Indiebookday 2013

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Heute ist der vom mairisch Verlag ins Leben gerufene Indiebookday. An diesem Tag wird dazu aufgerufen, in einen Buchladen zu gehen und ein Buch von einem kleinen, unabhängigen Verlag zu kaufen, Fotos zu machen und darüber zu schreiben.

Nach anfänglichen Zweifeln und dezenten Nörgeleien meinerseits (dazu später mehr) habe ich dann doch beschlossen, mitzumachen. Denn Bücher kaufen ist immer gut und kleine Verlage oder generell kleine Unternehmen zu unterstützen ist auch sehr selten verkehrt. Also musste recherchiert werden, denn als Branchennichtkenner hatte ich keine Ahnung, was denn eigentlich so ein kleiner, unabhängiger Verlag ist. Man möchte ja ungern an so einer Aktion mitmachen und dann stellt sich raus, das war gar kein kleiner Verlag. Dann hat man zwar immer noch ein schönes Buch (auch nicht verkehrt), aber so richtig Sinn des Ganzen ist es dann nicht.

Wibke Ladewig hat zu diesem Zweck extra eine Liste mit unabhängigen Verlagen zusammengestellt. Allerdings widersprach das so ein bisschen meiner üblichen Vorgehensweise beim Bücherkauf. Eine Liste durchzuklicken und auf Teufel komm raus ein Buch suchen, nur weil ich eins brauche, hm, schwierig. Das muss doch auch anders gehen, dachte ich.

Also überlegte ich, welcher Autor denn möglicherweise selber indie genug sein könnte, als dass auch seine Bücher in einem unabhängigen Verlag verlegt werden könnte, hatte eine Idee, las den Wikipedia-Artikel über den Verlag und hoffte dann ganz inständig, dass die Information, der Verlag beschäftige drei feste Mitarbeiter, Indiz genug dafür sein dürfte, dass es sich tatsächlich um einen richtigen kleinen, unabhängigen Verlag handeln dürfte.

Buch ausgesucht, beim Minibuchladen in Holsterhausen angerufen, Buch bestellt, fertig.

Was ich mir ausgesucht habe?

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„Katz und Goldt sowie der Berliner Fernsehturm aus der Sicht von jemandem, der zu faul ist, seinen Kaktus beseite zu schieben“ von (Überraschung) Stephan Katz und Max Goldt. Auf 88 Seiten wunderbare Comicgeschichten, wie man sie auch schon von der Webseite des „duo[s] who does what trios should do“ findet, nur eben schön im Großformat zum Durchblättern auf der Couch oder wahlweise im Bett.

Im Nachhinein frage ich mich übrigens, warum wir nicht längt alle Bücher dieses herrlich verqueren Duos im Regal stehen haben. Ganz schön doof, irgendwie, aber genau dafür ist der Indiebookday wohl auch da. Um tolle Bücher aufzutreiben, bei denen man sich nachher fragt, warum man so lange gebraucht hat, um sie zu finden.

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Das Buch ist im Verlag Edition Moderne erschienen, einem kleinen Schweizer Comicverlag, der 1981 gegründet wurde und u.a. die deutsche Übersetzung von Persepolis von Marjane Satrapi herausbrachte.

Gestern habe ich mich also auf den kurzen Weg zur Stadtteilsbuchhandlung gemacht, Magus Bücher auf der Gemarkenstraße. Obwohl ich schon das ein oder andere Mal an dem Laden vorbeilief, hat es mich nie reingetrieben, zu klein der Laden, zu gering die Chance, dort etwas zu finden, was mich mit meinem teilweise doch sehr genreorientierten Geschmack interessieren könnte. Aber wenn es ums Bestellen geht, da erinnerte ich mich daran, und ob ich jetzt online bestelle und dann ein bis zwei Tage auf Lieferung frei Haus warte oder ob ich kurz anrufe und am nächsten Tag einen kleinen Spaziergang mache, es kommt für mich fast aufs Gleiche raus, für die Buchhandlung macht es aber einen Unterschied und man kriegt eine nette Unterhaltung noch mit dazu. Gute Laune und ein kleines bisschen gutes Gewissen obendrauf, toll!

