Lieblingstweets im Januar (Teil 2)

ZWANGSNEUROSEN! ARTGERECHTE TOASTERHALTUNG! QUARKBÄLLCHEN! ENTEN! DORFBÄCKEREIEN! KLOBÜRSTEN! EIERLIKÖR! UND NATÜRLICH IBANS! IMMER DIESE IBANS!

Vorbei.

Am Montag fahre ich zum letzten Mal ins Büro, im Gepäck 30 Donuts (zwölf für den Werkschutz, der Rest für die Kollegen), kein Koffer, der Rucksack so gut wie leer. Das muss so, ich fahre ja abends wieder zurück.

Die Wohnungsschlüssel habe ich schon seit Donnerstag nicht mehr, Dienstag habe ich mich offiziell abgemeldet. Kein Zweitwohnsitz mehr. Das war’s.

Heute bleibt der Laptop im Büro, den brauch ich nicht mehr. Ich gebe ab: Meine Visitenkarten, die RSA-Dongles, den Büroschlüssel, den Dauerleihschein, den Betriebsausweis. Die Dame vom Ausweiswesen gibt mir eine Austrittskarte. So geht das alles.

Dann stehe ich draußen vorm Werk. Die Sonne strahlt, ich komm hier nicht mehr rein. Ich arbeite hier nicht mehr. Vorbei.

Wenn man mich nach meinem Lieblingsbuchanfang fragt, so ist die Antwort eine etwas klischeehafte, wenig abgefahren oder außergewöhnlich. Ich mag den ersten Satz aus Charles Dickens „A Tale of Two Cities“ so gerne, oder besser gesagt die ersten paar Worte, denn der Satz ist ja sehr lang, er hört quasi nicht auf und auf einmal ist das Buch zu Ende, dabei wollte man eigentlich nur den ersten Satz zu Ende lesen.

It was the best of times, it was the worst of times.

Das schöne an diesem Satz ist, man kann ihn dauernd verwenden und er passt immer so schön. Drei Jahre Wochenendpendeln, drei Jahre irgendwie kein richtiges Zuhause, oder doch, aber eben in Essen. Ich habe es nie bereut, aber ich wusste auch, wann es zu Ende sein musste und dann habe ich dafür gesorgt, dass es zu Ende ging, bevor ich unglücklich werden konnte.

Drei Jahre Hanau, diese kleine hässliche Stadt kurz vor Bayern. Schön ist das nicht, wusste ja schon Frank Goosen, aber woanders ist auch scheiße. In Hanau, das muss man so sagen, habe ich mich nie zu Hause gefühlt, aber das brauchte ich auch gar nicht, ich habe es auch überhaupt nicht versucht. Ich habe mich aber immer wohl gefühlt. Hanau war immer gut zu mir, es wollte mir nie etwas Böses, es war halt da und so wie es war, war es okay.

Drei Jahre Dentalbranche. Ich weiß jetzt, wie man Zähne richtig bezeichnet und kann manche Fragen bei Quizduell sofort richtig beantworten obwohl ich gar kein zahnmedizinisches Studium hinter mir habe. Total gut. Und ich weiß jetzt, dass ich Carabellihöcker habe, was entweder bedeutet, dass ich irgendwann mal Syphilis hatte (unwahrscheinlich) oder einfach besonders intelligent bin (müssen andere beurteilen).

Vorbei.

Als ich zum Hauptwerk laufe, um die Ausweise abzugeben, strahlt die Sonne vom knallblauen Himmel, während es zeitgleich regnet. Man traut sich gar nicht, das zu schreiben, weil man sofort in den Verdacht gerät, Dinge überzuinterpretieren oder sich einfach was auszudenken, nur damit es gut zur Geschichte passt. Aber es hilft ja nichts, ich denke, ja genau, so ist das: Sonnenschein und Regen. Das fasst es eigentlich ganz gut zusammen.

It was the best of times, it was the worst of times.

Eben.

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Bücher 2013 – Platz 5 bis 1

Nachdem ich feststellen musste, dass Bücherkurzbeschreibungen nicht zu meinen „Mach ich mit links“-Königsdisziplinen gehören, ich also für zwei Sätze gefühlt eine halbe Stunde bleiben, musste ich meine Lieblingsbücher 2013 in zwei Artikel teilen. Platz 10 bis 6 gibt es also hier, und zu den Plätzen 5 bis 1 kommen wir jetzt.

5. Das große Los von Meike Winnemuth

das_grosse_losEigentlich wollte ich ja noch eine lange Rezension schreiben, bin aber mal wieder nicht dazu gekommen. Ich habe Meike Winnemuths Blog verfolgt und bin mit ihr ein ganzes Jahr um die Welt gereist. Dementsprechend hatte ich ein bisschen Angst, ich könnte dieses Buch nicht mögen, denn erstens kannte ich ja alles schon und zweitens finde ich Bücher in Briefform problematisch. Meine Sorgen waren aber unbegründet, bei den Sachen, die ich kannte, habe ich mich gefreut, noch mal darüber zu lesen, bei denen, die ich noch nicht kannte habe ich mich gefreut, etwas Neues zu erfahren und das mit den Briefen hat Meike Winnemuth so gut hingekriegt, dass ich dahingehend auch ein paar Vorurteile abbauen konnte.

