Calton Hill

Wie bei so fast allem in Edinburgh dachten wir, Calton Hill wäre viel zu weit weg. In Wirklichkeit ist Calton Hill, wie fast alles in Edinburgh (alles außer Leith) natürlich total nah und ehe man sich’s versieht, steht man schon oben und guckt auf Edinburgh runter.

Das ist sowieso das tolle an Edinburgh, dass man dauernd irgendwo raufklettern und runtergucken kann. Manchmal sogar, ohne das wirklich zu wollen. Auf einmal steht man irgendwo oben und guckt runter. Total ungeplant. Es bedeutet allerdings auch, dass man dauernd rauf und runter läuft, aber so bekommt man ein kleines Fitnessprogramm gratis zum Urlaub dazu. Auch total praktisch.

Jedenfalls stehen wir auf einmal und überraschend schnell auf dem Calton Hill. Weil ich mich über sowas nie informiere, weiß ich gar nichts über den Calton Hill, hier stehen vereinzelt irgendwelche Gebäude rum, alles schön alt und grau. Auf das Säulending kann man draufklettern, wenn man Leute hat, die einen von oben ziehen und von unten schubsen und dann ein bisschen drauf rumlaufen und Leuten im Weg stehen, die Fotos machen wollen.

Auf den Turm kann man auch klettern, aber dafür sind wir zu faul. Die Aussicht ist ja auch so schon schön genug. Nach Norden auf den Firth of Forth, nach Süden auf das Zentrum und den Holyrood Palace und natürlich Arthur’s Seat, wo wir Neujahr 2012 draufgeklettert sind. Wir laufen ein bisschen rum, machen Fotos und gucken runter und dann laufen wir wieder runter und stehen fünf Minuten später auf einmal wieder mitten in der Stadt. Faszinierend.

Calton Hill ist eine ziemlich gute Alternative für Leute, die mal irgendwo draufklettern und auf Edinburgh runtergucken wollen, denen Arthur’s Seat aber zu anstrengend oder zeitaufwändig ist. Oder zu windig. Oder man macht einfach beides, geht natürlich auch.

Erwähnte ich schon mal, dass Edinburgh dauernd den Himmel schön hat? Ja? Nein? Okay. Ist jedenfalls so.

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Blick nach Westen auf die New Town. Mehr oder weniger.

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Arthur’s Seat. In Edinburgh steht einfach so ein Berg in der Stadt rum. Ich finde das sympathisch.

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Blick nach Norden auf den Firth of Forth.

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Noch mal Blick nach Norden auf den Firth of Forth. Irgendwo da hinten ist vermutlich auch Leith. Vielleicht aber auch nicht.

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Säulendings. Konnte man auch draufklettern und Fotos machen.

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Blick auf das Zentrum von Edinburgh. Man sieht zum Beispiel den Bahnhof und die eine hübsche Brücke und hinten das Schloss und rechts das Balmoral Hotel. Und anderes Zeug. Edinburgh ist voll mit so Gebäudezeug.

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Holyrood Palace. Manchmal kommen hier auch so Königsleute hin.

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Ein zur Gesamtsituation passender Hund.

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Edinburgh by Night

Hier herrscht mal wieder tödlicher Männerschnupfen. Das sieht ungefähr so aus, dass ich schniefend und hustend auf dem Sofa rumliege und mich frage, warum es mich dieses Jahr wirklich alle Nase lang trifft. („Alle Nase lang“, haha! Brüller!)

Damit aber auch wirklich alle etwas von der kleinen Reise nach Edinburgh haben, gibt’s jetzt einfach ohne viele Worte ein paar schöne Eindrücke von einem nächtlichen Edinburgh. Und dann geht’s wieder aufs Sofa.

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Aussicht vom Hotel auf die Cockburn Street.

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Irgendwo auf dem Weg zum Grassmarket.

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Aufstieg vom Grassmarket zur Royal Mile.

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Pub auf der Rose Street.

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Balmoral Hotel.

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Auf der Princes Street mit Blick aufs Monument.

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Monument und Bus nach Leith.

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Zeug.

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Monument mit Himmel. Edinburgh hat dauernd den Himmel schön, es ist schon unerträglich.

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Noch mal Aussicht auf die Cochburn Street, diesmal mit mehr Autos und Ausgang von Mary King’s Close.

Und wie war’s so in Schottland?

