Ich lese

Disclaimer: Bei Patschbella lesen, wie es begann, dann bei Journelle, excellensa und Isa weiterlesen oder einfach erst hier lesen und dann bei den anderen Damen gucken.

Ich hab schon immer gern und viel gelesen. Ich hab sogar so gern gelesen, dass mir die Zeit bis zur Grundschule entschieden zu lang war und ich mir den ganzen Krempel dann eben selber beigebracht habe. Angeblich war das erste Buch was ich gelesen habe/auswendig kannte “Die Kinder von Bullerbü”, aber ich muss mich da auf die Aussagen meiner Eltern verlassen, denn selber erinnere ich das nicht.

Mit Oma ging es einmal die Woche in die Bücherei in Köln-Mülheim, die ich mit den Jahren durch konsequentes Überschreiten der Ausleihdauer, auch finanziell unterstützte. Jede Woche gingen da mehrere Bücher mit, gerne auch dieselben, ich weiß nicht, wie oft ich Dagmar Chidolues “Mein Paulek” gelesen habe, außer sehr oft. Den Ständer mit den Schneiderbüchern hab ich durchgearbeitet, die ganzen Bücher von Christine Nöstlinger, die ganzen Anastasia-Bücher von Lois Lowry, Edith Nesbit, Paul Maar und was man sonst noch so auftreiben konnte.

Als wir von Köln nach Opladen zogen, ließen die Büchereibesuche in Mülheim so langsam nach, wurden jedoch lediglich in die Stadtbücherei von Opladen verlagert. Da ließ man mich dann irgendwann die Bücher einräumen, Neuerscheinungen als erste lesen und in der Kinder- und Jugendbuchabteilung Leute beraten. Erlaubt war das vermutlich nicht alles, aber anscheinend war es allen egal.

Irgendwann so zwischen 15 und 18 verlagerte sich das Interesse hin zu den Erwachsenenbüchern, ich las John Irving, J.D. Salinger, Jane Austen, Matt Ruff, Anne Tyler und Douglas Adams und vermutlich noch einiges mehr. Auch die Frequenz ließ etwas nach, aber gelesen habe ich immer noch.

Am wenigsten las ich interessanterweise während des Studiums und während der Ausbildung. Warum, weiß ich gar nicht, wahrscheinlich hatte ich zu viel anderes zu tun, nicht zuletzt wurde ich dann auch vom besten Freund mit der Seriensucht angesteckt. Ich kann mich eigentlich nur an ein einziges Buch erinnern, dass ich in dieser Zeit las, und es war noch nicht mal besonders gut.

Ich glaube, das erste Buch, das ich 2003 nach dieser Phase des Ab-und-zu-Lesens in die Hand nahm, war “The Lovely Bones” von Alice Sebold, gekauft bei einem Buchhändler in Opladen, den es auch schon länger nicht mehr gibt. Ich gewöhnte mich wieder ans Lesen, mittlerweile konnte man bei Amazon unkompliziert Bücher auf Englisch bestellen, es wurde alles einfacher. Englische Bücher las ich jetzt fast ausschließlich im Original, im Januar 2005 fragte ich zum ersten Mal auf meinem Blog nach Buchvorschlägen und bekam eine ganze Reihe. Ich las “The Eyre Affair” von Jasper Fforde, ein Buch, das ich vermutlich nie gefunden hätte, wenn Caitlin es nicht vorgeschlagen hätte, und war begeistert.

Vielleicht war dies tatsächlich ein bisschen der Beginn der neuen Lesephase. Ich begann, die gelesenen Bücher aufzuschreiben und zu zählen, nahm mir jedes Jahr vor, mindestens 52 Bücher zu lesen, was mir in manchen Jahren (2006, 2009, 2011 und vermulich auch 2012) gelang, in anderen nicht ganz.

Ich entdeckte Tools wie librarything und Goodreads, veröffentlichte jedes Jahr eine Liste der besten Bücher, wartete mit Spannung auf die Gewinner des Puddly Awards der amerikanischen Buchhandlung Powell’s, und bastelte mir daraus Listen mit Büchern, die ich noch lesen müsste. Natürlich ist die Liste der Bücher, die ich noch lesen müsste, viel länger als irgendetwas, was man als normaler Mensch noch bewältigen könnte, vor allem, weil ständig etwas hinzukommt.

Ich lese schnell. Ich bin kein guter, aufmerksamer Leser, dafür bin ich viel zu ungeduldig, und ich kann nicht gut mit Adjektiven und langen Beschreibung (es sei denn, Walter Moers schreibt sie). Ich vergesse die meisten Bücher schnell wieder, das finde ich aber gar nicht so schlimm, denn ich kann so durchaus Bücher zwei Mal lesen. Mein Hauptproblem bei jedem Buch, das ich gerade lese, ist, dass ich mich schon so auf das nächste Buch freue. Da kann das Buch gar nichts für und es ist ja auch bei fast jedem Buch so.

Als wir uns beim letzten Umzug von 140 qm auf 70 qm verkleinerten, mussten die meisten Bücher weg, denn sie passten einfach nicht in die Wohnung. Meine Lieblingsautoren durften mit: Neil Gaiman, Douglas Adams, Dave Eggers, Walter Moers und Murakami stehen weiterhin im Wohnzimmer im Regal. Dafür haben wir kistenweise Bücher eingelagert und müssen uns vermutlich irgendwann damit beschäftigen, was wir damit machen wollen.

