Deutschlandskizze #1

Mörfelden-Walldorf, Goldener Apfel, Oktober 2017

Wir sitzen im Goldenen Apfel, mit voller Absicht, ich wollte das hessischste aller hessischen Restaurants dieser Stadt, ich wollte Äppelwoi trinken und vielleicht nicht Handkäs mit Musik essen, aber auf der Speisekarte zumindest die Option haben, es theoretisch bestellen zu können, wenn ich wollte. Statt dessen habe ich hessisches Cordon Bleu, mit Käse, Schinken und Kraut gefüllt und ein großes Glas Apfelwein.

An den Wänden hängen alte Fotografien von Mörfelden-Walldorf und Menschen, die auf Feldern stehen, bestimmt sind es mörfeldisch-walldorfische Felder und Menschen.

Der Wirt des Hauses unterhält sich mit dem Ehepaar am Tisch hinter mir. Der Soundso, der gegenüber von der Tankstelle wohnt, den sieht man auch nicht mehr häufig. Ja, der hat Krebs und die Frau ist ja auch tot, das ist alles nicht schön. Und im Haus wo früher der Herr Dings gewohnt hat, da ist jetzt jemand neues eingezogen, eine Familie, da muss man auch mal sehen. Welches Haus ist das noch mal? Wenn man von der Sowiesostraße Richtung Daundda fährt, dann auf der rechten Seite, das weiße. Ach, das, jaja.

Nach einer Viertelstunde wissen wir ungefähr alles über all in Mörfelden-Walldorf, so fühlt es sich wenigstens an, so groß kann das ja hier nicht sein (über 32.000 Einwohner, sagt das Onlinelexikon).

Wir sind zu satt für Nachtisch, bezahlen und fahren weiter Richtung Süden. „Exakt so habe ich mir das vorgestellt“, sage ich. Durch die Gegend fahren und in vollkommen unspektakulären Städten in Dorfkrügen, goldenen Irgendwassen und Marktschänken sitzen und dabei mit den aktuellsten Neuigkeiten versorgt werden. Exakt so habe ich mir das vorgestellt, als wir Berthold Bulliver zu uns holten.

Goldener Apfel

Vorbei.

Am Montag fahre ich zum letzten Mal ins Büro, im Gepäck 30 Donuts (zwölf für den Werkschutz, der Rest für die Kollegen), kein Koffer, der Rucksack so gut wie leer. Das muss so, ich fahre ja abends wieder zurück.

Die Wohnungsschlüssel habe ich schon seit Donnerstag nicht mehr, Dienstag habe ich mich offiziell abgemeldet. Kein Zweitwohnsitz mehr. Das war’s.

Heute bleibt der Laptop im Büro, den brauch ich nicht mehr. Ich gebe ab: Meine Visitenkarten, die RSA-Dongles, den Büroschlüssel, den Dauerleihschein, den Betriebsausweis. Die Dame vom Ausweiswesen gibt mir eine Austrittskarte. So geht das alles.

Dann stehe ich draußen vorm Werk. Die Sonne strahlt, ich komm hier nicht mehr rein. Ich arbeite hier nicht mehr. Vorbei.

Wenn man mich nach meinem Lieblingsbuchanfang fragt, so ist die Antwort eine etwas klischeehafte, wenig abgefahren oder außergewöhnlich. Ich mag den ersten Satz aus Charles Dickens „A Tale of Two Cities“ so gerne, oder besser gesagt die ersten paar Worte, denn der Satz ist ja sehr lang, er hört quasi nicht auf und auf einmal ist das Buch zu Ende, dabei wollte man eigentlich nur den ersten Satz zu Ende lesen.

It was the best of times, it was the worst of times.

Das schöne an diesem Satz ist, man kann ihn dauernd verwenden und er passt immer so schön. Drei Jahre Wochenendpendeln, drei Jahre irgendwie kein richtiges Zuhause, oder doch, aber eben in Essen. Ich habe es nie bereut, aber ich wusste auch, wann es zu Ende sein musste und dann habe ich dafür gesorgt, dass es zu Ende ging, bevor ich unglücklich werden konnte.

