12 von 12 im Juni 2016

Weil Sonntag war, habe ich mal wieder 12 Bilder von meinem Tag gemacht. Allerdings ist ein Sonntag, der zu Hause verbracht wird, nur mäßig spannender als ein Werktag, der größtenteils im Büro verbracht wird, insofern sollte man jetzt hier keine großen Aktivitäten erwarten, ich habe den ganzen Tag lang noch nicht mal eine ordentliche Hose angezogen.

Aufwachen um 11 Uhr und erstmal bekloppte Träume aufschreiben. (WTF, Unterbewusstsein!?) #1von12 #12von12 #twitter

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Aufgewacht um 11 Uhr. Mein Mann ist schon längst oben in seinem kleinen Studio und ich schreibe erstmal meine Träume auf. Irgendwas mit meiner Abschlussprüfung für die Ausbildung, die ich wiederholen musste und später etwas in einer neuen Firma, bei der wir erstmal Hautcreme testeten. Neues Traumfeature: Gerüche. Eine der Hautcremes roch nämlich nach Paprika.

Erstmal Wäsche machen aka erstmal Waschmittel aus dem Keller schleppen. #12von12 #2von12 #twitter

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Wer waschen will muss erstmal das neue Waschmittel aus dem Keller schleppen, wo ich es gelagert hatte, als ich einmal keinen Bock hatte, mit dem Paket noch schnell drei Etagen hochzulaufen. Dabei noch ein paar CDs aus den Kellerkisten mit nach oben genommen, um sie in iTunes einzuspielen (nicht im Bild).

Zur Abwechslung mal wieder ein Chai Iced Latte. #12von12 #3von12 #twitter

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Zum Frühstück ein Chai Iced Latte. Oder Iced Chai Latte. Oder… ach, egal. Kann ich auch mal wieder öfter machen.

Den Mann im Studio besuchen. #12von12 #4von12 #twitter

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Dann besuche ich meinen Mann in seinem Studio. Das Studio ist unser ehemaliges Wohnzimmer, aber jetzt hier kein Sofa und kein Fernseher mehr, ondern ein Schreibtisch mit viel Elektronikzeugs und Instrumente. Instrumente stehen bei uns aber sowieso überall rum, da ist das Studio keine Besonderheit.

Dinge in ein Mikro singen. #12von12 #5von12 #twitter

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Dann singe ich Dinge in ein Mikro. Allerdings zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend ohne Text, denn den gibt es noch nicht. Es gibt die ersten vier Zeilen, dann noch zwei zwischendrin und den Refrain. Der Song ist aber leider sehr textlastig angelegt. Fragen Sie nicht, wieso das so ist, Songs entscheiden selber, ob sie textlastig sind oder nicht, der hier ist textlastig, nur dass ich bisher zu faul war, einen zu schreiben.

Songtexte ausdenken. The hardest part. #12von12 #6von12 #twitter

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Das ist der Refrain übrigens, den gab es ja schon. Tatsächlich wurde der ganze Song nur geschrieben, weil mir die erste Zeile des Refrains in den Kopf war und ich den Rest drumherum gebastelt habe. Es hätte auch eine Kurzgeschichte werden können, wenn ich Kurzgeschichten schreiben würde.

Songtexte schreiben ist das größte Problem beim Songschreiben, außer manchmal, da fluppt es, das passiert dann einfach so, aber leider viel zu selten. Tatsächlich muss ich mich nur mal zwei, drei Stunden hinsetzen und rumgrübeln, dann habe ich meistens etwas, aber wann hat man schon mal zwei, drei Stunden, die man sich hinsetzen und rumgrübeln kann. Dazu kommt noch, dass irgendwo im Hinterkopf eine ziemliche genaue Vorstellung sitzt, was textlich passt und was nicht und ich zumindest sehr genau weiß, was ich nicht will. In diesem Fall habe ich aber tatsächlich zwei, drei Stunden auf dem Teppich gelegen und Dinge aufgeschrieben und wieder durchgestrichen und nachher hatte ich einen Text. Ein Wunder!

CDs in iTunes importieren. Es hört einfach nicht auf. #12von12 #7von12 #twitter

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Zwischendurch CDs in iTunes importieren. Ich trage ja den alten Rechner meines Mannes auf und habe zur Abwechslung beschlossen, nicht einfach meine alte Bibliothek rüberzukopieren, sondern alles schön neu einzuspielen. Dabei stolpert man nämlich über CDs, die man längst vergessen hat, das ist ein schöner Effekt. Dafür muss man allerdings auch ausreichend CDs haben, um welche zu vergessen, was bei mir glücklicherweise der Fall ist.

Abendessen machen. #8von12 #12von12 #twitter

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Zum Abendessen gibt es Hähnchensticks aus dem Ofen à la Stevan Paul, das Rezept war in der neuen Lecker. Ich hab mich aber wie ein chefkoch.de-Nutzer aufgeführt und Cranberrysaft statt Ananassaft genommen und Panko war auch nicht da, also habe ich Semmelbrösel genommen, letzteres stand immerhin als Alternative im Rezept. Und weil es beim Stadtteil-Edeka keinen Estragon mehr gab, gab es auch keine Estragonerbsen, sondern zwei Sorten Salat. Wenn es nicht so lecker gewesen wäre, würde ich ein bisschen verschämt gucken, aber es war wirklich sehr lecker und ich bereue nichts.

Freundschaftsbändchen fertig geknüpft. (File under: Dinge, die man nicht verlernt.) #twitter #12von12 #9von12

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Bei dem alten Schul- und Bücherkram, den ich letztens bei meinen Eltern aus dem Keller und mit nach Essen geschleppt habe, war auch mein Freundschaftsbändchenkörbchen. Neben ungefähr zwanzig fertigen Freundschaftsbändchen im Körbchen hing ein angefangenes am Körbchen und am Wochenende habe ich testweise ausprobiert, ob meine Freundschaftsbändchenknüpfskills noch on par sind. Jetzt kann ich sagen: Freundschaftsbändchen knüpfen ist wie Fahrrad fahren. Man verlernt es einfach nicht.

