Damals(TM): Craft’s Fair in Chicago

Ich hab den Besuch auf dem Design Gipfel gestern mal zum Anlass gekommen, um mal ein paar Bilder aus dem Archiv zu graben. Damals(TM) im Herbst 2005 waren wir in Chicago und haben mit Caitlin und Charles eine Craft’s Fair besucht. Leider habe ich nicht wirklich viele Bilder davon gemacht. Es war ziemlich regnerisch an dem Tag, der Markt fand auf einer Wiese stand, dementsprechend stapften wir ein bisschen durch den Matsch, aber es war trotzdem eine ziemlich tolle Sache. Gekauft habe ich damals ein Stickset von wool & hoop, das ich dann zu Hause auch brav vollendet und sogar gerahmt habe.

Gerne hätte ich auch noch die Lampen aus Papierschirmchen gekauft, aber die nach Deutschland zu transportieren wäre vielleicht doch etwas schwierig geworden.

Zwischen dem Besuch der Craft’s Fair in Chicago und dem Design Gipfel in Dortmund liegen also ungefähr sechseinhalb Jahre und ziemlich viele Kilometer. Erstaunlicherweise hat sich aber gar nicht so viel verändert. Eulen sind anscheinend doch ein bisschen zeitlos. Und Papierschirmchen-Lampen wohl auch.

Zeug

Prints

Caitlin

Stände

Lampen

Design Gipfel in Dortmund

Morgens wache ich auf und bin sofort aufgeregt. “Fahrn wir jetzt?” frage ich den Mann gefühlte hundert Mal. “Fahrn wir jetzt? Fahrn wir jetzt?” Netterweise ahnt der Mann, dass er mich jetzt nicht lange hinhalten kann, und so gegen 11 Uhr irgendwas sitzen wir tatsächlich im Auto Richtung Dortmund. Was er mir bis dahin verschweigt, ist, dass wir noch einen klitzekleinen Abstecher nach Bochum-Wattenscheid vorhaben, um ein Mikrofon und ein komisches Ding zu kaufen (fragensenich). Dann geht’s aber schnell weiter in den Dortmunder Norden, und zwar ins Depot in der Immermannstraße. Da gibt’s heute und Sonntag den Design Gipfel, eine unbedingte Wochenendunternehmungsempfehlung, die ich auch gleich noch mit Beweisbildern argumentativ untermauern werde.

Plakat

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Schick von außen und ebenso schick von innen, typisch Industriecharme eben. Wenn man Zeche Zollverein, die Bochumer Jahrhunderthalle oder die U-Bahn-Station Hirschlandplatz mag, dann mag man wahrscheinlich auch das Depot, jetzt rein architekturell. Wir bezahlen 3 Euro Eintritt, kriegen einen lustigen Stempel auf die Hand und ein Los, mit dem wir aber beide leider nix gewinnen. Ein bisschen was zu essen gibt’s wohl, man weiß aber nicht genau was, die Toiletten sind auf der anderen Seite und während der Mann mal kurz dahin verschwindet, sondiere ich schon mal die Lage.

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Straßenbahn

So ungefähr hab ich mir das tatsächlich auch vorgestellt. Design, so erzähle ich später auch Juli vom heimatPOTTential-Blog, verbinde ich immer mit irgendwas schickem, aber leider unbezahlbaren, deswegen wäre ich wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, auf den Design-Gipfel zu fahren, wenn ich nicht von vertrauenswürdigen Quellen davon erfahren hätte. Genau nach so einer Art Markt suche ich eigentlich schon, seit wir damals in Chicago auf der Craft’s Fair waren. In der Halle verteilt viele kleine Stände ebenso vieler kreativer Menschen, die T-Shirts und Kleider verkaufen, Täschchen, Bilder, Drucke, Aktentaschen, Broschen, Ketten, Buttons und was weiß ich nicht noch. Alles toll.

Überblick

Auf diesem Bild ist eine Juli von heimatPOTTential versteckt. Wer sie entdeckt, kann ganz furchtbar stolz auf sich sein. Preise gibbet aber keine.

