Systemgastronomie

Ich bin bei weitem kein Feind der Systemgastronomie. Ich habe kein Problem mit McDonald’s oder Burger King, ich gehe da sogar regelmäßig freiwillig hin und finde Leute, die „McDoof“ sagen albern. Außerdem liebe ich Mongo’s. Ich könnte dauernd zu Mongo’s gehen, weil ich das da toll finde, das Essen ist super, der Service war bis jetzt immer vollkommen ausnahmslos super und man bekommt sogar gute Cocktails. Auch wenn ich auf der einen Seite ja gerne neue Sachen probiere und Menschen, die immer dasselbe bestellen, seltsam finde, finde ich es manchmal wieder sehr entspannend, irgendwo in Deutschland verlässlich etwas zu bekommen, was genau so schmeckt, wie es immer schmeckt. Dafür schmeckt es dann vielleicht nicht super, sondern einfach nur ausreichend okay, aber das passt dann schon.

Dann gibt es Vapiano. Manchmal frage ich auf Twitter, wo man denn da oder dort essen gehen können, und dann sagt immer irgendwer „Vapiano“. Ich möchte das bitte von jetzt an nicht mehr hören. Ich möchte nicht mehr zu einem Vapiano geschickt werden, ich möchte auch nicht mehr zu einem Vapiano mitkommen müssen. Ich war zwei Mal bei Vapiano und zwei Mal hat es mir sehr verlässlich nicht geschmeckt. Ich muss diese Testreihe jetzt nicht mehr fortsetzen.

Es fängt aber schon damit an, dass ich das Konzept von Vapiano nicht verstehe. Systemgastronomie schön und gut, da muss man manchmal seltsame Rituale mitmachen. Bei McDonalds steht man erst für sein Essen an, bekommt dann aber immerhin alles auf einmal und auch meistens in ausreichender Geschwindigkeit, so dass man in auch in einer größeren Gruppe nicht lange warten muss. Mongo’s ist ja eher schon ein Restaurant. Es ist vielleicht auch schon keine Systemgastronomie mehr, sondern einfach ein Franchise. Um sein Essen muss man sich trotzdem selbst kümmern, man sucht sich die Soße aus, dann füllt man alle Zutaten in ein Schälchen und irgendwann wird es einem dann fertig gebraten gebracht.

Bei Vapiano sucht man sich erstmal einen Platz und dann müssen eigentlich alle gesammelt irgendwo anders hin, um sich ihr Essen an verschiedenen Ausgaben mit unterschiedlich langen Schlangen und unterschiedlich schnellen Köchen zu holen. Da fängt der Kummer schon an. Beim ersten Mal im Vapiano musste ich spontan an die Mensa in Bonn denken. Da war ich auch exakt zwei Mal. Einmal, weil ich von einer Kommilitonin gefragt wurde und einmal, weil wir mit einer Gruppe Studenten für einen Film vom Goethe-Institut gefilmt wurden. Da mussten wir typische Sachen machen, die man als Studenten so macht. Wir haben also ausschließlich Sachen gemacht, die wir quasi nie gemacht haben, aber sehr verdächtig wie etwas wirkten, was man als Student so macht. Wir waren also in der Mensa und im Arithmeum, einem Mathematikmuseum. In der Mensa in Bonn musste man sich unten schon unbesehen entscheiden, was man essen wollte und dann an eine der Ausgaben, die günstig auf mehrere Stockwerke verteilt waren. Die Chance, dass man zeitgleich das Essen bekommen würde UND sich dann noch wiederfinden würde ging also gegen Null. Ich habe mich also, um weiteren Sozialstress zu vermeiden, in die gleiche Schlange wie meine Kommilitonen gestellt und beide Male Essen genommen, das ich nicht mochte.

