Der Rest vom Ruhrgebiet (17): Duisburg-Meiderich

Hurra! Endlich wieder ein Stadtteilbericht! Pi von gedanken/macher wohnt nämlich in Duisburg-Meiderich, da wo der Landschaftspark Nord ist und natürlich noch mehr. Es gibt auch gar keine Ausrede, da nicht mal vorbeizuschauen, immerhin führen ganze fünf Autobahnausfahrten nach Meiderich. FÜNF! Sensationell!

(Im Rahmen der Lyrikwoche soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass man auf diesem Blog auch wunderbare Limericks findet, bei denen (Skandal!) immer jemand sterben muss. So toll.)

Posaunisten im Haus!

Hausmusik

Wir sind für unsere Nachbarn vermutlich ein einziger Quell auditiver Freude. In dieser Wohnung befinden sich ein richtiges Klavier, ein ziemlich großer Synthesizer, eine Gitarre, eine Ukulele, eine Klarinette, eine Cajon und aus Gründen, die ich selber noch nicht so ganz verstanden habe, drei Bässe (davon ein Akustikbass). Die Congas sind im Keller, das Akkordeon ist eingelagert. Diese Instrumente werden zu allem Überfluss auch noch dauernd benutzt, davon einige öfter als andere, die Klarinette zum Beispiel fristet im Vergleich zum Klavier ein eher trauriges Dasein im Köfferchen und wird viel zu selten bemüht.

Das Bekloppteste aber ist: Die Nachbarn scheinen das gut zu finden. Dabei wohnen wir ganz oben und das Haus ist erwiesenermaßen recht hellhörig. Wenn wir überhaupt irgendwelche Beschwerden hören, dann, dass wir ruhig etwas öfter spielen könnten, das wäre immer so schön, manche Nachbarn machen nach eigener Aussage dann sogar die Wohnungstür ein bisschen auf, um besser zu hören. Total verrückt.

In Leverkusen war das noch anders, da wohnte unter uns nämlich ein Rentnerpärchen, dass uns am liebsten alles verboten hätte, wenn sie gekonnt hätten. Duschen nach zehn Uhr? Nix da! Bettwäsche auf dem Balkon ausschütteln? Staubt! Und vor allem natürlich: Klavier spielen? Undenkbar! Nach ein paar Auseinandersetzungen im Treppenhaus, nach denen wohl klar war, dass wir nicht aufhören würden, tagsüber Klavier zu spielen, war dann auch irgendwann gut, aber schön ist anders.

Umso toller, dass das jetzt anders ist, man bekommt geradezu ein schlechtes Gewissen, wenn man nicht oft genug spielt, so als inoffiziell designierte Treppenhausbeschaller.

Gestern aber war Premiere, da gab’s nämlich Posaunistenbesuch. Mit Blechbläsern kenne ich mich ja gar nicht aus, ich kann nur Holzbläser und da ja auch nur Klarinette und Blockflöte, so eine Posaune guck ich nur mit glänzenden Augen an, möchte auch mal probieren, trau mich aber nicht zu fragen.

Jedenfalls gab es dann irgendwann zwischen zehn und elf Uhr abends noch ein bisschen Bluesimprovisation, erst mit Klavier und Posaune, dann noch mit Gitarre und zum Schluss wechselte der Mann vom Klavierhocker auf die Cajon und dann kam sowas dabei raus:

[audio:https://anneschuessler.com/wp-content/uploads/2013/02/Hausmusik.mp3|titles=Hausmusik]

Bevor jetzt hier Kritik kommt, sollte folgendes noch erwähnt werden:

Erstens waren wie vollgestopft mit Thai-Essen. Zweitens waren wir zu diesem Zeitpunkt schon bei der zweiten Flasche Rotwein angekommen. Und drittens war das eine Improvisationspremiere für den Posaunisten. Ich komme ja eigentlich auch vom Notenspielen und hab mich irgendwann selbst an Improvisation gewagt, da ist man erstmal ein bisschen zurückhaltend und traut sich nicht so richtig ran.

