Anne erklärt Gebäck: Berliner, Pfannkuchen, Krapfen und so

 

Heute gab es in der Wrintheit wieder die Pfannkuchen-Problematik. Nämlich: Wenn man in Berlin Pfannkuchen bestellt, bekommt man das, was man jetzt zum Beispiel in Köln als Berliner kennt. Was muss man also in Berlin bestellen, um Pfannkuchen zu bekommen, also eben die Sorte Pfannkuchen, die man zum Beispiel in Köln erwarten würde?

Die Antwort, das wusste ich sogar, ist: Eierkuchen.

Ich weiß das, weil ich als Kölnerin in Hessen zusammen mit Leuten aus Berlin und Zwickau zusammengearbeitet und somit die Berliner-Pfannkuchen-Diskussion schon mehr als einmal geführt habe, unter anderem dadurch bedingt, dass mindestens einmal im Jahr irgendwer Berliner spendierte und damit die große babylonische Sprachverwirrung in der Gebäckedition heraufbeschwor.

Es ist allerdings noch komplizierter: In Bayern, das hab ich mir jedenfalls sagen lassen, heißen Berliner „Krapfen“. Und dann musste ich bei Isabella lesen, dass Menschen in Bayern glauben, dass im Rheinland in Krapfen, also Berlinern Rosinen wären. Das ist nicht nur fies, sondern auch Unfug.

Aber der Reihe nach.

Fangen wir mit Pfannkuchen an. Pfannkuchen sind für unseren Zweck die flachen Teigfladen, die man in einer Pfanne zubereitet. Gerne süß, oft aber auch herzhaft, man kann Äpfel mit rein tun oder es lassen, man kann sie mit Kirschen und Sahne servieren oder einfach so. Es gibt sie in vielen unterschiedlichen Variationen, in Frankreich gibt es die hauchdünne Version namens Crêpe (wenn süß) oder Galette (wenn herzhaft und mit Buchweizenmehl). Vermutlich ist das aber auch in Frankreich komplizierter. In Amerika macht man sie gerne mit etwas Backpulver und Buttermilch, mit Blaubeeren und Ahornsirup oben drüber. Es gibt Ofenpfannkuchen, bei denen man die Pfanne in den Ofen gibt und dann den Pfannkuchen da länger backen lässt, es gibt Kaiserschmarrn und es gibt vermutlich noch viel mehr.

Pfannkuchen heißen Pfannkuchen. Im Osten Deutschlands (ich möchte mich hier nicht auf irgendwelche konkrete Grenzen festlegen, das gibt dann eh nur Ärger) heißen sie aber Eierkuchen. Weil, so die Logik, in den Teig Eier kommen. Das gilt natürlich auch für andere Kuchen, also das mit den Eiern, insofern ist das gar kein Alleinstellungsmerkmal, das diese Bezeichnung rechtfertigen würde, aber darüber können Sie mit Ihren ostdeutschen Bekannten diskutieren, ich bin mit dem Thema durch.

Das, was dafür in Berlin und im Osten Deutschlands völlig irrigerweise Pfannkuchen heißt, heißt im Rheinland Berliner und meines Wissens kommt man auch im Rest Deutschlands mit dieser Bezeichnung einigermaßen gut durch, was aber keine Region daran gehindert hat, sich eine eigene Bezeichnung auszudenken. In Hessen zum Beispiel heißen die Dinger Kreppel und in Bayern Krapfen. Irgendwo hab ich auch schon mal „Berliner Ballen“ gehört, aber das möchte ich eigentlich schnell wieder vergessen.

