Das CULTurMAG und ich

Und so begab es sich in der Zeit, als ich sowieso hauptsächlich lag, dass Frau Beck mal ein bisschen verkuppelte. Nämlich das CULTurMAG und mich. Das CULTurMAG ist ein Onlinemagazin, das zwei Mal wöchentlich erscheint, einmal am Mittwoch mit dem Literatur- und Musikteil und einmal am Samstag mit dem Krimiteil.

Mein erster Artikel erschien also gestern. Ich wollte sowieso lange schon „Internet: Segen oder Fluch“ von Kathrin Passig und Sascha Lobo rezensieren, da traf es sich gut, dass Jan Karsten sofort auf die Idee kam, dann könnte ich das ja auch prima fürs CULTurMAG machen. Hab ich dann auch und lesen kann man das, was dabei rausgekommen ist, jetzt hier.

Was als nächstes kommt, muss noch besprochen werden, aber die Idee, die wir da ausbrüten, finde ich persönlich schon mal toll und aufregend. Ich kann also nur hoffen, dass ich da bald Neues berichten kann.

(Die Kryptik bitte ich zu entschuldigen. Ich gehöre zu den Menschen, die sehr ungern über ungelegte Eier sprechen, schon allein, weil ich prinzipiell immer erst an etwas glaube, wenn es auch wirklich, wirklich passiert (oder bereits passiert ist). Ich bin da mit einer ordentlichen Portion Zweckpessimismus ausgestattet, denn wer weiß, was noch passiert und dann wird das doch alles nichts und dann guckt man doof, jaja.)

Lyrikpostkarte III – Ganz viel Glück

Die Lyrikpostkarte geht in die dritte Runde. Der Ursprungsplan, jede Woche etwas zu verschicken, war wohl etwas optimistisch geschätzt, jeden Monat scheint aber fast wie von allein zu funktionieren. Und zwölf Gedichte im Jahr wären… Moment, ich muss kurz rechnen… immerhin zwölf mehr als in den Jahren davor. Eine gewaltige Steigerung also, von null auf zwölf, aber hallo!

Die dritte Postkarte ging an Michaela, die ja schon bei der ersten Lyrikpostkarte so nett kommentiert hatte und weil ich mir sowas ja merke, rutschte sie auf der Empfängerliste gleich ganz nach oben. Dann grätschte Isa mit ihren Limericks massiv in diese Pläne rein und so wurde es dann doch März. Aber das macht ja nichts.

Diesmal ging es um Riesenklee und ganz viel Glück mit dieser Karte von Gerhard Glück. Ich dachte, wenn man gerade monatelangen Renovierungsarbeiten hinter sich hat, ein bisschen Glück fürs neue Zuhause ganz gut gebrauchen kann. Dass ich dann auch noch knapp ihren Geburtstag verpasste, war natürlich noch viel toller und wo ich sonst noch ganz unwissentlich voll ins Schwarze getroffen habe, das kann man bei Michaela selbst lesen.

Ich musste auch schon wieder ein Wort erfinden, weil das sonst mit dem Reimschema nicht hingehauen hätte. Mittlerweile glaube ich ja, wenn in einem Gedicht kein erfundenes Wort vorkommt, dann hat man irgendwas falsch gemacht. (Möglicherweise hat man dann allerdings auch alles richtig gemacht, ich bin noch unsicher.)

Lyrikpostkarte III

Lyrikpostkarte III

Da steht Herr G. wie jeden Tag
mit Gartenschlauch und Hut
und züchtet seinen Riesenklee
denn züchten kann er gut.

Er lässt sich Zeit, die hat er ja,
probiert, ohne zu hetzen,
experimentariert herum
mit Mendel’schen Gesetzen.

Frau G. zu Hause ärgert sich,
sie hätte lieber Möhren
und Brokkoli und Blumenkohl,
doch Herr G. will nicht hören.

