Biscarrosse-Plage

Da sind wir also wieder in Biscarrosse-Plage. Die französischen Atlantikstädtchen, das muss man nämlich wissen, bestehen gerne aus zwei Teilen. Dem eigentlichen Ort irgendwo im Landesinneren und dem dazugehörigen Strandstädtchen. Dazwischen sind gerne mal 10 Kilometer, man sollte also bei der Ferienhausbuchung schön darauf achten, wo man jetzt wirklich bucht. (Biscarrosse hat zusätzlich noch einen Teil am See, nämlich Biscarrosse-Lac, das ist dann wieder ganz woanders. Aber auch schön.)

Weil wir in der Nachsaison Urlaub machen, machen auf der Hauptstraße und am Strandboulevard so nach und nach immer mehr Läden zu, aber so genau verstehen wir das Prinzip auch nicht, denn zwischendurch hat dann auf einmal wieder alles auf. Wahrscheinlich machen die Franzosen das einfach so, wie sie Lust haben.

Vor allem sind wir ja hier wegen dem Meer und dem Strand und den Wellen. Man kann in Biscarrosse-Plage nämlich nicht nur prima in der Sonne am Strand liegen, sondern man kann sogar Surfen oder irgendeine andere verrückte Wassersportart betreiben. Aber dazu werde ich später noch berichten, mit reichlich Bildmaterial.

In Biscarrosse-Plage selber kann man dafür gut morgens leckeres Baguette und Bärentatzen (“C’est avec quoi?” “Avec Nutella.” Gekauft.) beim Bäcker holen und abends nach anstrengenden Strandaktivitäten (man glaubt ja gar nicht wie erschöpft man nach so viel in der Sonne liegen sein kann) im Café Cosy ein leckeres Bier oder einen Schirmchencocktail trinken, während in der Spielhölle gegenüber Billard, Kicker und dieses andere Dings gespielt wird. Wahrscheinlich gibt’s da auch Flipper. Wir wissen’s nicht, wir waren nicht drin. Schade eigentlich.

Strandvillen

Windräder

Glitzerwindräder. Warum ich davon keins gekauft habe, ist eigentlich nicht nachvollziehbar.

Strandshop

Bisca Beach

Hochhaus

Trimaran

Die ansässige Spielhölle.

Cafe

Hund

Haus

L'Avenue

Zelte

Dahinter ist das Meer.

Kiki

Huhu, Kiki!

Was ich die letzten zwei Wochen so gemacht habe

Ich war ja weg. Hat man vielleicht gemerkt. Jetzt hab ich hier Unmengen von Bildern auf dem Rechner und Eindrücken und Geschichten im Kopf. Die müssen in den nächsten Tagen raus, aber bevorzugt halbwegs geordnet. Für einen ersten Eindruck dessen, was man in Biscarrosse-Plage und der näheren Umgebung so erleben und machen kann, hab ich mal ein paar Fotos zusammengesucht. Und alles andere folgt dann in naher Zukunft.

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Erstmal muss man hinfahren. Das dauert. Meistens länger. Zwischendurch macht das Navi komische Sachen, aber darüber und über die sensationellen französischen Autobahnen werde ich auch noch berichten.

In Biscarrosse-Plage gibt’s vor allem zwei Sachen. Sand und Meer. Das sind jedenfalls die zwei Sachen, wegen denen man hier hinfährt. Es gibt noch eine dritte Sache, nämlich Wellen, aber dazu kommen wir noch. Strand, Meer und Wellen sehen in ungefähr so aus:

Strand

Und weil der Stand und das Meer und die Wellen da so schön sind, kann man auch tolle Sachen machen, die da wären:

Surfen

Surfen…

Kitesurfen

oder Kitesurfen…

Jetski

oder Jetski fahren…

Drachen

oder einfach im Meer stehen und einen Drachen steigen lassen.

Man kann (Achtung, es folgt ein Geheimtipp) auch einfach rumgammeln und zum Beispiel das hübsche Leihsurfbrett von der Liegematte aus bewundern. Hab ich getestet. Geht total gut.

Brett

Wenn man genug von Biscarrosse hat, kann man auch woanders hinfahren.

