10 Dinge, die ich beim Gärtnern (über mich) gelernt habe

Pia möchte gerne, dass ich bei diesem Gartenstöckchen mitmache, und da sage ich nicht nein. Frau Nessy hat übrigens damit angefangen. Ich möchte aber betonen, dass ich dieses Gartendings erst seit ein paar Wochen mache und vermute, dass ich nur einen knappen Prozentsatz dessen gelernt habe, was ich überhaupt zu lernen habe. Aber für zehn Dinge wird es hoffentlich reichen.

1. Gärtnern macht mehr Spaß als ich dachte. Wenn ich abends nach Hause komme, muss ich erstmal gucken, wie es den Pflanzen geht und wenn ich morgens aufstehe, gucke ich meistens auch noch kurz auf den Balkonen vorbei. Es ist natürlich auch Arbeit (zumindest ein bisschen), aber es macht mir überhaupt nichts aus.

Balkongärtner - Wie alles begann

2. Pflanzen wachsen rasend schnell. Man merkt es nicht, wenn man morgens und abends sowieso immer guckt, aber wenn man dann Bilder von vier Wochen vorher sieht oder nur fünf Tage in Berlin war, ist es doch erstaunlich, wie schnell neue Blätter wachsen und auf einmal ein kleiner Trieb schon ziemlich dick geworden ist.

3. Ich rede mit meinen Pflanzen. Nicht dauernd, aber gelegentlich. Hoffentlich merken sie das auch.

4. Ausprobieren und nicht aufgeben. Von den Erdbeeren haben aktuell fünf von zehn überlebt, eine kämpft sehr arg, eine bildet Blätter, Beeren und Triebe wie blöd. Die Himbeeren wachsen wie bescheuert, der Basilikum hat das Pikieren nicht überlebt und den Salat habe ich zu dicht aneinander ausgesät (stand in der Anleitung aber so). Beim nächsten Mal mach ich manches anders und dann hoffentlich auch besser.

Balkon Mitte Mai

5. Gartencenter sind wie Baumärkte, nur in viel schöner.

6. Jeder sollte etwas Lavendel irgendwo rumstehen haben. Wenn gerade irgendwas doof ist, hält man die Nase ins Gestrüpp und es ist gleich etwas weniger doof.

Balkon 8.5.2015

7. Gärtnern kostet Geld. Ein Besuch beim Gartencenter bedeutete fast immer eine dreistellige Summe, nur in der letzten Zeit kam ich günstiger weg, weil ich immer nur ein bestimmtes Zubehör brauchte und nicht gleich einen ganzen Wagen vollgepackt habe. Am teuersten waren bei mir bisher immer die Töpfe. Darf man nicht unterschätzen.

8. Man braucht ganz schön viel Erde für so einen Pflanztopf.

9. Nutzpflanzen und Kräuter sind spannender als Blumen. Blumen möchte ich auch noch haben und es war auch kein Plan, dass wir fast alles nur voller Nutzpflanzen haben würden, aber ich finde es viel faszinierender, wie auf einmal hinter der Blüte der Schlangengurke eine kleine Gurke wächst als hübsche Blümchen anzugucken.

Balkon 16.5.2015

10. Regen ist toll. Dann muss man nicht gießen.

Alle meine Balkonbilder landen übrigens in diesem Flickralbum. Da kann man immer mal wieder reinschauen, was so passiert.

Himbeerupdate

Zwischen diesen dem ersten Bild und dem zweiten liegen genau vier Wochen. Ich finde es selber fast erschreckend, aber vor allem natürlich sehr großartig. Den Himbeeren geht es – zumindest soweit ich das als Balkongartenamateur beurteilen kann – gut.

Aber hier, schauen Sie selbst! Himbeeren am 18.4.2015:

Himbeeren 18.4.2015

 

Und die gleichen Himbeeren heute am 16.5.2015:

Balkon 16.5.2015

Alle drei Sträucher blühen übrigens und ausgerechnet bei der gelben Herbsthimbeere sind mindestens zwei Blüten schon zu sehr kleinen grünen Himbeerklümpchen metamorphiert.

(Es ist ja alles so furchtbar aufregend!)

