Tagebuchbloggen, 28. bis 30.7.2018

In Pulheim im Ein-Sterne-Restaurant gewesen. Das Gut Lärchenhof können wir jetzt also auch empfehlen, es war ein sehr schöner Abend, was auf der einen Seite an der Begleitung lag, auf der anderen Seite am tollen Essen und an den wirklich exzellenten Weinen. Besonders schön dieser Weißburgunder hier von Dr. Wehrheim, den ich mir sofort in mehreren Kisten bestellen würde, wenn er nicht knapp 35 Euro pro Flasche kosten würde, was deutlich über unserer Weißweinschmerzgrenze ist. Aber toller Wein.

Der Sommelier wollte kurz den Dienst verweigern, als er zum Dessert mit einer japanischen Flasche mit einer Zitrone drauf kam und ich fröhlich „Ach guck, bestimmt ein Limoncello aus Yuzu!“ rief. Dann bräuchte er auch nichts mehr sagen, wenn wir alles schon wüssten, beschwerte er sich, erzählte dann aber doch noch etwas mehr, zum Beispiel, dass dieser Limoncello auf Sake-Basis hergestellt wird. Auch übrigens ein tolles Gesöff, aber hierzulande offensichtlich schwer aufzutreiben, jedenfalls im Internet, wenn Sie zufällig Millionär sind oder in Japan oder Großbritannien leben oder eventuell beides und nicht wissen, wohin mit dem Geld, ich lasse mir gerne Wein und Yuzu-Limoncello schenken, Adresse steht im Impressum.

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Das große Aufräumen geht weiter. Ich halte mich überhaupt nicht an die KonMari-Reihenfolge und auch nicht an die goldene Regeln, nicht nach Zimmer, sondern nach Art der Dinge zu sortieren. Da das Endergebnis aber trotzdem aus vollen Mülleimern und mehr Ordnung besteht, habe ich beschlossen, dass es trotzdem okay ist.

Jedenfalls habe ich mich an die an Papiere gemacht, nicht nur an die, die sowieso in Stapeln rumlagen, sondern auch die, die bereits in diversen Ordnern lose gesammelt wurden. Nachdem ich gestern Abend sogar die bereits abgehefteten Unterlagen zu den Essener Wohnungen alle wieder aus den Ordnern geholt und zusammen mit den lose rumliegenden Unterlagen wieder neu geordnet und auf drei Ordner verteilt… ach, das ist nicht so interessant? Sagen wir einfach, es ist aktuell nur noch ein Stapel und ein bisschen Rest übrig. Dann gibt es noch zwei Kisten, in denen Papierkram ist und dann habe ich hoffentlich alles erwischt und kann mich an die Küche machen.

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Sonntag gab es wieder Pflaumenkuchen vom Bäcker Lindner. Bäcker Lindner ist unsere Entdeckung dieses Jahres, es fing alles an einem Feiertag an, an dem sowohl der nächste Bäcker als auch der Bäcker fünfzig Meter weiter ALS AUCH der Bäcker hundert Meter weiter geschlossen hatten und ich in heiliger Frühstücksmission noch weiter die Straße hoch lief, um noch mal fünfzig Meter weiter fündig zu werden. Seitdem wissen wir, dass sowohl die Croissants als auch der Butterzopf als auch die Kartoffelbrötchen so mit das beste an Backwarenerzeugnissen in unserer näheren Umgebung ist und der Pflaumenkuchen im übrigen auch.

Sonntagmorgen übrigens eine unangenehme Situation in der Bäckerei, die komplett von mir selbst verschuldet war und mich in keinem so rühmlichen Licht erscheinen lässt. Die Frau vor mir in der Schlange kaufte mir bei einem Großeinkauf die letzten Kartoffelbrötchen vor der Nase weg, ein herber Schlag, aber so ist das Leben, wenn man nach neun beim Bäcker steht. So kam ich dann an die Reihe, während sie noch weiter Brötchen auswählte und sagte möglichst laut und deutlich: „Ach, waren das die letzten Kartoffelbrötchen? Das ist aber schade!“ Mein Plan, die Kartoffelbrötchenaufkäuferin zu beschämen schlug massiv fehl, statt dessen schenkte mir die Frau eines ihrer Kartoffelbrötchen und so lief ich dann mit beschämten Kopf nach Hause und werde in nächster Zeit eine Gelegenheit zum Karmaausgleich brauchen.

Haben Sie keinen Bäcker Lindner in der Nähe kann ich übrigens alternativ auch die Landmädel von Backbord und die Handstücke vom Bäcker Merzenich empfehlen. Vermutlich gibt es aber noch viele andere Geheimtipps, was die leckersten Brötchen angeht, wahrscheinlich gibt es sogar eine Datenbank dafür, ich werde gleich mal recherchieren müssen.

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Da mehrfach an mich herangetragen wurde, dass man Schüsseln mit Wasser nach draußen stellen soll, damit die Vögel trinken und plantschen können, stehen jetzt auf drei Balkonen Wasserschüsseln, die sehr konsequent von sämtlichen Vögeln gemieden werden. Ich fühle mich etwas betrogen, hatte mich doch schon auf putzige Meisen gefreut, die sich beseelt im Wasserbad suhlen.

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Im Übrigen habe ich immer noch keine Meinung zum Wetter.


Wer gerne liest, was ich hier schreibe und mir eine Freude machen will, kann mir etwas von der Wunschliste spendieren oder Geld ins virtuelle Sparschwein werfen.  Die Firma dankt.

Gut Lärchenhof, 28.7.2018

Mit Freunden im Gut Lärchenhof in Pulheim gewesen. Auf der Terrasse war es zunächst etwas windig, dann sehr angenehm und zu späterer Stunde wurden Decken verteilt. Das Essen konnte von vorne bis hinten überzeugen, die Weinauswahl war toll (Dank an Sommelier Clemens).