Ungefähr so ist das bei Vapiano auch, nur mit weniger Studenten und immerhin auch weniger ekligem Essen. Beim ersten Mal waren wir in Düsseldorf im Vapiano, da war es laut und voll, ich aß Nudeln, die in viel zu viel Öl schwammen und habe mich die ganze Zeit mit dem Gedanken beschäftigt, warum die Leute hier so gerne hinkommen. Was der Herr Gemahl hatte, weiß ich nicht mehr, aber es war anscheinend auch nicht überzeugend genug, um ihn zu einem Wiederkommen zu inspirieren.

Gestern waren wir in Dortmund im Vapiano, es war spät, wir waren vorher in der Oper und haben uns „Jesus Christ Superstar“ angeguckt. Im Laufe des weiteren Abends tauchte übrigens quasi der gesamte Cast des Musicals auch im Vapiano auf und ich kann hiermit aus erster Hand verkünden: Alexander Klaws singt nicht nur enorm gut (wirklich, kein Scheiß!), er isst auch Pizza im Vapiano. Ich hatte einen Cesar’s Salad, der Herr Gemahl hatte Vitello tonnato, wir standen wieder in Schlangen rum und zwar so lange, bis der Herr Gemahl sich einfach spontan umentschied und keine Nudeln mehr wollte. Der Koch war nett, aber leider überfordert. Der Cesar’s Salad war okay, ich habe schlimmere gegessen, aber auch welche mit weniger angeranztem Parmesan. Das mag an der späten Stunde liegen, ist aber auf der anderen Seite dann doch wieder keine Entschuldigung. Fairerweise muss man sagen, dass ich in Deutschland vielleicht noch nie einen wirklich guten Cesar’s Salad gegessen habe. Da reiht sich Vapiano mit seinem brauchbaren Beitrag auch nur in eine lange Reihe bittererer Enttäuschungen ein. Der Vitello tonnato hingegen muss eher im Bereich unterirdisch gewesen sein. Ich habe das nicht probiert, aber der Herr Gemahl gab nach dem halben Teller auf und betrachtete den Rest nur noch sehr argwöhnisch und anschuldigend.

Zum Nachtisch holte der Herr Gemahl noch irgendwas, wo wohl Blueberry Cheesecake dranstand, zumindest aber keine Blueberrys drin waren. Das was in dem Glas war, war geschmacklich okay, stand aber relativ sicher doch schon etwas länger rum. Na gut, es war spät. Aber nur weil ich spät komme, finde ich nicht, dass ich da schlechteres Essen bekommen sollte. Oder dann wenigstens für weniger Geld. Denn wenn wir ans Bezahlen kommen, ja gut, es ist nicht teuer im Vapiano, aber es ist auch nicht günstiger als beim Italiener an der Ecke.

Vielleicht machen wir irgendwas falsch. Vielleicht bestellen wir tatsächlich immer zielsicher das falsche oder stehen zielsicher in der falschen Schlange. Ich weiß das nicht. Ich weiß nur, dass ich zwei Mal sowohl vom Essen als auch vom gesamten Konzept deutlich unterwältigt wurde. Das reicht mir jetzt. Ich hab dem Laden zwei ehrliche Chancen gegeben, eine dritte braucht es nicht. Es gibt genügend Alternativen. Und im Zweifelsfall gibt es auch immer irgendwo einen McDonald’s, wo ich einen BigMac bekomme, bei dem ich wenigstens weiß, was mich erwartet.

18 Antworten auf „Systemgastronomie“

  1. Der Herr Klaws hat das ganz richtig gemacht. Pizza ist nämlich das einzige, was man im Vapiano ganz gut essen kann. Vielleicht noch den gemischten Salat mit Hausdressing aber alles andere, Finger weg!

    1. Könnten die dann nicht einfach nur Pizza machen und unschuldige und ahnungslose Menschen wie mich nicht mit zusätzlichen, aber leider unterdurchschnittlichen Optionen verwirren?