Wir hatten jedenfalls Spaß, was man auf der (quasi heimlich mitgeschnittenen) Aufnahme auch hören kann. Leider nicht mitgeschnitten wurde der Epiphanie-Kommentar des Posaunisten nach der ersten Runde: “Auf einmal macht das mit den Akkorden sogar Sinn.”

Eben. Genau.

(Für mehr Hausmusik.)

Noch mehr Gedichte!

Ich ernenne die dritte Februarwoche nunmehr ganz ohne weitere Absprachen und Diskussionen zur „Lyrikwoche“. Schreibt Gedichte! Oder Geschichten über Gedichte! Oder aber bringt die Leute dazu Gedichte zu schreiben! Irgendwas wird euch schon einfallen. Wir machen das jetzt jedes Jahr, ja? (Was natürlich nicht heißt, dass man den Rest des Jahres nicht reimen und dichten darf.)

Die Isa hat es schlau gemacht und ganz viele Leute dazu gebracht, Gedichte zu schreiben. Nämlich Schweinkram-Limericks und es ist wirklich erstaunlich, wie viel da schon zusammengekommen ist. Vielleicht ist der Limerick auch eine besonders dankbare Reimform, wenn man einmal im Rhythmus drin ist, dann läuft’s. Seit gestern hab ich neun Limericks geschrieben. NEUN! Vermutlich sind sie nicht besonders brilliant, aber NEUN! Das muss man sich mal vorstellen.

Vier davon stehen irgendwo drüben in den Kommentaren bei Isa, der Einfachheit halber zitiere ich mich gleich also quasi selber. Wer mehr davon will, der muss nur dem Link da oben folgen, ganz großartige Sachen sind dabei. Es lohnt sich wirklich und mitmachen ist ausdrücklich erwünscht. Und wer nicht weiß, was ein Limerick ist, für den erklärt Isa das auch noch mal schnell.

Und hier wären dann meine Ergüsse. Geistige Ergüsse, selbstverständlich, was denn sonst?

Schweinkram-Limerick I

Ein einsamer Jüngling aus Bonn,
dem liefen die Frauen davon.
Nachts im Fernsehprogramm
boten Frauen sich an
und am Telefon stöhnte Yvonne.

 

Schweinkram-Limerick II

Ein hübsches Ding aus Leverkusen,
das hatte ’nen prächtigen Busen.
Doch sie ließ keinen ran,
jedenfalls keinen Mann,
wollt‘ lieber mit Frauen nur schmusen.

 

Schweinkram-Limerick III

Eine alte Dame aus Kevelaer,
die wusste, dass es bald zu Ende war,
einen Callboy sie borgte,
der’s ihr gut besorgte,
und so starb sie befriedigt im gleichen Jahr.

 

Schweinkram-Limerick IV (quasi ein Pig Stuff Limerick)

There was a young couple from Glasgow
Who wondered „Just where could his thing go?“
Every hole that they tried
Left them both satisfied,
So next month they’ll release their first porno.

 

Schweinkram-Limerick V

Ein Surfer in Biscarrosse-Plage
der dachte „Mais non, quel dommage!“.
Denn am Schluss der Saison
fuhr’n die Mädels davon,
mit Touristinnensex war’s am Arsch.

(Da bin ich jetzt doch ein bisschen stolz, denn ich hab nicht nur total gut auf Französisch gereimt, sondern auch noch astreinen Lokalbezug hergestellt. Und wie steht das in der Wikipedia: „Der erkennbare Bezug zu regionalen Besonderheiten oder Stereotypen ist ein recht seltenes Qualitätsmerkmal.“ Boah.)

Über Gedichte

Bei Herrn Buddenbohm geht es heute um Gedichte und die Faszination, die so ein Gedicht, frei vorgetragen von den Eltern, bei Kindern auslösen kann.

Ich kenne mich da sehr gut aus, denn meine Mutter liebt Gedichte und kann sich sowas auch irre gut merken. Nach eigenen Angaben gehörte „Gedichte-auswendig-lernen“ zu ihren Lieblingsübungen während der Schulzeit und während andere sich abmühten, hat sie dann eben mal so lockerflockig Schillers „Die Bürgschaft“ gelernt und kommt da auch heute noch ziemlich weit. (Ich komme deswegen auch immer bis zur ersten Strophe, ohne das Gedicht einmal selbst gelesen zu haben.)