Arcachon

Arcachon ist zum Beispiel eine gute Wahl, wenn man mal in ein hübsches Städtchen will.

Mimizan

Oder man fährt nach Mimizan-Plage. Da ist es aber in der Nachsaison noch trister als in Biscarrosse-Plage. Dafür fließt ein Fluß direkt ins Meer. Das ist wiederum toll.

Parentis

Und wenn man von den Küstenorten genug hat, fährt man einfach nach Parentis-en-Born.

Weil man in Frankreich ist, muss man natürlich auch lecker essen. Das geht aber fast automatisch, denn Essen können die Franzosen gut.

Jakobsmuscheln

Jakobsmuscheln zum Beispiel, im Le Cabestan in Arcachon, wo man von einem sehr reizenden kleinen alten Kellner bedient wird.

Salat

Oder Salat mit Entenherzen (vielleicht auch Gänseherzen) im Chez Flo in Parentis-en-Born. Ich behaupte sowieso, dass man sich am besten in die Herzen der Franzosen schleicht, indem man möglichst abgefahrene Sachen bestellt.

Paella

Alternativ kann man in Biscarrosse-Plage auch einfach Paella zum Mitnehmen kaufen und das dann zu Hause auf der Terrasse vertilgen.

Grill

Oder man kauft sich ein bisschen Fleisch im Supermarkt und schmeißt dann den heimischen Gartengrill an.

Crepe

Was sowieso immer geht: Crêpe vom weltbesten Crêpestand. Der ist in Biscarrosse-Plage. Echt jetzt.

Und weil man ja nicht nur was essen, sondern auch was trinken kann, hier zwei tolle Vorschläge:

Picon

Grandioses Picon-Bière. Sollte es sowieso viel mehr geben. Überall.

Schirmchen

Alternativ gehen natürlich auch Cocktails mit Schirmchen. Die gibt’s im Café Cosy mitten in Biscarrosse-Plage. Da waren die Kellner nachher beinahe zutraulich.

Wenn man aber ganz bekloppt ist, und das bin ich ja gerne, dann macht man ganz spontan an den letzten beiden Urlaubstagen noch einen Surfkurs. Mit der Folge, dass einem am ersten Tag der Rücken weh tut und man am zweiten durch koordiniertes Vombrettkippen mal so richtig dolle auf den Hintern fällt. Das ändert alles lustigerweise nichts daran, dass man nicht genug davon kriegen kann und wie besessen das Surfbrett immer wieder ins Meer reinzieht, um Minuten später wieder ins Wasser zu fallen. Toll. Toll toll toll.

Surfkurs

Schön ist aber auch, wenn man nach einem bedeckten Tag (der mir wegen der Arschlocherkältung in der ersten Woche nicht ganz unrecht war), am Meer dann noch so einen Sonnenuntergangshimmel zu sehen kriegt.

Sonnenuntergang

Hach, Frankreich. Ich könnt sofort wieder hin.

Daily Otter: Seeotter im Monterey Bay Aquarium

Die Frage, warum Seeotter so toll sind, sollte mit diesem Video hinreichend beantwortet sein.

Falls doch noch Klärungsbedarf besteht: Seeotter verbringen einen Großteil ihres Lebens auf dem Rücken schwimmend im Wasser. Manche halten sich zum Schlafen die Pfoten vor die Augen. Dieser hier ist einfach nur tierisch entspannt.

Deutschland, deine Bahnhöfe: Schliersee

Pro: Auch hier mal wieder die positive Feststellung, dass es immerhin einen Bahnhof gibt. Die Züge fahren auch regelmäßig nach München, und anders als in Erbach sogar nach 21 Uhr. Außerdem ist alles sehr ordentlich und man muss nur ein paar Schritte laufen und steht am Schliersee und kann See, Enten und Berge gucken. Insgesamt kann man sich also nicht beklagen.