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Wer also noch nicht mitgemacht hat, der hat heute noch ein paar Stunden Zeit, in einen Buchladen zu gehen und sich ein schönes Buch aus einem kleinen, unabhängigen Verlag zu kaufen. Macht Bilder davon, schreibt darüber, spread the word und so, das ist eine schöne Sache!

Was meine Zweifel und Nörgeleien angeht, so habe ich hier vor allem eine vertane Chance gesehen und mich darüber ein bisschen geärgert. Ich klicke mich nun mal nicht gerne durch reine Linklisten in der Hoffnung, da dann irgendwas im Programm zu finden, was irgendwie zu meinen Interessen passen könnte. Warum man diese Aktion nicht im Vorfeld redaktionell begleitete mit kleinen Verlagsporträts und Büchertipps, bleibt mir ein Rätsel. Fehlte die Zeit? Ist Branchenkennern nicht klar, dass ein Verlag selbst für Bücherfreunde wie mich eher zweitrangig und tendenziell uninteressant ist, weil doch das Buch im Vordergrund steht und dementsprechend das Wissen darum, welche Verlage unabhängig sind, eher mangelhaft sein könnte?

Ich hätte es wahnsinnig spannend gefunden, im Rahmen dieser Aktion mehr über kleine Verlage, ihre Ausrichtung, ihr Programm und ihre Philosphie zu lernen, aber als eher mäßig angeleitete Hausaufgabe war mir diese Recherchearbeit zu aufwändig, man weiß ja kaum, wo man anfangen soll.

Für den nächsten Indiebookday würde ich mir genau das wünschen: Ein kleiner Blog, in dem in den Wochen vorher regelmäßig Verlage und Bücher vorgestellt werden, und wo man als Leser ein bisschen an die Hand genommen wird und nachher mehr darüber weiß, was es überhaupt bedeutet, ein kleiner Verlag zu sein, wo die Probleme, wo die Herausforderungen und wo die Vorteile sind. Was der Antrieb war und ist, die Bücherwelt selbst mitzugestalten.

Aber das nur als kleine Anregung, wie man eine tolle Aktion noch besser (und vielleicht auch noch wirkungsvoller und nachhaltiger) machen könnte. Abgesehen davon finde ich das nämlich eine wunderbare Sache und freue mich nicht nur über mein schönes neues Buch sondern auch auf den nächsten Indiebookday. (Und jetzt auf zum Buchladen oder mit dem neuen Buch direkt auf die Couch, husch husch!)

Auf Laptopsuche oder Alter Schrott muss raus und neuer Schrott muss rein!

Ich brauche einen neuen Laptop. Es ist traurig, aber wahr. Der kleine grüne Dell macht’s irgendwie nicht mehr so richtig, ich hab jetzt schon zwei Mal Windows neu aufgespielt bzw. repariert und ich hab jetzt langsam keine Lust mehr. Drei Jahre hab ich den kleinen jetzt, aber ich befürchte unsere Zeit wird demnächst zu Ende gehen.

Akut verliebt habe ich mich in die ASUS ZenBooks, und wie das bei Liebe so ist, weniger aus rationalen Gründen, sondern weil ich davor stand und „Hui, die sind aber hübsch“ dachte. Dann hab ich ein bisschen übers Gehäuse gestreichelt und liebevoll die Tastatur berührt und da war’s mit mir passiert.

Aber ich bin ja nicht ganz dumm und dachte, ich frag vielleicht einfach mal, ob diese Internetmenschen, die ja auch nicht dumm sind, da gute Tipps für mich haben.

Es gibt ein paar Anforderungen: Zum einen schleppe ich meine Rechner gerne dauernd durch die Gegend, Größe und Gewicht sind also ein (wenn nicht der) limitierender Faktor, wobei die 10,7 oder 11,1 Zoll, die der kleine grüne Dell wirklich zu klein sind, es können also in Zukunft auch 13 bis 15 Zoll sein, darüber wird’s glaube ich wieder etwas zu unhandlich.