Falls sich jemand gewundert hat, warum es hier so ruhig ist, das ist so: Ich war ja die letzten sechs Tage in Schottland, genauer gesagt in Edinburgh. Und zwar nicht einfach so, sondern auf einer Hochzeit mit ein bisschen Urlaub davor und dahinter. Edinburgh kann man sehr gut empfehlen, da hat man eigentlich alles und muss gar nicht so viel laufen und nur ganz selten mit dem Bus oder dem Taxi fahren, zum Beispiel, weil es regnet.

Mit dem Wetter in Schottland ist es nämlich folgendermaßen: Es hat dauernd Wetter. Die ganze Zeit hat es Wetter. Über sowas wie eine Wettervorhersage lachen die Schotten, weil das da sowieso sinnlos ist, das Wetter macht ja eh, was es will und zwar die ganze Zeit.

Schottland hat aber nicht nur Wetter, es hat auch Licht. Das sieht dann zum Beispiel so aus:

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Wenn man dann die paar Meter auf den Calton Hill gelaufen ist, der wie alles in Edinburgh (alles außer Leith) näher ist als es auf der Karte aussieht, und da dann wieder Wetter hat, dann sieht das zum Beispiel so aus:

Edinburgh - Calton Hill

Jetzt sind wir aber wieder in Deutschland, notgedrungen, ich wäre ja auch länger geblieben, aber da macht man nix. Und bis wir uns wieder ausreichend akklimatisiert haben, hätte ich hier noch ein paar Waschbären im Planschbecken. Das hat zwar nichts mit Edinburgh oder Schottland zu tun, ist aber auch nett.

Der Berg (Edinburgh, Tag 10)

Ich so

In ein paar Jahren werden wir bestimmt wieder auf den Berg steigen. Wenn nicht früher.

Man braucht ja nicht viel, um auf den Berg zu steigen, noch nicht mal richtige Wanderschuhe, denn die Wege sind ja angelegt, und wenn es steil wird gibt es Stufen und sogar Geländer. Manchmal auch da, wo es nicht steil ist, als wäre den Wege-Anlegern zwischendurch langweilig geworden und sie hätten gedacht, ach komm, hier noch ein paar Stufen hin, schadet ja nicht.

See und Ruine

Es gibt auch keine Schluchten, in die man stürzen könnte, man kann hauptsächlich stolpern und unglücklich fallen, aber das kann man ja überall. (So wie meine Oma, die sich nicht mehr raus traut im Winter, wegen dem Eis, weil es da glatt ist und sie ausrutschen könnte und wo sie doch Osteoporose hat und sich immer sofort was bricht. Und dann bricht sie sich wirklich den Oberschenkel, auch im Winter, wo es draußen kalt ist und glatt, und zwar, weil sie nachts in der Küche über die offene Backofentür stolpert.)

Regenbogen

Man kommt also ganz einfach hoch und es ist auch nicht gefährlich und vermutlich ist es auch gar kein Berg, sondern eher ein Hügel, und wenn jetzt etwa Hugh Grant vom Vermessungsamt kommen würde und sagen würde, jetzt gucken wir aber mal, da müssten die Leute ganz schön viel Erde aufschütten, bis das ein Berg würde. Aber es gibt auch nichts Größeres in der Umgebung, jedenfalls nicht in der Nähe und wenn man oben ist, dann ist man ganz oben und guckt auf alles runter und alles, was vielleicht doch höher ist oder ganz sicherlich höher ist, das ist weit weg und dementsprechend hübsch anzusehen, aber keine wirkliche Konkurrenz.

Edinburgh

Und dann steht man oben, nachdem man die restlichen paar Meter über Felsen geklettert ist und jetzt auf Felsen steht und zwischendrin sind Pfützen, weil es irgendwann geregnet hat, aber nicht jetzt, nicht heute, gestern Nacht wohl, aber nicht heute. Weil der Berg so einfach zu besteigen ist und weil sowieso nichts anderes los ist und das Wetter schön und überhaupt, sind noch ganz viele andere Menschen da, die auch auf den Felsen herumstolpern und mal nach Norden gucken, wo die Bucht ist und mal nach Süden, wo hauptsächlich Landschaft ist, und auch nach Osten, wo auch die Bucht ist und im Westen ist die Stadt. Da kann man auch schön hingucken und sagen, guck mal da, da ist das Schloss und da ist das Riesenrad und da hinten waren wir auch schon, siehst du?

