Prima Vista Lesung im Gloria-Theater in Köln

Gloria

Von der Tirili-Lesung in Hamburg ging es mit nur einer winzigen Unterbrechung zur nächsten Lesung im etwas näher gelegenen Köln. Da ich bisher immer mit einer beeindruckenden Verlässlichkeit daran gescheitert bin, rechtzeitig Karten für die berühmt-berüchtigten Record Release Partys der Drei ???-Hörspiele zu bekommen, habe ich einfach das nächstbeste gemacht und Karten für die fast genauso berühmt-berüchtigte Prima Vista Lesung gekauft.

Currywurst

Also gab es am Samstag einen schönen Köln-Ausflug, der nach ein bisschen Rumlaufen und einer schnellen Currywurst auf der Ehrenstraße im ausverkauften Gloria-Theater (auch berühmt-berüchtigt) endet. Wir schaffen es, noch zwei Plätze relativ weit vorne zu ergattern und haben so netterweise einen ganz guten Blick auf die Bühne. Ein Tisch mit lustigen Glitzerpapphütchen, Weinflaschen, Wasser und anderem Kram. Davor auf dem Boden sammen sich so langsam Bücher und ausgedruckte Zettel, immer mehr Zuschauer kommen nach vorne und legen irgendwas hin oder gucken, was andere so hingelegt hat.

Texte

Währenddessen läuft ein Theaterköbes mit einem Kölschkranz herum, dem ich in einem glücklichen Moment die letzten beiden Kölsch abnehmen kann, denn mit Kölsch wartet es sich bekanntlich besser.

Kurz nach 19 Uhr geht es dann aber auch los. David Nathan (die deutsche Stimme von Johnny Depp und Christian Bale) und Simon Jäger (die deutsche Stimme von Matt Damon und Heath Ledger) betreten unter Applaus die Bühne, beide stecken in schwarzen Adidasanzügen und tragen schwarze Hüte, haben sich also ebenfalls für diesen Abend schick gemacht. Beim Anblick der Textmassen auf dem Fußboden wird erstmal über die vermutliche Dauer der Lesung spekuliert: „Müsst ihr noch weg oder habt ihr Zeit? Vor sechs Uhr kommen wir hier nicht raus.“ Das Publikum ist entzückt.

Und so machen es sich David und Simon erst mal auf dem Boden bequem, holen sich Weingläser und Wein dazu, greifen zum ersten Buch und fangen an zu lesen. Drei irrwitzig anarchische und grandios komische Stunden stehen uns bevor und wie könnte man besser starten als mit Monty Python. Schnell wird klar, was für ein eingespieltes Team da auf der Bühne sitzt. Die machen das nicht zum ersten Mal, also sowohl Vorlesen als auch Vorlesen unter diesen speziellen Bedingungen.

Boden

Es folgen Texte von Loriot, irgendwas Ausgedrucktes aus dem Internet (zum Beispiel „Radkäppchen und der böse Golf“, dessen Wortspiele zumindest David Nathan immer wieder physische Schmerzen zuzufügen scheinen), Wolf Haas, Daniel Kehlmann, Jürgen Sprenzinger (dem „Sehr geehrter Herr Maggi“-Mann) und Warren Ellis. Von letzterem liegt „Gott schütze Amerika“ auf der Bühne. „So muss ein Buch anfangen“, lobt David Nathan und liest vor: „Ich schlug die Augen auf und sah, wie die Ratte in meinen Kaffeebecher pisste.“ Der Bücherspender bekommt einen Schnaps und nach ein paar Seiten geht es zum nächsten Buch, dass wir, so Nathan „im Gegensatz zu dem letzten Buch alle nicht kaufen.“ Es ist „Der Kuss des Wikingers“ von Sandra Hill und bei allem Spaß, den die beiden Sprecher auf der Bühne mit der Live-Spontan-Vertonung dieses Wunderwerkes haben, nein, ich glaube, das möchte ich wirklich nicht kaufen.

