Tagebuchbloggen, 7.10.2018

Der Klavierlehrer hat jetzt ein Smartphone mit WhatsApp und Spotify. „Von Spotify haben Sie mir ja erzählt, das ist toll.“

Es erleichtert aber auch etwas, weil ich sonst üblicherweise immer erst kurz vorher wusste, ob ich es zum Unterricht schaffe oder nicht und dann aber nie Bescheid sagen konnte. Ich finde es sehr gut, dass er jetzt ein Smartphone hat.

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Seit kurz vor dem Südafrikaurlaub haben wir das neue noch größere Bett. Aus dem alten neuen Bett habe ich meinen Mann angeblich immer rausgeschubst, ich weiß davon nichts, ich habe sehr gut geschlafen. Jedenfalls reichten 1,60 Meter Breite auf einmal nicht mehr und weil die Bettenfirma sehr kulant war, durften wir noch einmal gegen 1,80 Meter Breite umtauschen.

Jedenfalls gehe ich jetzt manchmal einfach schon um 22 Uhr ins Bett, weil es da so unfassbar weich und gemütlich ist und schlafe dann oft auch schnell ein, weil es so unfassbar weich und gemütlich ist.

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Auf Netflix Hilda durchgebinged, die schönste Zeichentrickserie, die ich seit langem sah. Ich mochte ja schon Disenchantment sehr gerne, aber Hilda ist noch so viel besser. Die Comics stehen schon lange auf meiner Wunschliste (HINT! HINT!), die Serie kann ich von ganzem Herzen empfehlen, wirklich.

Eine Folge Maniac versucht, aber nicht wirklich reingekommen und dann nicht weitergeguckt. Mal gucken, ob ich der Serie noch eine zweite Chance gebe.

Statt dessen mit der spanischen Serie Élite angefangen. Nachdem uns schon Haus des Geldes so gefesselt hat, schien das eine gute Anschlussserie zu sein und bislang sind wir sehr zufrieden. Es irritiert etwas, dass drei der Hauptdarsteller aus Haus des Geldes mitspielen.

Außerdem gehört, dass Zumbo’s Just Desserts eine zweite Staffel bekommt. Nachdem ich sehr viele Schwierigkeiten am Anfang der ersten Staffel hatte, war ich zum Ende hin immer begeisterter, was eben eher an den Kandidaten und weniger an den Moderatoren lag, und bin schon ganz hibbelig, dass es jetzt doch weitergeht.

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Auf Spotify The Wife Between Us [Amazon-Werbelink] gehört. Diese Mystery-Thriller à la Gone Girl sind aktuell ja so das große Ding, aber sie eignen sich wirklich sehr gut, wenn die intellektuelle Kapazität gerade nicht für mehr ausreicht. Ich habe die meisten Twists nicht kommen sehen, was nichts heißen muss, ich bin generell nicht so gut darin, Twists kommen zu sehen, auch wenn mir ein zentrales Thema des Buches (SPOILERGASLIGHTINGSPOILER) relativ schnell klar war.

Vor und nach dem Urlaub habe ich allerdings ein viel interessanteres Buch gelesen, nämlich Wir letzten Kinder Ostpreußens
[Amazon-Werbelink]  von Freya Klier. Das Buch hatte ich meiner Oma, die in Memel aufgewachsen ist, zu Weihnachten geschenkt, eher zufällig hatte ich es im Buchladen entdeckt. Jedenfalls war sie sehr begeistert und ich durfte es mit ausleihen, aber nur, wenn ich es auf jeden Fall wieder zurückbringe, denn sie will es noch mal lesen. In diesem Buch werden die Geschichten mehrerer Kinder erzählt, die in den letzten Kriegsjahren in Ostpreußen lebten. Vom jüdischen Junge Michael Wieck, der die Belagerung von Königsberg erlebte bis zu der dreijährigen Roswitha-Anne, die von einer Estin mitgenommen und adoptiert wird. Obwohl die Struktur des Buches etwas verwirrend ist, und der Schreibstil gelegentlich etwas zu einfach wirkt, ich habe viel gelernt. Auf der Suche nach mehr Ostpreußenlektüre bin ich auch auf Ulla Lachauer gestoßen, das wird dann wohl eines der nächsten Bücher und nach dem Lesen selbstverständlich an Oma weitergegeben.

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Ich habe immer noch keine neuen Strumpfhosen. Der Einzelhandel ruft für Baumwollstrümpfe Fantasiepreise aus. Ich wäre sogar bereit, diese auszugeben, wenn ich mir einigermaßen sicher wäre, dass die Strumpfhosen länger als eine Saison halten würden. Jetzt warte ich weiter, ob ALDI dieses Jahr wieder Wollstrumpfhosen für einen Fünfer hat und schlage dann zu.


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Tagebuchbloggen, 7.8. – 9.8.2018 – Zugchaos, Bücher und Buchweizen

Dienstag nach 21 Uhr nach Hause gekommen wegen Bahnchaos. Donnerstag nach 21 Uhr nach Hause gekommen wegen Bahnchaos. Einmal Böschungsbrand, einmal Unwetter. Eventuell sind der Twitteraccount der Deutschen Bahn und ich keine Freunde mehr.

Ich muss dazu aber folgendes sagen: Ich bin relativ gelassen, was Verspätungen oder Ausfälle angeht. Wenn in Siegburg gerade die Strecke gesperrt ist, weil ein Brand lodert, kann die Bahn da nichts für, erst recht nicht ihre Mitarbeiter. Wenn irgendwo in Hessen oder Baden-Württemberg Unwetter ist, dann kann die Bahn da auch nichts für und wenn es sicherer ist, nicht zu fahren, dann soll das so sein.

Was mich Dienstag und Donnerstag so zur inneren Weißglut brachte, war die quasi nicht existente Informationspolitik. Dienstag zum Beispiel saß ich dann in einem IC, der immerhin laut Fahrplan fahren sollte und hörte die Durchsage, dass sich die Weiterfahrt auf unbestimmte Zeit verzögere wegen fehlendem Personal. Schön und gut, auch das kann passieren, das eine Personal will auch Feierabend machen und das andere Personal steckt vielleicht irgendwo hinter Siegburg und kommt wegen Böschungsbrand nicht zum IC in Köln. Ich bin aber ein großes Mädchen und fahre seit vielen Jahren Bahn. Ich kenne meine Verbindungen und ich kenne auch meine Alternativverbindungen. Ich muss dafür aber wissen, ob es sich lohnt, aus dem Zug auszusteigen und am anderen Gleis auf einen anderen Zug zu warten, oder ob das Personal in fünf Minuten da ist und der andere Zug sowieso erst in zwanzig Minuten kommt. Es endete übrigens so, dass wir dann nach 30 Minuten Rumstehen, bei der wir dem Regionalexpress am Nachbargleis schon bei seiner fröhlichen Abfahrt gen Norden zuwinken konnten, doch noch auf einen alternativen ICE mit gleichem Fahrtziel hingewiesen wurden. Ob und wann der IC dann fuhr, entzieht sich meiner Kenntnis.

