Gelesen im Mai 2017

Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid von Fredrik Backman

Aus Versehen das gekürzte Hörbuch gehört, das kommt bestimmt nicht wieder vor.

Abgesehen davon hat die Geschichte von Elsa, ihrer Oma und den Briefen, die Elsa nach dem Tod ihrer Oma persönlich bei den Nachbarn in Elsas Haus vorbeibringen soll, sehr großen Spaß gemacht. Oma ist anders und Elsa ist auch anders und deswegen ist Oma auch Elsas beste und einzige Freundin. Und dann stirbt Oma und schickt Elsa auf eine Schatzsuche mit unbekanntem Ziel. Elsa weiß nur, dass sie die Briefe persönlich abgeben muss und in jedem Brief entschuldigt sich Oma bei jemandem für etwas und so erfährt Elsa nach und nach die Geschichten der Menschen in ihrem Haus und was sie miteinander und mit ihrer Oma zu tun haben.

Das ist alles bewegend, aber eben auch humorvoll und vor allem nicht übertrieben oder anderweitig nervig geschrieben. Die Figuren zwar immer etwas spleenig, aber nicht unglaubwürdig. Vielleicht muss ich doch noch das Buch lesen, um rauszufinden, was im Hörbuch alles rausgelassen wurde. Ich hätte ja auch die anderen Hörbücher von Frederik Backman direkt im Anschluss gehört, aber auf Spotify gab es immer nur die gekürzte Version und so was passiert mir nicht noch mal.

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Die schärfsten Gerichte der tartarischen Küche von Alina Bronsky

Im Bücherschrank gefunden, „Och ja, why not?“ gedacht und nicht enttäuscht worden, im Gegenteil. Erzählt wird die Geschichte von Rosa, einer Tartarin, die fast alle um sie herum für Idioten hält, allen voran ihr Mann und ihre unscheinbare Tochter Sulfia. Dann wird Sulfia schwanger, die Abtreibung auf dem Küchentisch misslingt und Rosas Enkelin Aminat kommt auf die Welt, das schönste, beste und klügste Kind, das sich Rosa je erträumen könnte, so dass sie die Erziehungspflicht ganz bei sich sieht, denn niemand anders könnte es besser als sie. Doch das Leben will nicht immer so wie Rosa und Sulfia will auch nicht immer so wie Rosa, und überhaupt kommt alles immer wieder anders, bis Rosa ihre Chance darin sieht, Sulfia mit einem Deutschen zu verkuppeln, um endlich mit ihr und Aminat in den Westen zu kommen. Aber auch dieser Plan hat seine Tücken. Am Ende ist dann alles anders, nichts so, wie es sein sollte und trotzdem irgendwie auch gut.

Das liest sich wunderbar flott, mit Schärfe und Humor. Vor allem ist Rosa eigentlich eine unerträgliche Frau, voller Spott und Überheblichkeit, gleichzeitig Heldin und Antiheldin, aber vor allem auch nur ein Mensch, der das Glück sucht und dabei eben Fehler macht.

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Alleine bist du nie von Clare Mackintosh

Eines Tages findet Zoe eine Anzeige in der Zeitung mit ihrem Foto und einer Telefonnummer. Sie ahnt noch nicht, dass sie das unfreiwillige Datingobjekt einer obskuren Webseite ist, die die Alltagsroutinen von Frauen an interessierte Kunden verkauft. So weit, so einigermaßen spannend. Es wäre auch alles ein ganz solider, okayer britischer Krimithriller gewesen, wenn es nicht so unsagbar viel schlimmes Mansplaining gegeben hätte. Alter Vatter!

Die Hauptperson, weiblich, geschieden, zwei Kinder, hat keine Ahnung von Technik, erst müssen ihr irgendwelche Männer die Datenschutzeinstellungen von Facebook erklären („Huch, wie sind Sie denn jetzt an meinen Bilder gekommen?“), dann wird ihr erklärt, was ein Proxy ist UND ZWAR MEHRFACH VON UNTERSCHIEDLICHEN MÄNNERN, weil die sich natürlich alle supidupi auskennen, wenn es um Technik geht. Der Sohn interessiert sich auch für IT „das einzige Schulfach, wo er freiwillig hingeht“, obwohl sie in der Familie lange gar keinen Rechner hatten. Als sie selber dann mal ein Passwort erraten muss, probiert sie es mit dem Geburtsdatum.