Gerade ist übrigens ihr neues Projekt gestartet. Meike Winnemuth wohnt jetzt ein Jahr lang jeden Monat in einer anderen deutschen Kleinstadt unterschiedlich großen Stadt, deren Einwohnerzahl von 757 bis 362.216 reicht und einer Durchschnittseinwohnerzahl von 126.318,25 entspricht, was laut Wikipedia in der Stadtklassifikation einer deutschen Mittelstadt entspricht. Nicht ganz so exotisch, aber auch spannend. Den passenden Blog gibt’s natürlich auch.

Das große Los von Meike Winnemuth gibt es bei Amazon [Werbelink], bei der Buchhandlung stories! in Hamburg und bei jeder anderen Buchhandlung.

4. Blutklingen von Joe Abercrombie

36790210zEin Breitwand-Western-Fantasy-Roman. Die ersten fünfzig Seiten brauchte ich, um reinzukommen, danach wusste ich dann: Joe Abercrombies Bücher werden vollkommen zu Recht empfohlen. Gradlinige Stories, glaubhafte und vielschichtige Charaktere, gute Settings, alles sehr rund und ausgewogen, nie langweilig, doof oder übertrieben. Funktionierte bei mir auch nachhaltig total gut. (Die deutschen Titel finde ich nicht nur verwirrend, eigentlich würden sie bei mir eher dazu führen, dass ich das Buch nicht kaufen würde. Wie immer sind die Originaltitel intelligenter und subtiler, aber ansonsten gibt’s nichts zu meckern.)

Blutklingen von Joe Abercrombie gibt es bei Amazon [Werbelink], bei der Buchhandlung proust in Essen und bei jeder anderen Buchhandlung.

3. 2312 von Kim Stanley Robinson

351_31435_133997_xlNoch mal Breitwand-Panorama, diesmal in der Science-Fiction-Weltraum-Edition. Fragen Sie mich jetzt nicht nach der Story, ich habe vorgestern versucht, Frau Novemberregen von dem Buch zu erzählen, habe mich aber entweder in Details verstrickt oder konnte nur hilflos „Das ist wirklich sehr, sehr gut!“ sagen. 2312 ist wirklich sehr, sehr gut. Es geht irgendwie um Planeten und Intrigen und zwischendurch reisen Leute in terraformten Meteoren durchs All. Verzeihen Sie, wenn das hier alles verwirrend ist, aber, wenn Sie sich nur ein bisschen für Science Fiction interessieren, lesen Sie das. Vertrauen Sie mir einfach.

2312 von Kim Stanley Robinson gibt es bei Amazon [Werbelink], bei der Buchhandlung Jost in Bonn und bei jeder anderen Buchhandlung.

2. Der letzte Engel von Zoran Drvenkar

51ziNcP4XbL„Der letzte Engel“ habe ich als Hörbuch gehört und fast ein bisschen bereut, weil man so nicht einfach so zurückblättern konnte. Ich habe selten ein Buch gelesen, in dem die verschiedenen Handlungsstränge so dermaßen gut und raffiniert miteinander verknüpft waren. Erstaunlicher noch, dass Zoran Drvenkar in einem Interview erzählt, dass er eigentlich nie plant, sondern guckt, wie sich die Dinge beim Schreiben so ergeben. Die Geschichte um den letzten Engel, den sechzehnjährigen Motte, der eines morgens aufwacht und feststellen muss, dass er nicht nur tot ist, sondern auch noch Flügel hat und allem, was sich darum rankt, bis zurück zu den Gebrüdern Grimm und ach… ich schrieb bereits im CULTurMAG darüber, lesen Sie doch da weiter.

Der letzte Engel von Zoran Drvenkar gibt es bei Amazon [Werbelink], beim Sternverlag in Düsseldorf und bei jeder anderen Buchhandlung.

1. Of Bees and Mist von Erick Setiawan

ofbeesandmistMein Buch des Jahres beginnt so:

Few in town agreed on when the battle began. The matchmaker believed it started the morning after the wedding, when Eva took all of Meridia’s gold and left her with thirteen meters of silk. The fortune-teller, backed by his crystal globe, swore that Eva’s eyes did not turn pitiless until Meridia drenched them in goose blood three months later.

Nach diesen drei Sätzen wollte ich dieses Buch lesen und habe es, auch wenn es wirklich sehr klischeehaft klingt, verschlungen. Die Grenze zwischen Realität und Magie sind hier so fließend, die Protagonisten schweben in ihrer eigenen Welt, es geht um Liebe, Hass, Familie und Intrigen, um Opfer, die wir bereit und solche, die wir nicht mehr bereit sind, zu bringen. Um den Nebel, der das Haus umgibt, in dem Meridia aufwächst und die Bienen, die um ihre Schwiegermutter schwärmen. Vielleicht kein Buch für jeden, aber definitiv für mich.

Eine deutsche Übersetzung gibt es übrigens bislang noch nicht. Warum auch immer.

Of Bees and Mist von Erick Setiawan gibt es bei Amazon [Werbelink], beim Kulturkaufhaus Dussmann in Berlin und bestimmt auch bei anderen Buchhandlungen.