 

Gut Lärchenhof, 28.7.2018

Sushi von der Garnele und vom Wild mit Gänseleber sowie krosse Haut vom Fisch mit Nori und Wasabicreme

Spargel mit Pancetta und Engelshaarnudeln mit Misoschaum

Taschenkrebs, Bohnen, Erbsen, Mandel und Ziegenkäse

Kaisergranat, Pak Choi, eingelegtes Gemüse, Curryspeck und Nordseegarnelen

Rotbarbe, Aubergine, Zwiebel und Speck

Rehbock, gegrillte Wassermelone, Waldmeister und Sellerie

Eistee, Zitrone und weiße Schokolade

Gourmandises: „Geschmäcker der Kindheit in anderer Form“, Bananenhäppchen, Fruchtdrops, sowie Maracuja und Vanille im Kölschglas (schmeckte Original wie Cuja Mara Split)

Gut Lärchenhof, 28.7.2018

Gut Lärchenhof, 28.7.2018

Gut Lärchenhof, 28.7.2018

Gut Lärchenhof, 28.7.2018

Gut Lärchenhof, 28.7.2018

Gut Lärchenhof, 28.7.2018

Gut Lärchenhof, 28.7.2018

Gut Lärchenhof, 28.7.2018

Gut Lärchenhof, 28.7.2018

Tagebuchbloggen, 24.7.2018

Gestern kam das neue Bett. Ich war ja nicht da und bekam nur Erfolgsbilder per WhatsApp. So sieht es aus, wir sind jetzt also offiziell alte Menschen, die morgens möglichst rückenschonend aufstehen wollen. Aus irgendeinem Grund wirkt es schmaler, obwohl es eindeutig genau so breit ist wie das alte Bett, ich habe das durch Querlegen getestet.

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Eine Doku über IKEA gesehen, die inhaltlich okay bis interessant war, aber mit Offensichtlichkeiten um sich warf, dass ich wieder alle fünf Minuten frustriert den Fernseher anschrie. Also, passen Sie auf, folgendes haben die investigativen Journalisten herausgefunden:

  1. IKEA möchte die Leute zum kaufen verführen.
  2. IKEA ist tatsächlich billiger als andere vergleichbare Möbelhäuser.
  3. Grundsätzlich, vor allem aber, was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht, ist die Qualität der Möbel und anderer Waren durchaus gut.
  4. Vom Handwerker gefertigte Möbel sind aber besser.
  5. Die Qualität der Möbel ist heute tendenziell besser als früher.
  6. Das Essen im IKEA-Restaurant ist gar nicht frisch zubereitet und schmeckt einem Ein-Sterne-Koch nicht so gut.
  7. IKEA findet Steuern doof.

Ich lasse das einfach mal so stehen.

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Ich möchte außerdem kurz über Küchengeräte sprechen. Die Aufräumaktion in der Küche steht noch aus, das sorgt mich ein wenig, denn ich vermute schlimmes, immerhin besitzen wir doch ein ganz gutes Arsenal an Küchengeräten. Es hilft auch nur bedingt, dass mein Mann, wenn ich zum Beispiel sage, dass ich gerne ein Crêpe-Eisen hätte, erst zwei Wochen recherchiert und dann das original bretonische Crêpe-Eisen aus Gusseisen bestellt, dass man maximal von einer Ecke der Arbeitsplatte in die andere schieben, aber auf keinen Fall öfter als nötig ernsthaft tragen möchte.

Man kann sich da durchaus auch mal fragen, ob man das alles wirklich braucht, aber natürlich ist die Antwort immer: Ja, klar!

Am Sonntag fror ich nämlich Soffritto ein, weil der Staudensellerie weg musste und ich Staudensellerie nur in Soffritto akzeptiere und das nur zähneknirschend, weil ich keine Italiener böse machen will. Soffritto ist die kleingehackte Mischung aus Sellerie, Möhren und Zwiebeln, die man braucht, wenn man eine ordentliche Bolognesesauce machen will. Nur deswegen war überhaupt Staudensellerie im Haus.

Dafür jedenfalls steckte ich das grob geschnittene Gemüse in den Blitzhacker aus dem umfangreichen Stabmixerset, das ich letzte Weihnachten bekam, weil ich mir einen (im Sinne von „einen“) Stabmixer gewünscht hatte. Der Blitzhacker ist ein einziges Wunder und schnippelt in zwei Minuten Zeug in einer Feinheit, die ich per Hand überhaupt nicht hinbekommen würde und wenn dann nur mit sehr viel Zeitaufwand. Obwohl ich Kochen und Backen ja grundsätzlich als kontemplative Beschäftigung empfinde, habe ich großen Spaß an der Blitzhaftigkeit des Blitzhackers.

Weil ich nicht nur einen Blitzhacker besitze, sondern auch einen Vakuumierer, wurde es noch schöner: Das fertige Soffritto wurde auf zwei Portionen verteilt und mit dem Vakuumierer so luftfrei wie möglich verschweißt.

Ich kann also noch zwei Mal Spaghetti Bolognese machen, ohne Staudensellerie kaufen zu müssen. Und wenn ich jetzt noch die Bolognesesauce mit dem Sous-Vide-Gerät zubereite und es anschließend mit auf der Mandoline gehobelten Gemüse in einem Buchweizengalette serviere, dann kann ich auch noch die Existenz von drei weiteren Küchengeräten rechtfertigen.

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Im Übrigen habe ich keine Meinung zum Wetter.

Genki Ramen, 21.7.2018

Neue Entdeckung auf der Dorotheenstraße in Essen-Rüttenscheid, endlich gibt es auch Ramen in Essen. Die Suppen sind klassisch mit Nudeln, Schweinefleisch und Sprossen und je nach Geschmack auch mit Ei und Tofu. Außerdem günstige Gerichte und Vorspeisen und eine tolle hausgemachte Limonade. Und wenn man einen Platz an den hohen Tischen ganz vorne bekommt, kann man nebenbei noch die Passanten beobachten.

Genki Ramen, 21.7.2018

Hausgemachte Limonade

Agedashi Tofu – Gebratener Tofu mit hausgemachter Soße

Ramen mit Lava-Ei

 

Pure C, 25.5.2018

Pure C, 25.5.2018

Ins Pure C im niederländischen Cadzand verschlug es uns an einem regnerischen Mittag. Wir wählten das Lunch-Menü für 55 Euro, das sich mit vier Grüßen aus der Küche, Aperitif, Kaffee, Gourmandises und Digestif schon ordentlich in die Länge zog. Sehr lecker, sehr zu empfehlen, sympatischer Service, verdienter Michelin-Stern.