Am liebsten hab ich aber „Das alizarinblaue Zwergenkind“ gehört, das konnte sie auch besonders gut, mit diesem fulminanten Einstieg, dem enthusiastischen „Ui, fein!“, und dann zum Schluss der großen traurigen Enttäuschung. Kann ich nur empfehlen, lernt sich auch schön und hat so hübsche, geheimnisvolle Wörter. Auch ich krieg das so einigermaßen aus dem Kopf hin, bin aber besser bei Heinz Erhardts „Die Made“, das endet ja auch ganz furchtbar und traurig.

Gedichte sind eigentlich toll, man sollte mehr davon lesen und auch ein paar davon lernen, dann kann man bei langweiligen Partys auch unangenehmes Schweigen überbrücken oder so. Es findet sich bestimmt ein sinnvoller Anlass zu einer schwungvollen Rezitation. Am einfachsten ist das natürlich tatsächlich, wenn man Kinder hat, die bekanntlich von solchen Wundern nie genug kriegen können. Und ich sage das aus eigener Erfahrung, also Erfahrung als Kind, nicht als Eltern.

Dabei kenne ich gar nicht so viele Dichter und die, die ich kenne, passen gar nicht so recht zusammen. Max Goldt für das Absurdschönbekloppte, Robert Gernhardt für die überraschende Pointen und schönen Wortspielen, A.A. Milne für die Nostalgie und W.H. Auden fürs Romantischtragische. Je länger ich drüber nachdenke, desto mehr glaube ich, ich brauch dringend noch ein bisschen mehr Lyrikzeug im Bücherschrank. Erich Kästner, hat der nicht auch? Und Morgenstern und natürlich Heinz Erhardt? Und… ach, da gibt’s bestimmt noch viele tolle Menschen, deren Gereimtes man entdecken kann.

Meine Mutter kannte auch noch ein Gedicht. Eigentlich ist es gar kein Gedicht, sondern so eine Art Schüttelreim als Geschichte. Der Humor dabei ist sehr simpel, für Kinder aber äußerst faszinierend. Ich habe versucht, herauszufinden, woher diese kleine Geschichte überhaupt kommt und ob es jemanden gibt, dem man die folgenden Sätze originär zuordnen kann, die Suche verlief aber fruchtlos. Es scheint auch mehrerer Versionen zu geben, ich zitiere jetzt einfach die Version, die ich bestimmt hundert Mal gehört habe und wünsche viel Vergnügen beim Auswendiglernen.

(Anleitung: Den ersten Teil mit normalem, leicht beschwingten Tonfall vortragen, den zweiten Teil dann mit zusammengezogenen Stirnfalten und bösem, gruseligem Tonfall. So wird das was.)

Hinter einer Pappelgruppe saß der Zeichlehrer einer Kinderschule
und malte die Schattenrisse seiner seeligen Frau,
die Filetschürzchen in den Koffer packte.
Da kam der Schulmeister, sein Freund,

und begrüßte ihn mit einem warmen Händedruck.

Hinter einer Rappelpuppe saß der Leichenzehrer einer Schinderkuhle
und malte die Rattenschisse seiner freligen Sau,
die Geleepfürzchen in den Poffer kackte.
Da kam der Muhlscheißer, sein Freund,
und begrüßte ihn mit einem warmen Hundedreck.

Camera Obscura im Wasserturm in Mülheim an der Ruhr

Film

Eine Camera Obscura hatten wir uns in Edinburgh ja schon angeguckt und für toll befunden. Eher zufällig entdeckte ich, dass es auch in Mülheim an der Ruhr so eine begehbare Kamera gibt und als es im letzten Jahr darum ging, die Schwiegereltern ein bisschen zu belustigen, planten wir schnell einen Ausflug in die Nachbarstadt mit mittelalterlichem Weihnachtsmarkt, schottischem Essen und eben einem Besuch der Camera Obscura im alten Wasserturm.