Na gut. #12von12 #10von12

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Fußball gucken. Sie kennen das.

Tatsächlich bin ich exakt alle zwei Jahre Fußballinteressiert, außerhalb von EM und WM sinkt mein Interesse auf der Stelle auf Null. Ich habe schon versucht, andere Fußballspiele zu gucken, sterbe dann aber leider vor Langeweile. Warum das so ist, weiß ich nicht.

Joghurtmousse nach @nutriculinary und Pfirsichlavendelsorbet mit Beerenzeugs. #11von12 #12von12 #twitter

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Zum Nachtisch gibt es Joguhrtmousse mit Pfirsichlavendelsorbet. Das Rezept für die Joghurtmousse ist ebenfalls von Stevan Paul, ich habe allerdings keine Zeit gehabt, die Mousse über Nacht abtropfen zu lassen. Ein paar Stunden im Kühlschrank haben aber offensichtlich auch gereicht, das nur als Hinweis für alle Nachahmer. Das Pfirsichlavendelsorbet ist weniger spektakulär als erhofft.

Nachtschrankchaos. #12von12

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Viel zu spät ins Bett. Auf dem Nachttisch ist Chaos, aber wenn man das Licht ausmacht, sieht man’s ja nicht.

Gelesen im Mai 2016

The Jewel And Her Lapidary von Fran Wilde

The Jewel and her Lapidary entpuppte sich als Kurzgeschichte der Autorin Fran Wilde, die gerade mit Updraft ganz gut in der SF/F-Szene gehandelt wird. Erzählt wird die Geschichte von Lin, dem Jewel und Sima, ihrem Lapidary, ihrer Vertrauensperson, die mit den Juwelen sprechen oder vielmehr diese kontrollieren kann. Die Juwele wiederum haben Kräfte, die das Tal schützen. Dann kommt es aber zum Sturz, denn der Lapidary von Lins Vater, dem König, verrät die Familie und das Tal, Lin ist die einzige Überlebende und gerät in Gefangenschaft. Das Hauptproblem der Geschichte ist, dass hier auf wenigen Seiten eine sehr anspruchsvolle und komplexe Fantasywelt erschaffen wird und man als Leser ein bisschen überrollt wird. Zu wenig wird erklärt, zu viel muss man sich irgendwie zusammenreimen. Dabei ist die Grundidee spannend und die Figuren trotz der Kürze gut entwickelt. Sollte ein Roman folgen, kommt er sicherlich auf die Leseliste.

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Aurora von Kim Stanley Robinson

Aurora erzählt die Geschichte eines Generationenraumschiffs, das seit über hundert Jahren auf dem Weg in ein neues Sonnensystem ist und dort einen neuen Planeten besiedeln soll. Das Schiff besteht aus vielen Biomen, also Mini-Biotopen, in denen möglichst viele Spezies die lange Fahrt überleben sollen. Freyas Mutter Devi ist die Chefingenieurin des Schiffs und muss immer ran, wenn wieder irgendwo irgendwas kaputt geht und niemand weiß, warum und was zu tun ist. Doch der Mond Aurora, der als vielversprechender Kandidat für eine Besiedlung gewählt wurde, ist bald erreicht. Aurora ist so ein Buch, von dem man gar nicht so viel erzählen darf, ohne wesentliche unerwartete Storyelemente zu verraten. Statt dessen sei einfach eine große Empfehlung ausgesprochen, das ist ein ganz tolles Buch, vielleicht sogar für nicht Genre-Leser, denn letztlich werden neben den üblichen Science-Fiction-Themen auch viele ethisch-moralische Fragen gestellt. Wie viel darf sich Wissenschaft anmaßen? Welche Risiken ist man bereit einzugehen? Welche neuen Wegen soll man beschreiten und welche nicht? Dazu noch sehr nahbare Charaktere und fertig ist ein tolles Buch.

Aurora von Kim Stanley Robinson [Amazon-Werbelink]

 

Way Down Dark von James P. Smythe

Auch eine Science-Fiction-Geschichte, die auf einem Generationenschiff spielt, diesmal aber YA und etwas weniger komplex, dafür aber flotter erzählt. Chan lebt auf der Australia, einem Schiff, dass nach dem Verfall der Erde auf Reise geschickt wurde. Mit den Jahrzehnte verwahrloste das Schiff mehr und mehr, Gangs bilden sich, allen voran die gewalttätigen und unberechenbaren Lows, die auf den unteren Ebenen des Schiffs leben und ihr Territorium immer weiter ausweiten. Chan, die ihrer Mutter bei deren Tod versprochen hat, egoistisch zu sein und nicht zu sterben, merkt, dass sie das Versprechen nicht einlösen kann, mischt sich immer wieder in Angriffe ein und wird so zur Zielscheibe der Lows. In den Tiefen des Schiffs entdeckt sie dann ein Geheimnis, dass alles, was sie über ihr Leben auf der Australia zu wissen glaubte, ändert. Ja ja, das ist YA-Dystopie, das kennen wir alles schon irgendwie so oder so ähnlich, aber Way Down Dark ist verdammt spannend geschrieben, so dass ich kaum mit dem Lesen aufhören konnte und direkt zum zweiten Teil gegriffen habe, als ich durch war. Der dritte kommt im Oktober und ja, den werde ich auch lesen. Wer kein Problem mit typischen YA-Elementen hat, wird auch mit Way Down Dark gut unterhalten.