Die einzige Frau, die sich mit Technik irgendwie auskennt, ist eine von den Bösen, aber auch das ist nur so halb wahr, weil dann natürlich klar wird, dass auch die Hilfe benötigen musste, weil sie das nie und nimmer alleine hingekriegt haben könnte.

Ich habe schon bei der ersten Mansplaining-Szene mit den Augen gerollt, aber es zog sich leider durchs Buch. Der Rest ist solide Krimithriller-Kost mit ein paar Logiklöchern. Eventuell waren es aber gar keine Löcher und ich habe nur irgendwelche Details nicht mitbekommen, weil ich gerade mit Augenrollen beschäftigt war.

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Verirren: Eine Anleitung für Anfänger und Fortgeschrittene von Kathrin Passig und Aleks Scholz

Während der Lektüre war ich vor allem dauertrauig, dass ich Kathrin Passig zur Zeit der Buchentstehung noch nicht kannte. Vielleicht war das aber auch ein Glück für Kathrin, denn so konnte ich sie damals nicht fortwährend mit Verirrungs- und Orientierungsanekdoten nerven.

Kathrin Passig und Aleks Scholz haben hier einen Ratgeber zum professionellen und vor allem absichtlichen Verirren. Mit absichtlichem Verirrenkenne ich mich aus, wobei es bei mir strictly speaking immer eher zielloses Rumlaufen ist, das Verlaufen ergibt sich oder eben nicht. Das Buch zeigt die Vorteile des Verirrens auf, hilft Einsteigern bei den ersten Verirrungsversuchen, nimmt die Angst vorm Verirren, indem es Tipps zum Nicht-beim-Verirren-Sterben gibt und es werden Geschichten des Verirrens anderer Personen erzählt, bei denen man sowohl lernen kann, wie man es macht als auch wie man es besser nicht macht.

Schon während des Lesens hatte ich die ganze Zeit Lust, mich mal ordentlich zu verirren und immerhin habe ich jetzt schon damit angefangen, jenseits des Bürgersteigs zu laufen und mich in der Gegend etwas aufmerksamer umzuschauen. Außerdem ist mir aufgefallen, dass ich im Blog noch gar nicht die Geschichte erzählt habe,  wie wir mal beim Wandern gescheitert sind und irgendwann ohne Handy, aber dafür bei aufziehendem Gewitter an einer Felswand hingen. Die Geschichte hätte ich auch Kathrin Passig damals erzählen können, aber das Buch wurde einfach zu früh geschrieben.

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Caraval von Stephanie Garber

Nope. Nope nope nope.

Ich habe mich zugegebenermaßen im Vorfeld nicht groß mit der Geschichte von Caraval beschäftigt, ich dachte, och ja, ein YA-Fantasy-Buch mit Schnitzeljagd-Schatzsuche-Plot, das kann ja so verkehrt nicht sein. Ich habe nicht viel erwartet, ich wollte nur angemessen unterhalten werden, das Cover war hübsch, die Rezensionen okay.

Es war aber vor allem wirklich, wirklich irre langweilig. Die ganze Stereotypen – geschenkt! Das ist YA-Fantasy, natürlich tragen die Mädels magische Kleider und verlieben sich in den feschen Seemann, der sie auf die Insel entführt hat und unter dessen ruppiger Schale doch ein sensibler, feiner Mensch steckt. Das wäre ja alles okay gewesen, wenn nicht wirklich alle Charaktere mehr oder weniger blutleer rumlaufen und motivationslose Dinge tun würden. Die ganze Welt ist kartonartig konstruiert, es steckt nichts dahinter, man kann jede Szenerie mit dem kleinen Finger umschubsen. Noch nicht mal die Schatzsuche war irgendwie spannend, die Hinweise ergeben nur im Rückblick einen Sinn, wenn man alles das, was der Protagonistin eher zufällig passiert, im Nachgang interpretiert. Wie diese Schatzsuche überhaupt funktionieren soll, bleibt unklar, aber das fügt sich auch in den Rest des Buches, es ist ein einziges Deus ex Machina, nur mit magischen Kleidern.

