Wenn ich erzähle, dass ich Blutspenden gehe, dann sind die Leute immer ganz erstaunt. Meistens passiert das in so einem Nebensatz, oder weil’s gerade wegen irgendwas anderem eben um Blutspenden geht, und dann gucken immer alle so halb erstaunt und halb ehrfürchtig, so als wäre das eine ganz besondere Leistung.
Dabei ist das ganz einfach. Aber fangen wir mal am Anfang an.
Das erste Mal Blutspenden war ich vor über zwei Jahren. Der Mann war gerade in Australien und ich lief allein durch Düsseldorf und kam an einem Blutspendemobil vorbei, das mitten in der Düsseldorfer Altstadt geparkt war. Weil ich das sowieso immer schon mal machen wollte und mir lediglich die elende Prokrastination im Weg stand, tigerte ich zielstrebig auf einen Menschen mit rotem Kreuz auf der Arbeitskleidung zu und bot mich als potentielle Blutspenderin an.
So bekam ich alles erklärt, musste den Fragebogen ausfüllen, wurde mit Cola abgefüllt, auf eine Liege verfachtet, mir wurde eine Nadel in den Ellebogen gesteckt und irgendwann war ein halber Liter abgepumpt, es gab noch lecker belegte Brötchen zu essen und ich durfte mir eine Tafel Ritter Sport aussuchen.
Wenn man dann erst einmal Blut gespendet hat, kriegt man praktischerweise die Information, wann man als nächstes wo spenden kann, zugeschickt und dann ist auch der Aufwand nicht mehr so groß und selbst professionelle Prokrastinierer wie ich schaffen es, den nächsten Termin wahrzunehmen.
Mit dem Umzug nach Essen wurde es noch einfacher, da gibt es nämlich mitten in der Stadt ein Blutspendezentrum des DRK, das von Montag bis Samstag geöffnet hat. Schön daran ist, dass hier alles eben nicht so provisorisch für einen Tag aufgebaut ist, sondern immer da ist und dadurch alles ein bisschen einfacher und gemütlicher wirkt.
Und damit komm ich zum eigentlichen Punkt: Blutspenden ist total einfach. Man muss eigentlich nichts tun, außer lächeln, ein paar Kreuzchen machen, ein paar Fragen beantworten, und ansonsten hauptsächlich trinken, essen, rumsitzen und liegen. Im Wesentlichen muss man trinken, essen und liegen. Das kann ich.
In Essen läuft das also so ab: Man meldet sich unten an der Rezeption an, wo man schon mal freundlich angelächelt wird, denn beim Blutspenden sind eigentlich alle immer nett zu einem. Das ist auch ein weiterer Grund, Blut spenden zu gehen, man wird mit Nettigkeit und Fürsorge geradezu überschüttet, weil sich alle so freuen, dass man freiwillig gekommen ist, um ein bisschen was von seinem Blut abzugeben.
Es gibt also nicht nur Essen und Trinken für umme, nebenbei wird auch noch das Karmakonto aufgestockt, während Menschen um einen herumwuseln, einen anlächeln und sich dauernd nach dem Befinden erkunden.
Wenn man sich angemeldet hat, kriegt man ein Klemmbrett mit dem Fragebogen und dem Ausweis und dann darf man oben ins Bistro und sich da mit Getränken seiner Wahl abfüllen lassen, um den Blutdruck auf Tour zu bringen. Außerdem muss man noch Kreuzchen auf dem Fragebogen machen und dann zum Arzt zur Voruntersuchung.
Der Arzt piekst einmal ins Ohr, guckt sich den Fragebogen an, fragt noch mal nach, wenn was zu klären ist, misst den Blutdruck und dann darf man spenden oder nicht. Ich durfte bisher immer spenden, auch wenn mein Blutdruck immer so ein bisschen am unteren Ende der Akzeptanzskala rumkrebselt.
