Lieblingstweets im Mai (Teil 2)

Ab geht’s.

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Mehr Lieblingstweets gibt es hier.

Intellektuellenfernsehen

Ich hab die Staffel nicht geguckt, aber aus Gründen, die hier keiner erklären kann, läuft das Finale von Germany’s Next Top Model gerade auch in unserem Fernseher. Ansonsten wäre mir aber auch folgender Dialog entgangen, was kaum zu ertragen gewesen wäre.

Heidi: Und wie war’s?

Mädchen: Hat Spaß gemacht.

Heidi: Ja, war gut?

Mädchen: Hat Spaß gemacht.

Heidi: Woran hast du so gedacht?

Mädchen: Ans Spaß haben.

Heidi: Und, hat’s Spaß gemacht?

Mädchen: Ja.

ICH DENK MIR DAS NICHT AUS!

Gelesen: Da gewöhnze dich dran von Vanessa Giese

Cover

Ich verfolge ja die Geschichten von Frau Nessy schon länger mit allergrößter Begeisterung auf ihrem Blog. (An dieser Stelle sollte auch gleich mal gesagt werden: Wer den Blog von Frau Nessy noch nicht liest, der sollte exakt JETZT damit anfangen. Also noch nicht sofort jetzt vielleicht. Gleich. Nach diesem Artikel. Aber dann sofort.)

Umso überraschter war ich, als ich auf einmal erfuhr, dass sie ganz heimlich nebenbei und ohne ein Sterbenswörtchen zu verraten, ein Buch geschrieben hatte. Das kann sie nämlich auch besonders gut: Einem mit ihren Geschichten das Gefühl geben, man wäre mittendrin in ihrem Leben, und dann merkt man auf einmal, dass das nur ein winziger Bruchteil aus dem großen Nessy-Abenteuerleben zwischen Handball, Ghettonetto, Wombatsuppe und Bahnlauschangriffen ist, den man da mitkriegt. Dann ist man kurz beleidigt, aber dann geht’s auch schon wieder. Die Hauptsache ist ja, dass sie einen überhaupt teilhaben lässt und das eben mit einem wunderbaren Sinn fürs Detail, mit liebevollem Blick auf die Alltäglichkeiten und die Skurrilitäten und dass man nur froh sein darf und kein bisschen beleidigt.

Jetzt hat sie auf jeden Fall ein Buch geschrieben und das hatte ich letzte Woche im Briefkasten liegen und habe es in einem Atemzug inhaliert. Das ist natürlich gelogen, in Wahrheit hat es ein halbes Wochenende gedauert, aber es hat sich angefühlt wie ein Atemzug.

„Da gewöhnze dich dran“, sagt der Vermieter zu Nessy, als er ihr die Dachwohnung in Dortmund-Hörde zeigt. An die Wohnung mit Ausblick auf Dächer und das Loch, das mittlerweile ein See ist, an die Nachbarn mit dem kläffenden Hund und an Schmidtchen im Erdgeschoss, der Nessy nur „Etteken“ nennt und ein bisschen mit aufpasst, dass ihr nichts passiert, frisch eingetroffen aus dem Sauerland, neu im Ruhrgebiet, weg vom Land, rein in die Stadt.

Alles ist neu für Nessy, frisch getrennt von ihrem Freund mit Schützenkönigpotential (irgendwann zumindest), neue Wohnung, neue Stadt, neuer Job. Und nun? Das ist der Moment, wo die Liebe anfängt. Die Liebe zum Ruhrgebiet und vor allem zu den Leuten. Den Nachbarn, die Erbsensuppe vorbeibringen, den Arbeitskollegen, die sie zum Radeln auf der A40 und ins BVB-Stadion mitschleifen, den Handballhühnern, die Nessy vor der Vertragsunterzeichnung noch schnell warnen: „Wir sind ein bisschen asi.“

Überhaupt gilt immer wieder: „Da gewöhnze dich dran.“

Und Vanessa schreibt darüber so wundervoll, offen und ehrlich, herzerwärmend und liebevoll, witzig und detailverliebt*, dass man mit dem Lesen gar nicht aufhören möchte. Bis auf einmal das Buch zu Ende ist und man etwas verdattert aufguckt und „Und nun?“ fragt. Nun, das ist die Antwort, freut man sich auf die nächsten Blogeinträge auf ihrem Blog und schreibt eine Rezension, die andere Leute hoffentlich dazu animiert, zum Buchhändler des Vertrauens zu laufen und laut nach diesem Buch zu verlangen.

