Bücher 2014 – Plätze 5 bis 1

Es ist doch schon ein paar… ähm… Wochen her, dass ich die Plätze 10 bis 6 meiner liebsten Bücher aus dem Jahr 2014 veröffentlichte. Nun folgen die Plätze 5 bis 1. (Bücher aus dem Jahr 2014 bedeutet übrigens, dass es Bücher sind, die ich 2014 gelesen habe, nicht, dass sie im Jahr 2014 veröffentlicht wurden.)

Steelheart_cover5. Steelheart von Brandon Sanderson

Superhelden mal anders. In Steelheart retten sie nicht die Welt, sondern tyrannisieren die Menschen, was möglicherweise auch die realistischere Variante ist. David war als Junge dabei, wie sein Vater vom titelgebenden Steelheart umgebracht wurde, nachdem dieser den vermeintlich unbesiegbaren Epic, wie diese Menschen mit Superkräften genannt werden, verletzt hatte.

Jetzt ist David Teenager und schließt sich einer Gruppe Rebellen an, die die Epics bekämpft. Das ganze klingt nicht unbedingt so, als wäre hier das Rad neu erfunden wurde, ist aber dermaßen spannend, flott fantasiereich geschrieben, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Mein bester Young-Adult-Roman des Jahres 2014, mit Abstand.

Steelheart gibt es bei Amazon [Werbelink], bei der Buchhandlung ocelot in Berlin und in jedem Buchladen um die Ecke.

 

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4. Eine Frau spürt sowas nicht von Kirsten Fuchs

In Bayreuth gelesen, sehr gelacht. Dann meinem Mann auf der Fahrt von Bayreuth nach Frankreich daraus vorgelesen und mehrfach vor Lachen leider unfähig gewesen, weiterzulesen.

Kirsten Fuchs schreibt witzig, originell und nah am Leben, vor allem ihrem. Tatsächlich sind die Texte, in denen sie meiner Meinung nach zu Hochformen aufläuft, die, in denen sie ihre nicht ganz alltäglichen Alltagsgeschichten erzählt. Wie sie das Haus ihrer Eltern hüten muss, weil die Rohre erneuert werden (Strangsanierung heißt das im Fachjargon) oder wie sie sich Outdoorschuhe kaufen will. Oder wie sie mit ihrem Freund mal nicht an die Ostsee fährt und in einem als Hausboot verkleideten Ferienhäuschen landet. Oder wie sie mit ihrer Oma telefoniert.

Das ist alles ganz wunderbar und bei aller Absurdität immer noch so nah am wirklichen Leben, dass man denkt, es könnte genau so passiert sein. Jedenfalls fast genau so.

Eine Frau spürt sowas nicht  gibt es bei Amazon [Werbelink], als E-Book bei minimore und in jedem Buchladen um die Ecke.

 

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3. Die Besteigung des Rum Doodle von William E. Bowman

Ich habe Die Besteigung des Rum Doodle als Hörbuch gelesen von Jürgen von der Lippe gehört, was möglicherweise die beste Besetzung ist, die man sich wünschen kann.

Das Buch wurde erstmals 1956 veröffentlicht, warum es so lange dauerte, bis es bekannt wurde, bleibt ein Rätsel, denn diese Satire ist ganz hervorragend. Eine Gruppe von sieben englischen Gentleman beschließt, den Rum Doodle in Yogistan, den höchsten Berg der Welt zu besteigen. Leider entpuppt sich ein Mann nach dem anderen als vollkommen unfähig und kaum lebensfähig, der Navigator verläuft sich schon auf dem Weg zur ersten Zusammenkunft, alle Nase lang fällt irgendwer in eine Spalte und die wichtigste Frage lautet jederzeit: „Wo ist der Champagner und haben wir noch genug davon?“.

Erzählt wird aus der Sicht des Expeditionsleiters „Binder“, der die ganze Sache genauso wenig im Griff hat wie alle anderen, sich von den Trägern und dem yogistanischen Koch terrorisieren lässt, aber stets an dem Plan festhält, den Gipfel doch zu erreichen.

Maximal amüsant, schön grotesk, von Jürgen von der Lippe grandios gelesen. Kann man natürlich auch selber lesen, aber warum sollte man das tun wollen, wenn es so eine Alternative gibt?

Die Besteigung des Rum Doodle gibt es bei Amazon [Werbelink], bei der Buchhandlung proust in Essen und in jedem Buchladen um die Ecke.