Das gleiche Spiel spielten wir dann Donnerstag, als ich erst zum 105 Minuten verspäteten ICE auf Gleis 12 lief und beim Warten an der Tür von den aussteigenden Leuten informiert wurde, dass dieser Zug in Köln nicht weiterfahren würde. Daraufhin begab ich mich wieder auf Gleis 11, um auf den ungefähr 60 Minuten verspäteten ICE zu warten, der dann auch kam, in den wir auch einstiegen und aus dem wir nach 20 Minuten wieder aussteigen durften, weil dieser Zug auch nicht weiterfahren würde. „Reisende nach Dortmund“ wurden auf den nur 15 Minuten verspäteten ICE an Gleis 12 verwiesen, in der irren Annahme, damit wären auch Reisende nach Essen gemeint, wartete ich also auch wieder an Gleis 12, bis aus der Anzeige ersichtlich wurde, dass dieser Zug wirklich nur für Reisende nach Dortmund interessant war, weil die Fahrt über Wuppertal und Hagen ging. Irgendwann landete ich dann am Kölner Hauptbahnhof in einem EC, der dann auch fuhr. In der Zwischenzeit hätte es vermutlich zwei bis fünf Alternativverbindungen gegeben, die ich alle verpasste, weil ich in der irrigen Annahme, wenn ein Zug mit Ziel Essen am Bahnsteig angeschlagen steht, dieser auch nach Essen fahren würde.

Und ja, ich weiß auch, dass das ein hochkomplexes System ist, und das manche Entscheidungen sehr zeitnah getroffen werden, trotzdem ist als mündiger Fahrgast frustrierend, wenn die eigene, in vielen Jahren mühsam durch Erfahrung und viele Fehlern erworbene Bahnkompetenz von der fehlenden Informationsweitergabe der Bahn maximal torpediert wird.

Aber na ja, ich hab ein vorausgefülltes Fahrgastrechteformular auf dem Rechner gespeichert, bei dem ich nur noch Datum, Uhrzeit und Zugnummer ändern muss, ich bin vorbereitet.

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Auf der Habenseite: Viel gelesen, ich saß ja sehr viel in Zügen rum. Zum einen „Our House“ von Louise Candlish [Amazon-Werbelink], so ein Pageturner-Thriller-Krimi-Ding im Stil von „Gone Girl“, mein Guilty-Pleasure-Genre sozusagen. Ganz fesch zu lesen, auch wenn es im Mittelteil etwas zäh wird, man will aber auf jeden Fall wissen, wie es weiter- und vor allem ausgeht und bleibt da gut bei der Stange. Es geht um Fiona, die nach Hause kommt und sieht, wie gerade ein fremdes Paar in ihr leergeräumtes Haus einzieht. Dann folgt eine Geschichte, um Intrigen und Geheimnisse und so weiter, man kennt das. Insgesamt recht schlüssig, mit einem ebenso konsequenten wie leicht unbefriedigenden Ende.

Außerdem „Vox“ von Christina Dalcher [Amazon-Werbelink], eine Dystopie ein bisschen im Fahrwasser von Atwoods „The Handmaid’s Tale“. In einer nicht allzu fernen Zukunft dürfen die Frauen in einer abgeschotteten, von fundamentalistischen Christen regierten USA nur noch 100 Wörter am Tag sprechen. Auch Schreiben und Lesen ist den Männern vorbehalten, die Mädchen lernen noch ein bisschen Rechnen (braucht man ja fürs Einkaufen, Kochen und Nähen) und ansonsten alles, was man braucht, um eine gute Hausfrau und Mutter zu sein. Als der Bruder des Präsidentin einen Unfall erleidet, bei dem das Sprachzentrum beeinträchtigt wird, soll die Linguistin Jean, die aus der Uni an den Herd verbannt wurde, ihre Forschungen an einem Heilmittel fortführen. Ich bin immer noch nicht von der Prämisse überzeugt, das ganze Setting kam mir zu krass und unglaubwürdig vor, ich meine, selbst bei Atwood dürfen die Frauen reden. Wenn man darüber hinwegsieht, entwickelt sich die Geschichte aber in der zweiten Hälfte ganz gut und für mich unerwartet, kann man also auch gut machen.

Heute im Zug noch „And the Lamb Will Slaughter the Lion“ von Margaret Killjoy [Amazon-Werbelink] ausgelesen, eine Fantasy-Novelle über eine anarchistische Gruppe, die in einer verlassenen Stadt ihre Utopie einer gleichberechtigten Welt lebt und einen dämonischen Hirsch. Sehr angenehme moderne Fantasy, originell, gute Figuren und Dialoge. Gerne mehr davon.

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Mittwoch abend hingegen war der Zug pünktlich und wir hatten Besuch. Es gab Fleisch vom Grill, denn es war vom Grillevent am Samstag ja noch genug übrig. Außerdem Maiskolben, Tomate mit Mozzarella, Brot und zum Nachtisch Quarkspeise mit Nektarinen und Himbeeren und, aufgemerkt: Buchweizenpops.

Buchweizenpops habe ich jetzt schon in zwei französischen Ein-Sterne-Restaurants gehabt, das scheint ein Ding zu sein und ich war auch beide Mal begeistert. Beim Einkaufen nahm ich also diesmal die große Tüte Buchweizen aus dem Russlandregal mit.

Ich habe die Pops dann ähnlich wie Mais-Popcorn im Topf mit etwas Sonnenblumenöl und ein bisschen Zucker zubereitet. Sie springen nicht wild durch die Gegend wie Popmais, zumindest bei mir nicht, ich garantiere hier für nichts, ich experimentiere auch noch. Von der Größe her tut sich auch nicht viel, der gepoppte Buchweizen ist nicht signifikant größer als der ungepoppte, man sieht vor allem an den weißen Stellen, dass der Popvorgang abgeschlossen ist.

Geschmacklich aber wie erwartet und erhofft top, man kann das so essen, ich habe es als Crunch auf die Quarkspeise gegeben, sehr zu empfehlen, gerne wieder, sofort am besten.

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Musikalische Entdeckung ist Laura Marling, die ich gerade rauf und runter höre. Es ist nicht direkt eine Entdeckung, denn ich habe eines ihrer letzten Alben schon mal in einer Phase recht häufig gehört. Sehr schöne, vielseitige Singer-Songwriter-Musik.

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Immer noch keine Meinung zum Wetter, aber das ist jetzt mittlerweile wohl auch hinfällig. Ich möchte nur anmerken, dass ich weniger lange für den Heimweg gebraucht habe, als es draußen noch gefühlte 100 Grad waren. ES WAR NICHT ALLES SCHLECHT!


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Tagebuchbloggen, 31.7.2018

Die Sortiererei geht weiter, ich habe jetzt auch die Unterlagen für alle Wohnungen in eine halbwegs vernünftige, wenn auch noch nicht perfekte Ordnung gebracht. Falls es sie interessiert, es gibt jeweils immer drei Ordner: einen für den ganzen Kaufkram, also Verträge, Teilungserklärungen, Grunderwerbssteuer und hastenichgesehen, dann den mit den laufenden Kosten wie Grundsteuer, Kredite und Strom und dann den für den ganzen Verwaltungskram, Handwerkerrechnungen und Vermietzeug. Eventuell braucht ja hier jemand Inspiration für seine eigene Ablage.

