Ich bin die Böse

Liebe Urheber.

Ich habe heute einen Text gelesen, den 1.500 von euch unterzeichnet haben, weil sie ihn offensichtlich gut, richtig, unterstützungs- und umsetzungswürdig finden. Ich habe den Text gelesen und war etwas… nun ja… erschüttert. Offensichtlich fühlt ihr euch sehr bedroht von denen, die da draußen ein bisschen lauter werden und irgendetwas bezüglich Reformierung des Urheberrechtes schwafeln. Das sind eure Feinde, die wollen euch ans Leder, ans Geld und an die Kunst. Um das ganze einfacher zu gestalten, biete ich einfach ein Feindbild an, mit dem ihr dann in Zukunft super arbeiten könnt: mich.

Liebe Urheber, ich bin die Böse.

Ich wollte letzte Woche noch einen furchtbar bösen Artikel über die ebenso furchtbar bösen Piraten schreiben. Dann habe ich mal geguckt, was so im Parteiprogramm der NRW-Piraten steht und dann habe ich den doch nicht geschrieben, denn was da drin stand, war überhaupt gar nicht so schlimm, wie ich erwartet hatte. Eigentlich war es ganz vernünftig, vielleicht ein bisschen wischi-waschi und bestimmte Stellen sollten wohl noch mal ordentlich durchdiskutiert werden. An keiner Stelle stand da aber: “Wir sind dafür, dass in Zukunft alles umsonst ist und alle Urheber ihre Rechte abgeben und anschließend verhungern.” Das stand da nicht. Echt nicht.

Dann kam euer Schreiben und das liest sich auf den wenigen Zeilen so unglaublich verbohrt und uneinsichtig, dass ich feststellen musste: “Mist, ich stehe wohl doch auf der anderen Seite.” Eigentlich stehe ich einfach irgendwo dazwischen. Das Problem ist nur, so wie ihr euch in diesem kurzen Text geriert, mit dieser Hybris des besseren Menschen und der Gewissheit, sämtliche Moral auf der eigenen Seite zu haben, das macht euch nicht zwingend sympathisch. Und das, was ich daraus lese, ist sehr simpel: Ich bin die Böse.

Ich bin die Böse, weil ich der Meinung bin, dass das Teilen von Inhalten im Netz normal und moralisch nicht verwerflich ist. Ich bin die Böse, weil ich nicht glaube, dass das Teilen von Inhalten im Netz im Großen und Ganzen den Urhebern schadet. Zugegebenermaßen habe ich dafür keine Zahlen. Ich kann nur von dem ausgehen, was ich bei mir selber und meiner Umwelt beobachte. Ich gebe jedenfalls nicht weniger Geld für Musik und Bücher aus, nur weil ich auch mal was im Internet für lau höre. Maximal wird das Geld anders verteilt, weil ich im Internet auf Künstler und Urheber stoße, die ich so vielleicht gar nicht gefunden hätte. Das geht natürlich auch auch auf euer Portemonnaie. Denn Geld, was ich für Pomplamoose ausgebe, das ist dann möglicherweise nicht mehr für das neueste Album einer etablierteren Band übrig. Klar. So, wie ich mich kenne, und ich kenne mich ziemlich gut, kaufe ich mir dann aber eher kein neues Paar Schuhe und einfach beide Alben.

Ich bin die Böse, weil ich die zumindest gefühlte Sonderstellung der GEMA im internationalen Vergleich für höchst albern, anmaßend und anachronistisch halte. Vor ein paar Wochen war ich bei meinen Eltern und wollte meinem Vater ein bisschen Musik von Florence + the Machine vorspielen, weil wir am gleichen Abend auf ein Konzert von Florence gehen wollten. Meine Vesuche, auf YouTube ein Video eines der bekannteren Stücke zu finden, scheiterten alle kläglich. Wobei das Finden eigentlich kein Problem darstellte, es gab genug davon, nur in Deutschland durfte man sich keins davon angucken. Also, dachte ich, bin ich mal klug und wir gehen direkt auf die offzielle Seite von Florence + the Machine, da wird’s bestimmt was geben. Gab’s auch. Nämlich eingebettete Videos von YouTube. Die man in Deutschland nicht gucken darf. Letztlich endete es so, dass ich meinen Laptop auspackte, und ein bisschen in meinem iTunes gewühlt habe. Das kann doch so nicht gewollt sein.

Ich bin die Böse, weil ich glaube, dass das Internet für viele, viele Künstler die erste Möglichkeit ist, ihre Kunst öffentlich zugänglich zu machen. Vielleicht erschreckt euch das ja auch so, dass man eben nicht mehr auf den Schutz der Verlage, Labels und Verwertungsgesellschaften angewiesen ist und trotzdem Geld verdienen kann. Ich mache da einfach mal eine simple Rechnung: Ich habe z.B. hundert Euro im Monat, die ich in Bücher, Musik, Kino und so investieren kann. Vor dem Internet gab es 50 Künstler, an die ich mein Geld verteilen konnte. Also bekam im gerechtesten Fall jeder 2 Euro von mir. Total super. Jetzt, wo die Filter wegfallen, sowohl was die Vertriebswege als auch die lokale Beschränkung angeht, gibt es 500 Künstler, an die ich mein Geld verteilen kann. Oder 5.000. Dass da für den einzelnen weniger übrig bleibt, ist ein sehr simpler und nachvollziehbarer Effekt. Das hat nicht zwingend etwas damit zu tun, dass ich mir auf einmal ganz viel kostenlos runterlade, sondern, dass ich mein Geld jetzt eventuell auch an die Urheber verteile, die vorher gar nicht auf eurem Plan standen. Weil es eben jetzt geht. Wer das doof findet, der entlarvt sich zumindest schon mal selber als egoistischer Sack. Was ja jetzt für mich als Geldgeber auch ein ganz guter Indikator ist, wem ich in Zukunft mein Geld eher nicht gebe.

Ich bin im Übrigen auch die Böse, weil ich meinen kreativen Output umsonst ins Netz stelle und weil ich das, was andere Leute für umsonst ins Netz stellen, angucke. Man stelle sich vor, was da an Zeit draufgeht, die wir alle sonst mit Bezahlcontent verbringen könnten. Mein Blog ist kein großes Literatenwerk, meine Fotos keine Kunst, aber ich schreibe und fotografiere gerne und ich freue mich darüber, wenn andere Leute das lesen und gut finden. Und anderen Leuten scheint es ebenso zu gehen. Wer weiß, was da an Geld verloren geht, nicht weil Leute kopieren oder verleihen, sondern weil sie einfach andere kostenlose Angebote nutzen.

Ich bin die Böse, weil ich ungehemmt anpinne, verlinke, empfehle und zitiere. Das muss man sich mal vorstellen, da finde ich etwas im Internet, was ich gut finde und dann verbreite ich das einfach weiter übers Internet, möglicherweise noch mit einem Bild, das ich gar nicht selber gemacht habe. Und dann schreibe ich noch sowas dazu wie: “Guckt mal, wie toll dieses Produkt ist und ihr kriegt das hier für soundsoviel Euronen.” MIT EINEM BILD, DAS ICH GAR NICHT SELBER GEMACHT HABE. Und dann geht nachher noch jemand hin und kauft sich dieses Produkt. Wo kommen wir denn hin, wenn das alle machen würde. Oder das mit dem Zitieren, das ich fleißig auf quote.fm betreibe, wo ich mit einem schönen Zitat drauf hinweise, dass hier, da und dort im Internet ein Text steht, den ich total gut finde und von dem ich gerne möchte, dass ihn andere auch lesen.

Liebe Urheber, ich bin die Böse.

Ich bin die Böse, obwohl ich schon mit sechzehn fast mein gesamtes Taschengeld für CDs verbraten haben, und meine CD-Sammlung vermutlich so zwischen 400 und 500 CDs beinhaltet. Dazu kommen noch (laut Statistik) 1205 total legal bei iTunes erworbene Titel. Die rund 50 Bücher, die ich im Jahr lese, kaufe ich mir fast alle neu selbst, weil ich die meisten davon in der Bücherei eh nicht bekommen würde und musste sie schon in Stapeln an Büchereien und Second-Hand-Läden verschenken, damit wieder Platz im Regal ist. Ich bin die Böse, trotz meines Lovefilm- und meines Audible-Abos, trotz der hunderte Euro, die ich in den letzten zwei Jahren für Konzert-Karten ausgegeben habe, trotz der Kinokarten und der Tatsache, dass ich jenseits von Kino und Lovefilm immer noch DVDs und BluRays kaufe.

Trotzdem muss ich mir immer wieder anhören, wie böse wir Internetmenschen sind, weil wir immer nur alles umsonst haben wollen und nicht mehr bereit wären, Geld für Kunst zu bezahlen. Liebe Urheber, ich bin sehr wohl dafür, dass ihr Geld für das bekommt, was ihr macht. Es ist mir eigentlich auch schnurzpiep, was ihr bekommt, ich wage überhaupt nicht, eine Meinung darüber zu haben, was welcher Inhalt wert sein sollte. Wenn hunderttausend Leute ein Buch kaufen wollen, dann liegt es mir fern, beurteilen zu wollen, ob das Buch bzw. dessen Autor das jetzt verdient hätte oder nicht. Ich bin für Kulturförderung und ich hab noch nicht mal was gegen die GEZ.

Trotzdem funktioniert die Art, wie das Urheberrecht gehandhabt wird in meinen Augen nicht mehr und ich habe schlicht und einfach ein Problem damit, als jemand, der von dem ihm zur Verfügung stehenden Geld einen nicht unerheblichen Anteil sehr, sehr direkt in vom Urheberrecht betroffene Konsumgüter und Veranstaltungen steckt, dann noch kriminalisiert zu werden.

Es enttäuscht mich, wenn sich in der Liste der 1.500 Urheber Namen von Leuten finde, die ich sehr gern mag, rein als Künstler, ich kenne sie ja nicht persönlich. Frank Goosen, beispielsweise, bei dem ich jetzt nicht sicher bin, ob ich sein neuestes Buch nicht doch lieber erstmal von meiner Audible-Liste schmeißen sollte. Oder Charlotte Roche, deren Bücher ich zwar gar nicht lesen möchte, die ich aber jahrelang verehrt habe, weil sie mit Roger Willemsen zusammen Pipi machen war (die Sendung, in der das passierte, musste ich im Übrigen auf YouTube gucken, weil sie nie ausgestrahlt wurde). Oder Sven Regener, dessen Echauffierungsvideo ich lieber nicht gucken möchte, um mir die Musik von Element of Crime nicht mental zu vermiesen. (Übrigens alles legal erworben. Gekauft! FÜR RICHTIGES GELD!) Liebe Urheber, das, was ihr da macht, ist ein großer Vertrauensbruch. Ihr traut mir nicht. Ihr glaubt, ich will euch was Böses. Will ich gar nicht. Ich will nur was ändern. Und weil das, was ich ändern will, möglicherweise auch euch und euer Leben betrifft, findet ihr das nicht gut.

Liebe Urheber, ich hab eine Idee. Wie wär’s mal mit Dialog? Wie wär’s mal damit, sich die Vorschläge anzuhören, wie mit dem Urheberrecht umgegangen werden könnte? Nicht gut? Umständlich? Aufwändig? Zu krass?

Hm. Tja. Dann bleibt es wohl dabei: Ich bin die Böse.

025

Aus lauter Nettigkeit hab ich euch noch ein prima Feindbild gebastelt. Und jetzt kommt der Knaller: Ihr dürft es ausdrucken, aufhängen und mit Pfeilen drauf werfen. UND IHR MÜSST MIR KEINEN CENT BEZAHLEN! WIE GEIL IST DAS DENN?!?

209 Antworten auf „Ich bin die Böse“

    1. Was ich vergaß zu erwähnen: Auch alle anderen dürfen das ausdrucken, aufhängen und mit Pfeilen drauf werfen. Ihr dürft mich auch aus anderen Gründen doof finden. (Ich wüsste allerdings nicht, welche das sein sollen.) Oder ihr macht es einfach, um ein bisschen Pfeilwerfen zu üben.

      1. Hallo Anne,
        großes Kompliment für die sehr feinsinnige Betrachtung des Medienwandels. Ich bin auch immer wieder erschüttert, wie leichtgläubig sich vermeintlich intelligente und kreative Künstler vor den Karren der Medienmafia spannen lassen, der es eigentlich am liebsten wäre, es gäbe nur eine Top10 statt einer Top100 (VIEEEL wirtschaftlicher). Fehlt noch ein Hinweis, daß dieser Beitrag dein geistiges Eigentum ist, und daß du „Rechteinhabern“ ausdrücklich verbietest, die darin getätigten Äusserungen deinerseits in jeglicher Form gegen dich zu verwenden. Am besten mit angedrohter Konventionalstrafe bei Verstoß. :)
        In jedem Fall Daumen hoch zu dem Beitrag!

    2. Nee, Mädchen, Du bist nicht böse. Du wirkst auf mich eher wie ein nervender Hautausschlag (einen echten Ausschlag könnte ich wenigstens eincremen!). Was glaubst Du, wieviele Piratenfreunde Deiner Sorte schon genau denselben Mumpitz geschrieben haben wie Du? Wieviele glühende Kunstliebhaber unter Verweis auf ihre riesigen, teuer und grundehrlich erworbenen Bücher- und Musiksammlungen schon mißgeleiteten Kreativen den Weg haben weisen wollen, um sodann im selben Atemzug die böse, böse, böse „Kriminalisierung“ der User anzuprangern? Und um wieder und wieder die alten, abgewichsten, absurden Piratenphrasen zu dreschen? Alles da bei Dir, von „die Gema sperrt Videos auf Youtube“ bis hin zu den bekannt drohenden Tönen: „Frank Goosen, beispielsweise, bei dem ich jetzt nicht sicher bin, ob ich sein neuestes Buch nicht doch lieber erstmal von meiner Audible-Liste schmeißen sollte.“ Liebe Anne, ich hab eine Idee. Wie wär’s mal mit lesen? Zum Beispiel das Grundsatzprogramm der Piraten. Und creme Dich mir zuliebe vielleicht doch mal ein. Vielleicht hilfts.

      1. Was für ein furchtbar anmaßender, beleidigender und zudem auch noch inhaltsfreier Kommentar!
        Wenn ich zum Inhalt nichts beitragen kann beleidige ich einfach den Autor?

        1. Ich hab überlegt, ob ich den überhaupt freischalte. Dann hab ich gesehen, dass es sich um einen Auto, Texter und Musiker handelt, der recht gut im Internet zu finden ist und dachte, na ja, schön, wenn er sich als Künstler/Urheber gerne so in der Öffentlichkeit aufführen möchte, dann will ich ihn nicht daran hindern. Muss jeder selbst wissen.

        2. Ich teile in vielerlei Hinsicht Annes Standpunkt und würde nicht in Erichs Ton kommentieren. Beim beißenden Ton des Artikels wundert es mich aber nicht wenn jemand noch heftiger zurückschnappt. Ich muss gestehen, dass ich mich als Urheber doch immer wieder gefragt habe, ob ich nicht gerade beleidigt wurde.
          Mir ist bewusst, dass viele Leute etwas geistiges Eigentum ›illegal‹ verbreiten, aber das meiste legal erwerben. In meinem Freundeskreis dürfte das auch so sein. Aber in meinem Freundeskreis distanzieren sich auch die meisten ganz klar von weit rechts angesiedelten Parteien, was in der Gesamtbevölkerung hier in Österreich so leider überhaupt nicht der fall ist. Ich kann also nicht von meinem Freundeskreis auf die Masse der Bevölkerung schließen und davon ausgehen, dass die Majorität der Bevölkerung ein Verhalten an den Tag legt, indem ›sich einfach bedienen‹ die gelegentliche Ausnahme darstellt. In meinen Photoshop-Kursen habe ich jedenfalls den Eindruck, der überwiegende Teil der privaten Anwender organisiert sich die Software einfach, obwohl die meisten schon der Ansicht sind, dass Urheber es verdienen für ihr Schaffen entlohnt zu werden. Nun argumentieren viele, Adobe hätte eh genug Geld und ihre Software sei ohnehin völlig überteuert. Aber das entspricht nicht meinen Moralvorstellungen (nennt nun ruhig ›mich‹ böse und schimpft mich einen ›Gutmenschen‹ – ich kann das einstecken –, aber ich brauche meine Moral damit ich mir im Spiegel in die Augen sehen kann). Ich finde, jeder der etwas produziert, egal ob geistig, geistlos oder materiell, hat das recht selbst zu bestimmen, wie und zu welchem Preis er die Verbreitung erlaubt. Und wenn ich Photoshop zu teuer finde, dann ergibt sich für mich daraus nicht das Recht es mir einfach zu nehmen, sondern ich verzichte darauf und suche nach einer anderen Alternative. Wie gesagt: ich brauche das für mein Spiegelbild.
          Wir brauchen mit Sicherheit ein neues Urheberrecht und eine zeitgemäße Regelung für die Verbreitung geistigen Eigentums, die das Internet nicht zum Stillstand bringt und von der nicht nur ›Große‹ profitieren. Nur: ich sehe es bislang nirgends. Und die Frage ist für mich ob es klug ist, das Alte zu ersetzen, wenn das Neue noch nicht gar ist.
          Was mich beunruhigt, ist die Strömung, die sich um Anti-ACTA gezeigt hat. Jeder in meinem Umfeld, der nur im geringsten ein gesellschaftliches Bewusstsein hat, schien mir strikt gegen ACTA zu sein, viele gingen auf Demos, aber keiner konnte mir genau erklären worum es dabei im Detail ging. Ich will damit der Anti-ACTA nicht unterstellen, dass sie verkehrt liegt – ich weiß es schlicht nicht –, ich finde es nur beunruhigend, wenn Leute sich Meinungen anschließen, ohne genau zu verstehen, um was es dabei geht. Deshalb enthalte ich mich der Meinung zu ACTA. Und deshalb habe ich auch keine fertige Meinung zum Urheberrecht, weil ich die praktische Lösung für die komplexen Aufgabenstellungen nicht sehe. Ich sehe mich (auch) zwischen den Stühlen der Extremen, die nach einer restriktiven Regelung rufen, und der Extremen, die für absolutes laissez faire sind. Ich würde deshalb auch jenen, die diesbezüglich eine andere Ansicht vertreten, als ich sie in den Details habe, nicht mit zu großen Kanonen vor den Bug knallen. Problematisch ist in meinen Augen vor allem, dass bezogen aufs Urheberrecht die meisten eine recht klare Ansicht, aber die wenigsten die damit verbundenen Probleme in ihrer Tiefe und Breite nur annähernd verstanden haben. Ich mäße es mir jedenfalls nicht an. Ich bin einfach nur ratlos.

          1. Es liegt mir fern, irgendwen zu beleidigen. Wenn das doch für manche so klingt, dann möchte ich mich dafür entschuldigen, würde aber auch gerne wissen, wo konkret ich etwas geschrieben habe, das als Beleidigung aufgefasst habe.

            Mich hat vor allem der Text der Urheber gestört, weil darin meiner Meinung nach nur polemisierend und wenig konstruktiv gegen vermeintliche Feinde geschossen wurde. Es hat mich enttäuscht, wer alles einen Text unterschrieben hat, der denjenigen Geiz und Gier unterstellt, die schlicht eine Reformierung (nicht Abschaffung) des Urheberrechts möchten.

            Dazu gehöre ich auch, und deswegen muss ich mich eigentlich von dem Text angesprochen fühlen. Ich weiß nicht, ob die Autoren und Unterstützer des Dokuments sich ernsthaft Gedanken darüber gemacht haben, wer die Adressaten sind und ob das jetzt so förderlich ist, erstmal großflächig zu unterstellen, diese Leute würden das Urheberrecht aus niederen Motivationen wie „Geiz und Gier“ angreifen.

          2. Ich würde mich hüten, mich über ACTA und Anti-ACTA zu äußern. Das, was ich verstanden habe, fand ich durchaus erschreckend, aber ich habe viel zu wenig davon verstanden, um eine ausgeprägte und veröffentlichbare Meinung zu haben.

            Mir geht es hauptsächlich um die persönlichen Erfahrungen, die ich tagtäglich machen und die mir sagen, dass wir eine Veränderung brauchen. De facto darf ich ja zumindest laut Urheberrecht vieles nicht, und ist trotzdem gang und gäbe. Und dabei rede ich noch nicht mal von Filesharing. Wir können jetzt alle strafrechtlich verfolgen, die in irgendeiner Weise gegen das Urheberrecht verstoßen, aber das kann die Lösung ja auch nicht sein. Statt dessen würde ich mir wünschen, dass man sich gemeinsam (ganz wichtig!) die Realität anguckt und dann entscheidet, was davon völlig in Ordnung ist und was nicht.

          3. Stell dir einfach mal vor du wärest Urheber und hättest den Text unterschriebe, so wie ich. Und dann lies deinen Artikel noch einmal durch. Nun: ich halte mich nicht für unglaublich verbohrt und engstirnig, aber ich bin diesbezüglich natürlich nicht ganz objektiv. Jedenfalls habe ich mir jetzt noch einmal angesehen, was ich da schlimmes unterschrieben habe. Und irgendwie entdecke ich in dem Text nur, dass ich dagegen bin, sich bei anderen einfach zu bedienen, ohne zu fragen. Man nannte das mal stehlen und ich fand es immer falsch und hatte immer ein schlechtes gewissen, wenn ich mal wo was stibitzt habe. Tatsächlich habe ich auch schon mal wo einen Apfel von einem Baum entwendet, Binnenschifffahrt zu schnell Gefahren, habe schon einmal eine Stange Zigaretten geschmuggelt, habe nicht lizensierte Schriften auf meiner Festplatte (für meine Projekte nutze ich allerdings nur bezahlte) und ein paar Prozent meiner musiksammlung dürften kopiert sein. Die Dosis macht das Gift. Ich sehe aber in keiner Zeile der von mir unterschriebenen Petition, dass ich meine Kunden unter generalverdacht stelle, weil ich mich generell gegen Diebstahl ausspreche. Ein bisschen Dieb sind wir doch alle. Das legitimiert das Klauen aber noch lange nicht. Schon gar nicht in großer dimension.

          4. Naja, immerhin unterstellen die Unterzeichner mal pauschal wieder, man wolle ja nur alles für lau haben und nur aus Geiz und Gier handeln. Eine schmierigere Art, mit einer anderen Meinung umzugehen, fällt mir kaum ein. Da darf man sich dann auch nicht wundern, wenn die Antworten dementsprechend ausfallen. Und auf einen Dialog hofft ja wohl auch keiner der Autoren, weil es weder Argumente bringt noch auf welche eingeht. Und dann bleibt als Antwort auf einen so allgemein gehaltenen, aber beleidigenden Artikel eben auch nur eine allgemeine Antwort.