“Es geht mir nicht ums Essen,
und es geht auch nicht ums Geld”,
so sagt er ihr und justament
nimmt er sie mit aufs Feld.

Da sieht sie ihn zum ersten Mal
und ärgert sich kein Stück.
Vier Blätter sind’s an jedem Stamm,
das wird ein Riesenglück.

Daily Music: Ben Folds, Nick Hornby und Pomplamoose mit „Things You Think“

Zwei Tage Messe, davon einer Aufbau, von 10 Uhr morgens bis 10 Uhr abends auf den Beinen und zwar wörtlich, nur Rumstehen und Rumlaufen, mal hierhin, mal dahin, irgendwann musste ich mich mal fünf Minuten setzen und hatte dabei schon ein schlechtes Gewissen. Heute weniger schlimm und weniger lang, aber immer noch anstrengend. Auf dem Heimweg Ben Folds gehört, als letztes diesen Song, dabei gemerkt, wie irre glücklich mit dieser Song macht.

Ist natürlich auch klar, denn es sind Ben Folds, Nick Hornby und Pomplamoose, also vier tolle Leute. Da muss ja was Tolles bei rauskommen. Etwas, was glücklich macht. Hach.

(Das Album „Lonely Avenue“ ist übrigens sowieso zu empfehlen. Nick Hornby hat die Texte geschrieben und Ben Folds hat dann die Musik dazu gemacht. Nur Pomplamoose machen leider nur bei einem Song mit.) 

Frauen zählen

Ich wollte diesen Artikel schon länger schreiben, schon weil ich den Titel so hübsch und ein bisschen kryptisch fand. “Frauen zählen, was soll das denn heißen?” und so. Jetzt sind mehrere Dinge auf einmal zusammengekommen. Erstens, die Geschichte mit dem doofen T-Shirt vom Otto-Versand (hier ein schöner Artikel darüber bei Berlinmittemom), über die ich gestern schon ausführlich auf Facebook diskutierte. Zweitens, ein etwas haarsträubender Artikel im Hamburger Abendblatt über Bremer Traditionsgesellschaften, bei denen Frauen eher nicht so geduldet sind, den ich dank Isa gefunden habe (und den ich jetzt einfach mal nicht verlinken werde, aus Prinzip, weil die Zeitung zu einem Verlag gehört, der das LSR unterstützt). Und drittens, wobei das am wenigesten interessant ist, aber es passt halt so schön, ist heute Weltfrauentag.

Wenn man über so Dinge wie Kinder-T-Shirts diskutiert, dann wird einem oft sehr schnell vorgeworfen, man hätte ja keinen Humor, und man müsste die Dinge nicht so eng sehen und überhaupt komme es doch auf die einzelne Person an und es gäbe nun wirklich, wirklich wichtigere Dinge, über die man sich aufregen könnte.

Stimmt. Und stimmt eben nicht.

Das Problem, was wir mittlerweile haben, ist eben nicht, dass nicht prinzipiell klar wäre, dass sowas wie Gleichberechtigung eine gute Idee wäre und das Frauen jetzt nicht grundlegend schlechter sind als Männer. Diese Erkenntnis ist gesellschaftlich mittlerweile ganz gut angekommen und das ist sehr schön.

Die Ungleichbehandlung von Mann und Frau ist heute deutlich subtiler und man muss da schon eher im Detail gucken und sich im Zweifelsfall dann eben über kleine Dinge aufregen, die eigentlich gar nicht schlimm sind, wenn sie nicht Teil eines viel größeren Problems wären.

Deswegen zähle ich Frauen.

Ich zähle Frauen, wenn ich in irgendwelchen Meetings bin, wenn ich auf Konferenzen bin, wenn ich die Liste der Speaker für irgendeine Konferenz vorliegen habe (und die nicht zwingend technisch sein muss), wenn ich eine Fachzeitschrift durchblättere, wenn ich Fernsehen gucke oder einfach nur die Fernsehzeitung durchblättere, und in vielen anderen Situationen. Und meistens ist die Zahl, die dabei rauskommt sehr traurig.

