Was Marie Kondo mit Softwareentwicklung und Faulheit zu tun hat

Die gute Marie Kondo, deren Buch ich ja im letzten Jahr las und die meine Aufräumpläne doch hilfreich anstoßen und unterstützen konnte, hat jetzt eine Serie auf Netflix und deswegen dreht Twitter gerade wieder etwas frei. Die einen, weil sie jetzt aufräumen, die anderen, weil sie genervt sind von denen, die aufräumen. Und dann noch die, die genervt sind, von denen, die genervt sind von denen, die aufräumen. Es ist wie immer kompliziert.

Was zunächst auffällt, ist die offensichtliche Ahnungslosigkeit der Kondo-Kritiker in Bezug auf das, was tatsächlich in den Büchern und der Serie erzählt und vorgeschlagen wird. Es ist sehr anstrengend, wenn Marie Kondo und Minimalismus in dieselbe Kiste geworfen werden, obwohl das eine mit dem anderen gar nichts zu tun hat.

Interessant finde ich aber vor allem, dass Sinn und Zweck der Übung teilweise radikal missverstanden oder zumindest zu eigenen Kritikzwecken verdreht wird und unter den Verdacht der „Selbstoptimierung“ gestellt wird. In der ze.tt wird Marie Kondo als der natürliche Feind der Faulheit dargestellt. Dieser Eindruck ist nicht grundsätzlich falsch. Bei Kondo geht es sogar explizit darum, sich vorzustellen, wie das ideale Leben aussehen könnte und seine Umgebung dahingehend aufzuräumen. Es ist aber auch nicht richtig.

Man kann das ganz schön mit einem Vergleich aus der Softwareentwicklung erklären. In der Softwareentwicklung gibt es das Prinzip der technical debt. Damit meint man die ganze Schuld, die man im Laufe des Entwicklungsprozesses anhäuft, weil man an der einen Ecke geschludert hat, an der anderen Ecke etwas aus Zeit- oder Bequemlichkeitsgründen anders gemacht hat, an der nächsten einen fiesen Hack dringelassen hat, weil er nun mal funktioniert und man gerade keine Zeit oder Lust hatte, es besser zu machen und so weiter. Am Ende funktioniert zwar alles irgendwie, aber sobald man an den Code muss, dauert es zwei bis fünf Mal so lange, ein neues Feature einzubauen oder einen Bug zu beheben, weil alles unordentlich ist, man erst verstehen muss, wie der Code eigentlich funktioniert und weil es auch keine funktionierenden automatischen Tests gibt, hat man an einer anderen Stelle einen Fehler eingebaut, der erst zwei Wochen später auffällt und den sich niemand erklären kann.

Die offensichtliche Lösung ist, hier von Anfang an sauber zu programmieren. Wenn das nicht passiert ist, dann kann man entweder weiter rumfrickeln und neue technische Schuld ansammeln oder man setzt sich einmal hin und baut mit viel Mühe, Tränen, Schweiß und unter Verwendung vieler bunter Schimpfwörter das Programm so um, dass die Verfahren sauber dokumentiert und einheitlich ist, die einzelnen Dateien ordentlich benannt sind und alles da ist, wo man es vermuten würde. Beim nächsten Bug oder neuen Feature, weiß man dann deutlich schneller, wo man nachgucken muss, wie und wo man eine neue Datei anlegt, wie sie heißen muss und mit welchen Programmiermustern man arbeiten muss.

Wenn man sich jetzt seine Wohnung oder sein Haus wie ein Programm vorstellt, dann wird klar, dass es tatsächlich sinnvoller ist, wenn die Kerzen nicht sowohl in der Sideboardschublade und im Schrank sind, sondern nur an einem Platz, denn wenn man jetzt Kerzen sucht, dann muss man nicht an zwei Orten gucken, sondern nur an einem und man muss sowieso gar nicht mehr suchen, weil man ja weiß, wo sie sind.

Abgesehen von den Leuten, die es von Anfang an richtig machen, ist es wahrscheinlich, dass wir ähnlich wie die Softwareentwickler bei ihrem Programm im Laufe der Jahre ganz viel Aufräumschuld auf uns geladen haben.  Schuld ist hier nicht im Sinne eines moralischen Fehltrittes zu sehen, sondern als eine Menge kleiner und großer Nachlässigkeiten, die sich zu einem unübersichtlichen Haufen angesammelt haben.  Das heißt nicht zwingend, dass die Wohnung aussieht wie ein Messiehaushalt oder man überhaupt nichts mehr wiederfindet, sondern nur, dass man oft nicht genau weiß, wo was ist und dann eben an drei Stellen suchen muss und dann etwas neu kauft, weil man nicht auf die Idee kommt, noch an der vierten Stelle zu suchen, wo es gewesen wäre. Wir besitzen aus diesem Grund übrigens zwei Christbaumständer und es ist mir immer latent peinlich, dass wir zwei Christbaumständer besitzen, obwohl wir wirklich nie zwei Christbäume haben, einfach weil wir den ersten nicht mehr gefunden haben.

Was in der Softwareentwicklung Refactoring heißt, also der teilweise sehr zeitraubende und aufwändige Prozess, Programme so umzubauen, dass sie sauberer, schöner und leichter wartbar sind, ohne dass man dabei die Funktionalität verändert, ist ein bisschen das, was man mit Marie Kondo für die eigene Wohnung macht. Man guckt sich einfach alles einmal an, wirft das raus, was man definitiv nicht mehr braucht und sortiert das, was man behalten will, so, dass man sicher weiß, wo es ist und es auch sofort findet, wenn man es sucht. Außerdem sorgt man dafür, dass alles, was man besitzt so sortiert ist, dass man schnell sehen kann, was man hat. Wenn man das einmal gemacht hat – und das gilt sowohl fürs Programmieren als auch fürs Aufräumen – und sich dann ein bisschen zusammenreißt und keine neue Unordnung ins Haus (oder in den Programmcode) trägt, wird das Leben danach tatsächlich einfacher.

Dabei ist es eben auch sinnvoll, sich wirklich alles auf einmal anzugucken, um überhaupt entscheiden zu können, was man behalten will und was nicht und wie man es am besten wegsortiert. Beim Programmcode hilft es, wenn ich wirklich alle Funktionen beisammen habe, die das gleiche tun, damit ich entscheiden kann, welche davon ich behalten und wo sie am besten abgelegt ist, damit ich sie dann wiederfinde, wenn ich sie benutzen möchte. Eventuell stellt sich heraus, dass von den vier Funktionen drei exakt das gleiche tun und eine doch etwas anderes, dann behalte ich zwei oder baue die eine so um, dass sie beides kann. Wenn beim Aufräumen wirklich alle Klamotten auf einem Haufen liegen und ich auf einmal merke, dass ich überraschend gar nicht nur einen, sondern vier Wintermäntel habe, dann behalte ich vielleicht nur einen oder zwei, weil der eine wärmer ist und der andere eine Kapuze hat oder eben alle vier, weil mich Wintermäntel glücklich machen, denn sie sorgen dafür, dass ich nicht friere. Hauptsache ist, ich weiß nachher, wo sie sind und dass ich mir nächsten November keinen neuen kaufen muss.

Es geht hier eben nur bedingt um Perfektion und vor allem geht es nicht um Perfektion um der Perfektion willen, sondern darum, Zeit sinnvoller zu verwenden als mit dem Suchen von Dingen. Jetzt kann es da draußen Leute geben, die gerne Sachen suchen und damit meine ich nicht dass Pippi-Langstrumpfeske Suchen von verlorenen Dingen auf schwedischen Landstraßen, sondern das Suchen eines Briefumschlags oder eines Teelichts oder des fucking Christbaumständers, von dem man weiß, dass ER HIER IRGENDWO SEIN MÜSSTE, GRMBLFX! Ich gehöre nicht dazu. Wenn wir uns eine Aktivitätsspaßskala von 0 bis 10 vorstellen, bei der 0 überhaupt keinen Spaß macht (Haare aus Abflüssen friemeln) und 10 sehr viel (betrunken Karaoke singen), dann befindet sich Sachensuchen auf einer soliden 4. Es ist nicht wirklich schlimm, ich würde es aber lassen, wenn ich könnte.

Suchen ist etwas, dass man selten freiwillig tut. In der Realität sucht man meistens etwas, weil man es braucht und nicht, weil man gerade so irre Bock auf Suchen hat. Braucht man etwas und findet es nicht, dann hat man meistens zwei Möglichkeiten: Entweder man wirft Zeit oder Geld auf das Problem und von beidem hat man selten zu viel. In der Softwareentwicklung sieht das ähnlich aus, man braucht doppelt so lange, um etwas einzubauen oder verbringt einen halben Tag damit, etwas zu programmieren, was schon längst da ist, nur dass hier – zumindest im professionellen Kontext – Zeit meistens gleichbedeutend mit Geld ist.

Marie Kondo ein Lob der Faulheit gegenüberzustellen, ist unfair und fachlich falsch. Das Ziel ist ja vielmehr, in Zukunft weniger Zeit mit aufräumen verbringen zu müssen. Wenn alles erst mal einen Platz hat, dann stellt man das Ding wieder dahin, wo es hingehört und ist fertig mit Aufräumen. Das gleiche gilt für aufgeräumten Programmcode. Ist erst mal alles an seinem Platz, dann kann ich das neue Feature schneller einbauen und den Bug schneller fixen, vor allem aber kann ich mich bei der Arbeit auf das konzentrieren, was Spaß macht oder verbringe zumindest nicht unnötig viel Zeit mit etwas, was mir keinen Spaß macht.

Es gibt vieles, was man an Kondo seltsam, überflüssig oder binsenweisheitisch finden kann, doch der Vorwurf des Perfektionismus ist falsch. Marie Kondo ist kein Angriff auf das Menschenrecht auf Faulheit, sondern für manche Menschen überhaupt erst der Weg dahin. Das Ziel ist nicht, zu einem  perfekten Menschen zu werde, der in einer makellosen Wohnung sitzt und ein eigenes Geschäftsimperium aufbaut, sondern, nervige Sachen nicht öfter als nötig tun zu müssen. Statt dessen kann man Dinge tun, die einem mehr Spaß machen. Zum Beispiel faul auf der Couch liegen und eine Serienstaffel bingen. In Schlumperhosen. Mit ungewaschenen Haaren. Marie doesn’t care.