            Andersrum: stelle dir mal vor, du würdest gerne das Urheberrecht ändern, weil es beinahe unmöglich ist, etwas zu veröffentlichen, ohne jemandem auf die Füße zu treten. Sämtlichen Regierungsvertreter-Experten und anderen, die sich entsprechend geäußert haben, konnten Urheberrechtsverletzungen nachgewiesen werden. Oder du hast ein Urlaubsvideo online gestellt, auf dem eine Musik zu hören war, die geschützt ist etc. pp.. Und dann kommt einer und sagt, du bist doch bloß zu geizig, für diese Musik dann Geld zu bezahlen, und willst doch bloß alles kostenlos haben.

          5. @ Markus: Intressant, das du sagst, wenn ich mir Photoshop nicht leisten kann, darf ichs auch nicht benutzen. Adobe sieht das anders, Microsoft auch, genauso wie die meisten Hersteller von Software die produktiv eingesetzt wird. Nicht unbedingt, dass sie sich ebenfalls hinstellen und sagen man sollte das Urheberrecht abschaffen, (wobei bei Microsoft nicht mehr viel fehlt, sie schließen ihr Logistikzentrum in DE wegen dem Urheberrecht), aber immerhin sagte Bill Gates, es sei ihm lieber wenn die Leute ein kopiertes Windows benutzen als Ubuntu. Und ich habe noch nie, zumindest seit einigen Jahren nicht mehr gehört, jemand sei für den download von Photoshop abgemahnt worden. Wer das dann produktiv einsetzt und auch Geld damit verdient, da sieht das sehr schnell ganz anders aus, im privaten Bereich wird es nicht verfolgt. Ob sich die Manager mit dieser Moral in die Augen sehen können? Ich weiß es nicht, es intressiert mich auch nicht sehr, jeder sollte so leben wie er es für richtig hält, aber mich nicht dafür kriminalisieren und beleidigen, wenn ich das anders sehe.
            Und die Beschwerde darüber, dass eine brauchbare Lösung nicht vorhanden ist? Es gibt vom CCC schon seit Jahren Vorschläge, wie man anders damit umgehen könnte, die Piratenpartei hat jetzt gesagt, dass sie etwas anders machen möchten, aber statt dass mal jemand sagt, OK, so sehen meine Vorstellungen dazu aus, und das is machbar, regen sich alle nur darüber auf, das die Piraten etwas ändern wollen. Damit kommt man sicher voran.

      2. Das er einen Wikipedia-Artikel hat dürfte auch die größte Bestätigung seiner Arbeit sein. Oder schon mal jemand was von ihm gehört? Und neun Facebook-Freunde auf der offiziellen Webseite dürften auch die Realität widerspiegeln. Aber klar, was will man von alten Männern erwarten.

  1. … ist es nicht einfach nur so, dass eine bestimmte Gruppe der Bevölkerung, bzw. einige, wenige Unternehmen einfach nur Angst haben, künftig weniger zu verdienen, bzw. mehr an Andere abzugeben?

    1. wie heisst es so schön, nichts ist Bestandiger als die Veränderung!. Und wer hat ganz davor? Diejenigen, die nicht flexibel sind und eher Angst haben, in der Masse unterzugehen – Anscheinend gehören da doch sehr viele Künstler dazu. Anne weiter so!

  2. Unbedingt! Das unterschreibe ich auch.
    Ich glaube nämlich, wir hier sind auch ganz schlimme Menschen was das angeht.

    (und es ist sooo schön böse geschrieben… ♥ )

  3. Ich find das echt besch..eiden. Echt nicht gut. Im Grunde bin ich echt sauer.

    Du erlaubst uns hier, das Feindbild kostenlos runterzuladen, auszudrucken und mit Pfeilen drauf zu werfen. Aber der Text ist so unfassbar genial, daß ich das nicht will. Ich kann Dein Angebot also nicht nutzen.

    So.

    DANKE!!! <3

    (multiple exclamation marks are a sure sign of a diseased mind. – Terry Pratchett)

  4. Mich macht es böse, wenn eine Webseite Software verlangt, die ich
    1. Nicht für jeden Zweck einsetzen kann.
    2. Die ich nicht untersuchen und verändern kann.
    3. Die ich nicht weiterverteilen kann.
    4. Die ich nicht verbessern und die Verbesserungen mit anderen teilen kann.
    Diese Schadsoftware hat den Namen „Quicktime“. Was das Urheberrecht angeht, so lasst uns einfach die Werke der Unterzeichner von „Wir sind die Urheber“ genau untersuchen. Ich bin sicher in praktisch jedem Werk werden wir Plagiate finden, also Melodie- oder Textprhasen, die in den letzten 70 Jahren schon einmal irgendwo vorkamen. Schlagen wir diese „Urheber“ mit ihren eigenen Waffen und prangern ihre Plagiate an! Wer auf sein „Urheberrecht“ pocht, muss auch das Urheberrecht anderer schützen. Eine Oktave hat nur 12 Töne und die Möglichkeiten dessen, was Menschen allgemein als Musik empfinden sind ziemlich eingeschränkt. Es gibt heute bei keinem Hit auch nur eine einzige Hookline, die es nicht schon in ähnlicher Form gegeben hat. Wenn ich nur einmal daran denke, wie häufig z.B. in der Rockmusik oder überall wo E-Gitarrenparts vorkommen Phrasen und Licks plagiiert werden: Jeff Beck, Jimmy Hendrix, Andy Summers, Albert King … von der heutigen Rockmusik enthalten praktisch alle Gitarrensoli Plagiate. Die korrekte Überschrift der Urheberaktion muss also heißen: „Wir sind die Plagiateure!“ Und solche Plagiateure wollen jetzt anderen nachsagen Urheberrechte zu verletzen. Das ist völlig lächerlich.

    1. Deiner Argumentation folgend, kann ich vor deinem Haus in dein Auto einsteigen und damit fortfahren. Schließlich war das Blech, aus dem es besteht, auch schon da bevor der Hersteller ein Auto daraus gepresst hat.
      Wenn jemand selbst bestimmen möchte unter welchen Bedingungen er etwas weiter gibt, das er erarbeitet hat, sollte man das auch dann respektieren, wenn man die Bedingungen nicht annehmen kann. Böse sollte deswegen als Erwachsener nicht mehr werden.

      1. Wenn Du das schaffst während mein Auto weiterhin für mich vor der Tür steht, dann bitte sehr. Alle deine Freunde können auch eins haben!
        Wegnehmen wäre doof – aber du kannst dir mein Auto gerne vor der Tür kopieren…

      2. Wichtiger unterschied – leider von vielen unterschlagen.
        Klaust du das auto hat der bestohlene keines mehr. er hat weniger als vorher.
        Lade ich einen song runter bleibt das original beim Künstler. evtl. ein entgangener gewinn… aber sicher nicht dasselbe wie sachdiebstahl…

        1. Ja, aber der Vergleich hinkt in beide Richtungen. Was ich damit meine ist, man kann jetzt auch nicht sagen, nur weil davon nicht weniger da ist, ist es nicht so schlimm und entgangener Gewinn ist eben auch ein Schaden, den man leider nur viel schlechter messen kann.

          Im Übrigen muss man das auch so sehen: Ein Song oder ein Buch kostet den Urheber sicherlich sehr viel mehr als der Konsument dafür zahlt. Wenn ich für jeden Song die tatsächlich entstandenen Kosten (Zeit, Instrumente, Studio, Hardware, etc.) bezahlen müsste, dann könnte ich mir alle paar Jahre mal einen kaufen. Es ist also selbstverständlich, dass ich davon ausgehen kann, dass ich ein Werk einmal erstelle und vielfach verkaufe. Deshalb ist es auch dämlich als „Runterlader“ mit dem „Ich klau ja nichts, es ist ja noch da!“-Argument zu kommen.

          Ich befürchte, man kann das einfach nicht vergleichen. Das Problem hier sind für mich eher diese Fantasie-Zahlen, die sich die Verlage/Labels dann einfallen lassen, wenn mal einer vor Gericht steht. An der Stelle muss man einfach ein bisschen realistischer werden. Es hilft ja auch nichts, denn die Leute laden fleißig weiter runter, egal, ob jetzt mal jemand einen fünfstelligen Betrag zahlen musste oder nicht.

  5. danke dafür! Ich frage mich auch immer mehr ob die „Urheber“ sich überhaupt Gedanken darüber machen was sie mit ihren Unterstellungen von wegen Diebstahl, Gier und Geiz erreichen … mit Sicherheit kein Verständnis für solche Forderungen.

  6. Schön geschrieben. Gutes Feindbild entwickelt. Hab den ganzen Text mal kopiert. Weiß noch nicht was ich damit mache, werde aber auf jeden Fall mal einen Ausdruck davon herstellen.

    1. Muss mir noch ein gutes tl;dr überlegen, stimmt schon. Gestern Nachmittag konnte ich ja noch nicht ahnen, dass so viele Leute den Text lesen würden. Bin ein bisschen überwältigt.

      Es fehlen übrigens noch mindestens drei bis fünf Punkte, die mir noch eingefallen sind, Kickstarter schon allein als positives Beispiel, aber die hab ich dann auch rausgelassen, damit es nicht noch länger wird.

  7. Tausend Dank für den Artikel; ich habe ihn gerade als Anlass genommen, der dva, also dem Verlag, wo mein Buch erschienen ist, auf die Einladung zu der Unterschriftenaktion der Urheber, die vor ein paar Tagen per Mail kam, Folgendes zu antworten:

    ————————–
    Vielen Dank für Ihre Einladung zu der Unterschriftsaktion.

    Ich habe ein paar Tage überlegt, wie ich Ihnen antworten soll. Und wie es oft kommt: Jemand schreibt in einem Blog genau das, was ich hätte sagen wollen und schreiben können, wenn ich mir denn die Zeit genommen hätte. In dem Fall ist es Anne Schuessler:

    „Euer Schreiben (…) liest sich auf den wenigen Zeilen so unglaublich verbohrt und uneinsichtig, dass ich feststellen musste: ‚Mist, ich stehe wohl doch auf der anderen Seite.‘ Eigentlich stehe ich einfach irgendwo dazwischen. Das Problem ist nur, so wie ihr euch in diesem kurzen Text geriert, mit dieser Hybris des besseren Menschen und der Gewissheit, sämtliche Moral auf der eigenen Seite zu haben, das macht euch nicht zwingend sympathisch. Und das, was ich daraus lese, ist sehr simpel: Ich bin die Böse. Ich bin die Böse, weil ich der Meinung bin, dass das Teilen von Inhalten im Netz normal und moralisch nicht verwerflich ist. Ich bin die Böse, weil ich nicht glaube, dass das Teilen von Inhalten im Netz im Großen und Ganzen den Urhebern schadet.“ http://anneschuessler.com/2012/05/11/ich-bin-die-bose/

    Und hier noch ein guter Kommentar des Drehbuchautors und Regisseurs Thomas Bohn im Tagesspiegel:

    „Ich widerspreche entschieden denen, die behaupten, der Bedarf nach einer Gratiskultur im Internet würde wachsen. Was wächst, ist das Bedürfnis der Zuschauer, Filme sehen zu können, wann, wo und wie sie wollen. Wer es gewohnt ist, im Internet jederzeit auf alle Informationen und Produkte zurückgreifen zu können, die er sich wünscht und/oder bestellen möchte, kann nur schlecht nachvollziehen, warum er ein halbes Jahr warten muss, bis er einen gerade gestarteten Kinofilm legal im Internet oder auf DVD anschauen kann. Diese Gängelung empfindet er als von marktwirtschaftlichen Interessen gesteuert. Und das ärgert ihn. Für ihn ist es schwer zu begreifen, warum er nicht frei entscheiden kann, wann und wo er einen Film das erste Mal sieht.“
    http://www.tagesspiegel.de/meinung/andere-meinung/urheberrecht-und-kino-erleichtert-das-downloaden/6616796.html

    Unter anderem aus den obengenannten Gründen habe ich nicht unterschrieben; ich halte die Position und die Darstellungsweise dieses kurzen Urhebermanifests einfach für falsch. Aus meiner Sicht ist eine notwendige und überfällige Diskussion um das Urheberrecht in Gang gekommen; diese einfach als „Angriff“ abzuqualifizieren, wie es eingangs in dem Text geschieht, greift zu kurz und hat den unangenehmen Geschmack von Lobbyarbeit und Besitzstandswahrung.

    Ich würde mir eine offenere Diskussion wünschen – auch von Seiten der Urheber und sogenannten „Verwerter“ (zu denen in dieser Diskussion, nicht immer zu Recht, auch die Verlage gezählt werden; siehe dazu die gute Stellungnahme des Argon Verlags: http://www.argon-verlag.de/2012/04/keine-verwerter-industrie-urheberrecht-verlag/).

    Mit herzlichem Gruß aus Köln,
    Stefan Steinhäuser

    1. Ich bin so baff, dass das so gut ankommt. Also nicht, dass ich an meiner Position zweifeln würde, aber so ein Zuspruch freut natürlich ungemein, vor allem, wenn er auch von den Leuten kommt, die sich ja durchaus auf ihren „gesicherten“ Urheberstatus zurückziehen könnten.

      Das ist ja auch das, was mich an der Liste so erstaunt, die meisten Leute, die ich da kenne, sind Buchautoren, und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sich Leute im großen Stil Bücher aus dem Netz saugen und grob das Urheberrecht verletzen. Da geht es doch meistens um Musik und Filme. Letztlich bleibt natürlich Urheberrecht Urheberrecht, egal, in welchem Bereich, aber es wundert mich doch, dass sich ausgerechnet die Leute zu Wort melden, die erstens teilweise auch eine gute Präsenz im Fernsehen bzw. der Öffentlichkeit haben und zweitens von den tatsächlich bestehenden Problemen der wie auch immer existenten „Kostenloskultur“ (zumindest meiner Einschätzung nach) gar nicht so doll betroffen sind.

      1. Also der Artikel bewegt einem schon zum Nachdenken und ein wenig reizen tut er mich auch. Da das Thema sehr komplex ist und wie schon zu oft gehört ein wenig zu un-transparent ist. Das sich die die Musik und Filme machen hier ein wenig unschön behandelt fühlen kann ich nachvollziehen, bei Autoren fehlt mir jegliches Einfühlungsvermögen. Bücher die mir gefallen kaufe ich einfach, wenn nicht dann eben nicht. Software die mir zu teuer erscheint kaufe ich nicht, sondern suche mir einfach eine Alternative. Gibt so gut wie jede Software in kostenloser form, ansonsten schreib ich mir die Software halt selber.
        Das Thema ist komplex, es einfach auf ein Blatt zu malen wäre zu einfach. Die Petition habe ich leider nicht gelesen, werde das aber wohl doch mal nachholen müssen.

        1. Selbstverständlich ist das Thema komplex. Viel zu komplex leider. Deswegen braucht es ja auch viele schlaue Leute, die gewillt sind, sich zusammenzusetzen und eine Lösung zu erarbeiten.

          Ich kann nur wenige Beispiele aus meiner persönlichen Erfahrung dazu beisteuern, und erhebe hier nicht im Geringsten Anspruch auf Vollständigkeit und Allwissenheit. Im Gegenteil: Ich weiß es auch nicht. Ich erlebe nur.

  8. Genau, wir sollten diskutieren und das Urheberrecht auf die neuen Gegebenheiten hin überprüfen.
    Eben deshalb haben sich nun endlich auch die Urheber zu Wort gemeldet, nachdem in letzter Zeit eher über ihre Köpfe hinweg diskutiert wird, und das finde ich gut so!

  9. Ich glaub’s nicht. Die Autorin is ja uneinsichtig bis zum Anschlag. Untergräbt mit ihrer Wühl- und Schmutztätigkeit das BWAZ (beste Wirtschaftssystem aller Zeiten). Kostenlose Verteilung von Dartscheiben! Und dann sind diese nicht mal entsprechend der DIN Norm!!1!

    1. Ach, solange die mit den Gebühren „Die Sendung mit der Maus“ und „Wissen macht Ah!“ produzieren, bin ich da relativ locker.

  10. Danke Anne!

    So gut habe ich das bisher nirgendwo gelesen. Alles schön zusammengefasst und mich würden nun noch Deine anderen Punkte interessieren.

    Ich bin so frei und teile Deinen Text mal etwas weiter…

    1. Weiterer Punkt: Der zumindest für mich so erscheinende Erfolg von Projektförderungen per Kickstarter und co. Wenn da teilweise Projekte das Drei- und Vierfache der angestrebten Summe erhalten (z.B. bei Amanda Palmer), dann frage ich mich, wo da die Umsonstkultur sein soll.

      Weiterer Punkt/persönliche Erfahrung: Ich hatte eine Zeit lang einen Podcast, auf dem ich Bücher, Musik usw. empfohlen habe. Dazu hatte ich dann sogar eine amerikanische Künstlerin selbst angeschrieben, um zu fragen, ob ich ein Stück von ihr spielen darf, im Rahmen einer CD-Empfehlung. Sie hat zwar zugestimmt, ich habe mich dann aber leider doch nicht getraut, weil natürlich trotz allem in Deutschland immer noch die GEMA das Sagen hat, und ich trotz ausdrücklicher Genehmigung der Künstlerin Angst hatte, da in eine fiese Abmahnfalle zu tappen.

      Mir fällt bestimmt noch mehr ein, aber das waren zwei konkrete Sachen, die noch gut gepasst hätten, aber die mir erst später eingefallen sind. Mal abgesehen davon, dass der Text ja wirklich schon lang genug ist.

      1. True. Das Crowdfunding erscheint mir auch immer mehr als gute Möglichkeit, gezielt Projekte zu fördern und daran zu partizipieren.
        Einige Urheber haben anscheinend noch nicht verstanden, dass sie dadurch ja nichts verlieren.

        Die GEMA hat zu viel zu sagen. Als Verein. Da komme ich auch nicht mit klar. Gerade, wenn man selber auflegt, Radio macht oder mit Clubbesitzern befreundet ist, die sich Gedanken um ihre Zukunft machen müssen.

        Und leider ist der Text so lang, da es ja wohl Not tut.

      2. Zustimmung. Bei Kickstarter sind aber auch sehr stark Projekte vertreten, die Fans sich wünschen, wo große Firmen aber kein Interesse haben. Dies ist also auch zum Teil eine Wahl als Zeichen gegen die Interessen der meisten großen Firmen.

        Außerdem kamen da im Bereich Games hauptsächlich Retro Titel. Das zeigt auch, dass diesee Projekte häufig auch nicht besonders Innovativer sind, als das, was die Großen produzieren. Während die großen Konzerne das Konzept der Ego Shooter bis zum geht nicht mehr Melken erschaffen sich die Fans so neue Versionen der Klassiker aus kreativeren Zeiten der Branche.

      3. Auch ein schönes Beispiel gegen die Umsonstkultur: Louie CK, amerikanischer Stand-Up Comedian, hat einen seiner Auftritte gefilmt und für 5$ per Internet angeboten. Einfach eine Video-Datei, kein Schnick-Schnack kein Kopierschutz. Nach zwei Wochen hatte er über eine Millionen Umsatz gemacht. Laut eigener Aussage, gingen 250.000$ für die Webseite und die Produktion weg, 250.000$ gingen als Bonus an sein Team und die restliche halbe Million hat er zu über der Hälfte gespendet und 220.000$ für sich behalten.

        https://buy.louisck.net/news/another-statement-from-louis-c-k

  11. Ein großartiger Artikel, den du da geschrieben hast und ich werd den ganz böse, weiterverteilen, weitersagen und sowieso verlinken.
    Danke, dass wir doch alle ein bisschen Böse sind (Wenn man mit 20 von den meisten Bands, welche man hört alle CDs im Orginal hat und die eigene Liste durch Internet ständig wächst, Das Bücherregal aus allen Nähten platzt und man immernoch nicht weiß, welche DVD als nächstes den Sowieso überfüllten DVD-Ständer zieren soll, dann kann man das so gesagt nur unterschreiben, besonders, wenn auf die meisten Bücher/ CDs/ DVDs erst über das Internet aufmekrsam wurde, aber das sagtest du ja bereits.

    Vielen Dank dafür.

  12. Jetzt muss wohl den halben Post, den ich dazu schon geschrieben habe, wohl in die Tonne treten – besser kann man das nicht zusammenfassen, danke! Was mich an dieser 1500-Urheber-Geschichte auch so wundert: es sind Wortgewaltige dabei, selbst ein Martin Walser war sich nicht zu schade, sich bei dem Machwerk zu beteiligen. Und doch schafft es keiner, sein Mitmachen zu begründen? Ein pointiertes Statement abzugeben? Hat man das nicht nötig? Will man durch Schweigen die Wirkung erhöhen?

    1. Das ist mir erst im Nachhinein klar geworden. Da sind so viele gestandene Autoren dabei und dann kommt so ein Text dabei raus. Nur, um auch mal auf den Tisch gehauen zu haben? Dann muss man sich auch nicht wundern, wenn man nachher mehr Gegenwind bekommt. Dabei war ich eigentlich sehr auf der Seite der Urheber, aber auch nur, weil ich naiv und optimistisch von einem generellen Interesse an einer Diskussion ausging. Da bin ich jetzt nicht mehr so sicher, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

  13. Sehr geil, endlich mal wer , der das ausspricht was alle denken, sich aber keiner traut zu sagen. in china wärst du wohl ruckzuck von der Bildfläche verschwunden :P

    coole Frau!!! respekt! mach weiter so

  14. Ich finde diesen Text auch extrem gut. Ehrlichgesagt, der Stil von diesen 1500 Autoren in dieser Aktion gefällt mir auch alles Andere als gut.

    Ich kann zwar durchaus verstehen, dass man gegen die Position der Piratenpartei ist. Ich finde die zu großen Teilen auch nicht OK und Extremismus in die andere Richtung.

    Allerdings, diese beleidigende Wortwahl dieser Autoren und das immunisieren gegen Kritik, nach dem Motto „Wer mich kritisiert ist ein böser Raubmordkopierschmarotzer, der alles umsonst klauen will“ geht mir gewaltig gegen den Strich. (Ehrlichgesagt, so ein Stil in Äußerungen gegen die Abschaffung des Urheberrechts könnte mich eher noch davon überzeugen, dass es besser wäre, das Urheberrecht abzuschaffen. So weit würde ich aber auf der anderen Seite auch nie gehen.)

    Eines hat mich ja echt schockiert. Unter den Unterzeichnern ist auch Günther Wallraff, der seine Karriere auch dadurch aufgebaut hatte, dass er sich auf halblegalem Weg Infos über Zustände in Firmen verschafft hatte, wozu sogar wie bei seiner Bild Recherche scheinbar auch nicht ganz legale Filmaufnahmen gehörten.