Die Camera Obscura befindet sich in der Kuppel des Broicher Wasserturms in Mülheim an der Ruhr, in den unteren Etagen des Turms befindet sich das Museum zur Vorgeschichte des Films. Die Exponate, so erfahren wir, stammen alle aus einer Privatsammlung und zeigen vom Schattenspiel über Guckkästen, Thaumatrope, Kaleidoskope und vielen anderen spannenden Apparaturen und optischen Täuschungen wie die Bilder laufen lernten oder mit ein paar Kniffen auch vor über hundert Jahren schon 3D-Effekte erzielt wurden.

Turm

Dabei gefällt mir vor allem die Überschaubarkeit der Sammlung. Klingt erst mal komisch, aber nach meiner ganz persönlichen Erfahrung bleiben Museen mit kleinen Sammlungen besser im Kopf als solche, bei denen man nach zwei Stunden gefühlt tausend Sachen gesehen hat und sich deswegen an keine mehr erinnern kann.

Im Museum zur Vorgeschichte des Films dagegen kann man sich in Ruhe umgucken, an Knöpfchen drücken, an Hebeln ziehen, an Rädern drehen und durch Gucklöcher gucken, und weiß beim letzten Exponat trotzdem noch, was man beim ersten Exponat gesehen hat.

Schattenspiel

Gucken

Exponat

(In dieser schönen Tradition steht auch das Whiskey-Museum in Edinburgh. Kann ich nur empfehlen, da weiß ich noch fast alles, was mir da erklärt und gezeigt wurde.)

Nachdem wir also fleißig geguckt, gedreht und gedrückt haben, geht’s ganz nach oben zur Camera Obscura und dann geht es auch schon los.

Eine Camera Obscura funktioniert so: Man ist in einem Runde Raum, in dessen Mitte ein großer runder weißer Tisch steht. in der Mitte des Raumes also zentral über dem Tisch ist ein Loch in der Kuppel und da fällt das Licht rein. Dann braucht man noch ein paar Spiegel, die man steuern und drehen kann und dann ist die Camera Obscura fertig. Also, so ungefähr jedenfalls, es ist vermutlich in der Praxis noch ein bisschen komplizierter.

Camera Obscura

Das, was man dann hat, ist eine begehbare Kamera. Das Licht geht aus, die Spiegel werden in Position gedreht und auf einmal ist das Mülheim an der Ruhr auf dem weißen Tisch. Weil Winter ist und wir mal wieder ein bisschen getrödelt haben, ist das Bild schon etwas dunkel, aber nachdem sich die Augen dran gewöhnt haben, erkennt man allmählich, was man von der Kuppel aus so von Mülheim sieht. Gebäudesilhouetten, Menschen, die auf Plätzen rumlaufen und dann, das ist am lustigsten: Autos und Ampeln.

Autos und Ampeln sind am lustigsten, weil sie in bunten Farben leuchten und man sie deswegen am besten sieht. Bei einer Kreuzung warten wir, bis die Ampel von rot auf grün umspringt und die wartenden Autos losfahren. Auch auf der anderen Seite der Ruhr, da wo das Stadtzentrum ist, können wir erkennen, wo die Autos langfahren, zeigen “Hier!” und “Da!” und warten einfach noch mal eine Ampelphase ab. Weil wir’s können!

Irgendwann sind wir wieder da angekommen, wo wir mit unserer Kamera-Beobachtungstour angefangen haben. Toll war das. Obwohl’s ein bisschen dunkel war. Oder eben weil es ein bisschen dunkel war und das mit den Autos und Ampeln so lustig war. Aber wir waren ja auch schon in Edinburgh in der Camera Obscura und haben da mit kleinen weißen Karten Touristen auf dem Schlossvorplatz hochgenommen und durchgeschüttelt.

Obsc

Ob wir noch eine Runde um die Kuppel laufen wollen, werden wir gefragt, als das Licht wieder an ist. Klar wollen wir und machen das dann auch. Draußen ist es erstaunlicherweise noch gar nicht so dunkel, wie uns die Camera Obscura weismachen wollte und wir gucken uns das, was wir eben drinnen auf dem weißen Tisch gesehen haben, dann jetzt noch mal in echt an. Obwohl, echt war das ja eben auch, live und in Farbe, wenn auch ein bisschen dunkler.