YNAB oder wie ich zumindest halbwegs meine Finanzen überblicke

tl;dr Ich benutze seit einem Dreivierteljahr eine Budgetierungssoftware namens YNAB und habe nur gute Erfahrungen gemacht, weil ich direkter merke, wann das Geld wohin geht und besser planen kann. Wer es selber ausprobieren will, kann diesen Referallink nehmen.

Von YNAB habe ich das erste Mal in einer Folge von Wrint gehört, in der Holgi dieses wunderbare Finanzverwaltungs- bzw. Budgetierungstool vorstellte. YNAB steht für You Need a Budget und soll dabei helfen, seine privaten Finanzen in den Griff zu kriegen. Das klang wie etwas, das für mich interessant sein könnte, also lud ich mir die 34-Tage-Testversion runter und fing an. (Die Testversion ist etwas länger als ein Monat, damit man auf jeden Fall in die Verlegenheit, einen Monatsübergang mitzumachen.)

Dazu muss man folgendes wissen: Ich kann gleichzeitig ganz gut und überhaupt nicht mit Geld umgehen. Ganz gut, weil ich im Leben bislang noch nicht in ernsthaft prekäre Situationen gekommen bin, schon allein, weil ich immer festangestellt war und rechtzeitig große Panik bekomme, wenn es doch mal etwas enger wird. Überhaupt nicht, weil ich abgesehen davon ungefähr keinen Überblick darüber hatte, wo mein Geld hingeht. Dabei geht es weniger um größere Ausgaben, ich gehe eher selten in die Stadt und haue da größere Summen auf den Kopf, das ist mir schon mental viel zu anstrengend. Es sind eher die kleinen Sachen, die sich zusammenläppern. Wenn dann noch Mitte des Monats die Kreditkartenabrechnung kommt mit all dem anderen Kleinkram, den ich bis dahin wieder verdrängt habe, dann sieht’s halt manchmal überraschend nicht so gut aus.

Vor YNAB hatte ich immerhin eine ganz gute Methode, die ich schon zu Ausbildungszeiten angefangen hatte: Jeden Monat überweise ich per Dauerauftrag einen festen Betrag auf ein Sparkonto. Das Geld geht üblicherweise kurz nach Gehaltseingang auf das Konto, so dass es quasi nie da war. Vom Sparkonto abheben kann ich nur, wenn ich persönlich bei der Bank vorbeikomme und denen den letzten Kontoauszug mitbringe. Es erfordert also einen Organisierungs- und Zeitaufwand, den ich tatsächlich nur dann bereit bin zu bringen, wenn ich wirklich etwas brauche. Dafür kann ich die monatliche Überweisung natürlich ändern, wenn ich will, aber auch das muss bei einem Prokrastinierprofi wie mir ja erst mal einen wirklich triftigen Grund haben. Ich habe mir da also ein paar Hürden gebaut, die es wahrscheinlicher machen, dass ich auf dem Sparkonto tatsächlich größere Summen ansparen kann.

Damit bin ich eigentlich die letzten fünfzehn Jahre ganz gut gefahren, war aber nicht immer ganz zufrieden. Ich würde gerne zu den Menschen gehören, die Ende des Monats immerhin nur bei null rauskommen und nicht bei irgendeiner Minuszahl. Am allerschönsten wäre natürlich eine positive Zahl. Und ich würde vor allem einfach gerne wissen, wie viel ich eigentlich tatsächlich für was ausgebe.

Wie funktioniert YNAB?

YNAB ist eine Budgetverwaltung. Das bedeutet, dass man sich am Monatsanfang überlegt, wie viel Geld man voraussichtlich zur Verfügung hat und dann für unterschiedliche Kategorien überlegt, wie viel man ausgeben will, bis man entweder alles Geld verplant hat oder alles Budget verteilt hat und vielleicht noch was übrig ist. Beides ist legitim.

Dann gibt man im Verlauf des Monats jede Ausgabe an und sieht, wie das ursprünglich so schön große Budget schrumpft und schrumpft. Tatsächlich scheint das die für mich am besten funktionierende Methode zu sein. Zu sehen, wie etwas weniger wird scheint mir intuitiver als Belege zu addieren und etwas mehr werden zu lassen, was ja im Gegensatz eigentlich nicht mehr da ist. Dass eine Ausgabe ein Minus von etwas und nicht ein Plus auf etwas ist, geht besser in meinen Kopf und ich reagiere gut auf Farbcodierungen mit rot und grün.

Tatsächlich ist weder das monatliche Budgetieren noch das tägliche Verwalten viel Arbeit, es macht im Gegensatz sogar irgendwie Spaß, jedenfalls, wenn man ich ist. Wenn man einmal ein paar Erfahrungswerte hat, geht das monatliche Eintragen der Budgets auch sehr flott von der Hand. Dann setze ich mich im Verlauf des Monats noch mal gelegentlich dran und schiebe ein bisschen Geld rum, weil sich unerwartete Ausgaben in einer Kategorie ergeben haben und das Geld dann halt bei anderen Posten abgezwackt werden muss. Im Zweifelsfall kann man Ausgaben auch auf den nächsten Monat schieben und so langsam abstottern, man merkt es dann eben eventuell daran, dass man in den nächsten ein oder zwei Monaten auf dem Konto etwas klammer ist. Wenn man dann aber weiß, woran es liegt, ist es auch gleich weniger schlimm.

Für den Einstieg schnappt man sich am besten die Kontoauszüge der letzten zwei bis drei Monate und macht sich einen Überblick über monatliche Kosten und eventuell auch schon darüber, wofür man allgemein so Geld ausgibt. Das funktioniert natürlich besser, wenn man eher mit Karte als bar bezahlt. Das bedeutet auch, dass die initiale Anlage etwas länger dauert, danach geht aber fast alles immer sehr fix und ohne großen Aufwand.

Ich runde üblicherweise kaufmännisch, ein Supermarkteinkauf von 34,82 Euro wird eben mit 35 Euro verbucht. Außerdem nehme ich es mit den Kategorien nicht so genau. Ob ein Döner zu „Snacks“ oder „Restaurant“ kommt, ist nicht so wichtig. Man kann sich seine Kategorien selbst zusammenbasteln, da muss jeder selbst entscheiden, wie feingranular man werden will. Ich habe eine Strategie gefunden, nach der ich jede Ausgabe schon irgendwo hinsortieren kann, ohne dass ich mir gedanklich zu viel Stress machen muss. Im schlimmsten Fall macht man eben eine Kategorie „Diverses“ und gut ist, so weit ist es bei mir aber noch gar nicht gekommen.

Das ist im Prinzip auch schon die ganze Magie. Ich hätte gerne einen Screenshot präsentiert, musste dann aber einsehen, dass dieser nach Ausblenden sämtlicher Daten erschreckend aussagelos ist, deswegen lasse ich das einfach. Auf der Homepage von YNAB gibt es Bilder.

Zur technischen Seite ist noch zu sagen, dass YNAB als Desktop-Applikation läuft und dort auch den kompletten Funktionsumfang bietet. Es gibt über Dropbox die Möglichkeit, eine mobile App zu verbinden, die sich dann über Dateien, die in der Dropbox abgelegt werden, mit der Desktop-App synchronisiert.

Zu meinem allgemeinen Unbehagen hat YNAB sein Geschäftsmodell jetzt umgestellt. Ich konnte YNAB noch als Standalone-Desktop-Software für einen einmaligen Betrag kaufen, das neue Geschäftsmodell sieht ein Abo vor ($5 im Monat oder $50 im Jahr) und läuft in der Cloud. Aus unternehmerischer Sicht sicher eine gute Idee, aus Nutzersicht eher so na ja. Ob und wann ich umsteige, weiß ich nicht, erstmal bleibe ich bei meiner Desktopversion und warte ab. Nicht zuletzt weiß ich ja dank YNAB wie auch kleine Beträge den Braten fett machen. So oder so: Ohne möchte ich aber nicht mehr.

Was habe ich gelernt?

Die wichtigsten Erkenntnisse, die ich aus etwa neun Monaten mit YNAB gewonnen habe und die zwar als abstrakte Vermutung schon vorher in meinem Kopf waren, die ich aber erst im praktischen Umgang wirklich begriffen habe:

1. Es läppert sich tatsächlich zusammen. Hier hilft das Denken in Budgets und Kategorien, das war für mich auch die entscheidende Umstellung, die in meinem Kopf stattgefunden hat. Ein Kaffee bei Starbucks kostet sagenwirmal vier Euro. Wenn man jetzt den kompletten Topf an Geld nimmt, den ich nach Abzug von laufenden Kosten monatlich zur Verfügung habe, sind vier Euro nicht viel, komplett vernachlässigbar. Denke ich aber in Kategorien, dann möchte ich vielleicht im Monat für Snacks und Kaffee nicht mehr als 40 Euro ausgeben. Dann sind vier Euro schon viel mehr, nämlich immerhin ein Zehntel. Wenn ich mir dann zehn Kaffees leiste, ist das Budget weg. Dann darf ich entweder keinen elften Kaffee oder ich muss von einem anderen Budget etwas abzwacken. Da ich aber das Geld, das ich für andere Posten veranschlagt habe, ja eigentlich auch dafür ausgeben möchte, ist das auch doof. Man teilt den größeren Haufen Geld also in viele kleine Haufen ab, denen man konkrete Namen gibt. So wird der Verwendungszweck klarer und gleichzeitig merkt man, dass man für jeden einzelnen Posten eben doch gar nicht so viel zur Verfgüung hat.

2. Jeder Euro zählt, auch oder erst recht auf der Einnahmenseite. Das Budget aufzuteilen und sich zu beherrschen ist die eine Sache, man kann aber eben auch zusehen, ob man nicht auch etwas Geld zusammenbekommt. Ich fülle jetzt zum Beispiel wirklich immer die doofen Fahrgastrechteformulare aus, wenn die Bahn wieder mehr als 60 Minuten Verspätung hat. Früher war mir das oft zu lästig. Mittlerweile weiß ich: Die zehn Euro, die ich da kriege, kann ich für irgendeine Budgetkategorie bestimmt gut brauchen.

