Webgedöns am 10.5.2016

Der NABU ruft zur Stunder der Gartenvögel auf und das Nuf erklärt, worum es geht. Als Biologentochter für mich natürlich von besonderem Interesse. Mein Vater nutzt ja sowieso das Internet, um seine Vogelsichtungen zu dokumentieren, aber natürlich habe ich vergessen, wie die Seite heißt, wo das geht.

Christoph Koch hat die amerikanische Köchin Alice Waters interviewt: „Unsere Gesellschaft hat verlernt, zu kochen“

Rafael Casal spielt in Hobbes and Me Calvin-and-Hobbes-Strips nach. Das funktioniert erstaunlich gut.

The Science of Baking in One Graphic. Exactly what it says on the tin.

Ein Rezept für failproof crêpes. Müsste ich natürlich als stolzer Proficrêpeeisenbesitzer auch sofort ausprobieren. Das perfekte Crêpe-Rezept zu finden ist tatsächlich gar nicht so einfach.

Webgedöns am 8.5.2016

Pia Ziefle berichtet im Techniktagebuch über den Bildungs- und Lebenshilfeaspekt von YouTube-Videos.

Wenn ich noch mal auf die Idee kommen sollte, Wände zu bemalen, möchte ich bitte auch genau das machen: Eine Autorin malte die erste Seite von Harry Potter auf ihre Wand.

Blaise Arnold malt Bilder, bei denen man direkt die ganze Geschichte dahinter wissen will. Oder als Inspiration nutzen kann.

Bericht über die Kunst der Fake-Nahrungsmittel in Japan. Sie wissen schon, dieses Plastikessen, das einem zeigt, wie das zu erwartende Essen aussieht. Mit sehr vielen faszinierenden Bildern.

IKEA-Anleitungen für schwierige Nahrungsmittel. Man ahnt ja nie, was man alles dringend braucht, bis es da ist.

Have You Tried These 40 Types of Pizza? (Antwort: Leider nein, es ist noch viel zu tun.)

#rpTEN-Nachlese, Teil 1

Mittlerweile im vierten Jahr habe ich mich auf der re:public rumgetrieben und mittlerweile im dritten Jahr mit eigenen Vorträgen. Der erste davon war direkt am Montag, weswegen ich auch am Montag nicht viel anderes gemacht habe, als mit Leuten zu reden, eine Präsentation zu Ende vorzubereiten, dann immerhin noch einen Vortrag angeguckt habe und dann weiter mit Leuten geredet habe, bis ich dachte, ich treffe vielleicht doch kurz vorher noch mal den anderen Menschen, mit dem ich zusammen auf der Bühne stehen sollte (das ist eine längere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden kann).

Es hat dann aber alles doch überraschend gut geklappt, fast so, als hätten wir uns vorher lange und detailliert abgesprochen und nicht einfach glücklicherweise zum gleichen Thema unterschiedliche Sichtweisen angestrebt.

Angucken kann man das ganze hier, ich rede im zweiten Teil (ab ungefähr Minute 15) darüber, warum Science Fiction gut für uns ist. Man kann sich das aber schön alles angucken, denn auch Uri erzählt ja interessante Dinge über Science Fiction und was wir von ihr lernen können.

Und was ich sonst noch in Berlin so allgemein und auf der re:publica so im Besonderen erlebt habe, das erzähle ich dann alles in den nächsten Tagen.

Lieblingstweets im April (Teil 2)

MEHR AKKULAUFZEIT! MURMELTIERE! BAGGER! HOFKNICKSE! TASCHENTUCHFILME! ERDBEERHÄUSCHEN! UND DAS ALLES OHNE GYMNASIALEMPFEHLUNG!

[Werbung] Der Pfau von Isabel Bogdan als Hörbuch

„Einer der Pfauen war verrückt geworden.“

So beginnt der erste Roman von Isabel Bogdan und man ist sofort mittendrin in der Geschichte. Besagter Pfau lebt auf einem Anwesen in den schottischen Highlands, genauer gesagt auf dem Anwesen von Lord und Lady McIntosh, die die kleinen Cottages an Feriengäste vermieten, weitab von allem, nur die Natur und natürlich die Pfauen.

