Systemgastronomie

Ich bin bei weitem kein Feind der Systemgastronomie. Ich habe kein Problem mit McDonald’s oder Burger King, ich gehe da sogar regelmäßig freiwillig hin und finde Leute, die „McDoof“ sagen albern. Außerdem liebe ich Mongo’s. Ich könnte dauernd zu Mongo’s gehen, weil ich das da toll finde, das Essen ist super, der Service war bis jetzt immer vollkommen ausnahmslos super und man bekommt sogar gute Cocktails. Auch wenn ich auf der einen Seite ja gerne neue Sachen probiere und Menschen, die immer dasselbe bestellen, seltsam finde, finde ich es manchmal wieder sehr entspannend, irgendwo in Deutschland verlässlich etwas zu bekommen, was genau so schmeckt, wie es immer schmeckt. Dafür schmeckt es dann vielleicht nicht super, sondern einfach nur ausreichend okay, aber das passt dann schon.

Dann gibt es Vapiano. Manchmal frage ich auf Twitter, wo man denn da oder dort essen gehen können, und dann sagt immer irgendwer „Vapiano“. Ich möchte das bitte von jetzt an nicht mehr hören. Ich möchte nicht mehr zu einem Vapiano geschickt werden, ich möchte auch nicht mehr zu einem Vapiano mitkommen müssen. Ich war zwei Mal bei Vapiano und zwei Mal hat es mir sehr verlässlich nicht geschmeckt. Ich muss diese Testreihe jetzt nicht mehr fortsetzen.

Es fängt aber schon damit an, dass ich das Konzept von Vapiano nicht verstehe. Systemgastronomie schön und gut, da muss man manchmal seltsame Rituale mitmachen. Bei McDonalds steht man erst für sein Essen an, bekommt dann aber immerhin alles auf einmal und auch meistens in ausreichender Geschwindigkeit, so dass man in auch in einer größeren Gruppe nicht lange warten muss. Mongo’s ist ja eher schon ein Restaurant. Es ist vielleicht auch schon keine Systemgastronomie mehr, sondern einfach ein Franchise. Um sein Essen muss man sich trotzdem selbst kümmern, man sucht sich die Soße aus, dann füllt man alle Zutaten in ein Schälchen und irgendwann wird es einem dann fertig gebraten gebracht.

Bei Vapiano sucht man sich erstmal einen Platz und dann müssen eigentlich alle gesammelt irgendwo anders hin, um sich ihr Essen an verschiedenen Ausgaben mit unterschiedlich langen Schlangen und unterschiedlich schnellen Köchen zu holen. Da fängt der Kummer schon an. Beim ersten Mal im Vapiano musste ich spontan an die Mensa in Bonn denken. Da war ich auch exakt zwei Mal. Einmal, weil ich von einer Kommilitonin gefragt wurde und einmal, weil wir mit einer Gruppe Studenten für einen Film vom Goethe-Institut gefilmt wurden. Da mussten wir typische Sachen machen, die man als Studenten so macht. Wir haben also ausschließlich Sachen gemacht, die wir quasi nie gemacht haben, aber sehr verdächtig wie etwas wirkten, was man als Student so macht. Wir waren also in der Mensa und im Arithmeum, einem Mathematikmuseum. In der Mensa in Bonn musste man sich unten schon unbesehen entscheiden, was man essen wollte und dann an eine der Ausgaben, die günstig auf mehrere Stockwerke verteilt waren. Die Chance, dass man zeitgleich das Essen bekommen würde UND sich dann noch wiederfinden würde ging also gegen Null. Ich habe mich also, um weiteren Sozialstress zu vermeiden, in die gleiche Schlange wie meine Kommilitonen gestellt und beide Male Essen genommen, das ich nicht mochte.

Ungefähr so ist das bei Vapiano auch, nur mit weniger Studenten und immerhin auch weniger ekligem Essen. Beim ersten Mal waren wir in Düsseldorf im Vapiano, da war es laut und voll, ich aß Nudeln, die in viel zu viel Öl schwammen und habe mich die ganze Zeit mit dem Gedanken beschäftigt, warum die Leute hier so gerne hinkommen. Was der Herr Gemahl hatte, weiß ich nicht mehr, aber es war anscheinend auch nicht überzeugend genug, um ihn zu einem Wiederkommen zu inspirieren.