Weitere Erkenntnisse:

  • Ich habe zunächst mal alle möglichen Abos gekündigt, die ich nicht brauchte. Es waren leider/zum Glück nicht so viele wie befürchtet, so dass sich das Einsparpotential in Grenzen hielt.
  • Das meiste gebe ich tatsächlich für Essen und Restaurantbesuche aus.
  • Für Bücher musste ich zunächst deutlich mehr einplanen. Ich hatte zunächst mit 20 bis 30 Euro kalkuliert, was sich schon im ersten Monat als wilder Irrglaube herausstellte, danach plante ich eher so 50 bis 60 Euro ein.
  • Dafür hat sich mein Buchkaufverhalten geändert. Vorher habe ich eBooks, die mich halbwegs interessierten und weniger als fünf Euro kosteten oft einfach so gekauft. Jetzt kaufe ich Bücher wirklich nur, wenn ich sie haben will. Außerdem gucke ich auch öfter, ob ich ein Buch nicht als Rezensionsexemplar bekomme. Das bedeutet natürlich auch, dass ich dann nachher Zeit investieren muss, um darüber zu schreiben.
  • Ich achte vermehrt darauf, Dinge, die ich im Blog vorstelle mit einem Amazon-Affiliate-Link zu versehen. So läppert sich alle paar Monate ein Gutschein zusammen und ich kann das Buchbudget für diesen Monat verringern (oder ein bis zwei Bücher mehr kaufen).
  • Gut verzichten kann ich auf: Snacks und Kleidung. Die Ausgaben für Kleidung belaufen sich eher auf höhere einzelne Posten und dann in den nächsten zwei Monaten wieder gar nichts.
  • Budget für Snacks brauche ich fast nur im Sommer, wenn wir nach der Mittagspause zum Eismann laufen. Das ist auch gefühlt das erste, was ich mir sehr gut abgewöhnen konnte: Ich kaufe so gut wie nie mehr mal eben irgendwo ein Teilchen oder ein Getränk, es sei denn, es sieht besonders verführerisch aus oder ich haben extremen Hunger.
  • Weiter zurückgefahren habe ich den Zeitschriftenkonsum, ich kaufe fast ausschließlich nur noch die Zeitschriften, die ich wirklich haben will. Einmal im Quartal werde ich schwach und kaufe noch irgendwas anderes, das reicht dann aber auch.
  • Zusätzlich war ich motivierter, endlich das Abo für eine Zeitschrift über meine Firma abzuschließen, da ich so in den Genuss von 40% Rabatt komme. Für eine andere Zeitschrift habe ich ein Halbjahresabo mit meinen Bahn.Bonus-Punkten gekauft.

Und sonst so?

Was wichtig für mich ist: YNAB hält mich nicht davon ab, mir geiles Zeug zu kaufen. Es hält mich auch nicht davon ab, mal unvernünftig zu sein. Kurz: Ich fühle mich nicht eingeengt. Das finde ich wichtig, da ich sonst vermutlich keinen Spaß dabei hätte und es auf Dauer aufgeben würde. Ich kann immer noch so viel (oder wenig) Geld ausgeben, wie ich will, ich sehe nur die Konsequenzen schneller und direkter und weiß daher, wann ich mich auch mal zurückhalten muss. Da man jederzeit Budgets umschieben oder auch mal ein Minus mit in den nächsten Monat nehmen kann, ist es eher die Transparenz, die mir hilft, quasi von alleine vernünftiger mit meinem Geld umzugehen und nicht, weil ich irgendeinen äußeren Druck verspüre. Man kann natürlich schummeln, aber dann bescheißt man sich im Endeffekt eben nur selber, dann kann man es auch gleich lassen.

Inwiefern ich mit YNAB bares Geld gespart habe, kann ich kaum beurteilen. Es ist bei mir eher so, dass Kaufentscheidungen etwas bewusster getroffen werden. Außerdem weiß ich mittlerweile, wo das Geld hingeht und wo ich im Zweifelsfall auch sparen kann. Die abstrakte Vermutung „Es läppert sich halt so zusammen“ hat sich bestätigt, aber ich habe so auch gelernt, wie ich auf der Einnahmenseite noch ein bisschen läppern kann. Zudem musste ich im letzten Jahr exakt einmal ans Sparkonto, sonst kam das auch häufiger vor. Ich konnte zum Beispiel die zusätzlichen Ausgaben für den Sommerurlaub schon im Voraus mit einplanen.

YNAB ist super für Menschen wie mich, denen das Sparen nicht mit in die DNS gegeben wurde und die einfach mal einen Überblick brauchen. Es ist sicherlich auch super für Menschen, die aus anderen Gründen eine bessere Übersicht brauchen, weil sie eben vielleicht immer eher knapp über die Runden kommen oder als Freiberufler unregelmäßige Einnahmen haben und anders planen müssen.

Wer jetzt selber ausprobieren will und eventuell das Ding nachher kaufen will, ich habe hier noch einen Urzeit-Referrallink, bei dem ich angeblich Geld bekomme, wenn jemand darüber die Software kauft. Ob sich das auch mit dem neuen Modell verträgt, weiß ich nicht, aber da ich ja jetzt gelernt habe, dass sich auch kleine Beträge lohnen, weise ich darauf hin. Dafür bitte folgenden Link benutzern: http://ynab.refr.cc/T2PM7NT

Wer mir keinen Cent gönnt, der kann natürlich auch einfach so auf der YNAB-Homepage gucken. Ich habe keine Vertrag oder eine anderweitige Verabredung mit YNAB, ich bin nur sehr glücklich mit der Software und finde das Thema ausreichend spannend, dass ich denke, dass es auch für andere interessant sein könnte.

Was ist eigentlich dieses Scrum?

In meinem anderen Leben als erwerbstätige Person mache ich ja was mit Software. Früher habe ich programmiert, heute sage ich anderen Menschen, was sie programmieren sollen. In ersterem Zusammenhang habe ich auch schon das mit dieser agilen Entwicklung gemacht. Ein anderes Buzzword in diesem Zusammenhang ist Scrum, das hat man vielleicht schon mal gehört, denn es wird gerne ganz Buzzwordmäßig in den Raum geworfen, und in den meisten Fällen, das ist jedenfalls meine Erfahrung, wissen die Leute nicht, wovon sie reden.

Ich habe mit Daniel Meßner darüber geredet, was agile Softwareentwicklung ist und wie Scrum funktioniert. Herausgekommen ist eine Folge für seinen Podcast „Coding History“. Und zum Hören geht’s hier entlang.

Guten Tag, liebe Leser der SZ!

Möglicherweise kommt ja der ein oder andere zum ersten Mal heute auf mein Blog, weil er den Link dazu in der Süddeutschen Zeitung gesehen hat und sich angucken möchte, was ich hier so mache. In der heutigen SZ ist nämlich ein Essay von mir über Programmiersprachen, womit ich den Eintrag „Irgendwo im Feuilleton einer überregionalen Zeitung stehen“ meiner nicht vorhandenen Bucket List hiermit auch abhaken könnte. Aber ich hab noch gar keine Bucket List.

Es ist ein wirklich schöner Artikel geworden, und auch das drumherum ist toll, Stefan Dimitrov hat wunderbar illustriert und Johannes Boie hat einen Text darüber geschrieben, wie und wo man Programmieren lernen kann.

SZ

Wenn Sie jetzt also hier sind, weil Sie wissen wollten, was ich sonst noch so mache, in diesem Blog geht es um alles mögliche. Sollten Sie aber jetzt an weiterführenden Softwarethemen interessiert sein, so kann man hier lesen, was man so als Softwareentwicklerin macht. Außerdem habe ich hier einige Fragen beantwortet, über die Leute von Google und anderen Suchmaschinen auf mein Blog kamen. Außerdem findet sich hier eine hübsche Geschichte über sinnlose Algorithmen im Alltag.

Und wenn Sie dann immer noch mehr wissen wollen, können Sie in meinem englischen Blog stöbern, der leider aktuell nicht mehr regelmäßig gepflegt wird, aber auch einige schöne Beiträge zu Softwarethemen hat. Oder Sie hören sich hier den Audiomitschnitt des re:publica-Workshops „Irgendwo muss man halt anfangen. Programmieren für Nullcheckerbunnys“ an, den ich zusammen mit Kathrin Passig im Mai 2014 in Berlin durchführte.

Wir haben da mal was vorbereitet: Techniktagebuch

Wenn es hier in den letzten Tagen etwas still war, dann nicht, weil ich keine Zeit zum Bloggen gehabt hätte, sondern, weil ich woanders gebloggt habe, nämlich hier beim Techniktagebuch: http://techniktagebuch.tumblr.com/

Das Techniktagebuch ist eine Idee von Kathrin Passig und funktioniert so: Wir schreiben da rein, was wir heute alles wie machen und in zwanzig Jahren kann man dann mit großer Verwunderung und leichtem Unglauben nachlesen, wie seltsam und absurd das damals(tm) alles war.

Oder, wie Kathrin das schön als Untertitel formuliert hat: Ja, jetzt ist das langweilig. Aber in zwanzig Jahren!

Mittlerweile sind wir zu viert und schreiben nicht nur darüber, wie es heute so  ist, sondern versuchen auch Stück für Stück unsere Technikvergangenheit zu verarbeiten. Man kann also heute schon nachlesen, wie vollkommen abgefahren die Welt noch vor wenigen Jahren war. Krass!

Schöner Suchen – Die Softwareentwickler-Edition

Weil ich gelegentlich über meinen Beruf als Softwareentwicklerin schreibe, kommen auch öfter mal Leute auf meinen Blog, die irgendwas über Softwareentwicklung wissen wollen. Um hier Abhilfe zu schaffen, gibt es mal wieder eine Spezialfolge „Schöner Suchen“, diesmal mit Fragen rund um Softwareentwicklung und was man da so macht. Übrigens habe ich schon 2011 mal auf Englisch darüber geschrieben, was Softwareentwickler so machen, wenn sie nicht gerade Software entwickeln.

im welchen beruf schreibt man eine software

Diesen Beruf nennt man Softwareentwickler. Alternativ Anwendungsentwickler. Gerne auch etwas fancy-anglistiziert Software Developer. Möglicherweise auch Software Engineer. Oder Programmierer. Man kann das auch aufdröseln, dann gibt es Webentwickler, Datenbankspezialisten oder Softwarearchitekten. Oder Senior Systems Architect oder so ein Unfug.

Man könnte fast glauben, der Fantasie wären an dieser Stelle keine Grenzen gesetzt und tatsächlich ist das auch so. Jedenfalls muss ich immer selber nachgucken, wie denn meine aktuelle Stelle offiziell gerade heißt, wenn es um Visitenkarten oder so ein Gedöns geht.

Die Frage, die zwar keiner gestellt hat, die man aber in diesem Zuge gleich mitbeantworten kann, lautet: Was muss man machen, um Softwareentwickler zu werden?

