Schöner Suchen, Teil 3

Besonders gut finde ich, dass mein Blog jetzt Anlaufstelle für Wagneropernfragen ist, obwohl ich ja überhaupt keine Ahnung davon habe. Und Seeotter-Liebesbekundungen. So interpretiere ich das jedenfalls. Hiermit präsentiere ich zehn neue schöne Suchanfragen, die andere Leute auf mehr oder weniger verschlungenen Pfaden und teilweise unerklärlichen Gründen auf meinen Blog geführt haben.

fahrradhelm lustig

Ich finde es positiv, wenn man Informationen über Fahrradhelme sucht. Das ist schon mal intelligenter als das, was ich mache, nämlich ohne Fahrradhelm zu fahren. Wenn ich denn hoffentlich bald mal endlich einen kaufe, dann soll es einer von Nutcase sein. Die sind zwar nicht unbedingt lustig, aber wenigstens sehr hübsch.
 
cinemaxx seite knistert

Das sind bestimmt die doofen Sitznachbarn mit ihrem doofen Popcorn. Also Leute wie ich, die der Ansicht sind, Popcorn würde zum Kinobesuch zwingend dazugehören. Wenn’s komisch riecht, sind es vielleich auch die doofen Sitznachbarn mit ihren doofen Nachos. Sowas würde ich aber nie tun. Nachos im Kino finde ich seltsam.

alles ganz bunt umwickelt

Sieht bestimmt hübsch aus, auch wenn ich nicht weiß, worum es geht.

argumente die für bubble tea sprechen

Gibt’s keine. Außer, dass es lecker ist, jedenfalls, wenn man es gerne sehr süß hat. Ich finde, man braucht aber auch keine Argumente, um irgendwas gut zu finden. Wenn man es gut findet, dann darf man das einfach so machen, ohne dass man das begründen muss. Vor allem, wenn’s um Essen und Trinken geht. Ich empfehle aber, von den ganz abgefahrenen Sorten erstmal abzusehen und sich langsam ranzutasten. Ein leckerer Milchtee mit Tapiokaperlen und dann kann man beim nächsten Mal ja etwas mehr wagen.

seeotter liebe

Ja.

bochum hässliche stadt

Och, geht. Etwas seltsam vielleicht, ein bisschen unentschlossen, aber auch sympathisch. Ich empfehle ja mittlerweile immer, einfach hinzufahren und selber zu gucken, wie man’s findet. Ansonsten ist direkt daneben Essen, da ist es auf jeden Fall schön.

familie setzt mich unter druck weil ich keinen mann hab

Das halte ich für grundsätzlich falsch. Ich dachte immer, Familie sei dafür da, dass man da immer hin kann, wenn irgendwas ist und nicht, um einem Probleme zu machen. Wie soll das denn auch funktionieren, unter Druck einen Mann zu finden? Außerdem müsste man da erstmal klären, ob man denn überhaupt einen Mann will. Schwierig ist das alles und ich weiß es doch auch nicht.

hübsche walküre

Opernsängerinnen sieht man ja nur so von weitem und dann haben die ja meistens ganz tolle Kostüme und viel Maske und so. Schwer zu sagen, aber die bei uns sah ganz gut aus. Jedenfalls von weitem.

fahrrad platten machen ohne das einer was merkt

Nein. Schlechte Idee. Lass das.

oper siegfried worum gehts

Hachja. Soll ich den Mann mal vorbeischicken, um’s zu erklären? Die sind immer so furchbar kompliziert, diese Wagneropern. Wie Seifenopern. Nur noch komplizierter und mit mehr Göttern.

Abenteuer Essen: Andouillette (Sachen, die ich nicht noch einmal essen möchte)

Ich probiere ja mittlerweile fast alles. Das war früher nicht so. Als Kind war mir so gut wie jede Form von Gemüse höchstsuspekt. Ich bin dann aber doch irgendwie groß geworden und vielleicht ist es ja der Tatsache geschuldet, dass meine Eltern mich nie nötigten, irgendetwas zu essen, was ich nicht mochte, dass ich jetzt gerne auch mal abenteuerlichere Dinge probieren.