 

Pure C, 25.5.2018

Rote Bete mit Walnuss und Kaffee

Eingelegte Sardine und Brot mit Chorizokristallen

Schellfisch, Aioli und Kichererbsentaler

Brot mit Tapenade

Hausgemachtes Brot mit Butter und Algendip

Aal mit grüner Sauce und Erbsen

Pollack, Zucchini, Krabben und Fideua

Rhabarber mit Salbei und Pekannuss

Gourmandises

Pure C, 25.5.2018

Pure C, 25.5.2018

Pure C, 25.5.2018

Pure C, 25.5.2018

Pure C, 25.5.2018

Pure C, 25.5.2018

Pure C, 25.5.2018

Pure C, 25.5.2018

Pure C, 25.5.2018

Pure C, 25.5.2018

La Bastide de Moustiers, 11.6.2018

La Bastide de Moustiers, 11.6.2018

Der diesjährige Ein-Sterne-Ausflug im Urlaub. Dieses Mal in Ste. Marie de Moustiers am Lac de Sainte-Croix. Leider haben Hotel und Restaurant zwar ein Helipad, das Menü war aber das schwächste, das wir bislang in einem Ein-Sterne-Restaurant essen durften. Zu viel Chichi, zu wenig Subtilität und Finesse. Da half es auch nichts, dass bei jedem Gang ein kleiner Klapptisch angeschleppt wurde, der Sinn dieses Manövers entzog sich uns (außer beim Käsegang).

Schöne Idee allerdings der Aperitif, ein Hauscocktail mit Champagner und Mandelsirup.

 

La Bastide de Moustiers, 11.6.2018

Grüne Bohnen mit eingelegten Zwiebeln und… ich glaub es war Bulgur mit Riesen-Gougère

Paprikagazpacho mit Makrele

Junge Möhren mit Muskat, Trüffel und Sot l’y laisse

Zucchini und Zitrus aus dem Ofen, Erdnuss und Seebarsch

Artischocken, geröstete Weizenbrühe und Taube aus dem Luberon

Auswahl vom Ziegenkäse mit Chutney

Erdbeeren vom Markt in Aups, Baiser und Sorbet

Fencheljoghurt mit Grapefruit-Granola und Hibiskus

La Bastide de Moustiers, 11.6.2018

La Bastide de Moustiers, 11.6.2018

La Bastide de Moustiers, 11.6.2018

La Bastide de Moustiers, 11.6.2018

La Bastide de Moustiers, 11.6.2018

La Bastide de Moustiers, 11.6.2018

La Bastide de Moustiers, 11.6.2018

La Bastide de Moustiers, 11.6.2018

La Bastide de Moustiers, 11.6.2018

Süßkind und Sauermann, 23.6.2018

Süßkind und Sauermann, 23.6.2018

Da ich gerne viel mehr über das gute Essen schreiben würde, das uns so begegnet, aber keine Zeit habe, es ausführlich zu tun, habe ich einfach bei Bernd Labetzsch geklaut und präsentiere nun in Zukunft „Gute Dinge, die ich aß“ ohne viel Kommentar. Nur Ort, Zeit, Beschreibung und Bild. Eventuell interessiert es ja den ein oder anderen auch in dieser Kurzversion

Süßkind und Sauermann, 23.6.2018

Gegrillte Wassermelone mit Trüffelkäse und Earl-Grey-Gelee

Sauer marinierte Dorade & Jakobsmuscheln mit Bohnen, Salicorn, Chips und Makrelen-Consommé mit Zitrusaromen

Offener Ravioli von Kohlrabi & Ochsenschwanz auf Erbsenpüree & wildem Blumenkohl

Roulade vom Kalb auf Kartoffelpüree mit Kräuterseitlingen & Bohnen an Pfirsich-Pfifferling-Marmelade

„Stück Fisch“ auf Brennesselgemüse mit Kartoffel-Krebs-Gratin, Krustentierschaum & Krebskrokette

Stachelbeer-Strudel mit Ziegenquarkeis, Pumpernickel und Pet-Nat-Schaum

(Wenig später gewann Deutschland gegen Schweden, was ihnen aber auch nicht half, die Vorrunde zu überstehen. Sagen wir, das Essen war deutlich besser als das Spiel, trotz des schönen Tors von Kroos.)

Süßkind und Sauermann, 23.6.2018

Süßkind und Sauermann, 23.6.2018

Süßkind und Sauermann, 23.6.2018

Süßkind und Sauermann, 23.6.2018

Süßkind und Sauermann, 23.6.2018

Süßkind und Sauermann, 23.6.2018

Sechs Wochen fast vegetarisch

Dieses Jahr kam ich relativ spontan auf die Idee, ich könnte ja in der Fastenzeit mal auf Fleisch verzichten, einfach nur um zu gucken, ob ich das kann und wie das dann so ist. Die Fastenzeit habe ich mir ausgesucht, weil sie halt da ist und weil ich mir nicht extra Regeln ausdenken musste, das hatten andere Leute schon für mich gemacht.

Folgende Regeln habe ich von den klassischen katholischen Fastenregeln übernommen:

  • Von Aschermittwoch bis Ostersamstag wird gefastet.
  • Kein Fleisch.
  • Sonntags darf man aber.

Eigentlich habe ich auch noch die Regel „Auf Reisen muss auch nicht gefastet werden“ übernommen, allerdings gab es dazu Diskussionsbedarf in der Techniktagebuchredaktion, da man sich nicht ganz einig war, ob das eine Regel ist, die historisch betrachtet zwar mal irgendwann Sinn ergab, heute aber eigentlich unnötig ist. Generell sind die katholischen Fastenregeln und vor allem die vielen Ausnahmen ein (Achtung! Schlimmes Wortspiel!) Heidenspaß, ich kann nur empfehlen, sich damit zu beschäftigen.

Was ich damit eigentlich sagen wollte, folgende Regeln habe ich nicht beachtet bzw. zusätzlich auferlegt:

  • Eier, Milch, Zucker und generell alles andere darf.
  • Fisch und Meerestiere dafür aber auch nicht. Auch keine Biber und keine Maultaschen
  • Beim schon länger geplanten Straßburgausflug durfte auch alles.

Gleich vorweg: Ich habe es nicht ganz geschafft. Gleich am zweiten Tag wurde ich in der Kantine schwach und griff zum Cordon Bleu, dafür habe ich dann immerhin an dem folgenden Sonntag nur vegetarisch gegessen. Außerdem habe ich einmal aus Versehen Kartoffelpüree mit Soßenresten vom Sonntag verputzt und eventuell einmal in der Kantine Hühnerbrühe gegessen, vielleicht war es aber auch Gemüsebrühe, das ist unklar.

Ansonsten bin ich mit der Sonntagsausnahmeregel gut gefahren, hätte ich das nicht gehabt, wäre es mir deutlich schwerer gefallen. So wurde das erste Spargel-mit-Kartoffeln-und Schinken-Massaker dann halt für Sonntag statt Samstag geplant. Während Freunde vermuteten, dass genau diese Ausnahmeregel es schwerer machen würde („Wenn, dann schon richtig durchziehen!“), wurde es für mich leichter, denn wenn ich wirklich, wirklich Bock auf etwas hatte, dann musste ich halt nur warten. Dafür habe ich mich umso mehr darauf gefreut. Das war eigentlich auch eine schöne Erfahrung, sich mal wieder richtig auf ein Essen freuen, weil man es halt – selbst so gewählt natürlich – nicht einfach so sofort haben kann.

