Tagebuchbloggen, 13.9.2018

Versucht, meinen Mann wenigstens einmal dazu zu bringen, Dirty Dancing mit mir zu gucken, das hat sogar eine gute halbe Stunde funktioniert, aber dann habe ich doch alleine weitergeguckt. Tatsächlich gucke ich sonst immer nur so die letzten zwanzig Minuten, weil ich zufällig einschalte und dann bleibe ich dabei hängen. Gestern noch mal den ganzen Film geguckt und natürlich ist das alles Popcornkino, aber es ist auch kein schlechtes Popcornkino und die Musik ist halt gut.

Interessant wird es vor allem dann, wenn man sich bestimmte Szenen des Filmes mal vor Augen führt. Die Abtreibungsproblematik wird zum Beispiel in keiner Weise moralisiert, in der Wikipedia steht dazu folgendes:

Abortion rights advocates have called the film the „gold standard“ for cinematic portrayals of abortion,[24] which author Yannis Tzioumakis described as offering a „compassionate depiction of abortion in which the woman seeking an abortion was not demonized with the primary concerns being her health and preserving her capacity to bear children at a future time rather than the ethical dilemma that might or might not inform her decision, a portrayal that is not necessarily available in current films.“[25]

https://en.wikipedia.org/wiki/Dirty_Dancing#CriticalResponse

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Eigentlich wollte ich ja aber über Keksteig-Start-Ups schreiben. Nun begab sich das so, dass am Dienstag in „Die Höhle der Löwen“ ein wirklich sympathisches Ehepaar, das in Berlin eine Keksteigbar aufgemacht hat. Eine Keksteigbar ist so was ähnliches wie eine Eisdiele, nur dass man statt Eisbällchen Keksteigbällchen bekommt.

Wer sich jetzt fragt, wie das sein kann, man weiß doch genau, dass roher Keksteig nicht gesund ist, wegen Salmonellen, OGOTTOGOTT, in dem Teig werden werde Eier noch Backpulver verarbeitet. Ich weiß das nicht nur, weil das in der Sendung ausführlich besprochen wurde, sondern weil ich selber 2011 ein paar Mal Keksteigpralinen nach diesem Rezept herstellte, die – glauben Sie mir das einfach – unglaublich lecker sind. Das Rezept selber ist von 2010, es ist mehr oder weniger Keksteig ohne Eier und Backpulver.

Ich saß also vor dem Fernsehen und beschimpfte die wirklich nette Keksteigmenschen mehrfach, DASS SIE DAS NICHT ERFUNDEN HÄTTEN, WIRKLICH NICHT, ICH HAB SCHON VOR SECHS (sieben, wie sich herausstellte) KEKSTEIGPRALINEN GEMACHT, EIER UND BACKPULVER WEGLASSEN IST NICHT EINEN NEUARTIGEN KEKSTEIG ERFINDEN UND AUSSERDEM GIBT ES DAS SCHON SEIT JAHREN IN NEW YORK (na ja, okay seit 2016 vermutlich). Ich kramte sogar wütend meine Backmagazine heraus und suchte, bis ich einen Artikel aus einem Heft von Anfang 2011 fand, in dem Keksteigrezepte vorgestellt wurden.

Nun ist es auch gar nicht so, dass ich glaube, dass die netten Menschen gelogen haben, sie schienen wirklich von ganz alleine auf die Idee gekommen zu sein. Trotzdem kam die Sprache nicht einmal darauf, dass es eventuell nur unter Umständen ganz vielleicht keine grandios neue Idee sei, auf die vorher nur noch niemand gekommen sei (KEKSTEIGPRALINEN 2011!), entweder wurde es also verschwiegen oder niemand kam auf die Idee, mal nachzugucken, ob es sowas schon gibt und ich weiß gar nicht so genau, was ich seltsamer finde.

Ich gönne den Keksteigmenschen aber ihre Idee und ihren Erfolg, verwundert bin ich nach wie vor.

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Ich möchte ansonsten meine weiteren prophetischen Foodtrendriecher an dieser Stelle noch mal kurz festhalten:

  • 2008 kaufte ich manisch mehrere französische Rezeptbücher für Macarons in Colmar, denn von dieser Süßigkeit wusste man in Deutschland noch nichts.
  • 2009 lief ich aufgeregt durch Hong Kong, um endlich mal Bubble Tea zu probieren. Von der Existenz von Bubble Tea wusste ich seit 2006, weil damals eine amerikanische Freundin dieses Bild auf Flickr veröffentlichte.
  • Ende 2012 fuhr ich für einen Abend von Hanau nach München und zurück, um eventuell Poutine essen zu können. Wie sich herausstellte, gab es aus ressourcetechnischen Gründen keine Poutine, ich aß statt dessen Pizza mit Bacon und Ahornsirup. 2014 oder 2015 irrte ich noch durch Berlin, weil es dort eventuell einen Laden gab, in dem ich Poutine kriegen könnte, der hatte aber montags geschlossen. Gerade habe ich von einem zweiten Restaurant in Essen erfahren, das Poutine serviert und wir wissen alle, wenn der Hype im Ruhrgebiet ankommt, ist er schon vorbei.
  • Und na ja, das mit dem Keksteig, 2011, Sie wissen schon.

Okay, es waren vier Foodtrendriecher, aber sie waren sehr spezifisch und ich bin sicher, es waren nicht die letzten.

Wenn ich Sie also auf die kulinarischen Trends der nächsten fünf bis zehn Jahre vorbereiten darf: Ich erwarte eine massive Vermehrung von Ramen-Bars und endlich endlich deutlich bessere mexikanische Küche in Deutschlands Großstädten, also weniger Chili con carne und mehr Mole, Kaktusblätter, vernünftige Tacos und Flan. Mark my words, you heard it here first.


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