Lieblingstweets im Mai (Teil 2)

FACEBOOKFREUNDE MIT THERMOMIX! VERSPÄTUNGSZEITEN! PARALLELUNIVERSEN MIT WENIGER ANANAS! SUDOKUS! UND ALLE MCFLURRY-SORTEN!

Anne erklärt die Neunziger: Dinos und Freibadeis

Frau Tiffy aka Alexandra Tobor hat schon wieder ein Buch geschrieben, das sich ganz wunderbar anliest. Noch wunderbarer aber ist, dass sie auch für dieses Buch ein betreutes Lesen anbietet. Die Geschichte von Minigolf Paradiso [Amazon-Werbelink] spielt in den Neunzigern, und genau für diese Zeit liefert sie hilfreiche Informationen für Leute, die damals zu alt oder zu jung waren, sehr vergesslich sind, alles verdrängt haben oder wie ich bei solchen Texten in nostalgisches Quieken verfallen. Also ungefähr für alle.

Leider ist mein Mitteilungsdrang, wenn es um nostalgischen Kram geht, zu groß, um in ein Kommentarfeld gezwängt zu werden, deswegen gibt es meine Erinnerungen an die schönsten Neunziger aller Zeiten als Blogeintrag, passend zu dem, was auf Alexandras Blog gerade passiert, nur etwas zeitversetzt.

Dementsprechend geht es um Dinosaurier und Freibadeis, die anderen Themen (JEANSOUTFITS! BRIEFFREUNDSCHAFTEN! VANDALISMUS!) werden dann in den nächsten Folgen abgearbeitet.

Dinosaurier also. Als Jurassic Park in die Kinos kam, war ich alt genug, um reingehen zu dürfen, aber zu feige, um es zu tun. Ich hatte schlimme Sachen über den Film gehört und da ich seit jeher ein schlimmer Schisser war (und bin), verzichtete ich aus reinem Selbstschutz. Das Dinofieber hingegen bekam auch ich mit, vor allem, weil mein Cousin, der knapp vier Jahre jünger ist als ich, zum Dinosaurierlexikon mutierte und uns fortan mit allen Fakten versorgte. Mein Lieblingsdinosaurier ist dementsprechend auch der Ornithomimus, denn das war der erklärte Lieblingsdinosaurier meines Cousins und der schien sowohl vertrauenswürdig als auch gut informiert, es musste also etwas dran sein. Mein Cousin hätte sich auch in Jurassic Park getraut, war dann aber wohl doch ein paar Jahre zu jung.

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Statt dessen guckten wir zehn bis zwanzig Mal In einem Land vor unserer Zeit, den Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1988, der bestimmt fast genauso spannend war wie Jurassic Park. Und natürlich quasi jede Folge der Dinos, auch am besten mehrfach, bis wir einzelne Dialoge mitsprechen konnten, wobei sich meine Cousine als besonders zitierbegabt erwies. Lange hielt sich in meiner Familie die Ansicht, Earl wäre irgendwie wie mein Vater (oder mein Vater wie Earl) und na ja… irgendwas war da auch dran. Irgendwann Jahre später traute ich mich dann auch, Jurassic Park zu gucken und im zweiten Teil war ich dann sogar im Kino.

Das Symbol für Freibadeis bei Alexandra ist das Bum Bum, ein Eis, das ich meines Wissens exakt einmal im Leben gegessen habe und das selbst mir mit meinem wenig empfindlichen Gaumen doch eher fies vorkam. Tatsächlich müsste man für die richtigen Freibaderinnerungen in die Achtziger zurückgehen, denn bis 1994 war unser Freibad das Bayerbad in Leverkusen, damals in der Sommerzeit voll mit Familien, mittlerweile dramatischerweise geschlossen. Im Bayerbad lernte ich schwimmen, eventuell machte ich im Bayerbad sogar mein Seepferdchen (darüber hinaus kam ich nie), jedenfalls verbrachte ich viele Sommertage im „neuen“ Becken, das für uns Kinder das spannendere war, schon allein, weil es etwas verwinkelter war als das rechteckige „alte“ Becken. Wenn man Glück hatte, wurde man mit dem Auto zum Freibad gefahren, wenn man Pech hatte, fanden die Eltern, dass man auch eine Radtour machen könnte. Die Strecke würde mir heute vermutlich lachhaft vorkommen, damals war es reine Tortur, denn ich war Kind und wollte schnell und bequem ins Freibad, nicht sportlich und umweltschonend.