Berliner, Kreppel, Krapfen oder eben Pfannkuchen  sind die runden ausgebackenen Dinger, die meistens mit Marmelade gefüllt sind, manchmal auch mit Eierlikörcremezeug und bei besonderen Spaßfinken auch mal mit Senf oder Mayonnaise, allerdings habe ich das Glück, mit solchen Menschen nicht befreundet zu sein und mir wäre auch viel daran gelegen, wenn das so bliebe. Als ich mal versuchte, zu argumentieren, dass ja der Begriff „Pfannkuchen“ für diese Dinger völlig fehl am Platze sei, weil die ja gar nicht in einer Pfanne gemacht wurden, sagte man mir „Wohl!“ und wies auf die historische Herkunft dieses Gebäcks hin, wo irgendwann auch mal eine Pfanne im Spiel gewesen sein soll. Mist.

Kommen wir zur Königsdisziplin: Dem Krapfen. Krapfen gibt es nämlich im Rheinland auch, es ist aber etwas anderes als ein bayerischer Krapfen bzw. Berliner bzw. Kreppel bzw. Pfannkuchen. Krapfen sind zwar auch Teigklumpen, die in Fett ausgebacken werden, sie sind aber üblicherweise etwas kleiner als Berliner, unregelmäßig geformt und nicht mit irgendwas gefüllt. Womit wir wieder an das bajuwarische Missverständnis von ganz oben anknüpfen können, denn Krapfen gibt es in der einfachen und in der Rosinenvariation. Da kommen dann die Rosinen einfach mit in den Teig und werden dann auch mit dem Teig ausgebacken. Das ist natürlich immer noch fies, weil Rosinen in Zeug generell fies sind, aber es ist zugelassen. Wenn man in der Google Bildersuche „Krapfen Rheinland“ eingibt, dann ist ungefähr alles das, was kein Berliner/Kreppel/Pfannkuchen ist, aber trotzdem irgendwie nach Gebäck aussieht, ein (rheinischer) Krapfen.

Und weil wir uns im Rheinland auf Fettgebackenes so gut verstehen, haben wir uns auch noch Mutzenmandeln ausgedacht, die sind aus einem anderen Teig und noch kleiner, werden aber auch ausgebacken. Allerdings gibt es neben den Mutzenmandeln auch noch die Mutzen, das ist wiederum etwas anderes, wird aber auch ausgebacken. Und an dieser Stelle steige ich auch aus, denn ich esse sowieso am allerliebsten Quarkbällchen. Aber das ist dann schon wieder was anderes und hat hier auch gar nichts mehr zu suchen.

Wir lernen also: Pfannkuchen heißen in Berlin Eierkuchen, dafür halten die Pfannkuchen für das, was anderswo Berliner, Kreppel, Krapfen oder sonstwie heißt. Dafür ist das, was im Rheinland Krapfen heißt etwas anderes als das, was in Bayern Krapfen heißt. Wie das, was im Rheinland Krapfen heißt, woanders heißt, wenn es das da überhaupt gibt, weiß ich allerdings nicht.

Und wenn Sie demnächst keine Lust zu arbeiten haben und zufällig mit jemandem aus einer anderen Region Deutschlands im Büro sitzen, dann kaufen Sie doch einfach ein paar Berliner (Pfannkuchen/Kreppel/Krapfen). Ich garantiere, Sie werden mindestens eine Stunde inbrünstigster Diskussion über die richtige Bezeichnung anzetteln. Je mehr unterschiedliche Regionen Deutschlands anwesend sind, desto lustiger wird das. Man muss nur ein bisschen so tun, als wäre die Bezeichnung seiner Mitmenschen das Absurdeste und Lächerlichste, was man seit langem gehört hätte, und schon hat man Spaß!

(Als nächstes erkläre ich dann Teilchen.)

Hier gibt’s eine Übersicht der Universität Augsburg, wo man was zu Pfannkuchen sagt.

Und hier eine dazu, wo man Berliner bzw. Krapfen bzw. Kreppel (oder anscheinend Kräppel) bzw. Pfannkuchen sagt.