Klamotten 

Nachdem ich Juli gefunden habe, geht’s gleich zum nächsten Stand, dem von nAdjA, wo ich zwar nichts kaufen möchte, aber das nur, weil ich schon Sachen von nAdjA habe, nämlich vom letzten Münsterbesuch, wo ich in zwei völlig verschiedenen Läden zwei Bilder kaufte und auch erst im Nachhinein gemerkt hab, dass die von der gleichen Künstlerin sind. Das erzähle ich ihr jedenfalls und dann finde ich noch Fee, die gerade Fotos macht und Fragen stellt, nachher aber gerne auch noch einen Kaffee mit mir trinken würde, was leider an diesem Tag nicht funktioniert, weil wir uns danach nicht mehr so wirklich wiederfinden. Wird aber nachgeholt.

Stände

Der linke Stand ist der von nAdjA mit den schönen Bildern.

Erstmal suchen der Mann und ich nämlich was zu Essen und finden auch was, ein bisschen weiter die Straße runter, aber das ist eine andere Geschichte. Erwähnen könnte man höchstens, dass ich auf dem Rückweg zwei tote, aber auch einen lebendigen Maikäfer finde. EINEN LEBENDIGEN MAIKÄFER! Dieser Fund macht mich wahrscheinlich wieder drei bis fünf Tage glücklich.

Zurück auf dem Design-Gipfel steuern wir die Kameragurte von Designstraps an. Die hatten wir schon vorm Mittagessen beguckt und für gut befunden. Jetzt muss ich mich nur noch für einen entscheiden. Den blauen mit den Blümchen finde ich ja sehr hübsch und auch den rosa-weißen, der würde nämlich vom Muster her prima zum Mantel passen. Letztlich nehme ich einen grünen mit Blumen drauf und lasse ihn mir gleich an die Kamera basteln, damit ich da zu Hause nicht verzweifle. Der Mann kriegt einen mit Karo und noch ein lustiges Schraubdings für die Kamera, damit sich der Gurt nicht verknoten kann. Wenn das was taugt, dann kaufen wir mir auch noch eins. Spätestens jetzt bin ich froh, dass ich morgens noch schnell optimistisch eine Stange Geld abgehoben habe, denn ich will ja noch mehr konsumieren.

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Ziemlich in der Mitte der blaue mit den Blumen. Den rosaweißen sieht man nicht so gut, da liegt der Karogurt vom Mann drüber. Meine Auswahl ist nicht zu sehen, die hängt zu diesem Zeitpunkt schon an der Kamera.

Weiter geht’s. Ich mag die Kleider von DasPinkeZimmer, hab aber nicht so die Ruhe zum Anprobieren. Zudem bemerkt der Mann: “Zu rot, was soll da nur die Oma zu sagen.” (Zur Information: Oma findet den grünen Mantel ganz, ganz furchtbar.) Das ist mir allerdings egal. Die Marke muss ich mir merken.

DasPinkeZimmer

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Tolle Kleider in bunt von DasPinkeZimmer. Blieben leider unanprobiert.

Weiter geht’s an anderen Ständen mit hübschen Klamotten vorbei zu dem Stand von arthurkopf mit den Taschen und Gürteln aus recycelten Fahrradschläuchen. Auf so eine Idee muss man erstmal kommen. Leider brauchen wir hier nichts, wobei brauchen auf so einem Markt natürlich sowieso ein unsinniges Wort ist. Brauchen tut man hier sowieso alles und nichts, je nach dem, wie ehrlich man so mit sich selbst ist. Wobei, einen Kameragurt habe ich wirklich gebraucht. Faszinierend finde ich es trotzdem, vor allem die Gürtel, die eben gleichzeitig aussehen wie ein Fahrradschlauch und dann auch wieder gar nicht.

Fahrradschlachdesigner

Fahrradschlauchtaschen

arthurkopf mit den recycelten Fahrradschläuchen. Der Designer heißt aber gar nicht Arthur, es sei denn, der Katalog lügt.