Jedenfalls saßen der Mann und ich vor vielen Jahren in Lüttich in einem schönen Restaurant und wollten so richtig lecker belgisch essen. Die Karte war selbstverständlich nur auf Französisch und unser Stolz erlaubte nicht, mal nachzufragen, um was es sich denn bei den einzelnen Gerichten handeln könnte. Immerhin kann ich ganz gut Französisch und so konnte ich sowohl Kalbskopf als auch Schweinsfüße identifizieren und ausschließen. Die als Lütticher Spezialität angepriesenen Fleischbällchen klangen mir zu sehr nach schnöden Frikadellen und so blieb irgendwann nur noch die geheimnisvolle “Andouillette” übrig.

(Wer weiß, was Andouillette ist, kann an dieser Stelle schon mal anfangen, herzlich zu lachen. WIR WUSSTEN ES HALT NICHT BESSER!)

Denn erstens wurde die mit Linsen serviert und mit Linsen kriegt man mich eigentlich immer und zweitens stand da “rôti” und das verband ich mit gebratenen Hähnchen und Grillgut im Allgemeinen und schlossfolgerte knallhart, dass es dann ja nicht so schlimm sein könnte, denn Innereien zum Beispiel, die grillt man ja nicht.

Frohen Mutes bestellte ich also Andouillette, was die Bedienung auch ohne mit der Wimper zu zucken aufnahm. Zunächst gab es die Vorspeisen, Salat mit Ziegenkäse und Zwiebelsuppe, beides vollkommen harmlos und gut. Nach der Vorspeise verschwand der Mann kurz auf der Toilette und als er wiederkam, war nicht nur die Hauptspeise am Tisch angekommen, sondern ich bereits verzweifelt.

“Ich kann das nicht essen”, wimmerte ich.

Der Mann hatte etwas anderes bestellt, ich weiß aber nicht mehr was, denn der ganze Restaurantbesuch ist von der Erinnerung an die unheilvolle Andouillette so überschattet, dass ich kaum etwas anderes erinnere.

Während der Mann also recht glücklich anfing, von seinem Teller zu essen, hielt ich ihm ein Stück Andouillette unter die Nase.

“Probier mal”, forderte ich ihn auf.

Der Mann nahm die Gabel, roch einmal und gab sie mir zurück.

“Das ess ich nicht”, sagte er.

Die Andouillette, ein wurstartiges Irgendwas, das schon beim Aufschneiden seltsam aussah und roch wie… ja, wie eigentlich? Nicht gut auf jeden Fall. Nicht wie etwas, das man freiwillig essen möchte. Dazu kam die, nennen wir es “eigenwillige” Konsistenz, leicht gummiartig teilweise, mit interessanten Mustern. Vor allem aber der Geruch.

Verzweifelt versuchte ich, mehr als einen Bissen von dem komischen Ding auf meinem Teller runterzubringen. Ich schaffte, nur Dank meiner immensen Willenskraft, immerhin drei Bissen, bis ich aufgab und niedergeschlagen zumindest noch ein bisschen was von den Linsen runterbrachte.

Währenddessen mutmaßten wir, was ich denn da eigentlich so auf dem Teller haben könnte. Der Mann meinte, er habe schon mal gehört, dass man in Belgien Ratten essen würde, also wäre das vermutlich Ratte da auf meinem Teller. Da ich jetzt auch das französische Wort für Ratte nicht parat hatte, konnte diese Vermutung spontan weder bestätigt noch verworfen werden. Heute wissen wir, dass es keine Ratte war und ich würde auch mal behaupten, Ratte wäre  weniger schlimm gewesen. Ratte schmeckt vermutlich wie Hühnchen.

Meinen vollen Teller räumte die Bedienung ebenso professionell ohne “Hat’s geschmeckt?”-Kommentar ab. Wahrscheinlich bin ich nicht der erste Mensch, der an einer Andouillette scheiterte, auch nicht in diesem Lütticher Restaurant. Vielleicht bin ich nur der erste Mensch, der Andouillette bestellte ohne zu wissen, was das sein könnte. Aber wahrscheinlich bin ich noch nicht mal das.

Die Aufklärung folgte erst wieder zu Hause. Andouillette ist eine Innereienwurst, hauptsächlich aus dem Darm und Magen vom Schwein, es kann aber auch noch anderes drin sein, auch von anderen Tieren. Als wir meinem Onkel die Geschichte erzählten, hatte der schon bei der ersten Erwähnung von “Andouillette” Lachtränen in den Augen.

“Kennst du das?” fragten wir ungläubig.

