Gelesen: Sachen machen von Isabel Bogdan

Sachen-machen-Cover

Isabel macht Sachen. 43 Sachen, um genau zu sein. Und über alle 43 Sachen kann man jetzt in dem Buch mit dem passenden Titel “Sachen machen” nachlesen.

Dabei finde ich schon die Einleitung so schön und motivierend. Es geht da um den “Mach-doch-Muskel”, eine Formulierung der wunderbaren Meike Winnemuth, die ebenfalls eine Expertin im Machen von Sachen ist, und dass den eigentlich jeder hat und man den wunderbar trainieren kann. Dass das so ist, glaube ich sofort, ich trainiere den auch gerade. Nicht ganz so extrem wie Isabel das im letzten Jahr getan hat, aber auch mit sichtbaren Erfolgen.

Jedenfalls macht Isabel Sachen. Ganz einfache Sachen wie mal zur Pediküre gehen (und danach zur Maniküre, weil wenn schon, denn schon) oder auf die Kirmes gehen oder in ein Musical (allerdings mit Backstagebesichtigung, also quasi schon Musical Plus) oder durch einen Plastikdarm laufen (hab ich auch schon gemacht und war ähnlich unbeeindruckt).

Dann macht sie aber auch so Sachen wie ins Casino gehen, oder Stand-up-Paddling oder mit einem Segway durch Hamburg fahren, also Zeug, dass zwar jetzt vielleicht gar nicht so abgefahren ist, man dann aber meistens doch nicht tut. Und schon an der Stelle fragt man sich dauernd: Warum eigentlich nicht? Warum war ich noch nie im Casino? Und Segwayfahren find ich auch lustig und ich hab’s noch nie gemacht. Warum eigentlich nicht?

Dann macht sie aber auch Sachen, die ich richtig abgefahren finde. Sie besucht einen Schlachthof, macht allen Ernstes und ohne besondere Veranlassung mal einen Bootsführerschein, fährt nach Wacken und lässt sich von Bekannten auf eine S/M-Party mitnehmen. Sachen, bei denen man denkt: Whoa! Ernsthaft?!? Und sofort tausend Fragen im Kopf hat.

Über all das schreibt Isabel in ihrem Buch, beantwortet dabei einige der tausend Fragen gleich mit, und ich mag das alles sehr. Ich glaube, wer dieses Buch liest und nicht sofort, am besten jetzt gleich und hier und jetzt auch Sachen machen möchte, der ist zum Sachenmachen schon von Grund auf nicht geeignet.

Das Schöne ist auch, dass fast nichts dabei ist, was man nicht auch selber machen könnte, die Fahrt auf der Hermann Merwede könnte schwierig werden, und so ein Bootsführerschein erfordert vermutlich doch ein bisschen mehr Engagement als sich eine halbe Stunde von kleinen Fischen an den Füßen knabbern zu lassen, aber sonst ist das meiste durchaus (nach)machbar.

Das andere Schöne ist, dass Isabel so begeisterungsfähig ist und das auch so rüberbringt. Denn meistens, so stellt sich raus, ist so eine Sache ziemlich toll. Und wenn eine Sache nicht so toll ist, dann sagt Isabel das auch und das ist dann auch gut (der Darm war nämlich echt eher enttäuschend).

Die einzelnen Geschichten sind recht kurz (bis auf ein paar Ausnahmen) und so kann man das Buch schön in Häppchen lesen oder nach Bedarf auch in einem durch, wie man eben mag. Bei mir hat es nur ein bisschen gedauert, weil ich nach langer Zeit mal wieder ein richtiges Buch (und zwar eins mit einer ganz tollen Widmung) in der Hand hatte und das dann – Kindle-Gewohnheit sei Dank –  meistens irgendwo anders war als ich.