Kaufen tun wir dann tatsächlich eine CD vom DJ der Veranstaltung. “Vorhin kam hier ein Lied mit einem Posaunensolo”, sagt der Mann. “Ja”, sagt der DJ, der sich auch Gärtner der Lüste nennt. “Ihr seid wohl schon was länger hier.” Wir nicken. Das müsste das von Mario Biondi sein, sagt er uns und zufällig ist das auf der CD, die ich gerade in der Hand habe und die wir dann auch kaufen.

Ein Schminktäschchen brauche ich noch, habe ich beschlossen, und ich werde es hier und heute kaufen, ich muss mich nur noch entscheiden wo. Letztlich fällt die Wahl auf m.i, weil die auch innen so hübsch sind mit einem individuellen gemusterten Stoff. Zwei stehen zur engeren Auswahl, eins mit Eulen (Eulen sind immer gut) und eins mit einem furchtbar hübschen Retrostoff. Völlig überraschend entscheide ich mich für letzteres. Ansonsten muss man aber auch generell positiv anmerken, dass es sehr viel mit Eulen gibt auf diesem Markt. Das finde ich gut.

Schminktäschchen

Das zweite von vorne gehört jetzt mir. Das mit den Eulen liegt zwischen einem rotgemusterten und dem blauen mit den Punkten.

Mehr Täschchen

Mehr Schminktäschchen vom Stand von Vivilovely. Verloren leider ganz knapp gegen die von m.i.

Zu diesem Zeitpunkt sind wir vermutlich schon drei bis fünf Mal an allen Ständen vorbeigelaufen. Es gibt soviel tolles, der Mann meint aber, wir hätten jetzt wirklich alles gesehen. Da hat er zwar recht, ich würde aber auch problemlos noch drei Mal überall vorbeilaufen und mehr gucken. Alles so hübsch. Vorne probier ich noch ein paar von den hübschen Vintageketten von Anique, kann mich aber nicht so recht entscheiden und hab auch das falsche an, um ein vernünftiges Gefühl dafür entwicklen zu können, wie das an mir aussehen würde. Trotzdem Visitenkarte einstecken, muss ich mir merken.

Am Stand von schoene Schreibwaren begucken wir dann noch die Aktentaschen. Schön sind die, alle handgearbeitet, es ist eine einzige Verlockung. Einen Online-Shop gibt’s nicht, erzählt uns der Designer. 1.000 Stück können im Jahr produziert werden, rein ob der Nachfragen könnten sie aber genauso gut 17.000 produzieren, aber dann müsste man das outsourcen und das funktioniert auch wieder nicht. Deswegen nur hier und heute bzw. morgen oder man muss halt den nächsten Markt abwarten oder nach Berlin in den Laden kommen. Heute oder morgen wird das mit mir und der Tasche vermutlich nichts, aber wenn ich eine neue brauche, dann weiß ich schon mal, wo es besonders schöne gibt.

Schreibwaren

Schöne Taschen

Es gibt also unheimlich viele Sachen zu sehen und käuflich zu erwerben. Wer spontan noch ein Ausflugsziel für morgen braucht und zufällig in der Nähe von Dortmund ist, kann sich ja mal ganz unverbindlich das Depot in der Immermannstraße 29 merken. Es lohnt sich. Und für die Unentschlossenen noch ein paar mehr Bilder, vielleicht sind die ja ausreichend überzeugend. Ich würde ja morgen fast wieder hinfahren, aber in zwei Wochen ist der Koffermarkt in Münster und Anfang Juni der Mädelsflohmarkt in Neuss. Da gibt es bestimmt auch noch tolle Sachen, also übe ich mich bis dahin ein bisschen in Geduld.

(Kleiner Hinweis: Ich habe leider im Nachhinein nicht zu allen Fotos nachvollziehen können, welcher Designer dahinter steckt. Wer seine Produkte hier unverlinkt wiederfindet, sagt mir einfach Bescheid, dann ergänze ich den Link zur Homepage oder zum Shop.)