Wir sind mit den Büchern 2013 übrigens noch nicht durch. Im dritten Teil gibt es die Sonderpreise und ich verspreche, auch hier gibt es einige Entdeckungen (und ein paar Warnungen).

Mehrfacher Astbewurf: Best Blog Award in doppelter Ausführung

Ich wurde sowohl von Jens vom Hiking Blog als auch von Doreen von Die Missing Words mit Zeug beworfen und packe das jetzt einfach in einen gemeinsamen Beitrag.

1. Warum bloggst du und wie bist du dazu gekommen?

Ich hatte immer schon Mitteilungsdrang, sonst hätte ich ja nicht im Grundschulalter auf dem heimischen Rechner meine eigene Schülerzeitung (Auflage ungefähr drei Exemplare) geschrieben, ausgedruckt und zusammengetackert. Bloggen war da quasi die unvermeidbare Konsequenz und in dem Moment, als ich 2004 zum ersten Mal im Internet Blogs begegnete, war klar, dass ich sowas auch machen würde.

2. Wie hat sich dein Leben durch das Bloggen verändert?

Ich habe Leute kennengelernt, die ich sonst womöglich nie kennengelernt hätte und bin ein bisschen abenteuerlustiger geworden. Außerdem weiß ich jetzt: Abgedrehte Alltagsgeschichten, so nervig sie in dem Moment auch sein mögen, liefern wenigstens fast immer guten Stoff für amüsante Blogartikel. Das macht es einfacher, sie zu ertragen.

3. Was inspiriert dich für neue Blogposts?

Alles. Was natürlich nicht heißt, dass ich über alles schreibe, was mir so passiert und was ich so denke. Klischeeantwort, ich weiß, ist aber eben so.

4. Was war deine absurdeste/lustigste Kooperationsanfrage?

Ich finde geschätzt 95 Prozent der Kooperationsanfragen absurd.

5. Was ist für dich das Besondere am Ruhrgebiet?

Die Unaufgeregtheit. Hoffentlich geht das nicht weg. Überall anders sind die Leute immer so aufgeregt. Überraschend war für mich, dass es wirklich sehr, sehr grün und auch sehr, sehr hügelig ist. Letzteres merkt man auch schön, wenn man aus Versehen mal mit dem Fahrrad fährt und dann fluchend die Huyssenallee Richtung Rüttenscheid hocheiert.

6. Was bedeutet Heimat für dich?

Heimat, dat es e Jeföhl.

(Und so wohl ich mich im Ruhrgebiet fühle, wenn ich mit dem Zug über die Hohenzollernbrücke rattere und den Dom sehe, das ist schon ziemlich großartig.)

7. Wo gibt es die beste Currywurst im Pott?

Beim Xaver auf der Gemarkenstraße.

8. Wo ist dein Outdoor-Lieblingsplatz im Revier?

Seh ich so aus, als hätte ich Outdoor-Lieblingsplätze?

(Ich habe mich allerdings spontan ein bisschen in die großen Ruhrwiesen bei Bochum-Dahlhausen verliebt. Da war ich aber auch nur einmal und das ist schon über zwei Jahre her. Ein wirklicher Lieblingsplatz – behaupte ich zumindest – müsste öfter frequentiert werden.)

9. Welche Wanderung hast du als letztes gemacht?

Ich gehe nicht wandern, ich gehe spazieren. Wandern ist ein Konzept, das sich mir bislang noch nicht erschlossen hat. Im Zweifelsfall: siehe nächste Frage.

10. Was war der höchste Berggipfel, auf dem du bisher gestanden hast?

Neujahr 2012 stand ich auf dem Gipfel von Arthur’s Seat in Edinburgh (251 m laut Wikipedia). Ansonsten kamen wir 2006 in Frankreich auf die Schnapsidee, bei den Gorges du Verdon auf einen Berg zu klettern. Das war sehr abenteuerlich, ich weiß aber nicht, wie hoch da der Gipfel war. Wenn wir da überhaupt auf einem Gipfel waren. (Wenn ich Google Maps richtig lese, war es ziemlich sicher mehr als 251 m, allerdings lag auch schon die Straße, von der wir starteten, etwas höher. Es ist also kompliziert.)

11. Gibt es etwas, was du 2014 unbedingt tun willst und wenn ja, was?

Steht alles auf der Herzliste 2014.

(An dieser Stelle sind wir mit Jens Fragen durch, die nächsten Fragen kommen von Doreen.)

12. Welche Stadt möchtest du 2014 gern besuchen?

Steht auch auf der Herzliste 2014, ist allerdings auch schon erledigt mit dem Ergebnis, dass ich noch mal nach Berlin will. Außerdem würde ich gerne nach Brügge, noch mal nach Edinburgh und natürlich nach Biscarrosse-Plage. Ob das alles so zu machen ist, wird sich noch zeigen.

13. Welches Buch sollte man auf gar keinen Fall lesen und warum?

Ich fand „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ von Joel Dicker so unglaublich absurd furchtbar, dass ich es schon fast wegen des großen Amusementpotentials doch empfehlen würde, allerdings auf eigene Gefahr. Den dritten Teil der „His Dark Materials“-Reihe von Philip Pullman fand ich auch furchtbar, aber leider noch nicht mal unterhaltsam und über „Der Junge mit dem gestreiften Pyjama“ von John Boyne habe ich mich schon beim Lesen so geärgert, dass ich wirklich nur davor warnen kann.