Aussicht

Dann geht’s mit dem Fahrstuhl nach unten, wo man noch im Museumsshop ein bisschen stöbern kann und ich kurz davor bin, ein Kaleidoskop zu kaufen, weil die doch so schön sind und hach… Weil es doch schon ein bisschen dunkel war, bekommen wir zwei Gutscheine zum Nochmalimhellenwiederkommen, wie nett ist das denn?

Wasserturm

Total nett ist das! Wie das ganze Museum übrigens und die Betreiber sowieso. Man merkt die Liebe und Begeisterung, die in dieses Projekt gesteckt wurde und fragt sich ein bisschen, warum das wieder so ein geheimes Kleinod ist, das man erst durch Zufall finden muss. Eigentlich nämlich müsste es heißen: “Du bist im Ruhrgebiet? Warst du schon in Mülheim in der Camera Obscura? Musst du unbedingt hin, total super da!”

Aber man kann ja damit anfangen, hier auf dem Blog zum Beispiel. Also: Wenn es einen ins Ruhrgebiet treibt, unbedingt nach Mülheim zur Camera Obscura mit dem Museum zur Vorgeschichte des Films in den alten Wasserturm. Am besten tagsüber, aber man kann auch mit Autos und Ampeln viel Spaß haben. Es lohnt sich auf jeden Fall.

Exponat

Camera Obscura mit Museum zur Vorgeschichte des Films
Am Schloß Broich 42
45479 Mülheim an der Ruhr
Telefon: 0208 / 3 02 26 05

http://www.camera-obscura-muelheim.de

Öffnungzeiten: Mi. – So.: 10:00 – 18:00

Jetzt auch im Radio!

Weil die liebe Nessy mich letzte Woche empfahl, hatte ich heute ein kleines Interview in der Reihe „Blogger privat“ bei Trackback von Radio Fritz. Nett war’s, obwohl ich gefühlt wieder nur Unfug erzählt habe. Das mach ich nämlich meistens, wenn ich aufgeregt bin. Dabei hatte ich mir vorher so tolle, intelligente Antworten überlegt, die ich alle spontan wieder vergessen habe, als es losging. Beim nächsten Mal dann vielleicht.

Anhören kann man das hier, so ab Minute 44:21. Oder direkt hier, geht auch…

[audio:http://download.fritz.de/trackback/trb_130216.mp3|titles=Anne bei Radio Fritz]

Ein Gedicht, ein Gedicht! (Lyrikpostkarte No. 1)

Anfang des Jahres hatte ich eine total super Idee und dachte, ich würde dieses Jahr mal ein paar Gedichte schreiben. Man betätigt sich ja generell viel zu selten lyrisch, da muss doch was zu machen sein. Um auch ausreichend Druck aufzubauen, hab ich mir dann noch was anderes überlegt. Ich nenne es Lyrikpostkarte, und weil die erste jetzt bei Kiki eingetroffen ist, kann ich auch hier auf dem Blog endlich das tolle Gedichte veröffentlichen, das ich irgendwann an einem Abend im Januar bei relativ viel Wein zu Papier brachte.

Dass es um Papageientaucher geht, hängt damit zusammen, dass auf der Postkarte vorne drauf auch Papageientaucher sind, nämlich auf einem Bild von Suzan Visser. Da ich es bisher aus Prokrastinationsgründen nicht geschafft habe, bei der Künstlerin anzufragen, ob ich das Bild veröffentlichen darf, gibt’s hier dann eben den Link zu dem Bild, das als Inspirationsquelle diente. Außerdem kann es sein, dass ich ein Wort erfunden habe, aber ich dachte mir, wenn schon Lyrik, dann bestimmt nicht ohne eigene Wortkreation.

Jetzt muss ich eigentlich nur noch das zweite Gedicht schreiben und mir einen netten Menschen aussuchen, der dann Lyrikpostkarte No. 2 bekommt. Soll ja so’n Ding werden.