Ansonsten brauche ich den Laptop wirklich hauptsächlich fürs Internet und zum Schreiben, Fotos bearbeiten, bisschen Rumprogrammieren ist auch nicht verkehrt und wenn Leistung und Grafikkarte auch zulassen, dass man das ein oder andere Spiel installieren und auch spielen kann, dann wär das auch nett. Letzteres ist aber kein Muss-Kriterium.

Festplattenplatz sollte auch ausreichend sein, ich tendiere dazu, alles auf dem Laptop zu speichern. Und erklärt mir jetzt nicht, warum das doof ist, und dass ich doch lieber mit externen Festplatten oder in die Cloud, ja ja, das weiß ich doch alles, in diesem Haushalt haben wir mittlerweile bestimmt vier bis sieben externe Festplatten, auf die sehr unstrukturiert und in unregelmäßigen Abständen irgendwas gesichert wird. Das klappt irgendwie, wenn auch nicht besonders gut. Vielleicht wird das das nächste Technikprojekt, aber bis dahin hätte ich gerne einen Rechner, auf den sowohl die Musik- als auch die Fotosammlung komplett passt und ich trotzdem noch Platz für andere lustige Sachen habe.

Noch Fragen? Ansonsten nehme ich jetzt Ideen und Warnungen an.

Ach so, eins noch: Ich garantiere für gar nichts. Das ASUS war schon sehr, sehr hübsch und ich bin auch bei solchen Dingen eher so mittelrational. Es kann also gut sein, dass ich trotz brillanter Ideen und sehr vernünftiger Einwände nachher irgendwas völlig anderes mache. Was aber nicht heißt, dass ich mich nicht gerne beraten lasse, das ist nur eine kleine Vorwarnung, ihr dürft dann nachher auch sagen: „Siehste, hab ich ja gesagt.“

Ach, und noch was: Kein Mac. Danke.

Das Gemüsekistenexperiment: Erste Woche mit der flotten Karotte

Dienstag komme ich nach Hause und die Kiste ist da. Die Kiste überhaupt ins Haus zu bekommen war schon ein Abenteuer für sich, das damit endete, das wir an einem Samstag zu einem entlegenen Gewerbehof in Essen-Steele fuhren und dort einen Briefumschlag mit einem Schlüssel in einen rostigen Metallbriefkasten warfen. Ohne Absender versteht sich, wir sind ja nicht doof.

Dafür trägt uns jetzt ein armer Mensch einmal die Woche eine Kiste mit Gemüse, Obst, Milch, Brot, Eiern und anderweitigem Biozeugs bis in den vierten Stock. Schon allein dafür, dass uns jemand etwas in den vierten Stock trägt, lohnt es sich ja fast.

In der Kiste sind Brokkoli, sechs Möhren, vier Zucchini, ein Salat, ein Töpfchen Rucola, eine Kohlrabi, vier Äpfel, viele kleine rote Kullerpflaumen, eine Orange, ein Glas Himbeer-Waldmeister-Joghurt, ein Liter Milch, sechs Eier, eine Packung Schafsfrischkäse, eine Packung Vollkornreis und ein Weizenmohnbrot.

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Damit muss ich jetzt erstmal klarkommen. Ganz viel Gemüse. Obst kann ich ja. Milch, Eier, Käse und Brot sowieso. Reis hält ja länger, außerdem besitze ich einen Reiskocher. Aber was mach ich mit dem Gemüse?

Die Antwort ist relativ einfach, ich mache folgendes aus dem Gemüse:

  • Einmal Thai-Curry inspiriert von Ottolenghi mit Brokkoli, Möhren und Zucchini, dazu kommt noch Biohühnchen.
  • Einmal Salat mit dem Salat (haha!), Möhren und Zucchini.
  • Einmal Kohlrabi-Chinakohl-Salat auch inspiriert von Ottolenghi.
  • Einmal Gemüsesuppe mit Möhren und Zucchini nach irgendeinem Rezept aus der LECKER-Zeitschrift.
  • Einmal eine Shakshuka-Variante mit Brokkoli und drei Eiern, auch mehr oder weniger nach Ottolenghi.

