Tiger & Turtle – Magic Mountain

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So. Und da oben wollen wir jetzt hin. Es ist wunderschön, aber kalt, es wird wohl doch noch Winter. Trotzdem ist anscheinend das gesamte westliche Ruhrgebiet auf die Idee gekommen, man könnte ja mal das Dingens angucken. Die Achterbahn zum Draufrumlaufen.

Beim Raufsteigen auf den Hügel wird wieder 1A-Ruhrgebietspanorama geboten. Rauchende Türme, ein Klärwerk, Fabrikgelände und hässliche Häuser. Was man halt so kennt und auch ein bisschen lieben gelernt hat, vielleicht, weil es egal ist, weil es vielleicht hier nicht immer objektiv schön ist, dafür aber auf einer Schlackenhalde so lustige Sachen wie eine Spazierachterbahn gebaut werden und wir dann immerhin mit Stolz sagen können: „Sowas gibbet woanders nich.“

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Anne und Duisburg

Der Mann

Hund (einer von vielen)

Oben ist eine lange Schlange, an der wir uns erst auch anstellen, dann aber entscheiden, dass wir jetzt so dringend auch nicht selber auf das Dingens klettern brauchen (die Schlange ist wirklich sehr lang).

Alle haben ihre Hunde mitgebracht und die Frage, ob man nicht vielleicht doch irgendwie durch den Looping klettern könnte, beschäftigt nicht nur mich, sondern auch die Familie vor mir.

Mutter: „Und im Looping, wie soll das gehen?“
Tochter: „Im Looping, da muss man sich dann so entlang hangeln.“
Mutter: „Und wenn man runterfällt?“
Tochter: „Wenn man runterfällt hat man Pech gehabt.“

Besser hätte ich das jetzt auch nicht sagen können. So sind sie, die Kinder des Ruhrgebiets. Sogar die Braven.

(Aktuell kann man allerdings nicht durch den Looping klettern, da ist irgendwann Schluss und man muss dann wieder zurück. Wahrscheinlich wird man nie durch den Looping klettern können, was ich sehr schade finde.)

Dingens

Tiger & Turtle

Tiger & Turtle

Tiger & Turtle

Tiger & Turtle

Tiger & Turtle

Tiger & Turtle

Tiger & Turtle

Tiger & Turtle

Tiger & Turtle

Anne

„Die Anwohner hier freuen sich bestimmt ein Loch in den Bauch, dass hier jetzt High Life ist“, sage ich noch, als wir wieder unten angekommen sind.

„Meinst du das jetzt wirklich oder zynisch?“

Zynisch natürlich. Jedes Wochenende Parkplatzkatastrophe, jedenfalls wenn schönes Wetter ist. Allerdings haben hier auch alle eine Garage oder zumindest einen Stellplatz. Ist also vielleicht gar nicht so schlimm. Und laut ist es auch nicht. Und abends sieht es bestimmt hübsch aus. Vielleicht freuen sie sich ja doch wirklich ein Loch in den Bauch. Oder sie denken einfach: „Och ja, weisse… hätte auch schlimmer kommen können.“

Der Abend endet übrigens mit Guinness und Cider im Irish Pub im Girardet-Haus. Guter Sonntag.

Guinness

Beim Schotten anrufen („There’s a lady inquiring about Burns‘ Night“)

Es gibt ein schottisches Restaurant. In Mülheim an der Ruhr. Könnt ihr glauben oder nicht, ist aber so. Und weil es so schön war in Edinburgh und weil Isa so schön vom Burns‘ Supper erzählt hat, hab ich gleich mal nachgeguckt, ob bei Bannisters auch dieser schottischen Feierlichkeit gefrönt wird. Tatsächlich, ja, es wird. Die Beschreibung ist ausreichend schwammig, es wird Musik geben und Essen, und man weiß immerhin schon, wer die Musik macht, allerdings noch nicht so wirklich, was es zu Essen gibt.

Um ehrlich zu sein, ist es mir ja auch völlig wumpe, was genau es zu Essen gibt, solange es etwas zu Essen gibt und am besten noch etwas Schottisches. Und das, davon geh ich jetzt mal optimistisch aus, wird schon so sein.

Also anrufen.

Zunächst geht der Herr des Hauses an der Apparat. Als ich erzähle, warum ich so anrufe, muss er erstmal die eigentliche Verantwortliche ans Telefon holen.

“Einen Moment”, sagt er. Und dann gibt es ein bisschen Stille und ein bisschen Gemurmel.

“There’s a lady inquiring about Burns‘ Night”, höre ich dann und innerlich gluckse ich ein bisschen vor Freude. A lady, hihi, der meint mich und inquiern tu ich. Hihi.

Nach ein bisschen mehr Stille und einem zweiten “Einen Moment, bitte” kommt die Dame des Hauses ans Telefon.

