Die schönste Stadt der Liebe

Heute morgen in der Straßenbahn von Holsterhausen zum Hauptbahnhof zwei Teenager:

„Ey, wir haben jetzt ’ne Austauschschülerin aus Paris.“

„Bei euch zu Hause?“

„Ja ja, voll hübsch ist die. Kommt ja auch aus Paris. Paris, das ist ja… die schönste Stadt der Liebe.“

„Nee, Rom ist doch die schönste Stadt.“

„Ja, aber einen Heiratsantrag sollte man da nicht machen.“

„Kann man doch auch in Rom.“

„Ja nee, aber so da mit dem Eiffelturm und so, das ist schon schöner.“

 

Dann waren wir leider schon am Hauptbahnhof und alle stiegen aus. Schade. Immer wenn’s am schönsten ist.

Das einzig wahre Übel: Laienbahnfahrer

Ich fahre ja sehr viel Bahn. Zwar meistens die gleiche Strecke, aber die sehr oft und gelegentlich auch mal woanders hin. Eigentlich fahr ich schon immer viel Bahn, Autos sind mir etwas suspekt, wir besitzen zwar eins, aber mit dem fahren wir gar nicht so oft, und wenn, dann fährt meistens der Mann.

Bahnfahren ist schön. Man kommt relativ schnell von A nach B, kann dabei im besten Fall sitzen und etwas tun, was man sowieso gerne tut. Lesen zum Beispiel, oder Musik hören. Mittlerweile gibt es auf einigen Strecken sogar Internet und wenn man einen passenden Telefonvertrag hat, im richtigen Zug sitzt und dann noch ein bisschen Glück hat, dann funktioniert der sogar. Auch mitten im Westerwald! Echt jetzt!

Manchmal haben Züge auch Verspätung. Na gut, Züge haben öfters mal Verspätung, aber dazu wollte ich sowieso noch mal was schreiben, ich hab das nämlich durchschaut und kann das ganze Leid mit den Zugverspätungen anhand von bekannten und bewährten Werkzeugen aus dem Projektmanagement erklären. Das ist aber ein anderer Blogartikel, der erst noch geschrieben werden muss.

Manchmal, wenn so Züge Verspätung haben, dann verpasst man auch seinen Anschluss. Oder muss mit einem Zug fahren, für den man jetzt nicht reserviert hat. Oder lange warten. Letzteres ist vor allem doof, wenn es sehr kalt ist. Oder sehr heißt. Oder man sehr viel Gepäck dabei hat.

Nach über zehn Jahren Rumpendeln durch NRW und zwei Jahren Rumpendeln durch Deutschland würde ich aber sagen, dass diese Verspätungsgeschichte auch immer ein bisschen übertrieben wird. Auch das Bahnpersonal ist im Wesentlichen immer freundlich und hilfsbereit, und wenn es Ausnahmen gibt, dann liegt das übrigens nicht an der Bahn, sondern an der Tatsache, dass Menschen gelegentlich komisch sind. Auch woanders.

Das war jetzt eine recht lange Einleitung, um zum eigentlichen Übel beim Bahnfahren zu kommen. Es sind, o Wunder, die Laienbahnfahrer. Laienbahnfahrer, wie ich sie liebevoll nenne, sind die Bahnfahrer, die ungefähr einmal im Jahr (wenn überhaupt) mit der Bahn fahren, dann aber gerne länger und vor allem mit besonderen Ansprüchen und sehr genauen Vorstellungen, die leider in den seltensten Fällen mit der Realität in Einklang gebracht werden können. Das liegt weniger an der bösen Realität als an den Laienbahnfahrern.

Laienbahnfahrer erkennt man recht schnell, denn sie reden viel und auch so ausreichend laut, dass man es mitbekommt. Meistens haben sie Koffer dabei, gerne mehrere, denn sie fahren jetzt IRGENDWOHIN! UND ZWAR FÜR LÄNGER!

