Anne erklärt das Internet: Der oder das Blog?

Ich versuche, die Diskussion, die sich um die Frage „Der oder das Blog?“ rankt, mal mit einer kleinen Analogie nachzubauen. Stellen wir uns folgende Szene vor: Drei Freunde, nennen wir sie A, B und C sitzen zusammen am Frühstückstisch und frühstücken friedlich und harmonisch vor sich hin.

A: Gib mir doch mal bitte das Nutella.

B und C stutzen, sehen sich kurz an, und wenden sich dann A zu.

B: Ähm… hab ich richtig gehört?

A: Hm?

C: Hast du gerade das Nutella gesagt? Jetzt ernsthaft?

B (die Augenbrauen hochziehend): Das Nutella?

A: Wie soll man denn sonst sagen? Ist doch auch egal.

B: Na ja, so egal ist das nicht. Das ist schon sehr wichtig, ob man das oder die Nutella sagt.

A: Ich sag schon immer das Nutella.

B: Da könnte ja jeder kommen. Es heißt die Nutella. DIE Nutella! Schon immer.

A: Bei mir nicht. Außerdem ist es ein Kunstwort, so lange gibt’s das doch noch gar nicht.

C: Ja, aber wir haben alle immer die Nutella gesagt. Immer schon.

A (leise zu sich selbst): Wer issen bitteschön „wir“?

B: Ich hab schon die Nutella gesagt, da warst du noch nicht mal geboren, geschweige denn, dass du „Nutella“ sagen konntest.

A: Aber ist das nicht echt irgendwie schnurzpiepe, wie es heißt?

B und C im Chor: NEIN, IST ES NICHT!

A: Hm.

B: Außerdem heißt es ja auch „die Nussnougatcreme“ und deswegen muss es zwangsläufig „die Nutella“ heißen. Geht gar nicht anders. Niemals nie nicht.

A: Aber Sprache ist doch auch nicht immer logisch.

C: Dochdochdoch! Immer! Überall!

A: Also, darf ich jetzt bitte was Nutella haben?

B: Wie heißt das?

A: NU-TEL-LA!

B: Mit Artikel!

A: Das Nutella.

B: Nee, kriegste nicht.

A: Weil ich immer noch das Nutella sage?

B: Ja. Wer nicht weiß, dass es die Nutella heißt, der darf auch keine Nutella essen. Überhaupt sollte dir die Frühstückslizenz entzogen werden.

C: Genau.

A: Ihr seid ja bekloppt.

B: Nein, gar nicht. Das heißt die Nutella und dann ist auch nur die Nutella richtig.

A: Im Duden steht aber, es geht beides.

C: WEIL DER DUDEN AUCH ANGIBT, WAS DIE LEUTE SAGEN, DIE KEINE AHNUNG VON NUSSNOUGATCREME HABEN! NUR WEGEN SO NUSSNOUGATCREMEANFÄNGERN WIE DIR STEHT DAS DA!

B: ABER ES IST FALSCH!

A: Aber kann das nicht auch mal sein, dass Sprache sich mit der Zeit ändert.

B: Prinzipiell schon, ABER NICHT BEI NUTELLA!

Alle gucken sich schweigend an. A atmet einmal kräftig durch.

A: Also, kann ich jetzt mal bitte das Nutella haben?

B und C im Chor: DU KRIEGST KEINE NUTELLA!

A steht auf, fährt zum Supermarkt, kauft sich Brötchen und ein Glas Nutella und schmiert sich zu Hause ihre Nutellabrötchen selber.

Ende der Geschichte

 

Man kann das alternativ auch mit die/das Limo oder der/das Joghurt durchspielen. Wer jetzt noch weiter diskutieren möchte, viel Vergnügen.

23 Antworten auf „Anne erklärt das Internet: Der oder das Blog?“

  1. Hihi. Sehr schöne Analogie. Zu der mir direkt eine nette Anekdote einfällt:
    Eine Freundin von mir hat noch zu Schulzeiten (also vor ca. 16 Jahren) mal ofiziell bei Ferrero angefragt, ob es nun DER, DAS oder DIE Nutella heißt. Die offizielle und sehr diplomatische Antwort lautete: Alle drei Möglichkeiten sind ok, denn:
    DER Nutella-Brotaufstrich
    DIE Nutella-Creme
    DAS Nutella-Glas

  2. Das Web (Netz). Das Log(buch). Wie kommt man da bitte auf „der Blog“?
    Werde ich nie verstehen. Aber ich fand auch das Nutellazeugs als Kind schon viel zu süß. Schätze, die Geschmäcker sind verschieden.

  3. Oh Stark, ein Artikelartikel. Können wir bitte auch über das Mail (schüttel) und den Firewall (hualp!) reden?

    (gefühlt liegt man meistens richtig, wenn man’s genau anders als Microsoft schreibt, und die schreiben in SharePoint „der Blog“ :-P )

    1. Sehr schöne Erklärung, auch wenn ich glaube, ein paar kleine Fehler gefunden zu haben. Man braucht auch etwas Zeit, um das in Gänze zu gucken. Auf jeden Fall schön, dass das bekloppte Sprachlogik-Argument hier nicht zum Tragen kommt.

      1. Ist schon eine Weile her, dass ich’s mir angeschaut hab, aber ich erinnere mich, dass mir auch einige Stellen fragwürdig schienen. Aber auf jeden Fall eine bedenkenswerte Theorie und erfrischend anders als alles, was man sonst so zu dem Thema liest.

  4. Ich vermute ja, dass diese starke Reaktanz von Das-Blog-Verfechtern auch daher rührt, dass „der Blog“ einherging mit der Kommerzialisierung und Beraterisierung von Weblogs. Man nahm uns nicht nur die Deutungshoheit über Blogs (eigentlich ja auch: Weblogs) weg, sondern auch noch den Artikel. Irgendwo ist halt Schluss.

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