Die Dame des Hauses kommt aus dem Ruhrgebiet und ist dementsprechend redefreudig. Man stelle sich die folgende Konversation dann auch mit dem dazugehörigen Ruhrpott-Akzent vor, bitte. So war das nämlich.

“Ich würde gerne für die Burns‘ Night reservieren”, sage ich.

“Ah ja”, sagt sie. “Eigentlich wollten wir das ja dieses Jahr gar nicht machen, weil wir in der Woche noch andere Sachen haben, aber so viele Leute haben danach gefragt…”

“Das ist ja super”, sage ich.

“Ja, wir sind fast ein bisschen überrannt worden”, erzählt sie weiter.

“Das ist ja jetzt vielleicht für uns nicht so super”, sage ich und mache mich aufs Schlimmste gefasst.

“Ach nein, das kriegen wir noch unter, dann stellen wir vielleicht auch lange Tische auf und setzen die Leute zusammen. Und wir haben ja auch einen neuen Musiker, mit dem haben wir noch nie was gemacht, das ist ja auch immer spannend, wenn man sowas zum ersten Mal macht. Aber wir haben uns das schon mal angehört und das hat uns gut gefallen und der wird das schon machen. Zu Essen gibt es dann Vorspeisen und dann kann man zwischen Fisch und Fleisch und vegetarisch wählen und dann gibt es das Dessertbuffet…”

“Wie immer”, sage ich, weil ich als geborener Kölner und zugezogener Ruhrgebietler ja auch ganz gerne gelegentlich mal was sage.

“Genau. Wäre auch schön, wenn Sie ein bisschen verteilt über den Abend kämen, nicht, dass dann alle um sieben kommen, dann wird das schwierig in der Küche und so, also, wenn alle gleichzeitig…”

“Ja ja”, sage ich. “Vielleicht können wir auch schon was früher kommen, und dann länger bleiben. Ist denn sonst was geplant an Vorträgen oder so?”

“Na ja, das ist bei uns ein bisschen schwierig bei uns”, sagt sie. “Also früher im Soundso-Haus, da hatten wir dann auch ne Bühne mit Mikrofon und da hat der Dingens dann auch was vorgetragen, aber in den neuen Räumlichkeiten ist das ja ein bisschen schwieriger.”

Sie sagt natürlich nicht Soundso-Haus und auch nicht Dingens, aber ich habe die Namen weder richtig verstanden, noch könnte ich mich jetzt dran erinnern.

“Stimmt, ist ein bisschen verwinkelt”, werfe ich ein.

“Eben, da muss man gucken, was man macht, aber das sehen wir ja dann. Aber es wird schon nett werden, und der Peter macht dann auch Haggis, aber mal gucken, wie wir das dann organisieren, so insgesamt. Ob wir dann noch was machen oder nicht, das kann man ja auch spontan noch sehen.”

Der Peter ist der Herr des Hauses, kommt aus Glasgow, ist für die Küche zuständig und sagt gelegentlich so lustige Sachen wie “There’s a lady inquiring about Burns‘ Night”.

“Für wie viele Leute soll ich denn reservieren?”

“Zwei”, sage ich.

“Ach, das ist ja gar kein Problem, vielleicht stellen wir ja auch einfach die langen Tische auf, das passt schon alles”, sagt sie. “Haben Sie auch eine Telefonnummer, unter der ich Sie erreichen kann.”

“Ja”, sage ich. “Null-Eins-Sechs-Drei… aber die steht vielleicht auch in Ihrem Display.”

“Ach, wissen Sie, da muss ich jetzt erst meine Brille suchen und überhaupt, ne?”

“Ja”, sage ich und dann den Rest der Telefonnummer.

“Schön, dann freu ich mich, dann sehen wir uns spätestens am 25.”, sagt sie.

“Ich freu mich auch”, sage ich und das tu ich auch.

In Wirklichkeit war das Telefonat natürlich viel länger und detailreicher und reizender, wie das halt so ist, wenn man in Mülheim an der Ruhr beim Schotten anruft.

Und wer auch noch kommen will, kann bei Bannisters anrufen. Vielleicht ist ja noch was frei.

A40

Wir stehen auf der Fußgängerbrücke an der Straßenbahnhaltestelle Savignystraße und warten darauf, dass die Sonne rauskommt oder die Wolken hübscher werden oder es zumindest aufhört zu regnen oder eine Bahn aus dem Tunnel kommt oder wenigstens reinfährt und zwischendurch rufen wir „IST DAS SCHÖN HIER!“, denn das ist es ja, irgendwie.

Und nachher laufen wir über die Eisenbahnbrücke und dann neben den Gleisen lang bis zum Kennedyplatz, weil ich Mexikanisch essen will, und ich kenne nur zwei Mexikaner hier, den am Kennedyplatz und den an der Alfredstraße, aber Kennedyplatz ist näher.

