Lieblingstweets im September (Teil 1)

KARL DER KÄFER! RUDI CARRELL! SCHWIMMERLAUBNIS! KOMMACHAOS! HYGGE! HYGGE HYGGE HYGGE!

Tagebuchbloggen, 13.9.2018

Versucht, meinen Mann wenigstens einmal dazu zu bringen, Dirty Dancing mit mir zu gucken, das hat sogar eine gute halbe Stunde funktioniert, aber dann habe ich doch alleine weitergeguckt. Tatsächlich gucke ich sonst immer nur so die letzten zwanzig Minuten, weil ich zufällig einschalte und dann bleibe ich dabei hängen. Gestern noch mal den ganzen Film geguckt und natürlich ist das alles Popcornkino, aber es ist auch kein schlechtes Popcornkino und die Musik ist halt gut.

Interessant wird es vor allem dann, wenn man sich bestimmte Szenen des Filmes mal vor Augen führt. Die Abtreibungsproblematik wird zum Beispiel in keiner Weise moralisiert, in der Wikipedia steht dazu folgendes:

Abortion rights advocates have called the film the „gold standard“ for cinematic portrayals of abortion,[24] which author Yannis Tzioumakis described as offering a „compassionate depiction of abortion in which the woman seeking an abortion was not demonized with the primary concerns being her health and preserving her capacity to bear children at a future time rather than the ethical dilemma that might or might not inform her decision, a portrayal that is not necessarily available in current films.“[25]

https://en.wikipedia.org/wiki/Dirty_Dancing#CriticalResponse

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Eigentlich wollte ich ja aber über Keksteig-Start-Ups schreiben. Nun begab sich das so, dass am Dienstag in „Die Höhle der Löwen“ ein wirklich sympathisches Ehepaar, das in Berlin eine Keksteigbar aufgemacht hat. Eine Keksteigbar ist so was ähnliches wie eine Eisdiele, nur dass man statt Eisbällchen Keksteigbällchen bekommt.

Wer sich jetzt fragt, wie das sein kann, man weiß doch genau, dass roher Keksteig nicht gesund ist, wegen Salmonellen, OGOTTOGOTT, in dem Teig werden werde Eier noch Backpulver verarbeitet. Ich weiß das nicht nur, weil das in der Sendung ausführlich besprochen wurde, sondern weil ich selber 2011 ein paar Mal Keksteigpralinen nach diesem Rezept herstellte, die – glauben Sie mir das einfach – unglaublich lecker sind. Das Rezept selber ist von 2010, es ist mehr oder weniger Keksteig ohne Eier und Backpulver.

Ich saß also vor dem Fernsehen und beschimpfte die wirklich nette Keksteigmenschen mehrfach, DASS SIE DAS NICHT ERFUNDEN HÄTTEN, WIRKLICH NICHT, ICH HAB SCHON VOR SECHS (sieben, wie sich herausstellte) KEKSTEIGPRALINEN GEMACHT, EIER UND BACKPULVER WEGLASSEN IST NICHT EINEN NEUARTIGEN KEKSTEIG ERFINDEN UND AUSSERDEM GIBT ES DAS SCHON SEIT JAHREN IN NEW YORK (na ja, okay seit 2016 vermutlich). Ich kramte sogar wütend meine Backmagazine heraus und suchte, bis ich einen Artikel aus einem Heft von Anfang 2011 fand, in dem Keksteigrezepte vorgestellt wurden.

Nun ist es auch gar nicht so, dass ich glaube, dass die netten Menschen gelogen haben, sie schienen wirklich von ganz alleine auf die Idee gekommen zu sein. Trotzdem kam die Sprache nicht einmal darauf, dass es eventuell nur unter Umständen ganz vielleicht keine grandios neue Idee sei, auf die vorher nur noch niemand gekommen sei (KEKSTEIGPRALINEN 2011!), entweder wurde es also verschwiegen oder niemand kam auf die Idee, mal nachzugucken, ob es sowas schon gibt und ich weiß gar nicht so genau, was ich seltsamer finde.

Ich gönne den Keksteigmenschen aber ihre Idee und ihren Erfolg, verwundert bin ich nach wie vor.

