Du bist nicht allein

Das Internet. Unendliche Weiten. Lauter bekloppte Leute. Und mittendrin ich.

Manchmal finde ich es ja schwer, die Leute zu beschreiben, die sich da mit mir im Internet tummeln. Sind das jetzt Freunde? Internetfreunde? Bekannte? Kontakte? Interessensverbandelte? Wer sind die da draußen? Die, deren Blogs ich lese, denen ich auf Twitter folge und die mir folgen, die auf meinem Blog Kommentare hinterlassen, mit denen ich über Bücher diskutiere, deren Bilder ich begucke? Wer sind die und warum gibt es denn kein vernünftiges Wort dafür?

Es ist ja so. Bei so Leuten wie mir, die sich für sehr viele, teilweise etwas seltsamere Dinge interessieren, ist das nicht immer so einfach mit dem ganzen Sozialkram. Was nicht heißen soll, dass ich generell nicht sozialverträglich bin, aber manchmal fragt man sich dann eben schon, ob’s noch andere Leute gibt, die so bekloppt sind wie ich.

Leute, die ihr Essen fotografieren und es im Zweifelsfall auch noch begeistert zeigen.

Leute, die irgendwie versuchen, fünfzig Serien in ihrem Freizeitplan unterzubringen.

Leute, die bei den Namen Joss Whedon, Stephen Fry, Neil Gaiman, Benedict Cumberbatch und Felicia Day nicht gucken wie Autos, sondern ein entzücktes Strahlen in den Augen kriegen.

Leute, denen man ein bisschen den Tag retten kann, wenn man ihnen Videos mit Faultieren oder Seeottern schickt. (Ich bin übrigens auch der Meinung, dass es zu wenig Videos mit Axolotl gibt, aber das nur am Rande.)

Leute, die ihre Kamera lieb haben und sie überall mitnehmen.

Leute, die Köln lieben oder alternativ das Ruhrgebiet und diese Liebe ganz laut im kund tun.

Leute, die es nicht komisch finden, ihren Alltag, ihre Interessen, ihre Kreativität, ihre Erlebnisse und gelegentlich auch ihre Befindlichkeiten mit fremden Leuten zu teilen.

Solche Leute eben. Solche Leute kenne ich im richtigen Leben, keine Sorge. Aber ich kenne sie auch im Internet, ohne dass ich dabei ernsthaft behaupten könnte, sie zu kennen. Wir haben uns ja noch nie getroffen, wir haben noch nicht mal gesprochen. Wer weiß, vielleicht fände ich manche von ihnen auch doof, wenn ich ihnen persönlich begegnen würde, obwohl ich das nicht glaube.

Was ich im Internet gelernt habe ist, dass ich mit meinen Beklopptheiten nicht allein bin. Dass andere Leute in anderen Städten genauso wie ich innerlich quiekend vor ihrem Rechner sitzen, weil da Faultiere auf dem Bildschirm sind. Oder Seeotter. Oder Seeotter, die aussehen wie Benedict Cumberbatch. Dass da Leute sind, die ihre Kamera überall dabei haben, nicht nur im Urlaub. Die ihr Essen fotografieren und ihren Alltag und das nicht doof und überflüssig finden. Dass andere Leute noch viel mehr Kochbücher haben als ich und genauso gerne und ausdauernd darin blättern.

Manche von diesen Leuten wohnen weit, weit weg, andere nicht so weit, manche ganz nah. Manche haben Kinder und manche nicht. Manche machen was mit Medien, manche was ganz anderes. Manche sind so alt wie ich, oder jünger oder älter. Vollkommen egal. Ich möchte sie alle gerne mal kennenlernen, damit ich nicht immer nach Worten suchen muss, wenn ich davon rede, nicht zu so seltsamen Formulierungen wie “die kenn ich aus dem Internet” greifen muss, sondern statt dessen sagen kann: “Die kenn ich. Und die sind toll.”

Und übrigens: Wer sich hier angesprochen fühlt, ist vermutlich auch gemeint.

7 Antworten auf „Du bist nicht allein“

    1. Neenee, es machen ja auch nicht alle alles, das wär ja total bekloppt. Aber du bist natürlich trotzdem ein Superbeispiel dafür, was für tolle Menschen sich so im Netz rumtreiben, auch wenn wir uns ja mittlerweile voll richtig kennen.

  1. Als ich mir den Text durchgelesen habe, musste ich schmunzeln und das, muss ich ehrlich sagen, tat mit im Moment richtig gut, danke! :)
    Ich fühle mich übrigens auch angesprochen :P

    1. Oh, das ist schön. Ich hab ja auch gehofft, dass sich andere Leute auch angesprochen fühlen, also nicht nur vom letzten Satz, sondern auch generell. Gut, dass es geklappt hat.

  2. Ich bin ja über Cumberbatch quasi erst Seeotter-Fan geworden.

    Und ansonsten: Ja. Ja genau. Diese Bekloppten retten seit einigen Jahren meine geistige Gesundheit. Die meisten von denen sind sogar super, wenn man sie „in echt“ kennen lernt. Bloß immer so weit weg.

  3. Wie schön! Das hier war irgendwie ein Vorab-Blogowski-Aufruf wie mir scheint…nur dass ich ihn erst jetzt finde.

    Liebe Anne…Du schreibst mir aus dem Herzen! Quiekend vorm Laptop sitzen, eine totale Kamera-Symbiose und eine große Stephen Frey Liebe, Millionen Futterfotos, zu viele Serien für zu wenig Zeit (seit vorgestern bei mir neu im Rennen: Alcatraz!) und alle möglichen behämmerten Tiervideos 4ever :)

    Und ja…auch ich bin mir eigtl. sicher: Die, die ich online-lieb hab, die würde ich auch im echten Leben mögen. Ganz sicher!

    Schöner Post!

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