Horst Evers und Walter Moers werden nach wenigen Absätzen weggelegt. Der Evers, weil David Nathan keine Bücher möchte, in denen das Wort „heile“ vorkommt und Moers einfach so, weil er gerade keine Lust drauf hat. Dafür nehmen sich beide der Herausforderung an, einen Comic von Neil Gaiman (der, das muss an dieser Stelle mal gesagt werden, fälschlicherweise als Manga bezeichnet wird) szenisch darzustellen, was genauso daneben geht, wie es daneben gehen muss, aber gerade deswegen zu den Highlights des Abends gehört, auch wenn sich kein Zuschauer findet, der die Rolle des umhertollenden Kindes übernehmen will, so dass sich dann doch Simon Jäger aufopfern muss.

Lesend

Bei einer Känguru-Geschichte von Marc-Uwe Kling kommt Berlin-Lokalpatriotismus ins Spiel. „Ich mach Westberlin und du machst Ostberlin.“ Als ob in Köln da jemand den Unterschied hören könnte. (Aber wer weiß, vielleicht sind ja auch Berliner im Publikum, möglich ist alles.)

Ein weiteres Highlight des Abends kommt mit dem Buch „Regelschmerz Ade: Die freie Menstruation“, das dann nicht nur zu Entspannungsmusik, sondern auch noch parallel mit Freud gelesen wird, und irgendwann lache ich nur noch Tränen und möchte eigentlich, dass das so schnell nicht aufhört. Zum Schluss gibt es noch mal die zwei Herren im Bad von Loriot und dann ist nach knapp drei Stunden Schluss.

Bühne

Es war irgendwie alles toll an diesem Abend. Die Sprecher, der Musikmensch, die Texte und Bücher, das begeisterte Publikum, das Theater, das Kölsch und überhaupt alles. Es fällt mir nicht schwer, zu glauben, dass diese Lesungen regelmäßig ausverkauft sind, man möchte eigentlich sofort die Karten für die nächste Lesung kaufen und Freunde mitnehmen. Auch der Mann, der etwas irritiert war, als ich ihm mitteilte, wir würden zu einer Lesung gehen, wo zwei Sprecher mitgebrachte Texte vorlesen würden, war begeistert. Besser geht es eigentlich nicht.

Ich kann die Prima Vista Lesungen wirklich uneingeschränkt und allerwärmstens empfehlen. Selten gingen drei Stunden so schnell rum und erschien mir eine Pause so endlos lang. Neben David Nathan und Simon Jäger ist mit Oliver Rohrbeck und Detlef Bierstedt noch ein zweites Team im Rahmen dieses Lesungskonzepts unterwegs. Termine kann man in der Lauscherlounge erfahren.

Webseite der Prima Vista Lesungen

Webseite der Lauscherlounge

Miniausflug nach Hamburg zur Tirili-Lesung

Wenn nette Leute lesen, soll man sich das ja nicht entgehen lassen. In Hamburg zum Beispiel lesen zwei Mal im Jahr unglaublich nette Leute. Vermutlich gibt es sogar noch mehr Lesungen mit netten Leuten, kann ich mir gut vorstellen, aber die werden dann nicht von Maximilian Buddenbohm und Isabel Bogdan organisiert und moderiert. Die Frühlingslesung „Tirili“ und die Herbstlesung „Bonjour Tristesse“ hingegen schon und wenn das nicht ein Grund ist, nach Hamburg zu fahren, dann weiß ich auch nicht.

Kurz vor 18 Uhr am Donnerstag kam ich also zum zweiten Mal in meinem ganzen Leben wieder am Hamburger Hauptbahnhof an. Zum Kofferabladen und kurzem Erholen ging es dann zu Isa und von da aus etwas später nach St. Pauli zur „Le Kaschemme“, einer kleinen Restaurantkneipe, in der die Lesungen üblicherweise statt finden.

(Ich trug übrigens einen Mikrofonständer, habe es aber dank unmenschlicher Willensstärke geschafft, keinen dummen „Ich habe einen Mikrofonständer getragen“-Witz zu machen. Aber das nur nebenbei.)