Drei Jahre Hanau, diese kleine hässliche Stadt kurz vor Bayern. Schön ist das nicht, wusste ja schon Frank Goosen, aber woanders ist auch scheiße. In Hanau, das muss man so sagen, habe ich mich nie zu Hause gefühlt, aber das brauchte ich auch gar nicht, ich habe es auch überhaupt nicht versucht. Ich habe mich aber immer wohl gefühlt. Hanau war immer gut zu mir, es wollte mir nie etwas Böses, es war halt da und so wie es war, war es okay.

Drei Jahre Dentalbranche. Ich weiß jetzt, wie man Zähne richtig bezeichnet und kann manche Fragen bei Quizduell sofort richtig beantworten obwohl ich gar kein zahnmedizinisches Studium hinter mir habe. Total gut. Und ich weiß jetzt, dass ich Carabellihöcker habe, was entweder bedeutet, dass ich irgendwann mal Syphilis hatte (unwahrscheinlich) oder einfach besonders intelligent bin (müssen andere beurteilen).

Vorbei.

Als ich zum Hauptwerk laufe, um die Ausweise abzugeben, strahlt die Sonne vom knallblauen Himmel, während es zeitgleich regnet. Man traut sich gar nicht, das zu schreiben, weil man sofort in den Verdacht gerät, Dinge überzuinterpretieren oder sich einfach was auszudenken, nur damit es gut zur Geschichte passt. Aber es hilft ja nichts, ich denke, ja genau, so ist das: Sonnenschein und Regen. Das fasst es eigentlich ganz gut zusammen.

It was the best of times, it was the worst of times.

Eben.

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Wie wegen uns mal alle Hotelgäste kein Frühstück bekamen

Es war vor anderthalb Jahren, in einem Dorf irgendwo südlich von Kassel mitten im Knüllgebirge. Natürlich gab es einen Grund, weswegen wir hier waren, man ist ja eher selten im Herbst in einem Hotel in einem Dorf südlich von Kassel mitten im Knüllgebirge. Aber die Schwiegereltern feierten Goldene Hochzeit und dafür hatte man sich dieses kleine Dorf ausgesucht. Nur die nächsten Verwandten, dafür aber mehrere Tage lang mit Rahmenprogramm. Das Rahmenprogramm bestand aus einer Planwagenfahrt, die erstaunlich schön war und einem Besuch der örtlichen Kegelbahn.

Die Schwiegermutter hatte sich ein Klavier gewünscht, also nicht als Geschenk, sondern für die Feierlichkeiten. Klar, hatten die Hotelbesitzer gesagt, stellen wir Ihnen hin. Das Klavier, so stellte sich raus, war das Klavier vom Hotelbesitzersohn. Die Hotelbesitzer wohnten direkt angrenzend und irgendwann ging eine Tür auf und der Hotelbesitzersohn rollte das Klavier aus der Hotelbesitzerwohnung ins Hotel.

Da stand es nun und wurde regelmäßig bemüht, meistens vom Mann, manchmal von mir, selten von anderen. Für den Abend der offiziellen Feierlichkeiten hatte sich Schwiegermutter musikalische Begleitung gewünscht und wir hatten sogar noch schnell ein lustiges Lied geschrieben, das dann mit Klavier, Ukulele und Gesang vorgetragen wurde. Der Abend wurde später und später, so langsam gingen alle ins Bett, nur der Mann und ich waren noch da. Der Mann und ich, der Hotelbesitzersohn, der Hotelkoch und ein Freund des Hotelbesitzersohns, die alle vorne an der Theke standen. Der Hotelbesitzersohn war für zwei Wochen fürs Hotel zuständig, erzählte er. Die Eltern, wie passend, hätten silberne Hochzeit und seien von den Kindern in den Urlaub geschickt worden. Eigentlich würde er studieren, aber was und wo habe ich vergessen.

Ob er denn auch Klavier spielen würde, fragte der Mann. Ja ja, schon, aber eher so Sonatinen und sowas, nichts Aufregendes, sagte der Hotelbesitzersohn. Sonatinen!, sagten wir. Ja, wenn wir das gewusst hätten, da hätten wir ihn ans Klavier gesetzt, denn die Schwiegermutter liebt Sonatinen über alles. Wir schickten den Hotelbesitzersohn Noten holen, dann ging es ans Klavier, immer abwechselnd, manchmal mit Ukulele, manchmal mit Gesang, manchmal nur Klavier.