Auch hier gibt es viele Wege, die ans Ziel führen, vom offensichtlichen Informatikstudium bis hin zum weniger offensichtlichen Quereinsteiger. Wenn man sich die eher offensichtlichen Möglichkeiten anguckt, so hat man erst mal zwei Optionen: Studieren oder Ausbildung. Studieren kann man Informatik, aber natürlich auch Wirtschaftsinformatik, Medizininformatik und was weiß ich nicht noch. Ich habe da nicht den Überblick, welche Spezialgebiete es so gibt, aber ich behaupte, es sind eine ganze Menge.

Wenn man lieber eine Ausbildung machen möchte, dann gibt es den Fachinformatiker aufgeteilt in Anwendungsentwicklung (FIAE) und Systemintegration (FISI). Den Ausbildungsberuf gibt es noch nicht so lange, nämlich seit irgendwann Ende der Neunziger. Vorher gab es aber schon den Mathematisch-Technischen Assistenten (MaTA). In unserem Ausbildungsbetrieb gab es beide Sorten Fachinformatiker und Mathematisch-Technische Assistenten. Der Hauptunterschied bestand bei uns darin, dass die Fachinformatiker Berufsschule haben mussten und die MaTAs nicht, außerdem sehen die Prüfungen anders aus. Was man nach (und während) der Ausbildung praktisch damit macht, ist aber sehr ähnlich.

Ich habe bisher übrigens noch keine Korrelation zwischen der Art der Ausbildung und der Qualität der Arbeit feststellen können, auch wenn das Studierte manchmal nicht so gerne hören wollen. Das Problem bei dem Beruf ist ja auch, dass sich dauernd irgendwas ändert, angefangen bei Programmiersprachen, über Architekturkonzepte bis hin zu Arbeitsprozessen. Wer mehr Wert auf eine theoretische Basis legt, sollte zum Studium greifen, das ist sicherlich nicht verkehrt. Man muss aber dann davon ausgehen, dass man sehr viel davon später nie mehr brauchen wird. Auch scheint es immer noch ausreichend Betriebe zu geben, in denen man ohne Studium keine Karriere machen kann (was auch immer man unter „Karriere“ verstehen mag).

Die Realität ist wie immer kompliziert und individuell. In meinem Fall hatte ich nach fünf Semestern Geisteswissenschaftsstudium kein gesteigertes Interesse an weiteren acht bis zehn Semestern hauptsächlich theoretischer Informatik und habe mich dementsprechend pragmatisch für eine Ausbildung entschieden, bei der ich nicht nur Geld verdient habe, sondern auch nach zweieinhalb Jahren fertig war. Es gibt Argumente für und gegen beide Optionen, und letztendlich kann man auch immer noch beides machen, wenn man das denn unbedingt möchte.

braucht man für softwareentwickler informatik

Ja. Viel interessanter ist die Frage, was man denn unter Informatik so versteht. Was man als Softwareentwickler überraschenderweise nicht zwingend braucht, ist besonders viel theoretische Mathematik. Deswegen lernt man sowas während der Ausbildung auch nicht, während des Studiums aber schon, hab ich mir jedenfalls sagen lassen. Dafür lernt man während der Ausbildung praktisches Zeug wie Projektmangement und ordentliche SQL-Abfragen. Das lernt man zwar an der Uni angeblich auch, meine Erfahrung sagt mir aber, dass das oft auf einer eher theoretischen Ebene passiert und man sehr, sehr gut aufpassen sollte, wenn jemand sagt, er hätte ja auch an der Uni ein Seminar über Projektmanagement gehabt.

Zur Frage zurück: Softwareentwicklung IST Informatik, aber natürlich nicht nur. Man muss mit einem Rechner umgehen können und man muss programmieren können. Was man dann da genau macht und welchen Kenntnisse und Fähigkeiten man dafür braucht, hängt sehr von der konkreten Tätigkeiten ab. Ich bastele zum Beispiel mehr Programmlogik und Benutzeroberflächen, ein Kollege bastelt lustige 3D-Sachen mit vielen putzigen Dreiecken. Informatik ist das beides, aber ich muss eben keine Vektorberechnung mehr können.

was muss man als softwareentwickler können

Um den Beruf zu lernen oder tatsächlich nachher im Beruf? Um den Beruf zu lernen, muss man gar nicht so viel können, wie die Leute immer glauben (und viele Softwareentwickler immer behaupten). Zum Beispiel, ich erwähnte es bereits, braucht man gar nicht so viel Mathematik, eigentlich fast gar keine, jedenfalls nicht unbedingt. Es gibt natürlich Bereiche, wo man sehr viel Mathematik braucht, weil da komplizierte Berechnungen gemacht werden, aber es gibt ausreichend viele Arbeitsfelder, wo das eben nicht so ist. Was man aber schon können sollte: Strukturiert und logisch denken, gelegentlich auch mal ein bisschen abstrakt. Insofern besteht da schon eine Verbindung zur Mathematik.

Eine gewisse Affinität zu technischen Sachen sollte auch da sein. Es ist für diesen Job wenig hilfreich, wenn man Computer prinzipiell doof findet. Aber auch da kommt es wieder darauf an, was man macht. Ich finde zum Beispiel, es gibt kaum etwas Nervtötenderes als einen WLAN-Router einzurichten. Ich empfinde dabei weder Freude noch Genugtuung, auch wenn das viele Leute immer glauben und mich dann fragen, ob ich ihnen nicht mal helfen kann. Meistens helfe ich dann auch, aber nur, weil ich nett bin und nicht, weil mir das Spaß macht oder ich wüsste, was ich da tue.

Was außerdem hilft, auch wenn einem das oft erstmal keiner sagt: Englischkenntnisse, die Fähigkeit, sich schriftlich irgendwie ausdrücken zu können (Dokumentationen! Bugreports! Team-Wiki!) und eine gewisse Bereitschaft, mit Nicht-Softwaremenschen über technische Dinge reden zu können und zwar so, dass die das auch verstehen. Das sind alles Fähigkeiten, die oft ein bisschen außer acht gelassen werden, weil man denkt, dass die Hauptsache ja ist, dass so ein Softwareentwickler gut programmieren kann.

arbeitstag softwareentwickler

Auch hier gibt es keine Pauschalantwort, also erzähle ich jetzt, wie es bei mir üblicherweise die letzten zehn Jahre so war. Wer jetzt „Aber bei mir ist das ganz anders!“ sagt, der hat bestimmt recht, und darf gerne seine eigene Geschichte erzählen.

Um die Klischees zu bestätigen: Als Softwareentwickler sitzt man schon sehr oft vorm Rechner und tippert da irgendwelchen Code rein. Wenn die Hauptaufgabe ist, Software zu basteln, die vorher noch nicht da war oder Funktionalitäten reinzufummeln, die es noch nicht gab oder Bugs zu fixen, die die Nutzer kirre machen, dann besteht ein nicht zu vernachlässigender Teil dieser Aufgabe darin, Code zu schreiben, der nachher das tut, was er tun soll.

Was Softwareentwickler aber auch noch machen: In Meetings irgendwelche Sachen besprechen, mit Kollegen diskutieren, wie man irgendein Problem am besten löst, Lösungsansätze auf Papier zu kritzeln, Aufwände schätzen, Dokumentationen schreiben, Dinge erklären und vieles mehr. Manchmal darf man sogar mit auf Messen oder zu Kunden. Ich habe dazu bereits hier etwas geschrieben.

Was die Rahmenbedingungen angeht, so unterscheidet sich das nicht groß von anderen Bürojobs. Meine Wochenarbeitszeit betrug bislang immer irgendwas zwischn 37,5 und 40 Stunden, manchmal hatte ich Gleitzeit, manchmal nicht. Wochenendarbeit musste ich geschätzt ungefähr zwei bis drei Mal machen, und die Male, die ich bis spät abends im Büro bleiben musste, weil irgendwas dringend fertig werden musste, kann ich vermutlich auch noch an zwei Händen abzählen. Ich habe aber auch ganz klug immer nur In-House-Softwareentwicklung gemacht, also keine Kundenprojekte, oder wenn dann, irgendwelche Kundenprojekte, die intern so verhandelt wurden, dass man nicht auf einmal einen aufgebrachten Kunden am Telefon hatte.

Es ist also davon auszugehen, dass es genug Softwareentwickler gibt, die schlimme Geschichten von unbezahlten Überstunden und Kunden aus der Hölle erzählen können. Dass ich das nicht kann, beschränkt zwar mein Smalltalkrepertoire auf Stehpartys, macht mich aber insgesamt eventuell zu einem glücklicheren Menschen.

was kann man besser bei spiele firmen brauxhen fachinformatiker für systemintergration oder softwareentwicklung

Ich nehme an, du meinst nicht Softwareentwicklung, sondern Anwendungsentwicklung. Fachinformatiker Softwareentwicklung gibt es nicht.

Die Antwort lautet: Beides. Aber.

Nach meiner Erfahrung braucht man (jedenfalls in Softwarefirmen) tendenziell mehr Anwendungsentwickler als Systemintegratoren. Dafür muss man verstehen, was der Unterschied ist, und der ist so: Anwendungsentwickler programmieren. Die sitzen am Rechner und schreiben Code für Programme. (Es handelt sich hierbei übrigens um stark verkürzte Beschreibungen der Berufsprofile.) Systemintegratoren kümmern sich um die IT-Infrastruktur der Firma. Üblicherweise heißt das, dass sich die Systemintegratoren um die Hardware kümmern, ebenso um die Telefonanlage, das Firmennetzwerk, die Server und die Berechtigungen, die alle sowohl auf ihrer Hardware als auch für irgendwelchen Laufwerke bekommen dürfen. Der Systemintegrator ist dein Ansprechpartner, wenn du einen neuen Rechner brauchst, dein Passwort verschlampt hast, das Internet oder das Intranet kaputt ist, du Zugang zu einem Firmenlaufwerk brauchst oder sonst irgendwas.

Spielefirmen werden sowohl die Leute brauchen, die die Software (also die Spiele) programmieren, als auch die, die den Laden in Schwung und am Laufen halten. Überleg dir einfach, was du lieber machen möchtest, beide Berufe sind ausreichend zukunftstauglich.