Und dann wird einer der Pfauen verrückt und greift alles an, was blau ist und glänzt. Das ist einerseits nicht so schlimm, denn in der Natur gibt es recht selten Dinge, die blau sind und glänzen. Es sei denn natürlich, man hat eine Gruppe von Bankern aus London zu Gast, die für ein Teambuildingevent weit, weit weg nach Schottland geschickt wurden, samt Teambuildingcoach und Köchin und samt dem neuen blauen Auto der Teamchefin.

Es kommt, wie es kommen wird, das Auto muss leiden und Lord McIntosh trifft eine schwere Entscheidung zu Ungunsten des verrückten Pfaus. Aber hier ist die Geschichte noch nicht zu Ende, im Gegenteil, sie fängt erst an, und der arme Pfau muss gleich mehrere Tode sterben.

Isabel Bogdan übersetzt seit Jahren und hat mit Sachen machen schon ein Sachbuch geschrieben. Außerdem bloggt sie und so konnte man der Entstehungsgeschichte des Buches fast live beiwohnen, von der ersten Kurzgeschichte über die Coverlüftung bis zur Lesereise. So war die Freude bei mir umso größer, als bekannt wurde, dass es nicht nur ein Hörbuch geben, sondern dass Christoph Maria Herbst das Hörbuch einlesen würde. Man hätte sich keinen anderen Sprecher für diese Geschichte wünschen können.

Dementsprechend hielt ich mich beim Verkaufstag auch zurück, sondern wartete ein paar Tage auf meinen neuen audible-Credit, um ihn schnurstracks gegen das Hörbuch zu Der Pfau einzulösen und in den nächsten Tagen jede freie Minute zum Hören zu nutzen. Die Geschichte vom verrückten Pfau, seinem verfrühten Ableben und den sich daraus ergebenen Missverständnisse und Verwirrungen ist raffiniert erzählt und am Ende lernt man auch als Leser die wichtigste Teambuildinglektion: Kommunikation ist wichtig.

In einem Interview mit dem Argon Verlag, bei dem das Hörbuch erschienen ist, erzählt Herbst auch von den Herausforderungen bei der Aufnahme:

Die größte Herausforderung bei diesem Hörbuch war für mich sicher, mich selbst ganz stark zurückzunehmen, um der Erzählweise gerecht zu werden. Ich komme ja beispielsweise ganz stark vom Dialog, wo ich den Figuren dann gerne Erkennungsmerkmale verpasse, Eigenarten. In Der Pfau gibt es nicht eine einzige direkte Rede. Alles wird indirekt erzählt, was auf der einen Seite diese britische Distinguiertheit verstärkt und einen zunächst ein wenig auf Abstand hält, mir auf der anderen Seite aber auch ganz neue Möglichkeiten eröffnete, nämlich nur durch kleinere Tempowechsel oder dezente Modulationen diese lebendige Welt zu kreieren.

Der Pfau bekommt eine All-inclusive-rundum-glücklich-Empfehlung und das Hörbuch noch ein Extrasternchen obendrauf. Kleinere Nebenwirkungen wie das dringende Bedürfnis, Urlaub in Schottland zu machen, sind nicht ausgeschlossen, man könnte beinahe vermuten, sie seien erwünscht, nicht zuletzt basiert die Geschichte (man glaubt es kaum) auf einer wahren Begebenheit. Isabel Bogdan hat eine wunderbar typisch britische Verwechslungskomödie geschrieben, die Christoph Maria Herbst mit offensichtlichem Spaß eingelesen hat.

Isabel Bogdan: Der Pfau, erschienen 2016 bei Kiepenheuer & Witsch, Hörbuch gelesen von Christoph Maria Herbst erschienen im Argon Verlag und u.a. erhältlich bei audible.

Gelesen im März 2016

The Sword of Shannara von Terry Brooks

Für den Online-Buchclub gelesen und nein. Einfach nein. Ich weiß, dass es ein Fantasy-Klassiker ist und in den Siebzigern anscheinend gefeiert wurde, aber nein. Mal abgesehen von dem allzu offensichtlichen Einfluss Tolkiens (zwei einfache junge Männer aus einem heimeligen Tal werden auf einem seltsamen großen alten weisen Mann auf eine Mission geschickt, von der das Schicksal des ganzen Landes abhängt) und des doch sehr einfachen Sprachstils, es kommen einfach keine Frauen in diesem Buch vor. Na gut, es kommt eine Frau vor, die irgendwann in der zweiten Hälfte auftaucht und dann wird noch zwei oder drei Mal die Existenz anderer weiblicher Wesen am Rande erwähnt. Die anderen Bücher der Reihe sollen besser sein, vielleicht liest man einfach eines von denen, wenn man unbedingt etwas aus den Shannara-Chroniken lesen will. Aber nicht das hier.