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Ich möchte ansonsten meine weiteren prophetischen Foodtrendriecher an dieser Stelle noch mal kurz festhalten:

  • 2008 kaufte ich manisch mehrere französische Rezeptbücher für Macarons in Colmar, denn von dieser Süßigkeit wusste man in Deutschland noch nichts.
  • 2009 lief ich aufgeregt durch Hong Kong, um endlich mal Bubble Tea zu probieren. Von der Existenz von Bubble Tea wusste ich seit 2006, weil damals eine amerikanische Freundin dieses Bild auf Flickr veröffentlichte.
  • Ende 2012 fuhr ich für einen Abend von Hanau nach München und zurück, um eventuell Poutine essen zu können. Wie sich herausstellte, gab es aus ressourcetechnischen Gründen keine Poutine, ich aß statt dessen Pizza mit Bacon und Ahornsirup. 2014 oder 2015 irrte ich noch durch Berlin, weil es dort eventuell einen Laden gab, in dem ich Poutine kriegen könnte, der hatte aber montags geschlossen. Gerade habe ich von einem zweiten Restaurant in Essen erfahren, das Poutine serviert und wir wissen alle, wenn der Hype im Ruhrgebiet ankommt, ist er schon vorbei.
  • Und na ja, das mit dem Keksteig, 2011, Sie wissen schon.

Okay, es waren vier Foodtrendriecher, aber sie waren sehr spezifisch und ich bin sicher, es waren nicht die letzten.

Wenn ich Sie also auf die kulinarischen Trends der nächsten fünf bis zehn Jahre vorbereiten darf: Ich erwarte eine massive Vermehrung von Ramen-Bars und endlich endlich deutlich bessere mexikanische Küche in Deutschlands Großstädten, also weniger Chili con carne und mehr Mole, Kaktusblätter, vernünftige Tacos und Flan. Mark my words, you heard it here first.


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Tagebuchbloggen 8.9. bis 12.9.

Am Wochenende hatte ich sturmfrei, weil mein Mann seine Eltern am Bodensee besuchte. Die Zeit konnte ich aber dann nur am Samstagmorgen nutzen, weil ich ab frühem Nachmittag mit einer sich bereits am Freitag ankündenden Erkältung mehr oder weniger bis Dienstag flach lag.

Vorher erledigte ich noch folgende Dinge:

  • Großeinkauf beim Asia-Supermarkt, wo ich auch einen vietnamesischen Kaffeefilter und vietnamesischen Kaffee erstand, mir jetzt also jederzeit ca phe sua da machen kann.
  • Beim Feinkostsupermarkt kaufte ich drei Kalmare, weil Jamie Oliver in seiner Netflix-Serie sehr appetitlich aussehende frittierte Calamari gemacht hat und das alles gar nicht so schwierig aussah. Dazu später mehr.
  • Bei Wonderwaffel in der Essener Innenstadt aß ich eine Waffel mit weißer Schokolade, Kirschen und Haselnüssen und war wirklich sehr angetan von der Fluffigkeit des Waffelteigs.
  • Dann erstand ich noch eine Flasche Mandelsirup bei einem hiesigen Spirituosenladen. Es ist erstaunlich schwierig, Mandelsirup aufzutreiben. Amaretto ist kein Problem, Mandelsirup gibt es hingegen offensichtlich nur in sehr gut ausgestatteten Märkten

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Nach einem eigentlich sehr erfolgreichen Vormittag dann eben flachliegen, viel trinken und mehr oder weniger Netflix leergucken. Ich habe die gesamten zwei Staffeln „Don’t Trust the Bitch in Apartment 23“ in vier Tagen durchgeguckt, außerdem die Verfilmung des Musicals „Les Misérables“ von 2012, bei deren Ende ich sehr geweint habe. Dann war ich nicht sicher, ob ich mir emotional endgültig den Rest geben sollte und noch irgendwas anderes schwer emotionales gucken sollte, entschied mich dann aber für „Findet Dorie“. Es ist schon etwas her, dass ich „Findet Nemo“ geguckt habe, aber ich mochte den Nachfolger eventuell noch etwas lieber, schon allein wegen Hank, dem grantigen Septopus, der im Original von Ed O’Neill gesprochen wird. Ich guckte dann am nächsten Tag einfach noch mal „Findet Dorie“, weil ich den Film so mochte und ich hätte eigentlich schon wieder Lust drauf. Das ist mir das letzte Mal bei „Frances Ha“ passiert und davor glaube ich das letzte Mal bei „Chihiros Reise ins Zauberland“.

Außerdem gesehen: „Julie und Julia“, die Hälfte von „The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“ und eine Folge „My Little Pony“. Dazu gab es Orangensaft, Ingwertee, Wasser und diverse Suppen.

