Mörfelden-Walldorf, Goldener Apfel, Oktober 2017
Wir sitzen im Goldenen Apfel, mit voller Absicht, ich wollte das hessischste aller hessischen Restaurants dieser Stadt, ich wollte Äppelwoi trinken und vielleicht nicht Handkäs mit Musik essen, aber auf der Speisekarte zumindest die Option haben, es theoretisch bestellen zu können, wenn ich wollte. Statt dessen habe ich hessisches Cordon Bleu, mit Käse, Schinken und Kraut gefüllt und ein großes Glas Apfelwein.
An den Wänden hängen alte Fotografien von Mörfelden-Walldorf und Menschen, die auf Feldern stehen, bestimmt sind es mörfeldisch-walldorfische Felder und Menschen.
Der Wirt des Hauses unterhält sich mit dem Ehepaar am Tisch hinter mir. Der Soundso, der gegenüber von der Tankstelle wohnt, den sieht man auch nicht mehr häufig. Ja, der hat Krebs und die Frau ist ja auch tot, das ist alles nicht schön. Und im Haus wo früher der Herr Dings gewohnt hat, da ist jetzt jemand neues eingezogen, eine Familie, da muss man auch mal sehen. Welches Haus ist das noch mal? Wenn man von der Sowiesostraße Richtung Daundda fährt, dann auf der rechten Seite, das weiße. Ach, das, jaja.
Nach einer Viertelstunde wissen wir ungefähr alles über all in Mörfelden-Walldorf, so fühlt es sich wenigstens an, so groß kann das ja hier nicht sein (über 32.000 Einwohner, sagt das Onlinelexikon).
Wir sind zu satt für Nachtisch, bezahlen und fahren weiter Richtung Süden. „Exakt so habe ich mir das vorgestellt“, sage ich. Durch die Gegend fahren und in vollkommen unspektakulären Städten in Dorfkrügen, goldenen Irgendwassen und Marktschänken sitzen und dabei mit den aktuellsten Neuigkeiten versorgt werden. Exakt so habe ich mir das vorgestellt, als wir Berthold Bulliver zu uns holten.