„Kommt, wir mixen Drinks“, hieß es irgendwann, und dann saßen wir nicht nur abwechselnd am Klavier, sondern liefen auch abwechselnd zu zweit an die Hotelbar, um Drinks zu mixen. Wobei das im weitesten Sinne des Wortes zu verstehen ist. Den Drink, den der Mann zusammen mit dem Hotelbesitzersohn nach ausführlicher Begutachtung des Sortiments „mixte“, hieß Single Malt, war aber auch gut.

So ging das weiter. Der Mann, der Hotelbesitzersohn und ich spielten Klavier oder Ukulele, der Koch und der Hotelbesitzersohnfreund lauschten und äußerten Publikumswünsche. Es wurde ein Uhr, zwei Uhr, drei Uhr. Der Koch gähnte und verabschiedete sich. Es wurde vier Uhr. „Verdammt, das wird hart morgen“, sagte der Hotelbesitzersohn. Wir brummelten mitleidsvoll Zustimmung. Um halb fünf wurde entschieden, dass man jetzt vielleicht doch mal ins Bett gehen könnte. Gute Nacht, bis morgen, war sehr schön.

Wann der Wecker am nächsten Morgen klingelte, weiß ich nicht mehr. Ich nörgelte brummelnd vor mich hin, der Mann saß halbwegs aufrecht im Bett. „Kommste mit?“ fragte er mich. Ich stellte mir kurz vor, am Frühstückstisch zu sitzen, wusste aber, dass ich keinen Bissen runter bekommen würde und entschied mich spontan dagegen. „Neeee“, brummelte ich, zog die Decke noch mal energisch über beide Ohren, ließ den Mann alleine zum Frühstücken gehen und schlummerte selig wieder ein.

„Es gibt kein Frühstück“, hörte ich als nächstes, als der Mann wieder ins Bett kroch.

„Hm?“

„Gibt kein Frühstück“, wiederholte er.

„Was?“

„Wir haben da unten jetzt gewartet, aber es kam keiner. Und es war auch nichts aufgedeckt.“

Ich stellte mir das mal vor, die Schwiegereltern, die Kinder, die Enkelkinder, alle erwartungsfroh um halb zehn im Frühstücksraum versammelt, in Erwartung von Brot und Brötchen, Schinken, Käse, Marmelade und Ei und da ist nichts. Noch nicht mal Kaffee. Ausgerechnet die Schwiegereltern, die wir am Abend vorher noch in zähen Verhandlungen dazu überreden konnten, das Frühstück von neun Uhr auf halb zehn zu verschieben. Die Schwiegereltern, die bei jedem Besuch jeden Abend nachfragen, wann wir denn am nächsten Tag frühstücken wollten, worauf wir jedes Mal „Na, dann, wenn wir wach sind“ antworten. Bei der Frühstücksplanung offenbaren sich die wahren Generationskonflikte. Und jetzt gab es gar kein Frühstück und keiner wusste, warum.

Also, keiner außer uns.

„Ernsthaft jetzt?“ fragte ich.

„Ja, ernsthaft.“

Und dann schliefen wir noch ein bisschen.

Der Hotelbesitzersohn hatte verschlafen. Und weil er verschlafen hatte, konnte die Frühstücksaufdeckdame nicht ins Hotel. Und weil die Frühstücksaufdeckdame nicht ins Hotel konnte, gab es kein Frühstück fürs ganze Hotel.

Alles nur, weil da ein Klavier stand, und der Hotelbesitzersohn Sonatinen vorspielen musste und das dann wieder so furchtbar in eine Musik- und Trinkorgie ausartete. So ist das eben manchmal.

Auf dem Weg zur Arbeit – Die „Schnee und Eis“-Edition

Momentan brauche ich für den Weg zur Arbeit etwas länger. Das liegt daran, dass ich alle paar Meter stehen bleibe und eingefrorene Blätter anfassen, Beeren mit kleinen Eiszapfen bestaunen und alles mögliche fotografieren muss. Wer mir auf Instagram folgt, wird die Bilder schon kennen, aber natürlich hab ich noch mehr gemacht und es ist ja auch nicht jeder auf Instagram.