Gedicht

Lyrikpostkarte No. 1

Im Papageientauchernest
da liegt ein Ei und auch der Rest
von einer Buntstiftkollektion
und außerdem, man ahnt es schon
ein Schlüssel und ein Glitzerding
was sich halt so im Schnabel fing.

An Wäscheklammern hängt ne Schnur
und daran eine Taschenuhr.
Doch was den einen Vogel stört,
ihn aufwühlt und auch arg empört
ist, dass der ganze schöne Kram
als Diebesbeute zu ihm kam.

Ganz unrechtmäßig liegt es da,
so vorwurfsvoll und illegal.
Und anklagend zerstört’s die Stille
und rüttelt an der Nestidylle
der schönen, braven, zartigen,
der Regenpfeiferartigen.

Lieblingstweets im Februar (Teil 1)

Ich hab sehr lange über eine total originelle Einleitung nachgedacht, aber mir ist nichts eingefallen. In diesem Sinne… bitte schön:

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Webgedöns: Die Ego-Edition

WAZ

Ich schulde hier noch eine Menge Links, die sich in den letzten Wochen angesammelt haben. Was sich aber leider auch angesammelt hat: Fiese Infekte. Erst war’s eine Kehlkopfentzündung, dann doch eher ne Bronchitis. Damit hustete ich dann so viel und enthusiastisch, dass ich irgendwann sowas wie Muskelkater vom Husten hatte. Klingt lustig, tut aber vor allem weh, besonders beim Husten, aber auch beim Liegen und Atmen. Auch beim Sitzen. Oder Stehen. Beim Gehen auch. Eigentlich immer.

Heute noch mal den Arzt meines Vertrauens besucht, um sicherzugehen, dass sich das nicht noch irgendwie zu einer Lungenentzündung entwickelt. Pokémons haben ja auch meistens drei Stufen, da muss man aufpassen.

Zur Beruhigung: Es ist wohl weiterhin nur überaus lästiger Husten. Dafür hab ich jetzt auch Hustentropfen, die gigantisch lecker nach Back-Rumaroma riechen, und ebenso gigantisch beschissen schmecken.

Dafür weiß ich jetzt, was so tagsüber im deutschen Fernsehen kommt und was sich davon lohnt (grob geschätzt nämlich nichts) und dass die lustigsten Dinge passieren, wenn man hauptsächlich liegt. Liegen wird ja so allgemein eher unterschätzt, auch was die Produktivität angeht.

Wenn ich rumliege, dann tauche ich auf einmal im Blog von Christoph Koch auf und erzähle, was und wie ich so lese. Oder die Frau Nessy erzählt im Radio, dass sie meinen Blog gerne liest. Oder ich bin auf einmal in der Zeitung (tatsächlich sogar in der Printausgabe, liebe Essener, kaufen Sie doch wenigstens heute mal die WAZ). Oder noch was anderes, von dem ich aber noch nichts erzählen kann, weil ich noch gar nicht sicher weiß, ob wirklich und wenn ja, dann wie.

Also, ich bin ganz furchtbar produktiv, wenn ich rumliege. Und jetzt geh ich wieder husten.

Exotische Bräuche im Rheinland: Karneval

Kommen wir nun zu dem möglicherweise am häufigsten von Unwissenden verschrieenen Brauches im schönen Rheinland: Karneval.

Ja, es ist irgendwie schlimm. Aber auch: Ja, es ist irgendwie toll.

Eines gleich vorweg: Ich kenne Karneval nur aus der U18–Perspektive. Ich kann mich nicht erinnern, jemals in einer Karnevalskneipe gewesen zu sein, ich habe an Karneval nie exzessiv Alkohol getrunken und dann fremde Leute geknutscht, ich war kein einziges Mal an Weiberfastnacht mit Milliarden anderer Leute in der Kölner Altstadt. Ich war noch nicht mal auf dem Rosenmontagszug.

Aber als Kind, jahaha! Da wurde Karneval gefeiert. Karneval bedeutete nämlich genau zwei Sachen: Erstens durfte man sich verkleiden und zweitens gab es Süßigkeiten in Massen und für umme! Man musste sich sich nur ein bisschen die Lunge aus dem Hals brüllen und stundenlang im Kalten stehen, aber was macht man nicht alles so als Kind für Gratissüßkram.