Contra: Als ich hörte, dass es in Schliersee einen Bahnhof gibt und dass das auch noch ein Kopfbahnhof ist, hab ich mir das irgendwie romantischer vorgestellt. Oder zumindest uriger. Bayrischer. Rein optisch hat der Bahnhof selber aber nicht viel zu bieten. Er ist auch nicht wirklich hässlich, es gibt einfach nicht viel. Der Bahnsteig ist nicht überdacht, es gibt nur ein kleines Wartehäuschen am einen Ende. Und wenn ich das richtig gesehen habe, gehört das schöne gelbe Gebäude vor dem Bahnhof auch gar nicht zum Bahnhof. Das Wetter war – wie man sieht – auch nicht so dolle. Aber da kann der Bahnhof nichts für.

Geheimtipp: Zum See gehen. Enten gucken. Und Berge. See, Enten und Berge gehen immer.

Besser nicht: Mit romantischen Oberbayern-Vorstellungen hinfahren und einen total schnuckeligen Bahnhof erwarten, so wie ich zum Beispiel. Dann wird man nur enttäuscht.

Die Tour: Von Hundham nach Schliersee mit dem Auto gefahren und da dann direkt am Bahnhof geparkt. Ein bisschen am Gleis rumgelaufen und dann weiter zum See.

Schild

Haus

Gleise

Unkraut

Häuschen

Gleis

Bahn

Weg

Signale

Mehr Bahnhof

Schilder

Bob

Daily Robben: San Simeon, Oktober 2009

Als wir vor drei Jahren in Kalifornien waren, haben wir es lediglich von San Francisco bis San Simeon gebracht. Das ist vor Los Angeles, vor Santa Barbara, sogar vor San Luis Obispo. In San Simeon gibt es nichts außer Motels, dafür hatte unser Zimmer Meerblick und einen offenen Kamin und mehr wollten wir eigentlich gar nicht.

Einer der weniger kurzen Ausflüge ging ein bisschen nach Norden, an einen Strand, wo laut Reiseführer See-Elefanten und Robben gerne faul rumliegen. Der Reiseführer hatte nicht gelogen. Da lagen See-Elefanten und Robben. Sehr viele davon. Als Absperrung diente lediglich eine Kordel, man hätte einfach so runter zu dem Strand laufen können. Aber wenn man so sieht, wie viel Masse diese Tiere haben und wie’s da teilweise doch so rein machomäßig zur Sache geht, dann lässt man das doch lieber.

Und guckt nur. Guckt und guckt und guckt. Und macht einen Film davon. Das ist klug, dann kann man nämlich auch noch gucken, wenn man schon längst nicht mehr in Kalifornien ist.

Damals(tm): Störche in Munster

Disclaimer: Während ich hoffentlich an der französischen Atlantikküste bei Sonnenschein am Strand liege, gibt’s hier ein bisschen vorbereitetes Zeug, was euch über die zwei Wochen Abstinenz bringen soll.

Colmar ist schön. In Colmar kann man es gut eine Woche aushalten, wenn man sich mal an die deutschen Reisegruppen gewöhnt hat, denen ebenfalls jemand gesagt hat, dass Colmar schön wäre.

Colmar ist allerdings auch nicht so groß, also entscheiden wir an einem Tag, dass wir auch mal woanders hinfahren könnten. Ich weiß gar nicht mehr, wohin wir eigentlich wollten, aber wir fahren auch direkt am ersten Kreisel falsch ab und dann fahren wir halt nach Munster. Davon haben wir auch schon gehört und letztlich war es ja auch egal.

Munster, das behauptet jedenfalls der Reiseführer, wäre bekannt für seine Störche. Als Stadtkind sieht man nicht so oft Störche. Reiher, ja, gelegentlich, aber Störche eher nicht so.

Wir spazieren also nach dem Essen so durch Munster und denken, also, wenn wir Glück haben, dann vielleicht,… also vielleicht sehen wir ja dann tatsächlich einen Storch. Ist überhaupt Storchenzeit? Gibt es sowas wie Storchenzeit? Also, wenn wir Glück haben und es ist gerade Storchenzeit, vielleicht sehen wir ja dann wirklich einen Storch. Wie’s im Reiseführer stand.

Was die im Reiseführer allerdings wirklich meinen, ist: MUNSTER IST BEKANNT FÜR SEINE STÖRCHE!