Laienbahnfahrer haben im besten Fall eine Reservierung. Wenn sie keine Reservierung haben, dann wundern sie sich, warum der Zug so voll ist. Wer hätte gedacht, dass Züge so voll sind? Blöd ist das, da will man mit der ganzen Familie in den Urlaub, mit dem halben Hausstand im Gepäck und dann ist da einfach der Zug voll. Was auch deswegen noch blöder ist, weil Laienbahnfahrer grundsätzlich Goldbarren im Koffer haben. Oder Platin! ODER DIAMANTEN! Denn die Koffer sind erstens so schwer, dass man sie unmöglich auf die Ablage hieven könnte, im Wagenvorraum abzustellen ist aber auf gar keinen Fall eine Alternative, denn man muss den Koffer schon die ganze Zeit im Blickfeld haben.

Eigentlich möchte der Laienbahnfahrer seinen Koffer aber direkt neben sich stehen haben und mit einer Hand festhalten. Damit auch nichts wegkommt. Da sind ja immerhin Goldbarren drin. Mindestens. Da die Koffer aber ob ihrer Größe nicht in den Fußbereich passen und auch eigentlich nicht unter den Tisch, wird er einfach in den Gang gestellt. Und festgehalten. Eisern festgehalten. Damit auch nichts wegkommt! Bei erhöhtem Laienbahnfahreraufkommen ist so ein Gang dann eben gerne mal mit einigen Hindernissen verstellt. Da muss man durch. Der Laienbahnfahrer ist sich da nur geringfügig einer Mitschuld bewusst und beschwert sich lieber über das mangelnde Gepäckunterstellangebot oder wahlweise über die Schwere des ja vermutlich selbst gepackten Koffers, während sich arme Ein- und Aussteigende mit ihren kleinen Rollköfferchen irgendwie an den Laienbahnfahrerkoffern vorbeischlängeln.

Kommen wir zurück zur Reservierung. Manche Laienbahnfahrer sind nämlich immerhin so klug und denken sich, Möööönsch, wenn ich jetzt das erste Mal seit ewig mit der Bahn fahre und dann gleich fünf Stunden, da reservier ich mal besser. Find ich persönlich eine gute Idee. Leider hat niemand den Laienbahnfahrern etwas von der Existenz der Wagenstandsanzeige erzählt. Sie steigen also entweder einfach irgendwo ein oder sprinten den halben Bahnsteig rauf oder runter, weil der reservierte Platz eben überraschenderweise gar nicht da ist, wo man seit zehn Minuten auf den Zug wartet.

Geht die Tür auf, so wundert man sich erstmal, dass da Leute aussteigen. Wer hätte das gedacht! Ein Zug, aus dem Leute erst mal rauswollen! Tatsächlich gibt es Züge, aus denen an bestimmten Haltestellen sehr, sehr viele Menschen aussteigen. Ich erwähne an dieser Stelle mal beispielshalber den einen Zug, der morgens von Frankfurt nach Berlin fährt. Aus dem steigen in Frankfurt unheimlich viele Menschen aus. Und zwar mit einer beeindruckenden Verlässlichkeit. An dieser Stelle muss auch ich zugeben, dass ich auch nach mehrfacher Beobachtung dieses Phänomens immer noch nicht so wirklich glaube, dass so viele Leute überhaupt in den Wagen reingepasst haben. Erst recht, wenn man dann einsteigt und feststellt: Hier sitzen ja noch ganz viele Leute drin. So ganz bin ich auch nicht dahintergestiegen, wie das sein kann, aber es ist Quell der Irritation der Laienbahnfahrer und wenn man es einmal weiß, dann kann man das sehr schön beobachten, wie immer wieder nach dem Koffer gegriffen wird und… nee… jetzt doch nicht, da kommt ja noch wer, aber jetzt, jetzt muss doch, jetzt isses doch… verdammt! Da kommen ja noch welche!

