Anne disst das Internet: Twitter und der Follow Friday

Frau Schöner bat mich aus aktuellem Anlass darum, mal zu erklären, was es denn mit diesem #ff-Hashtag auf Twitter so auf sich hätte. Nun ja. Nach einigem Hin und Her und Tweets wie den folgenden mach ich das dann wider besseres Wissen mal.

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Das Problem ist nämlich: Ich glaube nicht an den Follow Friday. Auch, wenn ich schon das ein oder andere Mal an diesem Ereignis partizipiert habe*, halte ich dieses Meme für eines der überschätztesten Internetphänomene, die ich kenne. Ich weiß nicht, warum Leute es tun und ich verstehe nicht, wie sie damit umgehen. Es ist ein Rätsel, das mich vermutlich auf ewig umtreiben wird, da die Leute erst aufhören werden, an Freitagen (und übrigens auch an beliebigen anderen Wochentagen, aber trotzdem immer mit dem Hashtag #ff) irgendwelche Twitterempfehlungen in anderer Leute Timelines zu pusten, wenn es Twitter nicht mehr gibt.

Aber, um dem Ruf dieses Blogs als Internetaufklärungsblogs nicht zu schaden, hier nun zunächst, worum es eigentlich geht.

Woche für Woche schreiben Menschen im Internet seltsame Tweets, die hauptsächlich aus Mentions und dem kurzen Hashtag #ff bestehen. Das #ff steht dabei für „Follow Friday“ oder eben „Folgefreitag“ (die deutsche Übersetzung hab ich mir gerade ausgedacht). Sinn des Manövers soll sein, die eigenen Follower dazu zu bewegen, den genannten Leuten, die man aus Gründen A bis X irgendwie gut findet, ebenfalls zu folgen. Den Follow Friday gibt es seit Januar 2009** und wurde von Micah Baldwin ins Leben gerufen, womit wir auch den Rechercheteil dieses Artikels abgehakt hätten und wieder etwas schlauer sind. Ein prinzipiell erstmal nettes und auf den ersten Blick durchaus selbstloses Spielchen, da kann man ja nichts gegen sagen.

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Stimmt auch. Es ist aber leider auch nicht nur nett und selbstlos, sondern meistens auch äußerst sinnlos. Ich kann mich nicht erinnern, nach irgendeinem #ff-Tweet, in dem ich genannt wurde, mit Neufollowern überschwemmt worden zu sein. Genauso wenig glaube ich, dass nach einem #ff-Tweet meinerseits irgendein glücklicher Mensch mit einem Übermaß an Folgeinteressierten konfrontiert wurde. Darüber hinaus habe ich eine ganz schlimme Allergie gegen Tweets, die hauptsächlich aus Mentions und Hashtags bestehen, sofern sie nicht organisch (z.B. durch eine Diskussion mit mehreren Teilnehmern) entstanden sind.

#ff-Tweets machen meiner Meinung nach exakt zwei Menschen glücklich und zufrieden, nämlich den Genannten und den Benenner. Der Genannte freut sich, weil jemand öffentlich mitteilte „Guckt euch den an, der ist gut“, der Benenner fühlt sich gut, weil er für jemand anderes was Nettes gemacht hat. In diesem Sinne ist gegen den Follow Friday eigentlich auch nichts zu sagen. Wenn nach 140 Zeichen (oder weniger) zwei Menschen ein bisschen glücklicher sind, ist das okay.