Gekocht habe ich an Wochentagen komplett vegetarisch, wenn mein Mann selber Lust auf Fleisch hatte, konnte er sich halt etwas dazu braten, es war ja meine Fastenidee, nicht seine. Gelernt habe ich dabei folgende Dinge:

  • Es ist zwar sehr einfach, lecker vegetarisch zu kochen, aber erstaunlich viele Gerichte fallen auch weg. Beim Durchblättern meiner Kochzeitschriften und -bücher konnte ich es mantraartig runterbeten: „Geht nicht, geht nicht, geht nicht, geht nicht.“ Und dann ging aber doch immer irgendwas.
  • When in doubt make Bratreis. Bratreis mit schön angebranntem Gemüse, Ei und Sojasoße geht eigentlich immer. Ich kann dieses Rezept für den Einstieg empfehlen.
  • Eier. Ohne Eier wäre ich durchgedreht. Gott sei Dank gibt es Eier, die man auf alle möglichen denkbaren Weisen zubereiten kann.
  • Auch neu entdeckt: Nudeln mit scharfer Tomatensahnesoße, Paprika und Champignons. Direkt zwei Mal hintereinander gemacht.

Kochen zu Hause war also manchmal etwas mehr Aufwand, weil ich nicht auf altbewährte Rezepte (Spätzle mit Speck und Ei! Spaghetti Bolognese! Asiatische Nudelpfanne mit Gemüse und Hühnchen! CHILI!) zurückgreifen konnte, aber wenn man erstmal etwas gefunden hatte, gab es keine Beschwerden. Im Gegenteil. Als sich mein Mann einmal ein Steak zum Bratreis briet, gab er nachher zu: „Das Fleisch hätt’s eigentlich nicht gebraucht.“

Auswärts essen hingegen war eine größere Herausforderung. Gelegentlich schob ich einen Restaurantplan auf Sonntag, ansonsten galt es eben, die Speisekarte genauer zu studieren. Manchmal blieben nur noch ein paar Gerichte übrig. Das hat allerdings auch Vorteile, vor allem, wenn man wie ich sowieso mittlerweile schon genervt ist, dass man selber(!) etwas aussuchen muss und bei der Abendplanung im Urlaub grundsätzlich nur noch Restaurants aussucht, bei denen es ein festes Soundsoviel-Gänge-Menü gibt und man einfach gar nicht mehr selbst entscheiden muss. Wenn beim hiesigen Asiaten dann eben nur noch sechs Gerichte übrig bleiben und davon auch noch zwei uninteressant ist, geht es jedenfalls leichter mit dem Auswählen. Aber auch sonst habe ich Erkenntnisse gewonnen.

  • Man ahnt nie, wo es gutes vegetarisches Essen gibt und wo man innerlich augenrollend das kleinste Übel auswählen muss.
  • Unser Thai um die Ecke bietet sowieso fast alles ohne Fleisch oder mit Tofu an, das war also überhaupt kein Problem.
  • Auch die hiesigen Burgerbuden stellten kein Problem dar. In Köln nahm ich einfach einen Burger mit vegetarischem Patty, in Essen bestellte ich Falafel- und Rote-Linsen-Spießchen mit Grillgemüse.
  • Generell: Falafel statt Döner und alles ist gut.
  • Bei einem Türken in der Essener Innenstadt hingegen musste ich auf Vorspeisen zurückgreifen. Nun ist die türkische Küche zwar auf der einen Seite fleischlastig, auf der anderen Seite gibt es aber ja auch viel Gemüsezeug und ich hatte es mir eigentlich einfacher vorgestellt. Das einzige vegetarische Hauptgericht war aber ein obskures Nudelgericht mit Gemüse, das mir zu verdächtig nach „Jetzt noch eins für Vegetarier“ klang, also bestellte ich den Vorspeisenteller und gefüllte Weinblätter. Immerhin musste ich nirgendwo auf Pommes mit Ketchup oder Ofenblumenkohl zurückgreifen.

Und dann gibt es natürlich noch die Kantine. Herrje. Fairerweise muss man sagen, dass die hiesige Kantine immer mindestens ein vegetarisches Gericht zur Auswahl hat, allerdings ist das oft etwas, was ich nicht essen will. Dann gibt es noch die Salatbar und ein Beilagenbuffet mit zwei Soßen, außerdem kann man sich meistens auch nur Teile eines Gerichts geben lassen. Man muss also lernen, die Kantine zu hacken.

  • Neben der Salatbar bewährte sich eine einfache Form von mexikanischen Nudeln. Dazu holt man sich Nudeln und Tomatensoße von der Beilagentheke und dann Mais, rote Bohnen, Jalapenos, Zwiebeln und was es sonst noch gibt von der Salattheke.
  • Dienstag und Donnerstag ist Pizzatag und von den drei Sorten, die angeboten werden, ist eine immer vegetarisch.
  • Nie den vegetarischen Burger mit dem Kichererbsenpatty nehmen! Niemals!
  • Falafel hingegen sind kein Problem. Das macht das desaströse geschmacksneutrale Kichererbsenpattyerlebnis noch mysteriöser.

Ich habe mir aber jetzt trotzdem wieder eine Bentobox bestellt (nach Beratung von Sandra wurde es diese hier [Amazon-Werbelink]), weil mein eigenes Essen doch fast immer geiler ist als das in der Kantine. Mal gucken, was ich davon in Zukunft berichten kann.

Was ich jetzt mit all meinen Erkenntnissen mache, weiß ich noch nicht. Erstmal auflisten vielleicht:

  • Auf Fleisch und Fisch zu verzichten ist gar nicht so schwer.
  • Vor allem, wenn man es sich an einem Tag in der Woche erlaubt.
  • Eier! Mit Eiern wird alles besser.
  • Man findet auf fast jeder Restaurant- oder Cafékarte etwas vegetarisches. Im besten Fall sogar etwas, das man mag.
  • Es ist trotzdem überraschend, in wie vielen Gerichten irgendwas mit Fleisch oder Fisch verarbeitet wird.
  • Abnehmen tut man davon übrigens nicht. Und man isst auch nicht zwangsläufig gesünder.
  • Ich habe vielleicht weniger Geld für Lebensmittel ausgegeben, das mag aber auch Einbildung sein und/oder andere Gründe gehabt haben.