Gestern waren wir in Dortmund im Vapiano, es war spät, wir waren vorher in der Oper und haben uns „Jesus Christ Superstar“ angeguckt. Im Laufe des weiteren Abends tauchte übrigens quasi der gesamte Cast des Musicals auch im Vapiano auf und ich kann hiermit aus erster Hand verkünden: Alexander Klaws singt nicht nur enorm gut (wirklich, kein Scheiß!), er isst auch Pizza im Vapiano. Ich hatte einen Cesar’s Salad, der Herr Gemahl hatte Vitello tonnato, wir standen wieder in Schlangen rum und zwar so lange, bis der Herr Gemahl sich einfach spontan umentschied und keine Nudeln mehr wollte. Der Koch war nett, aber leider überfordert. Der Cesar’s Salad war okay, ich habe schlimmere gegessen, aber auch welche mit weniger angeranztem Parmesan. Das mag an der späten Stunde liegen, ist aber auf der anderen Seite dann doch wieder keine Entschuldigung. Fairerweise muss man sagen, dass ich in Deutschland vielleicht noch nie einen wirklich guten Cesar’s Salad gegessen habe. Da reiht sich Vapiano mit seinem brauchbaren Beitrag auch nur in eine lange Reihe bittererer Enttäuschungen ein. Der Vitello tonnato hingegen muss eher im Bereich unterirdisch gewesen sein. Ich habe das nicht probiert, aber der Herr Gemahl gab nach dem halben Teller auf und betrachtete den Rest nur noch sehr argwöhnisch und anschuldigend.

Zum Nachtisch holte der Herr Gemahl noch irgendwas, wo wohl Blueberry Cheesecake dranstand, zumindest aber keine Blueberrys drin waren. Das was in dem Glas war, war geschmacklich okay, stand aber relativ sicher doch schon etwas länger rum. Na gut, es war spät. Aber nur weil ich spät komme, finde ich nicht, dass ich da schlechteres Essen bekommen sollte. Oder dann wenigstens für weniger Geld. Denn wenn wir ans Bezahlen kommen, ja gut, es ist nicht teuer im Vapiano, aber es ist auch nicht günstiger als beim Italiener an der Ecke.

Vielleicht machen wir irgendwas falsch. Vielleicht bestellen wir tatsächlich immer zielsicher das falsche oder stehen zielsicher in der falschen Schlange. Ich weiß das nicht. Ich weiß nur, dass ich zwei Mal sowohl vom Essen als auch vom gesamten Konzept deutlich unterwältigt wurde. Das reicht mir jetzt. Ich hab dem Laden zwei ehrliche Chancen gegeben, eine dritte braucht es nicht. Es gibt genügend Alternativen. Und im Zweifelsfall gibt es auch immer irgendwo einen McDonald’s, wo ich einen BigMac bekomme, bei dem ich wenigstens weiß, was mich erwartet.

Über Kinderkrankheiten und Baguette

Die Impfdebatte ist ja in vollem Gange. Ich habe keine Kinder und war unter anderem fahrlässig ungeimpft mal in Vietnam, aber das hatte andere Gründe, die mit einer gewissen Planlosigkeit zu tun hatten. Ich war nämlich nicht nur fahrlässig ungeimpft sondern auch mit dem falschen Visum in Vietnam. Hat aber keiner gemerkt. Als Biologentochter und Alumni einer Schule, auf dem einem noch was beigebracht wurde, bin ich sehr auf der Seite der Wissenschaft und dementsprechend sehr pro Impfung. Darum geht es hier aber nicht, das dürfen andere Leute mit mehr Energie bitte an anderen Stellen diskutieren.

Ich hatte Masern, Windpocken und Mumps. Ich weiß nicht mehr, wann und wogegen ich geimpft wurde. Ich erinnere mich an exakt zwei Impfungen, nämlich eine Schluckimpfung vermutlich gegen Keuchhusten und an die Impfung gegen Röteln in der Unterstufe, wo andere Mädchen weinend in der Ecke saßen, während ich vergnügt dabei zusah, wie mir die Ärztin die Spritze so in den Arm rammte, dass es blutete.