Sind sie aber erst mal im Zug, die Laienbahnfahrer, dann gehen sie ganz, gaaaaaanz langsam den Gang entlang. Zu zweit oder dritt. Mit ihren Koffern und einer groben Ahnung der Platznummer. Im besten Fall sind sie sogar im richtigen Wagen. Aus Erfahrung würde ich sagen, dass etwa die Hälfte aller Laienbahnfahrer mit Reservierung auch im richtigen Wagen sind. Von der anderen Hälfte weiß dann zumindest noch mal die Hälfte, dass sie möglicherweise nicht im richtigen Wagen sind. Die andere Hälfte, also ein Viertel der Laienbahnfahrer mit Reservierung, ist jedoch FEST davon überzeugt, im richtigen Wagen zu sein und weicht selbst auf Nachfragen des auf dem vermeintlich reservierten Platz sitzenden Menschen nicht von der Überzeugung ab, dass dies hier ihr Platz sei. Ganz sicher ist er das, steht doch hier, Platz 46. Nachdem der (es folgt eine Anekdote aus dem wirklich wahren Leben) arme Mensch bereits nach kurzer Diskussion über die Unwahrscheinlichkeit, dass ein reservierter Platz bei funktionierender Reservierungsanzeige nicht als ein solcher gekennzeichnet wäre, seinen Sitzplatz geräumt hat und die auf ihr Sitzplatzrecht pochende Dame sich dem Objekt ihrer Begierde schon nähert, fällt ihr dann aber doch noch was ein. “Das ist doch hier Wagen 21, oder?” fragt sie in den Zug. “Nein”, rufen mehrere Mitfahrer einstimmig. “Das ist Wagen 27!” Die Dame packt ihre Sachen zusammen und macht sich auf, sechs Wagen weiter. Wo ihr reservierter Platz wirklich ist.

Ich könnte noch weiter erzählen. Über die Reisegruppen, gerne aus München kommend, gerne Bier trinkend. Über das wirklich schwere Leid, das man mit den bahn.comfort-Plätzen erdulden muss. Über die ältere Frau mit dem zu großen Koffer, die mich ganz nett fragte, ob es mir etwas ausmache, wenn sie den Koffer unter den Tisch stellte. Nein, sagte ich, sie könne gerne den Koffer unter den Tisch stellen. So schob sie den Koffer unter den Tisch, wobei sich herausstellte, dass der Koffer wohl doch etwas höher war als der Tisch und dieser (also der Tisch, nicht der Koffer) ganz drollig immer weiter nach oben klappte. Das würde mich jetzt aber doch stören, sagte ich, als mein Laptop im 45°-Winkel vor mir stand und erntete einen verdutzten Blick ob meines mangelnden Kooperationswillens bei der Kofferunterbringung.

Ich finde es schön, wenn Leute zum ersten Mal seit ewig mit der Bahn fahren. Ich finde, Leute sollten viel öfter mit der Bahn fahren und möchte niemanden davon abhalten. Aber manche Dinge möchte ich lieber nicht. Koffer kann man in den Wagenzwischenraum stellen. Oder man fragt jemanden, der einem hilft, den Koffer auf die Ablage zu stellen. Man könnte auch zwei kleine Koffer mitnehmen, die man dann alleine hochhieven kann oder doch noch irgendwie in den Fußraum klemmt. Reservierungen empfehlen sich fast immer, vor allem, wenn man nicht alleine verreist. Und so eine Wagenstandsanzeige ist erstaunlicherweise auch keine Raketenwissenschaft.

Am allerallerschlimmsten sind aber die Meckerer unter den Laienbahnfahrern. Die, die bei der kleinsten Verspätung anfangen auf die Bahn zu schimpfen, und sich dabei immer so ein bisschen umgucken, als ob sie darauf warten, dass jede Minute alle Mitfahrer bestätigend in ihr Schimpfmantra miteinstimmen, da hätte man ja gleich mit dem Auto fahren können, überhaupt typisch, aber das wüsste man ja, das wüsste man ja, dass die Bahn aber auch wirklich niemals, also echt nie jetzt, irgendwie mal pünktlich wäre. Das wäre ja bekannt, und man hätte sich das gleich denken können. Zehn Minuten jetzt schon! ZEHN MINUTEN, DAS MUSS MAN SICH MAL VORSTELLEN! Was da an Lebenszeit draufgeht! Neeneenee, beim nächsten Mal, also ganz sicher, da nimmt man das Flugzeug. Oder fährt einfach selber. Aber nie mehr mit der deutschen Bahn. NIE MEHR! UNVERSCHÄMTHEIT! ZEHN MINUTEN!

Aber vielleicht bin ich da auch einfach anders. Ich hab ja auch schon mehr als einmal gedacht: “Och schade, jetzt sitz ich hier gerade so schön und lese und jetzt muss ich schon aussteigen. Können wir nicht noch ein halbes Stündchen einfach so rumfahren?”

Im Übrigens hat der Arschhaarzopf hier eine schöne Anleitung zum Bahnfahren geschrieben und wer mehr über die aufregenden Erlebnisse im Nahverkehr wissen möchte, der sollte mal bei Frau Nessy stöbern gehen.