Eigentlich wollte ich ja Herrn Buddenbohm und Frau Bogdan lesen hören, aber wie das so ist, entschlossen sich die beiden bei der Planung spontan und ohne Rücksprache mit mir zu halten, dass sie jetzt in zehn Lesungen genug selber gelesen hätten und lieber nur moderieren wollten. Dafür würden drei andere tolle Menschen lesen, nämlich Pia Ziefle, Bov Bjerg und Stevan Paul. Also freute ich mich vor allem auf Pia Ziefle, deren Debüt „Suna“ ich ja vor allem deswegen noch nicht gelesen habe, weil ich das eigentlich erst nach einer Lesung machen wollte. Aber wie das so ist, musste Pia Ziefle wegen Krankheit absagen. Nachdem ich also viele gute Besserungswünsche in den Süden geschickt und fertig geschmollt hatte, freute ich mich statt dessen auf Katrin Seddig. Auch gut.

Was auf der Lesung selber passierte, kann man schön bei Herrn Buddenbohm oder Frau Frische Brise nachlesen, zwei der drei Vorträge kann man sich sogar anhören. Ich kann dazu nur sagen: Schön war’s. Also richtig schön. Man hört ja viel zu selten Leuten beim Vorlesen zu, und dieses bunt gemischte Tütchen schöner Texte von netten Menschen mit gar nicht so viel davor und dahinter, einfach hinkommen, hinsetzen, Rotwein trinken und lauschen, das ist eine extrem schöne und sehr empfehlenswerte Art, einen Abend zu verbringen. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Ich kann das nur wärmstens empfehlen.

Ein bisschen war das ja so gedacht, dass ich zumindest einmal, ein einziges Mal im Leben, bei einer Tirili-Lesung (alternativ auch Bonjour Tristesse) gewesen sein wollte. Nach diesem Abend befürchte ich ein bisschen, dass es nicht bei einem Mal bleiben wird.

(Hatte ich erwähnt, dass ich dieses Kleinod-Geheim-Event nur empfehlen kann? Nein? Ja? Na gut, dann halt noch mal.)

Ein herzlicher Dank also an Katrin Seddig, Bov Bjerg und Stevan Paul fürs Schreiben und Vorlesen und natürlich ein ebenso herzlicher Dank an Maximilian Buddenbohm und Isabel Bogdan fürs Organisieren, Moderieren und Schlafcouch-zur-Verfügung-Stellen. Bis zum Herbst oder so.

Tendenziell monothematisches Webgedöns

Seit über einem Monat bekommen wir jetzt die Biokiste, und sind sehr zufrieden. Der Mann ist mehr Obst, ich kratze Rahm vom Milchflaschenrand, esse mehr Joghurt und lerne neue Lebensmittel kennen, die ich mal mehr und mal weniger toll finde.

Zu allem Überfluss habe ich dann thematisch passend „Eating Animals“ von Jonathan Safran Foer gelesen, das unter anderem von der reizenden Isa übersetzt wurde, ein Buch, das ich jedem nur ans Herz legen kann. Das Thema Massentierhaltung kommt hier für meinen Geschmack sehr schön ohne moralischen Weltverbesserungszeigefinger aus. Die Kritik, das Buch wäre zu essayhaft und subjektiv, kann ich zwar nachvollziehen, genau das fand ich aber sehr angenehm. Objektiv kann man zu diesem Thema nämlich eigentlich nur sagen: Massentierhaltung ist scheiße. Welche Konsequenzen man daraus zieht, sollte jedem  selber überlassen werden.

Mit Biokiste und neuem schrecklichen Wissen über Fleisch geht es jetzt also bei mir weiter.  Mit welchen Konsequenzen ist noch nicht genau abzusehen. Ich war in den letzten Wochen öfter im Biosupermarkt als vermutlich im ganzen letzten Jahr. Ich habe zwei Mal Hühnchenfleisch für das Dreifache des normalen Preises gekauft, wobei man sich natürlich fragen kann, was denn eigentlich der „normale“ Preis sein sollte. Ich habe bei REWE nach der Biomilch mit Biosiegel gesucht und festgestellt, dass es nur eine Sorte gibt.

Ich habe mich zumindest ein bisschen mit Biosiegeln beschäftigt, denn auch da ist ja bekannt, dass viel Augenwischerei und Geldmacherei betrieben wird. Sicher ist man oft nicht, aber ich bin lieber ein bisschen unsicher, dass es vielleicht doch nicht so bio ist, wie ich es gerne hätte, als ganz sicher, dass es definitiv nicht bio ist.

