Gesehen: Der Jane Austen Book Club

USA 2007
Regie: Robin Swicord
Darsteller: Amy Brenneman, Maria Bello, Maggie Grace, Emily Blunt, Kathy Baker, Hugh Dancy

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Our world is an English village.

Ich habe ja schon im letzten Jahr mit dem großen Jane-Austen-Projekt angefangen, das mehr oder weniger beinhalten sollte, alle Bücher zu lesen (sind nur sechs, also machbar) und möglichst viele Verfilmungen zu sehen. Zu den meisten Büchern gibt es irgendeine Hollywood-Version und zwei bis zwölfzig BBC-Adaptationen, man ist also ausreichend versorgt.*

Und wo ich da so meine Leihliste bei Lovefilm zusammenstellte, sind auch noch zwei andere Filme dazugerutscht: Geliebte Jane (im Original Becoming Jane) mit Anne Hathaway als Jane Austen und Der Jane Austen Book Club.

Letzteren hab ich jetzt seit gefühlt einem Jahr (wohl aber eher so zwei Monaten) mit mir rumgeschleppt und nie die Gelegenheit gefunden, ihn auch mal zu gucken. Und weil ich jetzt doch so langsam mal einen neuen Film haben möchte, hab ich mich gestern mit einem Eimer Popcorn aufs Sofa gesetzt und mal so einen richtig schönen Mädchenfilm geguckt.

In Der Jane Austen Book Club geht es um fünf Frauen, selbstverständlicherweise auch um die Liebe und das Leben und all sowas und eben auch um Jane Austen und ihre Bücher und die Frage “What Would Jane Do?”.

Da ist Sylvia (Amy Brenneman), die gerade von ihrem Mann verlassen wurde und die überhaupt der Grund ist, warum der Book Club gegründet wird, nämlich, um sie ein bisschen abzulenken. Da ist Jocelyn (Maria Bello), die allein auf dem Land lebt und Rhodesian Ridgebacks züchtet. Allegra (Maggie Grace), Sylvias Tochter, steht zwar auf Frauen, hat damit aber auch nicht weniger Probleme und Prudie (Emily Blunt), eine Französischlehrerin, hat sich in einen Schüler verknallt, weil es in ihrer Ehe auch gerade mal nicht so rosig läuft (dabei ist sie mit Marc Blucas verheiratet, herrje). Zuletzt gibt es noch Bernadette (Kathy Baker), die Elizabeth-Taylor-mäßig schon sechs mal verheiratet war.

Ach so, und Grigg (Hugh Dancy). Grigg wird von Jocelyn angeschleppt, die ihn auf einer Convention getroffen hat und auf die Idee kommt, dass es total prima wäre, wenn er sich mal ein bisschen um die angeschlagene Sylvia kümmern würde. Dass es natürlich anders kommt, ist klar, aber dafür braucht es knappe 90 Minuten und viel Gelese und Gerede.

Das Gelese und Gerede ist dabei erstaunlich wenig nervig. Dass es bei einem Film, bei der sich fünf Frauen und ein Mann über Jane-Austen-Romane reden, selbstverständlich um Männer und Romantik und um diverseste Vorstellungen, die Beziehungen zu funktionieren haben oder auch nicht, geht, versteht sich irgendwie von selbst.

Dass dabei clevererweise Parallelen zu den Geschichten von Jane Austen gezogen werden, ergibt sich auch irgendwie. Man kann sich dabei auch den Spaß machen, zu überlegen, welche Person im Film wohl welche Figur von Jane Austen sein könnte, wobei es wohl eher auf eine Mischung rauskommt.

Nett war, dass es kein Frauen-Austen-Selbstbweihräucherungsfilm geworden ist und sich die Mädels  genauso dämlich anstellen wie die Jungs, und das aber nicht wahrhaben wollen, bis sie mit der Nase drauf gestoßen werden – auch ein klassisches Austen-Motiv, offenbar universell einsetzbar.