Da könnt ich mich aufregen! Ein Metarant.

Ich bin ja im Allgemeinen ein sehr friedliebender Mensch. Wir hatten das schon. Ein bisschen zu friedliebend manchmal. Bevor ich mich mit jemandem anlege, gehe ich meistens lieber und lasse Idioten Idioten sein ohne mich weiter drum zu kümmern.

Leider kann ich das nicht immer, und mit den Jahren haben sich da bei mir ein paar schnuckelige wunde Punkte etabliert. Höchstempfindliche Trigger sozusagen, die mich in Sekundenschnelle zu einer kleinen Furie werden lassen, die wildfremde Menschen anschreit.

Immerhin sind diese Trigger gut zu benennen und dementsprechend einzuschätzen. Da hätten wir im Angebot:

  • Vordrängeln, mehr oder weniger egal wie, wo und wobei
  • In der Bahn einsteigen, bevor die anderen ausgestiegen sind*
  • Einfach über den Zebrastreifen fahren, obwohl ich da rübergehen will
  • Im Auto von hinten drängeln

Da ich selten Auto fahre, ist der letzte Punkt aktuell eher eine Ausnahmeerscheinung. Im Übrigen ist meine Standardreaktion bei Autobahndränglern einfach ein bisschen langsamer zu fahren (2 bis 3 km/h weniger reichen), bringt also bei mir nichts.

Das mit dem Zebrastreifen ist ja leider so, dass man da wenig machen kann, sondern nur heftigst dem Fahrzeug hintergestikulieren kann, was dem Fahrer dann vermutlich wieder ziemlich egal ist. Oder selbst wenn es ihm nicht egal ist, dann hat bisher noch keiner umgedreht und sich entschuldigt. Das heißt, das stimmt nicht. Eine Fahrerin hat sich tatsächlich mal bei mir entschuldigt, und es war wohl wirklich eher etwas Schusseligkeit. Immerhin.

Bei den ersten beiden Punkten aber handelt es sich um Situationen, bei denen man die Leute anbrüllen kann. Vor allen anderen. Und ja, ich komme mir dabei auch immer etwas doof vor und ja, ich mache es trotzdem. Weil sich anscheinend in meinem Leben einmal zu oft irgendwer vorgedrängelt hat und weil sich auch einmal zu oft irgendein Trottel in die Bahn gedrängelt hat, während noch eine ganze Reihe Leute nicht ausgestiegen waren.

Ich glaube, es ist wirklich so: Das ist mir schon zu oft passiert und nach 31 Jahren sind mir die Beweggründe für so ein Verhalten immer noch völlig schleierhaft. Anders kann ich mir nicht erklären, warum ich für diese Sachen so sensibilisiert bin, dass ich Harmonieknubbel mich in Nullkommanix in eine keifende Furie verwandel. Es gibt andere Sachen, die sind genauso doof oder dööfer und über die reg ich mich nicht so auf. Da dreh ich mich um und geh weiter, jedenfalls metaphorisch gesprochen.

Heute war wieder sowas. Die Leute knubbeln sich an der Zugtür, die Tür geht auf, eine ganze Reihe Leute steigt aus, mehr Leute, noch mehr. Irgendwann seh ich, wie sich von rechts eine kleine Frau lauernd neben die Tür stellt und sich zwischen den Aussteigenden reindrängelt.

Trigger erwischt. Furienalarm.

Ich brülle der Frau hinterher, was das für ne Unverschämtheit sei und dass man sowas nicht mache, sich einfach reinzudrängeln.

Im Zug sehe ich die gleiche Frau nochmal, wie sie gerade einen Koffer hochhievt und pampe sie noch mal an, nur für den Fall, dass sie das eben nicht mitbekommen hat.

Dann weiter im Abteil, da ist noch ein freier Platz und… huch!… da sitzt doch die Reindränglerin. Ups, denke ich, böser Fehler. Falsche Frau angepampt, die war das gar nicht, sah nur ähnlich aus.

Also die Sitznachbarin noch mal angepampt. Die ist eher unzufrieden mit der Gesamtsituation, und erklärt erstmal, dass sie nur schnell ihrem Mann beim Gepäckraustragen geholfen hat und schnell zu ihrem Platz zurück wollte, weil da doch ihr ganzes Gepäck ist.