“Ja klar”, sagte er. “Pisswurst!”

Damit wäre das dann auch geklärt.

Es bliebe noch anzumerken, dass “meine” Andouillette sogar das Gütesiegel der französischen Andouillette-Gesellschaft “Association amicale des amateurs d’andouillettes authentiques”, kurz AAAAA, hatte. Es war also bestimmt eine sehr gute Andouillette. Ich konnte sie trotzdem nicht essen und ich möchte es auch nicht noch mal versuchen.

Auf der anderen Seite: Selbst wenn ich gewusst hätte, was Andouillette ist, dann hätte ich das sicherlich irgendwann bestellt, einfach, um zu wissen, wie das schmeckt. Denn woher soll man denn wissen, ob etwas gut oder schlecht schmeckt, wenn man es nicht probiert hat. In diesem Sinne ist diese Geschichte schon eine Warnung, sie soll aber niemanden davon abhalten, nicht mutig zu sein, und das Abenteuer “Andouillette” selber zu wagen. Man muss ja auch mal was wagen im Leben.

Lüttich

Irgendwo hier in der Ecke spielte sich das Drama ab.

Waffel

Da wir von der Andouillette des Grauens kein Bild gemacht haben, hier als Ersatz ein Bild einer äußerst leckeren Lütticher Waffel. Die empfehle ich uneingeschränkt, es gibt kaum Besseres.

Axolotl

Ein Axolotl im Lütticher Aquarium. Hat nichts mit der Geschichte zu tun, aber es ist ein Axolotl. Axolotl gehen immer. (Das Lütticher Aquarium befindet sich im Keller irgendeines anderen Museums und ist sehr klein und dunkel. Es kostet aber nicht viel und es gibt Axolotl, fiese weiße Hüpfwasserfrösche und einen augenlosen Fisch. Es lohnt sich also.)

Einmal durch den Rheinpark

Teil 1 des Köln-Ausflugs “Seilbahn” kann man hier gucken.

Aus der Seilbahngondel raus und rein in den Rheinpark. Man kann gar nicht so viel über den Rheinpark schreiben. Es ist ein schöner Park direkt am Rhein. Deshalb heißt er vermutlich auch Rheinpark.

Es gibt hübsche Springbrunnen, ein bisschen Botanik, einen schönen Spielplatz mit viel Kletterkram und eh man sich’s versieht, ist man an der Hohenzollernbrücke.

Den ganzen Weg hat man den Dom im Blick, Grund 2391, warum rechtsrheinisch auch ganz toll ist, denn von hier hat man den schönsten Blick auf den Dom. So. Wenn das mal kein Argument ist.

Vor allem aber der Rhein. Leute spazieren am Rheinufer entlang, auf dem Rhein fahren Schiffe, über den Rhein rollen die Züge in und aus dem Hauptbahnhof und überhaupt ist hier alles schön.

Park, Rhein, Sonne, Dom. Hach.

Brunnen

Brunnen

Brunnen II

Seilbahn

Botanik

Baum

Blätter

Gleis

Rost und Rhein

Dom

Ufer

Schiffchen

Spitzen

Immer dieser Dom.

Turm

Rheinwasser

Da lang

Klettern

Hohenzollernbrücke

Tourismus

Pferd

Blutsgeschwister (Once You Find a Label You Really Like, You Put a Ring on It)

Disclaimer: Es folgt heftigster Mädchencontent. Ich werde von Klamotten schwärmen. Mehrfach. Und in höchsten Tönen. Und es ernst meinen. Es wird ganz schlimm werden, aber wir reden hier immerhin von den Blutsgeschwistern und da kann ich ja mal nichts für, dass die so schöne Klamotten machen, dass selbst Modemuffel wie ich anfangen, vor Freude zu quieken. Also, es wird jedenfalls sehr übel.

Ich hab’s ja nicht so mit Klamottenkaufen und Mode und so, aber ich hab trotzdem Spaß an hübschen Sachen. Wer da jetzt einen Widerspruch vermutet, irrt. Was ich meine ist, dass ich schon gerne hübsche Kleider gucke und anziehe, aber beim Einkauf meistens nach dem ersten Laden die Geduld verliere. Die Auswahl zu groß, was auf dem Stapel schön aussah, steht mir überhaupt nicht, die Umkleiden zu klein und die Schlange davor zu lang und überhaupt. Alles ganz schlimm.