An Masern erinnere ich mich nicht, da war ich sehr jung. Ich meine mich daran zu erinnern, wie meine Oma panisch bei meiner Mutter anrief, weil die Enkelin krank sein, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, weil irgendwer mal irgendwie sowas erzählt hat. An Windpocken erinnere ich mich etwas besser. Ich kann das nicht empfehlen, das ist unangenehm. Das einzig positive war, dass ich, meine Cousine und mein Cousin gleichzeitig Windpocken hatten, also nicht ganz allein in Quarantäne mussten. Das ist übrigens kein Argument für Masernpartys, besser wäre gewesen, wir hätten uns gar nicht erst tagelang die Pocken vom Körper kratzen wollen.

Mumps aber, das weiß ich noch genau, weil die Geschichte darum einigermaßen originell ist. Als ich Mumps hatte waren Sommerferien und wir in Frankreich. Meine Mutter, meine Tante, mein Cousin und ich waren Campen (das letzte Jahr, danach war Schluss mit dem Unsinn, Campen, lasst das, da hat man noch nicht mal richtige Betten). Ein anderer Teil der Familie war klüger und hatte sich ein Haus im Ort gemietet.

Irgendwann fing ich an über Schmerzen in den Backen zu klagen. Beim Kauen tat es weh und sonst auch. Meine Mutter diagnostizierte einwandfrei und knallhart: Baguette! Ich hatte sicherlich die bekannte Baguettekrankheit. Wer dauernd intensiv mit den Zähnen am Brot zieht, der kriegt Baguetteweh in den Backen. Fall gelöst. Millionen Franzosen wissen, wovon ich rede.

Mit Baguette ließen sich dann leider weder die dicken Backen noch das Fieber erklären. Mein Onkel, der hilfreicherweise Arzt war, wagte eine Zweitdiagnose und tippte auf: Mumps. Das klang dann nach ein bisschen Nachdenken doch wahrscheinlicher als Baguette. Dann durfte ich ein paar Tage im Haus rumfiebern und musste nicht campen, dann war der Mumps vorbei.

Sollte das Kind also im nächsten Urlaub über Backenweh klagen, muss es nicht zwingend das lokale Backwerk sein. Außer, wenn es vernünftigerweise geimpft ist, dann ist es vielleicht doch Baguette.

Lieblingstweets im Februar (Teil 1)

WELLENSITTICHE! KOALABÄREN! GRÜSSTIERE! WAS WILL MAN MEHR?

Reden wir nicht über Geld

Ich habe mich jetzt ausreichend lange über diese unsägliche „Was kostet mein Blog?“-Geschichte geärgert. Ich habe mich gleichzeitig darüber geärgert, dass ich mich über so eine Unsinnsgeschichte so ärgere und ich habe mich gefragt, warum ich mich über so eine Unsinnsgeschichte so ärgere. Ich habe also schon viel zu viel mentale Energie für Unsinn verschwendet. Das ist nicht gut.

Gott sei Dank habe ich heute den Blogpost von Katharina gefunden, die da eigentlich alles sagt, was ich in den letzten paar Tagen nicht so formuliert bekommen habe. Man findet das hier auf ihrem Blog Stich & Faden.

Falls in Bezug auf dieses Blog noch Fragen offen sind: Mein Blog kostet etwas Geld, etwas mehr Zeit und noch etwas mehr Liebe. Zwischendurch habe ich Spaß dabei (schön), bekomme gelegentlich etwas Geld (schöner), lerne großartige Menschen kennen (noch schöner) und mache mit den großartigen Menschen großartige Sachen (noch viel schöner).

Manchmal stehe ich in der Zeitung oder darf im Radio was sagen. Das betört dann das Rampensauherz.

Insgesamt habe ich auf diesem Wege ausgerechnet, dass es sich für mich auch weiterhin lohnt Geld, Zeit und Liebe zu investieren.

Bitteschön. Dankeschön. Weitermachen.

Malversuch 1

Ich habe ja bereits berichtet, dass ich zu Weihnachten eine Staffelei geschenkt bekam. Eine gewünscht Staffelei natürlich, so bekloppt ist hier keiner, dass einfach auf gut Glück Staffeleien verschenkt werden.

Nun kann ich ja gar nicht malen, aber das liegt ja vielleicht nur daran, dass ich das nie mache. Ich machte mich also kurz nach Weihnachten auf in den hiesigen Bastelbedarfladen mit ausreichend großer Künstlerbedarfecke und kaufte Acrylfarben, Papier und Pinsel ein, außerdem eine hübsche Palette in Blumenform.