Viele Störche. Das ganze Rathaus, oder was auch immer dieses große Gebäude da ist, auf jeden Fall sitzen auf jedem Kamin und auch auf allem, was so ähnlich aussieht wie ein Kamin, Störche in ihrem Nest. Gelegentlich fliegt mal einer rum und landet dann wieder in einem Nest.

ES SIND WIRKLICH VIELE STÖRCHE! Wir gucken uns die Störche von allen Seiten an, da oben in ihren Nestern. Mich kriegt man ja mit sowas immer. Störche sind toll und hier sind sie also zu Hause. In Munster. Im Elsass. Toll.

(Kleine Randbemerkung: In Munster hatten wir eines der leckersten Essen überhaupt, nämlich bei Martin Fache im L’Agneau d’Or. Wer mal in Munster ist und gerne gut isst, sollte sich das nicht entgehen lassen. Davon haben wir leider keine Bilder gemacht. Es ist trotzdem wahr.)

Munster

Störche

Noch ein Storch

Storch

Flugstorch

Anflug

Noch mehr Störche

Noch welche

Mehr!

Bogen

In den Süden

So. Wir fahren jetzt gleich los. Da französische Atlantikdörfer erfahrungsgemäß schlecht ausgestattet sind, was WLAN und so angeht, kann es gut sein, dass es erstmal ein bisschen still wird. Dem habe ich vorgebeugt und ein paar Blogartikel vorgeschrieben, die WordPress dann hoffentlich termingerecht auch freischaltet. Man wird sehen, ob das klappt.

Ansonsten packen wir jetzt zu Ende und dann geht’s ab in den Süden. Wünscht mir Sonne! Strand und Meer werden auf jeden Fall da sein.

Frankreich

Abenteuer Essen: Andouillette (Sachen, die ich nicht noch einmal essen möchte)

Ich probiere ja mittlerweile fast alles. Das war früher nicht so. Als Kind war mir so gut wie jede Form von Gemüse höchstsuspekt. Ich bin dann aber doch irgendwie groß geworden und vielleicht ist es ja der Tatsache geschuldet, dass meine Eltern mich nie nötigten, irgendetwas zu essen, was ich nicht mochte, dass ich jetzt gerne auch mal abenteuerlichere Dinge probieren.

Jedenfalls saßen der Mann und ich vor vielen Jahren in Lüttich in einem schönen Restaurant und wollten so richtig lecker belgisch essen. Die Karte war selbstverständlich nur auf Französisch und unser Stolz erlaubte nicht, mal nachzufragen, um was es sich denn bei den einzelnen Gerichten handeln könnte. Immerhin kann ich ganz gut Französisch und so konnte ich sowohl Kalbskopf als auch Schweinsfüße identifizieren und ausschließen. Die als Lütticher Spezialität angepriesenen Fleischbällchen klangen mir zu sehr nach schnöden Frikadellen und so blieb irgendwann nur noch die geheimnisvolle “Andouillette” übrig.

(Wer weiß, was Andouillette ist, kann an dieser Stelle schon mal anfangen, herzlich zu lachen. WIR WUSSTEN ES HALT NICHT BESSER!)

Denn erstens wurde die mit Linsen serviert und mit Linsen kriegt man mich eigentlich immer und zweitens stand da “rôti” und das verband ich mit gebratenen Hähnchen und Grillgut im Allgemeinen und schlossfolgerte knallhart, dass es dann ja nicht so schlimm sein könnte, denn Innereien zum Beispiel, die grillt man ja nicht.

Frohen Mutes bestellte ich also Andouillette, was die Bedienung auch ohne mit der Wimper zu zucken aufnahm. Zunächst gab es die Vorspeisen, Salat mit Ziegenkäse und Zwiebelsuppe, beides vollkommen harmlos und gut. Nach der Vorspeise verschwand der Mann kurz auf der Toilette und als er wiederkam, war nicht nur die Hauptspeise am Tisch angekommen, sondern ich bereits verzweifelt.

“Ich kann das nicht essen”, wimmerte ich.