Danach darf man auf die Liege und wird gefragt, wo man denn bitte schön gepiekst werden möchte. Ich hab da keine Vorlieben, ich weiß auch nicht, warum man lieber in den einen als in den anderen Arm gepiekst werden wollen könnte, aber es gibt auch da bestimmt Gründe.
Ich möchte hier nicht lügen, also sag ich mal lieber gleich, dass ich die Nadel sehr groß finde. Aber die können das gut da, machen das ja den ganzen Tag lang, und dann liegt man eigentlich nur da, hat im besten Fall einen Knautschball zum Pumpen in der Hand und wartet nur, bis das Plastikding voll ist. Wenn es soweit ist, wird man wieder abgekoppelt, kriegt einen schicken Angeberverband, muss noch ein bisschen liegenbleiben und wird dann ins Bistro zum Stärken geschickt.
Beim DRK kriegt man immer noch ein lustiges Geschenk und darf sich eine Tafel Schokolade mitnehmen. Ich hab da schon eine astreine Taschenlampe bekommen, einen Regenschirm, den ich gegen eine Dose eingelegten Hering getauscht habe (andere Geschichte), ein Desinfektionsspray, einen tollen Kuli und zur fünften Spende in Essen einen Ritzenhoff-Flaschenöffner.
Dafür mach ich’s natürlich nicht. Ich mache das, weil ich’s kann. Ich mache das, weil ich das sinnvoll finde. Ich mache das, weil es einem total einfach gemacht wird. Weil die Leute so nett sind. Weil es mich außer ein bisschen Zeit nichts kostet. Weil es tatsächlich irgendwie entspannend ist, auf einer Liege liegen zu müssen und nichts zu tun.
Man kann jetzt darüber diskutieren, ob man beim DRK spenden soll oder doch lieber direkt im Krankenhaus. Ich kenne mich da nicht aus, ich gehe optimistisch davon aus, dass mein Blut sinnvoll verwendet wird, dass es zu jemandem kommt, der es brauchen kann. Das ist für mich die Hauptsache, der Rest ist mir zunächst wumpe. Ich lasse mir da aber gerne erklären, wie das alles so funktioniert und bin auch dankbar für Hinweise, wo man das sonst noch machen kann und wie das da funktioniert.
Man kann auch darüber diskutieren, ob es noch zeitgemäß bzw. diskriminierend ist, dass u.a. homosexuelle Männer offiziell nicht spenden dürfen. An dieser Stelle geht es mir jedoch vor allem darum, klarzustellen, dass es keine besondere Leistung meinerseits ist, wenn ich zur Blutspende gehe. Es ist ganz einfach, es ist auch gar nicht unangenehm und es gibt kaum einen Grund, warum man das nicht machen sollte (außer eben, weil man aus welchem Grund auch immer nicht darf). Es hilft ja auch nicht, aus Protest nicht spenden zu gehen.
Wer mehr wissen will, der sollte sich bei der Textzicke umgucken, die hat nämlich erst gestern darüber geschrieben und war ein bisschen fleißiger als ich, was das Zusammensuchen von Links und Telefonnummern angeht.
Der wichtigste Link ist wohl der zum Deutschen Roten Kreuz: http://www.blutspende.de/
Alternativ kann man sich auch bei den Krankenhäusern über die Möglichkeit einer Blutspende informieren (hier z.B. das Universitätsklinikum Essen). Dort wird man meines Wissens eher finanziell entlohnt, da ich noch nicht da war, kann ich auch nicht sagen, inwiefern sich das Procedere von dem beim DRK unterscheidet.
Es gibt sehr viele gute Gründe fürs Blutspenden, ziemlich wenig dagegen. Also aufraffen, Termin nachgucken, hingehen, sich betüddeln lassen und glücklich wieder nach Hause gehen. Im Zweifelsfall mit Schokolade in der Tasche.
6 geleistete Vorspenden, Ende September darf ich wieder. Yeah!