Deswegen bin ich froh, dass ich jetzt die Blutsgeschwister gefunden habe. Mit den Blutsgeschwistern ist es nämlich so:

1. Die Kollektionen sind genau nach meinem Geschmack. Ein bisschen niedlich und verspielt, aber trotzdem alltags- und bürotauglich. Schöne Muster, tolle, fantasievolle Schnitte, ein großes HACH!

2. Gut und liebevoll verarbeitet sind die Kleider ebenfalls, jedenfalls nach meinem Laiengefühl. Ich kenn mich ja nicht aus.

3. Die Flagstores sind schön, die Umkleidekabinen nicht stickig und eng und die dort arbeitenden Blutsschwestern – jedenfalls alle, die ich bereits kennengelernt habe – sehr nett. Da hab sogar ich auf einmal Lust, mehr als für die Kaufentscheidung nötig anzuprobieren.

4. Bezahlbar ist es auch noch. (Juchu!)

In die neuen Kollektionen “Dear Old Manor” und “Music Express!” (letztere kommt Mitte Septemberin die Läden) hab ich mich komplett verliebt, die Schwarzwaldkollektion kann aber auch was. Die Kataloge fliegen bei mir durch die Wohnung, weil ich nicht genug davon kriegen kann, darin zu blättern und mich auf die Zeit nach dem Urlaub zu freuen, wenn erstens das Wetter das Tragen langärmliger Kleider weniger albern erscheinen lässt und zweitens dann auch die “Music Express!”-Kollektion draußen ist.

Hab ich gerade geschrieben, dass ich mich auf eine Kollektion freue? Hilfe, was haben die nur mit mir gemacht! (So war ich doch wirklich nie.)

Um mal einen besseren Eindruck zu liefern, hab ich hier ein paar persönliche Lieblingsstücke zusammengestellt. Die grüne Strickjacke besitze ich bereits, der Mantel und das schwarze Blumenkleid stehen ganz weit oben auf der Wunschliste.

Praktisch jedenfalls, dass ich jetzt gar nicht mehr lange überlegen muss, wo ich hingehe, wenn ich was neues zum Anziehen brauche. Das spart Zeit und Nerven. Nur ein Blutsgeschwister-Store im Ruhrgebiet, das fehlt noch. Also sehr.

Sehr sehr.

(Ich geh jetzt den Zaunpfahl wegbringen.)

Old Manor

von rechts nach links: Strict Stricklisl Cardigan, Hot Shot Bluselet Bluse, Trench in Love Mantel

Old Manor

von links nach rechts: Saddlecat Breeches HosePlaidmaid Shortskirt RockGrandpa’s Suspendershorts Shorts

Old Manor III

von links nach rechts: Tartan Girl Dress Kleid, Steigbügel Robe Kleid

Schwarzwald

von links nach rechts: Aber Oho Dress Kleid, Heimatchoral Dress Kleid, St. Georgen Bridaldress Kleid

Und hier noch ein paar nette Sachen aus der Sommerkollektion, die es jetzt in den Filialen und im Internet im Sale gibt. Ich habe mir da für den Sommerurlaub noch zwei bunte Shorts und das rechte Kleidchen zugelegt und jetzt kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen.

In die Sommermäntel bin ich auch schwer verliebt, aber man muss sich ja auch mal zurückhalten können.

Sommer

von links nach rechts: Liz‘ Leisure Trench, Heloise’s Etui Kleid

Alle Bilder by Blutsgeschwister

Deutschland, deine Bahnhöfe: Erbach (Odenw)

Pro: Auch hier muss man erst mal sagen: Immerhin gibt es einen. Sogar mit ganzen zwei Gleisen, was im Odenwald nicht unbedingt selbstverständlich ist. Und tagsüber frequentieren auch ausreichend Züge den Bahnhof und bringen einen entspannt in alle möglichen Richtungen. Es ist ordentlich, die Anzeige funktioniert, anscheinend ist der Bahnhof halbwegs barrierefrei und die Aussicht ist auch schön. In der Güterhalle gibt’s angeblich Speis und Trank, Zeitschriften und sogar diesen neumodischen “Coffee to go” und man muss nur einmal über die Straße und ein paar Stufen runter und schon ist man im idyllischen Erbach. Außerdem hübsche Bänke und die tolle Lokomotive vorm Bahnhof. Und die Odenwald-Bahn scheint mir eine der nettesten Bahnen Deutschlands zu sein. Hach.