Natürlich ist das auch nicht immer ganz fair, aber darum geht es auch gar nicht. Wenn ich die aktuelle dotnetpro durchblättere, zähle ich Bildchen. Bildchen von den Autoren der Texte, Bildchen von den Hauptreferenten auf beworbenen Konferenzen, Bildchen in Werbung und Stellenanzeigen. Im Zweifelsfall sogar Bildchen auf Büchern, die rezensiert werden (aber da sind meistens keine Menschen drauf). Wenn ich in der gesamten Zeitschrift (die zugegebenermaßen für ein männerdominiertes Publikum geschrieben wurde) auf eine einzige Frau komme, ist das ein guter Wert. Meistens sind es null. Weibliche Autoren gibt es keine, auf Konferenzen wird selten mit einer Frau als Speaker gelockt. Die besten Chance habe ich bei Stellenanzeigen und bei der Produktwerbung. Aber man nimmt ja, was man kriegt.

Aber das ist ein Sonderfall, es gibt noch so viele viel bessere und erschreckende Beispiele. Neujahr war Konzerttag bei zdf.kultur. Den ganzen Tag Mitschnitte von Livekonzerten, rund um die Uhr, von ganz früh bis mitten in der Nacht. Von 25 Konzerten oder so war eines von einer Frau, nämlich Cyndi Lauper. Um vier Uhr nachts. Der Rest: Männer und Männergruppen. Die Kritik konnten die Twitterverantwortlichen von zdf.kultur wohl nicht so ganz nachvollziehen, bezogen sich auf Anfrage auf einen anderen Tag, an dem rund um die Uhr Mitschnitte eines Festivals gesendet wurden, und immerhin ein paar mehr Frauen im Programm waren (was wohl weniger den zdf.kultur-Programmdirektoren als den Festivalorganisatoren zu verdanken ist). Auf den erneuten Hinweis, ich hätte aber von einem anderen Tag geredet, kam keine Reaktion.

Ich sitze dann da und frage mich, wie das sein kann, dass da vermutlich in irgendeiner Art Team ein Programm zusammengestellt wird, und keiner merkt, dass die einzige Frau mitten in der Nacht gesendet wird. Das hat auch nichts mit Postgender zu tun, das ist schlichtweg marginalisierend und dumm. Und es sagt eben auch etwas aus: Wichtige Musiker sind Männer. Gut, es gibt auch ein paar Frauen, aber die sind nicht so wichtig. Ob die Aussage unabsichtlich oder absichtlich getroffen wird, ist dabei dann schon egal und ich bin auch nicht sicher, was von beidem schlimmer ist.

Der Bechdel-Test ist auch ein schönes Beispiel. Man untersuche dazu jeden Film auf drei Fragen: Kommen zwei oder mehr Frauen darin vor? Reden sie miteinander? Und reden sie über etwas anderes als einen Mann?

Es ist erschreckend, wie viele Filme diesen sehr simplen Test mit seinem doch eher geringen Anspruch nicht bestehen. Um es noch mal zu betonen: Es geht hier nicht um die Qualität eines Filmes. Ein Film, der den Test besteht, kann trotzdem schlecht, frauenfeindlich oder anderweitig doof sein. Genauso gibt es viele Filme, die den Test nicht bestehen, und die toll sind und ein positives Frauenbild vermitteln.