Falls doch noch jemand die Story interessiert. Scarlett lebt mit ihrer Schwester Tella auf irgendeiner Insel und leidet unter ihrem gewalttätigen Vater. (Auch hier muss man sich auf die Behauptungen der Protagonistinnen und der Autorin verlassen, die Angst vor dem Vater wird zwar dauernd erwähnt, auf den Leser springt aber nichts davon über.) Jetzt steht sie kurz vor ihrer Hochzeit mit einem Grafen, den sie nur von seinen Briefen kennt, der sie aber immerhin von der Insel wegholen wird und das ist ja schon mal besser als auf der Insel bleiben. Wenige Tage vor der Hochzeit bekommt sie eine Einladung von Master Legend zu seinem legendären Spiel Caraval, einer Art Schnitzeljagd-Schatzsuche, bei der der Sieger einen Wunsch frei hat. Der Seemann Julian bringt Scarlett und Tella auf die Insel, dann ist Tella aber weg und wie sich rausstellt ist sie der Schatz, den die Teilnehmer finden sollen. Bla bla bla, nein, ich habe wirklich nicht viel erwartet, aber hey, eine Schatzsuche auf der magischen Insel eines geheimnisvollen Fremden auf der Flucht vor einem bösen Vater, DA HÄTTE MAN DOCH WAS DRAUS MACHEN KÖNNEN! (Zefix!)

Das einzige Überraschende war, dass der Twist, den ich vermutete, doch nicht so eintraf, sondern halt anders. Aber zu dem Zeitpunkt hatte ich auch schon aufgegeben, weil mir eigentlich fast alles an der Geschichte mittlerweile egal war. Die Protagonistin ist nervig und der Rest der Figuren uninteressant. Es gibt ein paar nette Nebencharaktere und die ein oder andere hübsche Idee, aber da die Autorin nun mal alles nur mit Buntstiften auf Pappkarton gemalt hat anstatt sich ein paar mehr Gedanken über eine glaubwürdige, konsistenten und vor allem lebendige Welt zu machen, funktioniert hier ungefähr nichts.

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The Long Way to a Small Angry Planet von Becky Chambers

The Long Way to a Small Angry Planet erzählt die Geschichte der Crew der Wayfarer, die Wurmlöcher im Weltall bohrt und damit ihr Geld verdient. Rosemary hofft auf ein neues Leben auf diesem kleinen zusammengebastelten Schiff, denn auf dem Mars kann sie nicht mehr bleiben. Dann bekommt die Crew den Auftrag einen Tunnel von einem weit entfernten Planeten zu bohren, höchst lukrativ, aber eben auch ein langer, gefährlicher Weg bis dahin.

Dieses Buch hat vor allem erst mal Spaß gemacht. Es wird gerne mit Firefly verglichen, was meines Erachtens tatsächlich sehr naheliegend und nachvollziehbar ist. Chambers hat ein gutes Händchen, sowohl was die verschiedenen Spezies als auch die einzelnen Charaktere angeht. Die Eigenheiten der Figuren und Spezies werden durchdacht und mit offensichtlicher Liebe zum Detail entwickelt.

Die Geschichte selber ist episodenhaft erzählt, was mir allerdings erst richtig aufgefallen ist, weil im Online-Buchclub darüber diskutiert wurde. So kommt die Story etwas langsamer in Gang, dafür bekommt man aber ein gutes Gefühl für die Welt, in der die Crew der Wayfarer unterwegs ist. Kritisiert wurde auch, dass der ein oder andere Konflikt etwas zu einfach aufgelöst wurde und die Crew insgesamt ein bisschen zu perfekt und harmonisch wirkt. Tatsächlich würde ich diese Kritikpunkte rein objektiv bestätigen, subjektiv haben sie mich nicht gestört. Statt dessen habe ich mich sehr über ein bisschen flauschige Raumschiff-Lektüre gefreut und direkt im Anschluss die erste Folge Firefly geguckt.

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4 Antworten auf „Gelesen im Mai 2017“

  1. Also vom ersten Buch gibt es auf Spotify ja die gekürzte und ungekürzte Version, die zweite ist 76 Abschnitte länger als die erstere, da fehlt sicher ne ganze Menge ;) – also ab, Buch kaufen und noch mal lesen.

    1. Ich bin ziemlich sicher, dass ich danach gesucht habe und es das da noch nicht gab. Aber bei Spotify und Hörbüchern weiß man nie, die Organisation ist da ja eher so mittelüberzeugend.

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