50 Antworten auf „Anne erklärt Gebäck: Berliner, Pfannkuchen, Krapfen und so“

  1. Liebe Anne, komplette Zustimmung und die gleichen Erfahrungen mit den lieben Mitbürgern gemacht. Möchte aber nun noch ergänzen: am Niederrhein heißen Krapfen (die ich im Karneval verorten würde) „Püfferkes“ und werden zu St. Martin gereicht.

    Da könnteste jetzt glatt n Abschnitt über Kartoffelpuffer/ Reibekuchen/Plinsen/… anschließen.

    Ist aber eh alles viel zu ungesund(bis auf Deine erwähnten Galettes) also lass es ruhig ;-)

    Sonnige Grüße aus Püfferkenarea

    1. Zu Sankt Martin gibt es ja im Rheinland traditionell einen Weckmann, was gleich wieder zu meiner persönlichen Sprachverwirrung führt. Ich musste nämlich auch auf die harte Tour (Bäckereifachverkäufer guckt mich mit großen Augen an und sagt: „Hä?“) lernen, dass man hier im Ruhrgebiet keine Weckchen kauft, sondern Micken. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.

  2. Ab dem Tag, an dem ich herausfand, dass es Menschen gibt, die zu Pfannkuchen Berliner sagen, ging eigentlich alles bergab.

    Außerdem schon ein bisschen gemein, an einem Sonntagnachmittag einen Beitrag über dieses Thema zu veröffentlichen, wenn die Läden doch zu sind und man dergleichen nichts im Haus hat. Jetzt hänge ich hier mit meinem ungestillten Appetit auf Süßgebäck.

  3. Ist doch ganz einfach: überall wo man Eierkuchen zum Pfannkuchen sagt, heißt der „Berliner Pfannkuchen“ Pfannkuchen ;-)

    Worüber man auch noch trefflich diskutieren könnte, sind Belag und Füllung. Zuckerguss, Zucker, Puderzucker oder gar Schokoladenglasur? Pflaumenmus, Mehrfrucht- , Kirsch- oder Erdbeermarmelade? Oder noch viel abenteuerliche Sachen?

  4. „Berliner Ballen“ kenne ich von meiner Omi (Rüttenscheiderin). Ich dachte immer, „Berliner“ sei davon halt die Kurzform. Zu Kartoffelpuffer sagt sie übrigens Reibepfannkuchen. Aber egal, ihre sind die leckersten. :)

    1. Was man hier im Ruhrgebiet üblicherweise sagt, weiß ich gar nicht genau, weil ich so selten Berliner kaufe. Ich hatte aber immer das Gefühl, dass man auf dieser Seite der Berliner/Pfannkuchen-Grenze mit „Berliner“ generell durchkommt. Da ich aber eigentlich auch gar nicht so gerne Berliner mag und die daher auch selten kaufe, würde ich hier auf nichts schwören.

      Reibekuchen sagt man auch in Köln, oder eben „Rievkooche“. Aber Kartoffelpuffer ist ausreichend geläufig, als dass man (meines Wissens) nicht seltsam angeguckt wird.

          1. Franken sind Franken und Bayern sind Bayern. Wird Dir jeder Franke und Bayer bestätigen.
            Wir in Bayern kennen alle den Reiberdatschi.
            „Krapfen Rheinland“ entspricht in Bayern die „Kirchweih Nudel“

      1. Danke für den köstlichen Beitrag zur kulinarischen Sprachverwirrung, zu dem ich nun auch noch meinen Senf dazugebe:
        Kartoffelpuffer sind gaaaaaaaaaaaanz was anderes als Reibekuchen! Erstere dienen der Resteverwertung von Kartoffelpürree (mit Mehl und Ei gemischt und dann in der Pfanne gebraten), letztere werden aus roh geriebenen Kartoffeln (mit Ei, Zwiebel und etwas Mehl gemischt und in viel Fett gebacken) gemacht und mit Apfelmus oder Rübenkraut (Übersetzung: Zuckerrübensirup) gegessen! Jawoll!
        Zumindest kenne ich das so hier im Bergischen…
        Und Berliner ist _selbstvertürlich_ die Kurzform von Berliner Ballen!
        *duckundweg*
        Nachwurf: Der Atlas zur deutschen Alltagssprache ist übrigens in jeder Hinsicht interessant, auch was nicht-kulinarische regionale Sprachgewohnheiten angeht.