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Panama Papers: Die Geschichte einer weltweiten Enthüllung von Bastian Obermayer und Frederik Obermaier

Wollte ich erst nicht lesen, weil ich dachte, ach ja, klar, dann gibt’s auch direkt das passende Buch dazu. Dann wurde es aber von Katrin Rönicke mehrfach empfohlen und dann habe ich mir das entsprechende Hörbuch gekauft und war sehr angetan. Die beiden Journalisten der SZ, mit denen alles auch begann, erzählen die Geschichte der Panama Papers von der ersten Kontaktaufnahme bis kurz vor der öffentlichen Enthüllung. Spannend sind dabei nicht nur die einzelnen Verwicklungen der Staatschefs, Diktatoren, Banken und Geschäftsleute, sondern auch die Hintergründe. Da müssen neue Rechner gekauft werden, weil die Datenmenge nicht mehr durchsucht werden kann, das Journalistennetzwerk ICIJ wird ins Boot geholt und vor allem wird recherchiert und geschrieben. Das ist alles sehr gut zu lesen und zu hören. Weil ich gegen Ende etwas schwächelte, hab ich etwas gemacht, was ich sonst weder bei Büchern noch Hörbüchern mache: Ich habe gleich noch mal von Anfang angefangen.

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Mülheim, mon amour

Köln-Mülheim

Gestern war ich auf der LitBlog Convention, einer kleinen Konferenz für Literaturblogger, wobei ich ja gar kein Literaturblogger bin, ich schreibe nur gelegentlich über Bücher. Aber das ist auch egal, darüber wollte ich gar nicht schreiben, oder jedenfalls nicht jetzt.

Schreiben wollte ich über den Ort, an dem die Konferenz statt fand, nämlich im Bastei-Lübbe-Verlag, der im Kölner Schanzenviertel (Ja, wir haben jetzt auch ein eigenes Schanzenviertel. Hamburg, deal with it!) sitzt. Viel alter Fabrikbau, in dem sich jetzt Verlage und andere Medienunternehmen ansiedeln. Direkt nebenan die Keupstraße, wo sich eine Dönerbude an die anderen reiht.

Wenn man also zu Bastei-Lübbe will und mit der Bahn unterwegs ist, dann fährt man – wenn man ich ist – nach Deutz und dann mit der 4 bis zur Keupstraße. Dabei kommt man auch am Wiener Platz vorbei, dem Dreh- und Angelpunkt des Köln-Mülheimer Lebens. Schön ist der nicht, wie man oben sehen kann, aber die Kernkompetenz von Köln war noch nie, pittoresk zu sein.

Ich stellte mit also vor, wie mich jemand fragen würde, ob ich gut hergefunden hätte, so zu Bastei-Lübbe im Schanzenviertel und wir ich dann sagen würde:

„Doch, doch, da vorne, da ist das Genoveva, da hat meine Mutter Abitur gemacht und gleich daneben war die Musikschule, in der ich einmal die Woche Klavierunterricht hatte, und da etwas weiter runter am Rhein, da bin ich bis 1994 auf die Schule gegangen, da konnte ich dann zu Fuß zum Klavierunterricht, das war praktisch. Und da hinten, da ist die Bücherei, in die ich immer mit meiner Oma gegangen bin, wenn sie mich vom Klavierunterricht abgeholt hat und dann sind wir auf der Frankfurter Straße zum McDonald’s. Da ist auch das Cortina, in dem Eiscafé haben schon meine Eltern gesessen und Tartufo gegessen. Und im Woolworth habe ich recht schnell gelernt, was das türkische Wort für „Mama“ ist und aufgehört, darauf zu reagieren und ja, danke, ich habe ganz gut hergefunden.“

Und das ist nur die Hälfte der Geschichten, die ich hätte erzählen können. Und in diesem Sinne ist Schönheit wirklich ganz schön relativ.

Köln-Mülheim

Lieblingstweets im Mai (Teil 2)

FACEBOOKFREUNDE MIT THERMOMIX! VERSPÄTUNGSZEITEN! PARALLELUNIVERSEN MIT WENIGER ANANAS! SUDOKUS! UND ALLE MCFLURRY-SORTEN!

Anne erklärt die Neunziger: Dinos und Freibadeis

Frau Tiffy aka Alexandra Tobor hat schon wieder ein Buch geschrieben, das sich ganz wunderbar anliest. Noch wunderbarer aber ist, dass sie auch für dieses Buch ein betreutes Lesen anbietet. Die Geschichte von Minigolf Paradiso [Amazon-Werbelink] spielt in den Neunzigern, und genau für diese Zeit liefert sie hilfreiche Informationen für Leute, die damals zu alt oder zu jung waren, sehr vergesslich sind, alles verdrängt haben oder wie ich bei solchen Texten in nostalgisches Quieken verfallen. Also ungefähr für alle.

Leider ist mein Mitteilungsdrang, wenn es um nostalgischen Kram geht, zu groß, um in ein Kommentarfeld gezwängt zu werden, deswegen gibt es meine Erinnerungen an die schönsten Neunziger aller Zeiten als Blogeintrag, passend zu dem, was auf Alexandras Blog gerade passiert, nur etwas zeitversetzt.

Dementsprechend geht es um Dinosaurier und Freibadeis, die anderen Themen (JEANSOUTFITS! BRIEFFREUNDSCHAFTEN! VANDALISMUS!) werden dann in den nächsten Folgen abgearbeitet.