    Durch die von ihm scheinbar gewünschte Verschärfung des Urheberrechts könnten solche Leute wie er ganz simpel mit Hilfe des Urheberrechts mundtot gemacht werden. Wie ja auch häufig im Umkreis von Wikileaks geschehen war. (Und Wikileaks ist eigentlich auch nur die Fortsetzung von dem, was Wallraff gemacht hat damals.)

    Deshalb finde ich das mehr als befremdlich, dass er trotz solcher Risiken für eine Verschärfung ist.

  15. Absolut deiner Meinung, hatte irgendwann mal aufgehört zu zählen aber der Stapel an CDs, DVDs, Bluerays und gekauften Spielen ist schon immens hoch und dürfte in etwa deinem entsprechen. Eine echte Unverschämtheit empfinde ich diese Anti Piracy Spots die man nicht mal weg drücken kann auf, Achtung jetzt kommts, kauf DVDs… Gema auf YouTube kotzt mich an, bezahlen so das der Künstler auch was von hat, würde ich ja echt gerne, aber das meiste geht doch im Moment im Getriebe der Verwerter unter… Denkt mal drüber nach ihr Kunstschaffenden.

    1. Ohne Verwerter würdet ihr unsere Musik überhaupt niemals kennengelernt haben, denkt doch mal drüber nach ihr Konsumenten. Wir sind doch nicht dumme ausgebeutete Opfer, wir wissen sehr genau, worauf wir uns bei einem Plattendeal einlassen.

      Und, wenn dir die Spots nicht gefallen, wähle doch ein Medium ohne Werbung. Das kostet dann eben etwas…

      Kleine Info am Rande: Die GEMA macht keinen Gewinn, sondern schüttet alle ihre Einnahmen (abzüglich Unkosten) an ihre Mitglieder – die Urheber – aus

      1. Das mag früher gestimmt haben, ändert sich aber allmählich. Ich habe nichts dagegen, wenn Musiker sich von der GEMA vertreten lassen, es ärgert oder wundert mich eher, dass man – zumindest kommt mir das so vor – sich so an die Vergangenheit klammert, nach dem Motto: „Das war schon immer so, das machen wir weiter so.“

        Die eigentlich Pointe bei dem Beispiel mit Florence + the Machine ist ja, dass ich in Deutschland noch nicht mal die auf der offiziellen Seite eingebetteten Videos gucken konnte, bei denen ich ja dann schon davon ausgehe, dass der Künstler (oder sein Management, wie auch immer) etwas dagegen hat.

        Das mit den Spots hab ich nicht verstanden, von welchen Spots redest du da?

        1. Hallo Anne,

          die GEMA zahlt nicht an die Musiker, die ein Werk aufführen, sondern an die Komponisten. Wobei der Verteilschlüssel – nennen wir es „eigen“ – gestaltet ist.

          Es war übrigens gut, auf das Einbinden von Hörbeispielen trotz Genehmigung der Künstlerin zu verzichten. Die Künstlerin ist dazu nicht befugt (was sie aus dem Ausland heraus nicht wissen muss). Für das Einbinden von Hörproben auf Deiner Webseite brauchst Du eine Genehmigung der GEMA (die dann natürlich auch eine Rechnung schicken wird).

          danke für den tollen Beitrag!

          1. Damals, als gerade Podcasts in Deutschland ihre Hochphase hatten, gab es Bemühungen der Podcaster, die GEMA zu einem vereinfachten und bezahlbaren Modell für Privatleute zu bewegen. Daraus wurde aber wohl eher nichts. Statt dessen entstanden Gegenbewegungen wie die Podcast Safe Music, bei der Künstler ihre Musik zum Spielen in Podcasts zur Verfügung stellten.

            Ich meine mich zu erinnern, dass in diesem Zusammenhang ein Sprecher der GEMA so etwas in der Richtung sagte wie: „Ja, wir wissen schon, dass unser Geschäftsmodell nicht mehr ewig zu halten ist, aber so lange es noch geht, werden wir davon nicht abrücken.“ Nach bestimmt sechs Jahren kann ich hierzu keine Quelle mehr nennen, aber ich fand die Aussage damals schon recht traurig. Und so wie’s aussieht, hat sich auch den Jahren seitdem nichts getan.

      2. @Alex, Deine Musik vielleicht nicht, allerdings habe ich schon einige Künstler auf YT gefunden, die sich selbst publishen, die ich kaufe, wo der Erlös größtenteils (nach Abzug der Gebühren der Downloadportale oder des Portos) beim Künstler verbleibt. In diesem Sinne könnte man YT vielleicht sogar als den besseren Verlag bezeichnen, da dort nicht der Verlag entscheidet, welcher Künstler die Chance auf Erfolg hat, sondern die Kunden.

        Was Die Wahl des Mediums angeht. Zeig mir doch mal bitte die DVD/Blueray, wo ich nicht mit „Hier darf nicht kopiert werden“ in allen möglichen und unmöglichen Sprachen zwangspenetriert werde ohne die Möglichkeit dies zu überspringen. Dies nervt gewaltig, aber als braver Konsument bleibt einem ja gar nichts anderes übrig, da kann man bezahlen so viel man will…

        Erst denken, dann schreiben…

      3. Tut mir sehr leid dich da enttäuschen zu müssen, aber wenn der Verwerter deines Vertrauens nicht Youtube heißt, dann kenne ich dich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht. Ich habe keinen Fernseher, kein Radio, keine Stereoanlage und kein iPhone. Ein Künstler der auf Youtube nicht zu sehen ist, existiert in meiner Welt schlicht und ergreifend nicht, und hey, auf YT präsent zu sein ist kostenlos, da wollen die nichtmal Geld dafür. Obwohl sie Jahr für Jahr Verluste im 3-stelligen Millionenbereich machen. Muss an dieser verdammten Kostenloskultur liegen, niemand will für Infrastruktur und guten Service was bezahlen. Aber naja, wenn ihr lange genug darauf beharrt, wird sich Google sicher einverstanden erklären, euch daran zu beteiligen. Aber statt über ein faires Angebot zu verhandeln, beklagt man sich lieber über sinkende Einnahmen. Welche eigentlich? Seit 20 Jahren ist die Unterhaltungsindustrie so ziemlich die einzige die konstand boomt. Könnte die Autorin dieses Artikels womöglich recht haben? Nein, ausgeschlossen, schließlich ist sie böse. Da kann man auch getrost ignorieren, dass die Reallöhne bereits seit 30 Jahren sinken, das tangiert doch den echten Künstler nicht!

  16. Wenn man behauptungen aufstellt von denen man selbst sagt dass man sie nicht belegen kann, darf man sich nicht beschweren dass es leute gibt die sich mit dem thema auskennen und einem sagen dass das quatsch ist.

    ist ja schön dass sich für das nicht-kaufen von musik so ein hübscher euphemismus gefunden werden kann wie „freies teilen von musik“, wenn ich sehe dass mein album trotz zahlreicher reviews mit hohen scores kaum was verkauft, dafür aber mehrere dutzend filesharingwebsites das ding noch vor release verbreiten…tja, dann kommt mir son kommentar von wegen dass das doch voll toll für meine band sei extrem zynisch und verachtend vor.

    und daran ändert es gar nichts wenn die leute die das dann noch legitimieren wollen, obercool sagen „uuuh, ich bin die böse“
    ich kack dir ja auch nich in den vorgarten und sag dann „ooooh das durfte ich nich? näääääh, sowas, watt bin ich ne fiese möp!“

    is doch wahr.

    1. Dann ist ja gut, dass ich an keiner Stelle etwas davon gesagt habe, dass ich „freies Teilen von (urheberrechtlich geschützter) Musik“ legitimieren will. Man liest eben auch gerne das, was man lesen möchte.

  17. Hallo Anne,
    vielen Dank für deinen netten „bösen“ Text.
    Auch wenn du jetzt die Böse bist, hat das zumindest ein Gutes:
    Du bist nicht allein. Wenn von 67 Mio. Erwachsenen Menschen in Deutschland 1500 etwa sagen… naja Rundungsdifferenz ;-)

  18. Hübsches „Feindbild“, guter Text.

    Ich weiß auch nicht, was die Rechteverwerter und ihre vorgeschobenen Autoren (die dank total buyout sowieso meistens keine Rechte mehr an ihren Texten haben) genau wollen. Die Leute, denen jedes Unrechtsbewusstsein beim Urheberrechtsverstoß fehlt, überzeugt man so bestimmt nicht. Der Rest, der bisher dachte, das ist schon gut so, der fängt an, nachzudenken: „Was’n das für eine plumpe Masche?“ Und, wer gewinnt da? Natürlich die andere Seite. Vielleicht wollen die Autoren ja heimlich, dass das mit der Verwerter-Mafia endlich mal aufhört ;-).

    Normalerweise muss man, um in der Politik etwas zu bewegen, mit unrealistischen Maximalforderungen kommen. Die Piraten machen das gar nicht. Müssen sie auch gar nicht, die Maximalforderungen werden ihnen unterstellt. Die tatsächlichen Maximalforderungen kommen von der anderen Seite, den Verwertern. Die wollen jetzt noch ein Leistungsschutzrecht für Drei-Wort-Überschriften auf Blöd-Zeitungs-Niveau. „Wir sind Papst“ zu zitieren wäre dann ein Urheberrechtsverstoß. Und natürlich wollen die Verwerter Schutzfristen von Jahrhunderten, obwohl die Verwertungszeit üblicherweise nach ein, zwei Jahren definitiv zu Ende ist. Dann wird das Zeugs auch weggepackt, und ist nicht mehr erhältlich. Kulturförderung soll das sein? Das ist knallharte Zensur, und dient dazu, das Angebot künstlich zu verknappen. Autoren, die tatsächlich so viele Bücher verkaufen, dass sich auch nach 2 Jahren noch eine weitere Auflage lohnt, oder Musiker, deren CDs dann immer noch im Media-Markt-Regal stecken, die haben ihren Schnitt schon gemacht. Ich glaube, außer den Beatles, den Rolling Stones und Pink Floyd sind das Bach, Beethoven, Mozart, Schubert und Händel. Die letzteren haben das alles ganz ohne Urheberrecht geschaffen.

  19. Bin ich böse wenn ich diesen Text in meinen Blog kopiere? Ich mein, wegen dem Teilen im Internet.

    Ne, im Ernst: ich bin mir nicht sicher, ob man das Teilen allzu sehr erlauben oder tolerieren sollte – aber mehr als jetzt auf jeden Fall – und dann bitte schön nicht mit dem heutigen Abmahnunwesen im Nacken.

    1. Exakt. Ich wünsche mir ja auch lediglich verständliche und nachvollziehbare Regeln, die mir als Nutzer ermöglichen, Inhalte weiterzugeben, ohne Angst vor einem dreistelligen Anwaltshonorar zu haben. Die Welt hat sich geändert und sie wird sich auch nicht mehr zurückändern.

      Ich nehm mal das Beispiel Bilder:

      1. Zu einem Bild verlinken: Total okay.
      2. Ein Bild verwenden mit Angabe des Urhebers und Link zur Seite, von wo man’s her hat: Auch okay.
      3. Ein Bild verwenden mit Angabe des Urhebers: Okay.
      4. Ein Bild verwenden ohne Angabe: Nicht so okay.
      5. Ein Bild verwenden und so tun, als hätte man’s selbst gemacht: Nicht okay.
      6. Ein Bild verwenden, so tun, als hätte man’s selbst gemacht und es noch verkaufen: Überhaupt gar nicht okay.

      Für mich wären das nachvollziehbare Regeln. Heute kann man ja schon für Punkt 2 direkt mal einen Abmahnbrief kriegen. Da würde ich mir vorstellen, dass man in so einem Fall eine Mail kriegt, mit der Bitte, das Bild zu entfernen und einer Frist von – sagen wir mal – zwei Wochen, und wenn man’s dann nicht macht, kann man ja immer noch einen Anwalt einschalten.

      1. Wenns nur immer so einfach wäre. Ich habe selbst einen Blog mit dem Titel visuelle Inspiration. Dort teile ich interessante Fundstücke mit link und Quellenangabe. Nach deinem Vorschlag okay. Nun mache ich dort auch Werbung für meine Bücher. Nicht dass ich dadurch ein ernstzunehmenes Einkommen hätte – wir reden von ein paar Euro im Monat –, aber man könnte mir schon vorwerfen, dass ich die Werke dritter nutze um meine eigenen Werke zu verkaufen. Ich finde zwar auch, dass das so okay ist, müsste den Vorwurf aber absolut respektieren. Es ist eben oft nicht klar schwarz oder weiß und einfach, klar und eindeutig.

        1. Eben. Deswegen bin ich ja auch für eine Reformierung, in der die technischen Entwicklung der Medienverbreitung berücksichtigt werden, und man etwas mehr Klarheit hat, was jetzt in Ordnung ist und was nicht.

          Meines Wissens dürftest du (und ich und jeder Blogger) überhaupt gar keine fremden Inhalten teilen, ohne nicht vorher eine ausdrückliche Genehmigung des Urhebers zu haben. Das ist meiner Meinung einfach unrealistisch und hilft auch (fast) keinem. Quellenangabe ist unabdingbar, einfach der Fairness halber, über die Details sollte man sich unterhalten.

          1. Stimmt. Aber das steht ja auch in der Petition, dass dass Urheberrecht an die neuen Bedingungen angepasst werden muss. Sonst hätte ich da nicht meinen Sanktuar drauf gegeben.

      2. Genau solche nachvollziehbareren Regeln wünsche ich mir auch.

        @Markus:
        Wow. Sie denken ja sogar ähnlich über das Thema wie ich, obwohl sie wieter unten gesagt haben, dass sie diese Petition unterschrieben haben. Das hat mich echt positiv überrascht.

        Diesen Passus bei der Petition hatte ich aber, das muss ich leider zugeben eher so verstanden, als ob die Anpassung eher in Richtung schärfere Verfolgung mit Hilfe von IT Gehen würde, also Deep Packet Introspection, Vorratsdatenspeicherung etc.

        Besonders da ja in der Zeit drin stand, man würde sich Kompromisslos geben gegenüber Nutzern hörte sich das für mich eher so an nach: „Auf gar keinen Fall mehr oder klarere Rechte für Nutzer, sondern eher weniger Rechte für Internetnutzer.“ Wäre schön, wenn ich das missverstanden hätte.

      3. Ich finde, das sollte doch noch immer dem Urheber überlassen sein, ob er ein Foto zur Nutzung gleich welcher Art freigibt oder nicht. Wenn ein Fotograf oder Kunstschaffender das tun mag, okay, das ist doch völlig legitim. Aber wenn er es nicht möchte, dann sollte das doch bitte auch respektiert werden!

        Wenn Du in einen Laden gehst und Dir irgendein Produkt einsteckst, dann bekommst Du auch eine Anzeige und niemand kommt erst freundlich auf Dich zu und versucht Dich zu überreden, ob Du das eingesteckte Produkt denn nicht wieder zurückstellst…

        1. Ganz ehrlich: Wer absolut nicht will, dass man sein Foto (selbstverständlicherweise mit Quellenangabe bzw. Urhebernennung) auf anderen Seiten nutzt, der soll es nicht ins Internet stellen. Ich rede hier nicht vom Klauen, davon, dass man ein Bild als sein eigenes oder ohne irgendwelche Angaben zum Urheber verkauft oder nachher noch Geld damit macht. Ich rede auch nicht von Filesharing und sonstigem.

          Es gibt einige Möglichkeiten, was man tun kann, wenn man sicher gehen will, dass eigene Bilder „geschützt“ wären. Ein Wasserzeichen auf dem Bild wäre eine Möglichkeit, da gehe ich davon aus, dass die wenigsten Nutzer die Energie haben, so ein Wasserzeichen auf irgendeine Art zu entfernen. Eine andere Möglichkeit wäre, Bilder nur in geringer Auflösung ins Netz zu stellen, so dass zum Beispiel niemand hingehen kann und sich einfach über einen entsprechenden Dienst Abzüge bestellen kann.

          Grundsätzlich halte ich es aber für heuchlerisch, auf der einen Seite das Internet zu nutzen, um seine Werke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, auf der anderen Seite aber Zeter und Mordio zu schreien, wenn jemand sich an den Inhalten bedient, weil er sie gut findet, auf den Urheber aufmerksam machen will oder sonstiges. Noch mal: Ich rede hier immer von einer Veröffentlichung mit Namensnennung. Wer damit ein Problem hat, der soll dann bitte schön auf ein anderes Verbreitungsmedium ausweichen. Vor allem darf dann keine Abmahnforderung in dreistelliger Höhe kommen. Eine Mail/ein Brief mit Bitte auf Entfernen des Inhaltes würde als erster Schritt vollkommen genügen.

  20. Ich muss echt kotzen wenn ich so eine Kacke lesen muss…

    Vorab: Dein Blog ist kein Werk, sondern eine Meinungsäusserung. DU SELBST hast dich entschieden es unentgeltlich zu veröffentlichen.

    Zum Thema Inhalte im Internet teilen: Man muss ganz klar unterscheiden, ob man Inhalte teilt, die der Urheber zur Teilung veröffentlicht hat oder ob man illegal ins Internet eingestellte Beiträge teilt. (Was leider zu 95% der Fall ist.)

    Als Urheber – ich ernähre meine Familie mit Musik und Sounddesign- (neben meinen 5 Mitarbeitern und deren Familien) möchte ICH immer noch selbst entscheiden wer, wann und zu welchem Preis meine Produkte konsumiert. Und ich möchte nicht, das jemand meine Musik konsumiert, ohne zu bezahlen. Es gibt kein allgemeines Recht auf Kultur! Ich schaffe meine Tracks mit meiner Zeit und meinem Geld. Ich habe 5 Mitarbeiter, ohne die unsere Musik nicht stattfinden würde. Sie alle haben jeden Monat ein Recht auf ihr Gehalt.

    Ganz einfach, kein Geld, keine Musik. Alles andere ist Enteignung der Urheber und Künstler.

    Es ist uns total scheissegal, ob du deinen Eltern unsere Werke auf Youtube ( die uns keinen Cent dafür zahlen, das sie neben unseren Tracks Werbung schalten und sich damit finanzieren) vorspielen kannst oder nicht. Solange du und Google uns nicht dafür bezahlt, wollen wir auch nicht, daß ihr unsere Musik hört oder verbreitet.

    Damit Leute wie du uns nicht total ruinieren, sind wir – die kleinen Urheber- in einem Verein organisiert, der unsere Rechte vertritt. Er heisst GEMA. Jetzt hör ich natürlich die GEMA, sie zockt die Kleinen ab und so weiter… Aber weisst du was, das geht dich nen Scheiss an, das ist unser Problem, denn es ist unser Verein. Wir kümmern uns da selbst drum. Die GEMA handelt nach unserem Mandat. Und sie macht nach aussen hin nix, das wir nicht wollen.

    Wir brauchen auch echt keine dahergelaufenen Dumpfbacken names Piraten, die uns aus den – ach so bösen – Fängen der Verwerter retten. Auch das schaffen wir sehr gut selber. Im Gegenteil, sie verteidigen uns gegen Schmarotzer wie euch. Und, wir sind freiwillig unsere Deals mit denen eingegangen. Ganz einfach, weil wir sie und sie uns brauchen. Das ist keine Abzocke sondern eine Symbiose. Ich empfehle da mal diesen Artikel: http://m.faz.net/aktuell/feuilleton/piraten-urheberrecht-denn-sie-wissen-nicht-wie-werke-entstehen-11746960.html

    Du selber schaffst ja auch Werke. Dein Chef bezahlt dich dafür. Wie fändest du es denn, wenn er einfach so Code von dir nehmen würde ( den du nicht freiwillig unter eine Open Source Lizenz gestellt hast) und diesen gegen deinen Willen verwerten würde, ohne dich zu bezahlen?

    Stell dir mal vor, du hast nen Hammer Algo gecoded, den du gerne -exklusiv- an eine Firma lizenzieren willst. Irgendwer klaut den und stellt ihn auf GitHub. Public für alle. Dann kommt jemand, nimmt deinen Code – den du nie veröffentlichen wolltest und für den du nie bezahlt wurdest – und macht Kohle damit oder nützt ihn für sich, ohne dir das zu geben, was du dafür verlangen würdest. Wär doch Kacke oder?

    Also entweder bezahle uns oder lass uns in Ruhe. Wenn dir unsere Lizenzbedingungen nicht gefallen, konsumiere einfach unsere Musik nicht. So einfach ist das. Es gibt doch so viel schöne OpenSource Musik im Netz für lau….

    1. Überraschenderweise fast volle Zustimmung, außer vielleicht was den Tonfall angeht.

      Zu der YouTube-Story wiederhole ich mal, was ich eben als Antwort auf einen anderen Kommentar geschrieben habe: „Die eigentlich Pointe bei dem Beispiel mit Florence + the Machine ist ja, dass ich in Deutschland noch nicht mal die auf der offiziellen Seite eingebetteten Videos gucken konnte, bei denen ich ja dann schon davon ausgehe, dass der Künstler (oder sein Management, wie auch immer) etwas dagegen hat.“

      Ansonsten könnte man jetzt auch diskutieren, wann irgendwas ein Werk ist, oder irgendwer ein Urheber. Ich glaube nicht, dass es da eindeutige Kriterien gibt. Wenn ich wie hier Texte schreibe und insofern kreativ irgendwas schaffe, dann denke ich schon, dass ich selber Urheber bin. Nur, weil etwas kürzer oder weniger ausgefeilt, unlektoriert oder einfach umsonst ist, ist es etwas anderes? Es gibt doch auch schlechte Bücher und Scheiß-Musik, aber trotzdem würde ich den Machern nicht ihren Status als Urheber absprechen.

      Und ich bin nicht für eine totale Legalisierung von Filesharing. Das ist ein Punkt, den ich für einen der schwierigsten der Debatte halte, und zu dem ich auch nicht so wirklich weiß, wie man damit umgehen soll. Fakt ist, dass es diese technische Möglichkeit gibt und dass sie genutzt wird. Es ist ja auch schon seit Jahren illegal, aber es wird trotzdem gemacht. Soll man jetzt alle einsperren, die das tun? Das Internet komplett überwachen? Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht, aber ich kann verstehen, wenn man (gerade als „kleiner“ Musik) da sauer wird. Aber es bringt doch auch nichts, wenn sich da jetzt zwei Fronten bilden, die sich gegenseitig bekriegen und am Ende ist alles wie vorher.

      Tatsächlich brauchen wir eine Debatte, damit beide Seiten wieder etwas glücklicher sind. „Die“ Urheber, weil sie ihre Werke geschützt wissen und „die“ Nutzer, weil sie sich nicht mehr dauerkriminalisiert sehen. (Die in Anführungszeichen, weil Urheber auch immer Nutzer sind und Nutzer auch oft Urheber.)