Vor allem aber: Lass das mit der Spielefirma und such dir eine ordentliche Firma, bei der du mit ordentlichen und modernen Technologien arbeitest, nach 40 Stunden nach Hause gehen kannst, vernünftig bezahlt wirst und eine realistische Chance hast, weiterbildende Maßnahmen wie Schulungen und Konferenzen in Anspruch nehmen zu können. Das, was man da macht, klingt vielleicht weniger cool, ist aber wahrscheinlich genauso gut.

entwixkler oder tester was ist die bessere berufswahl

Bezogen auf was? Gehaltsmäßig sind Entwickler oft besser dran, aber das liegt daran, dass viele Firmen die Leistung von Testern grob falsch einschätzen und es soll sogar Firmen geben, die Tester besser bezahlen als Entwickler.

Softwareentwickler bauen Zeug. Sie sind eher konstruktiv und optimistisch, denn sie erschaffen neuen Kram und gehen irgendwie und vollkommen irrigerweise davon aus, dass das wohl insgesamt funktionieren wird, was sie da tun. Sie versuchen kretaiv, möglichst gute Lösungen für ein bestehendes Problem zu finden. Manchmal ist das Problem auch ein nicht existierendes, von dem Leute nur glauben, das es bestünde, aber das ist eine andere Geschichte.

Tester machen Zeug kaputt. Als Tester musst du eine tendenziell trollige destruktive Ader haben und pessimistisch davon ausgehen, dass das, was der Softwareentwickler da gebaut hat, auf keinen Fall ernsthaft funktionieren kann. Tester müssen möglichst kreativ möglichst viele Wege finden, um ein bestehendes Programm aus dem Konzept zu bringen.

(Diese Unterscheidung ist deutlich verkürzt und sehr plakativ. Die Wahrheit ist wie immer kompliziert. Ich habe auch hier schon mal etwas ausführlicher und auf Englisch über die Beziehung zwischen Entwicklern und Testern geschrieben.)

Beide Berufe sind toll, wenn man Spaß dabei hat. Außerdem spricht nichts dagegen, von einem zum anderen zu wechseln, wenn man merkt, dass einem das mehr liegt. (Und wenn irgendein Vollhonk kommt und meint, dass Entwickler ja schon insgesamt der schwierigere und anspruchsvollere Beruf ist, dann darf man ihn auslachen.)

sollte ein software tester komunikativ sein

Ja. Unbedingt. Überhaupt sollten nicht nur Softwaretester, sondern auch Softwareentwickler kommunikativ sein. Am besten dann auch die Designer, Business-Analysten und Produktmanager. Kommunikation hilft im Arbeitsalltag ungemein, um Missverständnisse zu vermeiden und Arbeit nicht doppelt oder gleich umsonst zu machen. Das Bild des unkommunikativen Softwaremenschen ist allgemein überschätzt und sollte öfter und explizit verachtet werden.

sind softwareentwickler immer am pc

Nein. Ich schrieb bereits weiter oben darüber. Manchmal sitzt man sogar in ganz schlimmen Meetings und wünscht sich nichts sehnlicher, als zurück an den Rechner zu können. Wenn man aber auch sonst gar nicht so gerne am PC sitzt, ist der Beruf wohl nichts für einen.

zu dumm für software entwicklung

Ach was. Unfug. Hast du’s schon mal versucht? Und wenn ja, wo ist das Problem?

softwareentwickler verzweifelt

Das passiert auch manchmal. Aber das gibt es ja in jedem Beruf, von sowas darf man sich nicht langfristig irritieren lassen.

Mehrere sehr gute Tipps, wie man sich als Social-Media-Kasper nicht komplett blamiert.

Das ist nicht der erste Beitrag, der zu diesem Schmuckstück deutscher Beraterschreibkunst geschrieben wurde, aber ich konnte die Finger leider doch nicht davon lassen.

Was bisher geschah: Wilko Steinhagen brachte mich via Twitter auf diesen Artikel, ich sprach eine dringende Leseempfehlung auf Facebook aus, der einige Leute folgten. Dann schrieb erst Ninia etwas darüber und dann Kiki. (Jetzt können Sie hier weiter lesen.)

„Tipps, wie sich Frauen in sozialen Netzwerken noch besser präsentieren“ bekommt man heute auf deutsche startups zu lesen, präsentiert von Peer Bieber, seines Zeichens Gründer von TalentFrogs.de, außerdem Berater, Social-Media-Experte und weiß-der-Teufel-was-noch. Wichtige Hinweise also, extra für uns Frauen, die wir ja schon einiges nicht ganz verkehrt machen, aber eben auch noch nicht alles ganz richtig. Aber dafür haben wir ja den Erklärpeer, der uns allen nur helfen will. Also uns Frauen. Männer brauchen das nicht. Oder jedenfalls nicht so doll.

Ich weiß gar nicht, wo man anfangen soll, den Artikel auseinanderzunehmen, denn er bietet so viele Ansätze, dass man sich gar nicht für den schönsten entscheiden kann.

Fangen wir mal bei den fünf Unterschieden an. Frauen laden weniger oft ein Profilbild hoch, sie tendieren eher dazu, ihre Softskills als die „harten Fakten“ zu benennen, sie interessieren sich in ihrer Freizeit für „klischeehaft weibliche“ Dinge, haben nicht so viele Kontakte und haben angeblich öfter (als Männer?) Lücken im Lebenslauf.

Nun gut, den ersten und letzten Punkt kann ich so aus meiner Erfahrung nicht bestätigen, allerdings bin ich auch kein Personaler und sichte nicht täglich hunderte von Lebensläufen und Bewerbungsschreiben. Mein Lebenslauf ist lückenlos, ich bin außerdem der letzte Mensch, der sich scheut, Bilder von mir hochzuladen, aber ich kann auch nur von mir selbst sprechen.

Dass ich nicht so viele Kontakte habe, wenn es denn so ist, liegt tatsächlich daran, dass mir nichts daran liegt, einen Kontaktberg von Leuten, die ich sowieso nicht kenne, anzuhäufen. Die Kontakte, die ich habe, und dazu zähle ich auch den ein oder anderen Recruiter, habe ich sorgsam ausgesucht. Ich gucke mir die Leute und ihre Profile eben an, wäge ab, ob mir der Kontakt zu dieser Person sinnvoll erscheint und drücke dann entweder auf „Bestätigen“ oder „Ignorieren“. Selbst wenn Peer Bieber mir weismachen will, dass sich potentiell JEDER Kontakt VIELLEICHT IRGENDWANN MAL als SUPERNÜTZLICH erweist, sorry, das mag in der Theorie total gut klingen. In der Praxis umgebe ich mich selbst auf eher professionellen Social-Network-Plattformen wie Xing oder LinkedIn bevorzugt mit Leuten, die ich auch irgendwie zuordnen kann, denn nur dann weiß ich auch, wann und warum es sich lohnen könnte, sie anzusprechen.

Dass mir das zum Nachteil gereichen könnte, zweifle ich an. Und die Recruiteranfragen der letzten Monate sprechen auch dagegen.

Da ich über keine nennenswerten sozialen Kompetenzen verfüge, erledigt sich der zweite Punkt für mich sowieso. Meine Liste ist voll mit Hard Skills. Aber man muss dann auch mal hinterfragen, mit was für einem Selbstverständnis Personaler und Recruiter ihre Arbeit machen, wenn sie über einfachste Filterkompetenzen nicht hinauskommen. Für meinen Beruf sind tatsächlich zunächst die harten Fakten sehr entscheidend, das fängt schon bei der Frage der Programmiersprache an. Bei vielen anderen Berufen sieht es aber anders aus. Auf was wird da bitte gefiltert? Word? Excel? Zehnfingerschreiben? Alles Dinge, die man heutzutage voraussetzen sollte und vermutlich sogar voraussetzen kann.

Mag sein, dass der Zustand, den Peer Bieber beschreibt, tatsächlich der Realität entspricht und es ratsam ist, sich schnell ein paar Hard Skills aus den Fingern zu saugen, um die filternden Personaler glücklich zu machen. Ich möchte dem Tipp, sein Profil in dieser Hinsicht zu überprüfen, noch nicht mal widersprechen, aber was für armselige Verhältnisse sind das denn bitte?

Anekdote am Rande: Ich sprach bei der letzten Jobsuche geschlagene anderthalb Stunden mit der Angestellten einer ziemlich großen Jobvermittlungsagentur. Wir gingen alle meine Skills durch, meine Vorstellungen von Aufgaben (Softwareentwicklung, am liebsten mit .NET bzw. C#) und Vertrag (festangestellt, Vollzeit), meine aktuelle Situation (festangestellt, zwei Monate Kündigungsfrist), alles im Detail, fast neunzig Minuten lang. Eines der ersten „Jobangebote“, die ich dann von dieser Agentur bekam, war für eine dreimonatige Projektarbeit mit JavaScript, Beginn in zwei Wochen. Nichts, aber auch GAR NICHTS von dem, was ich der Mitarbeiterin am Telefon erzählt hatte, kam bei diesem Angebot auch nur annähernd zum Tragen.

Was uns anekdotisch und exkursmäßig auch zu einer der Eingangsschockersätze bringt: Frauen können zwar super netzwerken (Lüge: Ich kann überhaupt nicht gut netzwerken!), aber wir kriegen drei Mal weniger Jobangebote. (Oder „Jobofferten“, wie Peer Bieber es auf beraterdeutsch ausdrückt.) Dazu muss aber vielleicht auch mal gesagt werden, dass nach meiner ganz persönlichen groben Schätzung auch zwei Drittel aller Jobangebote, die ich so bekomme, sehr zielsicher an meinem Profil vorbeigehen. Die Insistenz, mit der sich Recruiter an einzelnen Buzzwords festklammern, ohne sich das Gesamtprofil auch nur drei Sekunden lang anzugucken, ist schon beeindruckend und sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.

Aber weiter. Ich tanze nicht, und Yoga mache ich auch nicht. Würde ich meine Kerninteressen aufschreiben, so würde da „Lesen, Musik, Internet“ stehen. Wenig aussagekräftig, aber vermutlich zumindest nicht klischeehaft weiblich. Puh. Selbst „Kochen“ ist vermutlich ungefährlicher als „Reiten“, auch wenn „Kochen“ wahrscheinlich jeder von sich behaupten kann, während „Reiten“ tatsächlich sowas wie Disziplin und Ausdauer erfordert. Ganz schlimme Dinge also, im Berufsleben völlig fehl am Platz. Auch das, was ich vom Yoga so höre, scheint mir alles andere als harmlos zu sein und ich habe größten Respekt vor Leuten, die sich nach der Arbeit noch eine Stunde die Muskeln verdehnen, während ich nur auf dem Sofa rumliege und mich für „Politik und Wirtschaft“ interessiere, mich also auf Twitter über „Hart aber fair“ lustig mache.