Nach dem Mexikaner durch die Fußgängerzone zum Hauptbahnhof. Die Lichter sind aus! Das gibt’s doch nicht, gestern waren die doch noch an und heute haben wir doch die Kameras dabei, der Mann die neue, gute, teure und ich die nicht ganz so neue und nicht ganz so gute und nicht ganz so teure, aber Fotos machen kann man mit beiden. Aber die Lichter sind aus. Dann halt nächstes Jahr und für heute eben nur wunderbare Bilder von der A40.

Das machen wir jetzt öfter.

Panhas-Fest in Hattingen

Panhas-Fest Hattingen

Hattingen, ja ja. Ich hatte ja schon mehrfach gehört, dass die Altstadt da so schön sein soll und dachte immer „Ja ja, ist bestimmt ganz nett, aber soooo dolle wird das wohl auch nicht sein“. Bis ich dann im Juni einmal spontan da war und dachte „HUI! Das ist aber mal ne richtig schöne Altstadt!“. Tatsächlich ist Hattingen wirklich entzückend und wenn man die Gelegenheit hat, kann man ruhig mal hinfahren und ein bisschen zwischen den Fachwerkhäusern spazieren gehen. Es lohnt sich. Und wenn ich das sage, dann kann man das auch ruhig glauben und nicht „Ja ja“ denken.

Hattingen

In Hattingen war dieses Wochenende Panhas-Fest. Panhas ist eine westfälische bzw. rheinische Spezialität. So rheinisch kann sie eigentlich gar nicht sein, denn bisher hab ich noch nie was davon gehört, oder sollte mir da viele Jahre lang was vollkommen entgangen sein?

Panhas ist ein Fleischgericht, das laut Wikipedia ungefähr so entsteht:

Heutiger Panhas besteht aus Hackfleisch, frischer Leber- und Blutwurst, die zusammen mit Zwiebeln und Speck gebraten und anschließend mit Brühe aufgegossen und gewürzt werden. Diese Mischung wird mit Blut und Buchweizenmehl verrührt, eingedickt und dann in fest erkalteter Form zur weiteren Zubereitung angeboten.

Wie das aussieht kann man unten auf den Bildern sehen. Wir haben zwei unterschiedliche Panhas-Gerichte probiert, einmal die Version von Diergardts mit Preißelbeeren und Apfel-Meerrettich und einmal die von Eggers mit Apfelkraut-Senfdipp. Beides kam mit Bratkartoffeln. Insgesamt war die erste Version ein bisschen eleganter, sowohl von den Beilagen als auch vom Panhas her und die Bedienung bei Eggers hätte auch gerne etwas weniger patzig sein können. Trotzdem: Lecker war beides, wenn auch zuviel und für den Spätsommersonnetag fast ein bisschen zu sättigend.

Vom Geschmack her würde ich Panhas am ehesten mit Blutwurst vergleichen, was auch nicht weiter verwunderlich ist.

Panhas I
Panhas II

Nach dieser ordentlichen Portion war nicht mehr viel Hunger für ein weiteres Hauptgericht übrig, also gab’s direkt Nachtisch. Zur Auswahl standen Apfelstrudel, Kaiserschmarren, Stachelbeertörtchen und Blechkuchen. Nach etwas hin und her (Apfelstrudel oder Kaiserschmarren?) wurde der Kaiserschmarren vom Restaurant An der Krüpe gewählt. Auch das war ordentlich bodenständig, nicht spektakulär, aber passend zum Herbstanfang. Außerdem gab’s Himbeerbowle, die ich dann gleich mal mit bestellt habe.

Himbeerbowle und Kaiserschmarren

Zusätzlich zum Panhas-Fest fand noch ein Kunstmarkt und ein Franzosenmarkt statt. Dort konnte man Käse, Wurst, Seife und diverse andere Leckereien kaufen  – oder auch einfach nur probieren. Sogar Andouilette habe ich gesichtet: Mit einem Grinsen auf dem Gesicht, als ich mich an das Andouilette-Debakel vor ein paar Jahren in Lüttich erinnerte. Wer sich fragt, was ich wohl meinen könnte, kann sich ja hier über die Andouilette informieren. Kurz gesagt ist das das bisher einzige Gericht, an dem ich in großem Stil gescheitert bin. Aber wenigstens hab ich’s mal probiert.

Tricolore
Andouilette
Fougasse

Und auch sonst ist es nett in Hattingen. Die Altstadt ist urig schön mit kleinen Cafes und Restaurants mit kleinen Tischen draußen. Und wenn wir nicht schon so satt gewesen wären, dann hätte es vielleicht auch noch eine Waffel geben können. Oder lecker Kuchen. Oder Pfannkuchen. Dann eben demnächst.

Cafe AdeleZur alten Krone