Wie viel ich von den ganzen „Ich mach’s jetzt besser“-Plänen dauerhaft einhalten kann, weiß ich nicht. Aber versuchen ist immer noch besser als nicht versuchen. Sag ich mal.

Passend gibt es gerade bei Isa eine Reihe mit dem schönen Titel „Besser ist das“. Isa beschäftigt sich schon ein bisschen länger mit diesen Fragen und hat in den letzten Tagen lauter Texte geschrieben, die ich nur unterschreiben kann:

Zur gleichen Zeit hat Jenny als Gastautorin auf Isas Blog über ihren veganen Selbstversuch geschrieben, den sie leider aus nachvollziehbaren Gründen nach nicht mal einer Woche abbrechen musste. Die Erfahrungen, die sie in diesen Tagen gemacht hat, lesen sich aber nichtsdestotrotz sehr spannend.

Als Reaktion kann ich den Artikel „The first rule of Food Club is: You do not talk about Food Club.“ von Anke Gröner empfehlen, der mir auch sehr aus der Seele spricht. Ich habe zum Beispiel weniger ein Problem damit, kein „böses“ Hackfleisch mehr zu kaufen als damit, nach den gleichen Grundsätzen nicht mehr die Comfort-Food-Dosenravioli zu kaufen, auf die ich alle halbe Jahre mal ganz schlimmen Nostalgie-Heißhunger bekomme. Ich möchte mir nichts versagen und manchmal wird es wohl darauf hinauslaufen, dass man mit dem ganzen guten Willen, alles richtig machen zu wollen, gegen eine Wand läuft, oder eben gegen das Süßigkeitenregal bei Edeka, mit einem Jieper auf garantiert nicht fair gehandelte After Eights. Und sie dann kauft. Und isst. Und lecker findet.

Zu diesem Thema und auf den Artikel von Anke bezogen, hat Isa dann noch mal einige Sachen erklärt: Besser ist das: Zwischenbemerkung

Ebenfalls passend, wenn auch aus einer etwas anderen Richtung und schön strukturiert schreibt Sandra neuerdings darüber, welche Lebensmittel man durch welche Lebensmittel ersetzen kann. Dankbarerweise fängt sie gleich mit zwei unverzichtbaren Lebensmitteln an: Schokolade und Nougatcreme. Aber es geht natürlich noch weiter.

Wer sich übrigens an Biokistenbildern nicht sattsehen kann, der kann wöchentlich die jeweiligen Kisten bei Frische Brise und Frau Serotonic bestaunen. Diesen beiden Damen ist es auch zu verschulden, dass ich dann irgendwann auch wollte, denn kaum etwas macht mehr Appetit als das bunte Obst und Gemüse anderer Leute.

(Ich mag das ja, wenn sich sowohl unabhängig als auch als Reaktion auf andere Beiträge in meiner persönlichen Filterblase bestimmte Themen rauskristallisieren und man dann völlig ungeplant auf einmal Themenwoche im Internet hat und sich auf ganz andere Art mit diesem oder jenem beschäftigt.)

Daily Music: Frühlingsmix

In der letzten Zeit wieder vermehrt quer durch die Mixe bei 8tracks gehört und dann in einem Anfall viel Geld bei iTunes ausgegeben, um die schönsten Stücke auch jederzeit in der Tasche zu haben. Dabei über das neue Album „Rkives“ von Rilo Kiley gestolpert, das netterweise mehr an „More Adventurous“ als an „Under the Blacklight“ erinnert. (Wobei letzteres auch nicht schlecht ist, ersteres aber mehr meinem Geschmack entgegen kommt.)

Davor irgendwann in einem ähnlich spontanen Anfall die Musikbibliothek mit ganz viel Siebzigerjahrekrempel (Billy Joel, Ry Cooder und Dr. John) aufgestockt.

Und als gestern dann die Sonne schien und alles toll war, habe ich dann aus all diesen hübschen Sachen einen ebenso hübschen Frühlingsmusikmix gebastelt, den man jetzt auch bei 8tracks anhören kann.

Es ist ein ewiger Kreislauf.

Lieblingstweets im April (Teil 1)

Fast hätte ich „Die Hitler-Edition“ geschrieben. Aber eben nur fast. (Man reißt sich ja zusammen. Manchmal. Wenn man muss.)