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Überhaupt Suppen. Ich kaufte im Asia-Laden auch eine Packung Tom-Yum-Paste und weiß jetzt, wie man daraus eine ziemlich gute Tom Yam Gai macht. Man braucht nur noch ein bisschen Brühe (eigentlich Hühnerbrühe, ich hatte aber nur noch Rinderbrühe im Haus), Fischsoße und was auch immer man so in seiner Tom Yam Gai mag. Also Brühe mit der angemessenen Menge Tom-Yum-Paste (steht auf der Packung) zum Kochen bringen, in meinem Fall eine halbe Zwiebel, eine halbe Möhre, ein bis zwei Frühlingszwiebeln, einen großen Champignon, ein bisschen Chilischote, vier bis sechs Kirschtomaten und so grob ein Drittel Hähnchenbrust klein schnippeln und in die heiße Brühe geben. Da etwas mitkochen, mit Fischsoße abschmecken, fertig.

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Wo ich mit dem Kauf der Tom-Yum-Paste quasi prophetenhafte Weitsicht in Hinblick auf meine Erkältung bewies, war das mit den Kalmaren eher ein Problem. Sie mussten ja weg, wenn man aber auf eins mit einer Erkältung sicher keinen Hunger hat, dann sind das Meeresfrüchte. Weil sie aber weg mussten, lernte ich dann Sonntagabend noch, wie man Kalmare küchenfertig macht, was ein bisschen weniger einfach war als mir Jamie Oliver versprochen hatte, aber auch tatsächlich gar nicht so kompliziert. Irgendwas anderes machte ich aber anscheinend grundlegend falsch, die Panade haftete nicht gut an den Kalmarstücken und so blieb es eher beim guten Willen und ich behielt die Erkenntnis, dass das Ausnehmen und Präparieren von Kalmaren durchaus machbar ist, an der Zubereitung aber noch geübt werden muss. Es tut mir sowohl leid für die Tiere, die weitestgehend umsonst starben und für mein Konto, denn die Tiere waren nicht günstig. So ist das dann aber eben mit diesem ganzen Kochgedöns, auch da wird man unter anderem aus Fehlern klug.

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Der Montag war der schlimmste Erkältungstag mit konstant erhöhter Temperatur den ganzen Tag über. Dienstag ging schon etwas besser, aber auch noch nicht gut. Ich blieb zu Hause, hörte Drei-Fragezeichen-Hörspiele  und spielte ein Würfelspiel namens „Einfach clever“ auf dem Smartphone. Schlimmes Suchtpotential, ich kann davon guten Gewissens eigentlich nur abraten. Es gibt ansonsten nicht viel zu berichten.

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Gestern schleppte ich mich dann hustend auf die Arbeit. Ich möchte an dieser Stelle nicht diskutieren, warum das nötig war, es war halt nötig aus diversen Gründen, die mit Kollegen und Kunden zu tun hatten und mit einer insgesamt realistischen Einschätzung meinerseits, wie viel ich mir zumuten kann und wie es mir geht. Was ich nicht wusste war, dass die Firma just diesen Tag zum „Mehr-bewegen-Aktionstag“ auserkoren hatte, am Aufgang zum Gebäude lustigen Dehngummibänder verteilt wurden UND DIE VERDAMMTEN ROLLTREPPEN AUSGESCHALTET WAREN! Ich bin ja all for mehr Bewegung, aber ich möchte doch selbst entscheiden, wann ich Treppen laufe und wann ich Rolltreppe fahre und an diesem Morgen wollte ich sehr dringend Rolltreppe fahren.

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Dafür fuhr ich dann abends mit dem Leihrad zum Music Store in Köln-Kalk, wo mein Mann gerade konsumierend aktiv war und das kam so. Im November ist des Schwiegervaters 80. Geburtstag, und der wünschte sich anscheinend Klavierunterhaltung zur Feier. Es gibt allerdings kein Klavier in der Feierlokalität, mein Schwiegervater dachte, wir würden halt eins mitbringen. Das ist weniger absurd, als es klingt, bis vor kurzem besaßen wir tatsächlich ein Stage Piano, das wurde aber zwischenzeitlich an einen jungen Jazzmusiker verkauft und bis gestern hätten wir dann auch kein Klavier „zum Mitbringen“ gehabt. Jetzt haben wir wieder eins, es hat viele Blinkenlights und noch mehr Sounds, durch die ich mich dann abends erfolgreich durchklimperte. Im Moment steht es im Wohnzimmer, ich finde aber nach wie vor auch die Idee eines Schlafzimmersynthesizers reizvoll. Ansonsten kann man es aber auch sehr bequem durch die Wohnung schleppen und einfach dahin stellen, wo gerade ein Klavier gebraucht wird. Sehr praktisch.