Ein paar Kleinigkeiten hätte ich aber doch anzumeckern: Erstens, aber da kann jetzt mal so gar keiner was für, kannte ich die meisten Geschichten schon von der Kolumne im Culturmag. Ich habe sie aber gerne noch mal gelesen. Zweitens haben zumindest gefühlt ziemlich viele Geschichten mit Wellnesszeug oder Wasser zu tun. Ich glaube aber auch, dass das ein bisschen unfair ist, denn das mit dem Wasser lässt sich wohl kaum vermeiden, wenn man in Hamburg wohnt und wenn man sich dann nämlich wieder anguckt, was da sonst noch alles gemacht wurde, dann relativiert sich das schnell wieder. Und drittens gab es ein paar stilistische… ich nenn’s jetzt mal… Kniffe, die ich beim ersten Mal total nett, beim zweiten Mal noch ganz süß und beim dritten Mal schon etwas redundant fand. Das tat aber dem Gesamtvergnügen so dermaßen überhaupt keinen Abbruch, dass ich jetzt auch gar nicht mehr dazu sagen möchte.

Was ich aber noch sagen möchte ist: Lest das! Und wenn ihr fertig damit seid, dann geht raus und macht Sachen! Und wenn ihr dann immer noch nicht genug habt, dann könnt ihr immer noch Isabels Blog lesen. Der ist nämlich auch toll.

Und was die Widmung angeht, Isa, ich glaube auch, dass ich das meiste mitgemacht hätte und auch in der Zukunft bestimmt zu haben bin, falls es mal neue Sachenmachpläne geben sollte.

Letzte Anmerkung, weil fast vergessen: Man kann das Buch auch mit Widmung und Zeugs direkt bei Isabel bestellen und kriegt dazu dann noch obendrein die allertollsten Lesezeichen der Welt.

Post von Zoë… und eine kleine Vorschau auf „Das zerbrochene Fenster“

Post

Ich habe Post von Zoë Beck bekommen. In einem kleinen Umschlag und mit total lesbarer Adresse steckte es wohl im Briefkasten und liegt auf dem Küchentisch (eben da, wo Post so gerne rumliegt), als ich nach Hause komme.

Drin stecken ein lieber Gruß von Zoë und eine lustige Chipkarte mit einem kleinen Geheimnis drin bzw. drauf. Die lustige Chipkarte ist nämlich eigentlich ein USB-Stick und die kann man sich dann schnappen und in den Laptop stecken und dann gespannt rausfinden, worum’s überhaupt geht. Auf meiner Karte ist eine Audiodatei von Pippas Anrufbeantworter. Ich weiß ja gar nicht, wer Pippa ist, aber sie sucht anscheinend nach einem Mann, denn auf dem Anrufbeantworter sind lauter Anrufe von Leuten, die diesen Mann gesehen haben oder auch nicht.

Es geht um Zoë Becks neues Buch “Das zerbrochene Fenster”, soviel weiß ich wohl und das steht auch hinten auf der Chipkarte noch mal drauf. “Das zerbrochene Fenster” wird ein Schottland-Krimi sein, oder vielleicht auch ein Schottland-Thriller, so genau kenn ich mich da nicht aus, das sind eher die Literaturgenres des Mannes. Ich lese nur manchmal Krimis oder eben Thriller, nämlich dann, wenn der Mann was gelesen hat, was er so gut fand, dass er der Meinung ist, ich sollte das auch lesen.

Was so auf Pippas Anrufbeantworter gesprochen wurde, kann sich jetzt auch jeder auf Soundcloud anhören, außerdem wird sich da in nächster Zeit so das ein oder andere weitere Hörerlebnis zum Buch finden. “Das zerbrochene Fenster” erscheint am 20. Juli, dann kann man es kaufen und selber lesen. Ich empfehle das nur wärmstens, und zwar nicht, weil ich mit Zoë in Edinburgh zusammen Cider und Whisky getrunken habe, sondern weil ich den Vorgänger “Der frühe Tod” gelesen habe und das – so als totaler Genrelaie – als sehr schöne, klischeefreie und spannende Krimilektüre (oder meinetwegen Thrillerlektüre) empfunden habe. Bei Zoë Beck wird nämlich hauptsächlich eine gute Story erzählt, von vorne bis hinten, gradlinig und ohne viel Schnörkel drumherum. Das mag ich.

Und weil ich jetzt schon mal Pippas Anrufbeantworter belauschen durfte, werd ich wohl auch “Das zerbrochene Fenster” lesen. Denn erstens: Wer ist Pippa? Und zweitens: Wen sucht sie da eigentlich? Und drittens: Was hat das alles mit zerbrochenen Fenstern zu tun?