      1. Boah, gestern war ich mal wieder mit 2 Freundinnen seit Ewigkeiten im Vapiano HH-Rotherbaum. Gründe waren eher praktische: Es ist einfach für alle sehr gut erreichbar mit der U-Bahnstation direkt in Front und ich bin zu Fuß von zu Hause in 10 min dort). Aber wir haben uns (schon vor dem Essen) geschworen: NIE WIEDER. Zu voll zu laut, die größtmöglichen Deppen saßen mit an unserem Tisch und haben sich ständig ungefragt ins Gespräch geklinkt (gut, dafür kann das Vapiano nichts…) Und dann haben die die Preise massiv angezogen: Für einen ganz normalen gemischten Salat (ohne Scampis, Huhn oder Rinderstreifen!) 7 €!!! Plus Fleisch 10 €… Das bekomme ich nun wirklich in vielen Restaurants besser und günstiger und werde am Tisch bedient.

    1. „die Pizzas sind ok“ sagt wirklich schon alles über diese Läden…
      Unsäglicher Humbug! Hat mit dem Italiener an der Ecke nun wirklich gar nix zu tun. Naja. Sie in eine Ecke mit McDo&Co zu stellen paßt schon eher.

  2. Danke, danke, danke. Ich kann all diese Vapiano-Apologeten auch nicht ganz verstehen. Ich gebe Dir Recht, das Essen ist in Ordnung, aber die Atmosphäre in den drei (!) Vapianos, in denen ich einmal freiwillig und aus Neugier, einmal halb freiwillig und aus Liebe und einmal unter Androhung körperlicher Gewalt war, ist furchtbar. Es ist hektisch, wuselig, durch die vielen Leute, die das Essengehen bei Vapiano offenbar als Party-Ersatz sehen, laut und die Bedienung ist für meinen Geschmack zu aufgesetzt freundlich. Nein, brauche ich auch nicht mehr.

  3. Ich finde besser kann man das Vapiano kaum beschreiben. Mir ging es ganz genauso, warum der Laden trotzdem immer rappelvoll ist, wird mir ein Rätsel bleiben.

  4. Ich kann mich der Vapiano-Kritik auch nur anschließen – laut, ungemütlich, und ätzendes unterschiedlich langes warten an verschiedenen Schlangen. Genau die Gründe warum ich da nicht noch mal hingehe.

  5. Ich war vor Jahren ein paar Male mit den Patensöhnen im V., als das neu und spannend war. Dass man so ein Blinkedingsi kriegt, wenn die Pizza fertig ist, das fanden sie Jungs super, aber die Pizza war dann eher weniger toll. Und Selbstbedienung zu so saftigen Preisen war auch mehr so mittelgeil. Einhellige Meinung nach dem zweiten Mal: Es wird für uns kein drittes Mal geben. Und: Wenn schon convenience food, dann lieber zwei Strassen weiter im Block House, wo es gemütlich ist, das Essen super, heiss, schnell und freundlich an den Tisch kommt.

  6. Ich finde Vapiano auch sehr furchtbar und bin immer wieder verwundert, warum ganz viele Menschen davon so begeistert sind.
    Es ist voll, laut, man steht ewig an und es ist nicht einmal günstiger als der Italiener – bei dem ich am Tisch sitzen kann, der Brot und Kräuterbutter dazu bringt etc.

    Als ich das letzte Mal da war, hat mir das Essen auch nicht geschmeckt, hab ich dem abräumenden Menschen auch mitgeteilt. Dessen Reaktion war ein „Ja, da kann man aber auch nichts dran ändern“ – da bekomm ich bei McDonalds bessere Reaktionen, wenn das Essen doof ist.