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Ich darf nicht vergessen, noch aufzuschreiben, warum ich mich am Dienstagabend so über die Keksteigbarbetreiber bei „Die Höhle der Löwen“ aufregte. Aber das dann ein andermal.

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Es ist jetzt definitiv Herbst, auch erkennbar an den Kastanien auf dem Boden. Ich habe immer noch keine neuen Strumpfhosen. Der erste Versuch im normalen Kaufhaus schlug fehl, weil ich für die Neupreise von Markenwaren nicht bereit war. Eventuell warte ich wieder, bis ALDI Baumwollstrumpfhosen für 7 Euro oder so hat und decke mich dann damit ein.


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La Petite Cave de Jeannette, 4.9.2018

Zum 51. Geburtstag meines Mannes endlich wieder bei Jeannette und Peter Schnitzler im La Petite Cave de Jeannette in Essen-Rüttenscheid gewesen, wie immer ein schöner, entspannter Abend mit gutem Essen und leckeren Weinen. Das Konzept mit einer kleinen, wechselnden Karte bewährt sich, wir nahmen das Vier-Gänge-Überraschungsmenü.

Schnitzlers 4.9.2018

La Petite Cave de Jeannette, 4.9.2018

Austern und Crevettes Roses (aktuell noch nicht im Bild, wird aber nachgeliefert)

Gemischte Antipasti

Saibling auf getrüffeltem Wirsing

Entrecôte vom Dry-Aged-Rind mit Pfeffersauce und wildem Brokkoli

Zitronentarte mit Lavendel im Glas

Schnitzlers 4.9.2018Schnitzlers 4.9.2018Schnitzlers 4.9.2018Schnitzlers 4.9.2018

Lieblingstweets im August (Teil 2)

KÜNDIGUNG DES ERWACHSENENABONNEMENTS! JOHH-IRVING-ROMANE! GEHÄKELTE DECKCHEN! THERMOMIX-VERTRETER! UND NIRGENDWO DIN A4-QUERFORMAT!


Tagebuchbloggen, 29.8. und davor

Wenig Zeit, weil anderweitig viel zu tun ist, darunter leidet dann eben auch das gerade neu etablierte Tagebuchbloggen. Das wichtigste also Kürze.

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Das Schlafzimmer ist jetzt fast fertig, allerdings bekommen wir doch noch ein größeres Bett, weil ich Gerüchten zufolge aus ungeklärten Gründen im neuen Bett mehr Platz in Anspruch nehme als vorher im alten. Dafür gibt es jetzt eine Mustertapete und das Bild, das ich vor über einem Jahr kaufte und das mein Mann vor einem Dreivierteljahr rahmen ließ, hängt jetzt auch endlich.

Mit der Tapete sind wir beide sehr zufrieden. Es war aber natürlich so, wie es immer ist: Ich schickte meinem Mann eine Auswahl von 15 bis 20 Tapeten, die ich online gefunden hatte und akzeptabel fand. Mein Mann schickte dann den präferierten Kandidaten zurück (zu sehen im Foto) und wählte damit auch zielsicher die teuerste Tapete der Auswahl. Na ja. Ist ja nur eine Wand und soll ja lange halten.

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Das ist zwar kein wirklicher Aufräumcontent, aber wir brauchen jetzt eigentlich nur noch zwei neue Nachtschränkchen, das ist das Schlafzimmer einigermaßen perfekt. Eventuell könnten wir auch an der einen Seite noch ein halbhohes schmales Regal anbringen, eine Zeit lang stapelten sich die Bücher neben meinem Nachttisch, die stehen jetzt zwar im Arbeitszimmer im Regal, das bedeutet aber auch, dass im Arbeitszimmer nicht mehr so viel Platz im Regal ist und wir haben immer noch vierzig Kisten mit Büchern eingelagert, die wir irgendwann auch wieder auslagern möchten.

Dazu muss man wissen, dass die Wohnung zwar wunderschön ist, es aber an brauchbarem Wandplatz für Regale mangelt. Da, wo wir in anderen Wohnungen im Wohnzimmer oft eine ganze Wand frei hatten, sind bei uns viele kleine Nischen oder eben eine Feuerstelle oder eine zweite Tür. Es liegt also nicht allein daran, dass wir vielleicht auch mal sinnvoll Druckerzeugnisse ausmisten könnten, sondern auch daran, dass der Stauplatz zugunsten von einer Attraktivität des Grundrisses etwas weichen musste.