Das zerbrochene Fenster bei Amazon.de
Der frühe Tod bei Amazon.de

http://das-zerbrochene-fenster.de/
http://www.zoebeck.net

Gelesen: Das neue Lexikon des Unwissens von Kathrin Passig, Aleks Scholz und Kai Schreiber

Einen Wettbewerb gegen nicht existierende Bücher zu gewinnen – wie schwer kann das schon sein.

Aus der Einleitung von  Das neue Lexikon des Unwissens

Am Ende dieser Rezension wird eine beschämte Entschuldigung stehen, weil ich so furchtbar lange gebraucht habe, um a) das Buch fertig zu lesen und b) dazu dann auch was zu schreiben. Aber dazu später.

Vor vielen, vielen Jahren habe ich im Radio eine Buchempfehllung von Elke Heidenreich gehört. Sie erzählte vom „Lexikon der berühmten Tiere“ von Karen Duve und bereicherte meinen Wortschatz dabei mit einem neuen Wort: „Ma-ob-Buch“.

Ein Ma-ob-Buch ist ein Buch, bei dessen Lektüre gerne die Aufforderung „Guck ma‘ ob Dings auch drinsteht“ fällt, wobei „Dings“ selbstverständlich als Platzhalter für etwas Konkreteres steht.

Vor nicht ganz so vielen, aber doch schon einigen Jahren las ich „Eine kurze Geschichte von fast allem“ von Bill Bryson. Behalten habe ich davon zwar nicht viel, aber ich erinnere mich daran, dass fast jedes Kapitel mit dem Hinweis endete, dass wir zwar schon einiges über Dieses oder Jenes in Erfahrung bringen konnten, im Wesentlichen aber trotz der ganzen Forschung weitestgehend ahnungslos sind, was den ganzen Rest angeht.

Das neue Lexikon des Unwissens von Kathrin Passig, Aleks Scholz und Kai Schreiber ist ein bisschen eine Mischung. Es ist nicht ganz ein Ma-ob-Buch, weil man ja meistens gar nicht weiß, was man nicht wissen könnte, sondern eher ein „Ach-schau-Buch“. Beim Blick ins Inhaltsverzeichnis oder wahlweise beim schnellen Durchblättern des Buches ist der Gedanke nämlich gerne „Ach schau, Dings ist auch drin“. Und ähnlich wie bei Bill Bryson, nur eben deutlich expliziter, erfährt man eine Menge über Dinge, bei denen man gar nicht wusste, dass man eigentlich gar nichts über sie weiß.

Es fängt an mit Außerirdischem Leben, geht über Brüste, Erdbebenvorhersagen und Tiefseelaute bis zur Zeit (so allgemein) und endet beim Zitteraal und versucht sich an der tendenziell schizophrenen Aufgabe, Wissen über Unwissen zu vermitteln.

Das funktioniert auch ganz gut, es ist eben auch gar nicht so schizophren, wie es auf den ersten Blick scheint. Das Schöne am Nichtwissen ist ja, dass man nicht nur darüber schreiben kann, was man nicht weiß, und warum man es nicht weiß, sondern auch darüber, was man zumindest schon herausgefunden hat und was man so alles versucht hat, um mehr herauszufinden und wer wann wo mit welcher Methode auch mal ordentlich gescheitert ist.

Das Autorentrio versucht dabei, alles so erklären, dass man es möglichst auch versteht, wenn man keine Ahnung von der Materie hat, gerne humorvoll und mit schönen Analogien. Warum das bei mir nur so halb funktioniert, hat zwei Gründe, für die die Autoren herzlich wenig können. Erstens bin ich, was Bücher angeht, fürchterlich vergesslich. Ich weiß meistens nach einem Monat nicht mehr, worum genau es in einem Buch ging. Zweitens konnte ich mich mit Physik, Astronomie und ähnlich Geartetem noch nie so wirklich anfreunden und tragischerweise sind das gerade die Bereiche, in denen sich das Unwissen mit Vorliebe tummelt.

Ich verstehe die Analogien und kann mir grob vorstellen, worum es ging, aber bei den Details steige ich aufmerksamkeitstechnisch sehr schnell aus. Das ist jahrelanges gelerntes Verhalten und wird sich eventuell auch nicht ändern, auch wenn es mich selber manchmal ärgert.