 

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2. Sitzen vier Polen im Auto von Alexandra Tobor

Ola ist sechs Jahre alt und beschließt zu sterben. Weil sie die bittere Flüssigkeit nicht trinken will, die man ihr im Krankenhaus geben will. Wegen Tschernobyl. Statt dessen spuckt sie alles wieder aus, versaut dabei das gute Kleid aus der DDR und beschließt anschließend zu sterben. Ola wächst in Polen auf, im Osten, bis ihre Eltern kurz vor der Wende alles in ein Auto packen und mit ihr und ihrem Bruder in den goldenen Westen fahren.

Nur, dass im Westen gar nichts golden ist, sondern vor allem komisch. Komische Leute, komische Sitte, komische Kinder, komisches Essen. Ola muss feststellen, dass in der BRD trotz Schokolade und Spielzeug gar nicht alles so toll ist. Aber vielleicht ist dann doch nicht alles doof.

Ich habe Sitzen vier Polen im Auto in Frankreich an einem Abend quasi im Delirium von vorne bis hinten gelesen, weil ich nicht aufhören konnte. Alexandra Tobor, auch bekannt als @silenttiffy auf Twitter, hat hier ihre eigene Geschichte aufgeschrieben, ganz direkt und mit genau der richtigen Dosis an Sentimentalität und Nostalgie, nie doof, nie kitschig, immer schön und oft witzig.

Sitzen vier Polen im Auto gibt es bei Amazon [Werbelink], bei der Buchhandlung Stories in Hamburg und in jedem Buchladen um die Ecke.

 

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1. Embassytown von China Miéville

Vorneweg: Embassytown ist das Gegenteil von einfacher Literatur, aber dafür ist China Miéville jetzt auch nicht wirklich bekannt. Embassytown fordert dem Leser einiges an Vorstellungskraft ab, genauso wie man sich auf die fast surrealen Außerirdischen einlassen muss. Die Ariekei sind die Bewohner des Planeten Arieka, auf dem Avice Benner Cho lebt, in einer Diplomatenstadt, einem Handelsposten am äußersten Ende des Universums.

Die Ariekei sprechen eine besondere Sprache, bei der jedes Wort aus zwei gleichzeitig gesprochenen Wörtern besteht. Die Ariekei können auch nicht lügen, nichts erfinden. Für jede Analogie brauchen sie ein konkretes Beispiel, etwas, das wirklich stattgefunden hat. Menschen und Ariekei kommunizieren über Botschafter, vollkommen aufeinander abgestimmte Paare von eigens für diesen Zweck modifizierten Menschen, die sich ein Bewusstsein teilen müssen, um die Sprache der Ariekei so sprechen zu können, dass sie verstanden werden. Bis ein neuer Botschafter kommt, nicht künstlich verändert. Ein Botschafter, der mit seiner Sprache die Ariekei so in seinen Bann zieht, dass es zur Katastrophe kommt.

An der Beschreibung merkt man schon, dass man es hier nun wirklich nicht mit leichter Science-Fiction-Kost zu tun hat. Doch die Welt, die Miéville entspinnt, ist gleichermaßen abgefahren wie schlüssig und faszinierend, die Geschichte fesselnd und verstörend. Das ist ein ganz großes Buch, auch wenn es sicher nichts für jeden ist.

Embassytown gibt es bei Amazon [Werbelink], bei der Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt und in jedem Buchladen um die Ecke.

2 Antworten auf „Bücher 2014 – Plätze 5 bis 1“

  1. Hast Du denn die anderen Werke von Miéville gelesen? Wo würdest Du denn Embassystown da einordnen?
    Ich fand ja schon The City & The City ein mehr als „interessantes“ Konzept. Insofern dürfte das ja bei Embassytown noch eine Spur irrer werden.

    1. Embassytown ist meiner Ansicht nach tatsächlich noch eine Spur irrer als The City & The City, wobei eben auch von der Grundstimmung ganz anderes. Von allen bisher gelesenen Romanen (Perdido Street Station, Un Lun Dun, Railsea und King Rat) möglicherweise das Herausfordernste, wobei Un Lun Dun und Railsea ja irgendwie auch in die Richtung Jungendbuch gehen, das kann man dann schwer vergleichen. Perdido Street Station ist ja vor allem lang und komplex, wobei es auch schon fast fünf Jahre her ist, dass ich das gelesen habe, da erinnere ich mich jetzt auch nicht mehr an Details.

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