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Außerdem habe ich auf Netflix Disenchantment geguckt und zwar mittlerweile komplett. Vor vielen Jahren habe ich regelmäßig die Simpsons geguckt, vermutlich, bis Pro Sieben die Rechte kaufte und ich aus rein technischen Gründen nicht mehr gucken konnte. Aus den gleichen Gründen bin ich nie bei Futurama eingestiegen, jetzt also eine neue Chance, nach Science Fiction kommt Fantasy, und ich war sehr schnell sehr verliebt. Die Serie kommt bei den Kritiken nur so mittel weg, sie strotzt auch nicht vor krachendem Humor, aber genau deswegen mochte ich sie. Zum Ende der Staffel entspinnt sich übrigens dann tatsächlich noch ein guter Storybogen und ich war etwas konsterniert, als es auf einmal keine neue Folge gab.

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In der letzten Woche war ich auch zwei Mal in Wuppertal. Dort sitzt eine unserer Entwicklerfirmen und aus Gründen bot es sich an, dass ich tageweise direkt bei den Entwicklern sitzen konnte/sollte/durfe. Das war eine nette Abwechslung, es gab einen Getränkekühlschrank mit Eistee und freitags Eis aus dem Eiscafé im Erdgeschoss. Vor allem aber war ich positiv überrascht von Wuppertal.

Man muss das vielleicht historisch betrachten, ich lebte relativ lange in dem Glauben, dass Wuppertal wunderschön sei. Hier kamen mehrere Missverständnisse zusammen, ich hatte offenbar ein verklärtes Bild der Lage und könnte jetzt noch nicht mal sagen, wie oft und zu welchen Anlässen ich überhaupt mal da war. Dazu kam der Besuch unseres Französisch-LKs bei unserem Lehrer, der in irgendeiner Wuppertaler Villengegend wohnte, also jedenfalls hatte ich Wuppertal immer als geographisch herausgeforderte, aber ansonsten wunderhübsche Stadt im Kopf.

Das, so stellte sich irgendwann heraus, stimmte so nicht. Als ich einmal aus einer Laune heraus mit meinem Mann nach Wuppertal fuhr, stellte sich die Innenstadt als mindestens genauso uninteressant, wenn nicht noch uninteressanter als die meisten anderen Großstädte in NRW heraus. Dieses Bild festigte sich dann im Laufe der Jahre und entwickelte sich nicht zum Positiven, als ich zwei Mal am Bahnhof Vohwinkel strandete und mich einmal abends vom Hauptbahnhof abholen ließ, als die Wuppertaler Innenstadt sich gerade in den schlimmsten Baustellenphase ihrer Existenz befand und sich zwei Leute mit nicht vorhandenen Ortskenntnissen und Mobiltelefonen kurz vor Akkuaufgabe irgendwie koordinieren mussten.

Als ich letzte Woche dann aus der Bahn purzelte, wurde ich von einem wirklich schönen neuen Bahnhofsgebäude mit einem wirklich angenehmen Vorplatz empfangen, aus dem ich direkt über die Wupper in die Innenstadt laufen konnte. Zum Mittag ging es ins Luisenviertel, das wirklich sehr hübsch ist und jetzt bin ich Wuppertal gegenüber wieder sehr viel positiver eingestellt.

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Die Gesangslehrerin freut sich, dass wir jetzt „Case of You“ von Joni Mitchell machen, es ergab sich irgendwie so aus dem Gespräch. Da hab ich mir was eingebrockt, aber es ist endlich auch ein Lied, das mich richtig fordert und in dem Tonhöhen verlangt werden, die mir nicht sofort liegen. Es lässt sich auch überraschend gut auf Gitarre spielen, wenn man das Griffmuster verstanden hat.

Daraus ergab sich ein unerwartet Inspirationsschub und daraus ein ziemlich guter neuer Song. Die Akkordfolge ist untypisch, zumindest für mich, ich hatte aber nach einigem Probieren schnell etwas sehr Spannendes zusammengeklöppelt. So lag ich dann auch abends im Bett und puzzelte mir den gesamten Song auf dem iPhone mit Garageband zusammen. Das ist nach wie vor etwas frimelig, funktioniert aber gut, wenn man Songideen festhalten will. Die iOS-Variante von Garageband mag ich dabei sogar lieber als die Desktopversion, weil sie ein paar Features hat, die zwar etwas grobschlächtiger, aber viel zielführender für das schnelle Notieren von Ideen sind.

