Die Plätze 10 bis 6 findet man hier.
5. Station Eleven von Emily St. John Mandel
Ich nenne es „literarische Science-Fiction“. Station Eleven ist ein Dystopieroman, der in der Zeit nach einer Pandemie spielt, die den Großteil der Menschheit dahingerafft hat (wie viele es tatsächlich sind, erfährt man nicht, denn woher sollte die Information kommen, wenn die Welt zusammenbricht). Kirsten war ein junges Mädchen, als der Virus ausbrach und zieht jetzt mit einem Traveling Circus durch das nordwestliche Amerika. Das Leben ist gefährlich, denn nie weiß man, was einen in der nächsten Stadt erwartet. Wo in einem Dorf die Menschen zumindest einen Versuch an Zivilisation versuchen, herrscht im nächsten Dorf ein Tyrann. In einem zweiten Erzählstrang geht es um den Schauspieler Arthur Leander, der am Abend des Ausbruchs der Krankheit auf der Bühne starb. Seine Geschichte und die der Menschen des Traveling Circus sind miteinander verknüpft. Eine schöne Geschichte, sehr ruhig und liebevoll erzählt. Ich habe auch hier darüber geschrieben.
Station Eleven gibt es bei Amazon [Amazon-Werbelink], bei der Buchhandlung Logbuch in Bremen und in jedem anderen Buchhandel um die Ecke.
4. Astrid Lindgren. Ihr Leben von Jens Andersen
Die Biografie von Astrid Lindgren, geschrieben von Jens Andersen, der auch schon die Biografie von Hans Christian Andersen schreib. Wer Astrid Lindgren ist, muss man glaube ich tatsächlich niemandem erklären, ich bin mit ihren Büchern aufgewachsen und habe mir (der Familienlegende nach) mit den Bullerbü-Büchern das Lesen beigebracht. Ihr Leben war genauso ungewöhnlich wie doch irgendwie normal. Mit 19 wurde sie von einem viel älteren verheirateten Zeitungsverleger schwanger und entschied sich für das Kind, aber gegen den Mann. Es folgte ein eigentlich ganz normales Leben in Schweden, sie heiratet, bekommt noch eine Tochter, findet Bürojobs bei Zeitungen und Verlagen, bis sie selber mit Pippi Langstrumpf erst Schweden und dann die Welt erobert. Die Biografie ist sehr nah dran am Leben (soweit man das beurteilen kann), liest sich wunderbar und hat bei mir ausgelöst, dass ich jetzt eigentlich auch alles andere über Astrid Lindgren (Die Kriegstagebücher! Der Briefwechsel mit der jungen Sara!) lesen will. Große Empfehlung, sicherlich auch immer als Geschenk. Ich habe auch hier darüber geschrieben.
Astrid Lindgren. Ihr Leben gibt es bei Amazon [Amazon-Werbelink], bei der Buchhandlung marx und co in Frankfurt und in jedem anderen Buchhandel um die Ecke.
3. The Sparrow von Mary Doris Russell
Auch The Sparrow ist ein Science-Fiction-Roman, durch den man sich etwas durchbeißen muss. Der Jesuitenpriester Emilio Sandez leitet eine Expedition zu einem anderen Planeten, von dem aus Transmissionen mit Musik auf die Erde gesendet wurden. Mit einem umgebauten Asteroiden erreichen sie den Planeten, landen und finden sich auf einer neuen Welt wieder. Sie werden von den Runa aufgegabelt, die friedlich in Dörfern leben und vom Jagen und Sammeln leben. Außer den Runa leben noch die Jana’ata auf dem Planeten, deren Zivilisation weiter entwickelt ist. Die Geschichte wird in Rückblenden erzählt, Emilio ist als einziger von der Expedition zurückgekehrt, verstümmelt und verbittert. Man fand ihn in einem Bordell, was auf der Erde selbstverständlich einen Skandal bedeutet und auch bei den Jesuiten nicht gerade mit Freude und Verständnis aufgenommen wird. Was wirklich passiert ist, das erzählt Emilio in The Sparrow, einem trotz aller schrecklichen Ereignissen, die dort beschrieben werden, irgendwie versöhnlichen Buch, das nebenbei noch die Geschichte davon erzählt, wie auch nur das scheinbar harmloseste Eingreifen in eine andere unbekannte Kultur katastrophale Folgen haben kann.