Karneval in Köln ist eigentlich einfach erklärt. Man verkleidet sich und dann geht man auf einen Karnevalszug, steht am Straßenrand, ruft “Kamelle” und “Strüssje”, sammelt den Kram auf (oder fängt ihn gekonnt aus der Luft, wenn man nicht ich ist) und dann ist der Spaß je nach Zuglänge nach ein bis vier Stunden vorbei.

Was die Züge angeht, hat man da große Auswahl, jedes “Veedel”, also jeder Stadtteil, hat seinen eigenen, das ist Kölner Karnevalsstolz, da machste nix. Sogar in unserer kleinen Bruder-Klaus-Siedlung hatten wir unseren eigenen Zug. Der war aber wirklich sehr, sehr klein, aber auch faszinierend, wenn in der Garage des Nachbarn am Karnevalswagen gebastelt wurde und die Vorstellung, man könnte selber auf so einem Wagen stehen damit durchaus vorstellbarer wurde.

Auf der anderen Seite hatte ich schnell geblickt: Auf einem Wagen stehen ist zwar obercool, aber dann muss man die Süßigkeiten ja den anderen zuwerfen und hat selber gar nichts davon. Ist ja doof. Dann lieber Fußvolk sein und am Ende des Tages tütenweise Süßigkeiten auf dem Boden ausschütten, sortieren und begutachten.

Weil meine Eltern wohl vernünftig genug waren, die Menschenmassen beim Rosenmontagszug zu meiden, kenne ich dieses Phänomen auch nur aus dem Fernseher. A-ha-ber: Wir hatten dafür den Veedelszoch in Köln-Ehrenfeld. Und der war auch lang. Sehr lang. Sehr, sehr lang. Und dementsprechend ergiebig. Stundenlang konnte man da an der Venloer Straße stehen, “Kamelle!”, “Strüssje!” und “Kölle Alaaf!” brüllen und tütenweise Kram fangen und aufheben und dann am Abend mit glänzenden Augen vor Bergen Süßkram sitzen, von denen man mindestens die Hälfte unter normalen Umständen nie selbst gekauft hätte, aber im Karneval gelten andere Regeln.

Mal abgesehen davon, dass es da ja auch durchaus Objekte der Begierde gab, die in der Erfolgsstatistik mit deutlich mehr Punkten verbucht werden konnten als der übliche Bonbonkram. Schokoladentafeln zum Bespiel, oder, fast schon Königsdisziplin, Pralinenschachteln. Aber eben auch die “Strüssje”, also kleine Blumensträußchen, die zwar eher so ein bisschen Erwachsenenkram waren, dadurch aber eben noch attraktiver wurden, weil schwerer zu ergattern.

Was es auch standardmäßig gab: Schwämme. Das kann mir vielleicht auch noch mal irgendwer erklären, was das mit den Schwämmen sollte. Schwämme gab es nämlich immer, große quaderförmige Schwämme. Man weiß es nicht.

Außerdem Karnevalskapellen. Karnevalskapellen liefen zwischen den großen Wagen und hatten den nicht unwichtigen Nachteil, dass Menschen, die Querflöte oder Trommel spielen üblicherweise nicht gleichzeitig Kamelle werfen können. Gefühlt kommt so ein Karnevalszug übrigens immer genau dann zu einem temporären Stillstand, wenn gerade eine Karnevalskapelle vor einem steht. Wahrscheinlich stimmt das nicht, aber ich behaupte trotzdem, dass das so war. Ist ja auch egal.

Kostüme übrigens waren sehr oft selbstgemacht. An das Engelkostüm erinnere ich mich gar nicht mehr, aber die Meerjungfrau hat meine Mama in liebevoller Detailarbeit angefertigt, genauso wie den Schmetterling. Als Schmetterling ging ich übrigens mit meiner Cousine im Partnerlook, was man auf dem Beweisbild schlecht sehen kann, weil sie offensichtlich zum Tragen einer Jacke genötigt wurde. Total doof, da kann man ja gar nicht demonstrieren, dass man Flügel hat.