Dann erstellte ich noch ein Leadsheet mit musescore, einem kostenlosen Notensatzprogramm, das nicht optimal ist, was intuitive Benutzerführung ist, ich weiß aber auch gar nicht, ob es sowas gibt, ein Notensatzprogramm mit intuitiver Benutzerführung und musescore kostet halt nichts und macht mit etwas Mühe und Murren meinerseits auch am Ende das, was es soll.

Mit Leadsheet und Garageband-Beispiel konnte ich das ganze dann an meinen Mann übergeben, der das dann deutlich professioneller umsetzen konnte. Als ich das erste Mal eingesungen habe, war dann blöderweise der Text noch nicht komplett da, deswegen ist die aktuelle Version noch arg redundant, instrumental und etwas fehlerhaft, das kommt dann aber demnächst, der Text ist jetzt nämlich auch schon fertig.

So ist das jedenfalls manchmal, ich habe hier Songideen rumfliegen, die seit Jahren auf Vervollständigung warten, oft ist es vor allem der Text, bei dem ich nicht weiterkomme oder ich habe den Refrain, aber keine vernünftige Strophe. Ein anderes Mal ist es ein Selbstläufer, Harmonien, zack, Melodie, zack, Struktur, zack, Text, fertig.

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Gestern wieder Zugchaos wegen Bombenfund in Köln-Deutz. Es hielt sich aber in Grenzen, ich konnte zu Fuß zum Hauptbahnhof laufen und da dann relativ zeitnah eine Bahn nach Essen erwischen. Weiterer Vorteil: Im REWE im Hauptbahnhof gibt es Strawberry Cheesecake Mochis von Wakame. Jetzt habe ich wieder einen kleinen Vorrat zu Hause.

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Erinnert sich noch jemand an den netten amerikanischen Tänzer, dem ich im Supermarkt den Prozess des Gemüseabwiegens erklärte?

Es verhält sich jetzt nämlich so, dass wir seit fast acht Jahren in diesem Haus in dieser Straße wohne und ich kenne ungefähr die Leute in unserem Haus, ein paar der Leute von gegenüber – allerdings hauptsächlich vom Sehen und die Leute, die in den Geschäften und Restaurants in der näheren Umgebung arbeiten. Ich bin knapp 12 Stunden am Tag nicht im Haus, ich gehe nicht in die Kirche, bin in keinem Verein, und habe auch sonst eher begrenzten Kontakt zu den anderen Menschen im Viertel.

Jedenfalls habe ich Mason, den amerikanischen Tänzer, jetzt innerhalb eines Monats vier Mal getroffen. Eventuell ist es also Schicksal, da warte ich aber noch mal ab. Das zweite Mal war auf dem Weg zur Burgerbraterei unseres Vertrauens, das dritte Mal lief ich einen Weg nach Hause, den ich sonst nie laufe (er ergab sich aus mangelnder Autofahrortskenntnis meinerseits, so dass ich mich an einer eher ungewohnten Ecke absetzen ließ) und hatte keine Kopfhörer in den Ohren wie sonst immer und hörte deswegen eine bekannte Stimme auf einem Balkon telefonieren. Das letzte Mal war in der U-Bahn vom Hauptbahnhof nach Hause. Da konnte ich aber auch gleich helfen, weil es um die Schwierigkeiten des Beschaffens des richtigen Monatstickets ging und ich sag jetzt mal so: Ich habe das als Muttersprachler mit einigermaßen gut trainierten ÖPNV-Skills nicht alles auf Anhieb verstehen und erklären können, wie soll das bitteschön jemand verstehen, der aus einem anderen Land kommt?

Vermutlich haben wir uns aber gemeinsam die richtige Wahl erschließen können. Der Bestellvorgang funktioniert übrigens online auch auf Englisch bis exakt zu der Stelle, wo man sich dann als Nutzer registrieren muss, mit so töften Sicherheitsfragen wie „Name des Haustiers“ und „Mädchenname der Mutter“. Natürlich alle auf Deutsch, wie sollte es anders sein.

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Es wird Herbst. Ich brauche neue Strumpfhosen.


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Tagebuchbloggen 14. bis 19.8.

Freitagabend bei einem neuen Vietnamesen auf der Rüttenscheider Straße gegessen, sehr angenehm, wir konnten draußen sitzen, das Essen war wirklich gut und es gab cà phê sữa đá, den vietnamesischen Eiskaffee mit gesüßter Kondensmilch, den ich damals in Ho-Chi-Minh-Stadt so liebte.