Deswegen gibt’s hier die große “Schnee und Eis”-Sonderedition des täglichen Wegs zur Arbeit. Und man könnte fast meinen, ich würde durch einen üppig begrünten Luxusstadtteil laufen. Tu ich aber gar nicht. Hier ist es nur bedingt schöner als sonst für diese Stadt üblich, aber es gibt ein bisschen mehr Wohnhäuser mit Vorgärten und so Nahaufnamen von kleinen roten schneebedeckten Beerchen gehen halt immer gut.

Ast

Zaun

Efeu

Blume

Rote Beere

Blätter

Zeug

Blaue Beeren

Tannenzweig

Rosa Beere

Knospe

Beerenknospen

Mehr Blätter mit Eiszapfen

Efeu

Deutschland, deine Bahnhöfe: Hanau Hbf

Pro: Hey, hier halten ICEs, und zwar einige, auf jeden Fall mehr als in Konstanz. Außerdem gibt es einen erstaunlich gut ausgestatteten Zeitschriftenladen, einen Bäcker, ein Büdchen, dass von innen größer ist, als es von außen aussieht und einen McDonalds. Vom Busbahnhof aus kommt man fix überallhin (außer nach Kleinauheim, dahin kommt man aber von nirgendwoher fix) und mittlerweile gibt’s da auch eine schicke Abfahrtsanzeige. Könnte alles viel schlimmer sein.

Contra: Es ist zwar schön, dass es eine Radstation am Hanauer Hauptbahnhof gibt, es ist allerdings die einzige in ganz Hanau, was irgendwie ganz knapp Sinn und Zweck verfehlt. Ansonsten ist es hier auch nicht wirklich schön und man muss gut aufpassen, welchen Bus man braucht, denn ein paar Linien fahren ganz dreist einfach hinterm Bahnhof ab und nicht am großen Busbahnhof vorne. Und die Anzeigetafeln auf Gleis 6 könnten auch mal repariert werden. (Ich sag ja nur.)

Geheimtipp: Beim “Orientexpress” vorm Bahnhof gibt’s die größten Lahmacuns überhaupt. Ich habe gestandene Männer erlebt, die sich da einen Lahmacun geteilt haben. Außerdem: Das lustige Schaffnerhäuschen auf Gleis 6. Ich vermute ja, dass das ein Ausstellungsstück ist und eigentlich zu einem Museum gehört.

Besser nicht: Beim “Orientexpress” in irgendwelche Diskussionen verwickeln lassen. Die Kundschaft da ist zuweilen… seltsam. Lasst es uns seltsam nennen.

Die Tour: Ach, fragt nicht. Die Aufnahmen sind an mehreren Tagen im letzten Jahr entstanden, die letzten, als so schönes Wetter und ich zu früh am Bahnhof war. Ich bin fast überall rumgelaufen, nur nicht ganz nach hinten zur Auheimer Straße. Da ist es auch nicht so schön.

Hanau

Beleuchtung

Fahrräder

Schild

Döner

Verboten

Gleis

Häuschen

Bild

Ding

Gelbes Schild

Grün

Häuschen

Mehr Häuschen

Gleis zu Ende

Ausblick

Wohin?

Zugschluß

Zeugs

Kunst

Noch mal verboten

Loch

Graffiti

Tunnel

Deutschland, deine Bahnhöfe: Erbach (Odenw)

Pro: Auch hier muss man erst mal sagen: Immerhin gibt es einen. Sogar mit ganzen zwei Gleisen, was im Odenwald nicht unbedingt selbstverständlich ist. Und tagsüber frequentieren auch ausreichend Züge den Bahnhof und bringen einen entspannt in alle möglichen Richtungen. Es ist ordentlich, die Anzeige funktioniert, anscheinend ist der Bahnhof halbwegs barrierefrei und die Aussicht ist auch schön. In der Güterhalle gibt’s angeblich Speis und Trank, Zeitschriften und sogar diesen neumodischen “Coffee to go” und man muss nur einmal über die Straße und ein paar Stufen runter und schon ist man im idyllischen Erbach. Außerdem hübsche Bänke und die tolle Lokomotive vorm Bahnhof. Und die Odenwald-Bahn scheint mir eine der nettesten Bahnen Deutschlands zu sein. Hach.