Dinosaurier also. Als Jurassic Park in die Kinos kam, war ich alt genug, um reingehen zu dürfen, aber zu feige, um es zu tun. Ich hatte schlimme Sachen über den Film gehört und da ich seit jeher ein schlimmer Schisser war (und bin), verzichtete ich aus reinem Selbstschutz. Das Dinofieber hingegen bekam auch ich mit, vor allem, weil mein Cousin, der knapp vier Jahre jünger ist als ich, zum Dinosaurierlexikon mutierte und uns fortan mit allen Fakten versorgte. Mein Lieblingsdinosaurier ist dementsprechend auch der Ornithomimus, denn das war der erklärte Lieblingsdinosaurier meines Cousins und der schien sowohl vertrauenswürdig als auch gut informiert, es musste also etwas dran sein. Mein Cousin hätte sich auch in Jurassic Park getraut, war dann aber wohl doch ein paar Jahre zu jung.

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Statt dessen guckten wir zehn bis zwanzig Mal In einem Land vor unserer Zeit, den Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1988, der bestimmt fast genauso spannend war wie Jurassic Park. Und natürlich quasi jede Folge der Dinos, auch am besten mehrfach, bis wir einzelne Dialoge mitsprechen konnten, wobei sich meine Cousine als besonders zitierbegabt erwies. Lange hielt sich in meiner Familie die Ansicht, Earl wäre irgendwie wie mein Vater (oder mein Vater wie Earl) und na ja… irgendwas war da auch dran. Irgendwann Jahre später traute ich mich dann auch, Jurassic Park zu gucken und im zweiten Teil war ich dann sogar im Kino.

Das Symbol für Freibadeis bei Alexandra ist das Bum Bum, ein Eis, das ich meines Wissens exakt einmal im Leben gegessen habe und das selbst mir mit meinem wenig empfindlichen Gaumen doch eher fies vorkam. Tatsächlich müsste man für die richtigen Freibaderinnerungen in die Achtziger zurückgehen, denn bis 1994 war unser Freibad das Bayerbad in Leverkusen, damals in der Sommerzeit voll mit Familien, mittlerweile dramatischerweise geschlossen. Im Bayerbad lernte ich schwimmen, eventuell machte ich im Bayerbad sogar mein Seepferdchen (darüber hinaus kam ich nie), jedenfalls verbrachte ich viele Sommertage im „neuen“ Becken, das für uns Kinder das spannendere war, schon allein, weil es etwas verwinkelter war als das rechteckige „alte“ Becken. Wenn man Glück hatte, wurde man mit dem Auto zum Freibad gefahren, wenn man Pech hatte, fanden die Eltern, dass man auch eine Radtour machen könnte. Die Strecke würde mir heute vermutlich lachhaft vorkommen, damals war es reine Tortur, denn ich war Kind und wollte schnell und bequem ins Freibad, nicht sportlich und umweltschonend.

Eiserinnerungen ans Freibad habe ich kaum. Im Bayerbad gab es einen Imbisssstand, an dem die immergleiche blondierte Frau mit langen Fingernägeln vor allem Würstchen verkaufte. Würstchen mit Ketchup oder Senf und einer diagonal durchgeschnittenen Toastscheibe war unser Freibadessen. Dazu gab es „Durstlöscher“ in den großen Trinkpäckchen, die einem durch das viele abgebildete Obst als gesund verkauft werden sollte. Eine Lose-Lose-Situation sozusagen, denn so wurde man als wenig ernährungsbewusstes Kind schon abgetörnt und es war dann noch nicht mal wirklich gesund. Wenn es Eis gab, dann war es Calippo, das man langsam aus der Papphülle drücken und dabei aufpassen musste, nicht mit einem zu kräftigen Drücken das ganze gegen die Nase zu katapultieren. Beim Calippogenuss saute man sich auch garantiert die Hände voll, konnte aber immerhin am Schluss das bereits geschmolzene Eis mit einem beherzten Schluck aus dem Papphörnchen trinken.

Wenn ich aber nur über Eis jenseits vom Freibadgetümmel berichten soll, so habe ich drei Stichworte: „Ed von Schleck“, „Wassereis“ und „Magnum“. Aber der Reihe nach.

Ed von Schleck war mein Standardeis, Vanilleeis mit Erdbeersoße, das mit einem Plastikstiel aus dem Plastikbecher geschoben wurde. Diese Konstruktion machte auch das Besondere aus, ansonsten war es eben Vanilleeis mit Erdbeersoße. Aber wie so oft schmecken manche Dinge ja besser, wenn sie ein Hauch des Besonderen umgibt.

Wassereis hingegen war die kostengünstige Alternative. Wassereis gab es im Büdchen an der Schule, bei dem man gemischte Tüten kaufen konnte und bei dem ich zudem sehr viel Geld in Micky-Maus-Hefte investierte. Im Sommer holte man sich nach der Schule also Wassereis für soundsoviel Pfennig, das dann bis zur Bushaltestelle oder vielmehr bis zur Ankunft des Busses aufgegessen sein musste. Was bei der Größe nicht schwierig war. Schwieriger war es, an das Eis heranzukommen. Dafür musste man nämlich mit den Zähnen die Plastikverpackung aufreißen, was mal mehr und mal weniger gut funktionierte. Außerdem war Wassereis nicht lecker, auch wenn wir uns das einbildeten. Dafür kostete es quasi nichts und man hatte zumindest Diskussionsmaterial, wenn es um die Sorten ging (hoch im Kurs: Cola, geht gar nicht: Waldmeister).

Und dann kam Magnum, das vermeintliche Luxuseis. Gestartet mit einer grandiosen Werbekampagme und das teuerste Eis, das man kriegen konnte, als es noch kein Ben & Jerry’s und kein Häagen Dasz gab. In den Neunzigern war Magnum der Inbgriff des Qualitätseises, jedenfalls habe ich das so geglaubt. Als bekennender Extremgaumen (GEBT MIR NOUGAT!) musste es bei mir natürlich das noch mal süßere Magnum White sein, man bekam also süßes Vanilleeis mit elend süßem Überzug aus weißer Schokolade. In einem Sommerurlaub in der Toskana im Jahr 1997 wurde es zum Familienritual, einmal am Tag irgendwo Magnum für alle zu kaufen. Das war auch sehr schön und ja, ich esse heute noch gerne Magnum White, auch wenn mich unzählige Kilo Ben & Jerry’s eigentlich eines Besseren hätte belehren sollen.