Ups. Richtige Frau angepampt, jetzt schon zweifach, aber offensichtlich tendenziell vollkommen grundlos.

Ich entschuldige mich ungefähr fünfzig Mal, versuche die Wogen noch irgendwie zu glätten, habe aber leider auch weder Kuchen noch Schokolade zur Beschwichtigung dabei. Die Frau bleibt unbeeindruckt und findet mich weiter eher scheiße. Muss ich jetzt wohl mit leben und ein anderer Platz ist auch nicht mehr frei. Mist. Dumm gelaufen.

Mein schlechtes Gewissen treibt mich noch mal zurück zu der wirklich vollkommen zu Unrecht angepampten Frau, bei der ich mich noch mal entschuldige, weil ich sie angebrüllt habe, war aber eine Verwechslung, tut mir wirklich leid, nicht mein Tag heute. Sie findet immerhin gut, dass ich noch mal zum Entschuldigen vorbeikomme. Wenigstens hier ein kleiner Karmaerfolg.

Jeder hat vermutlich so kleine Trigger, die einen zum keifenden Monster werden lassen. Ich habe meine und ich weiß auch, welche das sind.

Also groß hinter die Ohren schreiben: Immer aufpassen, dass sich die Furie dann doch nicht zu sehr daneben benimmt. Ein bisschen Aufregen kann das Karma ab. Aber wenn’s daneben geht, dann muss man sich auch Entschuldigen können. Auch wenn’s ein bisschen peinlich ist. Peinlicher ist, wenn man’s nicht tut.

—-

*Sonderregelung: Wenn es so aussieht, als käme keiner mehr, weil eine kleine Lücke in der Aussteigerschlange entstanden ist bzw. jemand viel zu spät merkt, dass er aussteigen muss, dann ist das okay. Die Furienalarmtaste bleibt dann auch unberührt.

Zugfahren und Fußball

Fußball

Ich stehe am Kölner Hauptbahnhof und habe noch zwanzig Minuten totzuschlagen, bis der Intercity nach Essen abfährt. In der Markthalle haben sie eine Leinwand aufgebaut und alle stehen und sitzen davor und gucken.

Es ist die zwölfte Minute und Lahm hat den Ball, kurz vorm Tor, aber dann hüpft ihm der Ball irgendwie nach hinten über die Hacke und da steht schon ein Niederländer und das war’s dann mit der Torchance.

“Fuck”, entfährt es mir.

Die Frau vor mir dreht sich um, wir gucken uns an und lachen.

“Ja aber, ist doch wahr”, sag ich noch, denn so ist es doch.

Das ist das Schöne am Fußball, dafür kann ich mich auch begeistern, für dieses Zusammengucken und Freuen und Leiden. In der Markthalle im Kölner Hauptbahnhof, in der DB-Lounge, überall. Wie aus dem Nichts sprießen da die Leinwände und Fernseher aus dem Boden und Menschen versammeln sich davor und gucken gebannt, was passiert. Ich mag das und deswegen guck ich zwar eigentlich keinen Fußball, aber wenn WM oder EM ist, dann schon. Sogar Oma guckt im Übrigen, hat sie erzählt, jedenfalls die deutschen Spiele.

Die Frau vor mir dreht sich noch mal um. Wieviel Uhr es ist, möchte sie wissen.

Es ist neun Uhr, sage ich ihr.

“Schön, dann hab ich ja noch drei Minuten.”

Ich habe auch noch zwei Minuten, dann geht’s zum Bahnsteig. Wenn ein Tor fällt werde ich das schon hören, denke ich, während ich auf dem Bahnsteig warte, auf den Zug, der bis zwei Minuten vor Abfahrt noch nicht mal angeschlagen ist, was mich leicht nervös macht.

Im Intercity sagt der Schaffner die Ergebnisse durch, auf die besonders gemeine Tour.

“In der 28. Minute ist ein Tor gefallen”, sagt er. “Von Mario Gomez.”

Diese paar Sekunden zwischen dem ersten Teil des Satzes und dem zweiten Teil machen mich ganz kirre.

Beim zweiten Tor macht er es genauso. Beide Male rufe ich laut “Yeah!”.