Auf der Webseite zum Buch findet man auch ein erfundenes Interview mit Nachbar Schmidtchen, das man unbedingt lesen sollte. Wer sich wie ich während der Lektüre doch das ein oder andere Mal fragt, ob dieses oder jenes wirklich so passiert ist und ob diese oder jene Person im wahren Leben wirklich existiert, der bekommt hier Antworten. So oder so ist aber auch egal, ob das jetzt genauso passiert ist oder nur genauso hätte passieren können, denn als Zugezogene kann ich nur bestätigen: So is dat hier.

Abba allet kein Ding, weil: Da gewöhnze dich dran.**

 

Zu kaufen hier bei Amazon oder zum Beispiel bei der Buchhandlung Schmitz in Essen-Werden

Webseite zum Buch (übrigens realisiert von Christian Fischer vom jawl)

*An dieser Stelle gingen mir ein bisschen die Adjektive aus.

**Im Gegensatz zu Frau Nessy bin ich etwas behindert, was die korrekte Wiedergabe von Ruhrgebiets- und anderen Dialekten angeht. Man möge mir dieses Defizit nachsehen. Ich habe mich bemüht.

Mehrere sehr gute Tipps, wie man sich als Social-Media-Kasper nicht komplett blamiert.

Das ist nicht der erste Beitrag, der zu diesem Schmuckstück deutscher Beraterschreibkunst geschrieben wurde, aber ich konnte die Finger leider doch nicht davon lassen.

Was bisher geschah: Wilko Steinhagen brachte mich via Twitter auf diesen Artikel, ich sprach eine dringende Leseempfehlung auf Facebook aus, der einige Leute folgten. Dann schrieb erst Ninia etwas darüber und dann Kiki. (Jetzt können Sie hier weiter lesen.)

„Tipps, wie sich Frauen in sozialen Netzwerken noch besser präsentieren“ bekommt man heute auf deutsche startups zu lesen, präsentiert von Peer Bieber, seines Zeichens Gründer von TalentFrogs.de, außerdem Berater, Social-Media-Experte und weiß-der-Teufel-was-noch. Wichtige Hinweise also, extra für uns Frauen, die wir ja schon einiges nicht ganz verkehrt machen, aber eben auch noch nicht alles ganz richtig. Aber dafür haben wir ja den Erklärpeer, der uns allen nur helfen will. Also uns Frauen. Männer brauchen das nicht. Oder jedenfalls nicht so doll.

Ich weiß gar nicht, wo man anfangen soll, den Artikel auseinanderzunehmen, denn er bietet so viele Ansätze, dass man sich gar nicht für den schönsten entscheiden kann.

Fangen wir mal bei den fünf Unterschieden an. Frauen laden weniger oft ein Profilbild hoch, sie tendieren eher dazu, ihre Softskills als die „harten Fakten“ zu benennen, sie interessieren sich in ihrer Freizeit für „klischeehaft weibliche“ Dinge, haben nicht so viele Kontakte und haben angeblich öfter (als Männer?) Lücken im Lebenslauf.

Nun gut, den ersten und letzten Punkt kann ich so aus meiner Erfahrung nicht bestätigen, allerdings bin ich auch kein Personaler und sichte nicht täglich hunderte von Lebensläufen und Bewerbungsschreiben. Mein Lebenslauf ist lückenlos, ich bin außerdem der letzte Mensch, der sich scheut, Bilder von mir hochzuladen, aber ich kann auch nur von mir selbst sprechen.