Wer übrigens noch Zweifel daran hatte, dass mein Humor sehr simpel ist, dem sei gesagt, dass ich den Camembert-Tweet am allerliebsten hab und einfach irre witzig finde. Hihihi. Gnihihihi. Camemberts. Haha!

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Acht Jahre

Am Donnerstag war Hochzeitstag. Abendessen mit dem dicksten Rinderfilet überhaupt, den leckersten Armen Rittern aller Zeiten und viel Wein. (An dieser Stelle noch mal Danke an Jeannette und Peter Schnitzler für einen wunderbaren Abend.)

Vor acht Jahren habe ich den besten Mann der Welt geheiratet, auf die unspektakulärste Art und Weise, die man sich vorstellen kann. An einem Montag. Der offizielle Teil beim Standesamt in Leverkusen und der feierliche Teil bei meinen Eltern zu Hause. Ganz viel Familie, ein paar Freunde, fertig. Zwei Tage vorher hatte der Mann seinen zur Hochzeit angereisten Berliner Freund gefragt, ob er nicht Trauzeuge sein wollte, er hätte noch keinen. Am Dienstag musste ich arbeiten.

Großeltern

Am gleichen Tag vor 72 Jahren verlobten sich meine Großeltern, am 11.4.1941, mitten im Krieg. Meines Wissens ist dieses Bild in Köln entstanden, aber beschwören möchte ich es nicht.

Am gleichen Tag vor 98 Jahren, am 11.4.1915, wurde meine Großmutter geboren.

Falls sich also jemand gefragt hat, warum um alles in der Welt man auf die Idee kommt, an einem Montag zu heiraten: Es gab gute Gründe, dieses Datum zu wählen.

Dritte und vierte Biokiste

Die Biokistensaga geht weiter. In der dritten Woche bekommen wir: Einen Blumenkohl, drei kleine Rote Beten, mehrere Möhren, mehrere Äpfel, drei Birnen, eine weiße Grapefruit, Ziegencamembert, Zitronen-Limetten-Holunderblüten-Joghurt, Bionudeln, wie immer (und nicht im Bild) einen Liter Milch, sechs Eier (diesmal bunt und hargekocht wegen Ostern) und ein Brot. Außerdem dazubestellt habe ich eine Tafel Schokolade.

Dritte Biokiste

Das auf dem Bild immer schon Obst fehlt, liegt daran, dass der Mann in den zwei Tagen, die er allein mit der Biokiste ist, immer schon fleißig Äpfel und Konsorten verspeist. Auch die ein oder andere Möhre ist diesem Übereifer meistens schon zum Opfer gefallen, bis ich zum Fotografieren komme. Aber so soll das ja auch sein.

Gekocht habe ich damit:

–  Blumenkohlcurry mit Reisbandnudeln
–  Blumenkohlcremesuppe

Blumenkohlcurry

Blumenkohlcurry mit Möhren und Reisbandnudeln

Blumenkohlcremesuppe

Blumenkohlcremesuppe

Die Roten Beten stellten sich dagegen als nicht ganz unproblematisch dar. Bislang rätsele ich noch rum, was ich damit anstellen soll, und hoffe, dass das, was ich über die Haltbarkeit bei richtiger Lagerung gelesen habe, stimmt.

Aus dieser Lieferung sind dementsprechend die Rote Beten und die Grapefruit übriggeblieben. Weggeschmissen wurde dafür nichts.

Die vierte Biokiste kam dann so daher: Ein Brokkoli, eine Kohlrabi, zwei Fenchelknollen, ein Puntarellensalat, mehrere Möhren, mehrere Äpfel und Bananen (bereits vom Mann dezimiert), einige blaue Trauben, irgendeine Art extremst leckerer Käse, ein Liter Vollmilch, Biohirse, Kirsch-Vanille-Joghurt und wie immer ein Brot und sechs Eier.