Acrylfarben sind ja ein bisschen die Farben für ungeduldige Künstlerlaien wie mich. Damit kann man nicht viel falsch mache, da kann man mischen und drüber malen, man braucht kein Terpentin, man muss nicht endlos warten, bis es trocken ist, das ist alles sehr Anfängerfreundlich. Ich mag Acrylfarben, die passen zu meinem Typ.

Jedenfalls fing ich dann an zu malen. Erst vorzeichnen mit Bleistift, damit ich so grob wusste, was wo hinkam und dann mit den Farben drüber. Es ist alles noch Übung, man muss da ja reinkommen und rausfinden, wieviel Farbe man braucht, was dabei rauskommt, wenn man diese und diese Farbe mischt und überhaupt. Dann stand das halbfertige Bild ein paar Wochen rum und heute wollte ich eigentlich nur zumindest das eine Haus fertig ausmalen, malte dann aber einfach alles fertig. Das ist ja kein Meisterwerk, sondern Malversuch 1.

Für Malversuch 1 ist es gar nicht so schlecht, finde ich dann aber wieder. Das leicht infantile ist wohl charakterlich bedingt, für realistische Zeichnungen müsst ihr jemanden anders suchen, das kann ich nicht oder jedenfalls noch nicht, mal gucken. Das erste Bild ist jetzt jedenfalls fertig und sieht so aus:

AutoNoch nicht ganz fertiges Bild.

Papier Pinsel Fenster Palette Kermit Bild The Meisterwerk in all its glory.

Noch mal Bild GemaltSauerei, dieses Malen.

Bitte malt mir kein Schaf!

Ich habe in der letzten Zeit drei Mal über „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry [Werbelink] nachgedacht. Einmal, weil Frau Herzbruch über einen katastrophalen Theaterbesuch schrieb, dann weil in der FAZ ein Artikel über die anstehenden Neuübersetzungen des Buches stand (das Buch ist nämlich bald gemeinfrei) und dann weil es im Techniktagebuchredaktionschat heiß her ging und wir über witzige und weniger witzige Tweets diskutierten und dabei auch in Ecken gerieten, bei der der Vergleich mit Zitaten aus dem kleinen Prinzen sehr nahe lag.

Es ist eben schon schlimm mit diesem Buch, dass so sehr zum Sinnbild esoterisch-philosophisch verklärter Menschen geworden ist, dass man es als normal halbwegs rational-aufgeklärter Mensch eigentlich schon aus Prinzip doof finden muss.

Mein Problem ist nur: Ich finde „Der kleine Prinz“ nicht doof. Im Gegenteil: Ich mag das Buch. Ich finde die Zeichnungen sehr hübsch, die Geschichten originell. Ich finde auch gut, dass das Buch so kurz ist, es gibt so viele lange Bücher, dass man froh sein sollte, dass es Bücher gibt, in denen der Autor auch mal einfach nicht alles im Detail erzählen musste. Das ist alles lobenswert. Schon der Einstieg mit dem Bild von der Schlange und dem Elefanten, ich finde das hat was. Dann die ganzen Planeten mit den seltsamen bekloppten Menschen, das sind doch gute Ideen und in der Kürze überzeugend ausgeführt und passend bebildert. Ich erzähle das jetzt alles aus der Erinnerung. Irgendwann kommt noch das mit dem Fuchs in der Wüste (ich mag Füchse!) und der Schlange und irgendwann soll irgendwer irgendwem ein Schaf malen, aber egal. Das ist ja keine Buchbesprechung hier. In unserem Haushalt befinden sich ziemlich sicher mindestens zwei Ausgaben des kleinen Prinzen, davon einer auf französisch. Ich habe das mehrfach gelesen, das kann man machen, gutes Buch.

Das Problem ist also nicht das Buch, sondern die anderen Menschen, die das Buch gut finden.