Danach ist fast alles weg. Der Mann hat einmal noch ein bisschen Möhre und Kohlrabi zum Knabbern ins Büro genommen, die Pflaumen, Äpfel und Orangen haben wir so verputzt. Den Joghurt habe ich im Laufe einer Woche alleine aufgegessen, immer mit Haferflocken, schmeckte übrigens gar nicht nach Waldmeister, was ich gut fand, denn ich mag keinen Waldmeister (glaube ich jedenfalls).

Weggeschmissen wurde: Eine Kullerpflaume, weil sie doch schon zu matschig war, fast das halbe Brot (tragisch, ich weiß), weil es zu viel war, nicht so ganz unser Ding, etwas trocken und vor allem sehr schnell hart wurde, ziemlich viele Blätter vom Salat, den ich zu lange draußen rum liegen hatte, ein bisschen was von der Orange.

Übrig geblieben sind: Eine Möhre, ein halber Salat (immer noch), der Rucola (ist ja im Topf, hält also länger), ein Apfel, die Milch (wir hatten noch), drei Eier, der halbe Käse und der Reis. Außerdem der halbe Chinakohl, den ich dazukaufen musste, damit ich den Kohlrabi-Chinakohl-Salat machen konnte.

Apropos dazugekauft: Vollkommen bekloppt, dass ich ausgerechnet diese Woche, wo ich ja eh schon genug Gemüse im Haus hatte, noch welches dazukaufen musste, weil ich mir da Rezepte rausgesucht hatte, wo ich noch zusätzliches Gemüse brauchte. Nicht nur Chinakohl, sondern auch Paprika. Na ja, nicht so viel, aber immerhin.

Gelernt habe ich:

  • Ich kann immer noch nicht nach Ottolenghi kochen, aber ich kann mich ganz gut von seinen Rezepten inspirieren lasse.
  • Ich hab drei vegetarische Kochbücher! Warum? Weshalb? Bei einem (dem hier) hab ich übrigens erst gemerkt, dass es ein vegetarisches Kochbuch ist, als ich es zu Hause in Ruhe anguckte. Die Rezepte sahen eben einfach verdammt lecker aus.
  • Gemüsesuppe ist ganz schön einfach: Gemüse mit ein bisschen Zwiebel und Knoblauch in Öl andünsten, dann Brühe drauf, aufkochen, pürieren, Sahne rein, fertig. Toll.
  • Es dauert ganz schön lange, bis so ein Ei auf niedriger Hitze inmitten von Gemüse gestockt ist. Aber dann ist es schon ziemlich lecker.

Ich fand die erste Gemüsekiste sehr einsteigerfreundlich, obwohl das ja reiner Zufall war. Da war kein Gemüse dabei, das ich nicht prinzipiell kannte und schon mal irgendwie verarbeitet hätte, nichts, was ich absolut nicht mag oder zumindest ziemlich sicher bin, dass ich es nicht mag. Brokkoli, Möhren, Zucchini, zackzackzack. Kenn ich, kann ich.

In der nächsten Kiste sind dagegen schon eher so Dinge für Fortgeschrittene. Mangold. Kräuterseitlinge. Endiviensalat. Mal gucken. Ich hab ein bisschen Angst, find’s aber auch spannend. Mangold liegt mir nicht, genau wie Spinat, Grünkohl und ähnliches Grünzeug. Pilze, hm, auch nicht so meins. Ich mag Pilze, wenn es nicht so viele sind. Kein Witz. Und keine von den labrigen, also das, was in irgendwelchen asiatischen Gerichten so drin ist. Champignons sind okay, Pfifferlinge auch. Dann wird’s schon kritisch. Aber es sind nur 150 Gramm, das werd ich wohl irgendwie schaffen, und diverse Leute versicherten mir auf Twitter und Facebook, Kräuterseitlinge wären ganz großartig und bombadierten mich mit Rezeptvorschlägen. Endiviensalat, tja, ich mag ja nicht so gerne Sachen, die bitter sind.