3. Was ist für dich Poesie?

Wenn’s sich reimt oder Glanzbilder drumrum kleben.

4. Osterlamm oder Osterhase – Gibt es an Ostern ein traditionelles Essen in deiner Familie?

Nein.

5. Welches Rezept wolltest du schon immer einmal ausprobieren und hast es noch nie getan?

Brathähnchen. Lasagne. Irgendeine Art Sonntagsbraten. Steht aber auch schon auf Herzliste. (Ja, es tut mir auch fast ein bisschen leid, dass ich auf diese Fragen so irre gut vorbereitet bin.)

6. Was bedeutet für dich Heimat?

Siehe oben.

7. Warum bloggst du?

Siehe oben.

8. Welche historische Person würdest du als ein Vorbild ansehen?

Bei einem Therapy-Spiel wurde meine beste Schulfreundin N. mal gefragt, ob sie lieber Lucrezia Borgia oder Florence Nightingale hätte sein wollen. Nachdem wir irgendwie recherchiert hatten (damals gab es ja noch kein Internet, jedenfalls nicht so wirklich), wer Lucrezia Borgia war, entschied sie sich sehr entschlossen für diese Option. Seitdem muss ich bei solchen Fragen immer automatisch an Lucrezia Borgia denken und kann das leider nicht ernsthaft beantworten. Alternativ: Jim Henson. Jim Henson ist immer eine gute Antwort.

9. Welches Restaurant deiner Heimatstadt sollte man unbedingt besuchen?

Dafür müsste man erstmal Heimatstadt definieren. In Köln habe ich ein bisschen den Überblick verloren, ich fand aber vor vielen, vielen Jahren das Hotelux in Deutz mit viel rotem Plüsch und russicher Küche mit viel Butter sehr abgefahren. Da könnte man eigentlich noch mal hin.

In Essen kann man beim Xaver sehr gut Currywurst essen. Unser Lieblingsrestaurant in Essen ist ja bekanntlich Schnitzlers in Byfang, das kann ich vor allem im Sommer empfehlen, wenn man schön draußen sitzen kann. Ansonsten kann ich die unzähligen Gourmetmeilen im Sommer empfehlen, man kommt zu dieser Zeit aus dem Essen quasi nicht mehr raus.

Und auch wenn es nicht mehr wirklich zur Heimatstadt zählt, möchte ich an dieser Stelle sowohl Jankas Lokal in Dortmund als auch das Bannisters in Mülheim erwähnen.

10. Wie sehen deine kulturellen Pläne für den Frühling aus?

Auf der Herzliste steht, dass ich mal ins Museum Folkwang möchte, das könnte man ja prima im Frühling machen. Ansonsten habe ich Karten für die Phonophobia-Tour der Drei Fragezeichen im März. Im Mai ist re:publica und alles andere wird sich schon ergeben. Oder auch nicht.

11. Was ist das Schönste für dich im Frühling?

Dass der Winter vorbei ist. Ich mag Winter, bin aber spätestens Mitte Januar mit dem Thema durch. Leider ist der Winter dann meistens noch nicht durch.

Eigentlich müsste ich jetzt selber 11 Fragen ausdenken und andere Leute bitten, diese zu beantworten, allerdings habe ich gerade so dermaßen keine Lust dazu, dass ich es einfach nicht tun werde. Irgendwann muss auch mal gut sein. Wer möchte kann sich aber gerne einen oder beide Fragebögen (oder eine wilde Mischung aus beiden) nehmen und selber beantworten.

Sonntags auf dem Fehrbi

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Wenn man am Wochenende auf dem Flohmarkt auf dem Fehrbelliner Platz in Charlottenburg hinter einem Stand steht (nur als Besuch), dann will man eigentlich gar nicht mehr weg. Dauernd kommen Leute und verhalten sich irgendwie oder sagen Sachen. Zwischendurch kann man sogar ein bisschen Prominenz gucken, das ist aber natürlich reiner Zufall.

Da kommt dann zum Beispiel jemand und will eine Taschenuhr kaufen, die kostet aber 40 Euro. 30, sagt er. Nee… 35, sagt Mutter, absoluter Endpreis. Er geht jetzt noch mal rum, sagt er, dann kann sie ja noch mal überlegen und er kann noch mal überlegen. Sie müsse da nichts überlegen, sagt Mutter leise zu mir. Der Mann läuft eine Runde, dann kommt er wieder und will immer noch 30 zahlen, Mutter will aber immer noch 35 haben.

„Sie handeln hier für fünf Euro!“ sagt er etwas empört.

„Ja, SIE DOCH AUCH!“ rufen Vater, Mutter und Tochter (also ich).

Außerdem wäre da keine Kette dran, da müsse doch eine Kette dran, eine Taschenuhr ohne Kette, was solle man denn damit? Mutter meint, er hätte doch bestimmt eine Kette und wenn nicht, könnte er ja eine kaufen.

32 Euro 50, meint er.

35, meint Mutter.

Es endet dann doch damit, dass er die Taschenuhr ohne Kette kauft. Für 35. War ja klar.