Eiserinnerungen ans Freibad habe ich kaum. Im Bayerbad gab es einen Imbisssstand, an dem die immergleiche blondierte Frau mit langen Fingernägeln vor allem Würstchen verkaufte. Würstchen mit Ketchup oder Senf und einer diagonal durchgeschnittenen Toastscheibe war unser Freibadessen. Dazu gab es „Durstlöscher“ in den großen Trinkpäckchen, die einem durch das viele abgebildete Obst als gesund verkauft werden sollte. Eine Lose-Lose-Situation sozusagen, denn so wurde man als wenig ernährungsbewusstes Kind schon abgetörnt und es war dann noch nicht mal wirklich gesund. Wenn es Eis gab, dann war es Calippo, das man langsam aus der Papphülle drücken und dabei aufpassen musste, nicht mit einem zu kräftigen Drücken das ganze gegen die Nase zu katapultieren. Beim Calippogenuss saute man sich auch garantiert die Hände voll, konnte aber immerhin am Schluss das bereits geschmolzene Eis mit einem beherzten Schluck aus dem Papphörnchen trinken.

Wenn ich aber nur über Eis jenseits vom Freibadgetümmel berichten soll, so habe ich drei Stichworte: „Ed von Schleck“, „Wassereis“ und „Magnum“. Aber der Reihe nach.

Ed von Schleck war mein Standardeis, Vanilleeis mit Erdbeersoße, das mit einem Plastikstiel aus dem Plastikbecher geschoben wurde. Diese Konstruktion machte auch das Besondere aus, ansonsten war es eben Vanilleeis mit Erdbeersoße. Aber wie so oft schmecken manche Dinge ja besser, wenn sie ein Hauch des Besonderen umgibt.

Wassereis hingegen war die kostengünstige Alternative. Wassereis gab es im Büdchen an der Schule, bei dem man gemischte Tüten kaufen konnte und bei dem ich zudem sehr viel Geld in Micky-Maus-Hefte investierte. Im Sommer holte man sich nach der Schule also Wassereis für soundsoviel Pfennig, das dann bis zur Bushaltestelle oder vielmehr bis zur Ankunft des Busses aufgegessen sein musste. Was bei der Größe nicht schwierig war. Schwieriger war es, an das Eis heranzukommen. Dafür musste man nämlich mit den Zähnen die Plastikverpackung aufreißen, was mal mehr und mal weniger gut funktionierte. Außerdem war Wassereis nicht lecker, auch wenn wir uns das einbildeten. Dafür kostete es quasi nichts und man hatte zumindest Diskussionsmaterial, wenn es um die Sorten ging (hoch im Kurs: Cola, geht gar nicht: Waldmeister).

Und dann kam Magnum, das vermeintliche Luxuseis. Gestartet mit einer grandiosen Werbekampagme und das teuerste Eis, das man kriegen konnte, als es noch kein Ben & Jerry’s und kein Häagen Dasz gab. In den Neunzigern war Magnum der Inbgriff des Qualitätseises, jedenfalls habe ich das so geglaubt. Als bekennender Extremgaumen (GEBT MIR NOUGAT!) musste es bei mir natürlich das noch mal süßere Magnum White sein, man bekam also süßes Vanilleeis mit elend süßem Überzug aus weißer Schokolade. In einem Sommerurlaub in der Toskana im Jahr 1997 wurde es zum Familienritual, einmal am Tag irgendwo Magnum für alle zu kaufen. Das war auch sehr schön und ja, ich esse heute noch gerne Magnum White, auch wenn mich unzählige Kilo Ben & Jerry’s eigentlich eines Besseren hätte belehren sollen.

Aber Wassereis habe ich schon sehr lange nicht mehr gegessen, im Freibad war ich schon ewig nicht mehr und Ed von Schleck hat ein neues Design bekommen. Immerhin aber ist Jurassic Park immer noch ein ziemlich guter Film.

Adele, 15.5.2016 in der Lanxess-Arena in Köln

Adele 15.5.2016

Wir sind da. 15.5.2016 in der Lanxess-Arena in Köln. Ich beglückwünsche mich zweifach. Erstens dazu, dass ich überhaupt Karten bekommen habe, zweitens, dass ich aus reinem Zufall welche am 15.5. und nicht einen Tag vorher gekauft habe, weil ich natürlich am Verkaufstermin nicht auf dem Schirm hatte, dass da irgendwann ESC ist. Aber das ist ja jetzt kein Problem, ESC war ja gestern, heute ist Adele. Ein dritter Glückwunsch dann zu den zwar teuren, aber sehr guten Karten. Beim Konzert von Paul Simon & Sting war ich geiziger und es reichte nur für Karten auf den oberen Rängen an der Seite. Leider ist die Akustik in der Lanxess-Arena sehr, sehr mies und wenn man ganz oben sitzt, bekommt man Echos ab, die das ganze Konzert über irritieren. Jetzt sitzen wir direkt mittig und sehr viel weiter unten, was sich später als gute Entscheidung herausstellt. Keine irritierenden Echos dieses Mal.

