Kulturverplanung

Umschlag

Wir sind also in Dresden und verbringen gerade einen ziemlich tollen Abend im Ontario Steakhouse und als ich von der Toilette zurückkomme, bringe ich den Spielplan der Semperoper mit. Ich meine, wir sind immerhin in Dresden. Wir hätten zwar überhaupt keine Zeit mehr, in die Semperoper zu gehen, aber man muss ja zumindest mal gucken, was man hätte sehen und hören können, wenn man noch Zeit gehabt hätte, um hinzugehen.

Der Gemahl blättert sich durch den Spielplan und ist insgesamt eher mäßig begeistert. Hm, sagt er, ja ja, alles sehr klassisch. Hm, sage ich, vielleicht ist das hier so, weil natürlich Semperoper. Soll heißen, wenn man ins Aalto-Theater geht oder in die Oper in Krefeld, dann geht man da eben hin wegen dem, was kommt, aber in die Semperoper geht man dann vielleicht auch einfach nur, um mal in die Semperoper zu gehen. Ist vielleicht aber auch falsch, was weiß ich.

Rosenkavalier läuft zum Beispiel, sagt er, und da fällt es mir siedendheiß ein. Ich hatte es mir sogar im Kalender notiert, nein, ernsthaft, ich hatte mir in den Kalender eingetragen, dass heute der Vorverkauf für die Aufführungen des Rosenkavaliers in der Oper in Antwerpen beginnt, fand das noch so unpraktisch, am Tag nach der Hochzeit, da vergisst man das doch bestimmt. Deswegen der Kalendereintrag, der aber nichts gebracht hat, weil auf dem Handy nichts aufgepoppt ist, um mich dran zu erinnern. Und jetzt fällt, puh, gerade noch gerettet, das Stichwort „Rosenkavalier“ und ich denke doch noch dran.

Jetzt ist das alles nur so unglaublich wichtig und spannend, weil der „Rosenkavalier“ in Antwerpen eben von Christoph Waltz inszeniert wird. Ja, der Christoph Waltz. Django-Unchained-Inglorious-Basterds-Die-Roy-Black-Story Christoph Waltz. Der allergrößte Fan von Christoph Waltz sitzt neben mir und hat gerade ein ziemlich großes Steak verspeist. Wir haben also die Kombination Richard Strauss/Christoph Waltz/Antwerpen, und ich finde, es gibt schlechtere Kombinationen.

„Soll ich mal gucken?“ frage ich und hangele mich ächzend am Handy durch die nicht für Mobilgeräte optimierte Webseite der Oper in Antwerpen. „Hm“, sage ich. Die Karten fangen an bei 140 Euro. Pro Karte. Das ist, bei aller geteilten Liebe zu Herrn Waltz, doch ein bisschen viel. „Hier oben mittig geht für 40 Euro“, sage ich. „Dann sehen wir zwar ungefähr nichts, aber immerhin.“

„Mach mal“, sagt der allergrößte Fan von Christoph Waltz und ich schaffe es tatsächlich irgendwie, Karten für die Premiere zu reservieren. Premiere, denke ich, muss sein, weil, wenn schon, dann richtig. Dann will ich auch nach dem Vorhang einen kleinen schwarzen, sich verbeugenden Blob auf der Bühne sehen, der eventuell Christoph Waltz sein könnte.

Heute ist Post aus Belgien da. Zwei Premierenkarten. Für den Rosenkavalier. Jetzt brauch ich nur noch Hotel und Gastronomietipps für Antwerpen. Kultur haben wir schon.

Und wo gibt’s eigentlich gute Operngläser?

Karte

3 Antworten auf „Kulturverplanung“

  1. Kollege & ich waren vorigen Herbst zur DevoxX in Antwerpen und im Ramada Plaza ggü. vom Singel untergebracht. Aus einigen Zimmern guckt man direkt aufs angrenzende Bürohaus, aber ansonsten ist’s recht nett. Es liegt zwar etwas am Rand der Innenstadt, aber mit der Straßenbahn braucht man nur ein paar Minuten.
    Beim Stadtbummel sind wir ins „Opera Bouffe“ geraten & haben die belgische Variante von Gulasch gegessen (genauen Namen habe ich vergessen). War sehr lecker, aber lt. Homepage renovieren sie gerade.

  2. Das klingt ganz ausgesprochen genial! Auch wenn ich keine Ahnung von Oper habe, aber CHristoph Walz UND Antwerpen! Genial.
    Über Antwerpen will ich schon lange bloggen, wir fühlen uns dort schon fast ein wenig zu Hause, weil wir schon oft dort waren. Allerdings habe ich leider keinen Hoteltipp und auch gastronomietechnisch bewegen wir uns dort immer eher in ein und demselben Café. Das passt vermutlich nicht so recht.
    Falls ihr aber noch ein wenig Zeit habt und eine tolle Aussicht genießen wollt, solltet ihr unbedingt das MAS besuchen. Das kostet auch gar keinen Eintritt, wenn man nicht unbedingt in die Ausstellung will. Das Haus (und eben auch die Aussicht) kann man einfach so besichtigen. Und wenn es noch mehr Kultur sein darf, empfehle ich noch das Fotomuseum und das MuHKA.
    Hach, Antwerpen ist total toll, ich mag das sehr gerne.

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