Dass ich nicht so viele Kontakte habe, wenn es denn so ist, liegt tatsächlich daran, dass mir nichts daran liegt, einen Kontaktberg von Leuten, die ich sowieso nicht kenne, anzuhäufen. Die Kontakte, die ich habe, und dazu zähle ich auch den ein oder anderen Recruiter, habe ich sorgsam ausgesucht. Ich gucke mir die Leute und ihre Profile eben an, wäge ab, ob mir der Kontakt zu dieser Person sinnvoll erscheint und drücke dann entweder auf „Bestätigen“ oder „Ignorieren“. Selbst wenn Peer Bieber mir weismachen will, dass sich potentiell JEDER Kontakt VIELLEICHT IRGENDWANN MAL als SUPERNÜTZLICH erweist, sorry, das mag in der Theorie total gut klingen. In der Praxis umgebe ich mich selbst auf eher professionellen Social-Network-Plattformen wie Xing oder LinkedIn bevorzugt mit Leuten, die ich auch irgendwie zuordnen kann, denn nur dann weiß ich auch, wann und warum es sich lohnen könnte, sie anzusprechen.

Dass mir das zum Nachteil gereichen könnte, zweifle ich an. Und die Recruiteranfragen der letzten Monate sprechen auch dagegen.

Da ich über keine nennenswerten sozialen Kompetenzen verfüge, erledigt sich der zweite Punkt für mich sowieso. Meine Liste ist voll mit Hard Skills. Aber man muss dann auch mal hinterfragen, mit was für einem Selbstverständnis Personaler und Recruiter ihre Arbeit machen, wenn sie über einfachste Filterkompetenzen nicht hinauskommen. Für meinen Beruf sind tatsächlich zunächst die harten Fakten sehr entscheidend, das fängt schon bei der Frage der Programmiersprache an. Bei vielen anderen Berufen sieht es aber anders aus. Auf was wird da bitte gefiltert? Word? Excel? Zehnfingerschreiben? Alles Dinge, die man heutzutage voraussetzen sollte und vermutlich sogar voraussetzen kann.

Mag sein, dass der Zustand, den Peer Bieber beschreibt, tatsächlich der Realität entspricht und es ratsam ist, sich schnell ein paar Hard Skills aus den Fingern zu saugen, um die filternden Personaler glücklich zu machen. Ich möchte dem Tipp, sein Profil in dieser Hinsicht zu überprüfen, noch nicht mal widersprechen, aber was für armselige Verhältnisse sind das denn bitte?

Anekdote am Rande: Ich sprach bei der letzten Jobsuche geschlagene anderthalb Stunden mit der Angestellten einer ziemlich großen Jobvermittlungsagentur. Wir gingen alle meine Skills durch, meine Vorstellungen von Aufgaben (Softwareentwicklung, am liebsten mit .NET bzw. C#) und Vertrag (festangestellt, Vollzeit), meine aktuelle Situation (festangestellt, zwei Monate Kündigungsfrist), alles im Detail, fast neunzig Minuten lang. Eines der ersten „Jobangebote“, die ich dann von dieser Agentur bekam, war für eine dreimonatige Projektarbeit mit JavaScript, Beginn in zwei Wochen. Nichts, aber auch GAR NICHTS von dem, was ich der Mitarbeiterin am Telefon erzählt hatte, kam bei diesem Angebot auch nur annähernd zum Tragen.

Was uns anekdotisch und exkursmäßig auch zu einer der Eingangsschockersätze bringt: Frauen können zwar super netzwerken (Lüge: Ich kann überhaupt nicht gut netzwerken!), aber wir kriegen drei Mal weniger Jobangebote. (Oder „Jobofferten“, wie Peer Bieber es auf beraterdeutsch ausdrückt.) Dazu muss aber vielleicht auch mal gesagt werden, dass nach meiner ganz persönlichen groben Schätzung auch zwei Drittel aller Jobangebote, die ich so bekomme, sehr zielsicher an meinem Profil vorbeigehen. Die Insistenz, mit der sich Recruiter an einzelnen Buzzwords festklammern, ohne sich das Gesamtprofil auch nur drei Sekunden lang anzugucken, ist schon beeindruckend und sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.