Edinburgh

Stadt

Menschen

Zwischendurch macht man Fotos, nach Norden und nach Süden und nach Osten und nach Westen, also eigentlich überall hin, weil ja alles so schön ist und klein und weiter unten. Außerdem ist das Wetter schön und die Sonne scheint so majestätisch durch die Wolken und zur Bucht hin ist ein Regenbogen, wie auch immer der da hingekommen ist, es regnet ja gar nicht.

Sonne

Aber es stürmt. Es stürmt und windet eigentlich dauernd in der Stadt und auf einem Berg ja bekanntermaßen viel mehr und ganz oben auf dem Berg, wo auch nichts mehr drumherum ist, da am allermeisten. Die Pfützen auf dem Boden kräuseln sich vorm Sturm und auf einmal hab ich Panik, dass irgendwas passiert, dass wir alle gleich vom Berg geweht werden bei dem Sturm und der Mann steht da und knipst Fotos nach Norden, nach Süden, nach Osten und nach Westen und auch von mir, wie ich gerade Panik habe und denke, gleich werden wir alle umgeweht und dann geht die Kamera kaputt und die war doch so teuer.

Panik?

Die Panik geht vorbei, aber der Wind eigentlich nicht und wir stehen da rum auf dem Gipfel mit all den anderen Leuten, die gucken und reden und lachen und Fotos machen und wieder runtersteigen und neue Leute kommen raufgestiegen, sogar mit Hunden. Die Mädchen haben alle nur Strumpfhosen an und kurze Kleider und Röcke, die sind hier hart im Nehmen. Nicht so wie ich, ich hab eine lange Hose an und unter der Hose noch eine warme Strumpfhose und ordentliche Schuhe, die ich damals in der Kinderabteilung gekauft hab, weil die Wanderschuhe für Erwachsene alle so hässlich waren, aber die für Jugendliche nicht und Schuhgröße 40 haben auch schon Jugendliche. Auf jeden Fall hab ich gedacht, na ja, wenn wir auf einen Berg raufklettern, da zieh ich mich mal ordentlich an, wer weiß, was da kommt. Aber eigentlich kommt gar nichts, man muss nur ein bisschen aufpassen, wo man hintritt und dabei ist es egal, ob man jetzt eine ordentliche Hose an hat und festes Schuhwerk oder einfach irgendwas, solange es nur keine Absätze hat oder schnell kaputt geht.

Hund

Ich hab vorher noch eine Flasche Wasser gekauft und zwei Millionaire Shortbreads, aber nicht bemerkt, dass das Wasser mit Sprudel war, was hier keiner so wirklich mag und die Shortbreads sind auch nur so halb lecker, aber ich ess trotzdem ein Stückchen. Immerhin hab ich das Shortbread gekauft, damit wir nicht jämmerlich verhungern müssen auf dem Berg, wie damals in Frankreich, wo der Berg höher war und der Weg steiler und schlimmer und das Einzige, das Allereinzigste, was wir als Proviant dabei hatten, war eine Packung Feigenkekse, und das auch eher nur zufällig, weil die noch im Rucksack waren.

Daraus hab ich gelernt, und deswegen hab ich eine Flasche Sprudelwasser dabei und zwei dreieckige Shortbreads und wenn man schon Proviant dabei hat, dann muss man auch was davon essen und zwar auf dem Gipfel, als Belohnung. Wär nur schöner, wenn die Belohnung auch richtig lecker wäre. Oder vielleicht, wenn der Aufstieg so unglaublich anstrengend gewesen wäre, so dass danach alles irre lecker schmeckt. Aber der Aufstieg war nicht so dolle anstrengend und das Shortbread ist nicht so dolle lecker, aber ich ess das jetzt trotzdem. Darum. Aus Gründen.

Anne

Als wir genug im Sturm rumgestanden und Bilder gemacht und in alle Richtungen geguckt haben, klettern wir wieder die Felsen runter, laufen dann aber in eine andere Richtung und landen auf einer großen grünen Wiese, wo eine Gruppe Chinesen mit Steinen Buchstaben auf die grüne Wiese legt und es immer noch sehr windig ist, aber längst nicht so schlimm wie oben auf dem Gipfel.