Außerdem dann direkt an den ungeordneten Kram gegangen, der noch in zwei Kisten steckte. Das schönste daran war vielleicht eine Rechnung meines Mannes aus dem Jahr 1998 für einen Computer mit allen Hardwarekomponenten. Das Techniktagebuch hat vollkommen recht, 1998 war das langweilig, aber jetzt ist das hochspannend.

Übrig ist jetzt nur eine Kiste mit Dokumentenkram, den mein Mann gefälligst selber sortieren darf und ein kleiner noch ungeordneter Stapel, für den ich vermutlich einfach noch einen neuen Ordner brauche. Alles Kram, der eventuell noch relevant sein könnte (aber vermutlich nicht) oder den ich aus Steuergründen noch nicht wegschmeißen darf.

Als nächstes hole ich Kisten aus dem Keller, es wird also garantiert nicht langweilig.

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Beim enthusiastischen Papier raus- und wieder reinheften übrigens schwer verletzt, es klebt jetzt Blut an irgendwelchen Finanzamtpapieren, das ist schon fast wieder passend.

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Gerade hörlese ich „Die Optimierer“ von Theresa Hannig [Amazon-Werbelink], über eine durchorganisierte totalüberwachte Gesellschaft, in der der Leitspruch „Jeder an seinem Platz“ gilt, eine genauso verführerische wie erschreckende Dystopie, ein wenig Kafka light, denn natürlich ist der Protagonist ein linientreuer Mann, der selber in die Mühlen des von ihm tatkräftig unterstützen Systems gerät und ins Zweifeln kommt. Die meisten Ideen sind nicht neu, in der Kombination funktionieren sie aber gut, das ist ganz solide deutsche Science Fiction, man bleibt da gerne dran und möchte wissen, wie’s weitergeht, kein erhobener Zeigefinger, alles sehr erfreulich und dann auch von einer Autorin. Ich bin noch nicht fertig, kann mir aber nicht vorstellen, dass in der letzten Hörbuchstunde noch etwas passiert, das meine Meinung drastisch ändert.

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Ich habe immer noch keine Meinung zum Wetter, alleine, dass man keine Oberteile mehr mehr als einmal tragen kann, bevor sie in die Wäsche müssen, nagt ein wenig an meinen Nerven.


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Tagebuchbloggen, 23.7.2018

Der Tag im Büro war ereignislos, außer, dass ich aufgrund eines ungünstig gelegenen Meetings allein zu Mittag essen musste. Das war aber nicht so schlimm, denn erstens macht mir etwas Ruhe beim Essen gar nichts aus und zweitens kann man sich, wenn man alleine isst, den Platz auch selber aussuchen und deswegen saß ich dann nicht mit der üblichen Aussicht auf Tanzbrunnen, Eisdealer und Rhein, sondern mit Domblick.

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Der Zug nach Hause hatte sehr viel Verspätung, weswegen ich erst zum Hauptbahnhof fuhr und da ein bisschen im Bücherladen rumguckte und danach noch die Pokéarena am Bahnsteig 4/5 besetzte. Im Bücherladen erstand ich ganz spontan „Die Welt der Drei Fragezeichen“ von C. R. Rodenwald [Amazon-Werbelink], um mich mal ein bisschen zielgerichteter in die Hintergründe einzulesen. Etwas geärgert, weil das Buch im riva-Verlag erschienen ist, der sich in der Vergangenheit gelegentlich mit fragwürdigen Urheberrechtsdramen auf Twitter nicht gerade mit Ruhm bekleckerte.

Das Buch liest sich sehr gut an, aber man muss vermutlich schon Fan sein, um erst mal hundert Seiten über Autorengeschichte und Lizenzrechtsstreits zu lesen. Für mich passt das, ich finde das alles sehr spannend. Es gibt aber natürlich auch direkt wieder mindestens zwei Gründe, den Flammenwerfer auszupacken.

(Beim letzten Zitat befinden wir uns übrigens schon in den Achtzigerjahren, da hätte ich ja gedacht, dass man schon weiter gewesen wäre.)

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Noch aus dem Zug raus bei der Pizzeria an der Ecke zwei kleine Pizzen zum Abholen bestellt, hauptsächlich, weil ich kaum noch Geld hatte und nicht sicher wusste, ob man überhaupt und wenn ja, auch für Beträge unter zehn Euro mit Karte zahlen könnte. Online kann man aber über Paypal zahlen. Zu Hause dann Trash-TV und Bett abbauen, in umgekehrter Reihenfolge. Während seltsame Z-Promi-Paare im Fernsehen sich bei dummen Spielchen anschrien, bauten wir unser altes Bett in stiller Harmonie in einer Viertelstunde ab.

Heute morgen kommt nämlich das neue Boxspringbett. Die Geschichte dazu geht so, dass mein Mann eine neue Matratze kaufen wollte und ich daraufhin vorschlug, dann gleich ein neues Bett zu kaufen. Das mit dem neuen Bett aber auch nur, weil wir das sowieso schon mal überlegt hatten und die Gelegenheit günstig erschien. Die Auswahl war auch einfach, wir nahmen einfach exakt das Bett, das meine Eltern vor ein paar Jahren kauften, es heißt Bruno, kommt aus Berlin und hat ein Bär im Logo. Googeln Sie das selber, wenn ich das verlinke, muss ich nachher noch irgendwo Werbung dran schreiben.

Jedenfalls sollte das neue Bett erst Freitag kommen und jetzt auf einmal dann doch schon Dienstagmorgen und deswegen musste gestern das alte Bett noch schnell abgebaut werden. Geschlafen haben wir dann im Flur auf der alten Matratze, weil sie nun mal im Zuge des Abbauens dort gelandet war. Haben wir das jetzt also auch mal gemacht.

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Drei neue Entdeckungen im Spotify Mix der Woche: Nieselregen von Laing, Autobiographie einer Heizung von Knarf Rellöm (bei dem ich nach zwei Sekunden innerlich „DAS HAT ER DOCH VON RANDY NEWMAN GESAMPELT!“ dachte) und Bach von Dan Reeder.


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Tagebuchbloggen, 20. – 22.7.2018

Ich habe ein ganzes Wochenende zu verarbeiten und wir haben auch noch viel erlebt und gemacht, es wird also lang.

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In der Nacht von Donnerstag auf Freitag verschwand unser Internet und damit auch der Festnetzanschluss und der Fernsehempfang. Anrufe bei der Telekom ergaben erst mal nichts Konkretes, am Freitagabend einigten wir uns darauf, dass ich erst mal am nächsten Tag das DSL-Kabel austauschen würde, und dann würde man weitersehen. In der Zwischenzeit bekam ich zusätzlich 10 GB Datenvolumen für den Mobilfunkvertrag, damit fühlte ich mich dann auch ausreichend gewappnet, die internetlose Zeit zu überstehen. An dieser Stelle möchte ich auch mal anmerken, dass sich bei der Telekom einiges in Sachen Kundenservice getan hat, kurze Reaktionszeiten, Mitarbeiter, die einen ernst nehmen und glaubhaft bemüht scheinen, kurzfristige Technikertermine, brauchbare Ideen, um mich als Kunden nicht im Regen stehen zu lassen, das war alles sehr erfreulich.