Alle anderen im Abteil sind still. Bin wohl der einzige EM-Enthusiast hier.

Zugfahren und Fußball. Es ist seltsam, aber es geht.

Blogowski-Sause #3: Der große heimatPOTTential-Geburtstagsausflug

Seilbahn runter

Die Blogowski-Mädels waren mal wieder unterwegs. Diesmal war’s zur Abwechslung von etwas längerer Hand geplant, denn Juli hatte da schon beim ersten Blogowski-Treffen (wir erinnern uns) etwas im Sinn. Ihr Blog hatte nämlich kürzlich Geburtstag und zur Feier haben wir genau die Tour wiederholt, über die Juli damals in ihrem ersten Blogpost geschrieben hatte.

Im Klartext heißt das: Einmal mit der Seilbahn rauf zu Schloss Burg an der Wupper, dann ab nach Wuppertal mit der Schwebebahn fahren und zum Schluss zur Holsteiner Treppe ein bisschen Kunst gucken. Und genau so haben wir das dann auch gemacht.

Um zwölf Uhr schmissen Doreen, Serpil und ich uns zu Sandra ins Auto und ließen uns den langen Weg nach Solingen kutschieren. Zusammen mit Anja warteten wir dann auf die Ankuft des Julimobils, in dem neben Juli noch Natali, Gesa und Fee saßen. Und dann ging’s ab nach oben.

Ankunft

Seilbahn nach oben

Während ich unten auf festem Boden noch mit meiner absenten Höhenangst rumgeprahlt hatte, musste ich dann auf der Tour nach oben feststellen, dass ich da wohl doch nicht so ganz vor gefeit bin. Zu meiner Verteidigung könnte ich vielleicht noch einfügen, dass ich Höhe ganz gut kann, aber Wackeln nicht. Und Wackeln in Kombination mit Höhe schon gar nicht. Es gibt da eine lustige Geschichte von mir in einem Hubschrauber. Allerdings ist die eigentlich gar nicht so lustig, denn es geht hauptsächlich darum, wie ich mal in einem Hubschrauber saß und mich ungefähr 25 von 30 Minuten Rundflug nur noch auf den Boden zurücksehnte.

Die Fahrt mit der Seilbahn zu Schloss Burg dauert aber Gott sei Dank nicht 30 Minuten und es wackelt auch weniger als in einem Hubschrauber. Trotzdem war ich ganz froh, als wir oben ankamen. Dort wurde gemeinschaftlich entschieden, dass man sich die geplante Kuchenschlacht erst einmal durch Rumlaufen verdienen müsste und wir liefen exakt einmal ums Schloss. Das ist… nicht so viel. Gesa und Juli lieferten sich noch einen schicken Schwertkampf und dann kehrten wir bei Café Voigt ein, wo die Mehrheit sich für Bergische Waffeln mit allerlei Leckereien (Milchreis, Kirschen, Sahne und Eis) entschied und lustige Autofahrgeschichten ausgepackt wurden.

Waffeln

Was noch ausgepackt wurde: GEBURTSTAGSGOODIES! Juli hatte in mühevoller Kleinstarbeit und teilweise mit blutenden Fingern Geburtstagstütchen vorbereitet, in denen sich nicht nur leckere Süßigkeiten (ZUNGENTATTOOS!), sondern auch Aufkleber, Dekosternchen und Pustefix befanden. Da stellte sich mir direkt die Frage, wo Juli ihre Spione versteckt hat, die wussten, dass mein Pustefix alle war.

Tütchen

Tütchencontent

Nach einer ebenso wackeligen Gondelfahrt nach unten ging es weiter nach Wuppertal. Am Alten Markt verteilte Blogowski-Touriführerin Anja erst mal tolle Schwebebahnkulis und dann stiegen wir in die Schwebebahn und juckelten gute zehn Stationen bis zum Zoo, nur um dann nach kurzem Aufenthalt wieder zurück zu juckeln.  Auch hier stellte sich heraus, dass wackelnde Sachen nicht so meins sind. Jedenfalls nicht im Stehen. Und nicht mit Runtergucken. Schwebebahnfahren ist trotzdem ganz großes Kino, auch wenn ich die Seilbahn einen Tick aufregender fand.