      1. Ich sehe immer mehr, dass sich unsere Ansichten sehr stark decken. Doch wie du an den Kommentaren siehst, trägt dein Artikel in keiner weise zur deeskalation bei, sonder ruft nur die klaren Fronten aufs Podest. Mittlerweile habe ich das Gefühl: ich bin Urheber. Ich bin böse.

        1. Note to self: Keine Artikel schreiben, wenn man gerade angesickt ist. Das ausgerechnet ich polarisieren sollte, ist eine fast schon faszinierende Erfahrung.

      2. Das sehe ich genau so, sorry für den deftigen Ton. Aber die Thematik bringt mich manchmal in Rage…

        Tatsächlich brauchen wir eine Debatte, damit beide Seiten wieder etwas glücklicher sind. “Die” Urheber, weil sie ihre Werke geschützt wissen und “die” Nutzer, weil sie sich nicht mehr dauerkriminalisiert sehen. (Die in Anführungszeichen, weil Urheber auch immer Nutzer sind und Nutzer auch oft Urheber.)

        Das ist der wirkliche Hauptpunkt. Das Problem ist ja auch nicht in den letzen 2 Jahren entstanden sondern datiert bis in die 80er Jahre zurück. Entscheidender Wendepunkt war die Einführung digitaler Medien (CD). Zum ersten Mal haben wir an jeden Endkunden unsere Originale rausgegeben. Sozusagen die Gussform für ein Werkstück. Vorher war es nicht möglich, verlustfrei zu kopieren, und die Sache regelte sich von selbst.

        Denn, erstens dauerte das kopieren eine Platte genau so lange wie die Platte selber, und zweitens war die Qualität der Kopie deutlich schlechter. Darauf basierte das gesamte Geschäftsmodell der Musikindustrie.

        Mit der Einführung der CD änderte sich das alles. Zwar ahnten die Plattenfirmen die Gefahr, aber von einer anderen Seite. Man machte einfach alle digitalen Consumergeräte (DAT und DCC) inkompatibel zum CD Standard.

        Aber das alte Geschäftsmodell wurde weitergeführt. Mit dem Aufkommen preiswerter CD Brenner und mp3 war dann alles vorbei. Kein Wunder, dass die Konsumenten anfingen raubzukopieren.

        Aber es war und ist immer noch Unrecht. Und nur weil es von der Mehrheit begangen wird, gibt es keinen Grunden es zu Recht zu machen.

        Was also tun? Der erste vernünftige Schritt kam von Apple. iTunes war der erste Versuch, das kaufen von digitaler Musik so einfach zu machen, das sich die Raubkopie nicht lohnt. Da das Thema DRM aber so doof angegangen wurde, das die Kunden es hassen mussten , wurde hier eine riesige Chance vergeben. Ohne DRM wurden die Tracks wieder zu Mastern, die kein Urheber rausgeben sollte.

        Wohin könnte es also gehen?

        Ich denke, daß Modelle wie Spotify und Simfy im Ansatz richtig sind. Aus mehreren Gründen:

        1. Entkriminalisierung der Konsumenten. Kein Hersteller von Konsumgüterprodukten (was Musik letztendlich ist, auch wenn sie von der „super realen Nonkommerz-Indieband kommt) hat dauerhaft was davon, seine Kunden in den Knast zu schicken.

        2. Abrechnungssystem. Die Streamingdienste als Verwerter sorgen dafür, das alle Künstler zentralisiert Abrechnungen erhalten. Wir können eben bei jedem Nutzer einzeln unsere Kohle eintreiben. (Deshalb wird das Ökosystem „Kultur“ immer Verwerter, Aggregatoren und Inkassegemeinschaften brauchen).

        Lustigerweise ist das ja gar nicht so weit von den Kulturmarkmodellen weg. (Ich zahle als Konsument einen Fixbetrag) Aber, wir müssen immer noch entscheiden können, ob eine Werk konsumiert werden kann oder nicht.

        3. Die Kontrolle über die Master. Streamingdienste sind ein grosse Chance für Künstler, die Kontrolle über ihre Werke zurück zu erhalten. Denn man überlässt dem Konsumenten keine Master mehr.

        Noch sind diese Modelle für Künstler nicht unproblematisch, da die Erlöse aus Streaming noch echt ein Witz sind. Aber das wird der Markt lösen.

    2. Erstens solltest du dringend mal über deinen Ton nachdenken.
      Zweitens ist es schlicht falsch, daß google euch nichts zahlen will, man kann sowohl als Einzelperson (bei genügend clicks) oder als verwerter – YouTube hat in der Vergangenheit auch die GEMA ausgezahlt und in vielen anderen Ländern gibt es entsprechende Deals.
      Nur will dir GEMA ein völlig anderes Bezahlkonzept von YouTube. Statt der x% der jeweiligen einnahmen der Videos (was völlig fair wäre) wollen sie einen festen Betrag pro eingestelltem Lied und einen proz. Anteil dazu.

      Was ihr – ich bediene mich mal deiner Sprache -Dumpfbackigen Künstler scheinbar nicht versteht ist, daß einige Forderungen von labels (ACTA, SOPA) das ganze Internet schwer schädigen würden. Vermutlich versteht ihr die Tragweite der Forderungen einfach nicht. Aber eins ist gewiss. Die kulturelle Bedeutung des Internets geht weit über die eurer tollen Musik hinaus! Es ist so anmaßend eich so aufzuspielen, als wärt ihr der Kern dessen worum es allen Menschen geht.

      Und mein Freund, du selbst ernährst deine Familie und fünf Mitarbeiter (laut deiner Aussage) von dem Geld der Menschen die du als Schmarotzer beschimpfst. Großes Kino. Sven Regener hat gesagt Mann würde ihm ins Gesicht pinkeln. Genau die Verunglimpfungen, die Raubmordkopierkampagnen sind es, die den ehrlichen Kunden (da kommt eurer Geld her!) Ins Gesicht pissen!

      Dein Beitrag hier hört sich an wie das trotzige stampfen eines verzogenen Bengels. Respektlos.

      1. Zweitens ist es schlicht falsch, daß google euch nichts zahlen will, man kann sowohl als Einzelperson (bei genügend clicks) oder als Verwerter – YouTube hat in der Vergangenheit auch die GEMA ausgezahlt und in vielen anderen Ländern gibt es entsprechende Deals.
        Nur will dir GEMA ein völlig anderes Bezahlkonzept von YouTube. Statt der x% der jeweiligen einnahmen der Videos (was völlig fair wäre) wollen sie einen festen Betrag pro eingestelltem Lied und einen proz. Anteil dazu.

        Da unsere Werke aber uns gehören, sind weder Youtube noch Google in der Position Forderungen zu stellen.

        Was ihr – ich bediene mich mal deiner Sprache -Dumpfbackigen Künstler scheinbar nicht versteht ist, daß einige Forderungen von labels (ACTA, SOPA) das ganze Internet schwer schädigen würden.

        ACTA und SOPA sind Müll. Weder Sven Regener noch irgendein anderer Künstler verlangt danach. Komplexes Thema. Sicherlich nicht die richtige Antwort auf das Problem.

        Und mein Freund, du selbst ernährst deine Familie und fünf Mitarbeiter (laut deiner Aussage) von dem Geld der Menschen die du als Schmarotzer beschimpfst. Großes Kino. Sven Regener hat gesagt Mann würde ihm ins Gesicht pinkeln. Genau die Verunglimpfungen, die Raubmordkopierkampagnen sind es, die den ehrlichen Kunden (da kommt eurer Geld her!) Ins Gesicht pissen!

        Nö, wir leben von den „Nicht-Schmarotzern“, die für unsere Produkte zahlen.

        Zentraler Punkt ist doch: Mein Werk gehört mir. Ich entscheide wer es hört und was er dafür zahlen muss. Wenns dir zu teuer ist hörs dir doch nicht an. Und wenn du es dann eben doch hörst, verletzt du meine persönlichen Rechte und nicht die einer ominösen „bösen“ Industrie.

        1. Nun ja, das Problem, was ich habe, dass gerade meistens auch alle Kritiker des derzeitigen Rechts und meistens sogar alle Internetnutzer allgemein von Urheberverbänden pauschal als Schmarotzer beschimpft werden, denen man, um es polemisch zu sagen „mal richtig eine vor den Latz knallen muss“. Das stört mich gewaltig.

          (Die meisten dieser Aufrufe und Kampagnen in letzter Zeit gingen ja auch gegen die Leute, die die Frechheit besaßen, nicht zu wollen, dass die Industrie ihre Daten nutzen kann um ach so böse Raubmordkopierer zu jagen und auf ihrer Privatsphäre zu bestehen. Zum Beispiel bei den Tatort Autoren kam dieses Argument auf. )

        2. Wenn Werke eines und deselben Künstlers im Ausland bei Youtube zu sehen sind, in Deutschland aber die GEMA-Meldung erscheint, dann wage ich zu behaupten, dass der Künstler nicht je nach Land unterschiedliche Forderungen stellt.
          Ich glaube auch nicht, dass die ausländischen Verwerter den Künstler schlechter bedienen, als die GEMA in Deutschland.
          Aber um das verifizieren zu können, müsste man mal die Ausschüttungen der einzelnen Verwerter vergleichen.

          Da sich aber selbst viele Künstler über die GEMA beschweren, kann der Verein ja so gut nicht sein!

          1. ups. da ist was schief gelaufen.

            Meiner Antwort von „May 15, 2012 – 14:56“ sollte ein Zitat vorangestellt sein:
            „Da unsere Werke aber uns gehören, sind weder Youtube noch Google in der Position Forderungen zu stellen.“

    3. Also eins verstehe ich noch immer nicht mit der GEMA, wenn ich im Ausland bin darf ich auf YouTube sehen was ich will. Glaube nicht das jemand was davon hat, oder wer bezahlt wen da? Ich glaube das ist der Punkt was die meisten auf die Palme bringt.

    4. Tut mir leid, aber in dem Ton kann ich nur sagen: NEIN, nicht DU entscheidest, wer wann wofür wieviel Geld ausgibt. Wann ich wieviel Geld wofür ausgebe, und ob überhaupt, das entscheide einzig und allein ich. Anscheinend geht es völlig an dir vorbei, dass dein Geld eben nicht von der GEMA kommt, dem gesegneten Allheilsbringer, sondern von Konsumenten die eure Werke kaufen. Und wenn ihr glaubt, ihr wärt von diesen unabhängig, solange es nur die GEMA gibt werdet ihr schon von was leben können, wird es ein böses erwachen geben. Als Softwareentwickler habe ich keinen Verwerter, ich muss meine Kunden zufriedenstellen, und wenn die nicht zufrieden sind, dann bin ich Pleite, das is ne harte aber einfache Wahrheit, und vor der werdet auch ihr euch nicht für alle Zeiten verschließen können. Und langsam aber sicher komme ich zu der Überzeugung, das einzige Mittel euch davon zu überzeugen ohne Kollateralschäden zu akzeptieren die meine Existenz gefährden ist, ausnahmslos und ohne Rücksicht auf Verluste alles zu boykottieren, was GEMA-Mitglied ist. Ich komme ohne euch als Künstler aus, ihr aber nicht ohne mich als Käufer.

  21. Du sprichst mir aus der Seele.
    Auch ich bin böse!!
    Auch ich kauf immer noch Blu-rays und und bei iTunes!
    Und gerade von Künstlern auf die sonst nie gestoßen wäre……

    1. Lieber Udo, ich bin auch Jahrgang 50.Aber es war ja noch schlimmer.Wie oft hat man sich ein Lied aus den Charts kaufen wollen,das es als Single gar nicht gab.Dann kaufte man halt notgedrungen die ganze LP und hatte 11 zusätzliche Lieder, die man höchstens einmal gehört at.Marktwirtschaft am Bedarf vorbei.Und wie lange Zeit hatte die Musikindustrie, sich zeitgemäße Verwertungs-modelle auszudenken.Ca. 15 Jahre?Wo sind die Modelle?Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, musste sich Honecker anhören.

  22. Du, Liebe Böse Autorin hast soweit recht, obwohl noch im jugendlichen Alter. :)
    Meinereiner vom Baujahr 50 kann die Diskussion um´s Urheberrecht nicht mehr hören, wobei mir´s mehr um die Hardware geht.
    Denn jahrzehntelang wurde meine Generation mit Tonträgern abgespeist, die schon nach dem ersten abspielen hörbar nicht mehr neu waren. Heute klingt es so, als sei es eine Kleinigkeit für ein paar cent einen Song zu erwerben und auf immer zu behalten.
    Jugendliche in den 60igern und den darauffolgenden Jahrzehnten konnten die Teilhabe an der Musik überhaupt nicht für ewig, sondern je nach Equipmemt nur für einige Monate oder Jahre erwerben, solange bis der Tonträger schlapp machte.
    Und, haben wir Rabatt auf die zweite, dritte, vierte Scheibe bekommen? Nein, wir haben von Jahr zu Jahr mehr bezahlt, um unsere Sammlungen komplett zu halten.
    Und nur für den Fall, dass wir es wagen sollten, private Sicherungskopien auf Casette zu erstellen, wurde für jede MC, die verkauft wurde eine Urheberrechstabgabe fällig.
    Selbst wenn ich mit dem Recorder nur Vogelgezwitscher aufnehmen wollte, oder eigene Computerprogramme (eigenes geistiges Eigentum) sicherte.
    Dann haben Sie uns die CD aufs Auge gedrückt, den angeblich unzerstörbaren Tonträger,..
    Es dauerte dann aber auch nur einige Monate, bis die erste CD statt Musik seltsame Geräusche lieferte.
    Es bleib dabei, wir durften wieder und wieder für etwas bezahlen, das eigentlich schon unser Eigentum war.
    Nachdenklich habe ich vor einigen Jahren bei Karstadt vor einer Box mit so ziemlich allen Beatles Titeln gestanden. Angesichts des Preises und der Tatsache dass ich wohl schon ein mehrfaches dessen für eben diese Musik ausgegeben hatte, habe ich verzichtet.
    Dass dabei die allermeisten Künstler Hungerkünstler blieben, oder noch anderen Brotberufen nachgehen mussten hat die Company´s nicht gestört, solange sie die Kohle mit der grossen Schaufel einfahren konnten.
    Napster, Bittorrent und das „fehlende“ Unrechtsbewusstsein waren doch nur die Quittung für das jahrzehntelange gnadenlose absaugen von Taschengeldern.
    mit „bösen“ Grüssen

  23. Ich bin auch böse. Denn ich habe, nachdem die GEMA von mir eingebettetes Youtube-Video der ungarischen Rocklegende OMEGA sowie des ungarischen Gitarristen Tamas Szekeres gesperrt hat, einfach die gleiche Video von einem ungarischen Anbieter eingebettet.

  24. Danke.
    P.S. Was ich bei diesem Statement der 1.5000 gar nicht verstehen, ist das sie so tun, als wären sie nur Urheber und nicht auch Leute, die selbst Kunst und Kultur „konsumieren“. Machen die Kunst bis das Wasser im A*** kocht, ohne jemals Bücher zu lesen, Filme zu gucken oder Musik zu hören? Wie bigott ist das denn?

  25. Hallo Anne,

    ich würde mich freuen, wenn Du mal das Dokument, auf welches Du Dich beziehst, genau benennen würdest, also den genauen Wortlaut des Dokumententitels. Denn ich möchte mir schon selbst ein Bild davon machen, was für ein Pamphlet die Urheber da verbreitet haben. Zusätzlich wäre natürlich auch ein Link zu dem Dokument sinnvoll.

    Danke.

  26. Ganz toller Artikel.

    Ich stimme voll zu. Und eigne mich mit meiner noch böseren Meinung novh mehr zum Feindbild. Ich habe von sogenannter moderner Kultur zeitgenössischer Künstler nur sehr sehr wenig im Regal. Sowohl CDs als auch DVDs als auch Bücher. Ich empfinde das meiste davon als kulturelle und emotionale umweltverschmutzung die nur um des Geldes Willen produziert wurde und keine echte Kunst ist. Für die wenige echte gute Kleinkunst würde ich dann und wann mal gerne mehr zahlen die Künstler zu fördern. Das machen mir die verwertungs und verramschungskanäle aber sehr schwer, weil die lieber Massenware fabrizieren.

  27. Liebe Anne, du sprichst mir aus der Seele, Du formulierst, was ich nicht in Worte fassen kann. Wo ist die Unterschriftenliste? Ich stelle mich auch zur Verfügung, damit das Feindbild groß genug wird, dass jeder mal trifft. Ich bin der Böse.

  28. Interessant wäre noch, wenn jetzt alle die Hand heben, die die Petition gelesen haben, bevor sie hier Beifall klatschten. Ich kann mich des Eindrucks Nicht erwehren, dass da viel von der öffentlichen Diskussion über Urheberrechte rein interpretiert wurde, das da gar nicht drin steht. Und für mich als Unterzeichner ist die Aussage klar: Ich investiere viel zeit in meine Werke und möchte nicht, dass sich jeder daran nach gut dünken bedienen kann. Bin ich böse, weil ich das so sehe?

  29. @Anne: Danke.

    Also der Gegenentwurf ist nicht nur, wie du schon schriebst, sympatischer sondern auch sehr viel sachlicher. Was mich besonders im ersten link nervt ist das dort der Anschein – jeden falls war es bei mir so – erweckt wird, das die Autoren und Künstler Angst um ihr Einkommen haben. Das Urheberrecht sollte aber nicht dafür sein das Einkommen eines Künstler oder Autors zu sichern, er sollte nur das geistige Eigentum schützen. Was ja völlig legitim ist.

    1. Also den Satz verstehe ich nicht: »Das Urheberrecht sollte aber nicht dafür sein das Einkommen eines Künstler oder Autors zu sichern, er sollte nur das geistige Eigentum schützen.«

      Was würde das Urheberrecht denn dann sonst konkret schützen?

      Für mich ist der Schutz vor schlichter Kopie meiner Werke schon eine Frage des Einkommens. Ich habe hunderte Stunden in ein Konzept investiert, das Fotografie verständlicher beschreiben soll, als ich es den mir bekannten Fotoschulen unterstelle. Dazu habe ich mir viele Illustrationen und Metaphern ausgedacht, die Themen greifbar und leicht verständlich zu präsentieren.

      Ich glaube, dass mein Konzept ein innovativer und guter Ansatz ist und die bisherigen Feedbacks zum Buch bestätigen das. Einen Verlag habe ich dafür nicht gefunden und der Vertrieb läuft ohne Marketing-Machinerie schleppend. Ob ich damit jemals einen Umsatz erlange, der zu einem Stundenlohn führt, den die meisten Arbeitnehmer für eine solche Arbeit als akzeptabel erachten würden, ist ungewiss. Das eBook ist scheinbar schon auf File-Sharing-Servern verfügbar und es gibt offensichtlich auch eine Nachfrage von Leuten, die offensichtlich der Meinung sind, mein Werk sei seine 45 Euro nicht wert. Ich frage mich nur, weshalb sie dann Stunden investieren wollen, es zu lesen, wenn es keine 45 Mücken wert ist.

      Ich finde schon, dass es ein Urheberrecht geben sollte, das zumindest dem Inhalt nach vorgeben sollte, dass jemand, der viel Zeit in ein Konzept investiert, damit seinen Lebensunterhalt bestreiten kann.

      Sollte sich die Wahrscheinlichkeit mit guten Konzepten Geld zu verdienen generell verflüchtigen, zahlt die Gesellschaft die Rechnung. Dann werden nämlich die Professionalisten, die nicht von einer Firma oder einer Behörde für Ihre Arbeit bezahlt werden, aufhören Werke zu publizieren und ihre Zeit damit verbringen, Tätigkeiten nachzugehen, mit denen sie was verdienen können.

      In der Presse scheint diese Entwicklung so voll im Gange zu sein. Professionelle Journalisten werden immer schlechter bezahlt. Die Arbeit wird zunehmen von Laien und Hobby-Reportern übernommen, die aber kaum die Tiefe und Professionalität erreichen, die ein über Wochen arbeitender und von einer Redaktion bezahlter Journalist erreichen kann. Sollte der Journalismus dadurch insgesamt an Qualität verlieren, wäre das ein Schaden für die ganze Gesellschaft. Ein besonders negatives Beispiel für diese Entwicklung scheint mir, dass in den USA kaum mehr eine Qualitätspresse gewinnbringend arbeitet, und eine offensichtlich ausbeuterische und qualitativ seichte Plattform, wie die Huffington Post, floriert.

      1. Das Urheberrecht kann (und soll) keine Garantie fuer ein regelmaessiges Einkommen sein. Wenn Du Bilder malst, die keiner kaufen will, wenn Du Buecher schreibst, die keiner kauft, dann hast Du trotzdem das Urheberrecht daran.
        Wer Urheberschaft nur an der erfolgreichen Kapitalisierung misst, der sieht Kunst auch nur als eine kommerzielle Veranstaltung. Das ist die natuerliche Sicht des Verwerters, des Verkaeufers, des Spekulanten – aber nicht unbedingt die natuerliche Sicht des Musikers, des Malers, des Autors.
        (BTW, ich bin auch Urheber, obwohl ich davon nicht mal meine Miete bezahlen koennte)

        1. das urheberrecht ist doch aber auch gar keine garantie für regelmäßiges einkommen. es ist eine garantie auf (u.a.) angemessene vergütung. wer mit seiner kunst nirgendwo stattfindet, kann auch von angemessener vergütung nicht leben. wessen kunst aber nachgefragt wird, der muß davon leben können. darum geht es hier.

          das argument der kapitalisierung ist hierbei übrigens auch eine unschöne finte. es streiten die urheber ja gerade nicht nur um tantiemen (diese forderung nach bezahlung richtet sich ja auch überwiegend nicht an die konsumenten, sondern an die verwerter). es streiten die urheber auch und gerade um ihr recht, die veröffentlichung ihrer werke selbst bestimmen zu dürfen.

          ein bsp, das vielleicht allen irgendwie einleuchten mag: wenn ich mein tagebuch aufschlage und im engen kreis daraus vorlese, dann möchte ich die gewissheit haben, daß das gesagte nicht den kreis verläßt. ich kann es im ernstfall nicht verhindern, aber ich möchte wenigstens die gewissheit haben, daß allen klar ist, daß eine indiskretion mein recht verletzt.

          nun haben wir hier eine debatte um werke, bei denen uns urhebern einerseits kommerzgeilheit vorgeworfen wird (wenn wir unsere existenzängste artikulieren), andererseits das bedürfnis nach kontrolle der verwertung nicht als ausdruck unserer intimen beziehung zum werk und all dem herzblut und all der identität, die da reingeflossen sind, wahrgenommen wird. gibt es in dieser debatte überhaupt eine möglichkeit für uns, mit unserer botschaft durchzudringen?

          auch im obigen artikel lese ich mit verwunderung die forderung nach dialog. meine erfahrung ist, daß unsere dialogangebote regelmäßig abgewiesen werden. daß man in unseren statements stets indizien für fremdsteuerung, netzdystopische interessenpolitik, ungebührliche agressivität oder fortgeschrittene weltfremdheit findet, aber nie unsere eigentliche perspektive auf die debatte und ihre möglichen folgen für den kulturbetrieb. unser insiderwissen wird nahezu komplett ignoriert. das kann einen wirklich zermürben.