Es geht um das Gesamtbild, das nämlich zeigt: Frauen spielen in Filmen eine marginale Rolle. Vielleicht noch nicht mal, was Hauptrollen angeht, da habe ich schon eher das Gefühl, dass die Besetzung da ausgeglichener ist, aber auch hier liegt das Problem im Detail. Anke Gröner testet die Filme, die sie sieht schon seit längerem mit dem Bechdel-Test und hat in ihrem Rezensionen zwei Dinge geschrieben, die ich besonders wichtig finde. Erstens stellt sie oft die Frage, warum in einem bestimmten Film nicht diese oder jene Rolle mit einer Frau besetzt wurde, da das Geschlecht der Rolle exakt keine Relevanz für die Story hatte. Zweitens, und aus meiner Sicht eine viel wichtigere Frage: Warum kann man Männern anscheinend keine Filme zumuten, in denen Frauen eine Hauptrolle spielen, weil sie sich irgendwie dann nicht damit identifizieren können, andersherum ist es aber selbstverständlich, dass Frauen sich mit Männern identifizieren können.

Anders gesagt: Ein Film mit vielen Frauen ist ein Frauenfilm. Ein Film mit vielen Männern ist ein… wait for it… FILM! (Dieses Problem kann man übrigens eins zu eins auf die Musikbranche übertragen, aber vielleicht irre ich mich auch und es gibt tatsächlich Interviews in dem eine Männerband gefragt wurde, wie das eigentlich so ist, so nur mit Männern, so als Männerband.)

Wir leben nach wie vor in einer Welt, in der uns an jeder Ecke vermittelt ist, dass Mannsein der Normalzustand ist und Frausein das andere. Es ist ein bisschen subtiler geworden und man muss ein bisschen genauer und bewusster gucken (und zählen), aber dann ist es doch sehr einfach zu erkennen.

Es geht, um es noch mal zu sagen, nicht um die Qualität des einzelnen, es geht auch nicht darum, dass es auch Bereiche oder Situationen gibt, in denen Frauen in der Mehrzahl sind, das ist sicherlich so. Es geht darum, dass Frauen vollkommen bekloppterweise immer noch Ausnahmen von der Regel sind. Und das merkt man am einfachsten, in dem man anfängt zu zählen, nicht immer, aber immer öfter. Und leider immer noch meistens mit demselben frustrierenden Ergebnis. Ich möchte eigentlich nicht in einer Welt leben, in der die Hälfte der Menschen froh sein kann, wenn sie… sagen wir mal… dreißig Prozent der medial vermittelten Welt ausmacht.

Ich empfehle dazu gerne dieses Video von Joss Whedon, der bekanntermaßen gerne seine Hauptrollen mit Frauen besetzt. Den entscheidenden Punkt nehme ich schon mal vorweg, es lohnt sich trotzdem, sich seine Rede anzugucken, in der er das Problem, das wir immer noch haben, so schön zusammenfasst: “So why do I write these strong female characters? Because [the jounalists] are still asking that question.

Daily Gollum – Die Veganeredition

Im Moment ist so eine Phase, wo dauernd irgendwas passiert, auf der Arbeit und im Leben und überhaupt. Da kommt das Bloggen aktuell ein bisschen zu kurz, auch wenn die Ideenliste nicht kürzer wird. Aber wie immer, wenn man auf einmal an jeder Ecke was zu tun hat, verhalte ich mich in höchstem Maße professionell und lege erst mal ein paar 1000-Teile-Puzzle. Alleine. Ohne Vorlage. Man kann mir ja viel vorwerfen, aber Prokrastination kann ich.

Aber über dieses Video hab ich letztens Tränen gelacht. Mehrfach hintereinander. Und eine Möhre wird niemals wieder sein wie früher.

Lieblingstweets im Februar woanders

(Liste wird in den nächsten Tagen ergänzt. Üblicherweise tröpfeln die Listen so nach und nach rein.)

alternative diary

André Herrmann

Anke Gröner

Christoph Koch

Crocodylus

Das Nuf

Die liebe Nessy

Don Dahlmann

e13/Kiki

eeek / I live by the fjord

ellebil

Ennomane

Herzdamengeschichten Teil 1 und Teil 2

Jan Eidens

Jörn Schaarsen

Journelle

Lady Himmelblau

Milch mit Honig

Namjirah

Patschbella

Pop64

Stadtneurotiker

Too much information

Vorspeisenplatte Teil 1 und Teil 2

wirres.net

Lieblingstweets im Februar (Teil 2)

MIT KATZENCONTENT! (Ansonsten: Guter Monat. Weitermachen.)