Aber weiter. Ich tanze nicht, und Yoga mache ich auch nicht. Würde ich meine Kerninteressen aufschreiben, so würde da „Lesen, Musik, Internet“ stehen. Wenig aussagekräftig, aber vermutlich zumindest nicht klischeehaft weiblich. Puh. Selbst „Kochen“ ist vermutlich ungefährlicher als „Reiten“, auch wenn „Kochen“ wahrscheinlich jeder von sich behaupten kann, während „Reiten“ tatsächlich sowas wie Disziplin und Ausdauer erfordert. Ganz schlimme Dinge also, im Berufsleben völlig fehl am Platz. Auch das, was ich vom Yoga so höre, scheint mir alles andere als harmlos zu sein und ich habe größten Respekt vor Leuten, die sich nach der Arbeit noch eine Stunde die Muskeln verdehnen, während ich nur auf dem Sofa rumliege und mich für „Politik und Wirtschaft“ interessiere, mich also auf Twitter über „Hart aber fair“ lustig mache.

Auch hier will Peer Bieber vielleicht gar nichts Böses. Er will wirklich nur helfen. Es bleibt sogar zu befürchten, dass er recht hat. Aber auch darauf gibt es nur eine vernünftige Reaktion: WIE BESCHEUERT IST DAS DENN BITTE? Wie billig denken denn Berater, Personaler, Recruiter und wie sie sich noch so nennen, wenn ihnen bei Tanzen, Yoga und Reiten nichts besseres einfällt als die ältesten Klischees der Welt auszupacken? An welcher Stelle gibt es irgendein stichhaltiges Argument dafür, dass „Tanzen“ schlechter ist als „Fitness“, „Reiten“ schlechter als „Schwimmen“ und „Yoga“ blöder als „Golf“? Wer hat das entschieden und vor allem WARUM ZUR HÖLLE HAT DEN NIEMAND SOFORT MINUTENLANG AUSGELACHT?

Noch wichtiger: Wird mir hier wirklich erzählt, dass sich das System eben nicht an mich anpasst und ich mich dementsprechend bitteschön ans System anzupassen habe? Als guter Tipp? Tanzen und Yoga als die ultimative Erklärung dafür, warum Frauen halt keine Karriere machen können? Weil wir die fucking falschen Hobbys haben?

Wäre ich Berater, ich hätte an dieser Stelle zumindest zugegeben, dass das alles bevormundender Patriarchen-Bullshit ist, aber man sich eben selber überlegen muss, ob man das Spielchen mitmacht oder nicht. Soviel Ehrlichkeit sollte machbar sein.

Apropos Ehrlichkeit. Nachdem Peer Bieber uns also gesagt hat, dass wir ein ordentliches und professionelles Bild von uns hochladen, bitte schön keine Lücken im Lebenslauf haben sollten, uns ein paar Hard Skills aus den Fingern saugen und unsere Interessen noch mal gründlichst auf ihre Karrieretauglichkeit überprüfen sollten, kommt er mit dem ultimativen Social-Network-Tipp: Ehrlich bleiben. Denn es fällt selbstverständlich sofort auf, wenn man etwas erfindet, übertreibt oder anderweitig nicht so ganz die Wahrheit gesagt hat.