Papierkram

Pappeule. Eulen gehen immer.

Cola Pommes

Köln

Tolle Illustrationen von Wolfgang Philippi.

Shirts

Pac-Man-Shirt mit extra Buttons von What about Tee.

Mantel

Wunderbarer Streifen-Regenmantel von Anna Hörling.

Mehr Klamotten

Röcke von gutjahr.

Muffins

Wundersüßes Muffin-Küchentuch von ilovemixtapes.

Nähmaschine

Live-Nähen.

Eulenhaken

Abschiedserinnerung: Eulen sind immer gut.

A40 Dortmund – Essen

Ich könnte jetzt viel schreiben über die A40. Darüber, wie man nie aus einer Stadt raus, sondern immer nur in die nächste reinfährt, gefühlsmäßig jedenfalls. Oder dass dauernd Stau ist, aber das weiß ja jeder und heute war auch gar kein Stau, weder auf der Hin-, noch auf der Rückfahrt.

Statt dessen schreibe ich lieber, wie schön man auf der A40 zwischen Essen und Dortmund aus dem Fenster gucken kann, wo alles grün ist. Manchmal fühlt es sich an, als würde man gerade übers Land fahren, dabei ist man nur gerade irgendwo zwischen Bochum und Dortmund. Die vollkommen verrückte Tatsache, dass über lange Strecken in der Mitte der Autobahn Busse fahren und dementsprechend auch Haltestellenwartehäuschen mitten auf der Autobahn sind, könnte man auch erwähnen. Man könnte auch über die Tatsache philosophieren, dass da Leute wirklich direkt an der A40 wohnen.

Oder man könnte über die – ich nenn sie mal – lokalpatriotischen Motivationssprüche auf den Unterführungen schreiben. Wenn man mitten in Essen unter der Brücke durchfährt liest man “Ich bin mittendrin”. Und da hat die Brücke ja schon irgendwie recht.

Strom

Mehr Strom

Mauer

Schild

Haltestelle

Grünblau

Häuser

Essen

Der Foto-Fragen-Freitag (Die „Keine-Ahnung“-Edition)

Komische Fragen diesmal, drei davon kann ich gar nicht richtig beantworten, und habe zum ersten Mal zu Bildern aus dem Archiv gegriffen… aber ich geb mein Bestes. Ansonsten gibt es mehr bei Okka, Steffi und hier.

1. Dein Urlaub dieses Jahr?

Frankreich

Arcachon, 2010

Edinburgh

Edinburgh 2011/2012

Ist noch nicht geplant. Im Moment habe ich gerade furchtbare Sehnsucht nach Frankreich. Sommer, Sonne, gutes Essen, Wasser, Erholen, hach. Aber ich würde auch direkt noch mal nach Edinburgh. Da war’s nämlich auch schön.

2. Dein Parfum?

Parfum

Habschnich. Überhaupt keinen Sinn für solche Gerüche und viel zu geizig, Geld für etwas auszugeben, mit dem ich persönlich nichts anfangen kann. Das Einzige, was ich mir mal für halbwegs teuer Geld gekauft habe, ist dieses Parfüm von Lush, das riecht dem Mann aber zu blumig, deswegen trag ich’s quasi nie. Vielleicht gibt mir ja mal jemand eine Einführung in Parfumdüfte, damit ich das auch mal verstehe.

3. Was tut dir gerade gut?

Designgipfel

NRW

Das lange Wochenende und die Vorfreude auf das, was wir so erleben werden. In Dortmund ist ein Design-Markt und wir haben hier immer noch das Zugticket rumliegen, was unbedingt bis Ende des Monats weg muss. Irgendwelche Vorschläge, in welche Stadt wir einen Ausflug unternehmen sollten?

4. Deine Farbe?

Laptop

Stuhl

Geschirrtuch

Eimer

Raten? Lebensmotto: Wenn es das nicht in hellgrün gibt, will ich das auch nicht.