Pendeln

Blau

Und weil wir dann immer noch nicht genug hatten, ging es zur Holsteiner Treppe einem Kunstprojekt von Horst Gläsker, das mal total toll aussah, bei unserem Besuch aber vor allem durch hohes Schmutzpotential zu beeindrucken wusste. Das hielt uns nicht davon ab, einmal alle Stufen rauf und wieder runter zu laufen und dabei lustig rumzuposen. Natürlich alles für die Kunst. Das Kaleidoskop ganz oben fiel leider auch in die Kategorie “Super in der Theorie, Gehtso in der Praxis”.

Straßenschild

Beruhigung

Schmachten

Juli konnte es dann doch nicht lassen, zumindest die Stufe mit dem Wörtchen “Heimat” ein bisschen zu säubern (Merke: Pustefix ist flexibel einsetzbar). Beim nächsten Ausflug zur Holsteiner Treppe müssen wir wohl vorher unsere Druckreiniger aus Kellern und Garagen kramen und hier mal ordentlich sauber machen. Das wird ein Spaß.

Heimat

Und so ging der Geburtstagsausflug zu Ende. Sehr abwechslungsreich, nicht ganz schwindelfrei, aber auf jeden Fall im höchsten Maße toll. Aber wie soll das auch anders sein, bei den Damen.

Mehr Berichte gibbet bei Juli, Fee, SandraGesa und Doreen.

Und mehr Bilder gibbet jetzt.

Seilbahn

Seilbahn

Füße

Ziege

Lomo

Burg

Fee

Schwertkampf

Kolibri

Mittach

Aussteigen I

Aussteigen II

Schwebebahnkuli

Höchstgeniöse Schwebebahnkugelschreiber

Anja

Schwebebahn

Station

Schienen

Gesa und Doreen

Wupper

Fotografen

Schwebebahn

Lutschschweinchen

Am Zoo wurde noch schnell etwas Proviant verteilt, nämlich Erdbeerlutschschweinchen…

Kekse!

… und selbstgebackene Kekse!

Schwebebahnfahren

Ampel

Treppe

Rohre

Jauchzen

Bösartig und wirr

Doreen und Sandra waren der Meinung, wenn sie sich einfach auf die Stufen für “bösartig” und “wirr” stellen würde, würde das vollkommen ausreichen.

Graffiti

Göttlich

Doreen mit einstudiertem allergöttlichsten Fotolächeln.

Fünf

Drei

Bunt

Deutschland, deine Bahnhöfe: Frankfurt am Main Hbf

Pro: Kopfbahnhof, zwei sehr umfangreiche Buch-, bzw. Zeitschriftenläden, großes kulinarisches Angebot (ich empfehle einen Milchshake von Häagen Dasz, zwar teuer, dafür aber muss man aber den Rest des Tages nichts mehr essen), Züge fahren mehr oder weniger überall hin, regelmäßig lustige Ausstellungen in der Vorhalle (SCHLANGEN UND SPINNEN! OSTERMARKT! HANDWERKERRAMSCH!), Gleise vorbildlichst übersichtlich angeordnet.

Contra: Kopfbahnhof, der fiese Tunnel (siehe auch “Besser nicht”), Zugang zur DB-Lounge schön weit von den Gleisen entfernt, damit man möglichst lange braucht, S-Bahnen fahren ganz woanders (jedenfalls gefühlt), kein Dunkin‘ Donuts, Sitzmöglichkeiten im Starbucks begrenzt und die auch nicht so schön, sich vordrängelnde Kostümträgerinnen bei Ditsch.

Geheimtipp: In der Post ist noch ein Geldautomat. Das sag ich den Leuten aber immer erst, wenn ich fertig bin mit Geldabheben.

Besser nicht: In den fiesen Tunnel auf Höhe Gleisabschnitt C. Da riecht’s nicht so gut, zu keiner Jahreszeit.

Die Tour: Vom nördlichsten Gleis Höhe Gleisabschnitt C (geschätzt) zur Poststraße raus, dann am Bahnhof lang gen Osten bis zum Vorplatz, rein und auf Gleis 7 (glaub ich). Wer unerwartet Hunger hat, kann im IMA kitchen in der Ottostraße die besten Burger essen.

Häuser

Fahrrad

Mehr Häuser

Hotel

Orange

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Männchen

Container

Baum

Atlas

Taxieinstieg

Blumen

Taube

Glas

Kabel

Dach