An welcher Stelle das ein besonderer Tipp für Frauen sein soll, die ja, wie Peer Bieber selber feststellt, eher zu Untertreibungen neigen und ihr Licht gerne mal unter den Scheffel stellen, bleibt unklar. Und auch dieser Tipp ist ja nicht prinzipiell verkehrt, er hat nur nichts und wieder nichts mit den Problemen von Frauen auf Social-Network-Plattformen zu tun. Es ist ein Hinweis, den jeder beherzigen sollte. Nicht nur bei der Jobsuche, sondern eigentlich so generell im Leben. Es ist außerdem ein Hinweis, der quasi im direkten Widerspruch zu den Ratschlägen steht, sich doch bitte einen lückenlosen Lebenslauf zurecht zu basteln, bei der Angabe der Interessen im Zweifelsfall nicht so ganz die Wahrheit zu sagen und doch bitte auch jeden Hansel als Kontakt zu bestätigen, damit es aussieht, als wäre man mit der ganzen Welt vernetzwerkt und ultrawichtig.

Was Peer Bieber in diesem hilfreichen Artikel präsentiert ist ein Sammelsurium von Selbstverständlichkeiten, die für Männer und Frauen gleichermaßen gelten und Unverschämtheiten, die zwar vielleicht in der Realität wirklich so stimmen, aber trotzdem genau das bleiben: Unverschämtheiten.

Was noch zu sagen bleibt, sind zwei Sachen: In einer Welt, in der Personaler tatsächlich so agieren, wie es Peer Bieber hier beschreibt, bleibt zu hoffen, dass ein ehrliches Profil, das meine Person zeigt und kein auf einen gestrigen Karrierepfad getrimmten Kunstmenschen, eben genau die Personaler und Recruiter geschickt aussiebt, die sowieso kein passendes Jobangebot für mich gehabt hätten. Auch bei der Jobsuche gibt es zwei Seiten, und es ist nicht nur der Arbeitgeber, der entscheidet, ob ich zu ihm passe, sondern auch ich, die entscheidet, ob der Arbeitgeber zu mir passt.

Und zweitens habe ich noch einen verdammt guten Tipp für Peer Bieber: Zeichensetzung ist dein Freund. Immer. Vor allem aber, wenn ich mich als Firmengründer und Experte auf einer professionellen Seite mit einem fachlichen Artikel präsentiere. Ich sag ja nur.

Spontanlyrik

Gedanken einer Eule, zum Lerchendasein verdammt, an einem besonders schlimmen Tag

In meinem Körper haust ein Wach,
doch schläft er meist den ganzen Tach.
Nur abends, wenn ich schlafen will,
ist er nicht still.

 

(Lyrik aus, Applaus, Applaus, und dann nach Haus.)

Kreuzberg, Street Art und ähnlicher Unfug

Ich kannte Berlin ja immer nur im Winter. Anders gesagt: Ich kannte Berlin bis vor ein paar Wochen nur in dunkel, kalt und verregnet. Umso mehr hab ich mich gefreut, dass die güldene „Wenn ich Urlaub habe, ist schönes Wetter“-Regel auch dieses Mal funktioniert hat und für die Tage der re:publica geradezu unverschämt sommerliche Temperaturen vorhergesagt wurden.

So liefen wir dann schon am Sonntagnachmittag ohne Mäntel oder ähnliches hinderliches Gedöns an der East Side Gallery entlang und dann auf zumindest für Berlinnichtkenner wie mich eher verschlungenen Pfaden über die Oberbaumbrücke (laut Privat-Berlinstadtführerin Sandra „die schönste Brücke Berlins, wennich vonne Welt“) und dann quer durch Kreuzberg, vorbei am Kottbusser Tor, das ich mir immer ganz anders vorgestellt habe, also vor allem irgendwie schöner, ich meine, Kottbusser Tor, das klingt doch schon so.

—-

Gesprächsauszug.

Ich: Also, das Kottbusser Tor hab ich mir immer ganz anders vorgestellt.

Sandra: Ja, aber wie denn?

Ich: Schöner?

Sandra: Hörst du mir eigentlich nie zu, wenn ich irgendwas erzähle?