Adele 15.5.2016

Wir haben einen Fertigcocktail (immerhin für akzeptable 6,50 Euro) und ein großes Bier gekauft, mein Mann holt noch eine Riesenschüssel Popcorn, dann warten wir ab, bis das Konzert losgeht, kein Support vorneweg, das ist gut. Wobei ich generell eine zwiegespaltene Meinung zu Support Acts habe. Einerseits möchte ich, wenn ich auf ein Konzert gehe, den Künstler sehen, für den ich die Karten gekauft habe und zwar möglichst schnell und möglichst lange. Auf der anderen Seite kann man so auch gute neue Künstler kennenlernen. Wallis Bird trat als Support für Emiliana Torrini auf, das war sehr schön, genau so wie Amanda Palmer einfach drei Bands als Support auftreten lies, allesamt auf unterschiedliche Arten spannend. Trotzdem: Ich möchte jetzt Adele sehen und nix anderes. Und Adele sehen wir dann auch.

Nachdem wir minutenlang auf ihre geschlossenen Augen starren konnten, wird es aufgeregter im Publikum. Irgendwas passiert, ich weiß aber nicht was und kann auch nichts erkennen. Im Nachhinein wird klar: Adele wird in einer geschlossenen Kiste in den Saal und zu der mittleren Bühnen gefahren. Das Licht geht aus, die Augen auf der Leinwand gehen auf, es erklingt ein „Hello“, dann noch eins, dann noch eins und dann fährt Adele auf der kleinen Bühne in der Mitte nach oben und es geht los.

Adele 15.5.2016

Natürlich geht es mit Hello los, Adele allein auf der Bühne, von einer Liveband noch nichts zu sehen. Irgendwann macht sie sich, umringt von Security auf den Weg zur großen Bühne, man sieht die Menschen unten im Saal aufstehen, um einen Blick zu erhaschen. Immer noch ohne sichtbare Band wird direkt das zweite Lied angestimmt, Hometown Glory. Im Hintergrund Bilder von London, Adeles Heimatstadt. Im zweiten Refrain singt sie dann nicht mehr über my hometown, sondern über your hometown und zack! Bilder vom Kölner Dom werden gezeigt und das reicht mir eigentlich schon, um gefühlsmäßig am Ende zu sein. Dann heule ich eben jetzt auf einem Konzert hemmungslos rum. Smart move, Adele, smart move. Das Publikum ist außer sich.

Die Frage bleibt aber. Wo bleibt die Band? Oder bleibt das so? Ich bin mit gemischten Erwartungen hergekommen. Einerseits hatte ich immer das Konzert in der Royal Albert Hall im Hinterkopf, das wir mal im Fernsehen sahen und das der Auslöser dafür war, dass ich unbedingt, unbedingt, unbedingt Adele live sehen wollte. Allerdings eben auch, weil Adele so charmant parlierte, weil das Publikum mitsang und weil alles so wundervoll war. Ich war also voll mit Erwartungen und habe genau so damit gerechnet, dass es vielleicht gar nicht so toll wird, wie ich es mir vorstelle. Wundervoll ist es ja insgesamt schon, aber viel parliert hat Adele noch nicht und wo ist die Band?

Die Frage wird beim nächsten Song beantwortet. Tatsächlich habe ich geahnt, was passieren wird, aber die Kamera nicht rechtzeitig in Position bringen können. Denn beim ersten Refrain von One and Only geht auf den Punkt genau das Licht an, die Band ist zu sehen, Adele wird groß auf der Leinwand gezeigt und das Publikum flippt schon wieder aus und ich, na ja, ich weine halt schon wieder vor Freude.

Und dann wird der ganze Abend von vorne bis hinten wundervoll. Bei diesem Konzert wird die Balance zwischen Perfektion und Authentizität so grandios gehalten wie ich es noch nie erlebt habe. Natürlich wissen die Leute genau, was sie machen müssen, um mich (und vermutlich auch alle anderen) emotional zu kriegen, aber das ist ja nicht verkehrt. Trotzdem ist es keine durchinszenierte Show, denn Adele ist Adele, erzählt zwischen den Songs Geschichten, holt Leute auf die Bühne, macht beim Singen Grimassen, die weder albern noch aufgesetzt wirken und ist auf der ganze Linie charmant, witzig, authentisch.