Ich stand mal in einem Buchladen und musste da folgenden schlimmen Satz mithören: „Es müsste mehr Bücher wie den kleinen Prinzen geben!“ Nein, hab ich da sofort gedacht, müsste es nicht. Bitte nicht noch mehr Bücher, aus denen man sich hemmungslos immer wieder der selben esoterisch-philosophischer Zitate bedienen kann, um sie in irgendwelche Alben oder auf Karten zu schreiben, und dann Sonnenblumen drumrum zu malen. Da steckt auch überhaupt kein Mehrwert drin, jeder halbwegs Mainstreamliterarisch bewanderte Mensch kennt dieses elende „Man sieht nur mit dem Herzen gut“, das ist weder überraschend noch originell noch sonst irgendwas positives.

Meine Grundschullehrerin war so ein Mensch. Der kleine Prinz, Mozart und Sonnenblumen. Einmal haben wir zu Sankt Martin Sonnenblumenlaternen gebastelt. Ich mochte meine Grundschullehrerin wie jedes normale Grundschulkind seine Lehrerin mag, aber im Nachhinein muss man vielleicht sagen, dass sie eben auch Unfug gemacht hat. Gesellschaftlich anerkannten Unfug zwar, aber trotzdem Unfug. So eine emotionale Bindung an eine Blumenart kann einfach nicht gut sein.

Wenn ich mich also demnächst wieder abfällig über den kleinen Prinzen äußern sollte, ich meine damit eigentlich gar nicht das Buch, sondern diese bestimmte Geisteshaltung, die ich mit Liebhabern des Buches verbinde und mit der ich so gar nichts anfangen kann. Das Buch ist unschuldig. Das wird nur seit Jahren von der Sonnenblumenliga für ihre obskuren Zwecke missbraucht.

Antoine de Saint-Exupéry hat das alles so bestimmt nicht gewollt.

Futterneid

Es sollte mittlerweile hinlänglich bekannt sein, dass ich ein Einzelkind war (und auch noch bin) und mehr oder weniger alles durfte. Im Gegenzug habe ich nur sehr wenig Scheiße gemacht. Vermutlich ist das dieses Geben und Nehmen, von dem alle immer reden. Das soll nicht heißen, dass ich nicht auch Unfug gemacht hätte, ich war ziemlich lange Kind und dann ein paar Jahre Teenager, da macht man glaube ich automatisch Unfug, das sieht das Hirn so vor. Aber es war, behaupte ich jedenfalls, im Verhältnis sehr überschaubar.

Als Einzelkind hängen einem ja viele Stereotype nach. Dass wir egoistisch sind, zum Beispiel und nicht teilen können. Dass wir immer nur um uns selber kreisen, verwöhnt sind und so was. Hiermit möchte ich an dieser Stelle aufräumen.

Ich bin beispielsweise, wenn ich das in aller Bescheidenheit sagen kann, überhaupt nicht egoistisch und kann sehr gut teilen. Ich wurde auch eher so in homöopathischen Dosen verwöhnt, da hat die Oma schon für gesorgt, dass das Kind auf dem Teppich bleibt. Also die eine Oma, die mit den neun Kindern und zwölf Enkeln. Die andere Oma, die mit den zwei Kindern und der einen Enkelin, ist mit mir jede Woche nach dem Klavierunterricht sehr selbstlos zu McDonald’s gegangen.

Das einzige, was stimmt ist ein gewisser Hang zum Egozentrismus. Allerdings bin ich mittlerweile der Ansicht, dass eigentlich fast alle Menschen egozentrisch sind, schon aus einer gewissen psychologischen Notwendigkeit. Selbstverständlich bin ich das Zentrum des Universums, also so aus meiner Sicht. Ich gehe aber gleichzeitig davon aus, dass alle anderen Menschen Zentren ihres eigenen Universums sind und so relativiert sich das wieder und alles ist gut.

Worüber ich aber eigentlich schreiben wollte ist das Thema Futterneid. Ich kann nämlich zwar total gut abgeben und teilen und Sachen verschenken, ich bin aber leider auch sehr, sehr futterneidisch. Leider ist es für Außenstehende nur schwer ersichtlich, warum ich auf der einen Seite auch den letzten Keks verschenke, auf der anderen Seite dann aber niemand an meine Schokolade darf.