Contra: Die letzte Bahn fährt um 21:07. Ich werde das noch ein paar Mal wiederholen, damit es sich einprägt. 21:07. 21:07. So. Und mit letzte Bahn meine ich letzte Bahn, die nächste fährt dann nämlich erst wieder um kurz vor fünf. Ansonsten muss man wohl in Erbach übernachten, was vielleicht gar nicht so schlimm ist, die Altstadt ist jedenfalls sehr reizend. Aber mal abgesehen davon und vollkommen abgesehen davon, dass man sich hier mitten im Nichts… pardon, mitten im Odenwald befindet, ist der Bahnhof wirklich hübsch und bietet für seine Verhältnisse mehr als so manch anderer Bahnhof in größeren Orten. Man muss auch mal loben.

Geheimtipp: Die Lokomotive vorm Bahnhof wird nachts beleuchtet. Voll schön. Es scheint auch so, als ob Erbach der Bahnhof wäre, wo die VIAS-Bahnen abends zum Schlafen hinfahren. Vielleicht kann man sich anschleichen und sie leise schnarchen hören.

Besser nicht: Den letzten Zug verpassen. Der fährt um 21:07. Erwähnte ich bereits.

Die Tour: Tour? Öhm. Angekommen, rumgelaufen, fotografiert und dann Richtung Erbach und da sofort verlaufen. Auf dem Rückweg hab ich noch die schön beleuchtete Lokomotive fotografiert und hab dann auf den Spätzug gewartet. Also den um 21:07.

Schild

Odenwald-Bahn

Nach Norden

Ding

Unkraut

Betreten nur

Mehr Schilder

Snack

Noch mal Schild

Letzter Zug

Zeit

Kästen

Schilder

Gleise

Lok

Bank

Güterhalle

Draußen

Lok abends

Wie man sich die Welt schönredet: Ein Beispiel

Ich erwähnte ja bereits, dass ich ein Talent dazu habe, mir die Welt schön zu reden. Wer sich aber darunter nichts konkret vorstellen kann, für den hätte ich hier ein Beispiel.

Gestern morgen musste ich zum Bahnhof, wie immer eigentlich. Aber nicht wie immer stand auf der Anzeigetafel an der Straßenhaltestelle nicht die Minutenangabe für die Ankunft der nächsten Bahnen, sondern irgendwas von man solle bitte auf die Lautsprecherdurchsagen achten.

So etwas finde ich ja gleich verdächtig, und da das Wetter schön war, dachte ich, dann nehm ich mir eben ein Leihrad und fahr damit zum Bahnhof. Auf dem Weg zum Leihradständer fiel mir dann auch spontan ein, dass ich das Leihrad von gestern gar nicht abgemeldet hatte.

Ups.

Immerhin, wenn man ein Rad nicht abmeldet, dann gehört es einem ja offiziell noch und dann steht es auch noch da, wo man es gestern abgestellt hat und man kann es auch einfach wieder nehmen. 24 Stunden kosten bei nextbike 8 Euro, 3 Euro (so vermutete ich jedenfalls) hätte ich für die sonntägliche Ausleihe schon bezahlen müssen, jetzt noch 1 Euro für die Fahrt zum Bahnhof. Na ja, vier Euro in den Sand gesetzt. Gibt Schlimmeres.

Außerdem – und hier fängt das Schönreden an – wenn die Bahn ordentlich gefahren wäre und ich nicht auf die Idee gekommen wäre, dass ich das Leihrad ja gar nicht abgemeldet hatte, wer weiß, wann ich das sonst gemerkt hätte. Wahrscheinlich erst bei der nächsten Rechnung oder so. Oder nie. Und das wären dann mehr als vier Euro gewesen.

Merke also: Ein bisschen Bahnchaos plus akute Verpeiltheit am Vortag (die Hitze, ne?) ergibt ein glückliches Ich, dass sich freut, weil man jetzt doch nicht Unmengen an Geld für nix bezahlen muss.

Also mit dem Rad zum Bahnhof gefahren und dort natürlich viel zu früh angekommen. Dafür war der Himmel so schön, und der Ausblick auf die große A40-Baustelle so großartig, dass ich gleich das Handy und die Kamera zücken musste und wild rumfotografiert habe.