Der Mann hatte etwas anderes bestellt, ich weiß aber nicht mehr was, denn der ganze Restaurantbesuch ist von der Erinnerung an die unheilvolle Andouillette so überschattet, dass ich kaum etwas anderes erinnere.

Während der Mann also recht glücklich anfing, von seinem Teller zu essen, hielt ich ihm ein Stück Andouillette unter die Nase.

“Probier mal”, forderte ich ihn auf.

Der Mann nahm die Gabel, roch einmal und gab sie mir zurück.

“Das ess ich nicht”, sagte er.

Die Andouillette, ein wurstartiges Irgendwas, das schon beim Aufschneiden seltsam aussah und roch wie… ja, wie eigentlich? Nicht gut auf jeden Fall. Nicht wie etwas, das man freiwillig essen möchte. Dazu kam die, nennen wir es “eigenwillige” Konsistenz, leicht gummiartig teilweise, mit interessanten Mustern. Vor allem aber der Geruch.

Verzweifelt versuchte ich, mehr als einen Bissen von dem komischen Ding auf meinem Teller runterzubringen. Ich schaffte, nur Dank meiner immensen Willenskraft, immerhin drei Bissen, bis ich aufgab und niedergeschlagen zumindest noch ein bisschen was von den Linsen runterbrachte.

Währenddessen mutmaßten wir, was ich denn da eigentlich so auf dem Teller haben könnte. Der Mann meinte, er habe schon mal gehört, dass man in Belgien Ratten essen würde, also wäre das vermutlich Ratte da auf meinem Teller. Da ich jetzt auch das französische Wort für Ratte nicht parat hatte, konnte diese Vermutung spontan weder bestätigt noch verworfen werden. Heute wissen wir, dass es keine Ratte war und ich würde auch mal behaupten, Ratte wäre  weniger schlimm gewesen. Ratte schmeckt vermutlich wie Hühnchen.

Meinen vollen Teller räumte die Bedienung ebenso professionell ohne “Hat’s geschmeckt?”-Kommentar ab. Wahrscheinlich bin ich nicht der erste Mensch, der an einer Andouillette scheiterte, auch nicht in diesem Lütticher Restaurant. Vielleicht bin ich nur der erste Mensch, der Andouillette bestellte ohne zu wissen, was das sein könnte. Aber wahrscheinlich bin ich noch nicht mal das.

Die Aufklärung folgte erst wieder zu Hause. Andouillette ist eine Innereienwurst, hauptsächlich aus dem Darm und Magen vom Schwein, es kann aber auch noch anderes drin sein, auch von anderen Tieren. Als wir meinem Onkel die Geschichte erzählten, hatte der schon bei der ersten Erwähnung von “Andouillette” Lachtränen in den Augen.

“Kennst du das?” fragten wir ungläubig.

“Ja klar”, sagte er. “Pisswurst!”

Damit wäre das dann auch geklärt.

Es bliebe noch anzumerken, dass “meine” Andouillette sogar das Gütesiegel der französischen Andouillette-Gesellschaft “Association amicale des amateurs d’andouillettes authentiques”, kurz AAAAA, hatte. Es war also bestimmt eine sehr gute Andouillette. Ich konnte sie trotzdem nicht essen und ich möchte es auch nicht noch mal versuchen.

Auf der anderen Seite: Selbst wenn ich gewusst hätte, was Andouillette ist, dann hätte ich das sicherlich irgendwann bestellt, einfach, um zu wissen, wie das schmeckt. Denn woher soll man denn wissen, ob etwas gut oder schlecht schmeckt, wenn man es nicht probiert hat. In diesem Sinne ist diese Geschichte schon eine Warnung, sie soll aber niemanden davon abhalten, nicht mutig zu sein, und das Abenteuer “Andouillette” selber zu wagen. Man muss ja auch mal was wagen im Leben.

Lüttich

Irgendwo hier in der Ecke spielte sich das Drama ab.

Waffel

Da wir von der Andouillette des Grauens kein Bild gemacht haben, hier als Ersatz ein Bild einer äußerst leckeren Lütticher Waffel. Die empfehle ich uneingeschränkt, es gibt kaum Besseres.