Vierte Biokiste

Auch wenn ich ja versucht war, den Puntarellensalat abzubestellen, weil Salat hier so schlecht funktioniert, wollte ich mutig sein. Tja. Dazu kommen wir dann später. Von den Trauben waren wohl schon einige angeschimmelt und wurden vom Mann entsorgt. Bei dieser Lieferung bin ich von der Tetrapackmilch auf die Milch von Demeter umgestiegen. Die ist anscheinend noch mehr Bio, man darf nämlich beim ersten Öffnen erst mal den Rahm vom Flaschenhals kratzen und muss die Milch regelmäßig vorm Konsum durchschüttelt, weil sich sonst kleine Flöckchen bilden. Oder so. Ich hab ja keine Ahnung von Milch, außer, dass ich niemals Veganer werden könnte, weil Milch zu meinen Grundnahrungsmitteln gehört.

Gekocht habe ich damit:

–  Pasta mit Tomaten-Fenchel-Raspelsoße (leicht abgewandelt aus dem Greenbox-Kochbuch von Tim Mälzer)
–  Putranellensalat mit Möhrchen
–  Asia-Nudelpfanne mit Brokkoli und Möhrchen
–  Mozzarella-Fenchel-Salat mit süßen Kirschtomaten (auch aus dem Greenbox-Kochbuch)

Tomaten-Fenchel-Soße

Tomaten-Fenchel-Soße

Mozzarella-Fenchel-Salat

Tomaten-Fenchel-Salat mit süßen Tomaten

Die Trauben konnten uns leider überhaupt nicht begeistern. Ich vergesse regelmäßig, dass Trauben ja auch mit Kernen sein können und ich die nicht mag. Dementsprechend sind davon auch relativ viele im Müll gelandet (schweren Herzens, aber es fanden sich in diesem Zwei-Personen-Haushalt einfach keine Abnehmer). Übrig geblieben sind die Kohlrabi und ein halber kleiner Fenchel.

Nach vier Biokisten kann ich zusammenfassend folgendes feststellen:

–  Obst ist bei uns überhaupt kein Problem. Alles, was nicht gekocht werden muss und im Zweifelsfall mit ins Büro genommen werden kann, wird hier auch gegessen. Gut die Hälfte des Obstes bekomme ich ja gar nicht mehr zu sehen.
–  Der Käse war bisher jede Woche super. Ebenso der Joghurt, den ich auch gerne morgens mit Haferflocken zum Frühstück esse.
–  Bei Milch werde ich komplett auf die Demeter-Milch umsteigen, die ist toll.
–  Beim Brot werde ich eventuell auch komplett auf ein bestimmtes Brot umsteigen, bei dem ich sicher weiß, dass wir es auch essen, weil es einen hohen Roggenanteil hat und nicht zu viel ist.
–  Im Zweifelsfall macht man eben ein Thai-Gemüsecurry. Dazu braucht man lediglich grüne Currypaste (alternativ geht natürlich auch rote) und einen kleinen Vorrat an Kokosmilch. Zumindest Möhren, Brokkoli und Blumenkohl bekommt man da immer untergebracht.
–  Was außerdem immer geht: Gemüsesuppen.
–  Salat bleibt schwierig. Den Puntarellensalat habe ich entweder falsch zubereitet oder wir mögen einfach keine Puntarelle. Dass ich den Salat in der fünften Biokiste trotzdem nicht rausgeschmissen habe, lag einzig und allein daran, dass er im Topf ist und nicht schon nach drei Tagen schlapp rumliegt und mich traurig macht.
–  Brokkoli und Blumenkohl sind dafür sehr vielfältig einsetzbar, allerdings auch ein bisschen langweilig.
–  Das Greenbox-Kochbuch von Tim Mälzer ist super und von den drei vegetarischen Kochbüchern, die ich besitze, das, was mich von den Rezepten her am ehesten anspricht. Ottolenghi ist mir zu aufwändig und abgefahren, obwohl es als Inspirationsquelle sehr gut taugt. Daraus darf mir gerne jemand anders was kochen, der mehr Zeit, Nerven und Gewürze hat.

In der Konsequenz bedeutet das, dass ich in Zukunft wohl nur in seltenen Fällen die Biokiste so lassen werde, wie sie standardmäßig daherkommt. Ich werde Milch und Brot austauschen, je nach Bedarf auch den Joghurt weglassen. Außerdem werde ich beim Gemüse schweren Herzens weniger experimentierfreudig sein, bzw. den Gemüseanteil reduzieren und dafür mehr Obst in die Kiste packen. Ich habe einfach in den letzten vier Wochen zu viel Gemüse weggeschmissen, bzw. tapfer versucht, irgendwas zu essen, was ich eigentlich nicht so wirklich mochte. Auch wenn ich durchaus finde, dass man auch experimentieren sollte, was immer die Gefahr birgt, dass sich nach zwei Bissen rausstellt, dass man es leider doch nicht mag, dafür sind mir Lebensmittel eigentlich zu schade.