          1. Das interessiert mich jetzt: Welche konkreten Dialogangebote wurden denn gemacht und von wem wurden sie abgewiesen?

            Du meinst hoffentlich nicht den offenen Brief der Tatortautoren, die Aktion im Handelsblatt und jetzt wir-sind-die-urheber.de? Denn das waren keine Dialogangebote, das waren Kampfansagen. Und ja, zumindest ungebührliche Agressivität und fortgeschrittene Weltfremdheit waren und sind in allen drei Statements mehr als reichlich vorhanden.

            Insiderwissen in allen Ehren, aber meiner Erfahrung nach schlägt das leider schnell in Betriebsblindheit um. Und nichts anderes als Tunnelblick sehe ich in den oben genannten Aktionen manifestiert. Mag sein, dass das anders gemeint war, aber so kommt es „außen“ an.

            Ich habe übrigens überhaupt nichts gegen das Urheberrecht. Wenn man das Problem der verwaisten Werke in den Griff bekommt, vernünftige fair-use-Regelungen einführt und vielleicht noch die Höhe der Abmahngebühren sinnvoll deckelt, kann meinetwegen alles so bleiben wie es ist.

            Aber ich habe etwas dagegen, wenn man mir als ehrlichem Kunden mit Feindseligkeit begegnet. Jedes DRM auf meinen teuer erworbenen E-Books sagt zu mir: „Wir trauen dir nicht.“ Jeder unüberspringbare Anti-Raubkopierer-Spot am Anfang einer gekauften DVD schreit mich an: „Jaa, DIESE DVD hast du gekauft, aber eigentlich hättest du sie lieber geklaut, oder? Na gib’s schon zu!“

            Die Nutzer sind nicht eure Feinde. Ihr wollt was von denen (Geld). Seid nett zu ihnen und hört ihnen zu. Bietet euren Kunden Produkte zum Kauf an, die zumindest nicht minderwertiger sind als die Kopien aus illegalen Quellen. Dann trocknet ein Großteil von diesen ganz von selbst aus. Davon bin ich fest überzeugt.

            Die Menschen, und darunter ganz besonders die Musik- Film- und Literaturliebhaber, sind nämlich im Großen und Ganzen anständig. Das ist kein Haufen von Dieben, die euch die Werke entreißen wollen. Das sind eure Fans, die mehr von dem wollen, was ihr liefert, und die euch deshalb gern auch dafür entlohnen.

            In diesem Zusammenhang bitte lesen:
            http://d-trick.de/blog/mein-plattenladen-heist-herunterladen/
            http://www.spreeblick.com/2012/04/14/ich-heb-dann-mal-ur/
            http://hardebusch.net/journal/archives/486-Urheberrecht-pt.1.html
            http://cronenburg.blogspot.fr/2012/05/wir-sind-ohne-mich.html

            Eins noch zum Schluss: Ich selbst stehe in der Debatte ebenso wie die vier oben Verlinkten mehr oder weniger in der Mitte. Warum ich trotzdem eher geneigt bin, den Reformbefürwortern zuzuhören, hat einen einfachen Grund: Egal um welchen Konflikt es geht – die Seite, auf der Gabor Steingart und Christoph Keese stehen, kann unmöglich die richtige sein.

          2. NUn, ich bezog mich grade auf diese Resolution unter http://www.wir-sind-die-urheber.de
            „Das Urheberrecht ist eine historische Errungenschaft bürgerlicher Freiheit gegen feudale Abhängigkeit, und es garantiert die materielle Basis für individuelles geistiges Schaffen.“
            Das Urheberrecht garantiert eben *keine* materielle Basis. Die wird erst durch Nachfrage ueberhaupt moeglich. Was ich in dieser „Diskussion“, also dem Um-die-Ohren-Hauen unverrueckbarer Standpunkte als sehr penetrant wahrnehme, ist die Reduktion des Urheberbegriffs auf Urheber, die ihre Werke kommerziell verwerten. Das ist mir a) zu eng und b) grenzt es all die anderen Urheber aus, alle, die nicht von ihren Werken leben koennen oder wollen, allen, die nicht schon an den Fleischtoepfen der Verwerter sitzen.

            YMMV…

      2. nicht nur in der Presse sind solche Tendenzen festzustellen.
        Seit geraumer Zeit müssen Musiker in der Regel für die Produktionskosten von CDs selbst aufkommen, teilweise die produzierten CDs für die Eigenvermarktung auf Konzerten etc. selbst zu Preisen gleich oder über dem Ladenpreis erwerben.

        Das sind Vertragsmodelle, bei denen ich den Kopf schütteln muss. Natürlich wird niemand gezwungen, solche Verträge abzuschliesseb. Doch die meisten, grade kleineren Bands oder Ensembles leben von Konzerten, die sie nur bekommen, wenn sie Tonträger vorlegen können (was einen Sachzwang ergibt).

        Ich denke, das Risiko des komerziellen Misserfolgs liegt im Wesen der Sache. Filesharing kann schon ein Schlag ins Gesicht sein. Wenn Dein Buch sich nicht verkauft, es aber auf Filesharingdiensten ein Renner ist zum Beispiel.

        1. Da würde ich gerne nochmal einhaken, weils mich echt interessiert.

          Wenn Dein Buch sich nicht verkauft, es aber auf Filesharingdiensten ein Renner ist

          Dieses Beispiel (nicht zwangsläufig auf Bücher bezogen) taucht in der Diskussion immer wieder auf. Aber gibt es das denn?

          Da ich keine Filesharingdienste frequentiere, kenne ich mich da nicht aus, aber ich war eigentlich immer davon ausgegangen, dass die Popularität eines Werkes bzw. Künstlers in Filesharingdiensten mehr oder weniger proportional zu dessen Verkäufen ist. (Vereinfacht ausgedrückt: dass es da also z.B. sehr viel Lady Gaga und sehr wenig Merzbow gibt.)

          1. Mist. Da ist mir der „quote“-Tag verrutscht. Mag die Hausherrin diesen vielleicht reparieren? Das obige Zitat soll eigentlich nach „Renner ist“ enden und nicht noch den Rest des Beitrags umschließen.

          2. Das kann ich nicht sagen, da Filesharingdienste naturgemäss keine (glaubwürdigen) Statistiken veröffentlichen. Ich kenne mich da allerdings auch nicht aus, da ich diese Dienste ebensowenig in Anspruch nehme (der letzte Versuch hat statt eines Kinderfilms einen handfesten Porno geliefert gehabt. Da hatte es mir endgültig gereicht)

            Ich halte es aber durchaus für plausibel, dass ich ein Buch für lau herunterladen würde, aber nicht bereit wäre, 45 Euro zu zahlen.
            Das Problem dahinter ist, dass auflagenschwache Bücher einen höheren Preis in der Herstellung haben als Renner.
            Ergo: Der Preis für eine legale Kopie zu hoch für das Publikum ist.

  30. Also das ist der Text von »Wir sind die Urheber« den ich mit unterzeichnet habe:

    »Mit Sorge und Unverständnis verfolgen wir als Autoren und Künstler die öffentlichen Angriffe gegen das Urheberrecht. Das Urheberrecht ist eine historische Errungenschaft bürgerlicher Freiheit gegen feudale Abhängigkeit, und es garantiert die materielle Basis für individuelles geistiges Schaffen.

    Der in diesem Zusammenhang behauptete Interessengegensatz zwischen Urhebern und „Verwertern“ entwirft ein abwegiges Bild unserer Arbeitsrealität.

    In einer arbeitsteiligen Gesellschaft geben Künstler die Vermarktung ihrer Werke in die Hände von Verlagen, Galerien, Produzenten oder Verwertungsgesellschaften, wenn diese ihre Interessen bestmöglich vertreten und verteidigen. Die neuen Realitäten der Digitalisierung und des Internets sind kein Grund, den profanen Diebstahl geistigen Eigentums zu rechtfertigen oder gar seine Legalisierung zu fordern.

    Im Gegenteil: Es gilt, den Schutz des Urheberrechts zu stärken und den heutigen Bedingungen des schnellen und massenhaften Zugangs zu den Produkten geistiger Arbeit anzupassen.

    Das Urheberrecht ermöglicht, dass wir Künstler und Autoren von unserer Arbeit leben können und schützt uns alle, auch vor global agierenden Internetkonzernen, deren Geschäftsmodell die Entrechtung von Künstlern und Autoren in Kauf nimmt. Die alltägliche Präsenz und der Nutzen des Internets in unserem Leben kann keinen Diebstahl rechtfertigen und ist keine Entschuldigung für Gier oder Geiz.«

    Mehr als darin steht, wird durch meine Unterschrift nicht getragen. Woraus sich diese Aussage »Ziel ihrer Kampagne ist es, die Möglichkeiten und Freiheiten des Internets durch technische Maßnahmen und Gesetze zu beschneiden, um das Quasi-Monopol einiger weniger auf die Veröffentlichung von und den Zugang zu immateriellen Gütern aufrechtzuerhalten bzw. wiederherzustellen.« aus der Gegeninitiative aus dem oben zitierten Text ableiten lässt, ist mir schleierhaft.

    Weiterer Auszug aus der Gegeninitiative: »… ist mit dem Internet zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit ein allgemein zugängliches Medium für das (individuelle oder gemeinschaftliche) Schaffen, Teilen und Verteilen von Kulturgütern entstanden.« Jeder kann sich überzeugen, dass ich mit meinen Blogs, Podcasts und Aktivitäten Unmengen an Zeiten investiere, um Inhalte frei und für jeden zugänglich zu machen. Ich habe ein Buch geschrieben, bei BoD selbst verlegt, präsentiere den überwiegenden Teil aber parallel in meinem Blog für jeden zugänglich. Wenn ich aber als Erarbeiter dieser Inhalte nicht mehr entscheiden darf, was ich wie und zu welchem Preis verbreitet sehen möchte, fühle ich mich entmündigt.

    »Das Urheberrecht und die darauf beruhenden Schutz- und Vertragsrechte sollen es Kulturschaffenden aller Art ermöglichen, über ihre Schöpfungen selbstverantwortlich zu verfügen. Dies muss jedoch in einem Ausmaß geschehen, das nicht den Interessen der Kulturgemeinschaft insgesamt widerspricht.« Ersterem stimme ich voll zu. Aber was bedeuten die beiden Sätze gemeinsam konkret? Wie lässt sich das denn klar regeln? Wer entscheidet wo die Grenzen liegen?

    »Das Durchsetzen kommerzieller Interessen von Verwertern und Urhebern oder die Bekämpfung von Fehlentwicklungen wie der illegalen Verwertung fremder Immaterialgüter durch die kriminelle missbräuchliche Verwendung von File-Hostern rechtfertigen keine Eingriffe in den freien Austausch von Informationen, und sie sind keine Entschuldigung für eine Überwachung von Internetnutzer/innen oder andere Einschränkungen bürgerlicher Freiheiten.« Volle Zustimmung!

    Unterm Strich empfinde ich diese Gegen-Petition in erster Linie als Scharfmacher, der den Unterscheibern der anderen Petition unterstellt, dass sie in erster Linie den Ausbau der Macht großer Konzerne und Interessensgruppen im Auge haben und alle Konsumenten als potenziellen Betrüger und Dieb, dem zu misstrauen und der zu überwachen ist, betrachten. Auf mich trifft das genaue Gegenteil zu. Hätte ich das aus der Ursprungspetition herausgelesen, wäre meine Unterschrift keinesfalls darauf gelandet. Ich kann es im übrigen noch immer mit keinem Wort herauslesen.

    Einen Aufruf mit dem ich persönlich wesentlich mehr anfangen kann, gibt es hier: http://wir-sind-die-buerger.de/

    1. Für mich fasst es eigentlich diese Stelle aus dem „Wir sind die Bürger und Bürgerinnen“-Schreiben meine persönlichen Bedürfnisse am besten zusammen:

      Das Internet verändert dramatisch die Rahmenbedingungen für kulturelles Schaffen. Plötzlich stellen sich urheberrechtliche Fragen für alle von uns – auch für Laien:

      Wie viel Text darf man zitieren, ohne das Urheberrecht zu verletzen?
      Darf man zu seinem Lieblingslied singen oder tanzen und das Video dazu im Internet veröffentlichen?
      Darf man eine berühmte Filmszene nachsprechen oder im eigenen Sinn interpretieren (z.B parodieren)?
      Ist eine bestimmte Art der Nutzung mit dem Kauf von CD, Buch oder Datei bereits abgegolten?

      Wir Bürgerinnen und Bürgern sind mit den Regeln überfordert, wenn wir im Internet kreativ werden. Gleichzeitig sind kulturschaffende Profis zu Recht darüber empört, dass ihre Werke ohne Bezahlung verwendet werden.

      Es sind die ganzen kleinen Fragen, die ich mir stellen muss, denn ich befürchte, ich habe das Urheberrecht schon oft gebrochen, völlig unwissend und auch ohne Konsequenzen für den eigentlich Urheber. Das Urheberrecht ist ja nicht schlecht, es passt nur nicht mehr mit der Realität zusammen.

  31. Also ich finde es schon mal sehr dreist wie hier die Petitionen sich in ihrem Namen kaum unterscheiden. Was es mir auf den ersten Blick kaum möglich machte sich den richtigen Link auf an hieb zu merken und wo was wie in welcher Form geschrieben wurde. Aber egal welche Petition hier aufgeführt wird, sie führt bisher nur zu mehr Fragen und scheint mir das Thema zu komplizieren. Was bei dem Thema nicht ungewöhnlich ist. Das entscheidende fehlt mir aber. Nämlich die Ideen zur Umsetzung.
    Den das „geistige Eigentum“ was jemand geschaffen hat sollte geschützt werde und nur der Erschaffer sollte darüber bestimmen dürfen, ob er diese Rechte nun an einen Verein/Organisation oder an eine Non-Profit Organisation abgibt – was ich im übrigen bevorzugen würde – dem kann ich nur zustimmen.
    Es darf aber nicht dazu führen das die Umsetzung zu einer Benachteiligung führt. Dazu gehören für mich beispielsweise auch Dinge wie das Bezahlen von GEMA gebühren bei CD-Brennern. Wenn ich was kaufe, will ich wissen welchen Künstler ich hier unterstütze.

  32. Jeder Versuch die komplexe Sachlage gesetzlich komplett und konsequent zu regeln wird das ganze System zum abwürgen und dennoch keinen Erfolg haben. Es geht darum einen gesetzlichen Rahmen zu schaffen, der der heutigen Realität entspricht.
    Und dann gilt, was jemand vor einiger Zeit bezogen auf Politiker, die die Österreichische Republik als Selbstbedienungsladen betrachtet haben, gesagt hat: »Gesetze müssen nicht nur auf Punkt und Komma ihrem Wortlaut entsprechend eingehalten werden, sondern es geht vor allem darum, sie ihrem Inhalt entsprechend zu befolgen«.
    Jeder sündigt mal indem er einen Keks stibitzt. Aber das bedeutet für mich nicht, dass deshalb stehlen legitim ist. Und genau das wollte ich mit meiner Unterschrift unter »Wir sind die Urheber!« zum Ausdruck bringen (das einzig störende daran ist eigentlich dieser Titel. Vor allem das Rufezeichen).

    So. Und jetzt habe ich hier so viel kommentiert, dass ich das in ein paar Tagen mal zusammen kopieren werde und in meinem Blog als eigenen Artikel veröffentlichen.

    1. @Markus: Genau deswegen sollten manche Gesetzte eher einem Agilen Ansatz folgen. Da das Leben immer weiter nach vorne schreitet und es keinen Back-Button gibt.

      Solange der Artikel der Sache dient. Bin gespannt…

    2. Genau. Danke für die konstruktive Diskussion. Ich finde es sehr gut, dass jemand, der den Text unterzeichnet hat, mir seine Beweggründe näher gebracht hat und freu mich jetzt auf den Artikel.

      Ich glaube nämlich auch, wir sind eigentlich alle sehr nette Leute, nur halt im Moment ein bisschen aufgeregt.

      1. Aufgeregtheit führt aber auch zu Schnellschüssen – ich glaube nämlich nicht, dass sich jeder der Unterzeichner so viele Gedanken zu der sehr komplexen Thematik gemacht hat bzw. auch nur ansatzweise die dafür notwendigen Informationen besitzt.

    3. Falls dies als Versuch einer konstruktiven Diskussion gemeint ist, schließe ich mich den Anderen an. Super.

      (Leider wirkte diese Petition auf mich alles Andere als Konstruktiv.)

      Ich bin auch nicht gegen das Urheberrecht. Ich finde den Ansatz auch eigentlich gut und ich denke auch, die Ideen der Piratenpartei gehen entschieden zu weit.

      Aber, ich finde das Urheberrecht zu extrem und in der Diskussion, gerade bei Interessenvertretern scheint es nur eine Richtung zu geben, noch extremer und „immer feste druff“. (Als Beispiel, über die Analogie zum Stehlen kann man streiten, aber wenn man diese Analogie zum Beispiel weiterführt auf Gesetze wie Störerhaftung bedeutet dies, ein Ladeninhaber könnte mich auch bestrafen, wenn ich neben einem Ladendieb stehen würde, dies aber nicht bemerken würde und ihn deshalb auch nicht am Stehlen hindern könnte. Dieses „Wir können den wahren Täter nicht bestrafen, deshalb bestrafen wir den nächstbesten“ innerhalb der Störerhaftung ist nur ein Punkt, den ich einfach nur unmenschlich finde beim Urheberrecht.)

      Es gibt noch andere Probleme die mich stören. Man kann ja zum Beispiel sich für 3 Sätze in manchen Fällen schon eine Milliardenabmahnung einfangen.

      Solche Sachen machen mir einfach nur Angst. Und diese Angst ist auch durchaus berechtigt. Deshalb will ich das Urheberrecht aber nicht abschaffen, sondern höchstens ein paar kleine Veränderungen wie Fair Use, über die sich wirklich kein Urheber beschweren kann.

      Und trotzdem kommen ständig Kampagnen von Urhebern, wo auch Leute wie ich selbst für Harmloses auf das übelste Beleidigt und zu Schmarotzern deklariert werden, nur weil man die Frechheit besitzt, nicht zu Allem, was gewisse Urhebergruppen wollen Ja und Amen zu sagen, sondern auch mal eine gegenteilige Meinung zu haben.

      Und diese Art, Kritiker auf solch polemische Art persönlich anzugreifen und zu beschimpfen. (Zitat aus dem Handelsblatt „Nichtsnutze“ etc.) kann ich nicht ab. Und das zeigt auch, dass mit diesen Kampagnen auch nicht wirklich eine Diskussion erwünscht ist von den Meisten, die in so einer Kampagne mitmachen. (Teilweise kommt dort auch eine übelste Arroganz bei vielen Leuten hoch, nach dem Motto „Ihr Internetnutzer Untermenschen habt eh nichts zu melden“. )

      Diese Art der Diskussion von diesen „Urhebern“ kann mich auch eher dazu bringen, mich doch noch den Maximalforderungen der Gegenseite, die ich eigentlich auch Ablehne anzuschließen.

      Ich hoffe, die Anderen haben recht und sie sind Anders eingestellt und durchaus an einer konstruktiven Diskussion interessiert. Es wäre wirklich schön, wenn auch bei solchen Gruppen nicht nur Leute dabei wären, die auf dem „Ich mach euch alle fertig“ Trip sind, sondern auch Leute, die Bereit sind, auf die Gegenseite zuzugehen.

      (Wie gesagt, das Letzte, was ich will ist irgendwelchen Schmarotzern zu helfen. Ich wünsche mir nur ein wenig mehr Fairness gerade von Urheberseite gegenüber Internetnutzern. Außerdem, wie ich geschrieben habe, ich habe sehr große Angst vor Allem, was mit dem Thema Urheberrecht zu tun hat und wieso soll ich mich für eine Sache stark machen, vor der ich so eine große Angst habe?)

    1. Gilt das mir? Habe ich mich irgendwo für die Überwachung des Netzes engagiert? Dann bitte ich um einen konkreten Hinweis, wo ich das gemacht habe. Ich bin mir lediglich bewusst unterschrieben zu haben, dass ich die ungefragte Selbstbedienung an der Leistung anderer für Diebstahl halte. Und irgendwie meine ich, dass das Wort Diebstahl tatsächlich das bedeutet.

      1. Ehrlichgesagt habe ich das Posting von Lukas auch nicht richtig verstanden. Ich hatte auch gedacht, dies sei von ihm eher allgemein gedacht gewesen.

        Es ist aber wahrscheinlich so, dass bei diesem Aufruf wahrscheinlich leider eher der Kontext über die verstandene Bedeutung entscheidet als der tatsächliche Inhalt. Und der „Wir sind Urheber“ Aufruf kam fast gleichzeitig mit einer Stellungnahme der GVU und der VG Wort, wo zum Einen quasi die Abmahngegner beschimpft waren und zum Anderen in gewisser Weise ausgesagt wurde „Mit Fair Use ist nicht und weitere Schonung braucht ihr nicht liebe Nutzer, denn dies steht in Vornherein zu Genügend im Gesetz drin“. Dies lässt sich leicht generalisieren als „Wir machen euch alle Platt und beschwert euch gefälligst nicht, ihr habt ja eh nichts zu melden.“ (Sie sind ja scheinbar, wie einige Postings vorher zu entnehmen ist für gewisse Fair Use Regeln, aber diese Äußerungen brachten durchaus genau solche Leute, wie uns beide, die nur etwas Fairness im Bereich Urheberrecht und einen Stop der absoluten Gängelungspolitik gegen Blogger etc. wünschen auf eine Stufe mit Leuten, die das Urheberrecht gänzlich abschaffen wollten.)

        Dann gab es vorher noch teilweise ziemlich übelste Beschimpfungen in anderen Aufrufen und Aussagen. Auch von Sven Regener, der sich hier an dem „wir sind Urheber“ Aufruf ebenfalls mitbeteiligte. Dabei wurde auch sehr stark generalisiert und sich zum Teil auch tatsächlich an Alle gerichtet, die mit der derzeitigen Lage unzufrieden sind oder die gegen Überwachung sind.