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Lyrikpostkarte II – Schweinkramlimericks

Als Isa zum Schreiben von Schweinkramlimericks aufrief, wusste ich direkt, was zu tun war. Nämlich die bereits gekaufte Postkarte mit “Köhlers Schwein” von Michael Sowa rauskramen und Limericks dazu zu dichten. Sicherheitshalber habe ich mir fünf ausgedacht, um ein bisschen Auswahl zu haben. Meine liebsten drei habe ich dann ganz ordentlich in Schönschrift aufgeschrieben und Richtung Norden geschickt.

Postkarte

I
Ein sportliches Ferkel aus Bergheim
das wollte viel lieber ein Fisch sein
drum sprang es ins Wasser
doch wurd‘ es nur nasser
und metamorphierte zum Schwimmschwein.

II
Eine ehrgeiz’ge Sau aus Neuwilen
der die Wettbewerbsregeln missfielen
trainierte doch heiter
schwamm schneller und weiter
und träumte nachts von olympischen Spielen.

III
Ein Altbademeister aus Lahr
der wusste nicht, wie ihm geschah
als vom Einmeterbrett
sehr grazil und adrett
ein Schwein in den See sprang, echt wahr!

Und als Extrabonuscontent gibt’s noch die zwei Limericks, die es nicht in die Endrunde geschafft haben. Und bei Isa gibt’s noch ein paar Vorschläge, obwohl niedliche Ferkel wohl nicht so inspirierend sind wie primitive Gelüste und so. Schade eigentlich.

IV
Ein Schwein aus der Nähe von Kiel,
das schwitzte im Hochsommer viel.
Da fand es ’nen Teich
und wusste sogleich,
dass Schwimmen ihm bestens gefiel.

V
In Brauweiler lebte ein Schwein,
das fand, es könne nicht sein,
dass man immer nur läge,
so faul und so träge,
also lief es zum See und sprang rein.

Und was macht man so als Softwareentwickler?

Ich bin Softwareentwicklerin. Das bedeutet zunächst mal, dass ich Software entwickle. Im einfachsten Fall war vorher nichts da und nachher gibt es ein Programm, eine Applikation, eine App, ein Gerät oder was auch immer, das irgendwo läuft und mit dem man irgendwas mehr oder weniger Sinnvolles oder Unterhaltsames tun kann.

Die Realität ist selbstverständlich nicht so einfach. Denn erstens ist vorher meistens doch schon irgendwas da, zweitens ist das, was man macht, selten irgendwann fertig, drittens besteht das, was man da macht, damit am Ende irgendwas dabei rauskommt, aus einer Vielzahl von einzelnen Tätigkeiten, und viertens macht man auch noch anderen Kram, entweder weil es dazugehört, oder weil sich sonst niemand findet.

Aber ich fange mal am Anfang an: Wie wird man überhaupt Softwareentwickler? Da gibt es mehrere Wege. Man kann das studieren, man kann eine Ausbildung machen, man kann eine Weiterbildung machen oder man bringt sich das selber bei. Ich habe tatsächlich in meinen knapp zehn Jahren Berufserfahrung alle diese Möglichkeiten gesehen und meiner Erfahrung nach gibt es ungefähr keine Korrelation zwischen Bildungsweg und praktischem Können und Wissen.

Mein Ausbildungsberuf nennt sich ganz offiziell “Fachinformatiker Anwendungsentwicklung”. Es gibt auch einen “Fachinformatiker Systemintegration”, das sind die Leute, die nachher eher Netzwerke einrichten und betreuen, die System-Admins in den Firmen, mit denen man sich besser gut stellt, wenn man irgendwann vielleicht doch mal einen Zugang zu irgendwas braucht.