Ich bin nach Ostern viel zu schnell wieder in alte Verhaltensmuster zurückgefallen und dachte direkt nach dem ersten Kantinenmittag: „Eigentlich hätte es das Fleisch jetzt nicht gebraucht!“ Aber vielleicht war das auch nicht verwunderlich, erst mal wieder voll reinschlagen, um dann zu merken, dass es gar nicht besser ist. Inwiefern ich in Zukunft weniger Fleisch essen werden, wage ich nicht zu prophezeien. Ich hoffe weniger, aber ich kenne mich auch gut genug, um zu wissen, dass es sehr einfach ist, alte Gewohnheiten wieder aufzunehmen.

Die wichtigste Erkenntnis war für mich, dass es mir weniger schwer fällt als gedacht, im Alltag auf Fleisch und Fisch zu verzichten. Ich habe auch gemerkt, dass eine Umkehr der Sichtweise gar nicht so schwer ist: Wenn man eben im Restaurant nicht negativ darauf guckt, was man alles nicht essen kann, sondern eben darauf, was man leckeres zur Auswahl hat, kommt es einem gar nicht wie Verzicht vor.

Aber auch: Vegetarierin werde ich erstmal nicht, dafür war mir der Ausnahmesonntag zu wichtig, dafür finde ich eben auch Essen viel zu interessant, ich möchte ja immer alles (aus-)probieren, wie schmeckt das, wie schmeckt das, wie kann man das zubereiten, wo kommt das her? Trotzdem bin ich optimistisch, dass irgendwas hängenbleiben wird. Und nächstes Jahr, hat mein Mann gesagt, da macht er vielleicht mit.

Kann man nicht kochen können?

Ich stellte gestern auf Twitter und auf Facebook die wirklich ernst gemeinte Frage, ob Menschen, die von sich behaupten, nicht kochen zu können, es auch mehr als drei Mal versucht haben?

Die Frage stieß auf erstaunliche Resonanz und die Antworten zeigten eine große Bandbreite sowohl in Hinblick darauf, wie man die Frage verstehen konnte, als auch in Hinblick darauf, vor welchen Probleme Kochneulinge stehen. Probleme, die mir so gar nicht klar waren.

Eines gleich vorweg: Mir ging es nicht um den Spaß am Kochen. Mir ging es auch nicht darum, ob man ein Drei-Gänge-Menü für Gäste kochen kann oder darum, Menschen, die nicht gerne kochen, irgendwie zu beschämen. Ja, ich koche gerne, aber ich mache andere Sachen auch nicht gerne, die anderen Leuten großen Spaß bereiten und ich habe da auch keine Lust, Rede und Antwort zu stehen, warum ich diese Dinge nicht tun möchte.

Es ging mir aber tatsächlich nicht ums Mögen oder um ein bestimmtes Niveau, sondern um das wirklich ganz basale Können.

Hier lauerte direkt die nächste Falle: Menschen definieren Können unterschiedlich. Deswegen hier auch direkt meine Definition von „Kochen können“: Kochen können bedeutet, dass ich in der Lage bin, aus Lebensmitteln etwas herzustellen, dass man nachher auch essen möchte und das jetzt über das Belegen eines Brotes mit einer Käsescheibe hinausgeht. Wer ein Rührei braten, Nudeln oder Kartoffeln kochen und den Teig für einen Pfannkuchen (für die Leser aus dem Osten: Eierkuchen) zusammenquirlen kann, qualifiziert sich schon für das Prädikat „Kann kochen“. Es darf auch mit Fertigmitteln geholfen werden und die Tomatensoße aus dem Glas genommen werden. Hätten wir das auch geklärt.

Kurz nachdem ich die Frage gestellt hatte, schrieb Kathrin Passig:

Programmieren übrigens genauso. Ich vermute, auch die Hindernisse sind ähnliche: mit jemandem im selben Haushalt leben, der es halt schon kann, zum Beispiel.

Und Kerstin Hoffmann fügte hinzu:

„Können Sie Klavier spielen?“
„Keine Ahnung, noch nie ausprobiert.“

Wir sind also immer noch nicht beim eigentlichen Kochen angekommen, sondern klären weiter Grundsätzlichkeiten: Natürlich kann man die Frage für ungefähr alles, was man irgendwie Lernen muss, stellen, denn etwas Neues zu lernen beinhaltet erstens immer, dass man es öfter als drei Mal versucht und zweitens, dass man es überhaupt ausprobiert.

Auf letzteres kam es mir eben genau auch bei meiner Frage an, bezieht sich die Aussage „Ich kann nicht kochen“ üblicherweise darauf, dass man es einfach noch nie gemacht hat, oder bezieht sie sich auf zahlreiche erfolglose Versuche, es zu versuchen. Beide Varianten öffnen sofort die Tür für weitere interessante Fragen: „Wenn man es noch nie versucht hat, warum?“ und „Besteht die Annahme, dass man Kochen einfach kann oder nicht kann?“ und „Wenn man es schon oft versucht hat, woran ist es gescheitert?“ und natürlich die Frage: „Gibt es Menschen, die einfach nicht kochen können?“

Jetzt gibt es natürlich berechtigte Gegenfragen: „Warum geht es dir ausgerechnet ums Kochen?“ „Muss man Kochen können?“ und „Wie kommst du drauf, dass es dich was angeht, ob ich Kochen kann oder will?“

Auf letztere Frage habe ich die einfache Antwort: Es geht mich gar nichts an, aber es interessiert mich, weil es für mich so selbstverständlich ist, dass man kocht oder zumindest kochen kann, dass ich in der Tat verstehen will, was andere Menschen daran hindern könnte. Es geht mir ums Kochen, weil das ein Bereich ist, der immer präsent ist, weil wir alle essen. Man kann es wie Frank Lachmann machen und auf Soylent umsteigen, dann ist man dieses Problem natürlich auch los, aber selbst Soylent muss man zusammenrühren. Und nein, man muss nicht Kochen können.

Kochen kann man nicht, Kochen lernt man

Und jetzt kommen wir zu dem, worauf ich eigentlich hinauswollte: Fast niemand kann einfach so kochen. Ich habe das auch in vielen Jahren gelernt, Stück für Stück und ich habe erst vor kurzem begriffen, wie man Kartoffeln richtig kocht und kämpfe immer noch mit Hefeteig. Mit sechs Jahren notierte ich das Rezept für Bobos. In der Grundschule konnte ich Spiegeleier braten. Als Teenager verfeinerte ich Dosenbohnen in Chilisauce mit Zwiebeln, Paprika und Dosenmais oder strich Fertigsalsasauce auf TK-Blätterteig, streute Käse drüber und überbuk es im Ofen. Mein Lieblingssalat bestand aus Mais, roten Bohnen, Zwiebeln und unglaublich viel Essig. Auch alles Sachen, die ich als „Ich kann kochen“ durchgehen lassen würde, übrigens.