        Die Anti Acta Proteste sind ebenfalls nicht sehr lange her und auch dort gab es von Urheberseite fast nur die Reaktion „HA HA, wir machen euch trotzdem alle fertig“ und „Wer es wagt, nicht von uns überwacht werden zu wollen ist ein gemeiner Dieb und Schmarotzer“. Besonders die Äußerungen in bezüglich Letzterem waren meistens mal wieder so, dass selbst Leute, die nicht als Kollateralschaden mitüberwacht werden wollten von den Urheberverbänden zu ihren Erzfeinden erklärt wurden.

        Dies wirkt auch sehr nach einer Geisteshaltung a la „Wir die Urheber schlagen auf alles ein, was nicht bereit ist uns hundertprozentig unsere Wünsche zu erfüllen“.

        Dann ist es auch seit Jahren so, dass die Urheberverbände ein ziemlich extremes Freund/Feind Denken an den Tag legen, was sich auch in Kampagnen wie „Raubkopierer sind Verbrecher“ gezeigt hatte. (Nach dem Motto „Wir sprechen für alle Urheber und alle, die sich uns in den Weg stellen sind böse.“)

        Diese Generalisierung auf Seiten der Urhebergruppen verführt leider auch dazu, dass man auf Seiten der Internetnutzer diese Generalisierung kopiert und alle Urheber ebenfalls zu feinden deklariert.

        Zusätzlich herrscht auf Seiten der Industrie und Politik eine ziemlich extreme, martialische Sprache vor. Beispielsweise hat ein Vertreter der Abmahnfirma „Promedia“ (nicht zu verwechseln mit der Zeitschrift) mal in mehreren Interviews gesagt, „unser ziel ist es, das jeder Deutsche einen kennt, der abgemahnt wurde“. Ein anderes Beispiel sind die Äußerungen von Ansgar Heveling, die sich leider teilweise wirklich wie häufig im Internet gesagt wurde nach Propagandareden aus dunkler deutscher Vergangenheit anhörten.

        Wie würden sie auf Leute reagieren, die ständig über sie sagen würden „Ich mache dich platt“, „ich lösche dich mit Stumpf und Stil aus“, „Gehorche mir oder du wirst deines Lebens nicht mehr Froh“ und Anderes? Wenn man ihnen ständig Äußerungen in so einem Stil vor den Kopf halten würde, würden sie wahrscheinlich irgendwann auch sogar jedes Wort als Angriffshaltung interpretieren.

        Wegen dieser martialischen Sprache, den Generalisierungen und alledem was vorher vorgefallen war ist es leicht, diesen „Wir sind Urheber“ als das Schlimmstmögliche zu interpretieren und ihn tatsächlich mit den extremsten Maximalforderungen gleichzusetzen.

        Auch, weil momentan wirklich viel Angst und Unverständnis in dem Bereich vorherrscht und Teilweise auch sehr Nachrichten vom Missbrauch des Urheberrechts und unmenschlichen Praktiken im Namen dieses Urheberrechts vorherrschen.

        Beispielsweise gab es vor Jahren mal ein Fanprojekt des Remakes des Spiels Chrono Trigger mit super 3D Grafik und wirklich viel Mühe hinter den Produzenten. Irgendwann kam die Herstellerfirma des Originalspiels und hat die Produzenten des Fan Remakes in gewisser Weise niedergeklagt und deren Arbeit richtig gehend zerstört.

        Gleichzeitig haben die ihr eigenes Remake veröffentlicht, was aber wirklich nach Lieblos zusammengeschustert aussah und danach, als würde dies mit den richtigen Tools höchstens eine Woche Arbeit gemacht haben.

        Dies wirkte so nach dem Motto „Ha Ha, ihr hättet ein super Remake bekommen können wo sich die Entwickler richtig Mühe gegeben haben, aber pech gehabt. Dank unserer Urheberrechte können wir euch liebe Fans niederklagen und verdienen noch richtig viel Geld dabei, da wir euch so auch noch zwingen können, unsere lieblos zusammengeschusterten Produkte zu kaufen, weil wir ja alle, die es besser machenn können wegklagen können.“ Dies hat auch für eine Welle der Empörung gesorgt, es ist aber leider kein Einzelfall. Sehr häufig haben Fans höhere und kreativere Leistungen als die großen Firmen und werden dann zum Dank im Namen des Schutzes der Kreativität dann von irgendwelchen Großkonzernen niedergeklagt. (Allein schon wegen solchen Vorfällen kann man durchaus leider sagen, dass das Urheberrecht nicht wirklich die Kreativität schützt.)

        Wenn man sich dann noch vor Augen führt, dass solche Produzenten von Fan Spielen nach der Difffusionskurve genau die Leute sind, die sich Produkte der jeweiligen Firma als erstes kaufen und Andere davon überzeugen, diese Produkte ebenfalls zu kaufen, also zu den besten Kunden gehören, die diese Unternehmen überhaupt haben, aber auch durch andere Aktionen wie Importverbote etc. mit Hilfe des Urheberrechts schikaniert werden zeigt dies doch, wie wenig Respekt und Achtung diese Firmen vor ihrer eigenen Kundschaft haben. (Und gerade diese Firmen, die ihre besten Kunden auch noch bevorzugt mit Hilfe des Urheberrechts quälen sind bezeichnenderweise auch die, die alle Urheberrechtskritiker pauschal als Schmarotzer bezeichnen. Ja klar.)

        Als anderes Beispiel, vor einigen Wochen gab es in den USA einen Vorfall, der so aussah als hätte die Firma Hasbro in den USA jemandem für das ungenehmigte Posten eines Fotos in seinem Blog neben einer Abmahnung sogar Berufsschläger (!) nach Hause vorbei geschickt.

        Gerade durch solche Vorfälle auch ist es mehr als verständlich, dass auf Konsumentenseite eher Angst, Unverständnis und Ablehnung beim Thema Urheberrecht und den Aussagen der Urhebervertretungen vorherrschen. (Auch da die Vertreter auch scheinbar ohne Schwierigkeiten jede Verschärfung des Gesetzes zu ihren Gunsten obei der Politik durchkriegen.)

        Wie gesagt, deshalb platzt dieser „Wir sind Urheber“ Aufruf leider in eine denkbar ungünstige Ausgangslage. Dies wird auch noch verschlimmert, das im Aufruf teilweise leider wieder sehr martialisch gesprochen wird (von wegen „Angriffe auf das Urheberrecht“ etc.) aber auch sehr vieles im Unklaren gelassen wird, was das nun heißen soll.

        Sind mit Angriffen auf das Urheberrecht nur die extremen Hardliner bei den Piraten gemeint, die das Urheberrecht abschaffen wollen oder will man jeder Kritik am ach so tollen Urheberrecht pauschal den Mund verbieten?

        Dann auch, wie sind die Anpassungen an die Technologie gemeint? Sollen wirklich solche Schrankenregelungen rein oder heißt das nicht vielmehr, die Überwachungsmöglichkeiten des Internets sollten im Sinne des Urheberrechts ausgebaut werden?

        Wie stellen die sich wirksameren Schutz des Urheberrechts vor? Mehr und drastischere Überwachung?

        Dies alles wird im Aufruf nicht wirklich gesagt. Es wird nur auf ziemlich drastische Weise über das Internet geschimpft und gesagt, man soll die Gesetzeslage zu Gunsten der Unterzeichner ändern. Wie das aussehen soll wird in keinem einzigen Wort gesagt.

        Gerade durch den Kontext der momentanen Diskussion ist dieser Aufruf sehr leicht zu verstehen als „Bitte alles noch drakonischer machen und dem Nutzer noch mehr Luft zum Atmen nehmen und auf gar keinen Fall für die ganzen Schmarotzer im Internet sowas wie Gnade und Freiheit erlauben, denn es ist richtig so, wenn diese mit unserem Urheberrechtsprügel ordentlich durchgeprügelt werden“.

        Ich bin froh, dass es auch Unterzeichner wie sie gibt, die das Ganze anders sehen und nicht dafür sind, Internetnutzer maximalstmöglich zu terrorisieren nach Robbespierres Motto „Nur durch Terror lässt sich Tugend durchsetzen“. (Ich hab leider das Gefühl, dieses Zitat von Robbespierre beschreibt leider sehr gut das Denken vieler Urheberverbände.)

        Ich bin froh, dass es auch auf Seiten der „Urheberfront“ (im Sinne von Leuten, die sich über solche Aufrufe engagieren, nicht Urheber allgemein, denn in gewisser Weise bin ich ja auch Urheber) auch Nette leute gibt und nicht nur Leute, die bei jeder Kleinigkeit die Peitsche zücken.

        Ich hoffe mal, sie sind in der Hinsicht kein Einzelfall.

        (Irgendwie habe ich beim Lesen ihrer Posts auch den Eindruck, wir sind gar nicht so verschieden in unseren Wünschen. Wir haben uns nur für unterschiedliche Seiten entschieden, weil wir denken, über diese Seiten unsere Ziele besser erreichen zu können.Vielleicht muss in den ganzen Debatten auch vielmehr bedacht werden, dass es Gemäßigte geben kann, welche sich Extrempositionen auf beiden Seiten anschließen aber selbst deshalb noch keine Hardliner sind.)

        Ich misstraue diesem Aufruf zwar immer noch sehr stark, aber ich konnte durch diese Diskussion meine Position etwas überdenken. Ich danke ihnen hiermit dafür.

        Ich glaube, hätten sie diesen Aufruf formuliert, ich hätte ihn wahrscheinlich sogar noch selbst unterschrieben.

  33. Liebe Anne, herzliche Gratulation zu diesem wirklich geglückten Artikel zum Thema Urheberrecht. Mir kommt Dein Umgang mit Internet und anderen Medien sehr bekannt vor. Ich selbst lade wenig runter (weil ich wohl altersbedingt eher zur CD- als zur MP3-Generation gehöre). Aber Teilen und alles weitere halte auch ich für einen oder DEN wesentlichen Inhalt des Netzes. Ich denke nur, sowohl wir Konsumenten, die online über Copyright schimpfen, als auch die Urheber mit ihren diversen mehr oder weniger schrecklichen Pamphleten, übersehen, dass es in diesem Konflikt weitaus mehr Parteien gibt und das Ganze, wie so vieles, nicht so einfach ist, wie es manchmal dargestellt wird. Ich glaube ja, dass Konsument und Kreativer zusammen eine Lösung entwickeln sollten, weil diese beiden sich eigentlich nahestehen, sich brauchen und „lieben“. Das Problem sitzt für mich eher dazwischen, bei den Verwertern und Abmahnern. Wenn Künstler übers Netz direkt vermarkten können, dann werden diese Institutionen bis zu einem gewissen Grad beinahe überflüssig. Und das wissen die und kämpfen. Ich denke, hier sollte man ansetzen und dann wäre es kein Krieg sondern könnte eine wunderbare Entwicklung bringen. Und dann ist auch keiner mehr böse…. Veränderung tut manchmal weh……

  34. darf man wirklich dein bild kopieren und frei nach wahl, fuer eigene zwecke verwerten?? bist du sicher? oder schraenkst du die nutzung, in der von dir auf spickerwuerfe beschraenkte, verwendung ein?

    konkret: gibst du wirklich dein bild zu freien nutzung allen frei?

    echt?

    1. Oh lustig. Ein anonymer Kommentar mit provokanten Fragen.

      Unter der Voraussetzung: Nicht-kommerziell, mit Namensnennung bzw. Quellenangabe (d.h. Anne Schüßler sollte da stehen und gerne ein Link auf Blog, Flickr oder wo auch immer das Bild herkam). Ja. Das ist keine freie Nutzung. Das ist eine sinnvolle Nutzung, die mich als Urheber nicht ausschließt und trotzdem keine Riegel vorschiebt.

      Bei kommerzieller Nutzung möchte ich bitte gefragt werden. Ob ich dann gerne dafür Geld bekommen möchte oder nicht, kann ich dann immer noch davon abhängig machen, wer fragt.

      Außerdem weiß ich nicht, was Spickerwürfe sind.

  35. Hallo!

    Ich finde der Artikel hat sowas von ‚Ich will was Schlaues schreiben. Ich will mich profilieren.‘ Mein Eindruck. Inhaltlich gibt er nichts wider, was nicht schon gesagt wurde. Mit der Aussage ‚Ich bin die Böse‘ macht sie eher aus den aufgeschreckten Künstlern die Bösen. Ich habe mir das Parteiprogramm der Piraten angeschaut und dasx-Mal und ich bin schlau wie vorher. Es ist bzgl. des Urheberrechts Wischi-Waschi.

    Grüße vom Max

  36. Liebe Anne, ein sehr gelungener und stellenweise auch witziger Text. Gut, dass irgendwer, irgendwo, auf irgendeiner Gratis-Website so nett war dich — für lau — zu verlinken. Sonst hätte ich wohl nicht hierher gefunden. ;)

    Inhaltich möchte ich eigentlich nicht mehr viel zu dem wir-sind-die-urheber (WSDU) Text sagen. Wie will man bei einer eindimensionalen Sache in die Tiefe gehen?

    Ich würde allerdings gerne etwas anderes „kurz“ ansprechen (ich gebe zu, dass ich nicht alle Comments hier gelesen habe; sorry also, sollte dies schon jemand anderes getan haben):
    Der WSDU-Text ist sprachlich dermaßen schlecht, dass mir völlig schleierhaft ist, wie Menschen, die ihr Geld angeblich mit dem Verfassen von Texten verdienen, sowas unterzeichnen können. Anderen Künstlern könnte ich das ja noch so gerade verzeihen, aber „Autoren“… Was bitte soll ich mit Autoren, die auf meinem schriftstellerischen Niveau schaffen. Gut, Charlotte Roche und Konsorten sind jetzt nicht gerade die crème de la crème der Literaten, dennoch kann man imho erwarten, dass sie einen unterdurchschnittlichen Text als solchen erkennen und dann auch die Finger davon lassen. Spätestens bei der Formulierung „öffentliche Angriffe“ (zwölftes und 13tes Wort!) hätte man sich doch schon ausklinken müssen… OK eigentlich schon bei der Überschrift aber die liest ja eh keiner. :-D

    Zudem kommt noch, dass, wie so oft im Leben, der Ton die Musik macht. Ich sehe mich selbst als Kunden, und den Urheber* als Produzenten. Um’s profan auszudrücken: Ohne Kunden, keine Knete – Urheberrecht hin oder her. Jede erfolgreiche Branche richtet sich nach dem Kundenwunsch, da bekanntlich der Käufer die Nachfrage bestimmt. Der Kunde wird umworben und im Gegenzug ist der Kunde ein durchaus treuer Geselle – durchaus eine nette „kleine“ Symbiose. In dem Schreiben aber wird jener entweder als selbstverständliche Entität angesehen oder aber als Raubkopierer. Diese Darstellung mag keine Intention gewesen sein, dennoch kommt es leider so rüber. Dem Kunden hat man aber nicht auf den Schlips zu treten – ob gewollt oder ungewollt spielt keine Rolle**. Wer dermaßen unreflektiert handelt braucht sich demnach auch nicht zu wundern, dass die Konsumenten einem weglaufen. Der alte Spruch: „Der Kunde ist König“ scheint hier zu einem „Der Kunde ist Untertan“ mutiert zu sein, was aufgrund der „historischen Errungenschaft bürgerlicher Freiheit gegen feudale Abhängigkeit“*** ja geradezu ironisch anmutet.

    All das lässt mich leider zu folgender Schlussfolgerung kommen:
    Von mir wird definitiv keiner auf der Liste auch je wieder einen Cent sehen. Ich habe zwar ganz oben geschrieben, dass ich es den anderen Künstlern verzeihen könnte, tue ich aber dennoch nicht. Ich brauche auch jetzt keinen WSDU-Verfechter der seine Position verteidigt und erklärt wieso er in der Liste steht respektive diese unterstützt. Das ändert nämlich gar nichts an der sprachlichen Misere, der sehr pathetischen Polemik und dem egozentrischem Standpunkt des Texts. Es gefällt mir schlicht nicht und als Kunde ziehe ich die Konsquenz, dass ich sowas nicht unterstützen möchte/werde. Sorry.

    Cheers,

    David

    (*) hiermit meine ich natürlich den kommerziell agierenden Urheber
    (**)In dem Sinne, fand ich es dann auch recht skurril, dass moniert wurde, Annes Text könnte man als Beleidigung gegen die Urheber auffassen. Selbst wenn dem so wäre, erstmal: quid pro quo. Wenn man seinen Namen unter sowas setzt, sollte man sich nicht wundern wenn man Gegenwind kriegt. Zumal sich nicht wenige Konsumenten geprellt fühlen und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: dem Kunden tritt man nicht auf den Schlips.
    (***) Für alle die es immer noch nicht wissen sollten: Quelle: http://www.wir-sind-die-urheber.de/

    1. Du sprichst da einen interessanten Aspekt an. Tatsächlich ist es diese Einstellung den eigenen Kunden gegenüber, die ich, wann immer sie in einer Diskussion zum Thema auftaucht (und das passiert recht regelmäßig), am nachhaltig verstörendsten finde.

      Jeder Gemüsehändler richtet sein Angebot an den Bedürfnissen seiner Kunden aus, aber wenn man die Medienvermarkter darauf anspricht, dass der Erfolg illegaler Plattformen in erster Linie darauf basiert, dass einer bestehenden Nachfrage kein entsprechendes legales Angebot gegenübergestellt wird, und sie fragt, ob es nicht vielleicht eine gute Idee wäre, diese Kundenwünsche ernst zu nehmen, bekommt man mehr oder weniger barsch gesagt, dass der Kunde gefälligst nur das zu wollen habe, was auch angeboten wird.

      So funktionieren Märkte aber nicht. Wenn irgendwo Geld auf der Straße liegt, findet sich immer jemand, der es aufsammeln wird. Wenn man also partout keine Lust hat, sich selbst danach zu bücken, darf man nachher nicht beklagen, dass es a) liegenbleibt und b) irgendwann von jemand anders mitgenommen wird.

      1. Genau das ist es, was ich mit der „Arroganten Haltung der Urheberverbände“ gemeint hatte.

        Einige hier hatten sich ja auch so in Richtung“Friss oder Stirb“ gegen die Kritiker dieses Aufrufs geäußert.

  37. Das ganze Zeugs würde mich interessieren, ist aber unlesbar!
    Wenn man schon etwas beizutragen hat, warum dann in schwachem Grau auf weißem Grund?
    Form ist nicht Inhalt, aber für mich immer noch ein Bestandteil des Dialogs. Denn es ist der Draht mit dem gesendet wird.

  38. Ja, also, was soll man sagen ? Am schlimmsten find‘ ich’s, wenn Urheber auf mögliche Auswege aus ihrer gefühlten Misere hingewiesen werden, und daraufhin dann den Finger in die Ohren stecken, die Augen schließen und laut „LA LA LA, ICH SEH‘ UND HÖR‘ NICHTS“ sagen.

    Die freie Kulturgüterverbreitung zu legalisieren ist unbedenklich; sie ist geschäftsfördernd, und nicht etwa geschäftsschädigend. Es gibt eine Vielzahl von Geschäftsmodellen, die nicht durch die Funktionsweise des
    Internets – also, dem freien Informationsfluss – technisch ausgehebelt werden, sondern sogar damit arbeiten oder davon profitieren.

    Kurzfassung:
    Was für freizügige Geschäftsmodelle es im Hier und Jetzt bereits gibt:
    – Einmaliger Verkauf der Erstveröffentlichung an sich; nachgestellt
    – Einmaliger Verkauf der Erstveröffentlichung an sich; vorfinanzierend
    – Freiwillige, direkte Zahlungsmöglichkeiten zwischen Verbraucher & Urheber anbieten
    – Verbraucher zum freiwilligen Geldzahlen anregen
    – Verbraucher zum Kauf knapper Güter anregen
    – Werbefinanzierung

    Vorwort:
    Bei diesen 6 freizügigen Geschäftsmodellen und den exemplarisch aufgeführten Erfolgen dieser muss man sich 2 Dinge vor Augen halten:
    1.:
    Man kann mehrere dieser Geschäftsmodelle parallel auf ein und das
    selbe Projekt anwenden. Demnach sind Urheber gut beraten, gleich
    ein ganzes Bündel an freizügigen Geschäftsmodellen parallel zu
    verwenden:
    Erst Erstveröffentlichung durch Crowdfunding vorfinanzieren lassen,
    dann direkte; freiwillige Zahlungsmöglichkeiten zwischen sich und
    Verbrauchern installieren; dann noch selbst Kulturgüterverbreitung
    betreiben und mit Werbefinanzierung koppeln; zusätzlich noch im
    Rahmen der freien Kulturgüterverbreitung auf knappe Güter wie beispielsweise
    Konzert-Auftritte (bei Musik) oder Print-Abos (bei Zeitungen) hinweisen,
    etc.
    und 2.:
    Diese Geschäftsmodelle stecken noch in den Kinderschuhen;
    zu was werden sie erst fähig sein, wenn sie in die Mitte der Gesellschaft
    angekommen sind ?