Als “Fachinformatiker Anwendungsentwicklung” ist man dann später diejenige, die tatsächlich Anwendungen entwickelt, wie der Name schon sagt, also irgendwas tut, wo nachher irgendeine Art von Software rausplumpst.

Was macht jetzt aber so üblicherweise als Softwareentwickler? Ich muss das regelmäßig meinen Eltern erklären, damit die das anderen Leuten erklären können. Irgendwann hatte ich meinen Arbeitsrechner dabei, da konnte ich endlich mal zeigen, wovon ich überhaupt rede, wenn ich von Dental-Software spreche, wie so ein 3D-Modell aussieht und welche Teile der Software auf meine Kappe gehen. Das war sehr hilfreich, denn, wenn ich davon erzähle, klingt vieles vermutlich sehr abstrakt, was letztlich daran liegt, dass es das irgendwie auch ist.

Die Klischeevorstellung vom Softwareentwickler, einem “Programmierer” ist wohl die, dass wir jeden Tag in dunklen Räumen mit viereckigen Augen am Rechner setzen und Zeile für Zeile Code einhacken.

Um damit aufzuräumen, sei folgendes gesagt.

1. Softwareentwickler mögen Sonne. Softwareentwickler sind auch sehr heimelig, dunkle Räume mögen sie gar nicht, lieber schön hell und groß und mit einem großen Schreibtisch, auf dem sie ihren gesammelten Müll unterbringen können. Auch Pflanzen sind beliebt und begehrt und werden gepflegt und benamst. Der beste Weg, einen Softwareentwickler zu Überstunden zu motivieren, ist ihm einen hübschen Arbeitsplatz zu geben und irgendwo in der Nähe eine Kaffeemaschine und einen Wasserspender aufzustellen. (Das mit dem Kaffee ist übrigens ein Klischee, das mit der Realität übereinstimmt.) Anderweitige Kaltgetränke, Obst und/oder Schokolade sind weitere Motivatoren.

2. Softwareentwickler sitzen viel am Rechner, ja. Sie diskutieren aber auch gerne. Sie malen an Whiteboards oder laufen beim Denken auf und ab. Sie stehen gerne in Teeküchen, sofern dies die Größe der Teeküche erlaubt. Sie sitzen in Meetings und schreiben Aufgaben auf Kärtchen und hängen die an die Wand. Sie fahren auf Konferenzen und monieren langweilige Powerpoint-Präsentationen.

3. Wenn sie dann am Rechner sitzen, was (da stimmt das Klischee dann wieder) doch zu einem nicht unerheblichen Anteil der Arbeitszeit der Fall ist, dann schreiben sie nicht zwingend Code. Softwareentwickler suchen nach Lösungen für Probleme im Internet, sie testen das, was sie da gerade programmiert haben, sie finden Bugs und versuchen, diese zu fixen, schreiben Dokumentationen, benutzen eine Vielzahl von Tools, die bei irgendwas helfen sollen, lesen Anforderungen, schreiben Mails, pflegen das interne Wiki oder ihr Issue- und Bug-Tracking-System (soll heißen, irgendein System, in dem all die Dinge stehen, die noch erledigt werden müssen) und so weiter.

Es gibt eigentlich keinen typischen Arbeitstag, jedenfalls nicht im Kleinen. Richtig ist, dass ein typischer Softwareentwicklertag so aussieht, dass man irgendwann ins Büro kommt, irgendwann Essen geht und irgendwann Feierabend macht, üblicherweise in der Reihenfolge. Was dazwischen passiert, hängt davon ab, was man halt gerade so zu tun hat, wie der Arbeitsprozess organisiert ist und was überraschenderweise so dazwischen kommt.