Aber wie gesagt: Ich finde genau das auch so spannend. Neue Dinge probieren, die ich sonst nie kaufen würde, weil ich davon ausgehe, dass ich sie nicht mag. Aber jetzt muss ich und bestimmt wird das ganz überraschend und toll. Fast immer. Und wenn mal nicht, dann eben nicht, auch nicht schlimm.

Ganz dreist hab ich in die nächste Gemüsekiste auch eine Flasche Biowein gepackt. Wenn uns schon jemand was in den vierten Stock trägt, dachte ich ganz schlau, dann kann ich das auch ausnutzen.

Nächste Woche dann also Mangold und Kräuterseitlinge. Es bleibt spannend.

Die Gemüsekiste kommt von Flotte Karotte, die Essen, Bochum und die ganze Gegend drumherum beliefern und ein ziemlich großes Sortiment haben. Motiviert hat mich übrigens die Frische Brise, die ihre Kommentarfunktion neulich ganz großzügig für einen langen Rant meinerseits zur Verfügung stellte, in dem ich mich mit vielen Worten darüber ausließ, dass es überhaupt schwierig wäre mit zwei Personen und recht flexiblem Lebensstil einen vernünftigen Anbieter zu finden. Und als ich dann fertig war, hab ich geguckt, ob’s vielleicht nicht genauso einen vernünftigen und flexiblen Anbieter schon gibt, und bingo! So einfach kann das sein.

Demnächst frage ich ganz offiziell ab!

Falls es zum Thema Nonmentions noch Fragen geben sollte, ich hätte da noch zwei weitere Beispiele, die das Prinzip verdeutlichen. Also, Grindcrank und Dentaku haben’s auf jeden Fall verstanden und direkt in die Praxis umgesetzt. Aber vielleicht sind das auch olle Streber, die den Lehrstoff schon kannten.

(Meine Timeline ist ganz schön meta.)

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[blackbirdpie url=“https://twitter.com/dentaku/status/314299307593441280″]

Anne erklärt das Internet: Die Nonmention

Es ist bekloppt, geradezu absurd, dass ausgerechnet ich erkläre, was eine Nonmention ist, denn ich habe erst letztes Jahr wirklich verstanden, was das eigentlich ist. Dabei ist es ganz einfach: Eine Nonmention ist eine Mention, die keine ist. Klar?

Nicht?

Okay, gut, dann anders. Wenn man auf Twitter jemanden ansprechen will, dann macht man das üblicherweise, indem man sein Twitterhandle, also den Namen inklusive dem @-Zeichen irgendwo in den Tweet einbaut, entweder mittendrin oder an den Anfang des Tweets. Das nennt man dann üblicherweise eine Mention. Steht das Twitterhandle am Anfang eines Tweets, und bezieht sich außerdem auf einen Tweet desjenigen, den man anspricht, so spricht man auch von einer Reply, denn man erwähnt ihn ja nicht nur, man antwortet ihm direkt.

Eine Nonmention ist, wenn man jemanden erwähnt bzw. meint, aber ohne Twitterhandle. So kann man erstens nicht direkt sehen, wer gemeint ist und zweitens bekommt die oder der Gemeinte auch keine hilfreiche Nachricht von Twitter, in der er darauf aufmerksam gemacht wird, das irgendjemand irgendwas über oder für ihn geschrieben hat.

Was das ganze soll, bleibt offen, wie so vieles bei Twitter. Vielleicht habe ich deswegen auch so lange gebraucht, um zu verstehen, worum es eigentlich geht. Ich vermute sogar, dass es auf Twitter mehr Diskussionen darüber gibt, ob irgendwas einen Nonmention sein sollte als tatsächliche Nonmentions. Nicht umsonst heißt es ja, die Kunst wäre, sich eben nicht dauernd gemeint zu fühlen, denn meistens ist man es auch gar nicht.