Es ist ja auch tatsächlich leider so, dass man die meisten Bücher nur einmal liest, man weiß nur vorher nicht unbedingt, welches die wenigen Bücher sind, die einem ans Herz wachsen und welches die anderen. Das weiß man erst, wenn man sie gelesen hat.

Wenigstens nutzte ich den Moment des Bücherkistenschleppens geschickt und meldete einen aktuen Kindlewunsch beim Mann an. Die Vorteile lagen auf der Hand und ich habe die Entscheidung nie bereut. Seit fast zwei Jahren lese ich fast ausschließlich auf dem Kindle, im letzten Jahr kam ich auf 73 Bücher, weil ich jetzt wirklich immer und überall ein Buch dabei habe und gefühlt auf dem Bildschirm noch schneller lese als auf einer Papierseite. (Ob das wirklich so ist, weiß ich nicht, das müsste mal jemand erforschen.)

Auf dem Kindle sind mittlerweile 155 Leseproben. Bei meinem durchschnittlichen Lesetempo muss ich  mich also die nächsten drei Jahre nicht um neue Inspirationen kümmern, aber es wird ja doch passieren, denn für jede Leseprobe, die ich lösche, kommen zwei hinzu. Es ist furchtbar.

Ich lese. Viel und häufig und zu schnell. Detailfragen zu den “Song of Ice and Fire”-Büchern von George R.R. Martin kann ich nicht beantworten, weil ich sowieso nicht mehr weiß, was passiert ist (irgendwas mit Drachen und Intrigen). In gewisser Weise bin ich vielleicht lesesüchtig, aber vermutlich nicht mehr oder weniger, als ich seriensüchtig bin. Einzig die vorhandene Zeit ist ein Problem, denn es ist nie genug davon da.

Ich bin kein Buchnostalgiker, kein Haptiker, kein Mensch, der vom Geruch von Büchern schwärmt. Bücher erzählen Geschichten, für mich ist es vollkommen irrelevant, ob die auf Papier gedruckt sind oder auf meinem Kindle erscheinen. Wenn die Geschichte gut ist, ist das Medium zweitrangig. Ich habe im Urlaub fast den gesamten “Oliver Twist” auf dem iPod gelesen, weil der Mann das Kindle hatte und ich das dicke Stephen-King-Buch nach drei Tagen (und Nächten) durch hatte. (Auf dem iPod lesen ist aber nicht zwingend etwas, was ich öfter als absolut nötig wiederholen möchte.)

Eigentlich lese ich alles, aber es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, ich hätte keine Lieblingsgenres. Science Fiction und Fantasy haben es mir besonders angetan, Steampunk sowieso und am allerliebsten habe ich Bücher, die sich keinem Genre zuordnen lassen, die von Jasper Fforde eben, die hauptsächlich vollkommen durchgeknallt sind, oder das wunderbare “The Raw Shark Texts” von Steven Hall oder “The Gone-Away World” von Nick Harkaway (Explodierende Schafe! Ninjas! Pantomimen!). Walter Moers natürlich. China Miéville. Bücher, die vor Fantasie und Verrücktheiten übersprudeln.

So wie “Die unendliche Geschichte” von Michael Ende. Und hier schließt sich der Kreis ein bisschen, denn “Die unendliche Geschichte” liebe ich, seit ich sie vermutlich noch in der Grundschule zum ersten Mal gelesen habe. Und ich liebe dieses Buch, diese Geschichte immer noch. Deswegen steht dieses Buch, als Hardcover, mit Illustrationen und überhaupt, auch im Wohnzimmer im Regal und liegt nicht in einer Kiste im Lager.

Ich habe immer viel gelesen und aktuell sieht es nicht so aus, als würde sich daran viel ändern.

 

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4 Antworten auf „Ich lese“

  1. Hach! Es ist wunderbar, auf verwandte Seelen zu treffen.

    Was die Leserei angeht, sind wir uns erstaunlich ähnlich. Lesen lernen war für mich das wichtigste, und ich war sehr geknickt, als ich nach 6 Wochen Grundschule immer noch nicht lesen konnte. Aber es hat dann doch hingehauen und ich war bald Stammgast in unserer Winzbücherei. Mann, was ich bis zum Abi alles verschlungen hab. Leider hab ich das nie aufgeschrieben, ich kann nur schätzen.

    Ich lese Bücher ebenfalls mehrfach und vor allem zu schnell. Es kommt vor, dass ich beim zehnten Mal Lesen noch Sätze entdecke, die ich zuvor nie gesehen habe. Immer überlesen.

    Großer Unterschied: Es ist für mich schwierig, gute neue Bücher zu finden. In der Bücherhalle streife ich ewig durch die Regale und habe das Gefühl, dass alle Bücher sich zwei oder drei Plots teilen. Schrecklich.

    Ich guck mir mal deine Buchempfehlungen an, unsere Geschmäcker ähneln sich. Auch wenn ich eher auf Deutsch lesen (außer A Song of Ice and Fire).

    P.S. Steampunk? Hast du da Beispiele?

    1. Die Bücher von Gail Carriger sind ein schönes Beispiel (http://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_noss?__mk_de_DE=%C5M%C5Z%D5%D1&url=search-alias%3Daps&field-keywords=gail+carriger) oder The Dream of Perpetual Motion von Dexter Palmer (http://www.amazon.de/Dream-Perpetual-Motion-Dexter-Palmer/dp/0312680538/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1350977542&sr=8-1). Bei Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Steampunk-Werken) werden auch ein paar Bücher von China Miéville als Steampunk gelistet, da wär ich gar nicht darauf gekommen, aber wenn ich so drüber nachdenke, dann passt das schon.

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