Unangenehm immer wieder, sobald man man im Restaurant draußen sitzt, steigt die Chance, dass sich jemand in der Umgebung eine Zigarette ansteckt. Wir haben uns dann einen Tisch weiter gesetzt, da ging es dann. Dazu muss man wissen, dass ich Zigarettenrauch auf Entfernungen wahrnehme, die eventuell schon nicht mehr ganz normal sind.

Das war aber nur ein kleiner Wermutstropfen, ansonsten ein sehr schöner Abend, guter Moscow Mule auch, das My Dad Made in Essen-Rüttenscheid kann ich also auch empfehlen.

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Samstag war Familientag. Also zunächst nach Opladen zu Oma, bei der das Gespräch eher zufällig auf ihre Ostpreußenerinnerungen kam, sie lebte damals mit ihrer Mutter in Memel. Nachdem der alte Diercke-Atlas keine ordentliche Karte des Baltikums aufweisen konnte, musste das Smartphone her und wie das so ist, erzählte sie, ich suchte auf dem Smartphone, fand Bilder oder guckte auf Google Maps, darüber stolperten wir über das GenWiki, auf dem man sogar die Einwohner einzelner Häuser einsehen konnte.

„Der Schulz war der Nachbar, mit dem sich meine Oma die Zeitung teilte. Da musste ich immer hin und nach der Zeitung fragen und abends musste ich dann die Zeitung zurückbringen. Und in der Villa Lieselotte in Schwarzort habe ich mein Pflichtjahr gemacht. Ja, genau, das war das Haus, da unten haben wir gearbeitet, wieso hast du denn jetzt ein Bild davon?“

„Aus dem Internet, Oma, das ist alles im Internet.“

Als meine Eltern dann dazukamen, strahlte Oma: „Das war das schönste Gespräch meines Lebens!“

Es ist also ganz einfach, ich kann dieses Internet nur empfehlen, auch für Anverwandte, die vielleicht sonst nicht so viel damit anfangen können, mit denen man aber beim betreuten Internetstöbern der ein oder anderen Erinnerung nachstöbern kann.

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Weiter ging es ins Bergische Land, wo der dritte Geburtstag des Großcousinenkindes anstand. Das Großcousinenkind wohnt eigentlich bei Stuttgart, war aber mit Familie auf Großelternbesuch.

Es gab Kuchen und Schnittchen, Pflaumen frisch vom Baum und selbstgemachten Feigenwein und es war ungefähr genauso idyllisch, wie es sich anhört. Insgesamt sehr glückliche Kinder, es wurde nur einmal geweint, während die dreijährige Großcousine einem schon seit knapp einem Jahr sehr souverän eine Frikadelle an die Backe plappert, hat der zweijährige Großcousin noch eine eigene Sprache, sagt sehr souverän „Ja“ und „Nein“, kann aber mit beeindruckender Genauigkeit mit der Wasserpistole zielen. Beide sind leider außerdem verboten niedlich. Da Bilder aus offensichtlichen Gründen nicht möglich sind, hier als Ersatz meine bescheidenen Kneterfolge, im Hintergrund ein Hase.

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Sonntag dann eine Mischung aus Arbeiten und Schlafen. Da der Familientag aus mehreren Stationen bestand, und sowohl An- als auch Abfahrt mindestens anderthalb Stunden in Anspruch nehmen, musste halt alles andere irgendwie in den Sonntag rein, inklusive Erholung. Diese Wochenenden sind eben grundsätzlich zu kurz, all das nachzuholen, zu dem ich unter der Woche nicht komme.

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Außerdem war Sonntag großer Skandinavien-Doku-Tag auf 3Sat. Ich habe nur zwei verfolgt, einmal ging es um Island, da musste ich natürlich an Frau Drehumdiebolzen denken, die erst gerade mit Mann und zwei Kindern einmal komplett mit einem Geländewagenoldtimer rund um die Insel gefahren ist. Ja, das ist schon richtig, das Auto hat auch einen Twitteraccount.

Darauf folgte eine Doku über Tiere in Dänemark und ich war besonders verzückt von dem Eulenpapa, der seinen Jungeulen Futter brachte und sehr genervt in die Kamera guckte, als die Jungeule das Stück Fleisch fallenließ und ohne Pause einfach weiter krakelte. Natürlich guckte die Eule vermutlich gar nicht gernervt, sondern eben so, wie Eulen gucken, aber schauen Sie selbst.