5. Die schlimmste Fernsehsendung, die du gern guckst?

Heidi

Ach, ich find eigentlich nichts, was ich gucke, so wirklich schlimm. Seit ein paar Wochen gucke ich tatsächlich Germany’s Next Top Model, vor allem, weil ich mal aus Versehen reingeschaltet habe und dann hängengeblieben bin. Aber da hab ich festgestellt, dass ich mir das zwar sehr schlimm vorgestellt habe, die Sendung aber deutlich besser und sympathischer ist als gedacht.

20 Glückskekse vs. 21 Quarkriegel

Vor vielen, vielen Jahren kaufte ich beim ortsansässigen Asia-Laden für meine Geburtstagsfeier 20 Glückskekse. Ich stand also an der Kasse mit meinem Körbchen mit 20 abgezählten Glückskeksen und überreichte der Verkäuferin mein Körbchen mit dem Hinweis, dass es 20 sein müssten.

Sie zählte einmal durch, verzählte sich dabei. Zählte ein zweites Mal durch, verzählte sich wieder. Zählte ein drittes Mal durch, gelang zur Erkenntnis, dass es sich wirklich um 20 Glückskekse handelte und war bereit, mich zahlen zu lassen. Selten hatte ich an einer Kasse das Gefühl, dem Ziel gleichzeitig so nah und so fern zu sein.

Heute stand ich mit einer Tüte mit 21 Quarkriegeln im russischen Supermarkt. (“21 Quarkriegel?!?” höre ich da irritiert. Ja, 21. Fragensenich. Oder meinetwegen, fragense, ein Kollege hatte heute Ausstand und ich wollte mit Quarkriegeln zu den Ausstandsfeierlichkeiten beitragen.) Die Verkäuferin wirft einen Blick in die Tüte, nimmt eins raus und scannt es ein.

Dann guckt sie mich an: “Wie viele haben Sie?”

“21”, sagte ich. “Wenn ich mich nicht verzählt habe.”

Sie nickt, scheint mit der Anzahl einverstanden zu sein und rechnet 21 Quarkriegel ab.

 

Ich sag ja nur.

Kirschen, Quark und Regenbogen

Regenbogen

“Heute geh ich mal durch die Stadt bummeln”, hab ich gestern gedacht. Man kann sogar in Hanau ein bisschen bummeln, wenn man die Ansprüche nicht zu hoch setzt. Es gibt Bücherläden und die üblichen Verdächtigen, was Klamottengeschäfte angeht. Das ist ganz bequem, denn man ist zumindest nicht gezwungen, woanders hinzufahren, sondern kriegt im Zweifelsfall fast alles auch in der Nähe. Sagen wir mal so: Das Angebot hält sich in Grenzen, aber es gibt zumindest eins.

Ein konkretes Ziel hatte ich auch, nämlich P&C, wo ich letztens ganz hinreißende Blusen mit Kirschen drauf gesehen hatte. Hallo?!? Kirschen! KIRSCHEN! Ich hab überhaupt noch nichts mit Kirschen drauf, wie konnte das denn bitte passieren? Seitdem ich diese Blusen gesehen habe, bin ich der festen Überzeugung, dass mein Kleiderschrank ohne Kirschenkleidung irgendwie auch nicht richtig was wert ist.

In der Umkleidekabine stellt sich leider raus, dass das zwar alles rein theoretisch ganz wunderbare Klamotten sind, an mir aber überhaupt nicht aussehen. Schade. Dann eben keine Kirschenblusen für mich. Das heißt dann wohl auch, dass ich weitersuchen muss. Ohne Kirschen mag ich nicht mehr.

Neben mir in der Umkleidekabine ist anscheinend eine Mutter von – wie sich nachher rausstellt – vier Kindern, die ungelogen alle weinen. Alle! Die ganze Zeit! Sobald eines kurz aufhört – vermutlich, um zu atmen – fängt ein anderes an. Die sind so gewieft und aufeinander eingespielt, die wechseln sich beim Weinen ab. Respekt. Ich denke nur, wie schön das ist, dass ich hier so allein in der Umkleidekabine stehen kann, ohne dass jemand deswegen weint, und gleich nach Hause gehen kann, zwar ohne Kirschenkleidung, aber immerhin mit Quarkriegelchen.