        1. Also, ich kenne Kartoffelpuffer und Reibekuchen als Synonym. Das, was du beschreibst, klingt eher nach Kartoffelplätzchen, das wäre für mich aber was anderes. Aber auch hier sind es wahrscheinlich wieder die regionalen Unterschiede, die so eine Verwirrung stiften können.

          Ich habe wirklich bis ins hohe Alter von sagenwirmal dreißig oder so kein einziges Mal bewusst den Ausdruck „Berliner Ballen“ gehört. Das ist mir ungefähr zum ersten Mal begegnet, als ich eben mit meinen ostdeutschen Kollegen über die richtige Bezeichnung diskutiert haben. Es kann also gut sein, dass das offiziell so heißt und die Abkürzung ist, aber zumindest im Kölner Raum kenne ich nur die Bezeichnung „Berliner“. Ohne Ballen.

          1. Kartoffelpuffer? Kartoffelplätzchen? Mmmh, sollte ich da was verwechselt haben? Möglicherweise kommen zu den regionalen aber auch noch familieneigene Bezeichnungen. Nur um das Durcheinander perfekt zu machen.
            Keine Ahnung, ob es eine offizielle Bezeichnung für Berliner gibt und ob die dann tatsächlich Berliner Ballen lautet. Sie hießen halt nur in meiner persönlichen, ortsspezifischen Erinnerung immer so, und erst in den letzten gefühlten paar Millionen Jahren wurde dann der Ballen-Teil immer häufiger weggelassen. Werde mal bei den umliegenden Bäckern auf die Schildchen achten. BTW: Beim jährlichen Flohmarkt in Wuppertal-Vohwinkel (das mit dem Bahnhof) gab es früher, keine Ahnung, wie lange das her ist, Berliner, die zum Teil statt Marmelade Gewinn-Lose enthielten. Die hießen dann Floh-Ballen. Und es war eine Riesensauerei, möglichst noch vor Ort herauszufinden, ob man etwas gewonnen hatte, ohne alle Ballen, äh Berliner, aufessen zu müssen…

      2. Ich befürchte, dass ich bei meinem nächsten Aufenthalt im Ruhrgebiet mindestens eine Bäckerei finden werde, die „Berliner Ballen“ verkauft.

        Ich kenn doch meine Pappenheimer!

  5. Bonus: Gebäcknamendiskussion um zugehörige Karnevals-/Fasnets-/Faschingsrufe erweitern. Ta-taaaa…
    Und Teilchen, ja bitte! Musste mich an „süße Stückle“ gewöhnen, immerhin eine hübsche Assonanz. Weckmänner heißen hier Dambedei, warum auch immer.
    Krapfen und Berliner unterscheiden sich doch auch durch den Teig, oder? Berliner = Hefe-, Krapfen = Brand-, Mutzenmandeln = Mürbeteig?

    1. Ich habe schon Angst davor, wenn ich wieder in Düsseldorf arbeite und mich spätestens zu Karneval als Kölner outen muss. Allerdings weiß das bei meinem ausgeprägten Lokalpatriotismus sowieso bis dahin fast jeder.

      Das mit dem Teig, ja, gut möglich. Ich habe bislang nur Krapfen selbst gemacht, das ist aber auch schon lange her. Wikipedia sagt auch sowas, aber wer weiß, wo es selbst da noch irgendwelche regionalen Unterschiede gibt. Da man den Unterschied aber schon an der Form sieht (oder: sehen sollte), bin ich nicht zu sehr ins Detail gegangen. Das endet wieder so, dass ich erklären muss, was Brandteig ist.