The Sword of Shannara von Terry Brooks [Amazon-Werbelink]

 

All the Birds in the Sky von Charlie Jane Anders

Ebenfalls für den Online-Buchclub gelesen und geliebt. Es geht um Patricia und Laurence. Während Patricia magische Kräfte an (klingt schlimmer als es im Buch ist), ist Laurence ein Tech-Wunderkind. Beide leben in einer Welt, in der sie niemand versteht, nicht die Eltern, nicht die Mitschüler und so finden sie sich, werden Freunde, zunächst eher aus einer Notwendigkeit. Aber einer verrät den anderen und dann tritt noch ein Auftragskiller auf, der die Apokalypse aufhalten will, die in seiner Vision von den beiden ausgelöst wird. Erst Jahre später treffen sich Patricia und Laurence in San Francisco wieder, beide haben vermeintlich ihren Platz in der Welt gefunden, wenn da nicht tatsächlich der drohende Weltuntergang anstünde und sie sich für eine Seite entscheiden müssten. Klingt seltsam, ist es auch, aber gleichzeitig packend geschrieben, mit tollen Figuren und genau der richtigen Menge an Absurdität.

All the Birds in the Sky von Charlie Jane Anders [Amazon-Werbelink]

 

Sommernovelle von Christiane Neudecker

Ein astreines Sommer-Nostalgiebuch. Die fünfzehnjährige Panda fährt mit ihrer besten Freundin Lotte über Pfingsten auf eine Nordseeinsel, um auf eine Vogelstation zu helfen. Wir sind im Jahr 1988 und die beiden Mädchen wollen die Welt retten, vor dem sauren Regen und den Atomkraftwerken und dem Müll, der am Strand rumliegt. Und dann geht es natürlich doch um mehr, um die erste Liebe und die erste Enttäuschung und die Frage, wem man trauen kann, wenn man fünfzehn ist und die Welt retten will. Das ist alles ganz wunderbar in eine Atmosphäre gepackt, die man auf jeder Seite spüren kann. Ich habe auch schon hier darüber geschrieben.

Sommernovelle von Christiane Neudecker [Amazon-Werbelink]

 

The Color Purple von Alice Walker

Ein Klassiker wieder, und zwar völlig zu recht. In Briefen wird die Geschichte der Schwarzen Celie erzählt, die es nicht leicht im Leben hat und von einem misshandelnde Vater zum schlagenden Ehemann geschubst wird, sich dann aber doch mutig und in kleinen Schritten ihre Freiheit erkämpft. Ich habe mich in wenigen Tagen durch das Buch gefräst, man könnte sich fast fragen, warum ich das nicht schon viel früher gelesen habe.

The Color Purple von Alice Walker [Amazon-Werbelink]

 

Hab ich selbst gemacht von Susanne Klingner

Susanne Klingner kenne ich vom Lila Podcast, den ich hier auch allen ganz dringend ans Herz legen möchte. Vor ein paar Jahren beschloss sie, ein Jahr lang alles selbst zu machen, vom Brot über Seife bis zum selbstgenähten Designerkleid. Ihr Mann steht der Unternehmung skeptisch gegenüber, Susanne zieht das Ding aber durch, mit allen Erfolgen und Rückschlägen, von denen es auch einige gibt, doch genau das macht das Buch so schön. Es ist kein „Man kann alles selber machen, wenn man will“-Buch, sondern ein „Man kann vermutlich alles selber machen, aber bei manchen Dingen lohnt sich der Stress nicht“-Buch. Jedenfalls habe ich wahrscheinlich nicht ohne Grund diesen Frühling wieder damit angefangen, Brot selbst zu backen. Die Inspiration lässt sich also nicht wegleugnen. Ein sympathisches, schönes Buch mit der ein oder anderen Anleitung und einer ehrlichen Sicht auf den Selbermachtrend.