Auch hier will Peer Bieber vielleicht gar nichts Böses. Er will wirklich nur helfen. Es bleibt sogar zu befürchten, dass er recht hat. Aber auch darauf gibt es nur eine vernünftige Reaktion: WIE BESCHEUERT IST DAS DENN BITTE? Wie billig denken denn Berater, Personaler, Recruiter und wie sie sich noch so nennen, wenn ihnen bei Tanzen, Yoga und Reiten nichts besseres einfällt als die ältesten Klischees der Welt auszupacken? An welcher Stelle gibt es irgendein stichhaltiges Argument dafür, dass „Tanzen“ schlechter ist als „Fitness“, „Reiten“ schlechter als „Schwimmen“ und „Yoga“ blöder als „Golf“? Wer hat das entschieden und vor allem WARUM ZUR HÖLLE HAT DEN NIEMAND SOFORT MINUTENLANG AUSGELACHT?

Noch wichtiger: Wird mir hier wirklich erzählt, dass sich das System eben nicht an mich anpasst und ich mich dementsprechend bitteschön ans System anzupassen habe? Als guter Tipp? Tanzen und Yoga als die ultimative Erklärung dafür, warum Frauen halt keine Karriere machen können? Weil wir die fucking falschen Hobbys haben?

Wäre ich Berater, ich hätte an dieser Stelle zumindest zugegeben, dass das alles bevormundender Patriarchen-Bullshit ist, aber man sich eben selber überlegen muss, ob man das Spielchen mitmacht oder nicht. Soviel Ehrlichkeit sollte machbar sein.

Apropos Ehrlichkeit. Nachdem Peer Bieber uns also gesagt hat, dass wir ein ordentliches und professionelles Bild von uns hochladen, bitte schön keine Lücken im Lebenslauf haben sollten, uns ein paar Hard Skills aus den Fingern saugen und unsere Interessen noch mal gründlichst auf ihre Karrieretauglichkeit überprüfen sollten, kommt er mit dem ultimativen Social-Network-Tipp: Ehrlich bleiben. Denn es fällt selbstverständlich sofort auf, wenn man etwas erfindet, übertreibt oder anderweitig nicht so ganz die Wahrheit gesagt hat.

An welcher Stelle das ein besonderer Tipp für Frauen sein soll, die ja, wie Peer Bieber selber feststellt, eher zu Untertreibungen neigen und ihr Licht gerne mal unter den Scheffel stellen, bleibt unklar. Und auch dieser Tipp ist ja nicht prinzipiell verkehrt, er hat nur nichts und wieder nichts mit den Problemen von Frauen auf Social-Network-Plattformen zu tun. Es ist ein Hinweis, den jeder beherzigen sollte. Nicht nur bei der Jobsuche, sondern eigentlich so generell im Leben. Es ist außerdem ein Hinweis, der quasi im direkten Widerspruch zu den Ratschlägen steht, sich doch bitte einen lückenlosen Lebenslauf zurecht zu basteln, bei der Angabe der Interessen im Zweifelsfall nicht so ganz die Wahrheit zu sagen und doch bitte auch jeden Hansel als Kontakt zu bestätigen, damit es aussieht, als wäre man mit der ganzen Welt vernetzwerkt und ultrawichtig.

Was Peer Bieber in diesem hilfreichen Artikel präsentiert ist ein Sammelsurium von Selbstverständlichkeiten, die für Männer und Frauen gleichermaßen gelten und Unverschämtheiten, die zwar vielleicht in der Realität wirklich so stimmen, aber trotzdem genau das bleiben: Unverschämtheiten.

Was noch zu sagen bleibt, sind zwei Sachen: In einer Welt, in der Personaler tatsächlich so agieren, wie es Peer Bieber hier beschreibt, bleibt zu hoffen, dass ein ehrliches Profil, das meine Person zeigt und kein auf einen gestrigen Karrierepfad getrimmten Kunstmenschen, eben genau die Personaler und Recruiter geschickt aussiebt, die sowieso kein passendes Jobangebot für mich gehabt hätten. Auch bei der Jobsuche gibt es zwei Seiten, und es ist nicht nur der Arbeitgeber, der entscheidet, ob ich zu ihm passe, sondern auch ich, die entscheidet, ob der Arbeitgeber zu mir passt.

Und zweitens habe ich noch einen verdammt guten Tipp für Peer Bieber: Zeichensetzung ist dein Freund. Immer. Vor allem aber, wenn ich mich als Firmengründer und Experte auf einer professionellen Seite mit einem fachlichen Artikel präsentiere. Ich sag ja nur.

Anne erklärt das Internet: CAPTCHAs, reCAPTCHAs und der Turing-Test

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Heute erkläre ich mal etwas, das sowieso schon alle verstanden haben und weitestgehend doof finden, nämlich CAPTCHAs. Eigentlich wollte ich mal woanders über CAPTCHAs schreiben, nämlich in dem bislang ungeschriebenen Artikel darüber, warum ich Blogspot doof finde (Spoileralert: Ein Grund sind die vermaledeiten CAPTCHAs, die mich schon  mehr als einmal erfolgreich vom Kommentieren abgehalten haben), aber da sich die schriftliche Niederlegung dieses Rants anscheinend noch ein bisschen verzögert, schreibe ich einfach jetzt schon über CAPTCHAs und das andere dann eben irgendwann später.

Interessanterweise ist die CAPTCHA-Thematik nämlich gar nicht so uninteressant. Zunächst einmal aber ist sie ärgerlich und um hier sofort mit der Wahrheit rauszurücken und jeden Verdacht der Objektivität von mir zu weisen: Ich hasse CAPTCHAs! CAPTCHAs sind die ekligen Pickel jeder Bloggerplattform! Sie gehören verboten, ausgemerzt und geächtet! Aber natürlich gibt es sie nicht ohne Grund und grundsätzlich ist der Grund ihrer Existenz erst mal nachvollziehbar und gar nicht ganz so doof.

CAPTCHAs sollen böse Internetbots davon abhalten, doofe Sachen zu tun, indem man für Maschinen vermeintlich unlösbare Aufgaben in den Weg stellt und hofft, dass die Bots daran scheitern, der Mensch jedoch nicht.* Die Idee ist also erst mal gut und soll vor bösem Kommentarspam oder unbefugtem Zugriff auf Nutzerkonten schützen.

Leider werden auch Bots schlauer und das, was vor ein paar Jahren noch als effektiver Spamschutz durchging, konnte dann auch irgendwann automatisiert gelöst werden und musste dementsprechend undurchschaubarer werden. Und genau da liegt eines der Probleme: Ein Spamschutz, der auch für Menschen teilweise unlösbar ist, ist zwar immer noch wirksam gegen Bots, wirkt sich aber auch gerne demotivierend auf den Menschen aus, der zum dritten Mal die falschen Buchstaben eintippt, weil man es einfach verdammt noch mal nicht mehr lesen kann. Ich hatte schon CAPTCHAs, auf denen die Buchstaben so verzogen waren, dass sie an den Seiten aus dem Feld herausragten und dementsprechend nicht mehr identifizierbar waren. Bei anderen CAPTCHAs drücke ich mehrere Male auf den Refresh-Button, bis tatsächlich mal eine Buchstabenkombination kommt, die ich als einigermaßen intelligenter Mensch noch entziffern kann.

Mögen diese CAPTCHAs noch so wirksam sein, nach einer guten Lösung für das Problem sieht das nicht aus.

Es gibt aber auch immer Alternativen. Auf vielen Blogs ist es mittlerweile üblich, einfach eine Frage zu beantworten, die für einen Menschen ganz leicht lösbar ist, einen automatisierten Bot aber durchaus aus dem Konzept bringen kann. Gelegentlich wird hierfür eine Prise Allgemeinwissen vorausgesetzt und ob das immer und langfristig vor Spambots schützt, kann ich nicht sagen. Für den Menschen bedeutet es zwar immer noch, dass man etwas eingeben muss, das frustrierende Entziffern willkürlicher Buchstaben bleibt aber aus und ein Wort, das man kennt, tippt sich eben immer noch leichter.

Eine andere zumindest theoretische Lösung, von der ich nicht weiß, ob sie irgendwer mal umgesetzt hat und wie hoch die Erfolgsquote ist, sah folgendermaßen aus: Spambots befüllen bekanntlich Eingabefelder, die sie so vorfinden, automatisiert. Sie wissen nicht, was sich dahinter verbirgt und machen einfach mal. (Eventuell ist es komplizierter und die Bots sind auch hier mittlerweile schlauer.) Ein Vorschlag zur Spambotbekämpfung sah so aus, ein zusätzliches Eingabefeld einzubauen, dass zwar automatisch befüllt werden kann, aber für den (menschlichen) Nutzer nicht sichtbar ist. Die Idee ist dann, dass Spambots dieses Feld sicherheitshalber mal mit irgendeinem Unsinn befüllen, ein Mensch aber gar nicht in die Verlegenheit kommt, da das Feld für ihn nicht existiert.

Anstatt also den Bot daran zu erkennen, dass er etwas nicht tun kann, erwischt man ihn dabei, wie er etwas tut, was er eigentlich gar nicht tun dürfte. Man überlistet ihn mit seinem eigenen Übereifer beim Ausfüllen der Felder, während der Nutzer einfach nichts tun muss, um als Mensch erkannt zu werden.

Wie gesagt, ob dieses Konzept irgendwann umgesetzt wurde und ob nicht auch hier Bots lernfähig genug sind, um sich auch an dieser Hürde irgendwann vorbei zu mogeln, ich weiß es nicht. Interessant ist es allemal und zeigt sehr schön, wo die Schwachstellen bei automatisierten Spambots liegen.

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Überhaupt läuft das alles ja auf die Frage hin, wie man Mensch und Maschine überhaupt noch unterscheiden kann. Diese Frage scheint heutzutage schon allein ob solcher Spamärgernisse hochaktuell, sie ist aber tatsächlich schon etwas älter. 1950 schlug Alan Turing einen Test vor, um herauszufinden, ob eine Maschine ein mit dem Menschen vergleichbares Denkvermögen hat. Dieser Test heißt dementsprechend Turing-Test und läuft einem, wenn man es sich mal genauer anguckt, mittlerweile dauernd über den Weg, zum Beispiel, wenn ich mich mit Siri oder Anna von der IKEA-Homepage unterhalte, Menschen lassen sich von künstlicher Intelligenz sehr gerne übers Ohr hauen, weil wir viel zu sehr damit beschäftigt sind, Aktionen nach ihrem Sinn hin zu interpretieren.