Wer gerne liest, was ich hier schreibe und mir eine Freude machen will, kann mir etwas von der Wunschliste spendieren oder Geld ins virtuelle Sparschwein werfen.  Die Firma dankt.

My Dad Made, 17.8.2018

Eigentlich beim Vorbeifahren entdeckt, bei der Suche nach interessanten Restaurants dann aber auch by TripAdvisor gefunden und kurzentschlossen einen Tisch reserviert.

Der Service schien geringfügig überfordert, aber sichtlich engagiert und freundlich, der Laden war auch sowohl drinnen als draußen voll, insofern vielleicht einfach ein Ressourcenproblem. Ansonsten gute vietnamesische Küche, natürlich an den europäischen Geschmack angepasst, aber immer noch ausreichend nah am Original, so wie ich mich daran erinnere. Leider kein thịt bò lá lốt, dafür aber cà phê sữa đá, den vietnamesischen Eiskaffee mit gesüßter Kondensmilch, den wir im Büro in Ho-Chi-Minh-Stadt immer bekamen und den ich so liebte, dass mir die Kollegen irgendwann ihre Gläser überließen.

My Dad Made, 17.8.2018

Ginger Aperol

Tôm chiên com – Frittierte Garnelen mit Hühnchen

Bún chả – Schweinehackbällchen und Schweinebauch mit Gemüse, Reisnudeln und Dip

Cà phê sữa đá

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Lieblingstweets im August (Teil 1)

GÜRTELTIERE! HAUPTQUESTREIHEN! CHIPSFABRIKEN! POPCORN! UND HOSENPROBLEME!


Tagebuchbloggen, 12. und 13.8.2018

Fauler Sonntag, ausgeschlafen, rumgeräumt, an Texten geschrieben, abends Pizza bestellt und trotz massiver Proteste meinerseits „Die Wolke“ geguckt. Es sind bestimmte noch andere Sachen passiert, aber die fallen mir gerade nicht ein.

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Zum ersten Mal dem Perseidenschauer beigewohnt. Nachdem ich den richtigen Balkon dafür gefunden hatte (es war natürlich der Nord-Ost-Balkon an der Küche) erst mal sehr angestrengt in den Himmel gestarrt und auch gleich zweifach belohnt worden. Da das Nackentechnisch aber nicht lange durchführbar war, lag ich nachher auf dem Balkon, den Kopf an eine leere Gaskartusche geschmiegt. Dadurch war zwar die Sicht eingeschränkt, weil Dachvorsprünge und Blumenkästen im Weg waren, aber als alter Mensch muss man eben Kompromisse machen.

Nach der dritten oder vierten Sternschnuppe rief ich meinen Mann an, damit er auch runterkäme. Ja, wir kommunizieren gelegentlich durchs Haus mit dem Telefon, warum auch nicht. Er hielt aber nur eine Sternschnuppe lang aus, und ging dann ins Bett, während ich noch weiter auf dem Balkon lag und weiterzählte, bis ich ausreichend viele ausreichend schöne Sternschnuppen gesehen hatte.

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Montagmorgen im Zug die neue Feinschmecker gelesen. Die Zeitschrift ist mir eigentlich zu teuer, deswegen mache ich den Kauf immer ein bisschen vom Inhalt abhängig. In diesem Fall versprach der Inhalt japanische Rezepte von Stevan Paul, das reichte mir für zehn Euro.

Während ich Restaurantempfehlungen aus der Zeitschrift in Tripadvisor raussuchte, um sie auf meine Merkliste zu setzen, stolperte ich mal wieder über meine Lieblingssorte Restaurantkritik: Die „Ich war nicht da, aber vergebe trotzdem nur einen Punkt“-Rezension. In diesem Fall war es ein armer Mensch, der bei einer Onlinereservierung auf eine Warteliste gesetzt wurde, dann nie wieder etwas hörte, trotzdem hinging und dann sauer war, weil vollkommen überraschend tatsächlich kein Platz frei war. EINER VON FÜNF STERNEN!

Meine Lieblingsrezension bleibt aber bislang die von der Frau, die nur einen Stern vergab, weil man in einem Restaurant nicht mit Karte bezahlen durfte. Was offensichtlich direkt geklärt wurde, so dass es noch nicht mal zu Komplikationen kam. NUR BARZAHLUNG MÖGLICH, EIN STERN!

Mein nächstes Projekt heißt dann offensichtlich „absurde Bewertungen bei Tripadvisor sammeln“, ich sehe da großes Unterhaltungspotential.