Vielleicht mochte ich deshalb auch irgendwie die Einleitung am liebsten. Da standen die schönsten Sätze drin, ich hab im (mir gerade ob akuter Rechnerprobleme nicht vorliegenden) e-Book allein in der Einleitung ganz viel angemarkert, weil alles so schön formuliert war und ich mich so drüber gefreut hab.

Glücklicherweise geht es auch ähnlich weiter und gerade in den Kapiteln, in denen es ein bisschen weniger um physikalische Phänomene oder astronomisches Unwissen geht, hatte ich auch viel Spaß beim Lesen und Nichtdazulernen. (Das ist natürlich Blödsinn, man lernt eine Menge dazu.) Zum Beispiel weiß ich jetzt, dass ich besser alles anzweifeln sollte, was mir jemand über Ernährung erzählen will und warum man sehr philosophisch über Löcher debattieren kann. Und als Rechts-Links-Legastheniker (meine bevorzugte Richtung ist bekanntlich „Da lang!“) habe ich mich besonders darüber gefreut, dass es gerade darüber so viel Unwissen gibt.

Warum ich trotzdem so lange gebraucht hab, das Buch auszulesen, obwohl es eigentlich durchgängig sehr locker-flockig geschrieben ist, ohne dabei auf die Nerven zu gehen oder albern zu werden, lag vor allem am Format. Ich kann gut e-Books, wenn ich sie aufs Kindle laden kann. Dann les ich die in Nullkommanix aus. E-Books auf dem Rechner kann ich hingegen nicht so gut, denn trotz ausgeprägter Internetliebhaberei lese ich lange Texte immer noch bevorzugt auf Papier oder eben auf dem Kindle.

Das neue Lexikon des Unwissens habe ich dementsprechend über mehrere Wochen hinweg stückweise in ICEs, im Waschsalon und in Edinburgher Hotelzimmern gelesen. Da die Kapitel nicht zusammenhängen, geht das auch ganz gut, lediglich das schlechte Gewissen wurde immer größer.

Das war die Entschuldigung für die lange Lesezeit. Eine gute Entschuldigung für die lange Wartezeit zwischen Zu-Ende-Lesen und Rezension-Schreiben gibt es nicht.

Das neue Lexikon des Unwissens ist ein schönes Ach-schau-Buch, man kann es am Stück oder in Scheiben lesen und weiß nachher tatsächlich mehr, auch wenn man sich gelegentlich auch von vermeintlich bereits erlangtem Wissen verabschieden muss, weil sich herausstellt, dass das alles Unfug war. Es ist im Rowohlt-Verlag erschienen, hat eine adäquate Anzahl von Seiten und ist hoffentlich mehr oder weniger überall erhältlich.

Und ganz zuletzt möchte ich die Gelegenheit nutzen, mal wieder auf das wunderbare QI hinzuweisen, die Quizshow mit Stephen Fry, in der es seit der letzten Staffel auch den „Nobody Knows“-Joker gibt, für die eine Frage der Episode, auf die niemand die Antwort weiß.

Die schönsten Bücher 2011 – (5 bis 1)

Weiter geht’s im Text. Hier nun die Plätze 5 bis 1.

5. The Name of the Wind von Patrick Rothfuss
Mal abgesehen davon, dass Patrick Rothfuss anscheinend ne ziemlich coole Sau ist, der Joss Whedon super findet und auch sonst auf seinem Blog ziemlich sympathisch rüberkommt, ist The Name of the Wind einfach ein verdammt gutes Fantasy-Buch.

Es gibt auch gar nicht so dolle viel darüber zu erzählen. Es geht um Kvothe, den Kingkiller, der untergetaucht ist und in seinem Gasthaus einem späten Gast seine Lebensgeschichte erzählt. Die Geschichte ist beim Schreiben wohl etwas länger geworden als geplant und deswegen ist The Name of the Wind auch nur der erste Teil.

Es gibt eigentlich die typischen Fantasy-Elemente, aber das Buch ist so pickepackevoll und so dicht und gut geschrieben, dass einem die vielen hundert Seiten überhaupt nicht lang vorkommen.