Wiese

Spitze

Und dann stehen wir so auf der knallgrünen Wiese auf einem Berg in Schottland, auf einem Berg mitten in einer der wunderbarsten Städte der Welt und ich denke nur, was für ein toller Weg, das neue Jahr zu beginnen und dann entscheide ich ganz spontan, dass 2012 ein tolles Jahr wird. Einfach so, weil ich’s kann. Ich kann auf einer Wiese in Schottland im Wind stehen und beschließen, dass 2012 ganz super wird und deswegen mach ich das auch.

Anne

Auf dem Abstieg geht es in einer langen Reihe über eine Felsentreppe den Berg runter. Vor uns Menschen, hinter uns Menschen, und andere Menschen kommen uns entgegen, die wollen noch auf den Berg. Nachher schlottern uns bestimmt die Knie, denke ich, das kenne ich schon von der einen Treppe in Lüttich, wenn ich da runterkomme, dann hab ich auch immer ganz wabbelige Knie.

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Unten angekommen sind die Knie aber gar nicht so wabbelig und schlotterig, sondern ganz normal. Wenn man hochguckt, sieht man, wie sich die Felsentreppe am den Berg herunterschlängelt. So weit sind wir heute hoch und runtergeklettert, standen im Sturm auf dem Gipfel mit anderen Menschen und Hunden, haben Regenbogen gesehen und die Bucht.

Ich wüsste nicht, wie man ein Jahr schöner beginnen sollte. 2012 wird toll. Und jetzt haben wir Hunger und wenn wir das nächste mal hier sind, dann klettern wir hier wieder rauf.

Edinburgh – Tag 9 (HOGMANAY!)

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Endlich kommt der 31.12., der Tag auf den ich mich gleichzeitig am meisten freue und vor dem ich auch ein bisschen Angst habe, denn wir wissen ja überhaupt nicht, was heute hier noch so passieren wird, außer, dass es vermutlich laut wird.

Streicht das „vermutlich“ im vorigen Satz, es wird laut. Das merken wir schon morgens (also mittags), als der Soundcheck gemacht wird. Da wummern bei uns die Fenster, wenn der Bass aufgedreht wird. Also ein schöner Vorgeschmack auf das Programm später.

Wir lassen den Tag langsam angehen. Weil wir wieder so spät rauskommen, geht es wieder zu Pret A Manger, und dann –  haltet euch fest – schreib ich meinen Roman zu Ende. Im Hotelzimmer in Edinburgh haue ich das 50233. Wort in den Rechner, speichere ab und bin fertig. FERTIG!

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Der erste Gedanke ist tatsächlich ein begeistertes “Geil, ich muss mir da jetzt nichts mehr ausdenken. Ich hab frei. Ich bin fertig.” Ein bisschen schade ist es ja fast, dass die ersten Gedanken darum kreisen, jetzt nichts mehr mit dieser Geschichte zu tun haben zu müssen, die Datei nicht mehr öffnen zu müssen, seine eigenen Worte und Ideen nicht laufend irgendwie in Frage stellen zu müssen. Kurz, nicht mehr dran denken zu müssen. Es fühlt sich ein bisschen wie Verrat an. Aber gleichzeitig so toll, weil eben: 50.000 Wörter. Fünfzigtausend! In einem Monat! Es ist so toll.

Und zur Belohnung, weil ich jetzt den Kopf frei hab, gehen wir ins Kino und gucken Mission Impossible, der irgendwie deutlich besser ist, als ich erwartet habe, was vor allem an Jeremy Renner liegt, den ich vorher nicht kannte, jetzt aber gerne als nächsten James Bond haben möchte.

Nach ein paar vergeblichen Versuchen rund um die Broughton Street noch etwas zu Essen zu bekommen (alles zu oder ausgebucht), landen wir im The Conan Doyle am York Place, wo’s genau das gleiche gibt wie im Greyfriar Bobbys, aber ich zumindest etwas anderes bestelle und der Kellner wahnsinnig irre höflich und nett ist und außerdem ein bisschen so aussieht wie Michael Cera, mal abgesehen davon, dass er uns wegen irgendwelcher Verwirrungen, die noch nicht mal wirklich schlimm sind, zwei Nachtische aufs Haus anbietet. Als wir trotzdem nur einen nehmen, fragt der Michael-Cera-Kellner erst noch gefühlte zehn Mal nach, ob wir wirklich nicht zwei wollen. Wir teilen uns einmal Cranachan, was allerdings so lecker ist, dass man tatsächlich noch ein zweites hinterher bestellen könnte. Tun wir aber nicht, sondern wandern vorfreudig zurück ins Hotel.