Ich ignoriere #ff-Tweets in geschätzt 99 Prozent aller Fälle. Taucht mein Twitterhandle in einem Tweet auf, dann freue ich mich ehrlich, und bedanke mich artig beim Verfasser. Letzteres vergesse ich manchmal, das ist dann aber nicht böse gemeint, sondern nur meiner außerordentlichen Faulheit zu verschulden. Meine Aufmerksamkeit erreicht man eher, in dem man sich ein wie auch immer aus den Fingern gesaugtes Argument ausdenkt, warum ich diesem oder jenem unbedingt folgen sollte oder indem man in einem kurzen Zeitraum einige der besten Tweets des Folgewürdigen retweetet, und mir so ein hübsches Portfolio dessen, was mich erwartet, präsentiert. Anders gesagt: Es ist nicht davon auszugehen, dass ich eine Liste von sechs bis zehn Twitterern durchklicke, und mir jeweils die Tweets der letzten Tage durchlese. Ich mach schon viel sinnlosen Quatsch in diesem Internet, aber irgendwo ist auch mal Schluss.

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Ein Beispiel für ein durchaus schlüssiges Argument, warum man Kiki folgen sollte. Ihr solltet übrigens Kiki folgen. Der Tweet wurde zu allem Überfluss noch nicht mal an einem Freitag geschrieben. Ich Rebell.

Nachdem ich also erklärt habe, was dieses lustige #ff soll, wofür es steht, worum es geht, woher es kommt und warum ich es für überflüssig halte, darf sich wie immer jeder seine eigene Meinung bilden.

Und nicht vergessen: Schon in sechs Tagen ist wieder Freitag! EMPFEHLT MICH! ICH BIN SEHR WITZIG!***

 

* Ich sage das schon mal vorsorglich, weil sich sonst noch jemand die Mühe macht, einen #ff-Tweet von mir rauszusuchen, um ihn mir mit einem „SIEHSTE! DU AUCH!“ vor die virtuelle Nase zu halten. Ja. Ich vermutlich auch. Aber wir machen alle Fehler.

** Also ungefähr so alt wie mein Twitteraccount. Ich hoffe, das ist Zufall.

*** Ich schlage folgenden Text vor: „Folgt @anneschuessler, sie ist nicht nur charmant und überaus witzig, sie hält auch den #ff für den größten Unsinn, den es auf Twitter gibt.“

7 Antworten auf „Anne disst das Internet: Twitter und der Follow Friday“

  1. Warum sollte dich jetzt das halbe Internet hassen? So richtig neu ist diese Kritik am Follow Friday ja nicht, sondern ebenso alt wie der Follow Friday selbst.

    Die Krux der meisten Follow Friday-Tweets ist ja auch, dass nur viele Twitter-Handles in einen Tweet gequetscht werden, man aber keine Informationen erhält warum man Person X folgen sollte. Ausserdem müssen die Motive für den anderer Twitter-User Person X zu folgen, keine Bedeutung für andere haben …
    In so fern: Ja der #ff ist überflüssig und allerhöchstens eine Form der gegenseitigen Nettigkeit.

    1. Das mit der halben Twittergemeinde war auch eher witzig gemeint, allerdings sehe ich noch ausreichend viele von diesen „Folgt diesen acht Personen“-Tweets, als dass sich nicht der ein oder andere angesprochen fühlen könnte. (Wobei man auch hier sagen muss: Nur weil ich diese Tweets doof finde, heißt das nicht, dass ich auch den Menschen dahinter doof finde.) Und genau deine Kritik teile ich ja. Ich lasse mir gerne andere Twitterer empfehlen, aber eben nicht so.

  2. Danke, liebe Anne. Du hast recht, als Du mal vor ein paar Monaten (Wochen?) dazu aufgerufen hast Kiki zu folgen, damit sie 500 Follower bekommt, habe ich darauf sofort reagiert. Auf einen #ff noch nie. Du hast auch damit recht, dass ein #ff zwei Leute glücklich macht (und mir der gestern tatsächlich zwei neue Follower gebracht hat, das aber nur am Rande).

  3. Es gibt zwei Gründe für Massen-#FFs:
    1. Man möchte Leute grüßen und/oder sagen, dass man sie gut findet.
    2. Man erhofft sich Retweets und Re-#FFs, um seinen Klout-Score zu steigern.