Ich: Nicht immer, manchmal seh ich auch nur so aus. Ich verrat euch jetzt ein Geheimnis: Wenn ich nur nicke und so „Hm“ und „Aha“ sage, dann liegen die Chancen, dass ich gerade an was ganz anderes denke, ziemlich gut.

Auch an dieser Stelle danke ich Sandra und Doreen noch mal dafür, dass sie selbst ob dieser Geständnisse anscheinend immer noch mit mir befreundet sein wollen. Oder zumindest sehr glaubhaft so tun, als ob.

—-

Jedenfalls vorbei am Kottbusser Tor, Nüsschen kaufen beim Nüsschen-Türken und dann zurück ins Hotel und Nüsschen auf der Terrasse essen. Was man auf dem Weg prima tun kann. Street Art fotografieren. Die ist da nämlich überall. Außerdem: Bahnen gucken. Aber das hatten wir schon.

East Side Hotel

Spree

FISCHIES!

Bunt

Street Art oder so

Wetter

Auch Street Art

 Haus

Irgendwo am Kotti

Kotti

Noch'n Haus

Mehr Wetter

Hasen-Street-Art

Handtuchtag

„Am 25. Mai ist ja Tag des Handtuchs“, sagt der Mann am Pfingstmontag.

Ich stutze. Für semi-geheimes Geekwissen bin in dieser Beziehung eigentlich ich zuständig. Woher weiß er das denn jetzt? Von mir schon mal nicht.

„Aha“, sage ich. „Aha.“

Und dann nach einer kleinen Denkpause: „Wer hat dir das überhaupt erzählt?“

„Der R. letztens.“

„Aber du weißt schon, worum’s geht, oder?“

„Na ja, Tag des Handtuchs eben. Heute ist ja auch Mühlentag. Dann gibt’s eben auch Tag des Handtuchs.“

Ha! Ich triumphiere innerlich. Gefährliches Halbwissen. Das kann ich besser.

„Das ist der Geburtstag von Douglas Adams“, sage ich. „Der mit dem Anhalter durch die Galaxis.“

„Und was hat das jetzt mit Handtüchern zu tun?“

„Weil im Anhalter durch die Galaxis steht, dass man auf jeden Fall immer ein Handtuch dabei haben soll.“

Schweigen. Brötchenkauen. Ich befürchte Schlimmes und tippe schnell auf meinem Handy rum.

„Na ja, stimmt so nicht ganz“, gebe ich etwas kleinlaut zu. „Ist gar nicht der Geburtstag gewesen, sondern ein zufälliges Datum.

„Ha!“ sagt der Mann. „Aber erst mal hier auf dicke Hose machen.“

„ABER DER REST STIMMT!“ sage ich.

—-

Gestern Abend sind wir zum Fußballgucken verabredet. Ich war noch Knabberzeugs kaufen, während der Mann einen Kollegen abholen fuhr.

„Sag mal“, fragt der Mann, als ich ankomme. „Was soll das eigentlich mit dem Handtuch? Hab ich mich heute Mittag schon gefragt.“

Ich grinse.

„Handtuchtag!“ sagt Doreen.

„Ich dachte, da kommst du von allein drauf“, sage ich.

—-

Am 25. Mai ist Handtuchtag, denn die erste Regel im Anhalter durch die Galaxis ist, dass man immer sein Handtuch dabei haben sollte. Man weiß nie, wofür man’s brauchen kann. Douglas Adams ist einer dieser Menschen, deren Tod mich nachhaltig schockiert hat. Ich finde das immer noch nicht okay. Deswegen packte ich gestern mein Handtuch ein und lief damit durch die Gegend.

Konkrete Einsatzmöglichkeiten gab es zwar keine, aber ich konnte es mir in der zweiten Halbzeit des Finalspiels immerhin regelmäßig über den Kopf ziehen, um die Spannung auszuhalten. Das ist ja auch schon mal was. Und wie so ein Tag mit Handtuch aussieht, das ist hier dokumentiert.

Handtuch 1

Das Handtuch und ich auf dem Weg in die Stadt.