The Sparrow gibt es bei Amazon [Amazon-Werbelink], bei der Buchhandlung Bücherträume in Mülheim an der Ruhr und in jedem anderen Buchhandel um die Ecke.
2. Die Bienen von Laline Paull
Flora 717 ist eine Biene. Eigentlich ist sie eine Arbeiterbiene, aber Arbeiterbienen sind stumm und Flora kann sprechen. Das ermöglicht dieser kleinen, struppeligen Biene eine Tour durch den Bienenstock, die anderen Bienen eigentlich vorenthalten ist, denn im Bienenstock hat jeder eine Aufgabe, die er von Geburt bis zum Tod erfüllt. Flora hingegen kommt auf die Kinderstation, wird zum Sammeln nach draußen geschickt und dann passiert noch etwas komplett Skandalöses: Sie legt ein Ei! In diesem Buch erfährt man mehr über Bienen als man je wusste, dass es zu erfahren gab. (Außer natürlich, man ist Entomologentochter, dann weiß man natürlich, dass es unendlich viel über Bienen zu erfahren gibt.) Katrin Rönicke verstand das Buch als Parabel, ich habe es eigentlich eher als Versuch gesehen, einen Bienenstock irgendwie für die menschliche Vorstellung fassbar zu machen. Tatsächlich habe ich einige Dinge noch mal bei Wikipedia nachgelesen, um rauszufinden, wie nah die Geschichten an der Realität sind (Antwort: wirklich sehr nah). Aber eigentlich ist es auch egal, denn Die Bienen ist vor allem ein mutiges, unkonventionelles und höchst spannendes Buch. Es steht nicht umsonst auf meinem Platz 2 für das Jahr 2015. Ich habe auch hier davon erzählt.
Die Bienen gibt es bei Amazon [Amazon-Werbelink], bei der Buchhandlung Die Schatulle in Osterholz-Scharmbeck und in jedem anderen Buchhandel um die Ecke.
1. Uprooted von Naomi Novik
Agnieszka lebt in einem kleinen Dorf. Alle zehn Jahre kommt der Dragon und holt sich ein Mädchen, das für die nächsten zehn Jahre in seinem Turm wohnt und für ihn arbeitet. (Der Dragon, man merkt es schon, ist gar kein Drache, sondern ein mächtiger Zauberer.) Niemand weiß, was in diesem Turm passiert, aber alle wissen, dass die zehn Jahre vorbei sind und Kasia, Agnieszkas Freundin, die Auserwählte sein wird. Und dann wird es (wer hätte es gedacht) eben doch Agnieszka, die aus ihrem Leben herausgerissen wird und sich in einem ganz anderen Leben wiederfindet. Tatsächlich entwickelt sich Uprooted von hier ab überraschend anders weiter als man erwartet, Novik erzählt eine vielschichtige, spannende Geschichte, die an ein altes russisches oder polnisches Märchen erinnert mit komplexen Charakteren und unvorhergesehenen Wendungen. Uprooted mag eine sehr klassische Fantasygeschichte sein, gleichzeitig ist sie so souverän und einfallsreich geschrieben, dass man sich von dieser Genreklassifizierung auf keinen Fall abhalten sollte. Ich schrieb auch hier darüber.
Uprooted gibt es bei Amazon [Amazon-Werbelink], bei der Buchhandlung Buchstabe in Neustadt und in jedem anderen Buchhandel um die Ecke.
Ich habe heute deinen Lesetip: Russell, Sperling zu Ende gelesen. Das Buch hat mich schwer beeindruckt. Es bietet wirklich sehr viel anregenden Stoff und obwohl ich ja schon am Anfang wusste, dass es kein „Happy End“
geben wird, hab ich bis zum Schluss mitgefiebert.
Vielen Dank für diese Empfehlung
Elke