Aber Wassereis habe ich schon sehr lange nicht mehr gegessen, im Freibad war ich schon ewig nicht mehr und Ed von Schleck hat ein neues Design bekommen. Immerhin aber ist Jurassic Park immer noch ein ziemlich guter Film.

Adele, 15.5.2016 in der Lanxess-Arena in Köln

Adele 15.5.2016

Wir sind da. 15.5.2016 in der Lanxess-Arena in Köln. Ich beglückwünsche mich zweifach. Erstens dazu, dass ich überhaupt Karten bekommen habe, zweitens, dass ich aus reinem Zufall welche am 15.5. und nicht einen Tag vorher gekauft habe, weil ich natürlich am Verkaufstermin nicht auf dem Schirm hatte, dass da irgendwann ESC ist. Aber das ist ja jetzt kein Problem, ESC war ja gestern, heute ist Adele. Ein dritter Glückwunsch dann zu den zwar teuren, aber sehr guten Karten. Beim Konzert von Paul Simon & Sting war ich geiziger und es reichte nur für Karten auf den oberen Rängen an der Seite. Leider ist die Akustik in der Lanxess-Arena sehr, sehr mies und wenn man ganz oben sitzt, bekommt man Echos ab, die das ganze Konzert über irritieren. Jetzt sitzen wir direkt mittig und sehr viel weiter unten, was sich später als gute Entscheidung herausstellt. Keine irritierenden Echos dieses Mal.

Adele 15.5.2016

Wir haben einen Fertigcocktail (immerhin für akzeptable 6,50 Euro) und ein großes Bier gekauft, mein Mann holt noch eine Riesenschüssel Popcorn, dann warten wir ab, bis das Konzert losgeht, kein Support vorneweg, das ist gut. Wobei ich generell eine zwiegespaltene Meinung zu Support Acts habe. Einerseits möchte ich, wenn ich auf ein Konzert gehe, den Künstler sehen, für den ich die Karten gekauft habe und zwar möglichst schnell und möglichst lange. Auf der anderen Seite kann man so auch gute neue Künstler kennenlernen. Wallis Bird trat als Support für Emiliana Torrini auf, das war sehr schön, genau so wie Amanda Palmer einfach drei Bands als Support auftreten lies, allesamt auf unterschiedliche Arten spannend. Trotzdem: Ich möchte jetzt Adele sehen und nix anderes. Und Adele sehen wir dann auch.

Nachdem wir minutenlang auf ihre geschlossenen Augen starren konnten, wird es aufgeregter im Publikum. Irgendwas passiert, ich weiß aber nicht was und kann auch nichts erkennen. Im Nachhinein wird klar: Adele wird in einer geschlossenen Kiste in den Saal und zu der mittleren Bühnen gefahren. Das Licht geht aus, die Augen auf der Leinwand gehen auf, es erklingt ein „Hello“, dann noch eins, dann noch eins und dann fährt Adele auf der kleinen Bühne in der Mitte nach oben und es geht los.

Adele 15.5.2016

Natürlich geht es mit Hello los, Adele allein auf der Bühne, von einer Liveband noch nichts zu sehen. Irgendwann macht sie sich, umringt von Security auf den Weg zur großen Bühne, man sieht die Menschen unten im Saal aufstehen, um einen Blick zu erhaschen. Immer noch ohne sichtbare Band wird direkt das zweite Lied angestimmt, Hometown Glory. Im Hintergrund Bilder von London, Adeles Heimatstadt. Im zweiten Refrain singt sie dann nicht mehr über my hometown, sondern über your hometown und zack! Bilder vom Kölner Dom werden gezeigt und das reicht mir eigentlich schon, um gefühlsmäßig am Ende zu sein. Dann heule ich eben jetzt auf einem Konzert hemmungslos rum. Smart move, Adele, smart move. Das Publikum ist außer sich.

Die Frage bleibt aber. Wo bleibt die Band? Oder bleibt das so? Ich bin mit gemischten Erwartungen hergekommen. Einerseits hatte ich immer das Konzert in der Royal Albert Hall im Hinterkopf, das wir mal im Fernsehen sahen und das der Auslöser dafür war, dass ich unbedingt, unbedingt, unbedingt Adele live sehen wollte. Allerdings eben auch, weil Adele so charmant parlierte, weil das Publikum mitsang und weil alles so wundervoll war. Ich war also voll mit Erwartungen und habe genau so damit gerechnet, dass es vielleicht gar nicht so toll wird, wie ich es mir vorstelle. Wundervoll ist es ja insgesamt schon, aber viel parliert hat Adele noch nicht und wo ist die Band?

Die Frage wird beim nächsten Song beantwortet. Tatsächlich habe ich geahnt, was passieren wird, aber die Kamera nicht rechtzeitig in Position bringen können. Denn beim ersten Refrain von One and Only geht auf den Punkt genau das Licht an, die Band ist zu sehen, Adele wird groß auf der Leinwand gezeigt und das Publikum flippt schon wieder aus und ich, na ja, ich weine halt schon wieder vor Freude.

Und dann wird der ganze Abend von vorne bis hinten wundervoll. Bei diesem Konzert wird die Balance zwischen Perfektion und Authentizität so grandios gehalten wie ich es noch nie erlebt habe. Natürlich wissen die Leute genau, was sie machen müssen, um mich (und vermutlich auch alle anderen) emotional zu kriegen, aber das ist ja nicht verkehrt. Trotzdem ist es keine durchinszenierte Show, denn Adele ist Adele, erzählt zwischen den Songs Geschichten, holt Leute auf die Bühne, macht beim Singen Grimassen, die weder albern noch aufgesetzt wirken und ist auf der ganze Linie charmant, witzig, authentisch.