Balkonstatusupdate

Es fehlt zwar noch die Fortsetzung der Balkongartensaga, aber bis ich dazu komme, erzähle ich mal über den aktuellen Balkonstatus. Nachdem die Erdbeerchen umgetopft waren, kaufte ich noch ein paar Kräuter: Salbei, Rosmarin, Koriander und Minze. Die wurden auch in zwei Balkonkästen umgetopft, zusammen mit dem Bärlauch und einem Supermarkt-Basilikum, der als erster auch den Geist aufgab. Allen anderen Kräutern geht es bislang gut. Die Minze möchte anscheinend etwas mittiger im Blumenkasten leben und wuselt sich in die Richtung, der Bärlauch blüht und sonst scheint es keine Beschwerden zu geben. Pflanzen reden ja nicht mit einem, ich kann da nur raten

Blühender Bärlauch

Salbei

Bärlauch und Minze

Kräuterkästen

In der Zwischenzeit wachsen die Erdbeerchen vor sich hin, unterschiedlich erfolgreich. Zwei der zehn Pflänzchen wollen nicht so richtig, bilden keine ordentlichen Blätter und machen einen insgesamt eher traurigen Eindruck. Andere blättern und blühen ordentlich vor sich hin, die ersten Blüten haben sich schon in etwas verwandelt, das verdächtig nach unreifer Erdbeere aussieht. Wie groß die Ausbeute wird, sehen wir dann in den nächsten Wochen und Monaten.

Erdbeerchen

Erdbeerenkästen

Erdbeerchen

Mehr Erdbeerchen

Dann gibt es noch die Wildsalatmischung, die ich auf dem bislang letzten Balkonkasten ausgesät habe und der einsam auf dem Südwestbalkon hängt. Vor Hamburg waren vielleicht fünf kleine Pflänzchen zu sehen, nach Hamburg war die Bude voll. Es ist natürlich als Außenstehender noch arg unspektakulär, aber wenn man ich ist und jeden Morgen und Abend zu allererst auf die Balkone läuft, um den Fortschritt zu begutachten, ist es sehr spektakulär. (Auch das Bild ist nicht aktuell, mittlerweile ist da deutlich mehr zu sehen.)

Wildsalat

Zuletzt habe ich noch Tomaten und essbare Blüten in ein paar alte Eierkartons gesät, um sie später umzutopfen. Das ganze in eine Kiste mit einer Plastiktüte als Unterlage und direkt vor die Balkontür. Frischhaltefolie für den Gewächshauseffekt und ZACK!, drei Tage später guckten die ersten essbaren Blüten schon raus. Die Tomaten lassen noch auf sich warten, das habe ich aber auch nicht anders erwartet.

Essbare Blüten

Letzte Aussaat

Weiterhin fehlt mir ein Himbeerstrauch, der auch auf den Nordwestbalkon soll und dann eben noch alles mögliche andere, was ich mir noch überlegen muss. Und Möbel. Und Lichterketten. Und ach… ich sehe da einiges auf uns zukommen.

Balkongärtnern 2015 – Wie alles begann (Teil 1)

Gartenkram

Als wir auf dem Parkplatz vom Gartencenter zum Stehen kommen, sagt der werte Herr Gemahl mit konsterniertem Gesichtsausdruck: „Hier ist ja gar kein Baumarkt!“

Nein, sage ich, da ist kein Baumarkt. Hier ist ein Gartencenter, und zwar nur ein Gartencenter. Ein Gartencenter mit ohne Baumarkt. Das ist nur fair, schließlich gibt es auch Baumärkte mit ohne Gartencenter. Nur so bleibt das Universum im Gleichgewicht.

Eigentlich fängt die Geschichte aber ja noch früher an. Im Oktober kauften wir eine Wohnung und erhöhten die Anzahl der verfügbaren Balkone von null auf vier. Eine Steigerung, die man in Prozentzahl gar nicht angeben kann, weil vorher ja gar nichts da war. Um genau zu sein hängt an jedem Zimmer ein Balkon, wir haben einen Nordwestbalkon, einen Nordostbalkon, einen Südwestbalkon und einen Südostbalkon. Dafür haben wir exakt ein Fenster, das man auch öffnen kann und dazu exakt eine Fensterbank. Alle anderen zu öffnenden Glasdinger sind Balkontüren.

Jetzt bringen so Balkone ja auch eine gewisse Verantwortung mit sich, denn sie wollen genutzt werden. Zum Sitzen natürlich, aber auch für Grünzeug. So fing das also an. Seit einer Woche nerve ich also den werten Herrn Gemahl mit der Frage „Wann fahren wir zum Gartencenter?“ Das konnte er sehr erfolgreich ein paar Abende mit Scheinargumenten abblocken, heute kann er sich aber nicht wehren. Wir parken vorm Gartencenter.

Blumenkasten

Das Gartencenter liegt direkt gegenüber vom Flughafen Essen/Mülheim und ist überzeugend groß und gut ausgestattet. Man läuft vom warmen Innenbereich durch den etwas kühleren überdachten Halbaußenbereich in den heute wetterbedingt eher kühlen Außenbereich. Einen Salweidenstrauch wollte ich und vielleicht Flieder. Möglicherweise einen Himbeerstrauch. Man muss ja langsam machen. Ich habe nämlich viel von meinem Vater geerbt, aber leider nicht seinen grünen Daumen. Möglicherweise habe ich auch einfach seine Geduld und seine Bereitschaft zum Garteneinsatz nicht geerbt, das mit Pflanzen und mir ist jedenfalls so ein zwiespältiges Ding. Ich würde gerne und ich weiß auch gar nicht so wenig, allein in der Praxis scheitere ich gerne. Also langsam machen.