      1. An Kreppel4.0: Wenn du deinen Kommentar noch mal ohne Beleidigung formulieren kannst, schalte ich ihn eventuell sogar frei. So halt nicht.

  6. Auf die Gefahr hin, dass das in den Kommentaren schon erwähnt wurde, eure Krapfen aus dem Rheinland heißen auch in Berlin Krapfen. Haben meist noch ein wenig Zucker oben drauf, sind mir persönlich aber zu trocken.

  7. Tip: Statt Berliner lieber Franzbrötchen (gibt es z.B. in Berlin noch nicht sooo lange, kommen aus Hamburg). Zur Entstehungsgeschichte gibt es verschiedene „Legenden“, eine davon handelt von einem Bäckermeister, der dem österreichischem
    Kaiserpaar bei einem Hamburgbesuch ein Frühstück bereiten sollte, nur: Es war Sonntag und die Backstube leer, folglich musste er improvisieren. Das Ergebnis: Das kaiserliche FRANZbrötchen. Mmmmhhh …
    Gibt sogar ein Buch über diese Hamburger Spezialität: „Das Franzbrötchen – Wunderbarer Plunder (noch so ein Wort) aus Hamburg“ (franzbrötchen – verlag).

  8. Wir hatten das erst letzte Woche im Facebook diskutiert und kamen zum Schluss, dass die Pfannkuchen-Crêpes-Geschichte allein im Schweizerdeutschen unmöglich aufzudröseln ist. Hier kommen übrigens noch Omeletten ins Spiel, die je weiter westlich desto Rühreiiger werden, je weiter östlich desto mehr ähneln sie dem, was der Berliner (also der Einwohner der Stadt, nicht der Krapfen) Eierkuchen nennen würde.

  9. Die Pfannkuchenproblematik ist mir bestens bekannt.

    Als gebürtiger Vogtländer ist mir „Pfannkuchen“ geläufiger als Berliner. Allerdings ist mir beides bekannt.

    In meiner Heimat ist der Eierkuchen aber auch mit Pfannkuchen bezeichnet.

    Ich lebe nun seit einigen Jahren im Norden Baden-Württembergs und hier ist der PFannkuchen wieder etwas ganz anderes.

    Das hat einmal am Mittagstisch eine lustige Unterhaltung gegeben wo man mit den Pfannkuchen an einander vorbeigeschwätzt hat. Denn hier ist das eher etwas herzhaftes.

    Ich finde die regionalen Unterschiede interessant und unterhaltsam. Etwas negativen kann ich dem nicht abgewinnen.

    Danke für den Beitrag dazu!

  10. Was dem Text zur Erhöhung der Verwirrung noch fehlt sind Auszogne und Schuxn.

    Außerdem wäre noch über die quasireligiösen Auseinandersetzungen zur richtigen (Berliner|Krapfen|Pfannkuchen)-Füllung zu sprechen. (rot oder gelb?)

    1. Da ich sowieso nur rote Marmelade esse, erschließt sich mir der Sinn einer Diskussion ohnehin nicht, denn niemand mit einigermaßen Geschmack würde da gelbe Marmelade reinfüllen. Allerdings befürchte ich, dass es genug Menschen gibt, die das anders sehen.

  11. Das leckerste was es an in Fett geschmissene Hefeteigzubereitungen sind Schmalzkuchen. Gibt’s in Hamburg auf jedem Jahr-, Weihnachts- Sonstwasmarkt. Das sind so kleine, unregelmäßige Teigklumpen die man mit viel Puderzucker bestreut, noch heiß aus der Tüte futtert. YUMMIE! Was die hier gar nicht haben (und was ich noch aus meiner Essener-/ Sauerländerzeit kenne: Stutenkerle aka Weckmänner und überhaupt Stuten!