Genau. Eben.

Kommen wir zum eigentlichenThema dieser Geschichte. Nach Monaten voller Vergesslichkeit und mangelnden Gelegenheiten habe ich es geschafft. Ich war im russischen Supermarkt und habe die von Frau Nessy so überaus gelobpreisten Quarkriegelchen gekauft.

Tatsächlich wusste ich, wo hier in Hanau ein russischer Supermarkt ist und habe auf dem Weg in die Stadt gleich mal da vorbeigeschaut. Selbstverständlicherweise wusste ich nicht mehr, wie die russischen Quarkriegelchen heißen (Sirok heißen sie wohl, das weiß ich jetzt wieder), ich wusste ja noch nicht mal, was genau ich mir vorzustellen hätte. Ich vermutete mal, dass sie zumindest irgendwie kühl gelagert werden müssten, wegen dem Quark in den Riegelchen. Ansonsten verließ ich mich darauf, dass ich die Dinger schon wiedererkennen würde, wenn ich sie sehen würde, Frau Nessy hatte ja Bilder gezeigt.

Nach drei Runden durch den kleinen Laden war ich ziemlich sicher, dass ich die Riegelchen hier nicht finden würde, gab mich aber noch nicht geschlagen. Wer weiß? Vielleicht gab es ja einen schlimmen Quarkriegelchenlieferungsengpass und nächste Woche würden wieder haufenweise Quarkriegelchen im Sortiment sein.

“Hallo, ich suche so Quarkriegelchen, ich weiß aber nicht mehr, wie die heißen”, sage ich zu der russischen Supermarktverkäuferin.

“Mit der Schokolade? Kommen Sie mit!” sagt die russische Supermarktverkäuferin und führt mich in den Hinterraum.

Der Hinterraum, so stellt sich raus, ist gar kein für Kunden verbotenes Lager, sondern der Standort der Gefriertruhen. Man darf hier also auch als Kunde rein.

“Hier”, sagt die russische Supermarktverkäuferin und zeigt auf die Quarkriegelchen-Abteilung der Gefriertruhe. “Das sind sie?”

“Jaja”, sage ich und nicke. Das sind sie, ich erkenne die Verpackung wieder. Mit dem Pinocchio vorne drauf, genau das war’s.

“Suchen Sie sich aus und kommen dann nach vorne”, sagt sie und verschwindet wieder in den Laden.

Vier verschiedene Verpackungen kann ich erkennen, Frau Nessy empfahl die mit Kondensmilch, Erdbeer klingt mir ein bisschen zu suspekt, also nehme ich Kondensmilch und die zwei anderen.

1,17 Euro kostet der Spaß, ich kriege ein kleines Tütchen, Kassenbon brauche ich nicht.

“Wissen Sie ja jetzt, wo die sind”, sagt die russische Supermarktverkäuferin noch. “Bis zum nächsten Mal.”

Bis zum nächsten Mal, genau. DIE WEISS DOCH GENAU, DASS SIE DA DROGEN VERKAUFT!

sirok

Sirok Kondensmilch

Am Abend probiere ich das erste, natürlich gleich mal das mit der Kondensmilch und HEISSA! WIE GROSSARTIG IST DAS DENN? Ich bin ja erwiesenermaßen ein Fan von süß, aber auch sehr von Quark und von gezuckerter Kondensmilch auch und alles zusammen und WOAH!

Es steht also fest, die blauen Quarkriegelchen sind schon mal super. Die anderen hebe ich mir für später auf. Frau Nessy lag vollkommen richtig, die machen süchtig. Jetzt muss ich noch den nächstgelegenen russischen Supermarkt in Essen finden.