Schöner war aber die Frau, die sich eine Kette anguckte, dann fragte, was die kosten würde bzw. ob die so viel kosten, wie dran stünde, worauf Vater sagte, wenn da ein Preis dran stünde, dann würde das wohl auch so viel kosten, wie dran stünde.

Worauf die Frau einen seltsamen angeekelt-empörten Gesichtsausdruck bekam, und die Kette schnell wieder hinlegte, fast so, als ob wir oder gar die Kette selber sie mit dem Preisschildchen persönlich beleidigt hätten.

Ich wäre gerne noch länger geblieben, aber es war heute doch etwas kalt in Berlin, und darum fuhr ich nach zwei Stunden noch schnell zur Oranienburger Straße, aß ein gigantisches Pastramisandwich bei Mogg & Melzer und machte mich dann auf zum Hauptbahnhof und auf den Weg zurück ins Ruhrgebiet.

Mal abgesehen davon, dass ich öfter in Berlin sein sollte, sollte ich auch öfter auf dem Fehrbelliner Platz auf dem Flohmarkt stehen und Leute gucken.

Webgedöns: Der Mann macht Musik

Der Mann ist ja gerade wieder in Brasilien. Allerdings ist er ja immer beruflich da, und Menschen, die schon mal auf Geschäftsreise waren, wissen vielleicht, dass das alles viel weniger mondän und abgefahren ist, als es klingt, weil man ja arbeiten muss und sowieso für nix Zeit hat.

Wegen der Brasilienreise besitzen wir jetzt auch ein iPad-Mini. Das musste am Tag vor der Abreise noch schnell gekauft werden, was mich in eine mittlere Konsumkrise stürzte, und jetzt hab ich noch nicht mal was davon, weil es in Rio de Janeiro ist und ich nicht.

Tatsächlich ist es jetzt aber auch so, dass der Mann zu den seltenen Menschen gehört, die es irgendwie schaffen, das iPad nicht nur konsumierend, sondern produktiv zu nutzen und hat seinen Soundcloudaccount auf Vordermann gebracht. Soundcloud ist ja so ein Dienst, den ich auch erst verstehen muss, aber man kann jetzt zumindest eine etwas wilde Mischung unterschiedlicher Kompositionen anhören, bei denen ich sogar teilweise beteiligt bin. Bei „34 Seconds“ zum Beispiel singe ich nicht nur, sondern spiele Gitarre und zwar vollkommen abgefahrenerweise so, dass man denken könnte, ich wüsste, was ich da tu. (Weiß ich manchmal sogar.) Und für den Brathähnchensong habe ich Teile des Textes beigesteuert, mal ganz abgesehen davon, dass das „Lecker!“am Schluss quasi eine Hommage an meine Oma ist, die das ungefähr genau in demselben Tonfall sagt, wenn man sie fragt, ob die Waffeln mit Sahne und Kirschen denn auch schmecken.

Über die genauen Zukunftspläne dieses Soundcloudkontos bin ich bislang nicht informiert und der etwas problematische WLAN-Empfang in brasilianischen Hotels erschwert auch diesbezügliche Nachfragen, aber ich behaupte mal, da kommt noch was. Material liegt jedenfalls meines Wissens genug rum.

Bücher 2013 – Plätze 10 bis 6

2013 bin ich ganz knapp an hundert gelesenen Büchern vorbeigeschrappt, und so sind es 96 Bücher geworden. Dabei zählt vom Comic übers Kinderbuch bis zum 800-Seiten-Wälzer alles und wahrscheinlich hab ich sogar noch irgendwas gelesen, was ich dann nicht bei Goodreads eingetragen habe. Ich kann übrigens nur so viel lesen, weil ich sehr schnell lese und dann auch sehr schnell wieder alles vergesse. Es ist eigentlich ein Wunder, dass ich genug behalte, als dass ich jetzt eine Liste der zehn besten Bücher, die ich 2013 gelesen habe, zusammenzustellen. Aber auf der anderen Seite ist es auch so: Wenn ich ein Buch richtig gut (alternativ: richtig schlecht) finde, dann erinnere ich mich auch daran. Es ist also alles gar nicht so dramatisch.

10. Hyperbole and a Half von Allie Brosh

hyperbole_and_a_half_book_1Der Blog von Allie Brosh ist hervorragend, ich kann einzelne Artikel immer wieder lesen und mich jedes Mal wieder dabei amüsieren. Umso schöner, dass jetzt ein Buch mit ihren Geschichten rauskam. Es gibt neue Geschichten und solche, die man schon aus dem Blog kennt, alles ganz zauberhaft, lustig und verrückt. Ich habe das Buch mehr oder weniger an einem Nachmittag ausgelesen, weil man keine gute Argumente findet, damit aufzuhören. Und wer Allie selbst vorlesen hören und sehen will, der kann sich das folgende Video angucken.

Hyperbole and a Half gibt’s bei Amazon [Werbelink], bei Osiander und sicherlich in jedem anderen Buchladen.

9. There is No Dog von Meg Rosoff

There is no dogEinfach mal angefangen, und sofort weiterlesen wollen, so ein Buch war das. Weil die Geschichte um den verzogenen Teenager Bob, der niemand anderes ist als Gott und sich ausgerechnet in die Tierpflegerin Lucy verliebt, so verrückt und originell ist, dabei aber nie albern oder zu abgedreht wird.

