Filmnostalgie

Heute haben wir „Jurassic Park“ geguckt. Zum 4.203. Mal oder so. Es ist nämlich so, dass wenn ich sehe, dass „Jurassic Park“ im Fernsehen kommt, ich den dann auch gucken will.

Und heute stellte ich dann (zum 4.202. Mal oder so) fest, wie unglaublich gut dieser Film gealtert ist. Man muss sich das nämlich mal vorstellen, der ist zwanzig Jahre alt und wenn ich heute die Szenen mit den Dinosauriern sehe, dann muss ich gar nicht ob der veralteten Tricktechnik kichern, sondern finde die gut. Also, ernsthaft gut. Überhaupt funktioniert dieser Film heute noch genau so gut wie beim ersten Mal, als ich ihn sah, mit der Ausnahme vielleicht, dass ich ja mittlerweile weiß, was kommt. Allerdings wird dadurch maximal die Spannung des Nichtwissens durch Vorfreude ersetzt.

Das ist auch deshalb erstaunlich, weil es ja andere Filme gibt, die ich auch immer noch sehr gerne gucke, die aber nicht so gut gealtert sind. Ich habe zum Beispiel ein sehr gestörtes Verhältnis zu „Sister Act 2“. Das liegt daran, dass ich den damals im kritischen Alter von 12 oder 13 Jahren im Kino sah, also genau in der Phase, wo man anfängt, mit Freunden und nicht mit den Eltern ins Kino zu gehen und halbwegs wahllos irgendwelchen Hollywoodkram guckt und sich irre erwachsen vorkommt, weil keine Disneyfiguren drin vorkommen. Dieses Alter ist kritisch, weil man da nostalgiemäßig ewig drin feststeckt.

Um es anders zu sagen: Ich bin ziemlich sicher, dass „Sister Act 2“ ein mäßiger bis schlechter Film ist, rein objektiv betrachtet, aber ich kann ihn zum Verrecken nicht mäßig bis schlecht finden. Ich sitze hauptsächlich auf dem Sofa, denke „Awwwwww!“ und bin innerlich wieder 13. Es ist schlimm. Ein ähnlich gestörtes Verhältnis habe ich übrigens zu „Twister“ und „Waterworld“. Die habe ich auch beide im Kino gesehen, irgendwie auch ein bisschen einfach, weil sie liefen und das Scala in Opladen halt auch nicht so wahnsinnig viele Säle hatte. Da nahm man, was man kriegte. Jetzt hänge ich in dieser seltsamen Schleife fest, wo ich jedes Mal, wenn „Twister“ im Fernsehen kommt, „Twister“ gucke und jedes Mal „Schon eher ein bisschen schlecht, der Film“ denke. Und mich gleichzeitig wie Bolle über diesen Film freue.

Allerdings kann man bei all diesen Filmen noch nicht mal sagen, dass sie nicht gut gealtert sind, die waren ja schon bedenklich, als sie ins Kino kamen. „Jurassic Park“ dagegen hätte die Chance gehabt, dass man sich heute fragt, was daran eigentlich damals so toll gewesen sein soll, aber das passiert eben nicht. Da haben die Macher ziemlich viel richtig gemacht, die Dinosaurier wirken auch heute noch nicht albern und die Spannung wird sowieso an ganz vielen anderen Stellen erzeugt, da braucht es eben doch nur ein Becher mit Wasser oder eben einen Löffel voll Wackelpudding. Gut gemacht, Herr Spielberg, echt jetzt.

6 Antworten auf „Filmnostalgie“

  1. Bei mir und meiner Frau ist es der Film Independence Day. Immer wenn wir auf der Couch hocken, im Fernsehen nix läuft und uns tierisch langweilig ist kramen wir den Streifen raus und gucken den. Und jedesmal ist er spannend, lustig und nie langweilig. Schon komisch…!

  2. Ich war erst mit vierzehn oder fünfzehn häufiger in aktuellen Kino, davor arbeitete ich mich im örtlichen Programmkino an den Klassikern wie Papillon, Lawrence of Arabia, Harold and Maude oder West Side Story ab: aktuellere Filme gab es dort eher selten oder nicht für meine Altersklasse. Die Blues Brothers erlebte ich allerdings 1982 bei Erstaufführung und fand sie umwerfend gut, ohne zu ahnen, dass sie diesen Kultstatus erlangen würden. Dann hatte ich das Glück, dass mein erstes wirklich intensives Kinojahr ein Vintage-Jahrgang war: 1982 sah ich E.T., Blade Runner, Tron, Poltergeist, Tootsie und Rambo (heimlich) im Kino. Auch die ganzen 80er Jugendfilme wie Top Gun, Breakfast Club, Flashdance, Footlose, Ferris macht blau etc. sah ich jeweils zum Kinostart. Hachz, ich möchte um nichts in der Welt noch mal 13, 14 oder 15 sein, aber wir hatten die besseren Filme als die Teenies heute, finde ich.

  3. Bin auch großer Fan von Jurassic Park! Vor allem, wenn man Filme sieht, die weit nach JP mit CGI um sich werfen und im Vergleich gnadenlos scheitern. Keine Ahnung, wie die das damals gemacht haben :-)

  4. Damals gab es in Garmisch-Partenkirchen noch ein Kino, in dem amerikanische Filme unsynchronisiert zum US-Start liefen (wegen der damals dort stationierten US-Truppen). Wir Augsburger Studenten packten uns regelmäßig zu so viel wie reinpassten ins Auto eines Freundes und fuhren auf drei Vorstellungen hintereinander hin. Als ich aus Jurassic Park kam, lugte ich ernsthaft vorsichtig um die nächste Hauswand, um sicherzugehen, dass da wirklich kein Dinosaurier stand – so gut war der gemacht.

  5. Ich finde JP auch besser gemacht als manch Streifen heute. Habe ihn damals auch mit Papa (alleine durfte ich nicht rein) im jetzt nicht mehr existenten Kino gesehen. So toll. genauso wie alle „Zurück in die Zukunft“-Teile, dich ich auch leider immer gucken muss, wenn sie laufen.

    PS: Star Wars ist auch ein gutes Beispiel, wo die alten Filme viel besser gemacht sind als die neuen. Bei den neuen sieht man immer den Blue-Grenn-Irgendwat-Screen.

Schreibe einen Kommentar zu kaltmamsell Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.