Dazu einen Schwank aus meinem Leben: Im Rahmen einer kleinen Kollegenchallenge habe ich mal an einer Lösung für ein „Vier gewinnt“-Spiel programmiert. Ich kam zwar nicht besonders weit, aber meine Implementation konnte am Ende doch mehr als nur zufällig irgendwo Steine reinwerfen und war damit ein bisschen schlauer als vorher, aber immer noch nicht besonders schlau. Tatsächlich lag die Stärke des Programms anderswo, nämlich in der Schwäche des Menschen, hinter jedem Zug eine Motivation zu vermuten. Obwohl ich wusste, was das Programm konnte und dementsprechend auch wusste, wann es rein zufällig agierte, neigte ich immer noch dazu, hinter jedem Zug eine Absicht zu vermuten. Zwar handelt es sich in diesem Fall um einen eher einfachen Fall von künstlicher Intelligenz (na ja, „Intelligenz“), der mit einem richtigen Turing-Test, bei dem eine Unterhaltung simuliert werden soll, nicht mehr viel zu tun hat. Zu befürchten bleibt aber, dass der Mensch mit dem ein oder anderen Trick einfacher zu überlisten ist, als wir das gerne hätten. (Ein Experiment, das in die gleiche Richtung geht, ist übrigens das sogenannte „Chinesische Zimmer“.)

Aber zurück zu den CAPTCHAs, deren Name tatsächlich ein Akronym ist, das für Completely Automated Public Turing test to tell Computers and Humans Apart steht. (Ach guck, da isser wieder, der Turing-Test.)

Ein bisschen etwas positives lässt sich nämlich doch sagen. Google zum Beispiel hat sich nämlich überlegt, diese kleinen Plagegeister zu nutzen und jeden CAPTCHA-Entzifferer als menschliches OCR einzusetzen. Deswegen sieht man bei CAPTCHAs von Google-Diensten gerne zwei Wörter. Das Geheimnis ist hier: Nur eines der Wörter ist das eigentliche CAPTCHA. Dieses Wort ist bekannt und kann abgeglichen werden. Das andere Wort stammt (vereinfacht gesagt) aus einem abgescannten Text und konnte von der automatischen Texterkennung nicht eindeutig erkannt werden. Diese Leistung wird jetzt von uns Menschen übernommen, die zu Hause vorm Rechner sitzen und einfach nur einen Artikel auf einem Blog kommentieren wollen. Aus meiner ganz subjektiven Erfahrung würde ich behaupten, dass dabei die „offiziellen“ CAPTCHAs meist schwerer zu entziffern sind als die „richtigen“ Wörter, was natürlich auch daran liegt, dass die einen absichtlich unleserlich gestaltete willkürliche Buchstabenfolgen sind, während letztere meist nur ein bisschen zu verwaschen für die OCR-Software sind, ansonsten aber ganz normale Wörter.

CAPTCHA

Man rate, welches Wort das CAPTCHA ist und welches aus einem Text stammt.

Dies erklärt auch, warum es manchmal reicht, nur eines der Wörter einzutippen, denn tatsächlich wird ja nur eines abgeglichen und geprüft. Das andere ist Zusatzleistung im Dienste der Menschheit (oder zumindest im Dienste von Google). Mittlerweile nutzt Google dieses Prinzip auch, um unleserliche Hausnummern auf Street View entziffern zu lassen.

Diese Erweiterung des CAPTCHA-Prinzips ist auch als reCAPTCHA bekannt und auch wenn sich jetzt jeder selber überlegen muss, ob er es gut oder schlecht findet, dass er von Google als menschliches OCR missbraucht wird, ohne das zu wissen, so sehe ich hier ganz subjektiv und höchstpersönlich zumindest einen nachvollziehbaren Nutzen dieses nächtlichen Wadenkrampfes vieler Blogkommentarfunktionen.

Nach wie vor hoffe ich aber darauf, dass es irgendwann eine brauchbare Lösung gibt, und ich nie wieder meinen Rechner anbrüllen muss, weil ich zum dritten Mal eine unleserliche Buchstabenfolge nicht richtig eintippen kann. Und die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

 

* Was fehlt: CAPTCHAs, die Trolle vor unlösbare Aufgaben stellen. Ein Weg in die richtige Richtung könnte sein, als Lösungsworte nur flauschige Begriffe zu verwenden. Wer trollt schon noch effektiv, wenn er gerade „kitten“, „rainbow“ oder „cupcake“ eingeben musste.**

** OMG, mit der Idee werd ich noch reich!!!!11!einself

Auf Laptopsuche oder Alter Schrott muss raus und neuer Schrott muss rein!

Ich brauche einen neuen Laptop. Es ist traurig, aber wahr. Der kleine grüne Dell macht’s irgendwie nicht mehr so richtig, ich hab jetzt schon zwei Mal Windows neu aufgespielt bzw. repariert und ich hab jetzt langsam keine Lust mehr. Drei Jahre hab ich den kleinen jetzt, aber ich befürchte unsere Zeit wird demnächst zu Ende gehen.

Akut verliebt habe ich mich in die ASUS ZenBooks, und wie das bei Liebe so ist, weniger aus rationalen Gründen, sondern weil ich davor stand und „Hui, die sind aber hübsch“ dachte. Dann hab ich ein bisschen übers Gehäuse gestreichelt und liebevoll die Tastatur berührt und da war’s mit mir passiert.

Aber ich bin ja nicht ganz dumm und dachte, ich frag vielleicht einfach mal, ob diese Internetmenschen, die ja auch nicht dumm sind, da gute Tipps für mich haben.

Es gibt ein paar Anforderungen: Zum einen schleppe ich meine Rechner gerne dauernd durch die Gegend, Größe und Gewicht sind also ein (wenn nicht der) limitierender Faktor, wobei die 10,7 oder 11,1 Zoll, die der kleine grüne Dell wirklich zu klein sind, es können also in Zukunft auch 13 bis 15 Zoll sein, darüber wird’s glaube ich wieder etwas zu unhandlich.

Ansonsten brauche ich den Laptop wirklich hauptsächlich fürs Internet und zum Schreiben, Fotos bearbeiten, bisschen Rumprogrammieren ist auch nicht verkehrt und wenn Leistung und Grafikkarte auch zulassen, dass man das ein oder andere Spiel installieren und auch spielen kann, dann wär das auch nett. Letzteres ist aber kein Muss-Kriterium.

Festplattenplatz sollte auch ausreichend sein, ich tendiere dazu, alles auf dem Laptop zu speichern. Und erklärt mir jetzt nicht, warum das doof ist, und dass ich doch lieber mit externen Festplatten oder in die Cloud, ja ja, das weiß ich doch alles, in diesem Haushalt haben wir mittlerweile bestimmt vier bis sieben externe Festplatten, auf die sehr unstrukturiert und in unregelmäßigen Abständen irgendwas gesichert wird. Das klappt irgendwie, wenn auch nicht besonders gut. Vielleicht wird das das nächste Technikprojekt, aber bis dahin hätte ich gerne einen Rechner, auf den sowohl die Musik- als auch die Fotosammlung komplett passt und ich trotzdem noch Platz für andere lustige Sachen habe.

Noch Fragen? Ansonsten nehme ich jetzt Ideen und Warnungen an.

Ach so, eins noch: Ich garantiere für gar nichts. Das ASUS war schon sehr, sehr hübsch und ich bin auch bei solchen Dingen eher so mittelrational. Es kann also gut sein, dass ich trotz brillanter Ideen und sehr vernünftiger Einwände nachher irgendwas völlig anderes mache. Was aber nicht heißt, dass ich mich nicht gerne beraten lasse, das ist nur eine kleine Vorwarnung, ihr dürft dann nachher auch sagen: „Siehste, hab ich ja gesagt.“

Ach, und noch was: Kein Mac. Danke.

Und was macht man so als Softwareentwickler?

Ich bin Softwareentwicklerin. Das bedeutet zunächst mal, dass ich Software entwickle. Im einfachsten Fall war vorher nichts da und nachher gibt es ein Programm, eine Applikation, eine App, ein Gerät oder was auch immer, das irgendwo läuft und mit dem man irgendwas mehr oder weniger Sinnvolles oder Unterhaltsames tun kann.

Die Realität ist selbstverständlich nicht so einfach. Denn erstens ist vorher meistens doch schon irgendwas da, zweitens ist das, was man macht, selten irgendwann fertig, drittens besteht das, was man da macht, damit am Ende irgendwas dabei rauskommt, aus einer Vielzahl von einzelnen Tätigkeiten, und viertens macht man auch noch anderen Kram, entweder weil es dazugehört, oder weil sich sonst niemand findet.

Aber ich fange mal am Anfang an: Wie wird man überhaupt Softwareentwickler? Da gibt es mehrere Wege. Man kann das studieren, man kann eine Ausbildung machen, man kann eine Weiterbildung machen oder man bringt sich das selber bei. Ich habe tatsächlich in meinen knapp zehn Jahren Berufserfahrung alle diese Möglichkeiten gesehen und meiner Erfahrung nach gibt es ungefähr keine Korrelation zwischen Bildungsweg und praktischem Können und Wissen.

Mein Ausbildungsberuf nennt sich ganz offiziell “Fachinformatiker Anwendungsentwicklung”. Es gibt auch einen “Fachinformatiker Systemintegration”, das sind die Leute, die nachher eher Netzwerke einrichten und betreuen, die System-Admins in den Firmen, mit denen man sich besser gut stellt, wenn man irgendwann vielleicht doch mal einen Zugang zu irgendwas braucht.

Als “Fachinformatiker Anwendungsentwicklung” ist man dann später diejenige, die tatsächlich Anwendungen entwickelt, wie der Name schon sagt, also irgendwas tut, wo nachher irgendeine Art von Software rausplumpst.

Was macht jetzt aber so üblicherweise als Softwareentwickler? Ich muss das regelmäßig meinen Eltern erklären, damit die das anderen Leuten erklären können. Irgendwann hatte ich meinen Arbeitsrechner dabei, da konnte ich endlich mal zeigen, wovon ich überhaupt rede, wenn ich von Dental-Software spreche, wie so ein 3D-Modell aussieht und welche Teile der Software auf meine Kappe gehen. Das war sehr hilfreich, denn, wenn ich davon erzähle, klingt vieles vermutlich sehr abstrakt, was letztlich daran liegt, dass es das irgendwie auch ist.