Persönlich fast am besten gefallen hat mir aber die Nebengeschichte, wie Grigg fast 90 Minuten versucht, Jocelyn dazu zu bringen, wenigstens einmal seine Lieblingsbücher zu lesen, wie er ihr von Ursula K LeGuin vorschwärmt und sie mit zum Bücherladen nimmt, und ihr einen Science-Fiction-Klassiker nach dem anderen in die Hände drückt. Hier, das ist auch von einer Frau geschrieben, und das hier auch und das hier… Jedenfalls, dass in diesem Film auch die Nachricht vorkam, nicht nur mehr Jane Austen, sondern auch mehr Science Fiction (oder überhaupt mehr) zu lesen, weil das genauso toll ist, fand ich sehr schön.

Kurz gesagt: Kann man gucken. Muss man nicht, tut aber auch nicht weh und man kann einen Sonntagnachmittag sicherlich deutlich schlechter verbringen als mit Popcorn und diesem Film. Ich hatte tatsächlich Schlimmeres befürchtet, wurde aber positiv überrascht und würde mir Der Jane Austen Book Club jederzeit wieder angucken und mich drüber freuen.

*Aktueller Stand: Buchtechnisch stehen noch Mansfield Park  und Sense and Sensibility aus, von den Verfilmungen hab ich zumindest zu jedem Buch mindestens eine, teils schon zwei gesehen. Da ist also noch was zu tun.

Gesehen: Die Muppets (2011)

USA 2011
Regie: James Bobin
Darsteller: Jason Segel, Amy Adams, Chris Cooper, Rashida Jones, Walter, Kermit, Miss Piggy, Fozzie Bear, Scooter,…

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Ich glaube, mit den Muppets ist es so: Man findet sie super oder eben nicht so. Und wenn man sie super findet, dann geht man sich auch diesen Film angucken, und dann findet man ihn auch gut, weil Muppets drin vorkommen, weil gesungen und getanzt wird, weil doofe Witze gemacht werden und sehr gute. Vor allem aber, weil Muppets drin vorkommen.

Die Story ist relativ einfach erklärt und der Film macht auch keinen Hehl draus, dass es eine eher simple Geschichte ist. Der Held des Filmes ist Walter, der Bruder von Gary (Jason Segel), der verdächtig wie ein Muppet aussieht. Die Muppets sind Walters große Helden, und dementsprechend ist die Freude groß, als er mit seinem Bruder und dessen Freundin Mary (Amy Adams) nach Los Angeles fährt, wo er sich den langersehnten Traum erfüllen und einmal die Muppet Studios besichtigen will.

Die Muppet Studios erweisen sich allerdings als Bruchbude, von den Muppets keine Spur, und dann kriegt Walter auch noch mit, dass der bösewichtige Tex Richman (Chris Cooper) die Studios abreißen will, um auf dem Grundstück nach Öl zu bohren. Wenn die Muppets nicht schnellstmöglich 10 Millionen Dollar auftreiben, um das Studio zurück zu kaufen, sieht es also schlecht aus.

Ich glaube, ich verrate hier nicht zu viel, wenn ich sage, dass Walter, Gary und Mary es selbstverständlich schaffen, Kermit davon zu überzeugen, die alte Truppe wieder zusammen zu trommeln und dass die Muppets das alte Theater selbstverständlich wieder auf Vordermann bringen und das selbst der kleine Walter selbstverständlich auf den letzten Drücker sein Talent entdeckt. Welches Talent das ist, verrate ich aber nicht.

Dass der Film jetzt nun nicht die abgefahrenste, unvorhersehbarste Story der Filmgeschichte hat, ist zu erwarten und ist auch nicht schlimm. Dafür kriegt man ein wunderbares Ensemble von Menschen–  und Puppenschauspielern, furchtbar altmodische und unrealistische Tanzszenen, und für jeden Witz eine ebenso rührende Szene.

Man kann sich sehr schön vorstellen, wie nah der Film an der Realität ist. Der letzte Muppet-Film ist zwölf Jahre her, Mitte der 90er gab es eine Neuauflage der Muppet Show, die es aber nicht lange durchhielt und das Original? Eben. Auf der anderen Seite scheint es zumindest im Internet einen Muppet-Kult zu geben (dem ich zugegebenermaßen auch anhänge), der einem das gute Gefühl vermittelt, dass die Welt eben doch nicht schlecht ist, weil es immer noch Muppets gibt und genug Leute, die das gut finden.