Wenn man Glück hat, kann man tatsächlich ungestört einen oder gar mehrere Tage an einem neuen Feature arbeiten. Also guckt man sich an, was gefordert ist, diskutiert das noch mal mit dem Chef, dem Produktmanager oder den Kollegen, fängt dann an, ein bisschen Code zu schreiben, guckt sich an, ob der Code, den man geschrieben hat, tatsächlich so funktioniert, wie man sich das gedacht hat und ändert dann entweder das, was nicht funktioniert oder programmiert weiter. Zwischendurch isst man Schokolade oder Kuchen.

Das ist, wenn man Glück hat. Wenn man nicht so viel Glück hat, dann wird man irgendwann unterbrochen, weil auf einmal ein Kunde ein Problem hat, etwas anderes bis morgen gemacht sein muss, sich die Anforderungen geändert haben, oder irgendwas anderes ist.

Zusätzlich besteht die Arbeit als Softwareentwickler eben nicht nur aus der Neuentwicklung von coolen Funktionalitäten, sondern auch daraus, bestehende Funktionalitäten zu ändern oder – noch schlimmer – Bugs zu fixen.

Bugs fixen ist deshalb oft doof, weil es sehr unbefriedigend ist. Üblicherweise besteht ein Bugfix daraus, dass man erst sehr lange sucht, bis man die Stelle gefunden hat, wo das Problem überhaupt ist, dann einige Zeit damit verbringt, den Code umzuschreiben, ohne dass das Problem behoben ist, dabei eine gefühlte Million Mal die Software neu startet und testet, ob es jetzt endlich geklappt hat und dann nach einem halben Tag eine Zeile löscht, ändert oder hinzufügt und es dann endlich funktioniert.

Das Endergebnis ist dann immer sehr enttäuschend: Ein halber Tag rum und quasi nichts geändert. Ich bete dann immer das Mantra runter, dass die eigentliche Arbeit beim Bugfixen eben das Aufspüren des bösen Codes ist, und eben nicht die Menge an geändertem Code. Dennoch kommt man sich höchst unproduktiv und dezent doof vor, wenn man nach stundenlanger Arbeit nur eine Datei ins Produktivsystem hochlädt (Entwicklersprech: auf den Mainbranch eincheckt), bei der sich kaum etwas geändert hat. Aber immerhin: Der Glühbirnenmoment, wenn man endlich schnallt, was kaputt ist und es dann tatsächlich funktioniert, ist auch nicht zu verachten und löst dann große Freude und kleine Stuhltanzeinlagen aus.

Das Schöne am Entwicklerberuf ist, dass er unglaublich vielfältig ist. Zum einen gibt es eine gewisse Branchenflexiblität. Meine Ausbildung habe ich bei einer Versicherung gemacht, den ersten Job hatte ich bei einer Firma, die sich auf elektronische Transaktionen in der Pharmabranche spezialisiert hatte, es ging also darum, dass Apotheken und Krankenhäuser über unser System direkt beim Hersteller bestellen konnten. Die nächste Firma entwickelte Software für Personal- und Talentmanagement und jetzt bin ich in der Dentalbranche, auf meinem Schreibtisch liegen Zahnmodelle aus Gips und Plastik und ich bin deutlich firmer, was Dentalsprache angeht.

Auch das, was man als Softwareentwickler Tag für Tag tut, kann durchaus abwechslungsreich sein. Bei der letzten Firma arbeiteten wir mit Entwicklern aus England und Offshore-Teams aus Vietnam zusammen. Um die Codequalität zu erhalten, hatten wir in unserem Team stets jemanden, der zur Beantwortung von Fragen zuständig war. Auf einem ausrangierten Laptop lief Skype und dieser Laptop wurde dann im Tagesrhythmus weitergereicht. An dieser Stelle kann man auch gleich mit dem Klischee aufräumen, dass Softwareentwickler unkommunikative Einzelgänger wären. Die meisten Softwareentwickler, jedenfalls die, die ich kenne, sind im hohen Maße kommunikative und sozialverträgliche Menschen.