Adele 15.5.2016

Zwei Mädchen aus den vorderen Reihen werden auf die Bühne geholt, weil sie Adele aufgefallen sind. Die beiden sind fassungslos, man hat ein bisschen Angst, dass sie gleich hyperventilieren und umkippen, aber ich würde vielleicht auch hyperventilieren und umkippen, wenn Adele mich umarmen würde. „We saved three years for the tickets“, stammelt eine der beiden und man hat das Gefühl, das sich Adele keine besseren Fans hätte aussuchen können, um sie vor mehreren tausend Menschen zu umarmen.

Adele 15.5.2016

Zu Make You Feel My Love lässt uns Adele unsere Handytaschenlampen einschalten. „I promise you, it looks incredible“ sagt sie und es sieht wirklich ziemlich incredible aus. Immer wieder fragt sie, wo wir herkommen „Someone from… France? From South Africa? From Canada?“ Selbst aus Island ist jemand da, die ganze Welt ist anscheinend nach Köln gekommen, um Adele zu sehen. Auf der kleinen Bühne wandert sie einmal die komplett alle Seiten ab, damit die Menschen sie fotografieren können. Adele ist Diva, aber dann auch wieder nicht. „This was the worst burp“, entschuldigt sie sich und erklärt später: „I could drink anyone of you under the table.“

Auf der großen Leinwand wird neben ein paar Filmen sonst immer nur Adele eingeblendet, niemals die Band. Auch wenn ich es sonst sehr schätze, wenn ich auch das Geschehen auf der Bühne sehen kann, gefällt mir diese Entscheidung. Es bleibt so ein Abend mit Adele, man wird von nichts abgelenkt und jeder im Saal kann ihr beim Singen und erzählen zusehen. Das passt hier ganz wunderbar.

Adele 15.5.2016

Zu Someone Like You darf das Publikum wieder mitsingen. Weil ich klug bin und das geahnt habe (oder eventuell, weil Adele es angekündigt hat), schmeiße ich die Kamera an. Es ist schon sehr ergreifend, wenn eine ausverkaufte Lanxess-Arena gemeinsam singt. Genau wegen dieser Momente wollte ich unbedingt auf dieses Konzert und ich wurde sehr viel mehr als nicht enttäuscht.

Danach gibt es noch richtigen Regen von oben zu Set Fire to the Rain und dann verschwindet Adele wieder nach unten und wird in ihrer Kiste rausgefahren. Das Publikum klatscht und klatscht und klatscht und jubelt, aber vermutlich dauert es etwas länger, wenn man sich erst aus einer Kiste befreien und dann noch irgendwie durch Arena-Geheimgänge wieder auf die große Bühne begeben muss. Denn natürlich kommt Adele noch mal.

Adele 15.5.2016

Drei Lieder gibt es noch als Zugabe, All I AskWhen We Were Young, und Rolling in the Deep. Zu When We Were Young werden Kinder- und Jugendbilder von Adele eingeblendet, Familienalbumbilder, mehr oder weniger vorteilhaft und gerade deswegen wieder so authentisch. Genau diese Bilder gibt es von allen von uns. Natürlich fange ich wieder an zu weinen, weil es so schön ist und so gut passt und dann wird wieder wild auf meiner Emotionsklaviatur gespielt: Das letzte Bild ist ein Bild von der schwangeren Adele. Das ist gemein. Gemein, gemein, gemein, aber eben auch so unglaublich schön.

Zum Schluss werden kleine Papierschnipselchen auf das Publikum geblasen. Adele verschwindet hinter einer Wolke aus weißen Schnipseln und man weiß jetzt nicht, worauf man sich konzentrieren soll und versucht, Schnipsel zu fangen. (Ungeduldige Interessierte spulen in diesem Video weiter zu Minute 3:50.) Das war’s. Vorbei. Und so schön.

Adele 15.5.2016

Als wir auf den Platz vor der Arena treten, sagt mein Mann „Das beste Konzert, auf dem wir je waren!“ und ich kann nur zustimmen. Jederzeit wieder, am liebsten sofort und wenn es geht, noch weiter vorne, aber egal, Hauptsache wieder. Völlig euphorisiert laufen wir Richtung Parkplatz, essen noch eine Kleinigkeit beim Mexikaner und fahren dann voll mit Gefühlen nach Hause.

Die geretteten Papierschnipsel liegen auf dem Nachtisch. Adele sagt „Hello“ und „We could have had at it all“, aber nach diesem Konzert kann man eigentlich nur glücklich feststellen, dass man nicht nur alles hätte haben können, sondern eigentlich auch alles gehabt hat.

Adele, 15.5.2016

Die Setlist gibt’s hier.

Best of Unterbewusstsein II (oder III oder so)

Seit knapp drei Monaten schreibe ich jetzt meine Träume auf. Dabei habe ich ja schon einiges gelernt, zum Beispiel, wer am häufigsten in meinen Träumen vorkommt, dass ich kaum Albträume habe, dass ich öfter von Hunden als von Katzen träume und einiges mehr.