Contra: Die letzte Bahn fährt um 21:07. Ich werde das noch ein paar Mal wiederholen, damit es sich einprägt. 21:07. 21:07. So. Und mit letzte Bahn meine ich letzte Bahn, die nächste fährt dann nämlich erst wieder um kurz vor fünf. Ansonsten muss man wohl in Erbach übernachten, was vielleicht gar nicht so schlimm ist, die Altstadt ist jedenfalls sehr reizend. Aber mal abgesehen davon und vollkommen abgesehen davon, dass man sich hier mitten im Nichts… pardon, mitten im Odenwald befindet, ist der Bahnhof wirklich hübsch und bietet für seine Verhältnisse mehr als so manch anderer Bahnhof in größeren Orten. Man muss auch mal loben.

Geheimtipp: Die Lokomotive vorm Bahnhof wird nachts beleuchtet. Voll schön. Es scheint auch so, als ob Erbach der Bahnhof wäre, wo die VIAS-Bahnen abends zum Schlafen hinfahren. Vielleicht kann man sich anschleichen und sie leise schnarchen hören.

Besser nicht: Den letzten Zug verpassen. Der fährt um 21:07. Erwähnte ich bereits.

Die Tour: Tour? Öhm. Angekommen, rumgelaufen, fotografiert und dann Richtung Erbach und da sofort verlaufen. Auf dem Rückweg hab ich noch die schön beleuchtete Lokomotive fotografiert und hab dann auf den Spätzug gewartet. Also den um 21:07.

Schild

Odenwald-Bahn

Nach Norden

Ding

Unkraut

Betreten nur

Mehr Schilder

Snack

Noch mal Schild

Letzter Zug

Zeit

Kästen

Schilder

Gleise

Lok

Bank

Güterhalle

Draußen

Lok abends

Deutschland, deine Bahnhöfe: Kassel-Wilhelmshöhe

Pro: Man ist total schnell in Oberorke. Na ja, man ist in unter zwei Stunden in Oberorke, aber immerhin. Lustige Architektur, endlich mal ein Bahnhof, wo die Gleise unten sind, das wirkt geradezu erfrischend anders in der deutschen Bahnhofslandschaft. Außerdem funktionierende Aufzüge, jedenfalls auf dem Testbahnsteig. Schöne hohe Decken in der Enpfangshalle und fast futuristisch anmutender Bahnhofsvorplatz mit gutem Taxiangebot (brauchte ich aber gar nicht). Gastronomisches Angebot scheint vorhanden, wurde aber nicht weiter erkundet, geschweige denn getestet.

Contra: Man braucht doch noch ganz schön lange nach Oberorke. Bahnhof bietet dank der eingangs erwähnten lustigen Architektur gutes Verwirrungspotential für Nicht-Ortskundige. Wenn man dann ein bisschen in Eile ist und außerdem noch hübsche Bilder machen will, kann es vorkommen, dass man gar nicht in der Vorhalle, sondern auf dem Parkplatz rauskommt. Wenigstens hat’s nicht geregnet. Und wo wir schon dabei sind, würde ich gerne noch mal klären, ob es wirklich Not tut, dass der ICE nach Kassel-Wilhelmshöhe in Altenbeken und in Warburg hält. Da kann doch wirklich keiner ernsthaft hinwollen.

Geheimtipp: Leider fehlte die Zeit zum ausführlichen Erkunden des Bahnhofs inklusive Auffinden geheimtippwürdiger Ecken. Hat da jemand was? Eventuell ist ja auch der ganze Bahnhof ein Geheimtipp, immerhin hat der diese lustige Architektur.

Besser nicht: Einfach mal drauf losmarschieren, ohne die Schilder zu begucken hat sich bei mir als so halbknorke erwiesen. Etwas weiter den Bahnsteig runter wäre ich bestimmt viel einfacher zum Hauptausgang gekommen, aber so weiß ich jetzt wenigstens, wo der Bahnhofsparkplatz ist.

Die Tour: Vom Gleis per Aufzug aufs Parkdeck, da einmal samt Gepäck über den Parkplatz, und durch die Empfangshalle raus zum Bahnhofsvorplatz. Dort die schmucke Säulenarchitektur bestaunt und dann einsammeln lassen und mit dem Auto weiter nach Oberorke.