    1. Meine Lieblingsantwort diesbezüglich stammt aus einem durchaus bekannten Kölner Brauhaus. Auf die Frage, ob es denn geschmeckt habe, musste ich leider „War in Ordnung, aber die Bratwurst hab ich schon besser gegessen“ sagen. Darauf der Köbes: „Aber nicht bei uns.“

  7. Ich wusste doch, dass mir das Foto bei Twitter bekannt vorkam! Haha, ich habe auch mal was erkannt!

    Ansonsten schöner Post: Nett, dass sich mal jemand zum „Nicht-Hass“ auf McDonalds bekennt, auch wenn ich kein sonderlicher Verfechter von McDonalds bin. Das Vapiano wollte ich just vor ein paar Tagen auch in Dortmund mal ausprobieren. Vielleicht hatte ich ja Glück, dass die Türen zu blieben? Wobei: Da ich allein gegessen hätte, wäre die eine Hälfte deiner Vorwürfe schonmal für mich nicht relevant gewesen…

    Schöne Grüße aus Dortmund!

  8. Wat soll ich sagen? Danke, dass ich nicht der Einzige bin, der nicht verstehen kann, was an diesem Konzept so toll sein soll. Da lass ich mir doch meine durchschnittliche Pizza lieber in der kleinen Pizzeria am Tisch servieren, als dafür auch noch anstehen zu müssen – und günstiger isses ja nun auch nicht…

  9. Auf die Gefahr hin, total nach gentrifiziertem Snob zu klingen, glaube ich, dass Vapiano genau das Konzept hat, Leuten, die keine Ahnung von Essen (und Marketing) haben, vorzugaukeln, es wäre ein exklusives Restaurant zum kleinen Preis. Ich persönlich habe auch keine Ahnung von Essen (und gehe deswegen auch zu McDonalds und Co) aber ein bisschen von Marketing und finde den Laden genau wie du deswegen immer extrem unübersichtlich, ungemütlich und nervig und fühle mich konstant verarscht. Ein bisschen Oregano und Pfeffer aus einer großen Pfeffermühle machen noch kein gutes Essen – genau wie schwarze Stippen im Vanille-Eis nicht bedeuten, dass das Eis besser ist. Aber es muss ja, weil das ist ja „Bourbon-Vanille“.

    Dass ich doch immer wieder Menschen treffe, die von Vapiano schwärmen, ist mir ein totales Rätsel. Zumal es ja in Deutschland wirklich keinen Mangel an leckeren, einfachen italienischen Restaurants und Pizzerien gibt.

  10. Awwww yiiisss. Wir sind seit einem guten sieben Jahre nicht wieder in eine Vapiano. Ich finde es schmeckt nicht besonderes gut und man wartet eine Ewigkeit auf das Essen. Ich finde was dort für Essen serviert ist, ist es doch schon ein bisschen überteuert.

    Ein Kumpel von mir schwört das Vapiano super lecker ist, und das die Nudeln dort sind selbstgemacht und die besten was man in Koblenz bekommen kann…was ich super traurig finde…das er tatsächlich Vapiano als „die beste Nudeln in Koblenz“ bezeichnete oder sogar das Vapiano *tatsächlich* die besten Nudeln in Koblenz sind. Außerdem, was macht das wenn die Nudeln selbst gemacht wird, wenn die Soße alle schiesse sind?!?!

  11. Vapiano kommt meiner persönlichen Vorstellung von der Hölle sehr nah. Und als ich sah, dass es in dem „Dortmund geht aus“-Heft in einer der Top10 gelandet ist, da war ich doch maßgeblich erschüttert.

  12. Wir haben auf „Empfehlung“ einer Kollegin das Vapiano in Mannheim getestet. Selten so einen Fraß zu mir genommen. Einmal und nie wieder!

  13. Ich war kürzlich im V. In Berlin am Alexanderplatz, und habe dort so ziemlich ähnliche Erfahrungen gemacht. Wir waren zu viert, ich wollte als einziger eine Pizza, die ratzfatz fertig war. Alle anderen reihten sich in die langsamste Nudelschlange des Hauses und bis sie nach einer gefühlten Ewigkeit zum Platz kamen, war ich schon wieder hungrig und hatte 0% Twitter und Akku übrig.

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