch wirklich jedes Mal, eines der Siebchen in einem vermutlich zufällig gewählten Behälter an, und überlegt es sich dann ebenson auch wirklich jedes Mal anders und nimmt ein anderes Siebchen. Bei dieser Siebchenwahl möchte ich immer sehr gerne wissen, was die Bubble-Tea-Fachverkäuferin in diesem Moment gerade denkt, denn es muss ja einen Grund geben, der dazu führt, dass sie von dem zunächst gewählten Siebchen wieder ablässt und ein anderes wählt. Ich habe noch keine Logik hinter der Siebchenwahl erkennen können, aber ich bin sicher, es gibt da was.

Was die Bubble-Tea-Fachverkäuferin hingegen sehr gut kann und auch mit Hingabe praktiziert, ist die Wahl des passenden Strohhalmes. Letzte Woche wählte sie den Strohhalm noch farblich möglichst passend zum Getränk, heute hingegen setzte sie auf Kontrast und gab mir mit einem eher weiß-gelblichen Getränk einen lilanen, dem Kollegen mit dem lila Taro-Tee hingegen einen weißen Strohhalm.

Wir mögen die Bubble-Tea-Fachverkäuferin. Wir sind immer sehr nett zu ihr und sehr geduldig und freuen uns, wenn sie uns einen farblich passenden Strohhalm in den mit Liebe und Hingabe gefertigten Bubble Tea reicht.

Aber manchmal, ganz selten, möchte man sie in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles gar nicht so schlimm ist und dass sie schon alles richtig macht und sie keine Angst haben muss vor den ganzen Menschen, die da vor ihrer Theke stehen und dass wir sie sehr mögen und gerne weiter nur von ihr unseren Bubble Tea gemacht bekommen möchten. Das möchte man ihr sagen, aber vielleicht weiß sie es ja auch schon.

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