Aber weil das hier ja ein Serviceblog von außerordentlicher Güte ist, habe ich natürlich auch etwas vorbereitet. Genauer: Die Patschbella und ich haben da was vorbereitet und gestern Abend noch eine dieser possierlichen Nonmentions aus ihrer Erdhöhle gelockt und ein bisschen beim Herumschnuppern beobachtet.

(Und ihr fragt euch, warum ich diese Internetmenschen so liebe. Deswegen, genau deswegen!)

Six Degrees II

Mama und ich rechnen am Telefon aus, ob Kardinal Woelki, der ja auch in der Bruder-Klaus-Siedlung aufgewachsen ist, wohl auf die gleiche Grundschule wie wir gegangen sein müsste. Geburtsjahr ist 1956, meine Tante (eine von den vielen) ist 1955 geboren und gehörte zu den ersten Jahrgängen, wir vermuten also, ja, wahrscheinlich schon. Das bedeutet, ich bin auf die gleiche Grundschule gegangen, wie ein Kardinal, der jetzt den Papst gewählt hat. Meine Papstzahl würde schon allein deshalb irgendwas zwischen drei und vier sein, denn die Chance, dass ich irgendwen kenne, der Kardinal Woelki aus seiner Schulzeit kannte, ist, wenn man aus so einer Großkleinstadtsiedlung kommt, erschreckend hoch.

Aber es kommt ja noch besser. Kardinal Woelki war nämlich nicht nur (vermutlich) auf der gleichen Grundschule wie ich und wohnte nicht nur (vermutlich) in einem Haus, an dem ich in meiner Kindheit hunderte Male mit dem Fahrrad vorbeifuhr, er ging auch aufs Hölderlin-Gymnaisum. Da war ich zwar nicht Schüler, aber dafür mein Onkel (einer von den vielen) Lehrer.

Wenn ich also davon ausgehe, dass die Kardinäle den Papst, den sie da wählen, irgendwie kennen, dann ergibt sich daraus eine Papstzahl von drei, denn ich kenne meinen Onkel, der Lehrer von Kardinal Woelki war, der den Papst gewählt hat. Papstzahl von drei. Sensationell!

Und zu allem Überfluss finde ich dann noch raus, dass mein Onkel bei der Ernennung von Kardinal Woelki in Rom anwesend war und da als ehemaliger Musiklehrer von eben jenem Frischernannten Klavier gespielt hat. Also auch Karnevalslieder, denn das war letztes Jahr an Karnevalssamstag und wenn am Karnevalssamstag lauter Kölner zusammenkommen, dann werden sogar im Vatikan Karnevalslieder gespielt. Da kennen wir nix.

Den Artikel, in dem das steht, und den ich heute ganz zufällig auf absurden Umwegen fand, hat übrigens ein Journalist geschrieben, den ich vor ungefähr hundert Jahren mal kannte. Die Welt, liebe Leute, sie ist verdammt klein.

Die schönste Stadt der Liebe

Heute morgen in der Straßenbahn von Holsterhausen zum Hauptbahnhof zwei Teenager:

„Ey, wir haben jetzt ’ne Austauschschülerin aus Paris.“

„Bei euch zu Hause?“

„Ja ja, voll hübsch ist die. Kommt ja auch aus Paris. Paris, das ist ja… die schönste Stadt der Liebe.“

„Nee, Rom ist doch die schönste Stadt.“

„Ja, aber einen Heiratsantrag sollte man da nicht machen.“

„Kann man doch auch in Rom.“

„Ja nee, aber so da mit dem Eiffelturm und so, das ist schon schöner.“

 

Dann waren wir leider schon am Hauptbahnhof und alle stiegen aus. Schade. Immer wenn’s am schönsten ist.