Axolotl

Ein Axolotl im Lütticher Aquarium. Hat nichts mit der Geschichte zu tun, aber es ist ein Axolotl. Axolotl gehen immer. (Das Lütticher Aquarium befindet sich im Keller irgendeines anderen Museums und ist sehr klein und dunkel. Es kostet aber nicht viel und es gibt Axolotl, fiese weiße Hüpfwasserfrösche und einen augenlosen Fisch. Es lohnt sich also.)

Karpfen! (oder Where the Ducks Walk on the Fish)

Hatte ich eine Karpfengeschichte angekündigt? Hatte ich. Dann gibt es jetzt eine Karpfengeschichte.

Die Geschichte mit den Karpfen ist vor fast sieben Jahren passiert, während des großen Amerika-Urlaubs. Zwei Wochen im Mittleren Westen, gestartet in Chicago, dann quer durch Michigan, vorbei an Ann Arbor, Detroit, einmal durch Kanada und auf der anderen Seite die Niagara-Fälle bestaunen. Und dann, dann ging es nach Pennsylvania. Auf eine Farm.

Genauer gesagt auf die Farm von Charlene und Speed, den Großeltern von Caitlin, bei der wir uns in Chicago einquartiert hatten. Caitlin steckte uns die Adresse und Telefonnummer zu und sagte, wir könnten bestimmt auch bei ihren Großeltern vorbeifahren, also, wenn wir wollten, die hätten eine Farm in Pennsylvania. Hallo?!? Eine Farm in Pennsylvania, selbstverständlich fahren wir da vorbei! Wann hat man denn schon mal die Chance, so amerikanisches Landleben hautnah zu erleben? Gar nicht so oft nämlich, und deswegen stehen wir irgendwo in Pennsylvania an einer Tankstelle und ich rufe bei Charlene und Speed an und sage, hallo, wir sind die Freunde von Caitlin, und wenn’s ginge, dann würden wir heute vorbeikommen und übernachten. Ja klar, sagt Charlene, kommt nur und erklärt uns noch mal den Weg und dann machen wir uns auf.

Wenn man in Pennsylvania eine Farm hat, dann heißt die Straße, die zur Farm führt im Zweifelsfall wie die Familie, der die Farm gehört. Wir haben zwar die richtige Ausfahrt gekriegt, zwischendurch verfahren wir uns aber noch mal, müssen nach dem Weg fragen und dann haben wir’s. Es ist Abend, wir werden einquartiert, es gibt Abendessen, ganz simpel und super lecker. Wir sind hier auf dem Land, hier ist alles einfach, aber toll.

Im Nebenhaus wohnt der Sohn mit Familie, am schnellsten ist man da, wenn man sich in den Golfcaddy setzt und über die Wiese zum nächsten Haus brettert. Speed erzählt von seinem Combiner, er möchte unbedingt, dass der Mann mit ihm auf dem Combiner fährt, Montag dann, Sonntag geht nicht, da ist Sonntag, da geht man zur Kirche und fährt nicht mit dem Combiner. Speed ist über achtzig, aber wenn man eine Farm besitzt in Pennsylvania, dann macht man das auch noch, wenn man über achtzig ist. Es gibt weiße Lattenzäune und alle sind furchtbar nett.

Picket Fence

Am nächsten Tag ist Sonntag. Ob wir mit in die Kirchen wollten, werden wir gefragt. Klar wollen wir, wir machen hier alles mit, wir machen Erlebnisurlaub. Die Messe ist ein bisschen gruselig, aber der Mann erklärt mir nachher, dass dieses Kapitel in der Bibel immer ein bisschen gruselig ist, da macht man nichts. Zwischendurch werden Zettel rumgegeben. Hier, sagt Charlene, kann ich meinen Namen und meine Adresse eintragen und da dann meine Kirche zu Hause, wo ich immer hingehe. Ähm… mache ich, ähm-ähm und dann erzähle ich etwas von dass wir gerade umgezogen sind und noch keine Kirche gefunden haben. Das ist noch nicht mal so ganz gelogen, wir suchen allerdings auch nicht nach einer Kirche, aber das sage ich nicht. Fragt nicht. Ihr habt noch nicht neben Charlene in der Kirche gesessen und Zettelchen zum Ausfüllen bekommen, ihr wisst nicht, wie das ist.