Hab ich selbst gemacht von Susanne Klingner [Amazon-Werbelink]

 

Wenn’s brennt von Stephan Reich

Auch ein Coming-of-Age-Roman, nur spielt die Geschichte diesmal in der Gegenwart und die Jugendlichen wollen nicht so sehr ihre Welt retten als vielmehr irgendwie mit ihr klarkommen, was mal mehr und mal weniger gut funktioniert. Es wird geraucht und getrunken und am Ende kommt es nicht ganz unerwartet zu einer Katastrophe. Auch dieses Buch habe ich sehr gerne gelesen, wobei ich den Figuren ihren Erfahrungshorizont nicht immer abgenommen habe, das war aber ein kleines Problem in einem ansonsten sehr packenden Roman. Auch über dieses Buch habe ich schon geschrieben.

Wenn’s brennt von Stephan Reich [Amazon-Werbelink]

 

Die Ernte des Bösen von Robert Galbraith

Der dritte Teil der Cormoran-Strike-Reihe von Robert Galbraith alias J.K. Rowling. Wieder als Hörbuch gehört, was mich ein Wochenende lang zu Hörbuchtauglichen Aktivitäten nötigte (Liegen geht dann nicht, dann schlafe ich ein). Dieser Teil führt uns weiter in die Vergangenheit des Privatdetektivs Cormoran Strike, denn es wird persönlich. Seine Assistentin Robin bekommt ein abgetrenntes Frauenbein geschickt und Strike muss sich damit auseinandersetzen, wer aus seiner Vergangenheit ihm so viel Böses können wollte. Im Gegensatz zu den ersten beiden Büchern hatte ich diesmal ein bisschen Probleme der Story zu folgen, außerdem treten die persönlichen Probleme und die Beziehung der beiden Hauptfiguren deutlich mehr in den Vordergrund. Nichtsdestotrotz hat Galbraith/Rowling hier wieder einen schönen dichten Krimi mit Vollausstattung geschrieben. Den vierten Teil lese bzw. höre ich dann sicher auch.

Die Ernte des Bösen von Robert Galbraith [Amazon-Werbelink]

 

A Darker Shade of Magic von V.E. Schwab

Auch für den Online-Buchclub gelesen. (Zur Erklärung: Das erste Buch war für den Februar, hat sich aber ewig in die Länger gezogen, so dass ich erst im März fertig wurde. Das Buch für März hatte ich in wenigen Tagen durch und als dann das Buch für April feststand, habe ich das auch ganz fix gelesen.) Wieder eine Fantasy-Geschichte, diesmal irgendwo in London, wobei es eben nicht ein London gibt, sondern drei oder vielmehr vier. In Grey London gibt es keine Magie, White London wird von tyrannischen Zwillingen regiert und in Red London fließt die Magie wie die Themse durch die Stadt. Früher waren die Städte verbunden, bis Black London unterging und sicherheitshalber alle Türen zwischen den alternativen Welten geschlossen wurden. Nur noch zwei Menschen haben die Fähigkeit, zwischen den Londons zu wechseln, einer davon ist Kell. Als er einen illegalen Botengang annimmt und einen geheimnisvollen Stein von einem London ins andere schmuggelt, gerät alles aus den Fugen. Dann ist da noch die Diebin Lila aus Grey London, die Kell erst bestiehlt und ihm dann durch die Welten folgt, um die ein oder andere Katastrophe aufzuhalten (oder selbst zu provozieren). Das ist alles sehr flott geschrieben, erinnert an YA (was nicht wundert, da V.E. Schwab auch YA-Romane schreibt). Dass die Geschichte an der ein oder anderen Stelle noch etwas unausgegoren ist, stört da nicht groß, dafür macht das alles zu viel Spaß.

A Darker Shade of Magic von V.E. Schwab [Amazon-Werbelink]

Webgedöns am 19.4.2016

Ein etwas trauriger Bericht über Jane-Austen-Bälle in der Süddeutschen. Traurig deswegen, weil Jane Austen offensichtlich hier weitestgehend für hübsche Kleidung und gepflegtes Tanzen steht und nicht für all das, für das sie eigentlich stehen sollte.