Das Clownkostüm scheint mir irgendwo käuflich erworben, im Nachhinein fand ich das auch eher doof. Ich bin kein Clownkostümtyp, aber man probiert ja alles mal aus. Als Prinzessin hatte ich total hübsche Löckchen, für die meine Mama die Haare am Vorabend zu ganz vielen kleinen Zöpfchen flocht. Sieht man auf dem Beweisbild leider auch nicht.

Wovon ich gerade keine Beweisbilder habe: Ich als Zauberin mit einer umfunktionierten Schultüte als Hut, ich mit meiner Cousine für den alternativen Geisterzug kostümiert mit einer sehr, sehr gruseligen Marionette um den Hals und ich als “N”.

Das mit dem “N” war aber schon zu Teenagerzeiten, da wurde man ein bisschen subtiler bei der Kostümgestaltung. Das “N” war eine Hommage an das berühmte Preisrätsel bei Schmidteinander und bestand aus zwei großen aus Pappe ausgeschnittenen “N”s, die ich mir an zwei Schnüren verbunden über die Schultern hängte. Total einfach. Natascha erklärte sich bereit, als “D” zu gehen, und so liefen wir an Weiberfastnacht als “Ende” (Kapiert? N-D. En-De. Ende! Ach, egal.) durch die Schule. Hat, wenn ich mich richtig erinnere, exakt einer verstanden. Aber gut, war eben auch total subtil.

Wie immer könnte man noch stundenlang weitererzählen, über die zu Karnevalszeiten erstaunlich beweglichen Omas, die einem beim Kamellefangen immer dazwischensprangen, über die fiesen Cowboypistolen, vor denen ich immer ein bisschen Angst hatte, über die Karnevalslieder, von denen ich dann doch erstaunlich viele problemlos mitsingen kann, über die Karnevalssitzungen in der Schule, über den Geisterzug, bei dem man nachts durch Köln zieht und bei dem es keine Süßigkeiten, aber dafür Sambatrommelgruppen gibt, und und und…

Karneval ist gar nicht so schlimm, jedenfalls nicht, so wie ich den kenne. Aber ich kenne ja auch keinen Kneipenkarneval mit Betrinken und Fremdeleuteknutschen. Ich kenn nur den mit Verkleiden und Süßigkeiten. Und der war immer sehr toll und aufregend.

Letztlich ist es so wie mit allen Traditionen, man kann das gar nicht erklären. Wer die “aufgesetzte” Lustigkeit anprangert, dem ist vielleicht nicht klar, dass sich die Karnevalsjecken ja tatsächlich irre auf diese paar Tage freuen und zwar schon seit Monaten. Die sind nicht aufgesetzt lustig, die finden das wirklich gut.

Man muss das nicht verstehen. Man muss es auch nicht gut finden. Aber es gehört eben irgendwie dazu. Und auch, wenn ich selber nicht da stehen möchte, weil mir das zu viele Menschen sind und es kalt ist und überhaupt, aber wenn ich jetzt so auf dem Sofa sitze, mir ein bisschen die Bronchien aus dem Körper huste und gleichzeitig WDR gucke, mit den Karnevalsfeiern aus Köln und Düsseldorf und Bonn, dann geht mein Kölsches Herzchen auf und ich freu mich mit. Weil’s eben doch dazugehört, zum Rheinland und eben auch ein bisschen zu mir. Da kann man nix machen.

Und bevor wir jetzt zur ultimativen Fotoshow kommen, noch mal zum Mitschreiben: Es heißt “Karneval” (was auch darf: „Fastelovend“) und es heißt “Alaaf!”. Alles andere ist Unfug.

Bei Extramittel gibt’s auch ein schönes Plädoyer für mehr Karnevalstoleranz.

Engel

1984 als Engel.

Meerjungfrau

1985 als Meerjungfrau (KEIN TÜMPEL!).

Prinzessin

1986 als Prinzessin. Die Krone ist von Woolworth.

Schmetterling

Vermutlich 1987 im Partnerlook als Schmetterling. MIT FLÜGELN!

Clown

Irgendwann als unscharfer und tendenziell unglücklicher Clown. Das war nix.