(Keine Sorge, die Karpfen kommen gleich.)

Nach der Messe werden wir den anderen vorgestellt. “These are friends of Caitlin’s and they came to visit us”, sagt Charlene. “They’re from Germany.” “Oh, Germany”, sagt eine Frau. “You were our enemies!” Wir nicken und lächeln und können’s nicht leugnen, enemy oder nicht, es sind alle ganz furchtbar nett zu uns.

Zum Mittagessen geht es zu Wendy’s, und dann, dann werden wir wieder ins Auto gesetzt und Charlene und Speed beratschlagen, was sie den deutschen Touristen denn Aufregendes bieten könnten. Es geht los.

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Wir fahren eine gefühlte Ewigkeit durch Pennsylvania. Hier ist ja nichts, man fährt überall hin eine gefühlte Ewigkeit. “Guck mal”, sagt der Mann. “Lustig, da kann man Brot kaufen, um die Fische zu füttern.” Haha, lustig. Dann halten wir irgendwo auf einer Brücke mitten durch einen Riverlake. Ein Riverlake ist ein Fluß, der aussieht wie ein See, aber eben eigentlich ein Fluß ist. Wir halten auf dem Parkplatz und laufen am Geländer entlang dahin, wo die ganzen Menschen sind.

“Oh, guck mal, Karpfen”, sagt einer von uns. Oh ja. Da sind Karpfen im Wasser, ganz schön viele. Sie gucken aus dem Wasser mit großen Schnuten. Große, nicht allzu attraktive Fische mit großen Schnuten.

Ein paar Meter weiter wirft jemand Brot ins Wasser. Das Wasser brodelt.

“Oh, guck mal, mehr Karpfen”, sagen wir.

Ganz schön viele Karpfen. Man muss nur ein bisschen Brot ins Wasser werfen und bekommt eine Karpfenfontäne. Große Fische mit großen Schnuten hüpfen aus dem Wasser und überschlagen sich für ein bisschen Brot. Faszinierend und irgendwie auch etwas eklig.

Aber es geht weiter. Je weiter man geht, desto mehr Karpfen und dann sind wir angekommen an dem kleinen Basin, wo alle Leute stehen und da sind nur noch Karpfen. Nur. Noch. Karpfen. Man sieht überhaupt kein Wasser mehr. Die Karpfen liegen nebeneinander, übereinander und alle halten ihre großen Schnuten in die Luft, auf dass etwas Brot hineinfallen möge.

“This is the place where the ducks walk on the fish”, sagt Charlene oder vielleicht auch Speed und wir brauchen nicht nachzufragen. Das ist schon keine Metapher für irgendwas. Hier können die Enten wirklich auf den Fischen gehen, vollkommen problemlos. Es ist alles so fasziniert und gleichzeitig so eklig. Das sind tausend Fische in einem kleinen Basin und die sind freiwillig da, also wenn man bei Fischhirnen von Freiwilligkeit reden kann. Auf jeden Fall ist das Basin nicht geschlossen, das Wasser geht unter der Brücke durch weiter in den großen Riverlake rein, die Fische sind nicht eingesperrt. Aber hier kriegen sie Futter und das scheint verlockender zu sein als ein bisschen Bewegungsfreiheit.

Das ist wirklich… man kann gar nicht weggucken. Aber man will auch nicht hingucken. Es sind Fische, nur Fische und alle gucken einen an und wollen was von einem. Dieses Bild, von tausenden kleinen Fischschnuten, die einem entgegengereckt werden, das werden der Mann und ich nie wieder los und immer, wenn wir irgendwo Karpfen sehen, gucken wir uns an und wissen, wir denken beide an Pennsylvania und an die Karpfenschnuten.

Abends machen wir Barbecue, mit Baked Beans und Maiskolben und Fleisch und nachher rösten wir S’Mores über dem Feuer, weil ich mir das gewünscht habe. Es ist mein Geburtstag, das haben wir aber nicht verraten, nachher hätten die uns noch spontan eine Party geschmissen und der Tag war so schon toll. Verrückt, etwas schräg, aber toll. Wie das eben so ist, wen man auf einer Farm in Pennsylvania Urlaub macht.