Solfeggio

Irgendwann kam meine Klavierlehrerin auf die Idee, ich könnte ja mal am Solfeggio-Unterricht teilnehmen. Im Nachhinein bin ich nicht sicher, ob es sich dabei um Strafe oder Belohnung handelte, es kommt da vielleicht auch auf die Sichtweise an. Jedenfalls sollte ich jetzt auch einmal die Woche Solfeggio machen.

Beim Solfeggio (oder Solfège) lernt man im Wesentlichen nach Noten zu singen. Dabei werden die Solminationssilben verwendet, also dieses Do-Re-Mi-Gedöns, von dem man manchmal hört. Man steht da also zusammen im Kreis, hat ein Buch mit kleinen Übungen und singt. Ohne Begleitung, quasi ohne Text. Nach Gehör, Gefühl, Übung und was einem dabei sonst so helfend zur Seite steht.

Solfeggio hatten wir bei einem kleinen dicken bärtigen Argentinier mit dem schmissigen Nachnamen „Molina y Vedia“ und in der ersten Stunde saßen wir da zu viert. Ich, Barbara aus meiner Klavierklasse, und dann noch zwei Querflötenschülerinnen, deren Namen ich mittlerweile vergessen habe. Das war alles recht locker und nett und wir sagen ein bisschen Silben nach Gehör und Gefühl und dann war die erste Stunde auch schon rum.

In der nächsten Stunde gab es Zuwachs. Geigenschülerinnen. Viele davon. Und alle vom Humboldt-Gymnasium, das mit dem Elite-Musik-Zweig. Die Anführerin der Geigenschülerinnen hieß Heimhild, und nein, ich hab mir das nicht ausgedacht. Mein Verhältnis zu „Heimi“, wie sie genannt wurde, war eigentlich recht schnell im Arsch, ungefähr ab dem Moment, wo sie in der Vorstellungsrunde erzählte, sie hätte auch schon so und so oft bei „Jugend musiziert“ gewonnen, und „jetzt muss ich für die anderen bestimmt erklären, was das ist“. Die anderen, das waren wir.

Zwar hab ich in den zehn Jahren Musikschule nicht einmal bei „Jugend musiziert“ mitgemacht, geschweige denn irgendwas gewonnen, das lag aber weniger an mangelndem Talent als einer außergewöhnlichen Begabung zur Faulheit. Dann hätte ich ja richtig üben müssen und nicht nur so normal wenig viel. Es ist aber sehr schwierig, geradezu unmöglich, an einer städtischen Musikschule Unterricht zu haben und nicht früher oder später über „Jugend musiziert“ zu stolpern. Wir wussten, was „Jugend musiziert“ war, danke Heimi, aber nein danke.

Das Verhältnis besserte sich auch mit der Zeit nicht. Da saßen wir jede Woche, unser kleines schicksalhaft zusammengewürfeltes Vierergrüppchen, zwei bis drei unparteiische ältere Mädchen und Team Heimi. Während wir das ganze eher als spaßigen Zeitvertreib ansahen, war das alles, also der Unterricht und überhaupt Musik so als Ganzes und eigentlich auch alles, für Heimi bitterster Ernst. Jeder – oft auch von Herrn Molina y Vedia provozierte – Lachflash auf unserer Seite löste auf dem gegnerischen Spielfeld Augenrollen und Seufzer aus, was von unserer Seite dann wieder mit großem Amusement zur Kenntnis genommen wurde. Es war ein Teufelskreis, aus dem hier keiner mehr entkommen sollte.

Heute weiß ich nicht mehr, warum ich irgendwann keinen Solfeggio-Unterricht mehr hatte. War der Kurs zu Ende? Auf einen Tag verlegt, an dem ich nicht konnte? Hatte sich das einfach irgendwann erledigt? Keine Ahnung. Ich kann auch heute eher so bedingt nach Noten singen, es ist mehr educated guessing als tatsächliches Wissen. Aber ansonsten war Solfeggio eigentlich ganz lustig. Jedenfalls, wenn man wollte.

