Laufen im Ruhrgebiet

Im Moment laufe ich ja wieder. Das bedeutet jetzt ganz konkret, dass ich in den letzten Wochen vier Mal die Laufschuhe geschnürt habe, was aber immerhin vier Mal mehr ist als in den Monaten davor, also kann man schon von einer gewissen Regelmäßigkeit sprechen.

Das Problem beim Laufen, wenn man in Essen-Holsterhausen wohnt ist, dass hier wirklich nichts Grünes in der Nähe ist. Essen-Holsterhausen liegt sehr günstig und ist zum Wohnen sehr angenehm, aber es ist auch wirklich nur zum Wohnen gut. Alle Parks oder Wäldchen liegen in anderen Stadtteilen. Man muss also erstmal irgendwo hinlaufen, um irgendwo laufen zu können. Alternativ kann man natürlich auch einfach an der A40 langlaufen. Das hat auch was, aber halt keine Bäume und Vogelgezwitscher, sondern Graffitis und vorbeirauschende Autos. Einmal bin ich an einem Sonntag durch ein Gewerbegebiet gelaufen, das war eigentlich auch sehr entspannend, denn am Sonntag sind da noch weniger Menschen als im Wald. Nur schön ist es halt nicht, aber man zieht ja auch üblicherweise nicht ins Ruhrgebiet, weil es da so schön ist. Hier ist ja nicht Heidelberg.

Ich kann also entweder einen Kilometer zum Stadtpark laufen und da dann mehrere Runden drehen oder, wie ich letztens entdeckt habe, zwei Kilometer bis zur Margarethenhöhe und dann runter in ein Wäldchen. Das Wäldchen hat den Vorteil, dass im Sommer da nicht alle fünf Meter jemand steht und Würstchen grillt und einem so dezent an der Laufmotivation kratzt.

Heute habe ich dann noch etwas viel abgefahreneres gemacht und bin bis zum Rhein-Ruhr-Zentrum in Mülheim an der Ruhr gelaufen. Das geht erstens deswegen, weil wir eben im Ruhrgebiet wohnen und es da ohnehin schwierig ist, eine längere Strecke zurückzulegen ohne dabei aus Versehen oder absichtlich in einer anderen Stadt zu landen. Zweitens geht es noch einfacher, weil Holsterhausen direkt an Mülheim dranhängt, und man von uns aus nur ein bisschen zu weit nach Westen laufen muss und ZACK!, Mülheim an der Ruhr. Tatsächlich hatte ich noch nicht mal fünf Kilometer voll, als mir ein Schild auf dem Laufweg Mülheim an der Ruhr als fahrradfreundliche Stadt vorstellte.

Im Rhein-Ruhr-Zentrum war Antik- und Flohmarkt, das weiß ich auch noch von früher, als meine Mutter dort regelmäßig war, bis ihr der Markt zu doof wurde. Mit hochrotem Kopf manövrierte ich also durch die Flohmarktbesucher. Das ist eine meiner besonders gut ausgeprägten Fähigkeiten. Ich kann mich sehr gut und sehr schnell durch mäandernde Menschenmassen vorwärts bewegen. Das habe ich in vielen Jahren auf Flohmärkten perfektioniert, weil ich ja nie zum Gucken da war, sondern irgendwie zum Stand meiner Mutter wollte, um da lässig hinterm Stand abzuhängen und von Leuten Sachen gefragt zu werden, die ich nicht beantworten konnte.

Ich drängelte mich also durch die ganzen Menschen bis auf die andere Seite des Flohmarktes und fuhr dann zwei Stationen mit der Straßenbahn Richtung Essen. Dann lief ich noch ein bisschen gemütlich an der A40 lang und schleppte mich nach insgesamt knapp sechs Kilometern noch drei Stockwerke hoch, um mich direkt unter eine kalte Dusche zu schmeißen.

Insgesamt ist dieses Laufen ja ganz nett. Die Kondition aus dem letzten Jahr habe ich wie durch ein Wunder behalten. Ich merke nur immer wieder, wie schwierig es ist, in einer dicht bebauten Stadt vernünftige Laufrouten zu finden. Ich möchte nicht erst irgendwo hinfahren, um da dann zu laufen, das finde ich albern und dem Sinn und Zweck der ganzen Aktion höchst unangemessen. Zudem sind fünf Kilometer doch deutlich länger als man denkt und ich muss dauernd Umwege laufen, hier noch eine Schlaufe länger, da noch ein bisschen weiter geradeaus, um auf irgendwelche sinnvollen Strecken zu kommen.

Wenn ich mir jetzt also nicht wie letztes Jahr wieder eine doofe Bänderdehnung hole, dann laufe ich jetzt vielleicht wieder öfter. Zum Stadtpark, an der A40 entlang oder durch den Wald in andere Städte. Das geht ja alles, wenn man in Holsterhausen wohnt.

5 Antworten auf „Laufen im Ruhrgebiet“

  1. Und ich sag gestern noch so zum Mann: „Ich glaub, die Anne läuft wieder. Die plötzlich mehr Schritte.“ Kein Wunder, wenn Du zum Laufen immer erst Umwege laufen musst …

    1. Die Umwege gehören ja zum Laufen dazu, ich würde also nicht mehr oder weniger laufen, wenn ich mit Bahn oder Auto fahren würde. Minimum fürs Laufen sind eh vier Kilometer, aber eigentlich strebe ich immer so fünf bis sechs an, alles darunter kommt mir mittlerweile albern vor. Und ob ich dann eine Extrarunde im Park laufe oder halt erst mal hin, ist dann auch egal.

  2. Man kann natürlich auch zum nächsten Sportplatz laufen und denn 15 Runden im Kreis. Das ist in meinen Augen aber noch dämlicher, als die Autonbahn entlangzulaufen.

    Die Essener Stadtwaldrunde kann ich allerdings wirklich empfehlen, auch wenn man dort mit dem Auto oder der Bahn hinfahren muss. Die Runde ist 3 oder 4 km lang, man kann sie abkürzen, Schleifchen dranbauen, ein Schleifchen doppelt laufen und auf diese Weise auf jede erdenkliche Länge kommen, je nach Tagesverfassung. Und hübsch ist es dort auch.

    1. Ich bin ja mit dem Margarethenhöhenwald (der vermutlich anders heißt, aber das ist jetzt egal) aktuell auch sehr zufrieden. Man könnte auch mit der Straßenbahn hinfahren, wenn man sich wirklich das hinlaufen sparen will, aber bislang fand ich es ja ganz angenehm, dass ich bis dahin schon 2 Kilometer runter habe und dann gar nicht mehr so viel Laufen muss. Und die volle Größe hab ich da auch noch nicht ausgereizt, da ist also auch noch was drin. Es wird aber auch nicht ausbleiben, dass ich demnächst mal mit in den Stadtwald geschleppt werde, befürchte ich, dann hab ich ja eine Vergleichsmöglichkeit.

    2. Am wichtigsten finde ich immer, dass ich nicht die ganze Zeit auf Asphalt laufe und dass ich variieren, abkürzen und was dranhängen kann. An manchen Tagen schleppe ich mich über 4 km, an anderen hüpfe ich 7 oder 8. Eine Strecke, die diese Schwankungen von der Konzeption her abfängt, ist schon fein.

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