(Vorsicht: Es folgen Bilder von ziemlich vielen Fischen. Ihr seid gewarnt.)

Harmlos

Harmloser ruhiger Riverlake.

Karpfen

Erste Karpfensichtung, alles noch okay.

Enten

Enten, hier schwimmend.

Mehr Karpfen

Karpfenfontäne. (Wird schlimmer übrigens, das ist noch gar nichts.)

Basin

Das Gruselbasin.

Karpfen

Karpfen neben-, unter- und übereinander.

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Ich mit leicht angewidertem Gesichtsausdruck ob der Karpfenmenge.

Schnuten

Karpfenschnuten. Dieses Bild werd ich nicht mehr los. Nie mehr.

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Ich, Charlene und Speed beim Karpfengucken. Im Hintergrund ein idyllischer, scheinbar total harmloser Riverlake.

Frankreichweh

Der Mann und ich sind bereit, den Urlaub zu planen, und mich plagt schon seit Wochen das Frankreichweh. Frankreichweh ist eine spezielle Form des Fernwehs, das bevorzugt bei Leuten auftritt, die von ihren Eltern konsequent zum Urlaub nach Frankreich geschleppt wurden. Also zum Beispiel bei mir.

Ich war mehrere Male in der Bretagne (Norden geht so, Südwesteck durchaus nett), einige Male an der Atlantikküste und habe mich ansonsten im Inland getummelt (zu empfehlen: St.-André-de-Roquepertuis, Beaufort-sur-Gervanne und natürlich Artignosc-sur-Verdon).

Frankreich ist Erholungsurlaub pur. In Frankreich ist das Wetter schön, das Wasser blau und das Essen gut. Die Leute sprechen eine schöne Sprache und finden es so toll, dass ich auch ein bisschen ihre schöne Sprache spreche, dass sie bereit sind, im Ernstfall auch Englisch oder Deutsch mit mir zu reden. (Wir haben das getestet.) In französischen Supermärkten gibt es unendlich viele Joghurtsorten und die Luft riecht nach Bäumen und frischem Baguette.

Vor zwei Jahren waren wir in Arcachon, direkt an den Dünen von Pyla, der Mann wollte Surfen und das geht da, man muss nur ein paar Kilometer gen Süden fahren, bei Biscarosse-Plâge abbiegen und da kann man sich dann Surfbretter leihen und sich zu den anderen in die Wellen schmeißen. Aus Gründen, die ich nicht genau verstanden habe, machen da hauptsächlich Franzosen Urlaub, kaum Deutsche, Niederländer oder andere Verdächtige. Das führt dazu, dass die Touristendörfer gleich weniger touristisch sind, denn die eigenen Landsleute fallen dann wohl doch weniger auf Touristenquatsch rein.

Austern gibt’s auch, überall und günstig, denn Arcachon ist eine Austernzuchtgegend, deswegen hat der Mann viele gegessen und ich exakt zwei. Dafür habe ich mich in Canelés verliebt, das so ziemlich leckerste Gebäckzeugs, wo gibt.

Vor allem aber haben wir uns ein bisschen in die Gegend verliebt. Das Meer war toll, der Strand war toll, die Wälder drumrum waren toll, nur der Supermarktbesitzer im Dorf fand Touristen scheiße, da halfen selbst meine Französischkenntnisse nix.

Dahin würden wir dieses Jahr gerne wieder fahren. Wir sind aber diesmal knapp einen Monat später dran als vor zwei Jahren, Mitte September würde es losgehen, und nicht im August. Das macht mir ein bisschen Sorgen, aber ich denke, wir werden es wagen. Deswegen habe ich zur Einstimmung mal ein paar Urlaubsbilder rausgesucht. Und jetzt ist das Frankreichweh größer als zuvor. Aber ich freu mich auch schon.

Koala on Tour

Pinien

Bucht

Düne

Strand

Mehr Bucht

Haus

Weg

Canneles

Austern

Paris Pyla

Surfbrett

Austerndorf

Meer

Hund