Schild

DB

ICE

Turm

Lampe

Unten

Uhr

Drinnen

Decke

Mehr Decke

Säulen

Aufm Dorf in Oberorke

Disclaimer: Eventuell handelt es sich bei diesem Blogpost um eine Deutschlandpremiere. Eventuell ist dies der erste Blogartikel, der sich zu einem nicht unwesentlichen Teil mit der Schönheit und Anmut von Oberorke befasst. Ich möchte es nicht beschwören, aber die Chancen stehen gut.

Die Welt kann sich sehr glücklich schätzen, dass ich nicht für die Tourismusbehörde für Oberorke arbeite. Mal abgesehen davon, dass ich bezweifle, dass Oberorke eine Tourismusbehörde hat. Jedenfalls würden mir dauernd nur doofe Slogans einfallen, einer schlechter als der andere, aber ich könnte nicht anders, ich könnte einfach nicht anders.

Es hat auch keine fünf Minuten gedauert, bis die Kollegen und ich dieses entzückende Fleckchen Erde auf “Oberknorke” umtauften. Wir sind hier nämlich total berufsmäßig unterwegs und sind von 9 bis 17 Uhr furchtbar kreativ, und davor und danach ebenso furchtbar entspannt. Bei schönen Wetter im Wellness-Hotel aufm Dorf kann man nämlich nur furchbar entspannt sein.

Es ist ja auch so: So Städter wie wir, wir lästern immer ganz schrecklich übers Dorfleben und dann jammern und klagen wir schon mal ganz prophylaktisch, dass wir nie, nie, nie auf dem Land leben könnten, wo’s keine Straßenbahn gibt, und der nächste Bahnhof eine halbe Stunde weg ist und man von da aus auch nur mit der Bimmelbahn in die nächste Stadt kommt. Und überhaupt, hier gibt’s keinen Bäcker, keinen Kiosk, geschweige denn ein Superbüdchen, wo man abends, wenn der (hier ja auch nicht existente) Supermarkt schon zu hat, noch ein Bier kriegt und aus einem Riesensortiment Zeitungen auswählen kann.

Wir jammern und klagen also, als ob wir ernsthaft befürchten müssten, wir könnten gezwungen werden, hier länger als die vereinbarte Zeit bleiben zu müssen und finden die Vorstellung, hier zu leben, entsetzlich bis absurd.

Wir meinen das auch wirklich so, wir können uns wirklich zum Verrecken nicht vorstellen, hier zu wohnen. Aber die andere Wirklichkeit ist, dass wir das alles ganz furchtbar schön finden aufm Land, aufm Dorf. Das Grün überall, die Kühe und Hühner, die Mauersegler, die einem quasi in Fingerbreite über den Kopf rasen, die hübschen Häuschen. Hier ist die Kirche noch im Dorf und die Straße dahin heißt “Zur Kirche”. Hier kann man sich nicht verlaufen, weil es nichts zum Verlaufen gibt. Hier hat man Hühner im Vorgarten, weil, warum auch nicht? Geht ja.

Der Städter im Dorf ist so gesehen die personifizierte Schizophrenie. Landleben als Lebenskonzept ist für uns schier unvorstellbar, aber gleichzeitig beneiden wir euch um euer Grün und euer Dorf, die Stille und die Natur, die Kühe und die Mauersegler. Und überhaupt.

In diesem Sinne fordere ich euch alle auf, Landurlaub in Oberorke zu machen. Hier ist zwar nichts, aber das dafür in besonders schön. Vor allem aber gibt es im Wellness-Hotel (den Namen braucht ihr nicht, es gibt nur eins) in Oberorke Stauder vom Fass. Ruhrgebiet ist überall.

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Raps

Hühner

Huhn

Faszination Huhn.

Pusteblume

Grün

Mehr Grün

Mehr Pusteblumen

Noch mehr Grün

Zur Kirche

Kaugummi

Zeug

Fachwek

Holz

Vorsicht, es folgt ein furchtbar schlechter Witz: In Oberorke hat man noch ordentlich Holz vor der Hütte.

Vogelkasten

Kühe

Die fünf neugierigsten Kühe Deutschlands im Anmarsch.

Braune Kuh

Kühe

Weg

Kirche

Haus

Mehr Haus

Klo

Um sich diesen Humor leisten zu können, muss man allerdings mindestens drei Mal Schützenkönig von Oberorke gewesen sein.