 

Die Biokiste wird einmal wöchentlich von der Flotten Karotte geliefert. Wir haben das „Komplettpaket“ mit Gemüse, Obst, Eiern, Brot, Milch, Käse, Joghurt und oft noch irgendwas anderem und sind sehr zufrieden. Wer nicht in Essen und Umgebung wohnt, aber auch gerne so eine Biokiste hätte, kann sich bei www.oekokiste.de informieren, ob es in seiner Nähe ähnliche Anbieter gibt.

Daily Music: Gotta Have You von The Weepies

Gerade schlechte Laune. Wegen Zeug. Und Kram. Doofem Kram. Der eigentlich wahrscheinlich… hoffentlich… so im Gesamtverhältnis zum Universum und so völlig egal ist, aber eben gerade nervig und doof und noch mehr doof. (Außerdem nervig und unnötig. Und doof.)

Deswegen: Erst mit so spannenden Sachen wie korrigierten Nebenkostenabrechnungen erstellen abgelenkt und dann Rotwein, Schreiben, schöne Musik. Zwischendurch das Japanischlehrbuch aus dem VHS-Kurs rauskramen, weil heute Japaner in der Firma waren und Japanisch gesprochen haben, was ein bisschen Sprachfernweh ausgelöst hat. (Japanisch ist sehr schön, aber auch sehr bekloppt.) Und dann nebenbei auf 8tracks diesen Mix hören und auf einmal kommt „Gotta Have You“ von The Weepies, und ich sitze dann da und schwenke Rotwein im Glas und singe inbrünstig mit. So ein schönes Lied. Da habe ich mich vor sieben Jahren oder so spontan rein verliebt und bin’s immer noch.

Bessere Laune jetzt. Geht doch.

4/2013 bis 14/2013 – Webgedöns

Es gab ja schon lange kein Webgedöns mehr hier und das muss sich ändern. Natürlich schaffe ich es nicht, die gesammelten Links der letzten zehn Wochen aufzuarbeiten, aber dafür werde ich mich ab jetzt bemühen, diese Rubrik wieder aufmerksamer zu pflegen. (Mal gucken, ob das auch klappt.)

Aus aktuellem Anlass: Ein schöner Text über Roger Ebert, der gestern verstarb in der Chicago Sun-Times. (Es fängt schon so schön an mit den Worten: „Roger Ebert loved movies. Except for those he hated.“)

Ein anderer sehr schöner, zwar nostalgischer, aber überhaupt nicht trauriger Text darüber, wie man richtig auf den Hamburger Dom geht von Buddenbohm. Man sollte einfach verlernen, so viele Dinge zu verlernen.

Ein ganz, ganz wunderbarer Text über ein Paar, das seinen Sohn in der New Yorker U-Bahn fand. Ich will gar nicht mehr verraten, man sollte es einfach selbst lesen. Besonders interessant übrigens, wenn man – wie ich – den Namen des Autoren gar nicht liest und sich einen Teil der Pointe dann so irgendwie rückwärts erarbeiten muss.

Außerdem ein toller Text über Pseudologen, also Leute, die krankhaft lügen im Tagesspiegel. Unbedingt zu Ende lesen. Echt jetzt.

Schon etwas älter, aber dafür nicht weniger gut und auch immer noch aktuell: Zoë Beck über Amazon im CULTurMAG. Ich bin da ja auch für weniger Hysterie, war dann aber vor allem froh, dass ich meinen Rant über die große Amazonaufregung nicht mehr schreiben musste, weil Zoë das schon erledigt hat. Und das auch noch mit deutlich kühlerem Kopf, als dass bei mir wahrscheinlich der Fall gewesen wäre.

Scott Hanselmann schreibt darüber, warum man Programmieren lernen sollte. Und zwar eben nicht, damit wir alle nachher unsere eigene Software schreiben können, sondern, weil Programmieren hilft, Problemlösungsstrategien zu entwickeln und weil ein technologisches Basiswissen auch bedeutet, dass man selbstständiger agieren kann in einer Welt, in der Technologie immer wichtiger wird.

