Eine Tüte Gemischtes

Aus aktuellem Anlass habe ich bei der letzten längeren Autofahrt die Akzeptanz von Sanifairwertgutscheinen an deutschen Raststätten getestet.

Bisherige Bilanz: An der Raststätte Bad Camberg akzeptierte man bei Burger King ohne mit der Wimper zu zucken drei Sanifairwertgutscheine für einen einzigen Bestellvorgang. Ein paar Stunden später durfte ich auch ohne Ermahnung einen hoffnungslos überteuerten Schokoriegel mit zwei Sanifairwertgutscheinen kaufen (Raststätte vergessen, irgendwas zwischen Frankfurt und Stuttgart vermutlich). Vor mir wurde gar ein Einkauf über 4,50 Euro mit sieben Sanifairwertgutscheinen verrechnet, ohne dass mit der Polizei gedroht werden musste.

Bei Gelegenheit werde ich das weitertesten, aber im Moment sind keine längeren Fahrten geplant. Zumal ich ja sonst auch eigentlich nie unterwegs auf Toilette muss.

Ich bin derzeit in einer schwierigen Situation. Ich habe nämlich für den Herrn Gemahl ein Weihnachtsgeschenk besorgt.

Ansonsten ist das nämlich so: Wir schenken uns eher nichts, es sei denn, es bietet sich etwas an. Jetzt bot sich allerdings etwas an und in dem Zusammenhang fielen mir noch so zwei bis drei Dinge an, die auch ganz nett wären. Ich habe also akut keine Geschenkeideenkrise, eher im Gegenteil.

Es ist jetzt aber so, dass wenn ich dem Mann das sage, er erstens bis Heiligabend versuchen wird, rauszufinden, was ich ihm schenke und ich das vermutlich nicht durchhalten werde und dass ich ihn zweitens dann in die Bedrängnis bringe, mir auch unbedingt was schenken zu müssen. Das wäre jetzt zwar auch nicht so schlimm, aber ich gehöre leider zu den Menschen, die selten konkrete Wünsche haben und sich gerne überraschen lassen, was natürlich dann den ganzen Druck wieder auf den Schenker überträgt.

Sage ich aber nichts, dann kann es gut sein, dass ich da Heiligabend mit drei bis vier Geschenken stehe und nichts kriege. Was erstens irgendwie doof für mich ist und zweitens bedeutet, dass der Mann dann wieder mindestens drei Tage lang ein schlechtes Gewissen hat, was er ja gar nicht haben muss, weil wir uns ja eigentlich nichts schenken.

Man sieht, es ist kompliziert.

Freitag in einer Woche bin ich bei einer Bäckereiführung, bei der mir Kostproben von Christstollen, Dominosteinen, Zimtsternen und Baumkuchen versprochen wurden. Jedenfalls wurde dieses Gebäck erwähnt, ich habe da einfach mal ganz galant interpretiert, dass man das auch probieren könnte. Jetzt backe ich ja sehr gerne und esse auch gerne so Gebäckzeug.

Was ich von diesem ganzen Weihnachtsgebäckzeugs nicht so gerne mag sind übrigens Christstollen, Dominosteine und Zimtsterne. Ich habe aber beschlossen, damit so offen wie offensiv umzugehen und trotzdem tapfer zu probieren. Eventuell stellt sich ja raus, dass ich sehr wohl Christstollen, Dominosteine und Zimtsterne mag und jahrelang einem schlimmen Irrtum aufgesessen bin. Ansonsten sage ich sowas wie: „Würde bestimmt total gut schmecken, wenn ich das mögen würde.“ Und esse die vierfache Portion Baumkuchen.

7 Antworten auf „Eine Tüte Gemischtes“

  1. Re Baumkuchen: da gibt es eine schöne Kurzgeschichte von Hans Bender (der, wie ich gerade in Wikipedia sehe, 94-jährig in Köln lebt), wo zwei Brüder sich über den Baumkuchen hermachen, den die Eltern für eine Abendgesellschaft vorgesehen hatten. Sie essen die Zuckergussglasur ab (bzw. die Zuckerguss-„Nasen“, was mich immer interessiert hat, da kein Baumkuchen, dem ich je begegnet bin, Nasen aus Zuckerguss hatte) und müssen dann konsequenterweise tagelang Baumkuchen essen. „Wir stellten fest, dass wir Baumkuchen hassten.“ Und endlich, am dritten Tag, gibt’s grüne Bohnen mit Speck, was der Erzähler bislang nie sonderlich gemocht hatte. Und er haut dermaßen rein, dass die Mutter ausruft: „Junge, du isst dich ja zuschanden!“
    Wie gesagt: schön.

      1. Ihr Mann interessiert sich nicht für Ihren Blog? Dann hat er eigentlich auch kein Geschenk verdient.

        Alles aufheben und zum Geburtstag schenken?

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