Merke also: Ein bisschen Bahnchaos plus akute Verpeiltheit am Vortag plus zu früh am Bahnhof ankommen ergibt ein glückliches Ich, dass sich freut, weil man jetzt noch wunderschöne Bilder von einer A40-Baustelle bei Sonnenaufgang machen kann.

Und so funktioniert Schönreden. Man ignoriert die doofen Dinge und konzentriert sich ganz auf die tollen Dinge, die gar nicht passiert wären, wenn die doofen Dinge nicht zuerst passiert wären.

Dieses Bild gäbe es nicht, wären die Bahnen ordentlich gefahren. Welch ein Glück.

Seilbahn

Wenn man in Köln aufwächst und dann wegzieht, hat man irgendwann das Problem, dass von einem erwartet wird, man würde sich in großem Stil auskennen, während man de facto hauptsächlich weiß, was man so mit Kindern unternehmen könnte. Wenn man mich also fragt, was man in Köln so machen sollte, dann muss ich erstmal nachdenken und dann werde ich mit ziemlicher Sicherheit “Seilbahn fahren!” sagen.

Seilbahn fahren ist nämlich ein großer Spaß. Man steigt auf der einen Seite des Rheins ein, gondelt dann gemütlich über den Rhein und steigt dann auf der anderen Seite aus. Dann kann man sich aussuchen, ob man wieder zurück fährt oder ob man einfach auf der anderen Seite was Nettes macht.

Positiv ist nämlich auch noch, dass auf beiden Seiten was Nettes ist. Rechtsrheinisch hätten wir den Rheinpark und linksrheinisch den Zoo, das Aquarium und die Flora. Und bis zum Dom ist es auch nicht weit, egal, wo man ist.

Weil es so heiß ist und noch heißer werden soll an diesem Samstag kaufen wir vorsichtshalber mal Tickets für hin und zurück, denn ob wir den ganzen Weg bis zur Hohenzollernbrücke laufen wollen oder ob das nicht doch zu weit ist, das haben wir noch nicht entschieden.

Zu fünft in eine Gondel geht leider nicht, also wird aufgeteilt und dann geht’s ab. Man wird ziemlich schnell auf die richtige Höhe gezogen und gondelt dann in seiner kleinen Minigondel quer übern Rhein, über die Zoobrücke, kann sich die Badenden und Sonnenden in der Claudius-Therme von oben begucken und den Rheinuferstrand, wo auch einige wenige im Wasser planschen. Auf der Fahrt begegnen einem die anderen Gondeln, mit der Maus und dem Elefanten drauf, und eine, die aussieht wie ein Polizeiauto. Sogar eine Hochzeitsgondel soll es geben, dann kann man in der Luft schwebend überm Rhein heiraten, nur das Brautpaar und der Standesbeamte. Eh man sich’s versieht sind wir dann auch schon drüben. Mir war das irgendwie zu kurz, ich hätte noch mal fahren können, und noch mal, und dann noch mal und länger sowieso.

Der Mann, der uns aus der Gondel lässt meint aber, das wäre so eine entspannte halbe Stunde Fußweg bis zur Hohenzollernbrücke und es sieht auch gar nicht so weit aus, also schenken wir uns die Rückfahrt und wandern gemütlich durch den Rheinpark.

Wir hätten also noch eine Rückfahrt mit der Kölner Seilbahn abzugeben. Ich weiß nur nicht, ob die noch gilt. So oder so sollte man mehr Seilbahn fahren und wer öfter in Köln ist und sich da immer schon gefragt hat, ob man das mal selber machen sollte, das da mit den kleinen Gondeln so überm Rhein… die Antwort ist ein eindeutiges: JA!

Seilbahn

Schild

Gondeln

Telefon

Rauf

Dom

Gondel

Kabel

Zoobrücke

Rheinufer

Ding

Rheinpark

Andere Richtung

Noch ne Gondel

Von weitem

Preview: Köln von unten und von oben

Gestern elf Stunden in der besten Stadt der Welt gewesen. Und weil wir so viel gemacht haben und das alles so toll war und ich über 200 Bilder gemacht habe, reicht das Material für bestimmt eine Woche.

Fazit: Köln ist toll. Und südafrikanische Restaurants sind auch toll. Und Sommer ist toll. Und Sommer in Köln mit südafrikanischem Essen ist sowieso mal obertoll.