Nachdem die Enttäuschung über den fehlenden Baumarkt gewichen ist, gesellt sich mein Mann immerhin zu mir. Flieder, sage ich, guck, der riecht auch gut. Und zack, damit hab ich ihn. Da hätte ich auch früher drauf kommen können. Den Mann, der am Flughafen immer gerne im Duty-Free-Shop verschwindet, um an Parfums zu riechen, kriege ich natürlich am besten mit Dingen, die irgendwie duften. Wir laufen zu einer Frau in roter Jacke und fragen, ob sie uns mit dem Flieder helfen kann. Kann sie leider nicht, da sind die Kollegen für zuständig, sie könnte uns aber bei Kräutern und so weiterhelfen. Lavendel, sagt der Duftliebhaber an meiner Seite. Lavendel zum Beispiel, sagt sie und zeigt uns große Lavendelbüsche. Die sind auch winterhart, kann man jetzt schon rausstellen. Das Rosmarinbäumchen darunter ist auch hübsch, aber nicht winterhart. Dann gucken wir uns andere Kräuter an, ich packe Bärlauch in den Wagen zum Lavendel, zu den Balkonkästen und der Qualitätsblumenerde und entdecke die Erdbeeren.

Erdbeeren möchte ich auch haben. Die Frau erklärt mir alles mögliche über Erdbeeren, welche pflegeleicht sind, welche wann und wie lang tragen, wie weit man sie auseinanderpflanzen muss. Ich nehme zehn Töpfchen Hängeerdbeeren.

Hängeerdbeeren

Dann bestellen wir Frühstück im Gartencentercafé, das dauert aber noch zehn Minuten, bis die Kollegin wiederkommt. In der Zeit gucke ich mir Dünger und Samen an, nehme Blumendünger und Beerendünger, stehe zweifelnd vor den Tomatensamen und sage mir dann aber wieder: Immer langsam. Erstmal Blümchen und Erdbeeren. Dann gucken wir weiter. Nach dem Frühstück gehe ich nochmal alleine nach draußen und lasse mir von jemandem, der dafür zuständig ist, Flieder und Beeren erklären. Für Beeren brauche ich eine Rankhilfe, für Flieder einen größeren Kübel und Blumenerde mit Ton (am besten). Das verstehe ich, scheint mir auch alles keine Raketenwissenschaft, dafür muss ich aber zu Hause noch mal überlegen, wie wir das am besten machen können. Immerhin stelle ich kluge Fragen, frage nach Mehrjährigkeit, wann man am besten kauft, ob eher sonnig oder schattig und andere Dinge, mit denen ich zumindest ein bisschen so tun kann, als wäre ich kein kompletter Pflanzenidiot.

Dann kaufe ich noch Blümchen. Blümchen sind auch gut, die sollen auf den Nordwestbalkon, die armen. Da ist nämlich das Schlafzimmer und ich würde morgens beim Aufwachen gerne Blümchen sehen. Also: Primeln, Vergissmeinnicht, Krokus, Hyacinthen (die gelben und die Trauben) und Maiglöckchen. Waren Maiglöckchen nicht giftig? Vergiften die dann die anderen Pflanzen? Darf man die zusammen pflanzen? Ich habe keine Lust zu fragen und beschließe, das Risiko einzugehen. Die Maiglöckchen dürfen mit.

Zeugs

Mit Bärlauch, Lavendel, Hängeerdbeeren, sehr vielen Blümchen, Qualitätsblumenerde, vier Blumenkästen und Blumenkastenhaltern, Dünger und einer Packung Wildsalatsamen gehen wir zur Kasse. Die Summe ist dreistellig. Natürlich ist sie das. Und ich hab mich noch so zurückgehalten. Keinen Flieder gekauft, keine Himbeeren, keinen Salweidenstrauch, keine Zierkirsche, keinen Kartoffeltopf mit Saatkartoffeln. Keine Tomatensamen, keine Anzuchtpads, kein Salatgewächshaus. Eigentlich habe ich gar nichts gekauft. Erschreckend stelle ich fest, dass es ganz schön teuer werden wird, vier Balkone zu haben. Und da ist der Webergrill und die Pflanz- und Sitzmöbel noch gar nicht mit eingerechnet.

Wir verpacken alles im Auto, gucken noch einmal zum Flughafen mit dem großen Zeppelinzelt und fahren quer übers Mülheimer Land bis zur A40 und dann nach Hause. Und wie ich dann auf dem Balkon kniete, auf einmal eine Bohrmaschine brauchte und trotz Abitur an den Balkonkastenhaltern scheiterte, das erzähle ich dann in Teil 2 der Balkongartensaga.