Dabei müssen wir tatsächlich über die Partymeile, also müssen die speziellen Hoteleintrittskarten vorzeigen und können dann direkt mal einen Eindruck gewinnen, wie das wohl heute so wird. Laut wird es und Bühnen stehen überall rum, direkt am Eingang eine mit DJ und wohl noch unten irgendwo im Park eine, und die direkt bei uns am Hotelfenster und die Kirmes macht heute besonders laut Wumpa-Wumpa. Insgesamt aber alles sehr angenehm, Flaschen darf man sowieso nicht mit aufs Gelände nehmen und mittlerweile hat es auch wieder aufgehört zu regnen.

Und im Hotelzimmer machen wir dann das Fenster auf und hören der Musik zu und gucken runter und machen Photos von den Menschen da unten, die gleich mit uns Silvester, pardon: Hogmanay, feiern wollen.

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Weil ich zwischenzeitlich hibbelig werde, schleusen wir uns vermutlich halblegal auch noch mal auf die Partymeile und laufen ein bisschen auf und ab. Die Schlange für die Getränkebude ist lang, ein paar Leute haben wohl doch schon etwas zu viel getrunken und so wirklich viel gibt es gar nicht zu sehen, zumal man auch für das ein oder andere Konzert Extra-Karten braucht und unsere Hotelkarten sind ja schon eher so zweifelhaft, sie legitimieren vermutlich nur zum Hin- und Wegkommen vom Hotel, wobei mal allerdings zwangsweise auf das Gelände der Street Party muss. Die beste Bühne allerdings, die können wir tatsächlich deutlich besser vom Hotelzimmer gucken, also machen wir uns wieder auf ins Warme.

Wir lungern in der Hotelbar auf den Sesseln rum und schließlich ist es fast soweit, ich besorge zwei Gläser Champagner oder Sekt oder wie auch immer, irgendwas Sprudeliges, es gibt kurz Verwirrung wegen des Zimmerschlüssels, der erst weg ist und dann aber doch in der Handtasche auftaucht und dann geht es raus.

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Im Reiseführer oder so hab ich gelesen, dass alle um Mitternacht „Auld Lang Syne“ singen und ich stelle mir das sehr schön vor, wie wir gleich mitten unter Schotten und anderen Hogmanay-Touristen stehen und zusammen singen.

Um Mitternacht geht aber auch das Feuerwerk los, vor uns und hinter uns und es ist vielleicht nicht so spektakulär und groß, wie man es erwarten hätte können, aber dafür umso schöner, vor allem, weil alle ganz andächtig gucken und zwischendurch jubeln und klatschen, wenn gerade was besonders schönes am Himmel leuchtet. Wahrscheinlich steh ich die ganze Zeit nur mit einem Grinsen auf dem Gesicht da und gucke und gucke und gucke und entweder es hat keiner gesungen, oder ich habe es nicht gehört, wegen dem Feuerwerk und den jubelnden Leuten, aber an diesem Hogmanay gibt es wohl kein „Auld Lang Syne“ für mich. Auch nicht so schlimm, dann eben ohne. Oder beim nächsten Mal.

Als alles vorbei ist, ziehen wir ab ins warme kuschelige Hotelzimmer und gucken dann bestimmt noch eine Stunde lang abwechselnd oder zusammen aus dem Fenster, wo die Peatbog Fairies spielen und alle glücklich sind und hüpfen und tanzen und noch mehr hüpfen und ganz viel tanzen. Weil Hogmanay ist und weil die Musik so toll ist und überhaupt.

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Und jetzt ist 2012. Wir sind in Edinburgh, unten tanzen Menschen, und es ist 2012. Alles gut.

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Edinburgh – Tag 8 (Hä?)

Ich hab… ich hab keine Ahnung, was wir an diesem Tag gemacht haben. Es gibt keine Bilder, es gibt fast nichts auf Twitter, ich weiß es nicht mehr.

Ich vermute, wir haben lange geschlafen, waren dann bei Pret A Manger, weil das nicht so weit zu laufen war und es hier den ganzen Tag Sandwiches und leckere Suppe gibt und haben dann gelesen, geschlafen und zumindest in meinem Fall weiter am Roman geschrieben, der bis morgen fertig werden muss, weil das die Regeln sind.