4. Shades of Grey von Jasper Fforde
Shades of Grey fand ich zunächst eigentlich eher so normal gut, aber im Laufe des Jahres und dann erst recht bei und nach der Lesung in Frankfurt ist mir klar geworden, was für ein tolles Buch das eigentlich war – mal abgesehen davon, dass Jasper Fforde auch live ziemlich witzig und sympathisch ist und ich mir jetzt auch vorgenommen habe, mal das gesamte Oeuvre zu lesen, inklusive der Thursday-Next-Reihe, von denen ich ja einige schon mal gelesen hab.

Shades of Grey ist irgendwie eine Mischung aus Science Fiction und Fantasy, vor allem eben die übliche Fantasterei, die eben so rauskommt, wenn Jasper Fforde sich was ausdenkt. In der Welt von Shades of Grey basiert die Gesellschaft auf der Fähigkeit, bestimmte Farben zu erkennen. Dazu gibt es fleischfressende Bäume und sich selbst reinigende Straßen, aber kaum noch Löffel, also das übliche Gewusel von wilden Ideen und deswegen ist Shades of Grey eben auch so toll.

3. The Fry Chronicles von Stephen Fry
Stephen Fry gehört ja sowieso spätestens seit diesem Jahr zu meinen Lieblingsmenschen, ungefähr seit ich QI entdeckt habe und das auch immer noch (scheinbar vergeblich) allen ganz dolle ans Herz lege. Guckt das! Ernsthaft, guckt das.

In The Fry Chronicles erzählt Stephen Fry seine Lebensgeschichte so ab der Kindheit bis so Ende Zwanzig und das mag nicht viel erscheinen, es passiert aber ganz viel und wenn nicht so viel passiert, dann erzählt Stephen Fry das trotzdem so charmant, dass man doch denkt, es wäre viel passiert.

Ich habe dieses Buch als Hörbuch „gelesen“, von Herrn Fry selbst vorgelesen, was natürlich noch mal besonders schön ist. Ganz groß, und ich mag den Mann immer mehr.

2. Dash and Lily’s Book of Dares von Rachel Cohn & David Levithan
Wundervoll, wundervoll, wundervoll. Dash and Lily’s Book of Dares ist so ein Buch, das macht, dass einem ganz wuschelig ums Herz wird, weil alles drin vorkommt, was schön und wuschelig ist. Rätsel, eine Schnitzeljagd, Winter, New York City, Weihnachten, Bücher und eine kleine Liebesgeschichte mittendrin.

Dash and Lily’s Book of Dares ist ein Jugendbuch, etwa von dem Kaliber von Markus Zusak’s I am the Messenger, was ich auch schon geliebt habe und bei dem ich ein paar Mal einfach spontan losgeweint hab. Es wird abwechselnd aus der Sicht von Lily und von Dash erzählt, Lily liebt Weihnachten, Dash hasst es und die beiden schicken sich mit Hilfe eines roten Notizbuches quer durch New York und geben sich immer neue Aufgaben.

Und so einfach wie die Geschichte ist, so schön ist sie auch. Außerdem eben Rätsel und Schnitzeljagd.

1. Die Herrenausstatterin von Mariana Leky
Ich hätte dieses Buch sicher nie gelesen, wenn es mir nicht so dolle von Isa empfohlen worden wäre, die ja auch schon gesagt hat, dass sie es wahrscheinlich nie gelesen hätte, wenn es ihr nicht so dolle von anderen Leuten empfohlen worden wäre.

Und das Buch ist eben einfach wunderbar. Katja Wiesberg wurde verlassen und dann stirbt ihr Mann und wo sie da so alleine in ihrer Wohnung sitzt, da taucht auf einmal Herr Blank auf, den nur sie sehen kann und der auch nicht mehr geht. Dann taucht auch noch ein Feuerwehrmann auf, der auch nicht so wirklich verschwinden will.

Die Herrenausstatterin ist unglaublich witzig und man muss dauernd lachen, und das ist gut so, denn eigentlich ist es furchbar traurig und es endet auch so, dass ich zwanzig Seiten durchgeheult habe und aus Verzweiflung mein Kissen getreten habe, weil ich nicht wollte, dass es so endet, aber es geht eben nicht anders.