Hier also eine kleine Vorschau, auf das, was so in den nächsten Tagen hier mit Bild und Text verwurstet werden wird.

Wir waren einen Tag in Köln…

Seilbahn

…sind Seilbahn gefahren…

Rheinpark

…durch den Rheinpark spaziert…

Liebesschlösser

…über die Hohenzollernbrücke gelaufen…

Im Dom

…haben uns den Dom von innen angeguckt…

Dom oben

…und waren dann bekloppt genug, auch noch bis ganz nach oben zu klettern…

Glitzer

…sind über die Ehrenstraße ins Belgische Viertel gebummelt…

Shaka Zulu

…und haben dort dann im Shaka Zulu unglaublich lecker Südafrikanisch gegessen und uns von den begleitenden Südafrikanern die Authentizität des Essens bestätigen lassen.

Springbokkie

Entdeckung des Jahres: Springbokkie (Minzlikör mit Amarula) mit Namenspaten.

Blut spenden

Wenn ich erzähle, dass ich Blutspenden gehe, dann sind die Leute immer ganz erstaunt. Meistens passiert das in so einem Nebensatz, oder weil’s gerade wegen irgendwas anderem eben um Blutspenden geht, und dann gucken immer alle so halb erstaunt und halb ehrfürchtig, so als wäre das eine ganz besondere Leistung.

Dabei ist das ganz einfach. Aber fangen wir mal am Anfang an.

Das erste Mal Blutspenden war ich vor über zwei Jahren. Der Mann war gerade in Australien und ich lief allein durch Düsseldorf und kam an einem Blutspendemobil vorbei, das mitten in der Düsseldorfer Altstadt geparkt war. Weil ich das sowieso immer schon mal machen wollte und mir lediglich die elende Prokrastination im Weg stand, tigerte ich zielstrebig auf einen Menschen mit rotem Kreuz auf der Arbeitskleidung zu und bot mich als potentielle Blutspenderin an.

So bekam ich alles erklärt, musste den Fragebogen ausfüllen, wurde mit Cola abgefüllt, auf eine Liege verfachtet, mir wurde eine Nadel in den Ellebogen gesteckt und irgendwann war ein halber Liter abgepumpt, es gab noch lecker belegte Brötchen zu essen und ich durfte mir eine Tafel Ritter Sport aussuchen.

Wenn man dann erst einmal Blut gespendet hat, kriegt man praktischerweise die Information, wann man als nächstes wo spenden kann, zugeschickt und dann ist auch der Aufwand nicht mehr so groß und selbst professionelle Prokrastinierer wie ich schaffen es, den nächsten Termin wahrzunehmen.

Mit dem Umzug nach Essen wurde es noch einfacher, da gibt es nämlich mitten in der Stadt ein Blutspendezentrum des DRK, das von Montag bis Samstag geöffnet hat. Schön daran ist, dass hier alles eben nicht so provisorisch für einen Tag aufgebaut ist, sondern immer da ist und dadurch alles ein bisschen einfacher und gemütlicher wirkt.

Und damit komm ich zum eigentlichen Punkt: Blutspenden ist total einfach. Man muss eigentlich nichts tun, außer lächeln, ein paar Kreuzchen machen, ein paar Fragen beantworten, und ansonsten hauptsächlich trinken, essen, rumsitzen und liegen. Im Wesentlichen muss man trinken, essen und liegen. Das kann ich.

In Essen läuft das also so ab: Man meldet sich unten an der Rezeption an, wo man schon mal freundlich angelächelt wird, denn beim Blutspenden sind eigentlich alle immer nett zu einem. Das ist auch ein weiterer Grund, Blut spenden zu gehen, man wird mit Nettigkeit und Fürsorge geradezu überschüttet, weil sich alle so freuen, dass man freiwillig gekommen ist, um ein bisschen was von seinem Blut abzugeben.

Es gibt also nicht nur Essen und Trinken für umme, nebenbei wird auch noch das Karmakonto aufgestockt, während Menschen um einen herumwuseln, einen anlächeln und sich dauernd nach dem Befinden erkunden.

Wenn man sich angemeldet hat, kriegt man ein Klemmbrett mit dem Fragebogen und dem Ausweis und dann darf man oben ins Bistro und sich da mit Getränken seiner Wahl abfüllen lassen, um den Blutdruck auf Tour zu bringen. Außerdem muss man noch Kreuzchen auf dem Fragebogen machen und dann zum Arzt zur Voruntersuchung.