Ein schöner Artikel von Kathrin Passig zur Kulturgeschichte des Schlafens. Ich fand ihn eigentlich nur, weil ich etwas über die unterschiedlichen Arten, Betten zu machen suchte, weil es auf Facebook eine Diskussion über die typisch deutsche Bettenmachart gab, die schon für Niederländer anscheinend schwer begreiflich sind. Man findet aber leider fast nichts über Kulturunterschied beim Bettenmachen, das Thema wird von der Forschung (und vom Internet) sträflichst vernachlässigt.

Kiki hat einen Comic über die Hilfsorganisation More Than Shelters gezeichnet und etwas über die Entstehungsgeschichte geschrieben. Sowohl der Bericht als auch der Comic, der am Ende verlinkt ist, lohnen sich.

Wo wir schon dabei sind, der erste Bärencomic von Kiki ist auch ganz wunderbar.

Wer sich schon über Ausmalbücher für Erwachsene erheitern kann, für den wird hier die nächste Stufe gezündet: PAINT BY STICKERS! (Einsortiert unter: What is this I don’t even…)

Auf Radiooooo kann man eine Dekade und ein Land wählen und bekommt dann entsprechende Musik vorgespielt.

Heute etwas Anti-Food-Porn: A Brief Compendium of „Are You Seriously Going to Eat That?“

 

Lieblingstweets im April (Teil 1)

GIN UND SCHOKOLADE! DUSCHVORHÄNGE! KINDERLACHEN! SILCOFERM-FARBTÖNE! PARFÜMIERTE TEES! SCHNITZEL! UND SPARGEL NATÜRLICH!

Bahnhofsszenen

Ich muss eine Stunde früher zur Arbeit, schon in der U-Bahn habe ich das Gefühl, dass die Leute in der 6:38-Uhr-Bahn noch schlechter gelaunt aussehen als die in der 7:38-Uhr-Bahn. Wundern würde es einen ja nicht.

Auf dem Bahnsteig, rechts Gleis 2, auf dem mein ICE schon steht, links Gleis 1, auf dem… wait! WHAT?

Wagen um Wagen reiht sich der Roncalli-Zug auf dem Gleis, kleine bunte Wohnwagen, Trecker und andere Fahrzeuge, die ich nicht genau zuordnen kann. Auf dem Bahnsteig Menschen, die ihre Handys zücken und Bilder machen. EIN ZIRKUSZUG! EIN ECHTER ZIRKUSZUG!

Der Circus Roncalli, so las ich neulich, ist der letzte Zirkus Deutschlands, der noch auf Schienen transportiert wird. In der Wikipedia liest man dazu folgendes:

Bernhard Paul bevorzugt Bahntransporte und setzt daher als letzter Zirkus in Deutschland auf schienengebundene Zirkuszüge. Der Transport des gesamten Roncalli-Wagenmaterials mit über 80 historischen Zirkuswagen erfordert einen Güterzug mit einem Gesamtgewicht von 1.175 Tonnen und einer Zuglänge von rund 700 Metern; diesen zu entladen, dauert mehr als einen Tag. Bahntransporte erweisen sich aber zusehends als schwieriger, da beispielsweise die Deutsche Bahn geeignete Laderampen kaum noch in Betrieb hat.

Auch ich laufe natürlich am Bahngleis entlang und mache knips, knips, knips mit dem Handy.

Circus Roncalli

Zwei Zugbegleiter stehen im gelben Raucherrechteck.

„Da!“ sagt der eine. „Schon wieder eine!“

„Aber das ist so schön!“ sage ich, denn er hat ja mich gemeint.

„Versteh ich nicht“, sagt er. „Das ist doch nur ein Zirkus.“

„Aber das ist der letzte Zirkus, der noch mit dem Zug transportiert wird“, erkläre ich.

„Wenn man jetzt Bilder von mir machen würde, das würd ich ja verstehen, aber so…“, sagt er und ich überlege kurz, ob ich anbieten soll, noch ein Bild von ihm zu machen, entscheide mich dann aber dagegen und steige in meinen Zug.

Bei der Abfahrt gucke ich noch dem Roncalli-Zug hinterher. „Büffett“ steht auf einem Wagen. „Schneiderei“ auf einem anderen. Ich glaube nicht, dass so ein Zirkusleben was für mich wäre, aber für so einen kurzen Moment kann man sich fast einbilden, dass man gerne in einem Wohnwagen leben und auf Schienen durchs Land transportiert werden möchte.