Und wenn man so auf ein Buch reagiert, dann vor allem, weil es so wunderschön ist.

 

Und das war’s jetzt. Zufrieden? Die Special Awards für besondere Leistungen folgen dann demnächst.

(Die Plätze 10 bis 6 sind im Übrigen hier.)

Die schönsten Bücher 2011 – (10 bis 6)

Ich habe viel gelesen dieses Jahr. Das hat vermutlich vor allem damit zu tun, dass ich seit letztem Jahr woanders wohne als ich arbeite, was vor allem drei Sachen bedeutet: Mehr Zeit alleine, mehr Zugfahrten und eben auch deswegen seit Februar im Besitz eines schnieken Kindles.

Vielleicht hab ich aber auch einfach mehr gelesen dieses Jahr, man muss das ja auch nicht zwangsweise begründen.

Laut Goodreads waren’s 73 Bücher, 75 wollte ich schaffen, nachdem ich mein Ursprungsziel von 52 schon irgendwann im August oder September oder so erreicht hatte. Und dass ich da auch zwei Bilderbücher mitgezählt habe, finde ich vollkommen okay, weil ich immerhin auch alle fünf Bände von George R.R. Martins A Song of Ice and Fire gelesen habe und der hat ja spätestens seit Band drei vergessen, dass man ein Buch auch prima nach weniger als tausend Seiten beenden kann.

Die großen Highlights fehlten ein bisschen. Ich hab viele gute Bücher gelesen, nur ganz wenige schlechte und eigentlich nur ein ganz, ganz tolles, dass aber gleichzeitig so unspektakulär daher kommt, dass es fast absurd ist.

Irgendwie hab ich’s trotzdem geschafft, eine Top-Ten-Liste zusammen zu basteln, die mir auch bei näherer Betrachtung brauchbar scheint.

Und jetzt fang ich einfach mal an. Gut? Ja?

10. Fuzzy Nation von John Scalzi
Fuzzy Nation schafft es vor allem gerade so knapp in die Top Ten, weil es einfach so irre niedlich ist und weil ich Wil Wheaton so gerne beim Vorlesen zugehört habe. Fuzzy Nation ist auch das Buch, dass mich zum Hörbuch-Hören gebracht hat.

Tatsächlich ist das Buch ansonsten fast eher Standard, eine kleine Science-Fiction-meets-Anwaltsgedöns-Geschichte mit viel Wuschel. Hauptsächlich geht es darum, dass auf irgendeinem Planeten mitten in einem Abbaugebiet für sunstones auf einmal die kleinen Fuzzies entdeckt werden, die vor allem sehr wuschelig und niedlich sind und eventuell eben keine Tiere, was dann bedeuten würde, dass auf diesem Planeten nicht mehr einfach so Ressourcenabbau betrieben werden könnte, und das findet die große Zarathustra-Company nicht so wirklich gut.

Das Ganze ist sehr schnörkellos geschrieben, manchmal liest es sich wie ein Film, aber genau das mochte ich irgendwie, und Wil Wheaton liest eben auch sehr schön.

(Video hat nix mit dem Buch zu sein, ist aber auch sehr wuschelig.)

9. Ready Player One von Ernest Cline
Ready Player One mochte ich auch vor allem, weil es so geraderaus und schnörkellos und unprätentiös eine Geschichte erzählt, die gleichzeitig vor irgendwelcher Geek-Referenzen nur so strotzt, für die sogar ich oft entweder zu un-geeky oder zu jung war.

Es geht um Wade, der im Jahre 2044 unter eher so mittelguten Bedingungen in den USA lebt und für den wie für so ziemlich alle anderen auch das eigentlich Leben in der virtuellen Welt von OASIS spielt, eine riesige Welt, die der ebenso geniale wie mysteriöse James Halliday erschaffen hat. Nach Hallidays Tod wird bekannt, dass sein Erbe demjenigen gehören soll, der es in OASIS findet.

Tatsächlich ist das Buch eine einzige gigantische Jagd nach dem Osterei bzw. Hallidays Erbe, mit Verbündeten und Widersachern und eben hunderten Referenzen auf die 80er Jahre. Aber es macht Spaß, genau das zu lesen. Und wenn man dann als Kritik hört, eigentlich wär das genauso wie ein Quest in World of Warcraft, dann denkt man sich eben, ja genau, aber die machen ja nicht umsonst süchtig.