Und schon während man im Kino sitzt, wünscht man sich, dass man es vielleicht doch noch einmal mit einer Neuauflage probiert, aber einer nostalgischen Neuauflage, die wieder im Theater stattfindet und nicht in einem Fernsehstudio, und bei der Kermit vor einem roten Vorhang steht und “Applaus, Applaus, Applaus!” ruft und wo das Orchester und die Band noch im Graben vor der Bühne spielt. Ich weiß nicht, ob es funktionieren würde, aber wünschen kann man es sich ja mal.

Jedenfalls gab es schon lange keinen Film mehr, bei dem ich gleichermaßen herzlich gelacht und gekichert habe (gerne auch bei den besonders albernen Witzen, Furzschuhe, hihi) und an anderen Stellen Tränen in den Augen hatte. Ich bin da ja auch besonders empfänglich, aber spätestens (Vorsicht, es folgt ein geringfügiger Spoiler), wenn Floyd Pepper Animal seine Trommelstöcke bringt, die er all die Jahre für ihn aufgehoben hatte und Animal dann zu Rainbow Connection eben diese Trommelstöcke zum ersten Mal schwingt, da ist es eben mit mir vorbei. Nicht viel besser geht es mir, wenn bei einem Kameraschwenk über an die Wand gepinnte Bilder kurz ein Bild von Kermit und Jim Henson zu sehen ist.

Neben all der Musik und den Witzen geht es nämlich eben auch ums Erwachsenwerden, um den Glauben an sich selbst und an seine Talente und darum, dass man eben manchmal über sich selbst hinauswachsen muss und dass es Momente gibt, wo man sich entscheiden muss, was man will im Leben. Ja ja ja, es ist eine altbekannte Hollywood-Botschaft, aber sie wirkt umso glaubwürdiger, wenn sie einem von Kermit (oder wahlweise Jason Segel) vorgetragen wird.

Mal wieder hat mich erstaunt, wieviel Charakter den Muppets in ihrer langen Karriere eingehaucht wurde, und wie es überhaupt keinen Unterschied macht, ob da Menschen oder Puppen spielen. Ich hab mich genauso über die Cameos von Sarah Silverman, Donald Glover und Neil Patrick Harris gefreut wie über die kurzen Auftritte von Rizzo, Camilla und Sweetums.

Vielleicht liegt es auch daran, dass sich die Muppets über all die Jahre treu geblieben sind, und der Film genau diese nostalgischen Gefühle auslöst, weil es eben keine unglaublichen Special Effects braucht, sondern nur diese ziemlich simplen, aber liebevoll gestalteten Puppen. Ein kleiner Wehmutstropfen ist die Eindeutschung der Musiknummern, die teilweise ein bisschen holprig ist. Auf der anderen Seite fand ich es konsequent und auch ein bisschen mutig, hier eben nicht mit Untertiteln zu arbeiten.

Ansonsten gibt es kaum etwas zu meckern. Oder besser: gar nichts. Außer vielleicht, dass es für meinen Geschmack ein bisschen zu wenig Electric Mayhem gab, aber das sind jetzt schon persönliche Präferenzen.

Abschließendes Urteil: Wer Muppets mag, der wird diesen Film auch mögen, aber auch andere Leute kann man mitnehmen (der Mann musste mit, hat halbherzig versucht, sich zu wehren, war aber nicht unzufrieden). Problematisch wird es wahrscheinlich bei Leuten, die mit lustigen, aber hemmungslos überzogenen Tanzeinlagen nichts anfangen können. Und auch Neil Patrick Harris hätte meines Erachtens mehr Screentime bekommen können. Aber wie gesagt: persönliche Präferenzen. (Und jetzt warten wir darauf, dass Man or Muppet hoffentlich, hoffentlich wirklich einen Oscar abräumt. Verdient wär’s.)

Daily Trailer: Where the Wild Things Are

Claudia ist schuld, weil sie ja unbedingt den Trailer zu Extremely Loud and Incredibly Close verlinken musste, und da musste ich an Where the Wild Things Are denken, einen Film, der nicht nur sowieso wunderbar ist, sondern auch einen wunderbaren Trailer mit wunderbare Musik hat und für den vor allem der wunderbare Dave Eggers das Drehbuch und einen unglaublich schönen Roman geschrieben hat. Es gibt überhaupt keine validen Argumente gegen diesen Film.

Und als Zugabe gibt es noch Wake Up von Arcade Fire. Bitteschön.