There is No Dog von Meg Rosoff gibt’s bei Amazon [Werbelink], bei der Buchhandlung Schmitz in Essen-Werden und in jeder anderen Buchhandlung.

 

8. Die lange Erde von Terry Pratchett und Stephen Baxter

Die lange Erde(Wer sich übrigens fragt, warum manche Buchtitel Englisch und andere Deutsch sind: Ich lese durcheinander, gerne im Original, aber zum Beispiel für offizielle Rezensionen auch die Übersetzung. Und ich nehme hier einfach die Version, die ich gelesen habe. Das ist alles.)

„Die lange Erde“ ist auch so ein Buch, wie ich es mag: Etwas abgedreht, sehr phantasievoll, eine wilde Mischung aus Science-Fiction, Fantasy und was man sich sonst noch so ausdenken kann und darüber hinaus flüssig geschrieben, so dass man es eigentlich nicht aus der Hand legen möchte, weil man gerade so schön drin ist. Eines Tages erscheint ein seltsamer Bauplan im Internet, ein kleines Kästchen mit einem Schalter. Wer auch immer das Kästchen nachbaut und den Schalter umlegt, macht einen Schritt und landet in einer Parallelwelt und auf einmal wird klar, dass es möglicherweise unendliche viele Parallelwelten gibt, eine neben der anderen, „die lange Erde“. Die verschiedenen Geschichten, die Pratchett und Baxter in diesem Buch entspinnen, machten dieses Buch für mich zu einem „Nur-eine-Seite-noch“-Buch.

Die lange Erde von Terry Pratchett und Stephen Baxter gibt es bei Amazon [Werbelink], in der Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt und in jeder anderen Buchhandlung.

7. Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte von Peter Heller

Das-Ende-der-Sterne-wie-Big-Hig-sie-kannte-9783847905196_xxlMehr Dystopie! Ich lese ja sehr gerne dystopische Romane, da darf es auch mal etwas gruselig und verstörend sein. Peter Hellers „Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte“ ist weder gruselig noch verstörend, es lebt zwar kaum noch jemand auf der Erde, Dürre droht und Tierarten verschwinden, aber das ist alles kein Grund, um panisch zu werden. Statt dessen lebt Hig mit seinem Hund und seinem Nachbarn auf einem verwilderten Flughafen und fliegt mit seiner Cessna über die ausgestorbene Landschaft. „Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte“ ist ein leises Buch, das in klarer Sprache die Geschichte über die Welt nach der Apokalypse erzählt. Schön.

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte von Peter Heller gibt es bei Amazon [Werbelink], bei der Buchhandlung Proust in Essen und in jeder anderen Buchhandlung. Ich schrieb außerdem im CULTurMAG darüber.

6. Among Others von Jo Walton

Among Others„Among Others“ habe ich als Hörbuch auf Englisch gehört, was ich nur empfehlen kann, weil die Sprecherin mit so einen schönen walisischen Akzent spricht. (Wie authentisch der ist, müssen andere Leute entscheiden, die sich damit auskennen, ich habe jedenfalls gerne zugehört.)

1979 kommt Fantasy- und SciFi-Fan Morwenna Phelps zu ihrem unbekannten Vater nach England und bald darauf ins Internat. Was vorher passiert ist, erfährt man nur in kleinen Häppchen. Morwennas Zwillingsschwester starb bei einem Unfall, die Schwestern haben in ihrer walisischen Heimat mit Elfen kommuniziert und ihre Mutter war der schwarzen Magie verfallen. In ihrer neuen Umgebung flüchtet sich Morwenna in ihre Bücher, und versucht, sich in der Welt irgendwie zurechtzufinden. Ein magisches Coming-Of-Age-Buch mit einem Tick zu viel Namedropping, was aber für SF/F-Leser auch spaßig sein kann. Among Others ist eigentlich gar kein besonders aufregendes Buch, fühlt sich aber in seiner Einfachheit so gut und richtig an, dass es auch gar nicht mehr sein muss.

Among Others von Jo Walton gibt es bei Amazon [Werbelink], bei der Buchhandlung Buch & Bohne in München und bei jeder anderen Buchhandlung.

Lieblingstweets im Januar (Teil 1)

Auch im neuen Jahr werden wieder fleißig die schönsten Tweets gesammelt. Mit anderen Worten: ALIENS! KNOCKIS! GRUNDLAGENFORSCHUNG! ZITRONEN! EINHORNFELL! Und eine Ente. Mindestens eine Ente.

Problemlösung durch Kommunikation

Nachdem ich ja Ende des Jahres festgestellt habe, dass sich manche Probleme durch einfaches Lesen fast von alleine lösen, habe ich jetzt gelernt, dass – Vorsicht, Klischeesatz! – auch Reden hilft.

Es ist nämlich so: Ich löse ja gerade meine Zweitwohnung auf. Die Zweitwohnung ist genaugenommen ein Einzimmerdachwohnungsapartment, aber irgendwo muss man ja unterkommen und es ist ein sehr hübsches Einzimmerdachwohnungsapartment. In dieser Dachwohnung befindet sich fast nichts, was ich mit ins Ruhrgebiet nehmen bräuchte, deswegen war das erklärte Ziel, auch möglichst viel davon zu verkaufen bzw. zu verschenken.