Es lässt sich aber ganz einfach erklären. Das eine hat damit zu tun, dass ich ein mit wenig Restriktionen versorgtes Einzelkind war und dementsprechend alles, was lecker war, zu meiner freien Verfügung stand. Was zur freien Verfügung steht, ist auch noch morgen da, da muss man sich nicht beeilen und irgendwas sofort essen oder einheimsen. Und wenn es morgen nicht mehr da ist, dann ist die Chance, dass man einfach neues bekommt, relativ groß. Wer keine Sorge hat, dass das Geschwisterkind alle Gummibärchen isst, der muss auch nicht alle auf einmal essen und den Rest unterm Bett verstecken.

Jetzt kommen wir aber zum zweiten Punkt, bei dem ich gar nicht weiß, wie viel davon Einzelkindverhalten und wie viel einfach eine gewisse Beklopptheit ist. Ich plane mein Essen. Bis ich Mitte zwanzig war, habe ich deswegen auch immer sehr lange gebraucht, schon weil ich das Essen auf dem Teller dauernd neu sortieren und den weiteren Verlauf des Essens neu berechnen musste. Die einzelnen Bestandteile auf dem Teller müssen ja in eine sinnvolle Aufessreihenfolge gebracht werden, damit die Verhältnismäßigkeiten über den gesamten Essvorgang gewahrt bleiben und am Ende auch das übrig ist, was man als letztes essen möchte.

Noch vor einem Jahr kam es so zu einem Missverständnis, von dem ich auch erst später erfuhr. Als ich nämlich zu reinen Recherche- und Essensplanungszwecken die Bestandteile eines Chilis und die Verhältnismäßigkeiten dieser untereinander inspizieren musste, um mein weiteres Vorgehen zu planen, wurde dies als Rumstochern interpretiert und gemutmaßt: „Der Anne schmeckt’s nicht.“ Dass ich danach mit Freuden ein Glas sehr leckeres Chili entgegennahm, machte die Verwirrung nur noch größer.

Futterneid jedenfalls. Ich kann nur ganz schlecht mit anderen Leuten aus der selben Chipsschale essen. Die halten die Reihenfolge nicht ein und essen exakt die Chips weg, die ich mir noch für später aufheben wollte. Zu meinen Lieblingschips gehören Frit-Sticks, diese kleinen dünnen Stäbchen. Die kann ich immer nur heimlich essen, wenn ich alleine bin, weil die Langsamkeit, mit der ich mich durch eine Tüte knabbere, ihresgleichen sucht und ich augenblicklich unentspannt werde, wenn andere Menschen sich zehn auf einmal in den Mund stecken. Nudelsalat: Da mache ich eine große Schüssel am Samstag, die dann so grob anderthalb Tage reicht. Sobald es dem Ende zugeht, werde ich aber zunehmend nervös, weil ich die übrige Menge schon verplant habe, aber nicht weiß, ob das die Mitessenden auch so sehen. Es kann dann sein, dass ich die ins Schüsselchen gepackte Menge andere Leute sehr genau und sehr kritisch beäuge, bis den anderen Leuten ob meines unzufriedenen Blickes allein die Lust auf Nudelsalat vergeht.

Ich kann nichts dafür, ich gebe mir wirklich Mühe! Und ich verschenke wirklich mit großer Freude den letzten Keks. Es sei denn, ich habe diesen Keks schon seit heute Morgen eingeplant, dann nicht.

Eine Tüte Gemischtes

Heute morgen erst verschlafen, dann den Zug verpasst. Den Zug verpasst hab ich aber vor allem, weil die Straßenbahn zu spät kam. Die U17 hat nämlich das Zusatzfeature „sehr krankheitsanfällig“. Sobald ein bisschen Schnee liegt oder es einfach nur sehr kalt ist, muss man damit rechnen, dass irgendwas kaputt geht.

Vor ungefähr vier Jahren sind wir ja nach Essen gezogen. Mitten im schlimmsten Schnee-und-Eis-Winter nämlich, wir hatten das sehr gut geplant. Am Abend vorher fuhren wir noch einige Kisten von Düsseldorf und Essen und sahen ein paar Autos auf der Autobahn, die falsch rum in der Gegend rumstanden. Tatsächlich klappte dann doch alles ganz gut, lediglich ein Tisch wurde zerschrammt, als einer der Möbelpacker beim Aussteigen aus dem Umzugswagen ausrutschte.