Wenn ich mich nicht ganz täusche gehen wir nachher beim Thailänder in der Broughton Street, weil ich ganz dringend Tom Ka Gai essen will und dann sehen wir eventuell noch Sherlock Holmes 2 im Kino.

Wie gesagt, es gibt keine Bilder, es gibt fast nichst auf Twitter, aber Erholen stand ja auf dem Plan und das haben wir damit auch gut hingekriegt.

Tweet des Tages:

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Edinburgh – Tag 6 und 7 (Besuch!)

Edinburgh

Es stürmt. Es stürmt regelmäßig in Edinburgh, dafür ist es nicht so kalt und es regnet auch gar nicht so oft. Im Grunde genommen ist das Wetter sehr schön, nur manchmal stürmt es eben, und dann so richtig.

Nach der unruhigen Nacht bin ich etwas aufgeregt. Heute kommt Isa. Die sind in der Nacht vorher mit dem Schiff angereist und bleiben zwei Nächte in Edinburgh, was wir eher zufällig festgestellt haben, als ich bei Twitter meine unglaubliche Verzweiflung bei der Hotelsuche kundgetan hatte.

Bilder machen wir heute keine aus irgendwelchen Gründen, hauptsächlich aber, weil sowieso nicht viel passiert. Gefrühstückt wird wieder im Centrote, wo ich magenfreundlichen Toast mit ebenso magenfreundlichem Minztee bestelle und das war’s auch schon an morgendlichen Aktivitäten.

Danach will ich aber wirklich den Mantel von gestern kaufen, den gibt es auch hier, in einem Laden am Schloss und weil es draußen stürmt und ja Rumliegen, Lesen und Nichtstun zum Programm gehören, bleibt der Mann im Hotel und ich stiefel allein durch den Sturm zum Schloss hoch. Als ich ankomme, sind mir fast die Ohren abgefroren, also kaufe ich zum grünen Mäntelchen noch ein rosa Mützchen mit Schleifchen (Jawohl!) und bin sehr glücklich. Dann rufe ich Isa an, die gerade irgendwo im Parkhaus rumkurvt (bzw. sich rumkurven lässt), so dass die Verbindung irgendwann abbricht und ich die beiden erstmal ordentlich parken lasse, noch Begrüßungskekse im Hotel abliefere (die offenbar auch ein bisschen bei der nachmittäglichen Hungerbekämpfung helfen) und dann wieder zurück ins warme Hotelzimmer stiefele.

Nach mehr Lesen und Rumliegen und Nichtstun stiefele ich erneut los, um bei McDonalds das Abendessen zu besorgen, mehr kriegt der Magen heute nicht mehr auf die Reihe.

Und dann verabreden wir uns mit Isa und Zoë im Pub, wo auch eine Live-Session ist. Da laufen wir dann abends hin und haben einen sehr netten Abend mit Whisky, der nach einstimmigem Urteil “nach abgefahrenen Reifen” riecht, aber wohl ganz gut schmeckt. Ich konzentriere mich auf Cider, das geht schon wieder, und der Mann von Isa hat sein Instrument mitgebracht, eins, von dem ich den Namen schon wieder vergessen habe, und spielt mit den schottischen Jungs bei der angeblich tranigsten Session aller Zeiten (nicht meine Worte). Ich kann das ja nicht beurteilen, denn das ist ja meine erste schottische Session. Es ist aber trotzdem schön und am schönsten, wenn der Mann von Isa singt und am allerschönsten, wenn es was von Velvet Underground ist.

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Am nächsten Tag treffen wir uns im Always Sunday, was zwar voll und gut ist, aber nicht so unglaublich gut, wie es die Vollheit andeuten möchte. Tatsächlich können wir aber noch einen Tisch für vier Leute organisieren. Dem Magen geht es immer besser und ich traue mich an Scones mit Marmelade und Cream Cheese.

Während Isa mit Anhang dann zum Shoppen (man munkelt, es gäbe da einen auf Folk und Traditional spezialisierten CD-Laden) aufbricht, steuern wir zielstrebig auf den kulturellen Teil des Urlaubs zu. Neeeeeein, nicht das Schloss. Das Whisky-Museum, oder besser: The Scotch Whisky Experience. Man wird zunächst in eine lustige Gondel gesetzt und kriegt von einem lustigen Geist erklärt, wie Whisky hergestellt wird. Danach werden wir in einer großen Runde zum Whisky-Tasting geführt, wo wir etwas über die vier Hauptgebiete der Whiskyherstellung lernen (wichtig: Whiskys aus Speyside riechen nach Banane) und dürfen uns einen Whisky zum Probieren aussuchen.