Long story short, der Kabelaustausch brachte auch nichts, wir hatten also sowohl Modem als auch Kabel als Störfaktor ausgeschlossen und es blieb nur der Technikertermin. Am Sonntagnachmittag  fiel mir dann zufällig auf, dass auf einmal wieder alle Lämpchen blinkten und jetzt haben wir wieder Internet. Es war ansonsten aber auch gar nicht so schlimm, zum Beispiel haben wir festgestellt, dass man vollkommen überraschend auch auf dem Balkon zu Abend essen kann, möglicherweise machen wir das jetzt öfter.

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Es gab noch andere Vorteile. So entdeckte ich zum Beispiel bei der morgendlichen Fahrradtour zum Telekomshop, dass auf der Rüttenscheider Straße ein Ramen-Japaner aufgemacht hat. Im Ruhrgebiet kommen ja alle hippen Foodtrends erst so drei bis fünf Jahre nach fläschendeckender Einführung in Berlin, Hamburg und Köln an. Jetzt also auch Ramen in Essen, ein Traum geht in Erfüllung.

Wir waren also Ramen essen, und können das Genki Ramen in der Dorotheenstraße in Essen empfehlen, das Lava-Ei hätte etwas weicher sein können, aber das ist eigentlich auch alles, was ich an Beschwerde hätte.

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Vorher ließ ich mich von meinem Mann beschenken, ich hatte schon seit längerem den Wunsch nach einem schönen Füller und jetzt besitze ich einen hübschen Kaweco-Reisefüller und bin ganz angetan, weil es sich damit eben doch anders schreibt als mit dem Kugelschreiber. Vermutlich sitze ich also demnächst abends bei Kerzenschein in meinem Schreibstübchen und verfasse Briefe, möchte hier jemand einen, ich habe einen Füller, ich bin bereit!

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Eine schöne Alltagsbeobachtung im Vorraum der Commerzbank. Ein alter Mann nähert sich vorsichtig einem anderen Mann, der gerade Geld abgeholt hat.

„Darf ich fragen, wie groß Sie sind?“

„Zwei Meter“, antwortet der jüngere, sehr große Mann.

„Oh, das kommt bestimmt selten vor.“

„Es gibt noch größere.“

„Aber schon praktisch, Sie kommen an alles dran.“

Allgemeines Verabschiedungsgeplänkel und während der alte Mann jetzt selber zum Automaten geht, murmelt er noch sehr gut hörbar: „Mein lieber Scholli!“

Das war schön.

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Nach Füllerkauf und Ramenessen noch zum großen Trödelmarkt am Girardethaus gefahren, ein sehr schöner Trödelmarkt, der allerdings auch nur einmal im Jahr stattfindet, wenig Neuware oder zumindest Neuware deutlich vom Trödel getrennt. Wir erstanden ein Sonor Glockenspiel für fünf Euro und eine Melodica für zehn Euro, dabei hatte ich vom letzten Flohmarkt erst eine Melodica mitgebracht, jetzt haben wir halt zwei. Es hätte eventuell auch noch eine Ukulele gegeben, ich entschied mich dann aber dagegen, dafür habe ich jetzt eine neue Dienstleistung erfunden: Kostenloses Instrumentestimmen auf Flohmärkten. Ich mache das gerne für Sie, sprechen Sie mich einfach an.

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„Ich bin viele“ von Dennis E. Taylor [Amazon-Werbelink] zu Ende gehört, nachdem es so viel Lob in den einschlägigen SF/F-Foren bekam und endlich mal wieder so richtig enttäuscht und angenervt von einem Buch gewesen. Ich wiederhole mich vielleicht, aber ich freue mich immer, wenn ich ein Buch doof finde, das kommt nämlich so selten vor, dass ich gelegentlich an meinen Qualitätskriterien zweifle und mich frage, ob ich zu einfach gestrickt bin. Im Prinzip will ich von einem Buch ja nur unterhalten werden.

Dieses Buch jedenfalls, die Synopsis ist mehr oder weniger, dass ein Mann namens Bob irgendeine Art Gehirnabdruck einfrieren lässt, um bei einem Todesfall wiederbelebt werden zu können, dann relativ schnell stirbt und entgegen der Absprache nicht als Mensch aus Fleisch und Blut, sondern als AI wiederbelebt wird, auf dass er ins All fliege, neue Planeten für die Menschheit entdecke und sich dabei immer wieder selbst klone. Nachher gibt es also viele Bobs, die alle nach irgendwelchen popkulturell relevanten Figuren (Ryker, Homer, Khan, Ernie und Bert, you get the picture) benannt sind (gähn) und natürlich alle den gleichen sarkastischen Humor haben (doppelgähn) und mit irgendwelchen lustigen popkulturellen Referenzen um sich werfen (dreifachgähn). Damit man es nicht vergisst, erwähnt der Ich-Erzähler dann auch regelmäßig, wie er (haha!) ja einen total kindischen Humor hätte (hahaha!) und ach, ach…

Es wäre auch alles noch gar nicht so schlimm, wenn in dem Buch wenigstens relevante Frauenfiguren vorkämen. Ich habe, bei allem Bemühen um Verständnis und Nachsicht, einfach keine Geduld mehr für Bücher (oder Filme oder Serien), in denen alle relevanten Figuren Männer sind, es sei denn, es gibt einen wirklich, wirklich guten und nachvollziehbaren Grund. Es gibt aber keinen guten oder nachvollziehbaren Grund, warum unter den ganzen Wissenschaftlern und Staatsoberhäuptern oder FUCKING ALIENS in diesem Buch keine weiblichen Repräsentanten sind. Es ist so ermüdend.

Keine Empfehlung für „Ich bin viele“ also, ein ähnlich überbewertetes Buch wie „Der Marsianer“, das ich von nun an dem Science-Fiction-Subgenre „White Male Geek Wet Dream“ zuordnen werden, Bücher, die weiße Nerdmänner für andere weiße Nerdmänner schreiben und dann erstaunt gucken, wenn man anmerkt, dass sie eventuell zu sehr in ihrer eigenen Wahrnehmungsblase stecken. Von dem happy Genozid, der damit gerechtfertigt wird, dass man ja die guten Aliens vor den bösen schützt mal ganz zu schweigen. Auch da waren wir in der Science-Fiction-Literatur schon mal deutlich weiter.

Positiv zu vermerken ist, dass das Hörbuch von Simon Jäger gelesen wird, aber das war’s dann auch schon.

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Erfreulicher hingegen war „Mortal Engines“ von Philip Reeve [Amazon-Werbelink], Young Adult-Fantasy-Science-Fiction, die in einer Welt spielt, in der Städte nicht mehr stur auf einem Fleck hocken, sondern sich fortbewegen, bekämpfen und aufessen. Ja, das klingt absurd, funktioniert aber ganz gut. Das ist alles solide Popcornliteratur, aber es kommen relevante weibliche Charaktere vor, auch sonst sind die meisten Figuren erfreulich ambivalent und man wird gut unterhalten.

Das Buch ist schon etwas älter und kommt demnächst als Verfilmung von Peter Jackson in die Kinos.