Turmdings

Straße

Zu Ende

Tschüss, Oberorke! Nach nur 6 Kilometern schon das nächste Dorf. Toll.

Sympathisches Fulda

Am Dienstag war ich wieder auf der Suche nach einer interessanten Lokation zum feierabendlichen Hinfahren sowie Fotografieren inklusive Bahnhofsbesichtigung. Auf der Liste stehen nach wie vor Mainz, Wiesbaden und Mannheim (eine Stadt, mit dessen Zentrum man Schiffe versenken spielen könnte, fasziniert mich halt, da könnt ihr mir noch so oft sagen, dass es da nicht schön ist). Die Kollegen schlugen außerdem Seligenstadt vor und dann fiel mir auch noch Friedberg ein. Entschieden habe ich mich dann für Fulda. Das ist nur knapp 40 Minuten mit dem ICE, ausreichend groß und ich war auch noch nicht da.

Also Fulda. Nach zwei Stunden ausgiebigen Rumlaufens durch dieses Kleinod Hessens weiß ich jetzt viel mehr über dieses Fleckchen Erde und seine Bewohner. Nämlich…

Der Fuldaer an sich, so scheint es zumindest, informiert sehr gerne. Eigentlich über alles. Das fängt im Bahnhof an, wo ein Informationskasten neben dem anderen hängt und zieht sich durch die ganze Stadt. Besonders gerne informiert der Fuldaer mit Hilfe von Blechschildern. Vielleicht ist Fulda auch das Herz der Blechschildindustrie. Ich habe mich jedenfalls gut informiert gefühlt und wusste immer, in welche Richtung ich wie weit bis zur nächsten Toilette laufen muss. Dabei musste ich gar nicht.

Außerdem sitzt der Fuldaer gerne, bevorzugt auf Bänken irgendwo draußen. Fulda ist eventuell die Stadt der schönsten und meisten öffentlichen Bänke. Man kann immer überall sitzen, es sei denn, es ist nichts mehr frei, weil alle anderen schon da sitzen.

Wenn der Fuldaer nicht sitzt oder informiert, dann pflanzt er vermutlich Kastanienbäume. Oder guckt welche an.

Und wenn der Fuldaer nicht sitzt, informiert oder Kastanienbäume pflanzt, dann ist er einfach sehr entspannt und hängt im Schlossgarten ab. Oder einem anderen Park, in dem ich nicht war. Im Schlossgarten gibt es leider keine Pfauen oder Streifenhörnchen dafür aber Enten und flauschige Entenküken. Die flauschigen Entenküken wollten aber nicht fotografiert werden, deswegen habe ich nur zwei halbwache erwachsene Enten fotografiert, die zu faul zum Weglaufen waren oder vielleicht auch zu müde.

Fulda ist mir sehr sympathisch. Fulda ist auch sehr schön, wenn man erstmal in der richtigen Ecke rumläuft. Dann gibt es viele alte Häuser, wo schon vor vielen Jahren berühmte Blockflötenhersteller wohnten oder geboren wurden oder so. Es gibt Kloster und einen Dom und alles ist sehr hübsch und entspannt. Am sympathischsten sind die Fuldaer aber, weil sie neben ihre wunderschönen Gebäude ganz wunderbar hässliche gebaut haben. So, als wäre ihnen die Schönheit ihrer Stadt auch ein bisschen suspekt und es müsste jetzt dringend etwas ganz fürchterbares als Gegengewicht gebaut werden.

Fuldaer, ich kann euch so verstehen.

Schild 1

Schild 2

Schild 3

Schild 4

Schild 5

Schild 6

Schild 8

Höhepunkt der Blechschildbesichtigung

Schild 7

Ampel

Zilliken

Hässlich und schön

Turm

Bank

Straßen

Haus

Dings

Motorrad

Gelb

1 was?

Man erkläre mir diesen Buchstaben.

Hexenturm

Blüten

Dom

Lampen

Kaputte Bank

Vorsicht Blumen!

Bunte Bäume

Enten

Vogelhäuschen

Janus

Trampolin

Wenn man in dem kleinen Labyrinth im Schlossgarten lang genug sucht, findet man ein prima Trampolin.

Drücken