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Außerdem gibt es noch die größte Whiskysammlung der Welt und eine Destillery Fair, aber nur heute, wir haben Glück, und kriegen noch acht Zettelchen, die wir gegen jeweils eine Whiskyprobe eintauschen können. Wir schaffen zusammen drei Proben und sind dann fertig mit Whisky. Aber schön war’s. Und so schön übersichtlich, dass ich auch wirklich alles behalten habe, wo sonst die großen Museen ja immer schnell den totalen Informationsüberfluss erzeugen, so dass ich nachher immer das Gefühl habe, weniger zu wissen als vorher.

Und weil wir schon dabei sind, gehen wir einfach gleich ins nächste Museum, der Camera Obscura direkt gegenüber, wo es optische Illusionen und Spielereien zu bestaunen gibt und oben, ganz oben, eine richtige Camera Obscura zum Reingehen und außerdem eine Superaussicht auf Edinburgh vom Dach des Museums aus. Es ist alles ganz toll, es gibt ein Spiegellabyrinth und überhaupt. Beides zu empfehlen, wenn man mal in Edinburgh ist.

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Abends gehen wir zu viert ins Urban Angel, wo die Herren sich am Haggis laben und Isa und ich eher die kleineren Gerichte von der Karte interessant finden. Es geht um alles mögliche und das Urban Angel ist ein wirklich nettes Restaurant, von außen deutlich unscheinbar, aber dann wird man in einen urigen Gastraum geführt mit viel Holz und Kamin (der ist aber nicht an). Es ist immer etwas komisch, wenn man Leute trifft, deren Blogs man liest, und wo man dann gefühlt hundertmal am Abend sagt “Ach ja, stimmt, hab ich ja drüber gelesen”, aber es ist auch sehr nett, weil es ja viele Geschichten gibt, die nicht im Blog stehen und die mindestens genauso spannend sind.

Danach holen wir noch Zoë und Anhang ab und suchen uns einen Pub in der Broughton Street, wo es keine Musik gibt und erstmal auch keinen Platz zum Sitzen für uns, aber nachher schon und wie auch gestern schon, wird es ein sehr netter Abend, bis wir alle sehr zufrieden (hoffe ich jedenfalls) in die jeweiligen Hotels und Apartments zurücklaufen. Isa fährt morgen weiter in den Norden und Zoë fliegt zurück nach Berlin.

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Dann sind wir wohl wieder allein in Edinburgh. Also wir und die ganzen anderen Leute, die hier mit uns Hogmanay feiern wollen. Also doch nicht so ganz allein.

Tweet des Tages:
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Edinburgh – Tag 5 (Busfahren nach Leith)

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So. Heute aber. Der Mann bittet um Pfannkuchen zum Frühstück. Also amerikanische, obwohl wir ja gar nicht in Amerika sind. Ich habe mich dementsprechend am Abend vorher pflichtbewusst in die Recherchearbeiten gestürzt und habe zwei Cafés aufgetrieben, die das haben, leider beide nicht unmittelbarer Nähe.

Deswegen ist die nächste Lektion, die wir über Edinburgh lernen: In Edinburgh ist alles näher, als es auf der Karte aussieht. Also das Gegenteil von Chicago, wo alles weiter weg ist, als es auf der Karte aussieht.

Über die North Bridge geht es immer weiter nach Süden, bis wir am Salisbury Place das Heller’s Kitchen finden, wo es wunderbare American Pancakes, frischgepressten Orangensaft und Milchkaffee gibt. Also alles, was man morgens (sprich: mittags) so zum Glücklichsein braucht.

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Dabei reift der Plan, man könnte ja mal nach Leith fahren. Ehrlich gesagt, es reift der Plan, man könnte ja mal nach Leith ins Einkaufszentrum fahren, und sich dann noch ein bisschen Leith angucken.

Die Busse fahren irgendwo an der George Street ab und wieder zeigt sich, dass öffentliche Verkehrsmittel auch woanders keine Raketenwissenschaft sind –  eigentlich sind sie überall anders weniger Raketenwissenschaft als in Deutschland – und einen prima von A nach B, bzw. von der New Town nach Leith befördern.