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Außerdem erfolgreich weiter ausgemistet. In meinem Arbeitszimmer gibt es jetzt nur noch einen großen Papierstapel, der mal gesichtet und auf entsprechende Ordner verteilt werden müsste und eine kleine Schublade, die ich aber auch schon grob sortiert habe.

An dieser Stelle ist „Magic Cleaning“ [Amazon-Werbelink] auch ein bisschen naiv, vielleicht ist das auch ein Japanding, jedenfalls soll man sich laut Marie Kondo auch hemmungslos von Papieren trennen, weil man die meisten ja sowieso nie wieder braucht und sie einen selten glücklich machen. Ich sag mal so: Wenn man nebenbei noch gelegentlich selbstständig arbeitet und außerdem Immobilien besitzt, greift das ein bisschen zu kurz, ich könnte mir auch vorstellen, dass das Finanzamt da anderer Meinung ist. Eventuell könnte ich aber mal darüber nachdenken, ob ich sämtliche Bankauszüge und Kreditkartenabrechnungen aus den letzten zehn Jahren wirklich noch mal brauche, jetzt stehen die Ordner auf jeden Fall etwas besser sortiert und beschriftet in den unteren Regalfächern. Sie machen mich immer noch nicht direkt glücklich, hier liegt das Glück im Zweifel darin, dass ich weiß, wo was ist, wenn ich was brauche und dass es sauber und chronologisch richtig abgeheftet ist. Es sind die kleinen Dinge.

Apropos kleine Dinge: Zahnarztbonusheft und Heiratsurkunde wiedergefunden.


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Tagebuchbloggen, 16.7.2018

Ich fang mal von hinten an. Ich machte nämlich einen nicht vorhersehbaren Fehler und fragte auf Twitter nach den prägendsten Büchern und/oder Autoren der Kindheit inklusive Angabe ob man aus Ostdeutschland, Westdeutschland oder ganz woanders kommt.

Dieser Tweet hat mittlerweile (Stand 8:16 Uhr am 17.7.2018) 615 Antworten und wurde 194 geteilt. Das ist ein bisschen mehr, als ich erwartet hatte und deswegen saß ich gestern noch sehr lange am Computer und kopierte manuell Tweets in ein Dokument, um die Antworten auch wirklich alle gesichert zu haben, denn Twitter scheint keine Option zu bieten, einfach alle Antworten zu einem Tweet in der richtigen chronologischen Reihenfolge anzuzeigen oder – das wäre natürlich ein Traum – exportieren zu können.

Das Dokument hat jetzt jedenfalls 110 Seiten und der letzte kopierte Tweet ist von 23:06 Uhr oder so.

Ausgang der Frage war übrigens dieser Tweet von Brombeertürkis:

Meine Initialreaktion war ein wütendes #notallwesternchildrensbookauthors, aber dann habe ich Gott sei Dank etwas nachgedacht, eine Buzzfeed-Liste mit Ost-Kinderbüchern durchgescrollt, von dem ich exakt eins kannte, nämlich „Das Schulgespenst“ und das auch nur, weil es verfilmt wurde und dann dachte ich, eventuell ist da was dran.

Es wird etwas dauern, bis ich die Antworten addiert und ausgewertet habe (615 FUCKING REPLYS!), aber ich habe schon mindestens drei Erkenntnisse gesammelt:

  1. Ich kenne fast alle Autoren, die mir von westdeutsch sozialisierten Menschen genannt wurde und fast keine/n spezifisch ostdeutsche/n Autor/in – Verne, May und Konsorten nehme ich hier mal raus.
  2. Überhaupt eine erstaunliche Häufung von Jules Verne von ostdeutsch sozialisierten Menschen, die sich im Westen so nicht wiederfindet.
  3. Wenn jemand Mira Lobe und Christine Nöstlinger nennt, kommt er oder sie aus Österreich.

Es bleibt jedenfalls spannend, es trudeln weiterhin Antworten ein und ich werde auch heute erst mal weiter Tweets kopieren.

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Jetzt aber von vorne. Gestern saß ich im Zug, mir gegenüber eine Frau, die einen Kaffee vom Zugbegleiter kaufen wollte, aber nur einen Fünfzigeuroschein hatte, den der Zugbegleiter aber nicht wechseln konnte, weswegen es dann auch keinen Kaffee gab. Ich zückte also mein Portemonnaie, kaufte den Kaffee und schob ihn der Frau zu, die erst der Ansicht war, das könne sie aber nicht annehmen, sich dann aber von mir überzeugen ließe, dass sie das sehr wohl annehmen könne.

Ein paar Minuten später bekam ich im Gegenzug eine Packung Merci-Schokolade. Das war eigentlich ein ganz schöner Start in den Tag.

Auf ähnlichem Wege habe ich übrigens schon mal ein gelesenes Buch gegen eine Tafel Ritter Sport Vollnuss und eine Briefmarke gegen einen Kalender mit Bibelversen getauscht. Wobei das Gegengeschenk von mir nie intendiert war, aber die Leute scheinen das so zu wollen.

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Eine schöne Frage zum Nachdenken ist übrigens auch diese hier:

Meine Antwort ist: Ich nehme „Und täglich grüßt das Murmeltier“ und behalte Bill Murray. Im Nachhinein prangere ich sowieso an, dass ausgerechnet Bill Murray noch nie in einem Muppet-Film mitgespielt hat, ich stelle mir das höchst amüsant vor.

Aber die anderen Vorschläge sind auch alle schön, wobei ich bei „Die Brautprinzessin“ natürlich nicht Cary Elwes, sondern Mandy Patinkin behalten würde, ich meine bitte, ich gucke diesen Film zu 90 Prozent wegen Mandy Patinkin.

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Außerdem sehr exzessiv das Album „Love Monster“ von Amy Shark gehört. Dabei kopieren sich Tweets fast von allein*.


* Nein, tun sie nicht.

Tagebuchbloggen, 15.7.2018

Im Moment versuche ich aufzuräumen. Ich habe zu diesem Zweck und weil ich schon so viel davon gehört hatte, das Buch „Magic Cleaning“ von Marie Kondo  [Amazon-Werbelink] gelesen. Aus Geizgründen war ich nicht bereit, den vollen Taschenbuchpreis zu bezahlen, auch gebraucht gab es die Bücher kaum günstiger, dann wurde ich aber komplett zufällig im Mängelexemplar Kasten beim hiesigen Bahnhofskiosk fündig und für 3,50 Euro fand ich’s dann okay.

Das Buch ist problematisch und voller absurder Absätze, wenn man sich aber einmal damit arrangiert hat, dass die Autorin offenbar eine Latte ab hat, geht’s eigentlich und dann ist es ein sehr erfreuliches Buch übers Ausmisten und Aufräumen und Sein-Leben-etwas-besser-organisiert-bekommen. Besonders gefreut habe ich mich über die sehr menschliche Herangehensweise ans Ausmisten und das Zugeständnis, dass Menschen eben ganz irrational an Dingen hängen, und diese Liebe zu Dingen sehr individuell ist und dass es eben nicht darum geht, möglichst wenig zu besitzen oder DIE VERDAMMTEN BÜCHER MIT DEM RÜCKEN ZUR WAND ANZUORDNEN, WEIL ES HÜBSCHER AUSSIEHT (ALTER FALTER!), sondern eben möglichst nur Dinge, die einen glücklich machen um sich zu haben.