Ich lernte die U17 also mitten im Winter kennen und deswegen im Prinzip erst mal gar nicht, weil sie einfach zwei Wochen lang  sehr konsequent gar nicht fuhr. Und heute dann eben nicht nur später kam, sondern auch zwischendurch immer weider stehen blieb und nicht weiterwollte. Ich kann es aber auch irgendwie verstehen, ich will ja bei der Kälte auch nicht raus.

Frau Novemberregen ließ uns letztens in ihre Handtasche schauen und fand im Portemonnaie zwei Plektren/Plektrums/Plektrons/wie-auch-immer. Daraufhin grübelte sie ein bisschen darüber nach, warum sie wohl zwei Plektr… Gitarrendingsis mit sich rumschleppte. Aber das kann man auch selber hier nachlesen.

Dazu muss ich folgendes beitragen: Ich habe auch zwei Gitarrendingsis im Portemonnaie, es ist ebenfalls ein härteres und ein weicheres und ich weiß ebenfalls nicht warum. Das heißt, eigentlich weiß ich ganz genau, warum. Ich wollte nämlich damals beim Gitarrenunterricht sehr gerne lernen, wie man mit einem Plektrum spielt und hatte deswegen zwei gekauft und trug sie mit mir rum. Und weil die Dinger sehr klein und flach sind und quasi kein Gewicht haben, passen sie halt sehr gut ins Portemonnaie. Das hat den weiteren Vorteil, dass man sie nicht verliert. Es ist also weniger so, dass ich damit rechne, spontan irgendwo eine Gitarre zu finden und auf einmal mit einem Plektrum spielen zu wollen, es scheint einfach einer der besten Aufbewahrungsorte zu sein. Stört ja nicht.

Heute Morgen auf Facebook bei Thomas Jungbluth einen Link zu einer Crowdfunding-Kampagne für einen veganen Burgerladen gefunden und kurz darüber nachgedacht, warum ich diese Kampagne eher ärgerlich finde. Also nicht die Kampagne selber, bzw. schon die Kampagne selber, aber ich unterstelle den Initiatoren da nichts böses, sie wollen sicher nur einen schicken verganen Burgerladen in Köln eröffnen, aber da fängt es schon an: In Köln. Man könnte da jetzt alternativ jede etwas größere Stadt mit funktionierender Gastronomieszene nehmen, bei jeder fände ich das albern.

Und das auch nicht, weil ich vegane Sachen doof finde, sondern weil es zumindest gefühlt in jedem Hipsterburgerladen, in dem ich in den letzten Jahren war, mindestens eine vegetarische und vegane Variante gab. Gerade in der Hipsterburgerszene scheint mir da also der geringste aller Handlungsbedarfe zu bestehen, jetzt noch einen weiteren Burgerladen aufzumachen, wo es dann wirklich nur vegane Burger gibt. Der unfaire Verdacht liegt nahe, dass das auch die Banken so gesehen haben und das Geld jetzt eben woanders herkommen muss.

Auf der anderen Seite, vielleicht möchten Veganer auch gerne mehr als einen Burger zur Auswahl zu haben. Man kann da also gerne Geld hinwerfen, letztlich ist es mir auch egal, und vielleicht war ich heute morgen auch nur noch etwas müde und unnötig gereizt.

(Um das mal in Zahlen aufzudröseln: Bei Hans im Glück gibt es Unmengen von Burgern auf der Speisekarte, davon neun vegetarisch, davon einer vegan, bei Freddy Schilling gibt es neun Burger insgesamt, davon drei vegetarisch, davon einer vegan, das Konzept von der fetten Kuh erschließt sich mir nicht ganz, hier gibt es anscheinend vegetarische Varianten, von vegan steht da aber nüscht. Bei What’s Beef sieht das Konzept sowieso vor, sich die Burger selber zusammenzubasteln, es gibt zwei Fleischvarianten, eine vegetarische und eine vegane, lediglich bei den Beef Brothers gibt es noch Luft nach oben, da gibt es nämlich bei insgesamt sieben Burgervariante nur eine vegetarische und nix veganes.)

Und zuletzt: Wer was wirklich witziges lesen will, der sollte hierhin klicken und lesen, wie Andrea Diener mit sehr vielen Hessen auf einen Flug wartete. So schön. Wer auf Anhieb weiß, was Dischäende ist, hat gewonnen. Ich musste erst die Auflösung im nächsten Absatz lesen.