  12. Ich hab jetzt Hunger.

    Auf Puffel mit Pflaumenmusfüllung (LECHZ!) – so werden Berliner nämlich in Aachen genannt und ebenfalls traditionell zu Karneval gegessen.

  13. Ich weiß nicht, ob man in Köln die „rheinischen Krapfen“ wirklich Krapfen nennt, denn Köln ist gefühlte tausend Meilen vom Niederrhein entfernt , wo man diese rosinenhaltige,in Fett ausgebackene Spezialität „Püfferkes“ nennt und an St. Martin isst. Danach fing nämlich in alten Zeiten die Fastenzeit des Advent an (jawoll, schon nach der Martinsgans und den Püfferkes!), und davor musste man sich nochmal sehr stärken, um die gut zu überstehen. Wenn man dann vom Niederrhein aus links über die Grenze ins Nachbarland geht, bekommt man da „Poffertjes“, ganz kleine fettgebackene, kreisrunde, aber abgeflachte Bällchen (ohne Rosinen!), und weil die so klein sind, werden die immer zu mehreren verkauft, denn davon passen mindestens 6 auf einmal in einen niederrheinischen Mund …..

  14. Flädle habt Ihr alle vergessen. Flädle sind nämlich nicht nur dünne Pfannkuchen, sie werden ganz anders gemacht. Ohne Backpulver, und ganz dünner Teig. Aber auch nicht wie dieses Crepedings.
    Man isst sie zu Spinat oder rollt Füllung darin ein, wie Hackfleisch oder Gemüse. Wenn man eins salzig gegessen hat, darf man auf die restlichen die man schafft, Zucker machen.
    Und aus Pfannkuchenteig kann man G’riar machen, oder Becht’s. Wobei G’riar sowas ist wie Schmarrn, also Pfannkuchenteig komplett in die Pfanne und so lange rühren, bis es einzelne Bollen sind – und Becht’s kann ein Zwischending zwischen G’riar und Krapfen sein.
    Alles in höllisch viel Fett ausgebacken. Außer Flädle, sie backt man gänzlich ohne Fett und darum sind sie die Habilitationsspeise der schwäbischen Hausfrau.
    (Krapfen sind natürlich Kiachle, und die sind aus Hefeteig! Fingerdick ausgewellt, und denn in der Mitte dünner, und frittiert. Gibt es nur an Fasching. Was anderswo Karneval zu heißen scheint…)

  15. SLIGHTLY off topic: WO wird Flieder Flieder genannt und wo Holunder ? Ich zumindest werde mehr als schief angeguckt, wenn ich im Frühling wieder mit „Also bei uns sagt man Flieder.“ komme.

  16. Hallo

    Nich eine Anmerkung zu den Berliner
    Ich komme aus den schönen Duisburg und damit auch aus dem Ruhrgebiet und hier nennen wir die Berliner wirklich Berliner Ballen

    Gruß

  17. Also ich hätte da noch was. Die klassischen Eierkuchen, also die aus der Pfanne heissen bei uns “Plinse“. Vielleicht ist es auch nur regional bedingt (Cottbus). Ansonsten muss ich mich immer zusammen reissen bei einem Bäcker in den westlichen Gefilden nich Pfannkuchen zu bestellen. Man outet sich zwangsläufig als Ossi :D, ausser man hat zufällig eine Verkäuferin die zugezogen ist aus dem Osten. :)

  18. Die Füllung mit dem Senf im Krapfen ist nicht in einer Region üblich, sowie du es geschrieben hast. Ich denke, keiner bevorzugt süße Krapfen mit einer Senffüllung… Dies ist eher als Faschingsscherz gedacht: Zum Beispiel kaufst du 20 normale Krapfen, wobei ein Krapfen mit Senf gefüllt ist. Diese 20 Krapfen verteilst du an deine Liebsten, wobei einer die A-Karte bekommt ;-)

  19. Hi,
    weil Du das im Blog nur kurz erwähnt hast. Hier in Karlsruhe und Umgebung werden in der Bäckerei „Berliner Ballen“ oder auch „Berliner“ verkauft.
    Dazu gibts noch Apfelberliner sowie in der Faschingszeit „Beschwipste“ – das sind leckere Berliner mit Zuckerguß und Eierlikör-Creme-Füllung ;).