    Ich denke mal über deine Kritik nach. Vielleicht macht es tatsächlich mehr Sinn, die Folgeempfehlung zu begründen und damit auch den Massengrußfaktor rauszunehmen.

  4. Zunächst mal vielen Dank für das schwungvolle Rühren der Werbetrommel. Ich bin gerührt. :)

    Was den #ff angeht, so bin ich gespalten: Gelegentlich wurde ich von Leuten empfohlen, die mir gern folgen, denen ich aber nicht folge, weil ich ihre Tweets bzw. Themen einfach nicht interessant finde. Das betrifft hauptsächlich (aber nicht nur) Menschen aus der Social-Marketing-Gedöns Fraktion (die übrigens ausserdem auch fast immer die maximal mögliche Anzahl an Empfehlungen in ihre #ff Tweets stopfen). Das können supernette Menschen sein, mit denen ich mich offline prima unterhalten kann, aber in meiner Timeline stören die einfach mit ihren Links auf Fachartikel, die sie entweder selbst geschrieben haben, oder ansonsten Sascha Lobo oder Nico Lumma oder solche Koryphäen. Und Links zu deren Artikeln zu twittern ist wie auf einem Open Air Festival das Wetter durchzusagen, wie mal jemand getwittert hat.

    Da wirst du dann von jemandem empfohlen dem du selbst nicht folgst und kriegst sofort ein schlechtes Gewissen. Aber ich halte nichts von Mitleidsf*cks Mitleidsverfolgung: ich bin hauptsächlich auf Twitter, um Spaß und Freude zu haben und möglichst selbst zu verbreiten.

    Andererseits gucke ich mir sehr wohl an, wer mir oder mit mir zusammen empfohlen wird, denn daß die Empfehlenden guten Geschmack haben, beweisen sie ja u.a. dadurch, daß sie mir folgen (ahem). So habe ich auch schon viele gute Accounts gefunden, zuletzt nach Johannes’ Empfehlung (nochmals vielen Dank).

    Die Einzelempfehlung mit Begründung, quer durch die Woche finde ich aber definitiv besser und sinnvoller.

  5. Hallo Anne,

    das finde ich sehr gut erklärt – Massen #ffs überlese ich auch, gezielte, liebevolle Einzelempfehlungen von Leuten, die ich gerne lese, schaue ich mir schon mal an. Aber selbst da ist es eher selten so, dass ich tatsächlich folge, denn Geschmäcker sind halt doch verschieden.

    Die meisten Neu-Follower bekomme ich über Retweets und Einbettungen in „Liebelingstweets“, glaube ich. (Das wäre vielleicht noch mal ein separater Artikel…)

    Und die meisten Accounts, denen ich folge, fand ich über Retweets in meiner TL und Unterhaltungen, in die mehrere Mentions eingebettet waren. Sozusagen eine Erweiterung des Gesprächs, zu der man eingeladen wird oder selbst stösst.

    Und natürlich freut man sich, wenn jemand ein #ff ausspricht, das mit netten Worten garniert ist. Das ist ein bisschen wie Blumen. :)

    Herzlichen Gruss vom Bodensee, Christine

  6. Hallo Anne,
    ich bin gerade durch Zufall über die Twitter-Liste GegenMainstream/Online-Socialmedia auf deinen Blogbeitrag über den Unsinn vom FollowFriday aufmerksam geworden. Ich denke, du bringst mit dieser berechtigten Kritik nicht die Twitterati gegen Dich auf und bin Dir als regelmäßiger #FF-Empfehler nicht böse.
    Ich denke es kommt einfach darauf an, was man höher gewichtet. Mir persönlich ist es egal, wenn mir wegen einem #FF folgt, denn mir geht es um die damit zum Ausdruck gebrachte „Bewunderung“.
    Ab und an passiert es tatsächlich mal, dass dann ein Follower überspringt. Dann freu ich mich immer sehr.

    Viele Grüße,
    Christopher

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