Ich habe mich auf Twitter ein bisschen über das Buch lustig gemacht und möchte deswegen hier noch mal sagen, dass ich die Lektüre ansonsten sehr angenehm fand und viele sinnvolle Ideen mitgenommen habe.

Tatsächlich habe ich bereits den Kleiderschrank ausgemistet und vermutlich grob ein Drittel meiner Klamotten für den nächsten Flohmarkt rausgeschmissen. Der Rest ist jetzt ordentlich gefaltet und übersichtlich in den Schubladen und Fächern und freue ich mich jeden Morgen darüber, dass das Auffinden und Aussuchen jetzt so viel schneller und leichter ist.

Außerdem habe ich das Nachhausekommritual leicht modifiziert und räume jetzt tatsächlich erst mal alles ordentlich weg, schmeiße Kleider nicht mehr einfach aufs Bett, sondern räume sie direkt in den Schrank (oder den Wäschekorb), nehme die Dinge, die ich brauche, direkt aus dem Rucksack und stelle den Rucksack ordentlich weg. Da hat Marie Kondo eben auch recht, das ordentliche Wegpacken kostet mich vermutlich insgesamt keine fünf Minuten, macht aber, dass sich nicht wieder innerhalb kurzer Zeit Dinge an Orten sammeln, wo sie eigentlich gar nicht hingehören.

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Es gab auch noch das WM-Finale, bei dem ich zwei Tore verpasste, nur weil ich mal kurz Duschen war und auch sonst nur so halb aufpasste, das, was ich von dem Spiel sah, war aber doch ganz spannender Fußball. Beim Tippspiel liege ich nach Abschluss jetzt auf einem soliden 50. Platz von insgesamt 58.

Schön fand ich die Siegerehrung, der prasselnde Regen machte es eigentlich noch besser, auch wenn es mir für die Beteiligten etwas leid tat, als Zuschauer verlieh das der ganzen Zeremonie etwas Besonderes. Männer in völlig durchnässten Hemden, die kroatische Präsidentin, die sich nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht strich und mit dem vielleicht gewinnendsten Lächeln  aller Zeiten alle Fußballer und Trainer anstrahlte. Zum Schluss die französischen Spieler, die mit Goldpapier beklebt und breitem Grinsen über den Rasen rutschten und den Pokal abknutschten, eventuell traten mir da doch ein bisschen die Tränen, ich bin doch auch nur ein Mensch.

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Haus des Geldes auf Netflix zu Ende geguckt und für sehr gut befunden. mein Narcos-Spanisch wurde noch mal erweitert, ich kann jetzt mehr Allgemeinplätze und mehr Flüche, das ist doch was. Falls hier noch jemand unsicher war, ob der Hype berechtigt ist, ja ja, das ist eine gute Serie, das kann man gut gucken.

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Abends beim Thai die Suppe des Todes aka Tom Yam Gai gegessen. Beim ersten Mal lief mir nach drei Löffeln ausgiebig die Nase, seitdem arbeite ich hart daran, Schärfetoleranz aufzubauen und muss schon viel weniger weinen und schniefen.

Aktuell gibt es bei uns mehrere Baustellen, direkt bei uns vor dem Haus wird irgendwas an irgendwelchen Rohren gewerkelt, mehr wissen wir auch nicht. Letztlich hält sich mein Interesse auch in Grenzen, aber es wäre als Anwohner ganz nett gewesen, im Vorfeld zu wissen, dass Arbeiten durchgeführt werden und nicht erst davon zu erfahren, wenn ein großes Loch im Boden ist und aus dem Wasserhahn braune Brühe kommt. Jetzt ist unsere Straße auch überschaubar, eine Postwurfsendung oder ein Zettel an der Haustür hätte ausgereicht. An der Hauptstraße wird auch irgendwas gemacht, deswegen fahren die Straßenbahnen nur noch bis zu meiner Haltestelle und drehen dann wieder um, was bedeutet, dass jetzt von morgens bis abends ein armer Mensch an der Haltestelle steht und bei jeder Bahn die Weiche manuell umstellen muss. Falls man also bequem im Bürostuhl sitzend etwas Erdung braucht, dieser Tage steht in Essen ein Mensch an einer Haltestelle und macht nichts anderes als alle zehn Minuten die Weichen umstellen. Die Chance, dass die eigene Arbeit spannender ist, ist groß.

Gelesen: Serverland von Josefine Rieks

 

Das Internet wurde schon vor Jahren abgeschaltet, die Rechner der Vergangenheit sind nur noch Elektroschrott. Verschickt wird wieder mit der Post, dort arbeitet auch Reiner, der in seiner Freizeit alte Laptops sammelt und sich wie ein Archäologe durch Daten und alte Computerspiele gräbt. Dann zeigt ihm ein alter Schulkamerad eine alte Serverhalle und Reiner wird unabsichtlich zum Mitbegründer einer Jugendbewegung, die in den Datensümpfen der Vergangenheit graben und in zufälligen YouTube-Videos nach Antworten suchen.

Ein Welt ohne Internet, das ist die Basisprämisse von Josefine Rieks Serverland [Amazon-Werbelink], wie würde das aussehen? Eine richtige Antwort liefert sie leider nicht, dafür weiß das Buch zu wenig, wo es eigentlich hin will. Es gibt keine Antwort darauf, warum das Internet abgeschaltet wurde, es bleibt unklar, warum mit dem Abschalten des Internets auch automatisch alle Computer und Elektronikgeräte wertlos wurden. Die Einblicke in den internetlosen Alltag sind zu kurz und kratzen nur an der Oberfläche, so dass man kaum einen Unterschied zu unserer Gegenwart merkt, als wäre das Abschalten des Internets in letzter Konsequenz eben doch einigermaßen folgenlos. Man kann hier nur eine Menge nicht ausgeschöpftes Potential vermuten. Zwischendrin wird Internationalität gespielt, indem Personen immer wieder ganze Dialoge auf Englisch führen. Man hätte auch einfach „sagte X auf Englisch“ schreiben können, dann hätten sich erstens keine schlimmen Fehler eingeschlichen und zweitens wäre dann auch das komplette Buch Leuten zugänglich, die nicht selbstverständlich mindestens eine Fremdsprache sprechen.

Doch das Buch macht auch vieles richtig, es hat zum Beispiel eben genau die oben erwähnte super Prämisse und schafft es auch, den Leser zum Nachdenken zu bringen. Was sagen all diese Daten, die wir jeden Tag im Internet abladen und konsumieren über uns aus? Was bedeutet es, wenn auf YouTube ein Musikvideo von Robbie Williams gleichwertig neben einer Rede von Steve Jobs auf einer Abschlussfeier, einem Privatvideo von einem Zoobesuch und den Liveaufnahmen von 9/11 steht? Was machen wir aus der Möglichkeit alles jederzeit mit der ganzen Welt zu teilen und was für ein Verlust wäre es, wenn wir das auf einmal nicht mehr tun könnte.