  20. Ich komme aus Bayern (Krapfen Region ).
    Um evtl. entstehende Sprachbarrieren zu umgehen, zeige ich immer mit dem Finger drauf und sage „geben sie mir bitte noch zwei von denen „. Funktioniert immer und versteht auch jeder .

  21. Hallo zusammen! :-)
    Dieser Beitrag ist sprachlich so schön formuliert, dass er mir richtig Freude beim Lesen brachte! Vielen Dank für diese herrliche Abhandlung!

    Als Sachse war mir von Anfang an tatsächlich für die „Berliner Pfannkuchen“ nur kurz „Pfannkuchen“ bekannt. Damit konkurriert in der Küche bis heute der Begriff „Pfannkuchen“ (meinerseits) und „Eierkuchen“ (seitens Oma). Verständnisschwierigkeiten gab es aber weder bei Oma noch beim Bäcker:
    Denn beim Bäcker wird es wohl niemals die flachen Pfannkuchen zu kaufen geben. Und zum Kaffeetrinken am Nachmittag wird ein „Pfannkuchen“-Sager seltenst flache Pfannkuchen erwarten oder wünschen. So ging im Sächsischen und Thüringischen immer alles ohne Missverständnisse. Aus dem Kontext war das immer völlig klar, ob flach oder Klumpen.

    Bei meiner westwärtigen Wanderung durch Deutschland im Ruhrgebiet angekommen, wurde ich allerdings – wie einige schon so schön beschrieben – auch mit dem „Berliner (Ballen)“ konfrontiert. Mein gewohntes „Pfannkuchen“ verursachte natürlich fragende Blicke hinter der Theke, was aber immer mit Nettigkeit und Zeigen auf das gewünschte Gebäck nie ein Problem darstellte.
    Also war meine Berliner Bekanntschaft (so dachte ich) die sprachliche Quelle schlechthin. „Ick wees, dit heeßt Pfannkuchen bei uns“, bellte es durchs Telephon.
    Die Frage nach der offenbar ungeeigneten Pfanne für den „Berliner Pfannkuchen“ stellte sich natürlich dann auch mir; Recherchen ergaben auch bei mir etwas in Richtung der früheren Zubereitung in der Pfanne. Also doch nachvollziehbar. Wäre ja auch bekloppt, das Ding jetzt umzubenennen zu „Friteusenkuchen“. Die doch unmissverständliche Bezeichnung „Berliner Pfannkuchen“ stellte sich als allgemein gut verständlich heraus, und das unter Wahrung der berlinischen Bezeichnung „Pfannkuchen“ und des gegen Irritation hilfreichen Zusastzes „Berliner“. So werde ich nun auch im Ruhrgebiet gut verstanden und kann irgendwie doch bei meinem berlinischen „Pfannkuchen“ bleiben. Mein Lieblingspfannkuchenbäcker im Ruhrgebiet weiß mittlerweile auch nur mit „Pfannkuchen“, was ich zu kaufen wünsche und schmunzelt immer nur nett. :-)

    Zur Krapfen-Quarkbällchen-Küchelchen-Debatte lehne ich mich lieber nicht aus dem Fenster. ;-)

    Ein Richtig und Falsch wird es da eh nicht geben bei regionalen Bezeichnungen. Aber eine lebhafte spaßige Diskussion dagegen wohl noch in 100 Jahren. :-D
    Habe mir übrigens gleich mal telephonisch für morgen 6 „Berliner Pfannkuchen“ bei einem Bäcker bestellt … in Dortmund … und wurde verstanden. :-D

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