Mich interessiert, ob es ein Missverständnis gibt, nach dem Leute, die kochen können das selbstverständlich in die Wiege gelegt bekommen haben oder von ihren Eltern oder Großeltern von Kindesbeinen an in die große Kochkunst eingewiesen wurden. Ich bin zwischen Tütensuppe und ausgenommener Forelle großgeworden. Tatsächlich habe ich bei meiner Oma in der Küche zugeguckt und mit meiner Mutter Kekse gebacken, aber ich erinnere mich nicht daran, dass es jemals größere Kochlehrstunden gab. Was es immer gab, unbestritten, ist ein Interesse an Essen und das, obwohl ich als Kind ein ganz schlimmes Mäkelkind war und quasi kein Gemüse gegessen habe.

In der neunten und zehnten Klasse hatte ich Hauswirtschaft als Wahlpflichtfach und habe auch da ein bisschen Kochen gelernt. Das klingt übrigens nur so lange lustig und antiquiert, bis man weiß, dass die Hauswirtschaftslehrerin auch Chemielehrerin war und man zwar alle paar Wochen mal in der Schulküche kocht, aber den Rest der Zeit etwas über Nährstoffe, die unterschiedlichen Garmethoden und was da so mit dem Essen passiert und Essstörungen lernte. Dann klingt es auf einmal wie etwas, das man wie Informatik und Wirtschaftswesen sinnvollerweise direkt als Pflichtfach einführen sollte, aber das ist eine andere Diskussion.

Trotzdem sind mir im Laufe der Jahre auch viele Gerichte missglückt, ich habe das Salz an den Nudeln vergessen und dafür die Soße versalzen, Kuchen sind im Ofen verkokelt oder waren trocken und verklumpte Vanillesoße wurde in den Ausguss geschüttet. Von Hefeteig will ich gar nicht anfangen, der hat mir erst vor wenigen Tagen wieder die Mitarbeit verweigert.

Dementsprechend frage ich mich eben, ob es ein Missverständnis gibt, dass bei Leuten, die wie ich gerne und viel kochen, nie irgendwas schief geht oder einfach nicht schmeckt. Doch, doch, tut es. Wie bei allen anderen Dingen auch, hat Können etwas mit Lernen zu tun und Lernen etwas mit Fehler machen. Auch, wie man lernt, ist vollkommen unterschiedlich. Ich habe mich über Fertigprodukte und einfache Rezepte an die Sache rangetastet. Andere Leute halfen als Kind in der Küche mit. Wieder andere schnappten sich irgendwann ein Schulkochbuch und haben erstmal gelernt, wie man Salzkartoffeln kocht.

Glasig dünsten, hä?

Das Problem ist eben auch, dass man irgendwann den Blick dafür verliert, was alles überhaupt nicht selbstverständlich ist, eben weil man es so verinnerlicht hat, dass man gar nicht mehr drüber nachdenkt. Wenn in Rezepten „Zwiebeln glasig dünsten“ steht, dann weiß ich, was damit gemeint ist, aber warum ich das weiß, kann ich noch nicht mal mehr sagen.

Auf Facebook schrieb Max von Webel:

Das ist definitiv eines der Hauptprobleme mit Rezepten, dass sie zum einen hyper-exakt sind: 200g Butter! Nicht 201g, nicht 199g sondern exakt! 200g! Andererseits dann aber in die totale Beliebigkeit abrutschen „nach Geschmack würzen“ (wtf?). Meine Lieblingsformulierung ist „goldbraun anbraten“. Ich hab noch nie irgendwas gesehen, was „goldbraun“ war, das ist einfach keine Farbe.

Meine spontane Reaktion war: Natürlich müssen es nicht genau 200 Gramm Butter sein, es dürfen in fast allen Fällen sogar 190 Gramm sein oder 205 Gramm. Selbst beim Backen, wo es ja durchaus exakter zugeht als beim Kochen, muss man nicht grammgenau abmessen. Und: Ich weiß vermutlich auch, was „goldbraun anbraten“ bedeutet, auch wenn mir diese Formulierung gar nicht so geläufig vorkommt. Butter lässt man goldbraun werden, aber nicht das, was man darin anbrät. Es ist genauso wie „Zwiebeln glasig dünsten“, ich weiß, was gemeint ist und wie es aussehen soll und darüber, dass man es nicht wissen könnte, muss ich mir erst bewusst klar werden.

Darauf aufbauend ergab sich die Frage, warum es denn nicht einfach ganz genaue Rezepte gibt, so dass es wirklich keinerlei Raum für Abweichungen gibt. Die Antwort darauf hat Franziska Robertz gegeben:

Zum einen ist z.B. jeder Ofen anders, was das gleichmäßige Backen betrifft. Auch sollte man seine technischen Küchengeräte schon gut kennen und wirklich die Gebrauchsanweisung zumindest überfliegen. Ich erlebe es in einigen Backgruppen immer wieder, dass Leute z.B. ihre KitchenAid töten, weil sie den Hefeteig darin auf höchster Stufe vermengen (geringste Stufe wird empfohlen).
Zum anderen sind besonders fleischige Zutaten nicht immer gleich. Nur weil heute das eine Steak perfekt gelingt, muss es das morgen unter gleichen Bedingungen keineswegs. Gerade Naturprodukte wie Fleisch sind extrem individuell. Das gleiche Stück Fleisch kann nächstes Mal total zäh sein, obwohl man es genauso gebraten hat wie das davor. Eben weil es von einem anderen Tier stammt, das völlig andere Eigenschaften hat. […] Geht auch mit Zitronen: Der Saft einer Zitrone kann unter Umständen nur 15 ml sein oder eben 115 ml. Wenn in Rezepten solche ungenauen Angaben stehen wie 1 Zitrone oder so und man noch kein Gefühl für das Kochen bzw. für Rezepte entwickelt hat, kann einem das Ergebnis ganz schön sauer aufstoßen.

Auf einmal diskutierten wir Dinge, die ich überhaupt nicht auf dem Schirm hatte, weil sie für mich Selbstverständlichkeiten sind. Dass sich nicht jede Zutat immer gleich verhält, dass Rezepte immer Raum für Interpretationen lassen und an vielen Stellen nur Vorschläge sind und man die Paprika statt in Würfel auch in kleine Rauten schneiden kann, weil „in Würfel schneiden“ in Rezeptlingo einfach ein gängiger Begriff ist. Dass wir es generell bei Rezepten mit Grundannahmen und Begriffen zu tun haben, die sich für komplette Anfänger gar nicht wie selbstverständlich erschließen.