Am gleichen Abend gibt’s auch noch Regenbogen über der Stadt. Ich steh also wieder am Fenster und knipse den Himmel über Hanau. Das mache ich sowieso oft, denn wenn man so eine Dachwohnung hat, da sieht man ja dauernd Himmel, Wolken und Flugzeuge und findet das alles ganz hinreißend. Aber Regenbogen sind mal oberhinreißend, vor allem, wenn sie ganz trotzig ausgerechnet über besonders hässlichen Gebäuden erscheinen. Das machen die doch extra.

Little Big Things: Caine’s Arcade

Das ist vielleicht das beste und schönste, was ich seit langem gesehen habe. Der 9-jährige Caine aus LA baut Karton-Spielautomaten neben dem Laden seines Vaters, hat aber ein bisschen mit dem Desinteresse der Laufkundschaft zu kämpfen. Bis Nirvan Mullick zur Caine’s Arcade kommt, einen Fun Pass kauft und das alles so toll findet, dass er einen Flashmob organisiert und einen wunderbare Film macht.

Und den Rest muss einfach selber sehen. Ich muss aber warnen: Wenn man wie ich so ein bisschen nah am Wasser gebaut ist, kann das schon passieren, dass man vor Rührung ein wenig ungraziös rumschnieft. Weil’s so toll ist, wie man mit kleinen Sachen so viel Freude verbreiten kann.

Caine’s Arcade from Nirvan Mullick on Vimeo.

Du bist nicht allein

Das Internet. Unendliche Weiten. Lauter bekloppte Leute. Und mittendrin ich.

Manchmal finde ich es ja schwer, die Leute zu beschreiben, die sich da mit mir im Internet tummeln. Sind das jetzt Freunde? Internetfreunde? Bekannte? Kontakte? Interessensverbandelte? Wer sind die da draußen? Die, deren Blogs ich lese, denen ich auf Twitter folge und die mir folgen, die auf meinem Blog Kommentare hinterlassen, mit denen ich über Bücher diskutiere, deren Bilder ich begucke? Wer sind die und warum gibt es denn kein vernünftiges Wort dafür?

Es ist ja so. Bei so Leuten wie mir, die sich für sehr viele, teilweise etwas seltsamere Dinge interessieren, ist das nicht immer so einfach mit dem ganzen Sozialkram. Was nicht heißen soll, dass ich generell nicht sozialverträglich bin, aber manchmal fragt man sich dann eben schon, ob’s noch andere Leute gibt, die so bekloppt sind wie ich.

Leute, die ihr Essen fotografieren und es im Zweifelsfall auch noch begeistert zeigen.

Leute, die irgendwie versuchen, fünfzig Serien in ihrem Freizeitplan unterzubringen.

Leute, die bei den Namen Joss Whedon, Stephen Fry, Neil Gaiman, Benedict Cumberbatch und Felicia Day nicht gucken wie Autos, sondern ein entzücktes Strahlen in den Augen kriegen.

Leute, denen man ein bisschen den Tag retten kann, wenn man ihnen Videos mit Faultieren oder Seeottern schickt. (Ich bin übrigens auch der Meinung, dass es zu wenig Videos mit Axolotl gibt, aber das nur am Rande.)

Leute, die ihre Kamera lieb haben und sie überall mitnehmen.

Leute, die Köln lieben oder alternativ das Ruhrgebiet und diese Liebe ganz laut im kund tun.

Leute, die es nicht komisch finden, ihren Alltag, ihre Interessen, ihre Kreativität, ihre Erlebnisse und gelegentlich auch ihre Befindlichkeiten mit fremden Leuten zu teilen.

Solche Leute eben. Solche Leute kenne ich im richtigen Leben, keine Sorge. Aber ich kenne sie auch im Internet, ohne dass ich dabei ernsthaft behaupten könnte, sie zu kennen. Wir haben uns ja noch nie getroffen, wir haben noch nicht mal gesprochen. Wer weiß, vielleicht fände ich manche von ihnen auch doof, wenn ich ihnen persönlich begegnen würde, obwohl ich das nicht glaube.