Dazu gibt es auch ein tolles Video, das Kinder (aber auch Erwachsene) dazu animieren soll, sich auch mal mit Progammierung und Softwareentwicklung zu beschäftigen. Gute Frauenquote in dem Video, übrigens. Geht doch. (Ich muss auch immer wieder feststellen, dass Bill Gates immer sehr sympathisch rüberkommt.)*

Die Kritik zu dem Video auf BoingBoing teile ich übrigens. Gerade der Arbeitsaspekt wird mir ein bisschen zu cool and lässig dargestellt. Schon klar, man will ja auch zeigen, wie toll das ist, aber erstens entspricht das nicht der Arbeitsrealität in den allermeisten Firmen und zweitens sollte man auch Programmieren vor allem lernen, weil es einen interessiert und nicht, weil man unbedingt auf der Arbeit mit einem Scooter rumfahren will.

Thorsten Nesch erzählt bei SteglitzMind über Absagen von Verlagen. Das ist höchst interessant und offensichtlich außerdem ein so ergiebiges Thema, dass man gleich zwei Artikel damit füllen kann.

Percanta schreibt über die Frage, was man heute noch so als Wissen voraussetzen kann. Ich hätte ja gedacht, dass man selbst in Zeiten von Handys noch weiß, dass Vorwahlen stadt- bzw. kreisbezogen sind, aber na gut, lest halt selber.

Torsten Dewi nimmt auf Wortvogel den Artikel „Aufnahme läuft!“ im ZEIT-Dossier auseinander. Es geht in dem Originalartikel wie immer darum, dass einzig und allein die bösen Raubkopierer schuld sind, wenn ein Film floppt und es nie, nie, nimmer daran gelegen haben könnte, dass der Film vielleicht einfach nicht so gut angekommen ist. (Ich habe „Cloud Atlas“ nur gelesen, nicht gesehen, fand es aber schon höchst mutig, dieses Buch zu verfilmen. Dass so ein abgefahrenes, halb-philosophisches Werk beim Mainstreampublikum vielleicht nicht so der Renner war, wundert mich da nicht die Bohne.)

Und zu guter Letzt schreibt das Lieblingsnuf über die echten Menschen und die im Internet. Ich muss dabei ja immer an einen Artikel über einen Prozess gegen irgendeinen Internetmenschen denken, in dem der schöne Satz fiel: „Ich glaube, das Internet ist auch echt.“ Es nervt mich, wenn ich jedes Mal, wenn ich von irgendwem erzähle und dann sage „Ich kann die/den nur aus dem Internet“ das Gefühl habe, diese Beziehung irgendwie abzuwerten. Aber das ist schon fast wieder Thema für einen eigenen Blogartikel. Bis dahin dürft ihr schon mal beim Nuf weiterlesen.

Wie man in Meetings sitzt und was es bedeutet. Alles, was man mit Teddybären demonstrieren kann, ist gut. Ich habe sehr gelacht.

33 vollkommen abgefahrene, wunderbare verlassene Orte. Gucken und staunen.

Orte in Paris mit einem Schieberegler, bei denen man zwischen 1914 und 2013 hin- und herschieben kann. Wer nicht kapiert, was ich damit sagen will, guckt halt selber. Und die anderen auch.

Mehr Lesebändchen! Zur Not klebt man sie eben selbst ein. (Via Anke Gröner bei Twitter.)

*Ein ganz netter Videobeitrag von LehrerOnline zum Projekt „Naturwissenschaften entdecken!“, der an meiner alten Schule gedreht wurde, hat da eher noch ein Problem. Interviewt werden fünf Männer, darunter ein Biolehrer und ein Bio-LK-Schüler. Ganz offensichtlich sitzen in dem Kurs auch Mädchen und ich kann mich an ziemlich viele Lehrerinnen für Biologie und Chemie erinnern, es wäre also wirklich, wirklich kein Problem gewesen, da zumindest ein bisschen Geschlechterdiversifizierung unterzubringen. (Im Abspann übrigens fünf Männer, zwei Frauen. Aha.)