Nicht können oder nicht wollen?

Nach wie vor suche ich noch auf Antworten auf meine Frage, es haben sich eher noch mehr Fragen aufgetan und spannende Diskussionen ergeben, mit denen ich nicht gerechnet habe.

Oft wurde meine Frage mit „Warum willst du nicht Kochen lernen?“ verwechselt und entsprechende Gründe angegeben: Keine Lust, kein Interesse, keine Zeit, der Partner kocht gut, es gibt Lieferdienste und Fertiggerichte und ich esse sowieso lieber kalt (wobei ich einen selbst zusammengeschnibbelten Salat auch schon als Kochen gelten lassen würde). Es besteht keine Notwendigkeit, es zu lernen, also tut man es nicht.

Wenn man jetzt aber zu meiner Basisvorstellung von „Kochen können“ zurückkommt, also Rührei und Nudeln mit Soße, gibt es dann immer noch Leute, die von sich sagen, sie könnten das nicht und vor allem: Mit welchen Vorstellungen geht man an die Sache heran?

Ich habe mich letztes Jahr sehr über einen Artikel bei Vice.com geärgert, in dem eine Kochanfängerin darüber schrieb, wie sie versuchte, Rezepte von Tasty nachzukochen und kläglich scheiterte. (Zur Erklärung, bei Tasty handelt es sich um die gerade auf Facebook veröffentlichten Kochanleitungen, wo man alles nur von oben sieht und es jenseits des Visuellen keine begleitende Erklärung gibt.) Die Autorin machte aus meiner Sicht einen entscheidenden Fehler, den sie sogar kokett ankündigte: Sie erklärte, dass sie zwar keine Ahnung vom Kochen hätte, wenn ihr aber etwas nicht klar wäre, dann würde sie das einfach frei Schnauze und nach Gefühl machen.

Hier ein kleines Geheimnis: Wenn man sich beim Kochen nicht sicher ist und keine große Kocherfahrung hat, dann hat man auch ziemlich sicher kein Gefühl dafür, wie etwas zu tun ist. Das gilt vermutlich nicht nur fürs Kochen.

Wie erwartet ging ungefähr alles schief, teils, weil die Rezepte zu kompliziert waren, teils, weil die Mengenangaben in amerikanischen cups angegeben waren und die Autorin ja eben nicht nachgucken wollte, wie viel das ist (Spoiler: eine amerikanische cup sind ungefähr 235 ml) und dementsprechend einfach irgendwas gemacht hat und teils, weil es halt einfach nicht geklappt hat.

Meine Quintessenz war: Wenn man sich selbst als Kochanfänger bezeichnet, dann ist die Chance, dass man erfolgreich ist, wenn man nach Rezepten kocht, die man nicht komplett versteht, erstaunlich gering. Es ist ein bisschen so, als würde man nach drei Wochen Klavierunterricht versuchen, eine Sonate von Beethoven zu spielen und dann erbost das Notenheft gegen die Wand werfen, wenn es nicht klappt.

Was heißt überhaupt (nicht) kochen können?

Bevor dieser Beitrag jetzt aber endlos umhermäandert und nicht zum Punkt kommt, versuche ich noch mal auf die Ursprungsfrage zurückzukommen und darauf, wie ich überhaupt darauf kam:

Haben Menschen, die von sich behaupten, nicht kochen zu können, es mehr als drei Mal versucht?

Die Frage beschäftigte mich, weil ich dahinter eben ein Missverständnis des Kochenkönnens und -lernens vermutete. Wahrscheinlich gibt es tatsächlich Menschen, die gerne kochen könnten, die es auch schon oft versucht haben, aber bei denen es einfach nicht klappt. Da interessiert mich, was da nicht klappt, wie an die Sache herangegangen wird und wo die Frustrationsgrenze ist. Aber ich glaube auch, dass es Menschen gibt, die einerseits kein Interesse daran haben, es zu lernen und es deswegen auch noch nie versucht haben, die aber vielleicht auch irgendein Grundtalent bei ihren kochenden Mitmenschen vermuten, das so meiner Erfahrung nach in den allerwenigstens Fällen tatsächlich da ist. Wir haben das eben auch alles gelernt und auf dem Weg ist uns ziemlich viel verbrannt, verkocht oder ungewollt halb roh auf den Teller gekommen.

Es geht nicht um Freude, Spaß oder Interesse, sondern die einfache Frage, ob man in der Lage wäre, ein akzeptables Rührei mit Speck hinzukriegen, wenn es halt sei müsste.

Wenn mir ein Knopf an der Jacke abfällt, dann bringe ich das auch meistens zu meinem spanischen Schneider und zahle ihm zwei Euro fürs Wiederannähen. Ich könnte den Knopf im Ernstfall aber auch selber annähen, ich besitze Nadel und Faden und kann einen Knoten machen. Der Knopf sitzt dann ein bisschen wackliger, auf der Rückseite sieht es scheiße aus und ich habe zehn Mal geflucht, aber es geht irgendwie. Und wenn ich es schöner machen wollte und der spanische Schneider in Urlaub ist, dann google ich, wie man Knöpfe annäht und dabei weniger fluchen muss.

Wenn ich von „Kochen können“ schreibe, dann meine ich also in Schneideranalogie nicht „Ein Abendkleid entwerfen und nähen“, noch nicht mal „einen Kissenbezug nähen“, sondern „einen Knopf wieder annähen“ oder vielleicht noch „einen Rocksaum wieder so zusammennähen, dass man sich damit in die Öffentlichkeit trauen kann“.

Die nächste Fragerunde

Es bleiben also für mich folgende Fragen:

  1. Was meinen die Leute, die „Ich kann nicht kochen“ sagen, damit? Haben sie es schon versucht und wenn ja, wann und warum haben sie aufgegeben?
  2. Gibt es Leute, die wirklich nicht kochen können? Was geht schief? Auf welchem Weg gehen sie an die Sache ran?
  3. Mit welchen Selbstverständlichkeiten, die für Kocherfahrene vollkommen klar sind, werden Kochanfänger konfrontiert, und welche Missverständnisse be- und entstehen auf diesem Weg?

