Lyrikpostkarte VI – Ein Leuchtturm auf Reise

Mit der Leuchtturmkarte von Quint Buchholz habe ich gekämpft. Ewig steckte sie in der Hülle des eReaders. In Frankreich reimte ich dann irgendwann vorm Einschlafen rum, war total begeistert, schrieb natürlich nichts auf und hatte am nächsten Morgen fast alles wieder vergessen. (Das, was ich doch noch erinnerte, hat es dann auch gar nicht ins Gedicht geschafft, so geht das manchmal.)

Irgendwie hat es dann aber doch geklappt. Im Park, bei schönstem Sonnenschein schaffte ich den größten Teil,  zu Hause feilte ich noch ein bisschen rum und dann war’s gut. Ich möchte auch nichts davon hören, dass im Gedicht etwas von Felsenküsten steht, auf dem Bild aber eindeutig flacher Sandstrand zu sehen ist und berufe mich auf künstlerische Freiheit und die Limitation der schönen Reimkombinationen.

Die Karte ging dann an Familie Buddenbohm, die zu diesem Zeitpunkt irgendwo in Norddeutschland am Meer rumurlaubte. Bei dem Motiv ging es ja auch gar nicht anders.

Lyrikpostkarte VI

Lyrikpostkarte VI

Nun wachst du auf und siehst sofort
den Küstenleuchtturmschwertransport.

Ein Schiff,
das Meer,
ein Leuchtturm
– quer?

Es ist kein Traum und kaum zu glauben,
doch siehst du da mit eig’nen Augen
(vielleicht nur dieses eine Mal):
Rot-weißer Turm, horizontal.

Und knapp über den Felsenküsten,
wo sonst vor allem Möwen nisten,
da steh’n beratend die Touristen
und tun, als ob Details sie wüssten.

(Sie wissen selbstverständlich nichts,
das weißt du ganz genau,
sie spekulier’n nur wild herum
und gucken dabei schlau.)

Und das Mysterium der Reise
erklärt sich auf ganz simple Weise:
Der Wärter fand den Standort öd,
die immer gleiche Aussicht blöd.

So schafft viel Jammer und Verdruss
(und hiermit kommen wir zum Schluss),
dass nun ein Leuchtturm umzieh’n muss.

3 Antworten auf „Lyrikpostkarte VI – Ein Leuchtturm auf Reise“

  1. Toll, toll, toll!
    Echt jetzt!
    (Und wie lahm ich doch bin, hatte ich doch genau diese Karte ursprünglich auch gekauft, um mich bei dir mit einem ebenbürtigem Gedicht für deine Lyrikpostkarte zu bedanken. Leider bin ich eine Graupe.)

    1. Ach, man kann ja bestimmt unendlich viele Gedichte zu einer Postkarte schreiben. Du musst jetzt nur ganz schnell vergessen, was ich mir dazu ausgedacht habe. (Und: Hui, wie toll!)

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