Am Samstag war spontaner Niederlandeausflug aus Aufmunterungsgründen und wegen nachgeholtem Valentinstagsessen. Donnerstag hatten wir nämlich keine Lust und dann war überraschend am Samstag alles ausgebucht und wir wichen aufs Nachbarland aus. In Malden konnte man uns abends noch unterbringen, also fuhren wir erst ins benachbarte Nijmegen.
Wir waren 2010 das letzte Mal in Nijmegen, das weiß ich, weil wir da unser zweites Auto gerade neu hatten und das als Anlass zu einem Ausflug nahmen. Ich konnte mich aber an ungefähr nichts erinnern außer an den großen Kreisverkehr. Zum Beispiel wusste ich auch nicht, dass Nijmegen ungefähr 180.000 Einwohner hat und damit immerhin die zehntgrößte Stadt in den Niederlanden ist, dementsprechend eine gut ausgestattete Innenstadt und viele kleine Läden und Cafés.
Wir aßen Pintxos im Fingerz und marschierten dann einmal durch die Fußgängerzone, dann runter zur Waal und an der Waal entlang wieder zurück zum Auto. Dann noch einmal obligatorischer Einkauf bei Albert Heijn (Saté-Gewürzmischung, Asiacracker, Tonic Water, Kit-Kats mit Salzkaramell und Erdnussbutter, Kopfschmerztabletten) und dann schön drei Stunden im Restaurant gegessen.
Das war ein sehr erfolgreicher Ausflug, gerne wieder.
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Am Sonntag waren wir dann sehr müde, ich bin sogar zwei Mal auf dem Sofa eingeschlafen.
Zwischen den Nickerchen guckten wir „The Ballad of Buster Scruggs“ auf Netflix. Ich wusste nicht, dass das ein Episodenfilm war und nach dem ersten Schreck mochte ich das aber alles sehr gerne, vor allem die Episode mit Tom Waits ist sehr schön, überhaupt denkt man eigentlich die ganze Zeit nur „Tolle Landschaft“, ich bin offensichtlich in einem Alter, wo das zur Grundbefriedigung schon reicht. Ansonsten hat der Film eine eher unbefriedigende Frauenquote, besteht aber lustigerweise trotzdem den Bechdel-Test.
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Gelesen: What the Dormouse Said von John Markoff [Amazon-Werbelink], ein Sachbuch über die Entwicklung des Computers an der amerikanischen Westküste in den fünfziger bis siebziger Jahren. Das Buch ist grundsätzlich nicht schlecht, löst aber die Prämisse meines Erachtens nicht ein. Angeblich soll in der Geschichte die Verbindung zwischen der kalifornischen counter culture und der frühen Computerszene hergestellt werden, mir fehlte hier aber Kausalität, statt dessen nahm ich nur Korrelation und Parallelität wahr.
Außerdem ist das Buch ganz furchtbar männerlastig und zwar auf eine Art, die dem Autor oder spätestens dem Lektor hätte auffallen müssen. Es kommen gefühlt ungefähr 200 namentlich genannte Männer* vor, die alle irgendwas machen, irgendwen unter ihre Fittiche nehmen, irgendwie über irgendwen anders auf irgendwas aufmerksam werden und dann vielleicht zehn namentlich genannte Frauen*, von denen sieben Ehefrauen, Mütter oder Töchter sind. Ich will auch nix darüber hören, dass die IT-Branche halt männlich dominiert ist, erstens ist das so nicht richtig (und zwar lustigerweise erst recht nicht in den fünfziger bis siebziger Jahren) und zweitens behaupte ich steif und fest, dass es in dieser Zeit an diesem Ort bestimmt trotzdem auch Frauen gab und es in dem Buch ja eigentlich auch um den Einfluss der counter culture geht.
Das hat mich beim Lesen jedenfalls massiv genervt, es gibt aber ein paar hübsche Anekdoten aus der Computergeschichte und die Erkenntnis, dass vieles, was ich in der Entstehungsgeschichte viel später einsortiert hatte, schon in den sechziger Jahren entwickelt wurde – wenn auch eben oft nicht bis zur vollständigen Produktreife.
Dazu kann man dann gleich diesen Artikel in der New York Times lesen, man ist danach zwar noch ein bisschen wütender, aber auch schlauer: The Secret History of Women in Coding
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*Die Zahlen beruhen auf reinem Bauchgefühl.