Das Einkaufszentrum ist mäßig spannend, aber ich finde ein hübsches Kleid mit Vögelchen drauf (eins mit Eulen hab ich ja schon) und einen wunderbaren Mantel, den ich wegen akuter Dummheit erstmal nicht kaufe und mich dann den ganzen Abend darüber ärgere, dass ich’s nicht einfach sofort gemacht habe.

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Ansonsten hat man aber vom Einkaufszentrum eine wunderbare Aussicht aufs Wasser, und wir laufen dann noch solange rum, bis wir kaputt und hungrig sind, was dummerweise immer genau dann passiert, wenn der Großteil der interessanteren Restaurants gerade geschlossen hat. Also in den Bus gestiegen und wieder zurück ins Zentrum, allerdings steigen wir ein paar Haltestellen vorher aus und machen lustige Bilder von den Giraffen vorm Kino.

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Abends geht’s zu “The Dogs” in der Hanover Street, wo überall Bilder von Hunden sind, der Service wunderbar ist und das Essen prinzipiell auch (mehr dazu später). Vor allem gibt es den leckersten Toffeemilchreis überhaupt, bei dem man versucht ist, einfach nach dem ganzen Topf zu fragen. Zum Aufessen. Mit großen Schopflöffeln.

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Ob’s irgendwas konkretes war oder ich generell beim Essen etwas übertrieben habe, die Nacht wird eine einzige Katastrophe und weil ich ja Experte für seltsame Magendarm-Erkrankungen bin, mache ich mir direkt mal Sorgen, der Urlaub könnte gelaufen sein. Es ist aber Gott sei Dank nichts Schlimmes und ich möchte auch nicht weiter drüber reden. Spaß ist anders.

And for something completely different: Morgen kommt Isa.

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Edinburgh – Tag 4 (SALE!)

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Einen Tag später hat wieder alles auf. Es ist Boxing Day und SALE! Überall ist SALE! Und da auf der Princes Street, wo das Hotel ist, ja auch alle möglichen Kaufhäuser und Geschäfte sind, ist auch um uns herum SALE!

Spätestens an diesem Tag hat sich unser Schlafrhythmus schon deutlich umgestellt. Das liegt auch daran, dass wir nachts die schweren Vorhänge zuziehen müssen, weil es sonst zu hell ist. Das bedeutet aber auch, dass ich morgens nicht richtig wach werde und wir mit allem drum und dran kaum mehr vor 11 Uhr aus dem Hotel kommen. Mal abgesehen davon, dass ich hier offenbar sämtlichen fehlenden Schlaf des letzten Jahres nachhole.

Um die Zeit kriegt man trotzdem noch in der Filling Station in der Rose Street Frühstück. Aus obskuren Gründen bestelle ich Eggs Benedict, bräuchte also danach eigentlich eine Woche nichts mehr essen.

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Und danach laufen wir noch ein bisschen durch die Straßen (SALE!), schauen bei Anthropologie hinein, wo zwar auch SALE! ist, ich mir aber trotzdem nichts leisten kann (seufz), ich probiere zwei Kleider in irgendeinem anderen Laden, die zwar beide irgendwie süß sind, aber irgendwie auch nicht so wirklich überzeugend, kaufe dann aber immerhin zwei Strumpfhosen mit lustigem Muster. Und bei Waterstones schauen wir auch noch rein.

Abends laufen wir runter zum Grassmarket, weil da bzw. auf dem Weg dahin auch so nette Läden sein sollen. Da hat der Reiseführer aber entweder gelogen oder wir waren zu blind oder die haben schon zu. Nur der Musikladen hat auf, und da gehen wir dann auch direkt mal rein und spielen auf Synthesizern, Ukulelen und Klavieren rum.

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Von da aus geht’s weiter in Richtung eines Pubs, wo jeden Abend Musik sein soll. Da gibt’s aber nichts zu essen und bis zur Live-Musik dauert’s noch zu lang, also nehmen wir halt ein anderes Pub, wo’s was zu essen gibt, nämlich Fish & Chips und Rib-Eye Steak und zum Nachtisch Apple-Pie und Sticky Toffee Pudding.

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Und weil wir so furchtbar spontan sind, gehen wir danach einfach noch ins Kino und gucken “The Girl with a Dragon Tattoo” und finden die amerikanische Verfilmung besser als die schwedische, außer dass ich den “schwedischen” Akzent der Schauspieler überaus albern finde.

Danach ins Bett. Geschafft. Weihnachten vorbei.

Tweet des Tages:
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