Die Küche konnte ich über den Vermieter der Nachmieterin aufschwatzen, das Schlafsofa habe ich über ebay verkauft und erfreulicherweise gingen auch der Schreibtisch, der Plastikdrehstuhl und der komische Stoffschrank über ebay-Kleinanzeigen recht schnell und unkompliziert weg.

Jetzt stehen da noch zwei kleine BILLY-Regale, ein weißer LACK-Tisch und halt das Klavier, für das sich immer mal wieder Leute interessieren, die dann aber erstmal rumüberlegen. Das ist aber alles nicht so schlimm, denn ich habe jetzt nur noch Zeug, das ich auch mit nach Essen nehmen könnte und da dann entweder selbst weiterverwenden oder von da aus verkaufen kann.

Was mir aber ein bisschen Sorgen machte, war der BluRay-Player/Festplattenrekorder. Den habe ich mit in die Zweitwohnung geschleppt, nachdem wir uns eine PlayStation 3 gekauft haben, denn damit kann man ja auch BluRays abspielen. Ich konnte dann aber jetzt auch nicht die richtige Motivation aufbringen, auch noch den BluRay-Player zu inserieren, vor allem, weil bei Technikkram gerne seltsame Menschen seltsame Fragen stellen oder vollkommen absurde Ansprüche anmelden.

Auf der anderen Seite weiß ich aber, dass der werte Herr Gemahl ein bisschen empfindlich ist, was das unnötige Zustellen der Wohnung generell und mit redundantem Technikkram im Besonderen angeht. Ich schließe auch in unserer Wohnung schon nichts mehr an, weil ich sowieso davon ausgehen muss, dass ich die Kabel nicht ordentlich genug verlegt habe und alles noch mal neu gemacht werden muss.

So machte ich mir also quasi wochenlang Sorgen um den BluRay-Player, denn verkaufen wollte ich ihn nicht, aber Behalten schien auch eine eher suboptimale Lösung.

Aus einer Laune heraus thematisierte ich den BluRay-Player dann aber doch mal testweise während eines Telefonats im Rahmen der Umzugsfortschritte, worauf der Mann sowas sagte wie: „Och, eigentlich war das doch ganz praktisch mit dem Festplattenrekorder und ich hab jetzt auch schon öfter wieder was gesehen, was ich gerne aufgenommen hätte.“

„Hm“, sagte ich etwas benommen von dieser unerwarteten Reaktion. „Also, ich hatte schon überlegt, man könnte den ja wieder dahin stellen, wo er vorher stand und dann die PlayStation obendrauf, die ist ja kleiner.“

„Ja, so würde ich das auch machen“, sagte der Mann.

Und dann: „Aber wenn du den anschließt, guckst du bitte, dass du die Kabel ordentlich verlegst, damit das nicht so unordentlich ist.“

Wochenlang umsonst Sorgen um das Schicksal des BluRay-Players gemacht. Hätte man mir ja auch mal sagen können.

Anne erklärt Gebäck: Berliner, Pfannkuchen, Krapfen und so

 

Heute gab es in der Wrintheit wieder die Pfannkuchen-Problematik. Nämlich: Wenn man in Berlin Pfannkuchen bestellt, bekommt man das, was man jetzt zum Beispiel in Köln als Berliner kennt. Was muss man also in Berlin bestellen, um Pfannkuchen zu bekommen, also eben die Sorte Pfannkuchen, die man zum Beispiel in Köln erwarten würde?

Die Antwort, das wusste ich sogar, ist: Eierkuchen.

Ich weiß das, weil ich als Kölnerin in Hessen zusammen mit Leuten aus Berlin und Zwickau zusammengearbeitet und somit die Berliner-Pfannkuchen-Diskussion schon mehr als einmal geführt habe, unter anderem dadurch bedingt, dass mindestens einmal im Jahr irgendwer Berliner spendierte und damit die große babylonische Sprachverwirrung in der Gebäckedition heraufbeschwor.

Es ist allerdings noch komplizierter: In Bayern, das hab ich mir jedenfalls sagen lassen, heißen Berliner „Krapfen“. Und dann musste ich bei Isabella lesen, dass Menschen in Bayern glauben, dass im Rheinland in Krapfen, also Berlinern Rosinen wären. Das ist nicht nur fies, sondern auch Unfug.

Aber der Reihe nach.

Fangen wir mit Pfannkuchen an. Pfannkuchen sind für unseren Zweck die flachen Teigfladen, die man in einer Pfanne zubereitet. Gerne süß, oft aber auch herzhaft, man kann Äpfel mit rein tun oder es lassen, man kann sie mit Kirschen und Sahne servieren oder einfach so. Es gibt sie in vielen unterschiedlichen Variationen, in Frankreich gibt es die hauchdünne Version namens Crêpe (wenn süß) oder Galette (wenn herzhaft und mit Buchweizenmehl). Vermutlich ist das aber auch in Frankreich komplizierter. In Amerika macht man sie gerne mit etwas Backpulver und Buttermilch, mit Blaubeeren und Ahornsirup oben drüber. Es gibt Ofenpfannkuchen, bei denen man die Pfanne in den Ofen gibt und dann den Pfannkuchen da länger backen lässt, es gibt Kaiserschmarrn und es gibt vermutlich noch viel mehr.