Auf der anderen Seite sollte ich mich vielleicht nicht so anstellen. Wenn wirklich ausreichend viele Leute nicht kochen können und das auch nicht lernen wollen, sehen meine Chancen nach der Zombiekalypse doch gar nicht so schlecht aus. Bisher hatte ich mich als fahrende Musikerin gesehen, weil mir alles das, was ich für meinen Job können muss, noch weniger hilfreich fürs Überleben vorkam, ich kann ja nur Programmieren und Erklären und noch nicht mal einen Notstromgenerator in Gang bringen. Aber wenn alle Konservendosen geplündert sind, kann ich immerhin aus Mehl, Salz und Wasser einen Teig zusammenrühren und daraus irgendeine Art Fladenbrot backen. Das ist doch auch was.

Kochprofileaks oder wie ich einmal im Fernsehen war

Letztes Wochenende war ich im Fernsehen. Da saß ich mit zehn anderen Leuten in einem Restaurant in Witten, aß ein Drei-Gänge-Menü und sagte etwas darüber. Insgesamt saß ich sogar zwei Mal in einem Restaurant in Witten, aß ein Drei-Gänge-Menü und sagte etwas darüber.

Und das kam so:

Anfang Mai bekam ich eine Anfrage von einer Produktionsfirma, ob ich Lust hätte, bei einem neuen Format einer Kochsendung mitzumachen. Details standen nicht in der Mail, also meldete ich mich, bekundete generell mein Interesse und es kam zu detaillierteren Mails und Telefongesprächen. Das Grundkonzept: Die Kochprofis von RTL II machen ein Restaurant Battle. Jeweils vier Restaurants kochen ein Drei-Gänge-Menü von der Karte, das wird gegessen und bewertet, dann werden die Köche einen Tag von den Kochprofis gecoacht und die Gerichte überarbeitet und dann kommt die gleiche Jury und isst und bewertet noch mal. Das Restaurant mit der größten Punktedifferenz zwischen dem ersten und dem zweiten Abend gewinnt Geld.

Das schien mir recht risikofrei zu sein. Bei ähnlichen Kochsendungen dieser Art, die ich zugegebenermaßen gelegentlich auch gucke, spielt die Jury eine untergeordnete Rolle, die sitzen halt rum und essen und sagen ein paar Sätze in die Kamera, die Chancen, hier irgendwie etwas peinliches zu tun oder zu sagen, schienen mir gering. Außerdem will ich ja immer wissen, wie Dinge funktionieren, wie das also auch zum Beispiel ist, bei einer Fernsehsendung mitzumachen und was da so alles passiert. Also sagte ich zu und fuhr an zwei Nachmittagen nach der Arbeit nach Witten und wurde beim Essen und Reden, zwei meiner Kernkompetenzen, gefilmt. Und weil es vielleicht noch andere Leute interessiert, wie das so ist, beantworte ich hier die drängendsten Fragen einfach im Blog.

 

War die Sendung gescripted?

Ein klares Nein, zumindest für die Teile, bei denen ich dabei war. Was tatsächlich passiert: Die Storyverantwortlichen sagen gelegentlich, wer was sagen soll, wo er stehen soll und was die anderen in der Zeit tun sollen. Das sah dann ungefähr so aus: „So, und jetzt kommt ihr rein und dann steht da der J. und begrüßt euch.“ Vor, während und nach dem Essen wurde gelegentlich einzelnen Personen Fragen gestellt, die wir dann beantwortet haben und zwar, ganz wichtig, in ganzen Sätzen! Die Fragen würden später schließlich nicht in der Sendung gezeigt werden, nur die Antworten. Auch Formulierungen wie „wie gesagt“ waren verboten. Außerdem liefen dauernd Leute um den Tisch und hörten sich an, was wir redeten und wenn etwas Sendungstaugliches dabei war, durften wir das noch mal sagen. Und eventuell noch mal. Und eventuell noch mal. Grundsätzlich haben wir aber immer nur Dinge gesagt, die wir auch so meinten bzw. eine Minute vorher spontan gesagt hatten und im Wesentlichen saßen wir einfach zu zehnt an einem Tisch und haben uns über das Essen (und andere Dinge) unterhalten.

Anne und Holger

 

War die Currysuppe wirklich so schlimm?

Jup. Lustigerweise habe ich sie sogar aufgegessen, aber ich habe ja auch schon mal aus Verzweiflung Gemüsebrühepulver vernascht.

 

War die Crème zum Nachtisch wirklich so schlimm?

Jup. Lustigerweise habe ich sie sogar aufgegessen, aber ich esse ja auch Nusspli pur aus dem Becher.

Kamera

 

Waren die Punkte abgesprochen?

Nein. Natürlich bekam man während des Essens und Drehens mit, wie so die Meinung der anderen zum Essen war. Ansonsten hat aber jeder seine Punktzahl auf das Täfelchen geschrieben bzw. den umherlaufenden Punkteeinsammlern leise mitgeteilt. In der zweiten Sendung schien es tatsächlich eine Gruppe zu geben, die die Punkte durchdiskutiert hat, sowas haben wir nicht gemacht.

Täfelchen

 

Wurde etwas Wesentliches rausgeschnitten?

Ich habe die Mangosauce des Todes vermisst, die uns zum Hauptgang gereicht wurden. Niemand hat kapiert, was sie sollte und woraus sie bestand und so richtig wollten wir das auch nicht wissen. Es gibt sogar ein Behind-the-Scenes-Video feat. Mangosauce, aber das kursiert nur brav in der WhatsApp-Gruppe der Teilnehmer. Und der Hund eines Teilnehmers, der zwar eigentlich draußen warten sollte, wo es ihm aber offensichtlich zu langweilig wurde, so dass er irgendwann interessiert mitten im Restaurant stand und zugucken wollte.

 

Wie war die Stimmung?

Super. Wir haben uns von Anfang an verstanden, sowohl als Jury, als auch mit dem Produktionsteam, hatten sehr viel Spaß und haben eigentlich die meiste Zeit gelacht. Gerüchten zufolge war das nicht bei jeder Gruppe der Fall und manche haben sich eher angeschwiegen. Wir wurden eher zurechtgewiesen, jetzt aber mal bitte leise zu sein, weil jemand anders gerade etwas in die Kamera sagte und in einer anderen Ecke wild gekichert wurde. Die Gruppe war zwar wild zusammengewürfelt, von der Mentalität her hat es aber sehr gut gepasst, vielleicht auch gerade, weil sie wild zusammengewürfelt war.

Gruppe im Fernsehen

 

Würdest du das noch mal machen?

Ja.

 

Sonja vom Vest-Blog war auch dabei und hat schon Ende September darüber geschrieben.

Zu sehen gibt es das Ganze auch bei TV NOW, dazu muss man sich aber meines Wissens anmelden.