Gelesen im Juli 2016

Erst dachte ich, ich hätte wenig gelesen, es stellt sich aber raus, dass ich immerhin ganz knapp vier Bücher geschafft habe, davon allerdings drei als Hörbuch. Das fünfte Buch habe ich abgebrochen, weil es mir zu doof war und das will nun wirklich was heißen.

Sophia, der Tod und ich von Thees Uhlmann

Schon überall sonst gefühlt hochgelobt, auf Spotify gab es das Hörbuch und ich war sehr angetan, eventuell sollte man das auch unbedingt als Hörbuch hören, denn Thees Uhlmann liest selbst und einige sprachliche Eigenheiten, die etwas eigenwillig wirken, funktionieren enorm gut, wenn man weiß, wie Thees Uhlmann liest.

Als es eines Morgens klingelt, öffnet der Protagonist die Tür und vor ihm steht der Tod, der ihm eröffnet, dass er jetzt leider mitkommen muss, ein paar Minuten hätte er noch, dann wäre aber Schluss. Dann klingelt aber auch Sophia, die Ex-Freundin des Erzählers und auf einmal kommt alles durcheinander, das Sterben wird verstorben, statt dessen ziehen Sophia, der Tod und der Erzähler durch die Straßen, trinken Bier in einer Kneipe und brechen am nächsten Tag zusammen zur Mutter des Protagonisten auf.

Das ganze ist so unglaublich liebevoll und witzig erzählt, dass man gar nicht möchte, dass das Buch endet. Die Freude des Todes, einmal auch am Leben teilzuhaben und etwas zu unternehmen, die Frotzeligkeit von Sophia und natürlich der Erzähler, der es sich während seiner letzten Tage nicht nehmen lässt, die Welt insgesamt doch ganz gut zu finden und noch einmal ganz besonders zu lieben. Das Buch hat jede Lobhudelei aber sowas von verdient.

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Broken House von Gillian Flynn

Kurzgeschichte von Gillan Flynn, die ja vor allem mit Gone Girl bekannt wurde. Auch hier spielt sie mit Psychothriller- und Horrorelementen, die Story ist schön doppelbödig und liest bzw. hört sich schnell runter. Die Protagonistin ist Nerdy und arbeitet in einem Salon für Wahrsagerei und sexuelle Dienstleistungen. Ihre Chance sieht sie gekommen, als sie Susan Burke trifft, die davon überzeugt ist, dass es in ihrem Haus spukt. Auf knapp 60 Seiten bringt Flynn ausreichend viele überraschende Wendungen unter und auch sonst kann man das schön zwischendurch lesen oder wie ich auf Spotify als Hörbuch hören.

Wenn der Verlag endlich mal aufhören würde, die Originaltitel von Gillian Flynn mit anderen englischen Titeln zu ersetzen (Broken House heißt im Original The Grownup), wäre ich noch einen Ticken glücklicher, denn so weiß man nie, welches Buch man schon kennt und ob die vorliegende Version das Original oder die deutsche Übersetzung ist.

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Time Traders von Andre Norton

Für den Onlinebuchclub gelesen und eher so hm gefunden. Man kann auch leider nicht sagen „Nicht vom komischen Cover irritieren lassen!“, denn das wäre irreführend, das Cover passt leider hervorragend zum Buch. Aber gut, dann habe ich jetzt mal Pulp Science-Fiction aus den fünfziger Jahren gelesen, das kann man ja mal machen.

Der Name sagt es schon, es geht um Zeitreisen, wobei die Mechanismen eher dürftig erklärt werden, die Amerikaner sind hinter irgendwelchen Artefakten her, die sie in der Vergangenheit vermuten, die Russen sind die Gegenspieler und irgendwo dazwischen ein Antiheld-Held, der die ganzen sehr sehr langen und sehr sehr weiligen 150 Seiten des Buches nur rumreagiert. Wenn man weiß, worauf man sich einlässt, ist es vielleicht ganz okay, Stimmen im Onlinebuchclubforum freuten sich über die anscheinend ganz gut gelungene Darstellung der Glockenbecherkultur. Manche lasen aus Versehen den zweiten Band der Reihe, weil es die englische Ausgabe fürs Kindle umsonst mit beiden Büchern gibt, das vorne aber nicht drauf steht. Das zweite Buch scheint besser zu sein. Ich war nach 150 Seiten froh, dass es vorbei war und habe aber immerhin gelernt, dass es die Glockenbecherkultur gab.