Anne erklärt das Internet: Der Streisand-Effekt

2003 klagte Barbra Streisand gegen einen Fotografen, der ein Luftbild ihres Hauses gemacht hatte, das in einer Galerie mit etwa 1.200 Bildern auf seiner Webseite zu sehen war. Tja, dumm gelaufen. Nicht nur, dass sie verlor, vor allem aber wurde erst wegen dieser Klage überhaupt bekannt, dass es sich bei diesem Haus um ihr Haus handelte. Vorher hatte sich niemand für das Bild interessiert, jetzt wusste jeder Bescheid.

Dieses Musterbeispiel dafür, wie man vielleicht eher nicht mit dem Internet umgehen sollte, heißt deswegen jetzt „Streisand-Effekt“. Den Streisand-Effekt kann man dann beobachten, wenn jemand großes Getöse macht, um etwas aus dem Internet zu entfernen, für dass sich vorher keine Sau interessierte. Oder, wie sich jetzt kürzlich zeigte, man kann sich sogar gegen Dinge wehren, die da gar nicht stehen. Sensationell, was alles geht!

Das hat nämlich jetzt die FAZ geschafft. Sie hat einen Blogger verklagt, weil er etwas geschrieben hat, das man mit viel Mühe und Fantasie ungünstig interpretieren kann, und außerdem auf einen Blog verwiesen, auf dem angeblich Vorwürfe erhoben würden, die da aber auch nicht so stehen, es sei denn, man möchte das so lesen. Konkreter steht da in einem Artikel die Formulierung „Schavan-Freundin“, bezogen auf eine Journalistin. Diese Journalistin wehrt sich nun gegen die Behauptung, sie wäre die Freundin bzw. Lebensgefährtin von Annette Schavan.

Mal abgesehen davon, dass die Reichweite beider Blogs vermutlich überschaubar ist, wie die Reichweite fast jeden Blogs im Vergleich zu beispielsweise der FAZ eher zu vernachlässigen sein dürfte und mal abgesehen davon, dass es schon einer gewissen Absicht bedarf, die Formulierung „Freundin“ in diesem Kontext auf eine sexuelle Beziehung zu beziehen, alles egal. Für den Fall, dass vielleicht doch ein bis zehn Leser auf diese Idee kommen könnten, sichert sich die FAZ doch lieber ab. Und mahnt einen Blogger ab wegen etwas, das er geschrieben hat und das man mit viel gutem Willen missverstehen kann, und etwas anderem, das er gar nicht geschrieben hat. Das ist immerhin mutig, wenn auch vielleicht ein bisschen übertrieben.

Jetzt macht die Sache natürlich ihre Runde und ja, ich helfe da gerne mit, denn ein bisschen Strafe muss doch sein. Was ich wirklich nicht verstehe ist, warum da nirgendwo ein Anwalt sitzt, der ruhig „Calme, calme“ sagt und einen Link zum Wikipedia-Artikel des Streisand-Effekts rumschickt. Ist sich da keiner darüber bewusst, dass so eine Aktion in erschreckend vielen Fällen locker nach hinten losgeht und man dann Aufmerksamkeit für genau die Sache bekommt, die man eigentlich unter den Teppich gekehrt haben wollte? Nein? Nicht? Na gut.

Ich empfehle in so einer Situation mal kurz über das Internet nachzudenken. Folgende Fragen fallen mir spontan ein: Wie viele Leute lesen diesen Artikel überhaupt? Wie viele davon interessieren sich ernsthaft dafür und haben das Gelesene nicht nach ein paar Minuten vergessen? Und wie schlimm wäre das überhaupt, wenn jemand, der diesen Artikel liest da vielleicht etwas falsch versteht? Die FAZ ist anscheinend der Meinung, dass es auf jeden Fall schlimm ist und eine Abmahnung schon angebracht wäre. Und auch, wenn die Geschichte ansonsten eher eine traurige ist, ein schönes Beispiel dafür, wie so ein Streisand-Effekt in freier Wildbahn aussieht, liefert sie allemal. 

Lieblingstweets im März (Teil 1)

Und ab dafür…

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