Was ich im Internet gelernt habe ist, dass ich mit meinen Beklopptheiten nicht allein bin. Dass andere Leute in anderen Städten genauso wie ich innerlich quiekend vor ihrem Rechner sitzen, weil da Faultiere auf dem Bildschirm sind. Oder Seeotter. Oder Seeotter, die aussehen wie Benedict Cumberbatch. Dass da Leute sind, die ihre Kamera überall dabei haben, nicht nur im Urlaub. Die ihr Essen fotografieren und ihren Alltag und das nicht doof und überflüssig finden. Dass andere Leute noch viel mehr Kochbücher haben als ich und genauso gerne und ausdauernd darin blättern.

Manche von diesen Leuten wohnen weit, weit weg, andere nicht so weit, manche ganz nah. Manche haben Kinder und manche nicht. Manche machen was mit Medien, manche was ganz anderes. Manche sind so alt wie ich, oder jünger oder älter. Vollkommen egal. Ich möchte sie alle gerne mal kennenlernen, damit ich nicht immer nach Worten suchen muss, wenn ich davon rede, nicht zu so seltsamen Formulierungen wie “die kenn ich aus dem Internet” greifen muss, sondern statt dessen sagen kann: “Die kenn ich. Und die sind toll.”

Und übrigens: Wer sich hier angesprochen fühlt, ist vermutlich auch gemeint.

Deutschland, deine Bahnhöfe: Frankfurt Flughafen Fernbahnhof

Pro: So schön neu und modern und sauber und fortschrittliche und mit tollem eigenen Geschäftskomplex, der auch aktuell noch weiter ausgebaut wird. Das kulinarische Angebot ist etwas gehoben, zumindest vom Anschein, mit richtigen Restaurants zum Sitzen und so. Und einen REWE City gibt’s auch. Voll praktisch. Tatsächlich ist der Fernbahnhof tierisch entspannt, hier ist so gut wie nie was los und alles mäandert so ein bisschen vor sich her. Weiterer Vorteil: Wenn einem jetzt Frankfurt nicht exotisch genug ist, kann man direkt zum Flughafen und von da aus ganz weit weg fliegen.

Contra: In Zügen aus Frankfurt sitzen die ganzen Leute, die in Frankfurt eingestiegen sind, schon drin. Die Chancen, ohne Reservierung einen Sitzplatz zu bekommen, sinken also. Außerdem ist der Weg vom Regionalbahnhof zum Fernbahnhof eine mittlere Katastrophe. Es ist zwar nicht ganz so weit, wie einem die Bahn weismachen will, aber immer noch weit genug und vor allem mit viel Treppenrauf- und runterlaufen. In New Work City fühlt man sich auch gerne mal underdressed, aber das passiert ja in Frankfurt generell schnell mal. Es gibt auch wenig Gründe, durch New Work City zu laufen, es sei denn, man hat gerade eh Zeit übrig und einen Fotoapparat dabei.

Geheimtipp: Im REWE City kann man prima noch seine Einkäufe erledigen, wenn man gerade noch ein paar Minuten über hat. Keine Ahnung, ob der teurer ist, auf jeden Fall ist er schon mal praktisch.

Besser nicht: Davon ausgehen, dass die Leute auf der Strecke zwischen Regional- und Fernbahnhof die besten Rolltreppenbenutzer wären. Die Disziplin, der man am Frankfurter Hauptbahnhof so begegnet, lässt am Flughafenbahnhof radikal nach und alle knubbeln sich nur. Ansonsten viel Spaß beim Treppenlaufen!

Die Tour: Vom Regionalbahnhof über viele, viele Treppen und Rolltreppen übers lustige Laufband zum Fernbahnhof, dort dann ein bisschen auf den ersten Etagen rumgeturnt, New Work City angeguckt und dann auf Gleis 6.

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Airport

Uhr

 

Laufbanddingens

Tunnel

Burgers

 

 

Newspaper

Plakate, bunt

New Work City

16

Bar

Bahnsteig

Schild

Hotspot

Bahnsteig II