Aber man lernt ja immer mehr dazu. Tatsächlich bin ich im letzten Monat etwas nachlässiger geworden und stürze mich nicht mehr in der ersten Sekunde nach dem Aufwachen aufs Handy. Entsprechend gab es doch ein paar Nächte, bei denen ich mich beim Aufschreiben an gar nichts mehr erinnern konnte oder nur noch Stichworte hinschrieb, in der falschen Annahme, ich könnte mir daraus später den kompletten Traum zusammenbasteln. Allerdings finde ich das auch gar nicht mehr so schlimm. Zwischenzeitlich hatte ich einige Nächte mit wenig Traumerinnerung und kurzfristig Angst, es würde sich jetzt auf ein bis zwei Erinnerungen pro Nacht einpendeln. Dann gab es aber auf einmal wieder Morgen, in denen ich Absatz um Absatz notierte und dann war wieder alles gut. Es ist auch in den letzten Wochen von abstrakten Fetzen bis zu sehr detaillierten Notizen alles dabei gewesen.

Auf Symboldeutung gebe ich ja nichts, aber ich glaube schon daran, dass Träume irgendwas mit der Realität zu tun haben. In der Nacht auf den 1. Mai träumte ich zum Beispiel folgendes:

Man kann sein Abitur nachholen, aber ich habe einen Tag vorher noch immer nichts gelernt, vor allem geht es um Mathe. Die Regel ist wohl die, dass wenn man eine bessere Note erreicht, diese auch offiziell als Abiturnote genommen werden kann, wenn sie schlechter ist, passiert nichts. Ich weiß auch gar nicht mehr, was alles an Stoff drankommen könnte. Meine anfängliche Euphorie, dass ich in Mathe ja immer sehr gut war, weicht der Erkenntnis, dass das alles aber schon über fünfzehn Jahre her ist und ich leider alles vergessen habe.

Deswegen gehe ich bei meinen Eltern in den Keller, um noch meine alten Schulunterlagen zu suchen. Auf einem Tisch liegen ganz viele Schulhefte, darunter zumindest zwei von der elften Klasse. Der Rest scheint Grundschule zu sein, es sind alles kleine Hefte. Außerdem liegen ganz viele Glanzbilderbögen da.

Einen Tag später sollte ich auf der re:publica einen Vortrag halten, den ich… sagen wir mal… bis zu diesem Zeitpunkt vor allem gedanklich vorbereitet hatte. Zwei Nächte vorher ließ mich mein Unterbewusstsein also auf recht eindringliche Weise wissen, dass ich eventuell doch ein bisschen knapp dran war mit meiner Vorbereitung. (Es hat dann aber doch noch alles geklappt.)

Ich verarbeite aber auch Erlebtes immer sehr schön und teilweise sehr direkt nachvollziehbar. In den Tagen um die re:publica wimmelte es in meinen Träumen von Menschen, die ich dort getroffen hatte. Dass ich immerhin jetzt schon drei Mal von kurz vorher Verstorbenen Prominenten geträumt habe (Willemsen, Peter Lustig, Genscher) ist auch ein ganz gutes Indiz. Solange ich nicht von Leuten träume, kurz bevor sie sterben, mache ich mir da noch keine Sorgen. Genscher traf ich (sozusagen) in der Nacht auf den 6. April:

Ich treffe Genscher, der in einem kleinen Wintergartenkabuff sitzt und gleichzeitig Klarinette und Akkordeon spielen kann. Ich wette, dass er ein bestimmtes Stück nicht spielen kann. Ich will auf der Klarinette mitspielen, aber alle meine Blätter zerbröseln.

(Sehr netter Typ, übrigens, zumindest in diesem Traum.)

Es ist mir auch zum ersten Mal gelungen, eine Melodie aus einem Traum halbwegs in die Realität zu retten, etwas, von dem ich bisher immer dachte, es ginge nicht. (Und ja, ich habe schon mehr als einmal geträumt, ich hätte eine gute Songidee.) Die Melodie war dann erschreckend unspektakulär, vielleicht war es also doch nicht ganz das, was ich im Traum sang, aber ich nehme die Erfolge, wie sie kommen. Der dazugehörige Traum ging so:

K. und ich laufen durch einen Wald und sie fängt an, ein Lied zu singen, selbst ausgedacht und auf Englisch. Ich übernehme den nächsten Teil, aber natürlich ist der Text total albern. Bei der Strophe schalte ich die Aufnahmefunktion des iPhones ein.

Besonders auffällig sind die vielen Zugträume. Oft verpasse ich Anschlusszüge oder strande an besonders ungünstigen Bahnhöfen. Manchmal fahre ich die falsche Richtung oder muss mich beeilen, um noch schnell aus dem Zug zu kommen. Auch hier sehe ich eine gewisse Verbindung zu meinem Alltag, wobei ich mich beim täglichen Pendeln relativ selten in den falschen Zug setze und nur im Sonderfall in Gelsenkirchen oder Wuppertal strande.

Ein paar Beispiele gibt es abschließend noch und dann können wir uns mit Spannung auf die nächsten zusammengefassten Traumerkenntnisse freuen.

Bin in Wien und will nach Hause fahren. Erwische aber den falschen Zug und fahre in die verkehrte Richtung. Das merke ich aber erst an der nächsten Station und muss da sehr schnell meine Sachen packen um auszusteigen. Es stellt sich raus, dass ich erst sehr viel später eine Direktverbindung nach Hause bekomme (erst gegen 18 Uhr). Ich vermute, dass es einfacher sein könnte, zumindest bis nach Wien zurückzufahren, es lässt sich aber überhaupt nicht gut rausfinden, welcher Zug in Wien hält.


Mit meinem Mann in Estland, bin allein mit dem Bus unterwegs. Anscheinend bin ich aber in einem falschen Bus und lande in einer anderen Stadt. Bei mir ist ein anderes Pärchen, die sich mit mir unterhalten. Von dem Ort, wo ich lande, muss ich meinen Mann anrufen, damit er mich mit dem Auto abholt, weil ich auch gar kein Geld dabei habe.