Auch für Atmosphäre hat Josefine Rieks ein Händchen, so schafft sie ein Bild einer spontan entstandenen Gemeinschaft, die gleichzeitig höchst enthusiastisch und schwerst gelangweilt ist. Jugend eben, wie heute, wie gestern, wie vor zwanzig oder vierzig Jahren. Genau hier hat der Roman seine schönsten Stellen, ist angenehm zeitlos, es spielt keine Rolle, wie alt man ist, die Wahrscheinlichkeit, sich hier irgendwo wiederzufinden, zwischen Lagerfeuer und Datenserver, ist groß.

Positiv überrascht hat auch der realistische Umgang mit Technik, der sich so wunderbar langweilig und unspektakulär liest, als würde man tatsächlich neben einem Computernerd sitzen, der sich durch die Einstellungen seines Rechners klickt und unverständliche Kommandozeilenbefehle absetzt. An diesen Stellen hat Rieks mein ganzes Informatikerherz kurz mit Liebe erfüllt.

Ich wählte die Unterkategorie Über diesen Mac, dann Systembericht und sah unter der Kategorie Stromversorgung bei Informationen zum Batteriezustand die Anzahl der Ladezyklen. Der Akku war erst 427 Mal geladen worden. Das entsprach dem „Zusand gut“. Das war mehr als gut. Jeden anderen Akku, egal, DELL, Samsung, Lenovo, HP, hätte man nach dieser Zeit einfach vergessen können. Ich schätzte die verbliebene Akkuleistung des Macs immer noch auf realistische vier Stunden.

Am Ende bleibt ein Buch, dass hinter seinen Möglichkeiten zurück bleibt, woran es scheitert, ist schwer zu sagen. Ich habe kein Problem mit Büchern, die nicht alle Fragen beantworten, bei Serverland aber bleiben zu viele Dinge ungeklärt und ich prophezeie, dass ich nicht die einzige Leserin sein werde, die von den Versprechen des Klappentextes enttäuscht wird. Wie eine Welt ohne Internet aussähe, weiß man nach der Lektüre jedenfalls immer noch nicht, dafür wird man sich aber zumindest beim nächsten Assoziationsvideomarathon durch YouTube das ein oder andere Mal fragen, was man hier eigentlich tut.

Das Buch auf der Verlagsseite

Die Autorin auf der Verlagsseite

Serverland von Josefine Rieks, erschienen 2018 im Hanser Verlag [Amazon-Werbelink]

 

Gelesen im Januar 2018, ein Schnelldurchlauf

Zu viel gelesen, zu wenig Zeit, darüber zu schreiben, also gibt es die Lektüreverarbeitung des Januars eben im Schnelldurchlauf.

    

Sehr gefreut über Rattatatam, mein Herz von Franziska Seyboldt (@mareiwilltanzen), die in diesem autobiographischen Roman von ihrer Angststörung erzählt, die sie schon ihr ganzes Leben wie eine treue, aber sehr nervige Freundin begleitet und der sie sich erst richtig entgegenstellen kann, als sie beschließt, sie nicht mehr zu verleugnen. Ein sehr persönliches Buch, das mit erstaunlich viel Humor an die Sache herangeht. Leider bleibt das Thema Angststörung dabei für Nichtbetroffene immer noch zu schwer fassbar und verschwindet ein bisschen im Metaphorischen.

Der Tag, an dem Hope verschwand von Claire North habe ich als Hörbuch gehört. Das Genre lässt sich kaum feststellen, Drama, Thriller, Fantasy, Science Fiction? Niemand erinnert sich an Hope, sobald sie aus dem Blickfeld verschwindet. Dieses merkwürdige Phänomen ermöglicht ihr zwar ein Leben als Diebin, macht sie aber auch zum einsamsten Menschen der Welt. Dann stirbt Reina, der einzige Mensche, mit dem sie eine Art Freundschaft verbindet. Hope glaubt nicht an Selbstmord und macht sich auf die Suche nach Antworten. Man muss sich erst ein bisschen an die Prämisse des Buchs und den damit verbundenen Schwierigkeiten, die Hopes Leben bestimmen, gewöhnen, dann ist das aber eine wirklich exquisite, vielschichtige und ungewöhnliche Geschichte.

Außerdem Frankenstein von Mary Shelley gelesen. Zum ersten Mal und sehr verwundert gewesen darüber, dass nichts an dem Buch so ist, wie man es sich vorgestellt hat. Das Motiv ist ja bekannt, aber die Umsetzung ist so ganz anders als ich es erwartete. In diesem Sinne ein quasi klassisches Science-Fiction-Buch, in dem es am Ende gar nicht um die technischen Errungenschaften und Möglichkeiten geht, sondern um die moralischen und ethischen Fragen, die sich unmittelbar anschließen.

Ebenfalls als Hörbuch gehört: Ich, Eleanor Oliphant von Gail Honeyman. An diesem Buch scheinen sich die Geister zu scheiden. Ich hörte viel Gutes darüber, im Nachgang aber auch einige kritische Stimmen. Allerdings gehöre ich zu der Fraktion, die dieses Buch, in dem eine soziale Außenseiterin sich mehr oder weniger unfreiwillig ins Leben der anderen kämpft, von vorne bis hinten sehr geliebt und innerlich abgefeiert haben. Die Stimme der Erzählerin ist wunderbar, so dass ihre teilweise absurden Weltvorstellungen schnell gar nicht mehr so absurd wirken. Auch die restlichen Charaktere sind in ihrer Unperfektheit liebenswert und nahbar. Eine Geschichte, die mich sehr glücklich gemacht hat.

Und endlich fertig gelesen: Recoding Gender von Janet Abbate. Eine Aufarbeitung der Geschichte der Frauen in der IT in den USA und Großbritannien, von den ersten Programmiererinnen im zweiten Weltkrieg und an den ersten Großrechnern bis in die Gegenwart. Man erfährt viel über die Arbeitsbedingungen und die Einschränkungen und Benachteiligungen, die es Frauen erschwerten, sich in dieser Branche zu entfalten und mithalten zu können. Das Ganze ist sehr dicht, nicht direkt trocken, aber doch mit offensichtlichem wissenschaftlichen Anspruch. Wenn man sich einmal darauf einlässt, wird man aber mit vielen neuen Erkenntnissen belohnt und möchte aber auch gelegentlich irgendwen hauen.

Zitat aus Recoding Gender

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Bücher 2017 – Plätze 5 bis 1

Weiter geht’s mit der ultimativen und höchst subjektiven Bücherhitliste 2017. Zu den Plätzen 10 bis 6 geht es hier.

 

5. Die Stadt der Tausend Treppen von Robert Jackson Bennett

Endlich wieder etwas, dass man dem schönen Genre „politische Fantasy“ zuordnen kann. Als in der Stadt Bulikov, die (eher widerwillig) eine Kolonie des Inselreiches Saypur ist, wird ein saypurischer Wissenschaftler ermordet. Dieser Mord und seine Aufklärung ist vor dem Hintergrund des ohnehin gereizten politischen Klimas eine höchst brisante Geschichte und so wird die junge Diplomatin Shara in die Stadt geschickt, um das ganze genauer unter die Lupe zu nehmen. Allerdings ist Shara gar keine Diplomatin, sondern eine Agentin und man kann sich jetzt vielleicht schon ungefähr vorstellen, dass es sich bei Die Stadt der Tausend Treppen um eine etwas komplexere Geschichte handelt, die eben neben den typischen Fantasyelementen auch reichlich Agentenverschwörungsthrillerkrimizeug enthält. Die Charaktere sind gut gezeichnet und originell. Gerne gelesen und gerade den zweiten Teil als Hörbuch runtergeladen.