    Wenn mit nur einer digitalen Kopie im Internet alle Menschen auf der Welt
    innerhalb von Sekunden unerschöpflich und unumkehrbar mit einem geistigen Werk versorgt sind, wieso verkauft man dann nicht die Erstveröffentlichung an sich, anstatt es nach Stückanzahl zu verkaufen ?
    Durch technologischen Fortschritt hat sich ein wichtiger Faktor bei der
    Kulturgüterverbreitung verändert; und sowas ignoriert man doch nicht,
    sondern versucht sich damit zu arrangieren; die Urheber haben mit ihrem
    Werk in unveröffentlichter Form doch die absolute Kontrolle (noch keine
    Erstveröffentlichung -> keine eigendynamische, freie Kulturgüterverbreitung); damit muss und kann smart umgegangen werden. Beim einmaligen Verkauf der Erstveröffentlchung an sich werden geistige Werke von der Allgemeinheit quasi „freigekauft“; jeder Interessierte entscheidet anhand einer freien Teil-Veröffentlichung des geistigen Werks, wie zum Beispiel einem Film-Trailer oder dem ersten Kapitel eines Buches, selbst, ob und wenn ja, wie viel er zahlt, und ganz veröffentlicht wird das geistige Werk erst dann, wenn ein hochdotierter Preis auf diese Weise erreicht ist, den der Schaffende selbst zuvor festgelegt hat.
    Dieser Ansatz ist damit also so etwas wie eine sachgemäße, virtuelle
    Interpretation der alltäglichen Kaufsituation im Supermarkt:
    Erst Geld, dann Ware.
    Ein Anbieter dieses Geschäftsmodells ist beispielsweise SellYourRights
    [ http://sellyourrights.com/ ].
    Hier ist noch ein anschauliches, schönes Erklärungs-Video zu diesem freizügigen Geschäftsmodell:

    http://youtu.be/dOZJLQq5t30

    Auf diese Art und Weise wurde das Musik-Album „One Night“ von
    Desert Next Door verkauft [http://sellyourrights.com/ ]

    Der einmalige Verkauf der Erstveröffentlichung eines geistigen Werkes ist
    grundsätzlich nichts Ungewöhnliches; dieses Geschäftsmodell bildet die
    Existenzgrundlage der Architekten.
    Auch Architekten verkaufen ihre geistigen Werke einmalig für einen hohen
    Preis – in ihrem Fall beispielsweise 2.000.000 € (reine Baukosten) für eine Kindertagesstätte; ca. 20 % dieses Betrags müssen Bauherren zusätzlich dem Architekten als Honorar zahlen.
    Da es sich aber schlecht leben lässt, wenn man erst nach ein bis zwei Jahren auf einmal einen riesigen Batzen Geld kriegt, hat es sich in der Baubranche eingebürgert, dass das Geschäftsmodell in 9 Phasen gestaffelt wird, an deren Ende dann jeweils grob 1/9 dieses Architekten-Honorars ausgeschüttet wird.
    Das ließe sich natürlich bedarfsweise auch im Virtuellen praktizieren
    (Musik-Album mit 12 Songs: Erstveröffentlichung in 4 Phasen gestaffelt;
    1. Song als Demo, dann Verkauf 2. & 3. Song, dann Verkauf 4. – 6. Song,
    dann Verkauf 7. – 9. Song, und zuletzt Verkauf 10. – 12. Song)

    Der Verkauf der Erstveröffentlichung kann natürlich auch in einer
    vorfinanzierenden Variante ausgeführt werden, bei der sich der
    Urheber die Werkschöpfung von der Allgemeinheit vorfinanzieren lässt.
    Als Gegenleistung hierzu wird das geistige Werk dann unter einer cc-Lizenz frei erstveröffentlicht. Häufig wird dieses Geschäftsmodell mit
    Freemium-Ansätzen kombiniert, aber dazu später mehr. Ein Beispiel für dieses Geschäftsmodell bietet der Anbieter Kickstarter [ http://www.kickstarter.com/ ]; derartig finanzierte Werke sind unter anderem der Film „Blue Like Jazz“ (Ziel: 125.000$; es wurde über das Dreifache eingenommen – http://www.kickstarter.com/projects/2128223578/save-blue-like-jazz-the-movie-0?ref=card )
    und das Adventure-Computerspiel „Double fine adventure“ (Ziel: 400.000 $ in 6 Wochen, doch schon nach den ersten 24 Stunden wurde die 1.000.000 $-Marke geknackt – http://www.kickstarter.com/projects/66710809/double-fine-adventure )

    Die beiden vorgenannten freizügigen Geschäftsmodelle nennt man beide
    „Crowdsourcing“; als drittes, freizügiges Geschäftsmodell möcht‘ ich „Social Payment“ ansprechen:
    Man kann freiwillige, direkte Zahlungsmöglichkeiten zwischen Verbrauchern & Urheber anbieten; das macht grundsätzlich viel Sinn, denn der freie Informationsfluss lässt sich nicht unterbinden, aber nachwievor begeistern ja geistige Werke, und das gibt den Zahlungsimpuls, und nicht etwa Zwang – so ein Potential sollte man nicht ungenutzt lassen. Prominente Beispiele für Social Payment-Anbieter sind Kachingle [ http://www.kachingle.com/ ], VODO [ http://vodo.net/ ] und Flattr [ https://flattr.com/ ]. Ein Erklärungs-Video zu diesem freizügigen Geschäftsmodell findet sich hier: http://youtu.be/4Hcs7KDvDBo

    Auf diese Weise finanzieren sich u.a. Wikipedia, und das Freenet Software-Projekt, das einen festangestellten Programmierer auf diese Weise ganz normal monatlich tarifgerecht bezahlt – und das seit Jahren – https://freenetproject.org/ .

    Als viertes freizügiges Geschäftsmodell möcht‘ ich freizügiges Freemium ansprechen:
    Freizügiges Freemium ist ein häufig auf Social Payment aufbauendes
    Geschäftsmodell, das es jedem erlaubt, einen Dienst gratis zu nutzen,
    und weiterführend versucht, insbesondere Stamm- oder Power-Nutzer zu freiwillig zahlenden Kunden umzuwandeln oder finanzielle Unterstützung zu prämieren. Ein Anbieter für freizügiges Freemium ist zum Beispiel VODO [ http://vodo.net/ ] .

    Auf diese Weise finanziert sich beispielsweise die Internetseite der
    Financial Times; wenn man deren Seite regelmäßig besucht – beispielsweise das 20. mal innerhalb eines Monats -, dann erscheint ein Hinweis, dass man das Angebot offenbar sehr wertschätzt und den Urhebern bitte etwas dafür zurückgibt; Leute, auf die jene Feststellung zutrifft, gehen diesem Hinweis häufig nach.

    Als fünftes freizügiges Geschäftsmodell wird nun das Anregen zum Kauf
    knapper Güter näher beleuchtet:
    Dieses Modell ist ebenfalls alles andere als neu, denn lange bevor Datenträger den Einzug ins tägliche Leben gefunden hatten, bildete es die Einnahmequelle in vielen kreativen Bereichen – beispielsweise Konzertauftritte für Musik oder Kinobesuche für Filme. Neben den zuvor genannten zählen dazu Lesungen oder auch Merchandising-Produkte mit Motiven aus beliebten Werken.

    Im Softwarebereich wird es vielmals angewendet, indem das Programm kostenlos zur Verfügung gestellt wird, der professionelle Kundendienst aber einen kostenpflichtigen Zugang verlangt. Noch ein Beispiel: Die Zeitschrift „PC Games Hardware“ bietet brandaktuelle, täglich aktuelle Artikel online kostenlos an und schaltet gleichzeitig auf ihrer Seite an prominenter Stelle Werbung für 2 knappe Güter, die sie verkaufen:
    Print-Abos & von der Redaktion selbst zusammengestellte Komplett-PCs.

    Als sechstes freizügiges Geschäftsmodell sei die Werbefinanzierung angesprochen:
    Ein Modell, das in keiner Weise „neu“ ist und seit langer Zeit die meisten Fernsehsender und viele Druckmedien finanziert. Das Prinzip: Inhalte werden kostenlos angeboten und mit der Ausstrahlung von Werbung verknüpft. Das Einkommen wird dabei durch die Werbekunden generiert, während der End-nutzer die Inhalte kostenfrei nutzen kann. Im Internet zeigt beispielsweise Google eindrucksvoll das Potential von werbefinanzierten Geschäftsmodellen auf. Ein weiteres einschlägiges Beispiel bildet der One-Click-Hoster Megaupload.com ; er zeigt klar auf, dass die Behauptung, man könne mit frei im Internet florierenden geistigen Werken kein Geld verdienen, einfach nicht zutreffend ist (damit ist nicht gesagt, dass wir Megaupload gut heißen; auch mit der uns vorschwebenden Urheberrechtsreform sind die Taten von Megaupload kriminell, weil Megaupload letztendlich unerlaubt geistige Werke Dritter kommerziell nutzt).

    Nachwort:
    Nicht nur Urheber, sondern vor allem auch Labels und Verlage – die ja Urhebern die geschäftliche Seite seines Schaffens abnehmen – sind gehalten, zusätzlich zu ihren bisherigen Geschäftsmodellen auf freizügige Geschäftsmodelle wie die vorgestellten zu setzen. Es liegt gerade viel Geld brach, denn der Digitale Wandel geht ja nicht weg und entfaltet nachwievor ökonomisch Wirkung (Ausbreiterung potentieller Käuferkreise, stete Erzeugung von Zahlungswilligkeit, etc.)…

    1. Ergänzender Hinweis zum sehr konstruktiven Brief von Slash:
      kürzlich hat jemand für das Original eines Werks, von dem zahllose billige analoge und kostenlose digitale Kopien im Umlauf sind, 120 Millionen Dollar gezahlt. Entsprechendes sollte auch mit musikalischen und literarischen Werken möglich sein, und zwar auch zu Lebzeiten der Künstler.

      1. Hab’s korrigiert und lösche den „Korrekturkommentar“ jetzt einfach. Ich hoffe, das ist in Ordnung, es stand ja sonst nichts drin und jetzt lässt sich auch der eigentliche Kommentar besser lesen.

  39. Ich habe jetzt keinen Bock 153 Kommentare zu lesen um zu sehen, ob darauf schon hingewiesen wurde, aber mit dem netten kleinen Addon „ProxTube“ für FireFox wird das Ansehen von in Deutschland gesperrten Videos möglich. Einfach mal ausprobieren, ist nicht illegal, nimmt einem nur die Arbeit ab, Proxies per Hand einzustellen.

  40. Interessanter Eintrag (bissi lang und sich wiederholend aber nun gut…)

    den frust über die GEMA teile ich auf jeden Fall. Ich wohne ihm Ausland und immer, wenn ich mit Leuten chatte/skype und sage hör dir das mal an kommt nur „geeeeht nicht“. ok, auch da gibt es natürlich Mittel und Wege das zu umgehen, aber am Ende ist das einfach immer unnötig viel Mühe, um einfach mal was anzuhören.

    Trotzdem finde ich das theatralische „ich bin böse“ ein bisschen dick aufgetragen, zumindest wenn du es so ironisch verwendest. Dein größtes Gegenargument scheint ja doch das Geld zu sein, dass du FÜr CDs, DVDs, Konzert etc. ausgibts… d.h. in dem Moment, in dem man etwas kostenlos herunterlädt ist man tatsächlich böse.

    Da gibts keinen Weg dran vorbei. Selbst, wenn es die Industrie im Großen & Ganzen nicht zerstört, ist doch jeder illegal (ich schreibe bewusst nicht kostenlos, es gibt viele Seiten, die über kostenlose Downloads Musik legal promoten) heruntergeladene Inhalt schlichtweg falsch.

    Klar, dafür hat man das Geld für andere Künstler, Konzerte oder Greenpeace etc. etc. aber das macht das illegale Herunterladen an sich nicht weniger „böse“.

    Natürlich ist es hier jedem selbst überlassen, ob er das macht oder nicht, genauso wie sehr viele Menschen keine GEZ zahlen. Ist zwar illegal, aber relativ ungefährlich und wird nicht als so schlimm beurteilt… und wenn die Möglichkeit da ist… warum nicht, oder?!

    Aber, dass „die Urheber“ da natürlich etwas dagegen haben ist klar und ziemlich verständlich. Kurzum, Forderungen nach Urheberschutz an sich ist nicht falsch.

    Viel eher geht s doch darum, zu diskutieren, wie das geht ohne ein Nazi-Internet zu schaffen, ohne Indie-Künstlern den Weg zu verbauen und ohne das nur die dicken Unternehmen ihren Hintern auf irgendwelchen Patenten breitdrücken.

    Deswegen: Genug mit dieser gut-böde Logik!!!

    Ha, und jetzt ist auch dieser Kommentar unerhört lang geworden :D

    1. Es ist ein feiner Unterschied, aber ich sage an keiner Stelle, dass ich böse bin, sondern dass ich „die Böse“ bin.

      Damit wollte ich zum Ausdruck bringen, dass ich mich in dem Feindbild, dass ich aus dem offenen Brief lese, wiederfinde, da ich mich zu diesen „Internetmenschen“ zähle und da ich tatsächlich eine Reformierung des Urheberrechts fordere.

      Mit dem Teilen von Inhalten meine ich auch zunächst mal das weitergeben ohnehin öffentlicher Inhalte, wie z.B. die Nutzung eines Bildes, das ich nicht selber gemacht habe (Pinterest ist so ein Beispiel, dieser Dienst ist in Deutschland höchst problematisch, obwohl dort eigentlich nichts anderes passiert, als Bilder im Internet zu teilen).

      Dass Urheber ein Problem damit haben, wenn illegal runtergeladen und geteilt wird, ist vollkommen verständlich. Aber das Urheberrecht, wie es heute gehandhabt wird, schränkt auf der einen Seite unnötig ein, auf der anderen Seite scheint es auch kein ausreichendes Mittel zu sein, um gegen Content-Klau vorzugehen. Denn das, was heute passiert, ist ja schon illegal. Man kann aber eben nur sehr punktuell dagegen vorgehen.

  41. Schon verstanden, aber ich finde eben, dass das Herumreiten (selbst das ironische als Antwort) vom eigentlichen ablenkt.

    Tatsächlich habe ich schon viel zu viele Berichte, Artikel, Kommentare etc. dazu gelesen, gesehen und gehört in denen es immer um gut und böse geht und was ist gut und was ist böse usw. usw. usw.

    Ich finde da dreht sich die Debatte einfach im Kreis und wirkliche Ideen scheint da keiner zu haben (ich behaupte auch nicht, dass ich sie habe). Wie gesagt, fande deinen Post interessant, aber für mich leider voll drinnen in dieser Kreiseldebatte… nix für ungut :)

    1. Ich glaube, du hast recht. Es war eher so ein geballtes Platzen von Hutschnur und Kragen. In meinem Kopf war der Beitrag ein bisschen konstruktiver, aber in meinem Kopf weiß´ich natürlich auch genau, was ich mit den etwas überspitzten Formulierungen sagen wollte.

      Nach drei Tagen intensiver Aufmerksamkeit kann ich sagen, ich hab mich wieder ein bisschen beruhigt, aber viele Dinge woanders etwas präzisierter dargelegt gelesen und mich hier in den Kommentaren auch mit Details rumgeschlagen. Letztlich hat mich der Beitrag und die – vermutlich auch der etwas beißenden Schreibe zu verdankenden – Aufmerksamkeit schon weitergebracht, denn ich war gezwungen, mich etwas intensiver damit zu befassen, und weiß jetzt doch mehr als letzten Freitag. Und das ist ja auch schon mal was.

      1. Stimmt, aufmerksamkeitserregend ist die Überschrift auf jeden Fall (siehe Anzahl der Kommentare :)) und es ist schließlich auch ein Thema zum mitreden (und ja, leider sehr oft zum aufregen, weiß ich auch aus eigener Erfahrung :))

  42. Hallo Anne,

    das hast du sehr gut geschrieben! Aber du hast vergessen, jenen Text mit den 1500 Unterschriften zu verlinken :(
    Wo kann ich den denn mal nachlesen?

    1. Ich habe es ehrlich gesagt, nicht vergessen, sondern nicht gemacht. Ggf. steuere ich noch eine Linksammlung nach, denn da ist einiges zusammen gekommen.

      Du findest ihn im Übrigen hier: http://www.wir-sind-die-urheber.de/
      Es sind meines Wissens auch mittlerweile mehr als 1.500 Unterschriften, da auch hier weiterhin Leute unterschreiben.

    2. Und schon habe ich ihn gefunden: http://www.wir-sind-die-urheber.de/
      Und ich bin der Meinung, da steht auch blanker Unsinn drin:
      „In einer arbeitsteiligen Gesellschaft geben Künstler die Vermarktung ihrer Werke in die Hände von Verlagen, Galerien, Produzenten oder Verwertungsgesellschaften, wenn diese ihre Interessen bestmöglich vertreten und verteidigen.“
      Ein vielgenanntes Beispiel: Wenn ein Musiker selbst auf seine Werke bei Youtoube verlinkt, weil er sie auf seiner eigenen Webseite zeigen möchte, stattdessen die GEMA aber verhindert, dass dies geschieht, dann werden seine Interessen eben nicht bestmöglich vertreten.
      Kann sich der Musiker dann einen besseren Verwerter suchen? Gibt es eine Alternative zur GEMA? Er ist doch ewig abhängig von den Machenschaften der GEMA!

      1. Meines Wissens gibt es den nicht. Wenn man sich von der GEMA vertreten lässt, dann aber komplett und ohne Ausnahme. Auf der einen Seite nachvollziehbar, denn ich würde mich als Gesellschaft auch nicht mit den tausend Einzelwünschen der Künstler rumschlagen wollen, auf der anderen Seite aber auch sehr unflexibel und der Sache in vielerlei Hinsicht nicht dienlich.

        Mit ein Grund, warum ich mich dagegen entschieden habe, meine Songs bei der GEMA zu melden – mal abgesehen davon, dass ich bis jetzt sowieso noch kein Geld damit gemacht habe. Ich sträube mich nämlich sehr dagegen, die Verfügungsgewalt über meine Werke abzugeben. Wenn jemand meine Songs z.B. in einem Podcast spielen will und ich finde das gut (weil es Werbung ist oder vielleicht auch einfach nur, weil ich den Podcast gut finde), dann möchte ich das erlauben können.

        Das ist im Übrigen mein letzter Stand zu den Ermittlungen, was die Handhabung meiner Urheberrechte über die GEMA angeht, Stand ca. 2006/2007. Vielleicht hat sich da ja was getan, ich bezweifle es aber.

        Soweit ich informiert bin, gilt (oder galt zumindest) auch, dass ich meine Sachen immer nur lebenslang bei der GEMA melden. Man möge mich korrigieren, wenn ich da einem Irrtum aufgesessen bin.

        So oder so kein Konzept, dass mich mit meinen Bedürfnissen als Urheber ausreichend vertritt. Es mag genug Künstler geben, die damit zufrieden sind und gut fahren. Ich habe es immer schon eher skeptisch beäugt.

        1. Ein Zweitverwertungsrecht durch den Urheber und eine zeitliche Befristung könnten das Verhältnis Urheber-GEMA-Konsument enorm verbessern. Diese Punkte finden sich übrigens auch im Wahlprogramm der NRW-Piraten unter dem Punkt „Reform des Urheberrechts“.
          https://wiki.piratenpartei.de/NRW-Web:Wahlprogramm_Landtagswahl_NRW_2012#Reform_des_Urheberrechts

          Achja, wo die vielzitierte Abschaffung des Urheberrechts gefordert wird, habe ich noch nicht gefunden ;)

          1. Ich glaub, das stimmt nicht, hab jetzt nur kurz gegoogelt und das klingt eher danach, dass keine Verpflichtung besteht. Das wäre ja noch schöner, wenn ich als Künstler gezwungen wäre, mich von einer Verwertungsgesellschaft vertreten zu lassen, deren Ideologie ich gar nicht teile.

          2. Zwangsmitglied wird man mit Sicherheit nicht. Einzig die Gema Vermutung kommt einer Zwangsmitgliedschaft „ein wenig“ nahe, da die Gema einfach behaupten kann, das Lied gehöre ihnen und man selbst ihnen beweisen muss, dass dem nicht so ist um Geldforderungen zu entgehen.

            Darüber regen sich die Meisten Gema Kritiker zurecht auf, weil dies Missbrauch natürlich Tür und Tor öffnet, aber scheinbar reicht als Gegenargument der Gema schon aus, dass man das schon nicht missbraucht. So viel Vertrauen würde ich auch gerne beim Staat haben, dass so eine einfache Aussage allein reicht.;)

          3. Ja, da war immer dieses bekloppte Formular, was ich ausfüllen musste, obwohl ich definitiv nur eigene, bei der GEMA sicherlich nicht gemeldete Stücke gespielt habe. Die gesamte Setlist aufschreiben für… nix. Weil ich ja GEMA-lizenzierte Musik hätte spielen können.

            Hat nicht weh getan, war aber immer lästig und vollkommen für die Katz.

        2. Das Problem des Ganz-oder-garnicht habe ich bei der VG Bildkunst auch. Wenn ich mich dort vertreten lasse, gebe ich im Prinzip das Recht auf, Werke auch einfach so weiterzugeben (zum Beispiel, weil mir irgendeine Intiative oder Organisation am Herzen liegt).

          1. wobei wir wieder bei der Forderung nach einem Zweitverwertungsrecht durch den Urheber sind.

            Sind die Urheber so schwach, dass sie das bei „ihrem“ Verein nicht durchsetzen können, oder wollen sie das einfach nur nicht?

          2. Also mir ist es zu viel Arbeit, mich da rumzustreiten. Ich verkaufe ein bisschen an Medien, wenn sich die Interessen treffen, ich veroeffentliche frei, was ich frei sehen will und ich fotografiere gegen Geld fuer den, der mich bezahlt. :-)
            Und mache einen Bogen um Verwertungsgesellschaften. Graue Haaare kann ich auch auf anderem Weg kriegen.

  43. ich sage das mal ganz einfach, ich war immer schon gut und böse, liegt in meinen Genen, als Sternbild bin ich Krebs-Löwe, passt ja wohl nicht, Mond und SONNE, ich mache viel umsonst aber das macht mir Spaß, das andere lasse ich mir bezahlen, nah dann lass ich das mal auf mich zu kommen

  44. Liebe Autorin und Urheberin des obigen Artikels,

    ich bitte Dich, den Inhalt des folgenden Kommentars nicht allzu persoenlich zu nehmen. Ich will auch nicht beleidigen, kann meinen Ton aber bestimmt nicht an allen Stellen, wie es der Anstand eigentlich gebieten wuerde, maessigen. In den letzten Wochen hat sich bei mir naemlich eine ohmaechtige Wut aufgestaut – ohnmaechtig, weil ich oft nicht weiss, wo ich bei einer Argumentation ueberhaupt anfangen soll. Denn es gibt in meinen Augen kaum ein Argument, dass man entkraeften oder wiederlegen muesste. Die Argumente der Piraten sind Seifenblasen. Und wie soll ich mit jemandem diskutieren, der anscheinend eine andere Sprache spricht. Der praezise Inhalt kann nicht mehr transportiert werden, nur noch der Ton macht die Musik.
    Auch Du als Autorin beweist: Wo die Argumente fehlen, hilft immer ein guter Schuss selbstverliebter Polemik (der ich mich oft genug selbst bediene, wie auch im Folgenden).