Muss man auch sein. Als Softwareentwickler redet und diskutiert man mit seinen Kollegen, mit seinem Chef, dem Produktmanager, dem Tester, dem Designer, dem Vertrieb und im schlimmsten Fall auch mit dem Kunden. Man diskutiert im Büro, in Meetings, am Telefon oder per E-Mail. Man beantwortet Fragen oder sucht selber Antworten. Die Umsetzung der Anforderung muss genauso geklärt werden wie die Priorität der Features und Bugs, wenn die Deadline naht und klar ist, dass nicht mehr alles zu schaffen ist. Es gibt sicherlich Bereiche, wo man ungestört vor sich herarbeiten kann, in meinem Berufsleben kam das nicht vor.

Und zuletzt gibt es noch die Vielfältigkeit der Aufgaben. Ich bin eher so ein Frontendentwickler. Ich mag Benutzeroberflächen, überlege gerne, wie man ein Nutzerbedürfnis am besten umsetzt, sowohl im Code als auch auf der Oberfläche, die der Nutzer dann später sieht. Andere Entwickler interessieren sich mehr für die Gesamtarchitektur einer Software, wie die einzelnen technischen Komponenten aufeinander aufbauen, wie sie miteinander kommunizieren und das möglichst effektiv. Andere wiederum basteln an sogenannten APIs (application programming interface), also an Schnittstellen, die dann wieder anderen Softwareentwicklern zur Verfügung gestellt werden, um darauf andere Software zu entwickeln. Es gibt maschinennahe Entwicklung und Entwicklung von Webanwendungen, es gibt Software, die nur auf eigens dafür gebauten Geräten läuft, es gibt Apps fürs Smartphone und Programme, die man als Desktopapplikation auf dem Rechner installieren muss. Es gibt große Applikationen mit vielen Funktionen, kleinere Tools, Plugins und Add-Ons, es gibt Spiele und Apps, deren einzige Funktion ist, dass ein Grillenzirpen erklingt, wenn man auf den Button drückt. Es gibt eine Unmenge an Software, die man braucht, um Software entwickeln zu können.

Diese Vielfältigkeit ist das Wunderbare an diesem Beruf, ich bin an keine Branche gebunden, und auch an kein spezielles Produkt. Es gibt Stellen, die ich nicht annehmen könnte, weil mir die nötigen Kenntnisse fehlen, aber das gilt für jeden Entwickler, dafür ist die Binnendifferenzierung einfach viel zu groß.

Was macht man also so als Softwareentwickler? Tatsächlich entwickelt man Software. Dazu schreibt man Code, ohne Frage. Zusätzlich schreibt man Dokumentationen, fixt Bugs, diskutiert Anforderungen und Prioritäten, redet mit Produktmanagern, Testern, Designern und Kunden, probiert rum, macht, tut, schreibt, liest, verzweifelt und freut sich.

Und zwischendurch isst man Schokolade und Kuchen.

Es ist ein toller Beruf. Und wer jetzt noch Fragen hat, der stelle sie bitte in den Kommentaren.

(Vor zwei Jahren schrieb ich auf meinem anderen Blog schon mal darüber, was man so als Softwareentwickler außer Code schreiben noch macht, allerdings aus einer etwas anderen Richtung. Es fügt sich aber schön als Bonusfeature in diesen Zusammenhang ein.)

Dieser Artikel reiht sich in die lange Liste berufserklärender Artikel ein, die von “Sinn und Verstand” hier angeregt wurde. Zwar ist Softwareentwickler kein wirklich neues Berufsbild und zudem vermutlich längst nicht so geheimnisumwoben wie “Key Account Manager” oder “Social Media Consultant”, aber ich glaube auch hier, dass viele Leute nicht wissen, was man da eigentlich so macht.