Ich bin dauernd mit Zügen unterwegs, bzw. muss darauf achten, dass ich pünktlich am Bahnhof bin. Vor allem versuche ich, von Münster nach Hause zu kommen. Es fährt aber kein Zug durch und die Umsteigeverbindungen kommen mir teilweise unsinnig vor.


Ich muss irgendwo nach Baden-Württemberg, es ist aber sehr umständlich dorthin zu kommen. Mein erster Zug ist zu spät, darum verpasse ich in Fulda einen wichtigen Anschlusszug nach Hagen. Ich gucke die nächsten möglichen Bahnverbindungen nach. Es gibt noch eine über Opladen, die zunächst gar nicht so schlimm aussieht, weil man bis Opladen nur 30 Minuten fahren muss. Dann stelle ich aber fest, dass der Anschlusszug von Opladen eine komische Bezeichnung hat und wohl ein Privatzug ist, für den ich Aufschlag bezahlen müsste und das sehe ich eigentlich nicht ein. Alle anderen Verbindungen dauern endlos lange und ich hadere, ob ich die Reise noch antreten soll oder ob ich wieder zurück nach Hause fahren soll.


Ich bin in Essen und muss nach Witten (glaube ich). Bin insgesamt etwas spät dran. Als ich aufs Gleis komme, steht da schon ein RE (doppelstöckig), in den ich noch schnell reinspringe. Der Zug ist ziemlich voll. Erst im Zug gucke ich dann auf dem Handy, wie spät es ist (20:07) und in welchem Zug ich eigentlich bin. Es stellt sich raus, dass ich in einem Zug nach Gelsenkirchen bin, also der ganz falschen Richtung. Die nächste Station, wo ich dann wohl wieder aussteigen werde, ist Hochheim.

Erstaunlich ist hier wieder, wie schön detailgenau ich träume, inklusive Uhrzeiten und erfundener Haltestelle- bzw. Ortsnamen. Dass Gelsenkirchen jedoch von Essen aus gesehen wirklich nicht Richtung Witten ist, stimmt hingegen wieder. Die geographischen Verhältnisse des Traums davor sind natürlich komplett daneben, das fiel mir zwar schon im Traum auf, da man aber an Traumfahrplänen nichts macht, musste ich den Unsinn akzeptieren und irgendwie damit arbeiten.

In der nächsten Folge arbeite ich dann vielleicht mal die Hundeträume auf. Davon habe ich ähnlich viele. Hunde und Züge. My life in a nutshell.

Lieblingstweets im Mai (Teil 1)

DISKRETIONSSTRICHTE! TERRARISTIK-BÖRSEN! BOLLERWAGEN VOLL WELTLITERATUR! BRAUSEPULVER! SCHROTTWICHTELN! UND WIEDER GANZ VIEL VOM BÄR!

Gelesen im April 2016

Schlaft doch, wie ihr wollt: Die wertvollsten Stunden des Tages und wie wir sie zurückerobern von Stephanie Grimm

Ein Buch übers Schlafen trifft ja ähnlich mein Spezial-Expertisengebiet wie ein Buch übers Liegen. In diesem Fall steckt aber sogar Wissenschaft dahinter, und so erfährt man, was man übers Schlafen schon so alles weiß, aber auch erstaunlicherweise, was man alles noch nicht so weiß. Es geht um Schlafphasen, ums Träumen, wofür Schlafen überhaupt gut ist, über das Schlafen in verschiedenen Kulturen und natürlich auch darum, wie viel Schlaf gut für uns ist und warum wir ganz dringend ausreichend viel schlafen sollen. Als große Verfechterin des Vielschlafens habe ich mich sehr über dieses Buch gefreut. Der populärwissenschaftliche Ansatz geht hier auch gut auf, die Autorin verheddert sich nicht in komplizierten wissenschaftlichen Zusammenhängen, man fühlt sich beim Lesen aber auch nicht chronisch unterfordert, das ist alles schön runtergebrochen und angemessen zusammengefasst. Für mehr und besseres Schlafen!

Schlaft doch, wie ihr wollt: Die wertvollsten Stunden des Tages und wie wir sie zurückerobern von Stephanie Grimm [Amazon-Werbelink]

 

The Fifth Season von N. K. Jemisin

Für den Online-Buchclub gelesen. Ganz grandiose Fantasy von N. K. Jemisin. Im Prinzip konnte ich nur deswegen im Zug nach Berlin nicht meinen Vortrag für die re:publica vorbereiten, weil ich wirklich ganz dringend weiterlesen wollte. Dabei beginnt die Geschichte sehr sperrig, durch die ersten Kapitel muss man sich durcharbeiten, dann kommt aber alles in Fahrt, und man versteht, wie diese Welt funktioniert. Die Erde in The Fifth Season ist zerbrochen, ein riesiges Erdbeben ist der Auslöser, man richtet sich auf Jahre oder gar Jahrzehnte harten Lebens ein. Diese fünfte Jahreszeit gibt es immer wieder, Auslöser sind tektonische Ereignisse, die das Gesamtgefüge so durcheinander bringen, dass es in dieser Jahreszeit immer ums nackte Überleben geht.

In diesem Zusammenhang lernen wir Damaya, Syenite und Essun kennen, drei Frauen, orogenes, also Menschen, die die Bewegungen der Erde nicht nur spüren, sondern auch kontrollieren können und von den anderen gefürchtet sind, weil ihre Fähigkeiten unkontrolliert eine Gefahr darstellen. Irgendwo gefangen zwischen Macht und Unterdrückung werden orogenes respektiert und gleichermaßen gehasst.

So schlecht es sich beschreiben lässt, so fesselnd ist dieses Buch, wenn man sich eben erstmal reingelesen hat. Keine leichte Fantasylektüre, dafür umso lohnenswerter.

The Fifth Season von N. K. Jemisin [Amazon-Werbelink]