8. Super Sad True Love Story von Gary Shteyngart
Ich möchte mal damit anfangen, dass ich jetzt einmal den Namen Shteyngart geschrieben habe und das jetzt in meinem Leben nicht zwingend noch mal tun möchte. Man guckt nämlich mindestens drei Mal nach, ob’s richtig ist, weil’s so komisch aussieht.

Super Sad True Love Story ist so ein Buch, von dem ich ungefähr nichts wusste, bevor ich es gelesen habe, das nur immer wieder auf irgendwelchen Listen angeblich guter Bücher aufgetaucht ist und irgendwie ja auch einen lustigen Titel hatte.

Es ist tatsächlich – was ich auch nicht wusste – eine Science-Fiction-Liebesgeschichte oder so. Eigentlich ist es eher eine Anti-Romanze, weil sich die Leute zwar irgendwie verlieben, aber irgendwie auch nicht, und weil alles so nüchtern und abgeklärt ist und am Ende geht es eben darum, wie kreditwürdig man ist und wo man so auf der Attraktivitätsskala steht.

Das, was mich am meisten fasziniert (und auch ein bisschen erschreckt) hat, ist, dass die Welt in diesem Buch auf der einen Seite so fremd und absurd erscheint, aber bei näherem Hinsehen schon fast wie der kaum unausweichliche nächste Schritt erscheint.

7. The Hunger Games von Suzanne Collins
The Hunger Games sind zunächst mal wieder ein gutes Beispiel dafür, dass deutsche Buchtitel manchmal ganz schön scheiße sein können. Die englischen Bücher heißen The Hunger Games, Mockingjay, und Catching Fire, im Deutschen haben sie daraus erstmal Die Tribute von Panem gemacht und dann die wenig hübschen Untertitel Tödliche Spiele, Gefährliche Liebe und Flammender Zorn dazu gebastelt. Ich könnte die… ich könnte… irgendwas. Wer denkt sich sowas aus?

Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich da noch viel zu schreiben muss, weil das wahrscheinlich schon jeder gelesen hat und die, die’s nicht gelesen haben, die werden’s wohl auch nicht mehr tun.

Mal abgesehen davon, dass ich gerne YA-Dytopien lese, hat diese Trilogie den Hype auch ein bisschen verdient, vor allem wegen dem ersten Buch. Die anderen sind nicht ganz so toll, erzählen aber die Geschichte konsequent weiter und zu Ende, ohne dass es albern oder absurd wird.

Ich habe im Edinburgh im Kino erst gemerkt, wie sehr ich mich auf die Verfilmung freue, als ich plötzlich beim Trailer Tränen in den Augen hatte, weil es alles so toll aussah, so als ob das ein wirklich, wirklich guter Film werden könnte.

Ansonsten hat die wunderbare Noelle die Grunddifferenz zwischen The Hunger Games  und Twilight hier sehr schön dargestellt.

6. Room von Emma Donoghue
(Auch so ein Nachname, den ich nicht öfter schreiben möchte als unbedingt nötig.)

Jack ist fünf lebt mit seiner Mutter in Raum. In Raum gibt es Tisch und Bett und Fernseher, und hier lebt er seit er geboren wurde und hat auch noch nie etwas anderes gesehen.

Die Geschichte einer jahrelangen Gefangenschaft wird hier aus der Sicht von Jack geschrieben, der nichts anderes kennt als das Leben in dem 12 Quadratmeter großen Raum. Wo er und seine Mutter leben und spielen und Sport machen und wo er in einem Schrank schläft, wenn nachts Old Nick kommt.

Das Buch entwickelt einen unheimlichen Sog, dem ich mich nur schwer entziehen konnte. Weil eben die Geschichte so schrecklich und unglaublich ist und weil sie gleichzeitig aus einer so ungewohnten Perspektive erzählt ist. Deshalb möchte ich auch nicht mehr dazu erzählen, weil man das besser selbst lesen sollte und verraten möchte ich sowieso nicht mehr als nötig.

Und die Plätze 5 bis 1 folgen dann morgen oder so, ja?

(Update: Hier sind sie.)