    Dein naives Rechenbeispiel funktioniert hinten und vorne nicht. Du tust gerade so, als wuerde es das Urheberrecht auf mysterioese Art und Weise verhindern, dass man neue Kuenstler entdeckt. Du hast wahrscheinlich viele entdeckt, weil Du ihre Werke umsonst downloaden konntest. Das ist dann gut fuer die Kuenstler – sagst Du. Der Kuenstler will das vielleicht aber gar nicht. Denn das Urheberrecht verbietet es niemandem, seine Musik zum kostenlosen Download ins Netz zu stellen! Warum hat er es dann nicht getan? Er (und seine FREIWILLIGEN Vertragspartner) wird seine Gruende dafuer gehabt haben. Diese Entscheidung soll er aber in Zukunft nicht mehr selbst faellen koennen. Die Piraten wollen, dass die Kuenstler dazu gezwungen sind, zuzusehen, wie Konsumenten ihre Werke unbegrenzt vervielfaeltigen. Als muesse man die Kuenstler zu ihrem Glueck zwingen, wenn das alles doch so gut ist. Die Aushebelung des Urheberrechts wird es aber wiederum fuer den Kuenstler fast unmoeglich machen, damit Geld zu verdient, wenn er es denn will. Die einzigen Moeglichkeiten sind dann noch Werbeauftraege oder Konzert-Tourneen, wobei die sich dann nur wieder fuer die ganz grossen und bekannten Kuenstler rentieren. Merkst Du wie verlogen das ist? Ausserdem, was bringt es den Kuenstlern in dem Beispiel, wenn sie einfacher ‚entdeckt‘ werden? Fuehrt es schliesslich doch auch nur dazu, dass halt viele Menschen ihre Musik fuer umsonst runterladen…

    Das ‚Budget‘ von sounsoviel Euro im Monat, das viele fuer Musik u.ae. ausgeben wollen, wird auch ueberraschend schnell in einen anderen Topf fliessen (etwa Klamotten oder Essen), wenn man fuer Musik erst einmal nur noch freiwillig zahlen kann. Da waere man ja schoen bloed! Und trotz des scharfen Tons halte ich Dich nicht fuer bloed, im Gegenteil. Aber so koennen nur Menschen schreiben, die, wie eben Du, nur in ihrer Freizeit kreativ sind. Die wollen dann vielleicht fuer ihre Selbstbestaetigung, dass das dann viele lesen, unabhaengig vom Geldfluss. Kuenstler muessen aber von etwas leben. Und vom Zitieren will ich gar nicht erst anfangen (und tue es doch!), das ist richtig geheuchelt. Als ob es klare Grenzen gaebe zwischen wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Publikationen. Die Piraten sollen sich den Guttenberg als Vorsitzenden holen, das waere wenigstens konsequent.

    Dann umschreibst Du, dass man ja dann sogar als Privatperson durch Posts Werbung fuer Produkte machen kann, die dann Freunde kaufen. Ja, das ist wahrhaftig ein Traum! Wir alle als kleine funktionierende Raedchen der Werbung und Konsumgesellschaft. Ein Paradies! Hier zeigt sich leider, dass der liberale Gedanke, den die Piraten ja in seiner urspruenglichen Form beanspruchen, eben doch ganz nah am wirtschaftsliberalen steht.
    Zu guter Letzt versuchst Du Deine Ansicht damit zu rechtfertigen, dass Du ja schon sooo viel Geld fuer urheberrechtlich geschuetzte Medien ausgegeben hast in deinem Leben. Soll das ein Witz sein? War das etwa genug, um saemtliche zukuenftigen Generationen abzudecken, die von einer Gesetzesaenderung profitieren wuerden?! Bist Du etwa der verkannte Jesus Christus der Medienwelt, dank dem wir alle von den Suenden des illegalen Downloads befreit worden sind? Ich fordere ja auch keine Milch-Flatrate, nur weil ich in meinem Leben soviel Geld fuer Milch ausgegeben habe.
    Dann auch noch zu drohen, die Kuenstler zu boykottieren, die nicht etwa irgendeine Form von Diskriminierung propagieren, sondern (zu Recht oder zu Unrecht) lediglich versuchen, auf demokratischem Weg fuer die eigenen Rechte und das eigene Einkommen zu kaempfen… ja, das sind die undemokratischen Werkzeuge, die erst die Demokratie ermoeglicht. Das ist dasselbe Denken, das ich den U-Bahn-Fahrgaesten vorwerfe, die sich darueber aufregen, dass wieder gestreikt wird und sie deswegen 20 Minuten zu spaet in die Arbeit kommen. Wer ist in dieser Diskussion wirklich egoistisch? Aber wenn die demokratische Mehrheit der Meinung ist, Milch darf nicht mehr als 40 Cent kosten, dann wird sich das auf dem Markt auch so durchsetzen – leider. Und die Bauern (oder die Kuenstler) sollen schauen, wo sie bleiben.

    Ich selbst bin und war immer bereit, mich ueberzeugen zu lassen. Aber es gibt bis heute keine plausible Alternative. Was sollen sich die Kuenstler denn noch anhoeren? Wie sollen sie denn Diskussionsbereitschaft zeigen, wenn es nichts zu diskutieren gibt? Zeigt doch einmal ein wenig Empathie, ihr armen Konsumenten, die dazu gezwungen werden, fuer ihre Konsumgueter Geld zu zahlen…

    Liebe Autorin und Urheberin des obigen Artikels, unabhaengig davon, ob Du diesen Kommentar freischaltest oder nicht, hoffe ich zumindest, dass Du ihn liest. Ich wuensche uns allen, so auch Dir, eine bessere Welt.

    1. Selbstverständlich schalte ich diesen Kommentar frei, ich habe hier schon andere Kommentare freigeschaltet, die tatsächlich beleidigend waren.

      Da ich in den letzten paar Tagen schon sehr viel an Kommentaren beantwortet habe und viele Punkte etwas detaillierter geäußert habe, möchte ich jetzt nicht mehr auf alle deine Punkte eingehen, ein paar greife ich mir jetzt quasi nach Lust und Laune heraus:

      1. Ja, es gibt viele Urheber, die ihre Musik (gilt natürlich auch für Filme, Literatur usw.) freiwillig ins Netz stellen. Die berühmtesten sind im Übrigen Radiohead, die als Versuchsballon ja ihr letztes Album zum umsonstigen Download mit freiwilliger Bezahloption ins Netz gestellt haben. Jane Siberry hat diese Idee schon vor Jahren entdeckt. OK Go sind quasi berühmt und berüchtigten für ihre viralen Musikvideos. Was da nachher für Verkaufszahlen rumkommen, weiß ich nicht.

      2. Wie es in den USA oder GB genau aussieht weiß ich nicht, die GEMA jedenfalls verbietet zwar nicht, eigene Songs zur Verfügung zu stellen, möchte dafür aber bitte schön erstmal vom Künstler selbst Tantiemen dafür haben. Die kriege ich dann zwar – hoffe ich jedenfalls – wieder zurück, aber da wird schon ein Riegel vorgeschoben. Meine Stücke sind nicht bei der GEMA gemeldet, weil ich mir selbst als Urheber damit gehörig ins Knie schießen würde. Für Profimusiker und die, die richtig Geld damit verdienen, mag das ein schönes Konzept sein, für Leute, wie mich, die das aus Spaß an der Freud neben der Arbeit tun, bietet die GEMA überhaupt kein brauchbares Konzept.

      3. Soll was ein Witz sein? Dass ich gerne bereit bin, Geld für Kultur auszugeben und das auch tu, und mir trotzdem bei der nächstbesten Gelegenheit unterstellen lassen muss, nur weil ich das heutige Urheberrecht für realitätsleugnend und nicht zukunftsfähig halte, wäre ich geizig und gierig? Ich würde mir wünschen, das wäre ein Witz, aber anscheinend ist er sehr ernst gemeint. Natürlich kann ich nicht Generationen von Künstlern durchfüttern, behaupte ich auch gar nicht, aber ich hab auch keine Lust, mir von den sich selbst so betitelnden Urhebern sagen zu lassen, ich wäre schuld an ihrer Misere. Bin ich nämlich nicht und lass es mir auch nicht einreden.

      4. Ich bin kein Pirat, sympathisiere nicht mit der Partei und habe sie auch am Sonntag nicht gewählt. Ich habe lediglich in einem Punkt eine ähnliche Ansicht, nämlich – ich wiederhole mich hier – dass das Urheberrecht in der Form, wie es heute gehandhabt wird, lebensfern ist. Ich bin auch überhaupt nicht dafür, Downloads bzw. das Teilen urhebergeschützter Werke zu legalisieren. Das ist reiner Mumpitz. Dummerweise ist das Grundproblem dahinter die Existenz einer Technologie. Wir müssten diese Technologie (d.h. P2P) verbieten, das ist aber wiederum problematisch, weil die Technologie selber überhaupt nicht böse ist, sondern nur das einfache Teilen von Daten möglich macht. Frei nach dem bekannten „Guns don’t kill people. People kill people.“ könnte man also sagen „Peer-to-peer doesn’t steal music. People steal music.“ Die Alternative ist eine stärkere Überwachung des Datenverkehrs. Öhm… 1984 much? Wenn das das Anliegen der Urheber ist, dann sollen sie das auch bitte schön so sagen. Tatsächlich ist dieser Punkt der schwierigste, da hab ich auch keine Lösung.

      5. Das Empfehlen von „Konsumgütern“ im Netz ist jetzt wieder kapitalistisch, oder was? Was wollen die Urheber denn eigentlich? Geld verdienen, aber bloß nicht der Kritik des Konsumteilnehmers ausgesetzt sein. Vielleicht versteh ich da auch das Argument nicht.

      Mir fällt nur auf, dass die Vertreter der Urheberfraktion und die der Internetfraktion (ganz grob gesprochen) in ganz besonders geschickter Weise an einander vorbei reden. Nur, weil man für eine Änderung des Urheberrechts ist, wird einem Parteisympathie und der Wunsch nach Legalisierung von illegalen Downloads unterstellt, selbst wenn man beides an keiner Stelle erwähnt hat. Teilweise bin ich wohl auch selbst Schuld, weil ich sehr emotional argumentiert und einzelne Punkte nicht ausreichend abgegrenzt hab. Aber ich möchte mich als netzaffiner Nutzer/Konsument/Kulturteilhaber genauso wenig in meiner Freiheit angegriffen fühlen, wie die Urheber ihren Schutz angegriffen sehen.

      Ich möchte gerne weiter Autoren, Musiker usw. unterstützen und für ihre Arbeit bezahlen. Ich habe Respekt davor, wenn jemand tolle Werke erschafft. Aber ich erwarte dann auch, dass man Respekt vor den popeligen Nutzern/Konsumenten/Fans hat. Und genau der fehlte mir in dem Urheberschreiben.

    2. Entschuldigung, aber dies ist zum Teil genau diese „Friss oder Stirb und halt aber die Klappe“ Attitüde, die ich vorher angesprochen habe.

      Warum beschimpfen sie hier die Boykottaufrufe? In einer Marktwirtschaft ist es ein gutes Recht von jedem Bürger, Firmen oder andere Geschäftspartner zu boykottieren, wenn die einen schlecht behandeln. Auch ihr ach so tolles Urheberrecht macht uns Internetnutzer noch lange nicht zu Untermenschen, die den Urhebern bedingungslos gehorchen müssen, obwohl viele Urheberlobbyisten das scheinbar anders sehen.

      Sie reden hier, was alles doch das „gute Recht“ der Urheber sei, aber diese Kaufverweigerung ist genau so ein Recht der Konsumenten. Und warum soll ich Urhebern, die mich bei jeder kleinsten Gelegenheit egal, was ich getan habe als Schmarotzer, Dieb und Sonstwas beschimpfen und gleichzeitig reihenweise kleine Kinder mit ihren Abmahnanwälten in Grund und Boden Klagen, das Urheberrecht immer weiter ausdehnen wollen auf jeden noch so kleinen Bereich des Lebens, sodass man sobald man seinen eigenen Router nur anmacht schon mit einem Bein im Knast sitzt und wenn die Nutzer sich entreisten, gegen ihre Entrechtung zu stänkern dann direkt vom Untergang des Abendlandes, Enteignung und Kommunismus jammern zum Dank noch Geld hinterherschmeißen?

      So ein Boykott ist auch der einzige Weg von Konsumenten, wie sie sich gegen die Urheberlobbys und ihre Abmahnanwälte zur wehr setzen können, weshalb ich auch nicht einsehe, wieso man darauf verzichten sollte.

      1. Völlig legitim.

        Was nicht geht, ist nicht zu bezahlen, weil man mit den Lizenzbedingungen nicht einverstanden ist, aber trotzdem zu konsumieren. Das ist Diebstahl.

        Die Mehrheit aller Konsumenten hat überhaupt nicht erkannt, was für eine Macht sie auf legalem Weg haben. Nichtkonsum ist für jeden Anbieter Höchststrafe.

        Und – das sage ich als Urheber – der beste Weg uns zu sagen, das was nicht stimmt.

        1. Zustimmung. Das sich dann aus illegalen Quellen zu besorgen geht echt nicht.

          Es stimmt aber tatsächlich, viele Kunden merken nicht, wie viel Macht sie eigentlich haben könnten. (Wie auch vor Kurzem die Origin Diskussion. Alle haben sich über die Funktion bei Battlefield aufgeregt, aber das Spiel hat sich, entschuldigung für meinen Ausdruck, wie blöd verkauft.)

  45. Jetzt hab ich schon jede Menge geschrieben ohne groß auf den Artikel einzugehen, das muss ich noch ändern bevor mein Tonfall ganz abseitig wird.
    Liebe Autorin, vielen vielen Dank für diesen großartigen Artikel, ich stehe zwar weniger zwischen den Positionen, allerdings liegt das nicht daran, dass ich dir im Grunde nicht zu 100% zustimmen würde, eher daran das ich etwas Ahnung davon habe was technisch machbar ist, und auch ein paar Zahlen kenne. Um das Thema noch etwas komplexer zu machen: Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine Lösung die sich für Musik eignet, für Bücher nicht unbedingt funktioniert. Und was für Sachbücher ganz prima klappt, kann bei Romanen wieder völlig anders aussehen, wobei es zum Thema Bücher einen sehr intressanten Artikel bei Telepolis gab:
    Wem nutzt das Urheberrecht unter http://www.heise.de/tp/artikel/33/33092/1.html
    Dass ich mich für eine völlige Legalisierung von Filesharing ausspreche, hat eine Reihe von Gründen: Zum einen habe ich -nach allen mir bekannten Studien berechtigte- Zweifel daran, dass das Urheberrecht überhaupt einen wirtschaftlich positiven Effekt für Urheber hat.
    Zum anderen ist jeder Versuch, es zu verhindern oder zu verfolgen von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil es schlicht und ergreifend technisch ausgeschlossen ist. Als Softwareentwickler habe ich mich ein bischen damit beschäftigt, und kann denke ich etwas mehr Kompetenz für diesen Punkt für mich in Anspruch nehmen als der Durchschnittsmusiker.
    Was technisch sehr gut machbar ist, ist es dafür zu sorgen das nicht nur das neueste Album, sondern auch ein Parteiprogramm, ein Regierungsdokument oder was auch immer schwieriger zu erreichen ist, und während sich beim neuesten Album genügend Potential findet, um mit der Umgehung dieser Schwierigkeiten Geld zu verdienen und es innerhalb von Stunden oder Tagen eine Lösung geben wird, gilt das nicht für ein Parteiprogramm.
    Ein Verbot befördert, um nicht zu sagen erzwingt, lediglich eine Mafia die damit Geld verdient. Wir haben nicht die Wahl uns zwischen Einnahmen an die Künstler oder dem „Diebstahl“ zu entscheiden, nur die Wahl ob es in den Händen der Künstler liegt ihre Werke zu verteilen, oder denen der Mafia. Nicht einmal Überwachung und Zensur, gegen die die chinesische wie ein Werk von Dilettanten wirkt, kann das verhindern. Man muss sich nur überlegen, dass bereits heute in den Schulen komplette Festplatten getauscht werden, mit genug Platz für 10.000-50.000 Liedern. Der Gedanke das mit Verboten zu verhindern erscheint mir ziemlich lächerlich.

    Ich kenne die Einnahmen von Künstlern nicht und weiß nicht wie sich diese entwickelt haben, ich glaube allerdings unbesehen, dass diese Einnahmen sinken. Auf der anderen Seite kenne ich die Zahlen für die gesamte Industrie, und diese sind seit 30 Jahren gestiegen, konstant.
    Es dürfte also wie von ihnen bereits festgestellt größtenteils daran liegen, dass die Konkurrenz gewachsen ist, allerdings gibt es einen weiteren Punkt: die Reallöhne sind in den letzten 3 Jahren gesunken, und wenn das Essen anfängt knapp zu werden, dann spart man an der Musik, nicht am Trinken. Und wer mir jetzt erzählt, „Ich will aber nicht, dass sich die Leute meine Musik anhören ohne dafür zu bezahlen, ob sie es sich leisten können intressiert mich überhaupt nicht.“, ist mir, sehr höfllich ausgedrückt, zutiefst unsympathisch.
    Kunst ist nicht losgelöst von allem anderen, so sehr man daran auch glauben mag.

    1. Also, das mit positiven Effekten des Urheberrechts für Produzenten ist etwas schwer. Da dort immer mehrere Effekte eine Rolle spielen und man nicht eindeutig bestimmen kann, X sei nur zum Erfolg geworden weil daran Urheberrechte bestehen. Deshalb ist es sehr schwer, einen positiven Effekt des Urheberrechts eindeutig, ohne Diskussionsspielraum zu belegen.

      Einer der eindeutigeren Vorfälle war die Geschichte um Altair Basic und das Open Letter, wo das Urheberrecht mit eine Rolle spielte, einen gewissen Bill Henry Gates zum Unternehmer zu machen und ihn dazu zu bringen, Microsoft zu gründen. Dieser hat aber seinen Erfolg auch durch eine „Liberale/Laxe“ Urheberrechtspolitik in manchen Bereichen zu verdanken („Wintel/IBM Kompatibel“), was dazu führte, das Konkurrenten mit restriktiveren Politiken vom Markt gefegt wurden.
      Gleichzeitig hat Bill Gates aber auch selbst ständig Urheberrechte verletzt, was ihm auf dem Weg nach Oben ebenfalls half. (Bekanntestes Beispiel die GUI Paradigmen von Apple.)

      Deshalb ist selbst Bill Gates dafür ein relativ schlechtes Beispiel für das Urheberrecht als ethisches Prinzip, denn Gates selbst hat das Urheberrecht zusehr taktisch als tool benutzt. (Was die meisten Ethiker als Praktik ablehnen würden.)

      Abmahnanwälte, Gema Mitarbeiter (also keine künstlerischen Mitglieder, sondern Sachbearbeiter etc.) ziehen sicher Vorteile aus dem Urheberrecht, aber danach war ja nicht gefragt. (Ich hatte auch mal dazu gesagt, wollte ich von Urheberrechten profitieren wäre ich Anwalt geworden.)

      Ein Problem bei der Frage, was für einen Nutzen das Urheberrecht bringt ist auch, das Ganze ist meistens auch eine Frage nach Wahrscheinlichkeiten. Das sieht man auch an den ganzen weggeklagten Fanprojekten. Da wird meistens argumentiert mit „Es könnte dem Ruf der Marke Schaden“ oder „Es könnten dann Drittanbieter möglicherweise weniger für die Lizenz zahlen“.. Diese Argumentation mit Wahrscheinlichkeiten ist eigentlich logisch auch nicht wiederlegbar, denn der Fall, dass es nicht eingetroffen ist, belegt nicht, dass es nicht so eintreffen konnte. Diese Argumentation mit Wahrscheinlichkeiten macht es unheimlich schwer, klare Vorteile des Urheberrechts zweifelsfrei zu belegen.

      Es gibt dann natürlich noch die Argumentation a la „Jetzt Zeig ich es euch“, dass man nicht will, dass bestimmte Personen von einem selbst profitieren. Diese „Howard Roark Argumentation“, wie ich sie nenne hat durchaus eine sehr starke Berechtigung, denn meistens geht die Gesellschaft relativ schlecht mit Künstlern/Innovatoren um (Extrembeispiel ist wohl das Thema Entartete Kunst) und soll die Gesellschaft dann trotzdem ohne Gegenleistungen von diesen Innovationen profitieren? Das Problem ist, mit der selben Argumentation kann man auch die Abschaffung sämtlicher Steuern fordern und es funktioniert auch teilweise umgekehrt auf das Verhalten der Urheberlobbyisten gemünzt.

      Allgemein psychologisch bietet das Urheberrecht natürlich auch den Vorteil der (gefühlten?) Macht und Dominanz für den Urheber. Nach dem Motto „Was muss ich für eine starke Person sein, wenn ich Anderen verbieten kann, meine Sachen zu benutzen oder ihnen vorschreiben kann, wie sie meine Sachen benutzen und die können nichts Anderes als dies brav abnicken und den Mund halten?“. Dieses ist durchaus legitim. Machtgewinn ist ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen. Außerdem ist unser ganzes Wirtschaftssystem im Kern der Handel mit Macht mit Hilfe von Geld als Symbol. Das einzige Problem, was damit ist, gerade beim Urheberrecht äußert sich die eigene Macht mehr als Destruktiv. Ein Urheber, so denken scheinbar viele ist nicht dadurch mächtig, dass er was erlaubt, sondern dadurch, dass er etwas verbietet und deshalb ist das Verbot die stärkste Machtdemonstration, die ein Urheber hat.

  46. Was ist mit der Kombination bedingungsloses Grundeinkommen BGE (Existenz gesichert) und Flattr als urdemokratische Internet-Bezahlmethode (Finanzierung).

    Ist doch für Künstler gar nicht schlecht oder?

    1. Um ausnahmsweiße auch die Seite der Urheber zu vertreten: ja, das BGE stellt jedem zunächst einmal frei sich künstlerisch zu betätigen.
      Dazu käme, dass viele Leuten mehr Geld zur Verfügung steht als mit H4 oder Rente, dass sie für Kultur ausgeben können. Auf der anderen Seite sehe ich und akzeptiere ich, dass man von sagen wir 1000 Euro, von denen man auch noch Leben soll, zum Beispiel kaum einen Film produziert, und auch Crowdfunding mag für bekannte Leute funktionieren oder auch nicht, Newcomer haben es da aber sicher sehr schwer (wobei ich nicht sicher bin ob das eine so große Veränderung zu jetzt wäre). Man mag auch darüber streiten ob 300 Millionen US-Dollar Budgets für Filme wirklich notwendig sind, oder ob es nicht auch 100 Millionen täten, aber auch die wollen erstmal aufgetrieben sein. Dafür braucht man schon große Geldgeber, und die geben in erster Linie deswegen Geld weil sie sich Gewinne versprechen.

      Per se ist das BGE also kein Allheilmittel, um den geschundenen Künstlern zu helfen, allerdings ist das auch nicht unbedingt nötig, denn noch fehlen mir wie gesagt empirische Beweise dafür, dass Filesharing und illegale Downloads tatsächlich irgendeinen wirtschaftlichen negativ-Effekt auf Einnahmen in diesem Bereich haben, dagegen kenne ich Studien die positive Effekte zumindest nahelegen, zweifelsfrei bewiesen sind sie zugegebenermaßen auch nicht.

      Ich bin da aber durchaus nicht unbelehrbar, sollte mir jemand Studien von unabhängigen Instittuten oder Personen vorlegen, bin ich durchaus bereit meine Meinung da zu ändern. Nur darf man alleine von „Ich habe weniger Einnahmen“ und „Im Internet sind immer mehr Leute“ nicht unbedingt einen Zusammenhang herbeireden, sonst müsste man auch davon ausgehen das der Anstieg des Meeresspiegels von der Anzahl der Piratenschiffe auf dem Meer abhängt.

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