Die Klischeevorstellung vom Softwareentwickler, einem “Programmierer” ist wohl die, dass wir jeden Tag in dunklen Räumen mit viereckigen Augen am Rechner setzen und Zeile für Zeile Code einhacken.

Um damit aufzuräumen, sei folgendes gesagt.

1. Softwareentwickler mögen Sonne. Softwareentwickler sind auch sehr heimelig, dunkle Räume mögen sie gar nicht, lieber schön hell und groß und mit einem großen Schreibtisch, auf dem sie ihren gesammelten Müll unterbringen können. Auch Pflanzen sind beliebt und begehrt und werden gepflegt und benamst. Der beste Weg, einen Softwareentwickler zu Überstunden zu motivieren, ist ihm einen hübschen Arbeitsplatz zu geben und irgendwo in der Nähe eine Kaffeemaschine und einen Wasserspender aufzustellen. (Das mit dem Kaffee ist übrigens ein Klischee, das mit der Realität übereinstimmt.) Anderweitige Kaltgetränke, Obst und/oder Schokolade sind weitere Motivatoren.

2. Softwareentwickler sitzen viel am Rechner, ja. Sie diskutieren aber auch gerne. Sie malen an Whiteboards oder laufen beim Denken auf und ab. Sie stehen gerne in Teeküchen, sofern dies die Größe der Teeküche erlaubt. Sie sitzen in Meetings und schreiben Aufgaben auf Kärtchen und hängen die an die Wand. Sie fahren auf Konferenzen und monieren langweilige Powerpoint-Präsentationen.

3. Wenn sie dann am Rechner sitzen, was (da stimmt das Klischee dann wieder) doch zu einem nicht unerheblichen Anteil der Arbeitszeit der Fall ist, dann schreiben sie nicht zwingend Code. Softwareentwickler suchen nach Lösungen für Probleme im Internet, sie testen das, was sie da gerade programmiert haben, sie finden Bugs und versuchen, diese zu fixen, schreiben Dokumentationen, benutzen eine Vielzahl von Tools, die bei irgendwas helfen sollen, lesen Anforderungen, schreiben Mails, pflegen das interne Wiki oder ihr Issue- und Bug-Tracking-System (soll heißen, irgendein System, in dem all die Dinge stehen, die noch erledigt werden müssen) und so weiter.

Es gibt eigentlich keinen typischen Arbeitstag, jedenfalls nicht im Kleinen. Richtig ist, dass ein typischer Softwareentwicklertag so aussieht, dass man irgendwann ins Büro kommt, irgendwann Essen geht und irgendwann Feierabend macht, üblicherweise in der Reihenfolge. Was dazwischen passiert, hängt davon ab, was man halt gerade so zu tun hat, wie der Arbeitsprozess organisiert ist und was überraschenderweise so dazwischen kommt.

Wenn man Glück hat, kann man tatsächlich ungestört einen oder gar mehrere Tage an einem neuen Feature arbeiten. Also guckt man sich an, was gefordert ist, diskutiert das noch mal mit dem Chef, dem Produktmanager oder den Kollegen, fängt dann an, ein bisschen Code zu schreiben, guckt sich an, ob der Code, den man geschrieben hat, tatsächlich so funktioniert, wie man sich das gedacht hat und ändert dann entweder das, was nicht funktioniert oder programmiert weiter. Zwischendurch isst man Schokolade oder Kuchen.

Das ist, wenn man Glück hat. Wenn man nicht so viel Glück hat, dann wird man irgendwann unterbrochen, weil auf einmal ein Kunde ein Problem hat, etwas anderes bis morgen gemacht sein muss, sich die Anforderungen geändert haben, oder irgendwas anderes ist.

Zusätzlich besteht die Arbeit als Softwareentwickler eben nicht nur aus der Neuentwicklung von coolen Funktionalitäten, sondern auch daraus, bestehende Funktionalitäten zu ändern oder – noch schlimmer – Bugs zu fixen.

Bugs fixen ist deshalb oft doof, weil es sehr unbefriedigend ist. Üblicherweise besteht ein Bugfix daraus, dass man erst sehr lange sucht, bis man die Stelle gefunden hat, wo das Problem überhaupt ist, dann einige Zeit damit verbringt, den Code umzuschreiben, ohne dass das Problem behoben ist, dabei eine gefühlte Million Mal die Software neu startet und testet, ob es jetzt endlich geklappt hat und dann nach einem halben Tag eine Zeile löscht, ändert oder hinzufügt und es dann endlich funktioniert.

Das Endergebnis ist dann immer sehr enttäuschend: Ein halber Tag rum und quasi nichts geändert. Ich bete dann immer das Mantra runter, dass die eigentliche Arbeit beim Bugfixen eben das Aufspüren des bösen Codes ist, und eben nicht die Menge an geändertem Code. Dennoch kommt man sich höchst unproduktiv und dezent doof vor, wenn man nach stundenlanger Arbeit nur eine Datei ins Produktivsystem hochlädt (Entwicklersprech: auf den Mainbranch eincheckt), bei der sich kaum etwas geändert hat. Aber immerhin: Der Glühbirnenmoment, wenn man endlich schnallt, was kaputt ist und es dann tatsächlich funktioniert, ist auch nicht zu verachten und löst dann große Freude und kleine Stuhltanzeinlagen aus.

Das Schöne am Entwicklerberuf ist, dass er unglaublich vielfältig ist. Zum einen gibt es eine gewisse Branchenflexiblität. Meine Ausbildung habe ich bei einer Versicherung gemacht, den ersten Job hatte ich bei einer Firma, die sich auf elektronische Transaktionen in der Pharmabranche spezialisiert hatte, es ging also darum, dass Apotheken und Krankenhäuser über unser System direkt beim Hersteller bestellen konnten. Die nächste Firma entwickelte Software für Personal- und Talentmanagement und jetzt bin ich in der Dentalbranche, auf meinem Schreibtisch liegen Zahnmodelle aus Gips und Plastik und ich bin deutlich firmer, was Dentalsprache angeht.

Auch das, was man als Softwareentwickler Tag für Tag tut, kann durchaus abwechslungsreich sein. Bei der letzten Firma arbeiteten wir mit Entwicklern aus England und Offshore-Teams aus Vietnam zusammen. Um die Codequalität zu erhalten, hatten wir in unserem Team stets jemanden, der zur Beantwortung von Fragen zuständig war. Auf einem ausrangierten Laptop lief Skype und dieser Laptop wurde dann im Tagesrhythmus weitergereicht. An dieser Stelle kann man auch gleich mit dem Klischee aufräumen, dass Softwareentwickler unkommunikative Einzelgänger wären. Die meisten Softwareentwickler, jedenfalls die, die ich kenne, sind im hohen Maße kommunikative und sozialverträgliche Menschen.

Muss man auch sein. Als Softwareentwickler redet und diskutiert man mit seinen Kollegen, mit seinem Chef, dem Produktmanager, dem Tester, dem Designer, dem Vertrieb und im schlimmsten Fall auch mit dem Kunden. Man diskutiert im Büro, in Meetings, am Telefon oder per E-Mail. Man beantwortet Fragen oder sucht selber Antworten. Die Umsetzung der Anforderung muss genauso geklärt werden wie die Priorität der Features und Bugs, wenn die Deadline naht und klar ist, dass nicht mehr alles zu schaffen ist. Es gibt sicherlich Bereiche, wo man ungestört vor sich herarbeiten kann, in meinem Berufsleben kam das nicht vor.

Und zuletzt gibt es noch die Vielfältigkeit der Aufgaben. Ich bin eher so ein Frontendentwickler. Ich mag Benutzeroberflächen, überlege gerne, wie man ein Nutzerbedürfnis am besten umsetzt, sowohl im Code als auch auf der Oberfläche, die der Nutzer dann später sieht. Andere Entwickler interessieren sich mehr für die Gesamtarchitektur einer Software, wie die einzelnen technischen Komponenten aufeinander aufbauen, wie sie miteinander kommunizieren und das möglichst effektiv. Andere wiederum basteln an sogenannten APIs (application programming interface), also an Schnittstellen, die dann wieder anderen Softwareentwicklern zur Verfügung gestellt werden, um darauf andere Software zu entwickeln. Es gibt maschinennahe Entwicklung und Entwicklung von Webanwendungen, es gibt Software, die nur auf eigens dafür gebauten Geräten läuft, es gibt Apps fürs Smartphone und Programme, die man als Desktopapplikation auf dem Rechner installieren muss. Es gibt große Applikationen mit vielen Funktionen, kleinere Tools, Plugins und Add-Ons, es gibt Spiele und Apps, deren einzige Funktion ist, dass ein Grillenzirpen erklingt, wenn man auf den Button drückt. Es gibt eine Unmenge an Software, die man braucht, um Software entwickeln zu können.

Diese Vielfältigkeit ist das Wunderbare an diesem Beruf, ich bin an keine Branche gebunden, und auch an kein spezielles Produkt. Es gibt Stellen, die ich nicht annehmen könnte, weil mir die nötigen Kenntnisse fehlen, aber das gilt für jeden Entwickler, dafür ist die Binnendifferenzierung einfach viel zu groß.

Was macht man also so als Softwareentwickler? Tatsächlich entwickelt man Software. Dazu schreibt man Code, ohne Frage. Zusätzlich schreibt man Dokumentationen, fixt Bugs, diskutiert Anforderungen und Prioritäten, redet mit Produktmanagern, Testern, Designern und Kunden, probiert rum, macht, tut, schreibt, liest, verzweifelt und freut sich.

Und zwischendurch isst man Schokolade und Kuchen.

Es ist ein toller Beruf. Und wer jetzt noch Fragen hat, der stelle sie bitte in den Kommentaren.

(Vor zwei Jahren schrieb ich auf meinem anderen Blog schon mal darüber, was man so als Softwareentwickler außer Code schreiben noch macht, allerdings aus einer etwas anderen Richtung. Es fügt sich aber schön als Bonusfeature in diesen Zusammenhang ein.)

Dieser Artikel reiht sich in die lange Liste berufserklärender Artikel ein, die von “Sinn und Verstand” hier angeregt wurde. Zwar ist Softwareentwickler kein wirklich neues Berufsbild und zudem vermutlich längst nicht so geheimnisumwoben wie “Key Account Manager” oder “Social Media Consultant”, aber ich glaube auch hier, dass viele Leute nicht wissen, was man da eigentlich so macht.