Pfannkuchen heißen Pfannkuchen. Im Osten Deutschlands (ich möchte mich hier nicht auf irgendwelche konkrete Grenzen festlegen, das gibt dann eh nur Ärger) heißen sie aber Eierkuchen. Weil, so die Logik, in den Teig Eier kommen. Das gilt natürlich auch für andere Kuchen, also das mit den Eiern, insofern ist das gar kein Alleinstellungsmerkmal, das diese Bezeichnung rechtfertigen würde, aber darüber können Sie mit Ihren ostdeutschen Bekannten diskutieren, ich bin mit dem Thema durch.

Das, was dafür in Berlin und im Osten Deutschlands völlig irrigerweise Pfannkuchen heißt, heißt im Rheinland Berliner und meines Wissens kommt man auch im Rest Deutschlands mit dieser Bezeichnung einigermaßen gut durch, was aber keine Region daran gehindert hat, sich eine eigene Bezeichnung auszudenken. In Hessen zum Beispiel heißen die Dinger Kreppel und in Bayern Krapfen. Irgendwo hab ich auch schon mal „Berliner Ballen“ gehört, aber das möchte ich eigentlich schnell wieder vergessen.

Berliner, Kreppel, Krapfen oder eben Pfannkuchen  sind die runden ausgebackenen Dinger, die meistens mit Marmelade gefüllt sind, manchmal auch mit Eierlikörcremezeug und bei besonderen Spaßfinken auch mal mit Senf oder Mayonnaise, allerdings habe ich das Glück, mit solchen Menschen nicht befreundet zu sein und mir wäre auch viel daran gelegen, wenn das so bliebe. Als ich mal versuchte, zu argumentieren, dass ja der Begriff „Pfannkuchen“ für diese Dinger völlig fehl am Platze sei, weil die ja gar nicht in einer Pfanne gemacht wurden, sagte man mir „Wohl!“ und wies auf die historische Herkunft dieses Gebäcks hin, wo irgendwann auch mal eine Pfanne im Spiel gewesen sein soll. Mist.

Kommen wir zur Königsdisziplin: Dem Krapfen. Krapfen gibt es nämlich im Rheinland auch, es ist aber etwas anderes als ein bayerischer Krapfen bzw. Berliner bzw. Kreppel bzw. Pfannkuchen. Krapfen sind zwar auch Teigklumpen, die in Fett ausgebacken werden, sie sind aber üblicherweise etwas kleiner als Berliner, unregelmäßig geformt und nicht mit irgendwas gefüllt. Womit wir wieder an das bajuwarische Missverständnis von ganz oben anknüpfen können, denn Krapfen gibt es in der einfachen und in der Rosinenvariation. Da kommen dann die Rosinen einfach mit in den Teig und werden dann auch mit dem Teig ausgebacken. Das ist natürlich immer noch fies, weil Rosinen in Zeug generell fies sind, aber es ist zugelassen. Wenn man in der Google Bildersuche „Krapfen Rheinland“ eingibt, dann ist ungefähr alles das, was kein Berliner/Kreppel/Pfannkuchen ist, aber trotzdem irgendwie nach Gebäck aussieht, ein (rheinischer) Krapfen.

Und weil wir uns im Rheinland auf Fettgebackenes so gut verstehen, haben wir uns auch noch Mutzenmandeln ausgedacht, die sind aus einem anderen Teig und noch kleiner, werden aber auch ausgebacken. Allerdings gibt es neben den Mutzenmandeln auch noch die Mutzen, das ist wiederum etwas anderes, wird aber auch ausgebacken. Und an dieser Stelle steige ich auch aus, denn ich esse sowieso am allerliebsten Quarkbällchen. Aber das ist dann schon wieder was anderes und hat hier auch gar nichts mehr zu suchen.

Wir lernen also: Pfannkuchen heißen in Berlin Eierkuchen, dafür halten die Pfannkuchen für das, was anderswo Berliner, Kreppel, Krapfen oder sonstwie heißt. Dafür ist das, was im Rheinland Krapfen heißt etwas anderes als das, was in Bayern Krapfen heißt. Wie das, was im Rheinland Krapfen heißt, woanders heißt, wenn es das da überhaupt gibt, weiß ich allerdings nicht.

Und wenn Sie demnächst keine Lust zu arbeiten haben und zufällig mit jemandem aus einer anderen Region Deutschlands im Büro sitzen, dann kaufen Sie doch einfach ein paar Berliner (Pfannkuchen/Kreppel/Krapfen). Ich garantiere, Sie werden mindestens eine Stunde inbrünstigster Diskussion über die richtige Bezeichnung anzetteln. Je mehr unterschiedliche Regionen Deutschlands anwesend sind, desto lustiger wird das. Man muss nur ein bisschen so tun, als wäre die Bezeichnung seiner Mitmenschen das Absurdeste und Lächerlichste, was man seit langem gehört hätte, und schon hat man Spaß!

(Als nächstes erkläre ich dann Teilchen.)

Hier gibt’s eine Übersicht der Universität Augsburg, wo man was zu Pfannkuchen sagt.

Und hier eine dazu, wo man Berliner bzw. Krapfen bzw. Kreppel (oder anscheinend Kräppel) bzw. Pfannkuchen sagt.