Handtuch 2

Das Handtuch und ich in der U-Bahn-Station.

Handtuch 3

Das Handtuch im Einkaufszentrum.

Handtuch 4

Das Handtuch beim Mittagessen.

Handtuch 5

Das Handtuch im Buchladen.

Handtuch 6

Das Handtuch und ich warten auf die Bahn.

Handtuch 7

Das Handtuch in der Bahn.

Handtuch 8

Das Handtuch und ich auf dem Weg zum Fußballgucken.

Handtuch 9

Das Handtuch auf der Rolltreppe zum Supermarkt.

Handtuch 10

Das Handtuch beim Fußballgucken.

Handtuch 11

Das Handtuch und ich am Ende des Handtuchtages. Erschöpft, aber glücklich.

(So long, and thanks for all the fish.)

Der obligatorische, wenn auch etwas verspätete re:publica-Artikel.

re:publica, genau. Da war ich ja auch noch.

Es gibt viele Gründe, warum ich so lange damit gebraucht habe, darüber zu schreiben, aber der wichtigste und schwerwiegendste war wohl der, dass ich ein bisschen Abstand brauchte, um mich angemessen davon zu erholen. Es war alles ein bisschen viel.

Es war eben auch meine erste re:publica und auch wenn ich mich auf Konferenzen ja ganz gut schlage, das hier war etwas ganz anderes. Ich kannte ja jeden. Na ja, nicht jeden. Eigentlich nur einen Bruchteil. Aber ein Bruchteil von 5000 Menschen reicht ja immer noch locker aus, um mich völlig aus der Bahn zu werfen.

Ich werde auch gar nicht mehr viel über die Sessions schreiben, ich war pro Tag sowieso nur in ungefähr vier Sessions, den Rest der Zeit habe ich mit Leuten geredet oder irgendwo gesessen und einfach nur geguckt. Zwischen sechs und sieben Uhr abends habe ich sehr zuverlässig fluchtartig das Konferenzgelände verlassen, ich habe keine einzige der wunderbare Abendsessions gesehen, weil ich nicht mehr konnte, nicht mehr wollte.

Gleichzeitig habe ich die drei Tage im höchsten Maße genossen, ich habe mich über die ganzen Internetmenschen gefreut, die ich endlich mal treffen durfte, habe eher mäßige und eher tolle Vorträge gesehen, zum ersten Mal Club Mate getrunken (und sofort gemocht), und ebenso konfuse wie tolle Pläne geschmiedet.

Es war alles in allem überwältigend, und das war vielleicht auch der Grund, warum ich es nicht länger als acht Stunden pro Tag ausgehalten habe und am dritten Tag deutlich geschwächelt habe, was die soziale Interaktion anging, was vor allem der arme Dentaku und Yolande abgekriegt haben, wofür ich mich nachträglich noch mal entschuldigen möchte. Es lag nicht an euch, es lag an mir. Ich war gleichzeitig übervoll und sehr, sehr leer. (Nachtrag: Doreen sagte irgendwann, man würde mir auch ansehen, dass ich nicht mehr so richtig dabei wäre. An dieser Stelle möchte ich auch noch mal Doreen und Sandra dafür danken, dass sie erstens mit nach Berlin kamen, alleine hätte ich mich nämlich gar nicht getraut und zweitens, dass sie die drei Tage mit meinem überforderten und abwechselnd hyperaktiven und geistesabwesenden Ich so bravourös und verständnisvoll ausgehalten haben.)

Weil ansonsten auch schon fast alles gesagt wurde, was auf der re:publica passiert ist, hier meine persönlichen Highlights:

  • Jeder, der auf mich zukam und „Ich wollte nur mal Hallo sagen“ sagte.
  • Und jeder, auf den ich zukam und „Ich wollte nur mal Hallo sagen“ sagte.
  • Das Wetter. Aber ich hatte ja auch Urlaub, da muss das so.
  • Berlin. So allgemein. Berlin bei schönem Wetter im Mai im Besonderen.
  • Die Pappkisten. Jede einzelne davon. Mehr Pappkisten für die Welt.
  • Der beleuchtete Würfel auf Stage 1. Hätte ich gerne für zu Hause für zum Draufstarren.