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The Last Wish von Andrzej Sapkowski

Auch für den Onlinebuchclub gelesen bzw. gehört. Ebenfalls nicht meins, aber sehr viel besser als Time Traders, so dass ich heilfroh war. The Last Wish ist das erste Buch der Witcher-Reihe (auf der auch die gleichnamige Computerspielreihe basiert) von Andrzej Sapkowski, polnische Fantasy also, kann man ja auch mal machen.

The Last Wish ist eigentlich eine Reihe von Kurzgeschichte, sieben insgesamt, die von einer groben Rahmenhandlung umfasst werden. Ich habe etwas gebraucht, um reinzukommen, dann war das aber alles sehr unterhaltsam und sogar mit einem angenehm trockenen Humor versehen. Geralt ist der Witcher, der hier von Abenteuer zu Abenteuer wandert, immer wieder sind Märchenthemen mit eingebaut, so dass man schon ein lustiges Suchspiel aus den Geschichten basteln kann, das fand ich recht amüsant. Und auch sonst wird hier eine schöne komplexe Fantasywelt gebaut, mit bekannten und neuen Elementen, da kann man nicht meckern. Falls ich nicht 500 Bücher als Leseproben auf dem Kindle und um die 20 Bücher auf dem Stapel neben dem Bett liegen hätte, ich würde durchaus in Betracht ziehen, die Reihe weiterzulesen. Die Hauptfiguren schön komplex, der Unterhaltungsgrad hoch, die Geschichten ausreichend spannend und fantasievoll, da kann man nicht klagen.

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Abgebrochen:

Macht von Karen Duve

Auf Vorschlag probiert, gab es Gott sei Dank als Hörbuch bei Spotify, so dass ich wenigstens kein Geld dafür ausgegeben habe, denn Herrgott, was hätte ich mich geärgert, hätte ich dafür bezahlt. Karen Duves Macht wurde ja schon in zahlreichen anderen Medien zerrissen und ich kann hier nichts zur Ehrenrettung des Buches schreiben.

Ungefähr bis zur Stelle der ersten Vergewaltigung gehört, dann entschieden, dass ich sowas nicht unbedingt mehrere Stunden lang ertragen muss, also das letzte Kapitel gehört, um wenigstens zu wissen, wie es ausgeht, so neugierig war ich immerhin. Dann damit weitergemacht, das Buch rückwärts zu hören, was erstaunlicherweise total gut ging, anscheinend verpasst man nicht so viel, wenn man die Mitte einfach weglässt, alles, was man zum Verständnis braucht, kann man sich ganz gut zusammenreimen und eigentlich ist es auch egal.

Und mit egal hätten wir auch eine ganz gute Zusammenfassung zu diesem Buch. Die Intention ist spannend genug, die Zukunftsvision tatsächlich ganz interessant und zumindest scheinbar detailliert, letztlich bleibt aber alles egal. Es geht um den 70-jährigen Sebastian, der dank der Verjüngungspillen Ephebos (leider krebserregend, but so what?) wie Ende 30 aussieht, und der schönen neuen Welt, in der Staatsfeminismus herrscht und es Fleisch und Benzin nur gegen CO2-Gutscheine gibt und blablabla, jedenfalls steht Sebastian dieser untergehenden Welt sehr verbittert gegenüber und hat seine Frau kurzerhand im Keller angekettet, um sie zu demütigen und irgendwie seine Machtposition als Mann zumindest zwischendurch genießen zu können. Macht ist dann auch zu allem Überfluss noch aus der Sicht von Sebastian geschrieben, so dass man auch noch dauernd Rechtfertigungslitaneien lesen muss. Im Prinzip ist es ein langer, sehr langer, extrem langer Facebookkommentarthread zu einem Feminismusthema mit besonders kruden Ansichten, nur in besser geschrieben. Aber ich lese keine Facebookkommentarthreads mit kruden Ansichten, schon rein aus Mentalhygienegründen und Karen Duve schreibt zwar gut und gelegentlich sogar ganz witzig, aber nicht gut genug, als dass es den Rest wieder wettmachen dürfte.

Man muss diese Bewertung natürlich mit Vorsicht genießen, ich habe vielleicht ein grobes Viertel des Buches gelesen bzw. gehört, eventuell sogar ein Drittel und kenne den ganzen Mittelteil nicht, vielleicht steckt ja da irgendwas Sinnstiftendes drin, am Anfang und am Ende habe ich jedenfalls nichts gefunden und nach einer kurzen Hörpause beschlossen, dass ich mir das nicht weiter antun muss. Um 400 Seiten zu lesen brauche ich bessere Argumente als kalkulierte Provokation.

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