Die Stadt der Tausend Treppen von Robert Jackson Bennett [Amazon-Werbelink]

 

4. Die Gestirne von Eleanor Cotton

Ein Buch, an das ich mich lange nicht herangetraut habe, es hat so furchtbar viele Seiten. Tatsächlich geht es auch eher langsam los, was auch daran liegt, dass auf den ersten vierhundert Seiten die Grundlage geschaffen wird für die sich immer dichter zusammenstrickende Geschichte, die sich dem Leser dann auf den folgenden sechshundert Seiten präsentiert.

Hat man sich aber durchgebissen, wird man reichlich belohnt. Es geht um den jungen Walter Moody, der gerade von einem Schiff aus Europa kommt und in der kleinen neuseeländischen Goldgräberstadt Hokitika in einem Hotel in eine Versammlung von zwölf Männern platzt, die das Rätsel, um einen Todesfall, einen vermeintlichen Selbstmord, einen verschwundenen Goldgräber, einen verdächtigen Schiffskapitän und einen Goldschatz lösen wollen. Aus den Geschichten, die jeder der zwölf Männer erzählen kann, ergibt sich nach und nach ein Gesamtbild, aus dem sich die wahre Geschichte herausschält.

Das ist von der Autorin einfach und einfach gesagt irre gut gemacht. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich mich vermutlich auch eher an den dicken Wälzer getraut.

Die Gestirne von Eleanor Cotton [Amazon-Werbelink]

 

3. Rotherweird von Andrew Caldecott

Auch an diesem Buch habe ich etwas länger rumgekaut, während ich bei Die Gestirne aber einfach lange gebraucht habe, um damit anzufangen, habe ich bei Rotherweird  sehr lange gebraucht, um es zu Ende zu lesen.

Das Dorf Rotherweird liegt irgendwo in England und genießt einen Unabhängigkeitsstatus, der aber nur mit der Einschränkung gilt, dass keine lokale Geschichte vor 1800 studiert werden darf. Dafür wird besonderen Wert auf die wissenschaftliche Ausbildung gelegt, das Dorfvolk bleibt unter sich, nur selten dürfen sich Außenseiter niederlassen. Jonah Oblong ist so ein Außenseiter, ein Lehrer, der die kurzfristig freigewordene Stelle des alten Geschichtslehrers übernehmen soll. Zeitgleich macht der geheimnisvolle Sir Veronal Slickstone Furore, der in das lange leerstehende Manor House zieht, zusammen mit seiner Frau (die gar nicht seine ist) und seinem Sohn (der gar nicht seiner ist).

Damit hätten wir nur einen kleinen Teil dieser komplexen Fantasygeschichte angerissen, womit wir auch bei dem kleinen Wermutstropfen werden. Es dauert etwas, bis man sich in Rotherweird eingelesen hat, zu oft wechseln die Figuren und Schauplätze, zu lange weiß man nicht, ob und wie das alles zusammengehört. Steckt man dann aber einmal drin, so entwirren sich die Fäden und fügen sich tatsächlich ziemlich geschickt zu einer wunderbar ausgestalteten und detailreich erzählten Geschichte zusammen. Das Durchhalten hat sich also gelohnt.

Rotherweird von Andrew Caldecott [Amazon-Werbelink]

 

2. Wir Strebermigranten von Emilia Smechowski

Vielleicht das traurigschönste Buch des Jahres. Nicht, weil die Lebensgeschichte von Emilia Smechowski, die mit fünf Jahren von Polen nach Deutschland kommt, im Auto über zwei Grenzen geflohen, von jetzt auf gleich aus dem alten Leben gerissen und in ein neues geworfen. Die Eltern sind fleißig und setzen alles daran, möglichst nicht aufzufallen, sich anzupassen, sie arbeiten sich hoch von der Flüchtlingswohnung zum Eigenheim, die Töchter sollen genauso gut funktionieren.

Aber Emilia funktioniert nicht so, wie ihre Eltern sich das wünschen, sie will Sängerin werden, keine Ärztin, will sich nicht anpassen bis zur Unsichtbarkeit. Dass sie nicht allein ist, merkt Emilia erst später, als sie Menschen trifft, die ihre Geschichte teilen, die ebenso wie sie auf der Suche nach ihrer Identität sind, irgendwo zwischen den polnischen Wurzeln und dem deutschen Alltag. Erst als Emilia sich selber erlaubt, sie selbst zu sein, kann das Verhältnis zu den Eltern wieder gekittet werden.

Emilia Smechowski hat hier ihre eigene Migrantengeschichte aufgeschrieben, so nah und ehrlich, dass man zwischendurch mitverzweifelt und ihr gerne dauernd sagen möchte, dass schon alles irgendwie gut werden wird. Aber Gott sei Dank ist Wir Strebermigranten eben auch ein hoffnungsvolles Buch, dass zwar hauptsächlich von der Vergangenheit erzählt, aber am Ende auch die Zukunft im Blick hat.

Wir Strebermigranten von Emilia Smechowski [Amazon-Werbelink]

 

1. Was man von hier aus sehen kann von Mariana Leky

Im Jahr 2011 stand hier Mariana Lekys Die Herrenausstatterin auf Platz 1. Sechs Jahre später hat sie es wieder geschafft. Dieses Mal mit Was man von hier aus sehen kann. Das Buch punktet nicht nur mit einem Okapi auf dem Cover, sondern auch mit einer Leky-typischen Geschichte.

In einem Dorf mitten im Westerwald lebt Selma, die aussieht wie Rudi Carrell. Immer, wenn Selma von einem Okapi träumt, stirbt jemand im Dorf und diese Nacht hat Selma von einem Okapi geträumt. So fängt alles an, und Selmas Enkelin Luise erzählt, wie es dann weitergeht. Mit dem Optiker, der in Selma verliebt ist und ihr jahrelang Briefanfänge schreibt. Mit Elsbeth, die für alles ein Wundermittel hat. Mit der traurigen Marlies, die ganz allein in dem Haus wohnt, in dem sich ihre Tante erhängt hat. Mit Luises Vater, der einen Hund anschafft, um seinen Schmerz zu externalisieren. Mit Luises Mutter, die nicht weiß, ob sie ihren Mann verlassen soll. Mit Martin, Luises bestem Freund und seinem Vater, der Jäger und Alkoholiker ist und vor dem Selma die Rehe schützen muss.

Genau wie bei Die Herrenausstatterin lag ich irgendwann Rotz und Wasser heulend im Bett, denn alles an diesem Buch ist schön. Wenn man sich in einem Buch und seinen Figuren verlieren möchte, dann doch bitte in diesem hier.

Was man von hier aus sehen kann von Mariana Leky [Amazon-Werbelink]