Der netteste Mensch auf der ganzen re:publica war übrigens die Kaltmamsell. Ich habe selten in meinem Leben jemanden getroffen, der so viel Sympathie und Nettigkeit ausstrahlt. Und das will was heißen, denn schon allein auf der re:publica waren unglaublich viele wahnsinnig nette Menschen. Trotzdem gehörten zu den drei meistgeäußerten Sätzen meinerseits neben „Ich glaub, ich bin durch für heute.“ und „Das ist hier alles total toll, aber auch unglaublich anstrengend und meinetwegen können wir jetzt auch gehen.“ der Satz „Also, aber der netteste Mensch auf der re:publica ist ganz sicher die Kaltmamsell. Die ist so nett, ich weiß gar nicht, wie das geht.

Am Schluss war ich froh, wieder in der richtigen Welt anzukommen, in einer Welt, wo die Chance, dass der Sitznachbar twittert weniger als zehn Prozent ist. Drei Tage Filterbubble ist toll, aber drei Tage sind auch genug. Für den Rest des Jahres darf die Filterbubble mehrheitlich in meinem Computer wohnen (gelegentliche Ausnahmen sind selbstverständlich immer willkommen).

Aber es ist gut möglich, dass ich im nächsten Jahr wieder dabei bin, schon allein wegen der konfusen, aber tollen Pläne, die geschmiedet wurden. Und auch sonst.

ESC 2013 – Same Procedure as Every Year

Whisky

Es war schon ein bisschen anstrengend. Lesen, schreiben, hören, gucken, lesen, antworten, dem Mann die lustigsten Tweets vorlesen. Aber es war auch seit langem der schönste Eurovision Song Contest. Nicht zwingend wegen der Musik, sondern, weil wirklich meine gesamte Timeline dabei war. Früher hab ich mich immer gefragt, wo die ganzen anderen Leute sind, die dieses seltsame Spektakel Jahr für Jahr (in meinem Fall spätestens seit 1995) am Fernseher verfolgen. Jetzt weiß ich’s.

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Und dann der Horror. Pünktlich zur Punktevergabe, dem Höhepunkt der ganzen Veranstaltung, DURFTE ICH NICHT MEHR TWITTERN! Zu viel getwittert, sagte Twitter. Versuch’s doch in ein paar Stunden noch mal, sagte Twitter. JA WISSEN DIE DENN NICHT, DASS ESC IST? Noch nicht mal freikaufen konnte man sich. Nur verwirrt auf den Rechner gucken, innerlich toben und ein paar verzweifelte Statusmeldungen zu Facebook senden. Um Mitternacht ging es dann wieder, da war dann auch sowohl der Sekt als auch der Rotwein alle und ich musste zu Whisky greifen. (Frau Gröner ging’s übrigens genauso.)

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Wir waren übrigens für Ungarn. Wer sich also fragt, von wem die 12 Punkte aus Deutschland nach Ungarn kommen, da war yours truly nicht ganz unbeteiligt. Der deutsche Beitrag war leider so abgekupfert, dass ich mich zwischendurch ein bisschen geschämt habe. Ist das keinem aufgefallen oder haben die geglaubt, dass das sonst keinem auffällt? Es bleibt ein kleines Rätsel. Ebenso wie der Sieg der Dänen. Aber mein Gott, was soll’s? Beim Eurovision Song Contest gewinnt eh so gut wie nie irgendwas, was ich gut finde. Aber Spaß hatten wir trotzdem.

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Immerhin: Ich hab – zumindest in meiner Timeline – als erste „HODOR!“ gebrüllt. In diesem Sinne: Sláinte! Und bis zum nächsten Jahr.

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Und noch was:

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