Der Arzt piekst einmal ins Ohr, guckt sich den Fragebogen an, fragt noch mal nach, wenn was zu klären ist, misst den Blutdruck und dann darf man spenden oder nicht. Ich durfte bisher immer spenden, auch wenn mein Blutdruck immer so ein bisschen am unteren Ende der Akzeptanzskala rumkrebselt.

Danach darf man auf die Liege und wird gefragt, wo man denn bitte schön gepiekst werden möchte. Ich hab da keine Vorlieben, ich weiß auch nicht, warum man lieber in den einen als in den anderen Arm gepiekst werden wollen könnte, aber es gibt auch da bestimmt Gründe.

Ich möchte hier nicht lügen, also sag ich mal lieber gleich, dass ich die Nadel sehr groß finde. Aber die können das gut da, machen das ja den ganzen Tag lang, und dann liegt man eigentlich nur da, hat im besten Fall einen Knautschball zum Pumpen in der Hand und wartet nur, bis das Plastikding voll ist. Wenn es soweit ist, wird man wieder abgekoppelt, kriegt einen schicken Angeberverband, muss noch ein bisschen liegenbleiben und wird dann ins Bistro zum Stärken geschickt.

Beim DRK kriegt man immer noch ein lustiges Geschenk und darf sich eine Tafel Schokolade mitnehmen. Ich hab da schon eine astreine Taschenlampe bekommen, einen Regenschirm, den ich gegen eine Dose eingelegten Hering getauscht habe (andere Geschichte), ein Desinfektionsspray, einen tollen Kuli und zur fünften Spende in Essen einen Ritzenhoff-Flaschenöffner.

Dafür mach ich’s natürlich nicht. Ich mache das, weil ich’s kann. Ich mache das, weil ich das sinnvoll finde. Ich mache das, weil es einem total einfach gemacht wird. Weil die Leute so nett sind. Weil es mich außer ein bisschen Zeit nichts kostet. Weil es tatsächlich irgendwie entspannend ist, auf einer Liege liegen zu müssen und nichts zu tun.

Man kann jetzt darüber diskutieren, ob man beim DRK spenden soll oder doch lieber direkt im Krankenhaus. Ich kenne mich da nicht aus, ich gehe optimistisch davon aus, dass mein Blut sinnvoll verwendet wird, dass es zu jemandem kommt, der es brauchen kann. Das ist für mich die Hauptsache, der Rest ist mir zunächst wumpe. Ich lasse mir da aber gerne erklären, wie das alles so funktioniert und bin auch dankbar für Hinweise, wo man das sonst noch machen kann und wie das da funktioniert.

Man kann auch darüber diskutieren, ob es noch zeitgemäß bzw. diskriminierend ist, dass u.a. homosexuelle Männer offiziell nicht spenden dürfen. An dieser Stelle geht es mir jedoch vor allem darum, klarzustellen, dass es keine besondere Leistung meinerseits ist, wenn ich zur Blutspende gehe. Es ist ganz einfach, es ist auch gar nicht unangenehm und es gibt kaum einen Grund, warum man das nicht machen sollte (außer eben, weil man aus welchem Grund auch immer nicht darf). Es hilft ja auch nicht, aus Protest nicht spenden zu gehen.

Wer mehr wissen will, der sollte sich bei der Textzicke umgucken, die hat nämlich erst gestern darüber geschrieben und war ein bisschen fleißiger als ich, was das Zusammensuchen von Links und Telefonnummern angeht.

Der wichtigste Link ist wohl der zum Deutschen Roten Kreuz: http://www.blutspende.de/

Alternativ kann man sich auch bei den Krankenhäusern über die Möglichkeit einer Blutspende informieren (hier z.B. das Universitätsklinikum Essen). Dort wird man meines Wissens eher finanziell entlohnt, da ich noch nicht da war, kann ich auch nicht sagen, inwiefern sich das Procedere von dem beim DRK unterscheidet.

Es gibt sehr viele gute Gründe fürs Blutspenden, ziemlich wenig dagegen. Also aufraffen, Termin nachgucken, hingehen, sich betüddeln lassen und glücklich wieder nach Hause gehen. Im Zweifelsfall mit Schokolade in der Tasche.

Blutspende

6 geleistete Vorspenden, Ende September darf ich wieder. Yeah!