Adele 15.5.2016

Zwei Mädchen aus den vorderen Reihen werden auf die Bühne geholt, weil sie Adele aufgefallen sind. Die beiden sind fassungslos, man hat ein bisschen Angst, dass sie gleich hyperventilieren und umkippen, aber ich würde vielleicht auch hyperventilieren und umkippen, wenn Adele mich umarmen würde. „We saved three years for the tickets“, stammelt eine der beiden und man hat das Gefühl, das sich Adele keine besseren Fans hätte aussuchen können, um sie vor mehreren tausend Menschen zu umarmen.

Adele 15.5.2016

Zu Make You Feel My Love lässt uns Adele unsere Handytaschenlampen einschalten. „I promise you, it looks incredible“ sagt sie und es sieht wirklich ziemlich incredible aus. Immer wieder fragt sie, wo wir herkommen „Someone from… France? From South Africa? From Canada?“ Selbst aus Island ist jemand da, die ganze Welt ist anscheinend nach Köln gekommen, um Adele zu sehen. Auf der kleinen Bühne wandert sie einmal die komplett alle Seiten ab, damit die Menschen sie fotografieren können. Adele ist Diva, aber dann auch wieder nicht. „This was the worst burp“, entschuldigt sie sich und erklärt später: „I could drink anyone of you under the table.“

Auf der großen Leinwand wird neben ein paar Filmen sonst immer nur Adele eingeblendet, niemals die Band. Auch wenn ich es sonst sehr schätze, wenn ich auch das Geschehen auf der Bühne sehen kann, gefällt mir diese Entscheidung. Es bleibt so ein Abend mit Adele, man wird von nichts abgelenkt und jeder im Saal kann ihr beim Singen und erzählen zusehen. Das passt hier ganz wunderbar.

Adele 15.5.2016

Zu Someone Like You darf das Publikum wieder mitsingen. Weil ich klug bin und das geahnt habe (oder eventuell, weil Adele es angekündigt hat), schmeiße ich die Kamera an. Es ist schon sehr ergreifend, wenn eine ausverkaufte Lanxess-Arena gemeinsam singt. Genau wegen dieser Momente wollte ich unbedingt auf dieses Konzert und ich wurde sehr viel mehr als nicht enttäuscht.

Danach gibt es noch richtigen Regen von oben zu Set Fire to the Rain und dann verschwindet Adele wieder nach unten und wird in ihrer Kiste rausgefahren. Das Publikum klatscht und klatscht und klatscht und jubelt, aber vermutlich dauert es etwas länger, wenn man sich erst aus einer Kiste befreien und dann noch irgendwie durch Arena-Geheimgänge wieder auf die große Bühne begeben muss. Denn natürlich kommt Adele noch mal.

Adele 15.5.2016

Drei Lieder gibt es noch als Zugabe, All I AskWhen We Were Young, und Rolling in the Deep. Zu When We Were Young werden Kinder- und Jugendbilder von Adele eingeblendet, Familienalbumbilder, mehr oder weniger vorteilhaft und gerade deswegen wieder so authentisch. Genau diese Bilder gibt es von allen von uns. Natürlich fange ich wieder an zu weinen, weil es so schön ist und so gut passt und dann wird wieder wild auf meiner Emotionsklaviatur gespielt: Das letzte Bild ist ein Bild von der schwangeren Adele. Das ist gemein. Gemein, gemein, gemein, aber eben auch so unglaublich schön.

Zum Schluss werden kleine Papierschnipselchen auf das Publikum geblasen. Adele verschwindet hinter einer Wolke aus weißen Schnipseln und man weiß jetzt nicht, worauf man sich konzentrieren soll und versucht, Schnipsel zu fangen. (Ungeduldige Interessierte spulen in diesem Video weiter zu Minute 3:50.) Das war’s. Vorbei. Und so schön.

Adele 15.5.2016

Als wir auf den Platz vor der Arena treten, sagt mein Mann „Das beste Konzert, auf dem wir je waren!“ und ich kann nur zustimmen. Jederzeit wieder, am liebsten sofort und wenn es geht, noch weiter vorne, aber egal, Hauptsache wieder. Völlig euphorisiert laufen wir Richtung Parkplatz, essen noch eine Kleinigkeit beim Mexikaner und fahren dann voll mit Gefühlen nach Hause.

Die geretteten Papierschnipsel liegen auf dem Nachtisch. Adele sagt „Hello“ und „We could have had at it all“, aber nach diesem Konzert kann man eigentlich nur glücklich feststellen, dass man nicht nur alles hätte haben können, sondern eigentlich auch alles gehabt hat.

Adele, 15.5.2016

Die Setlist gibt’s hier.

Best of Unterbewusstsein II (oder III oder so)

Seit knapp drei Monaten schreibe ich jetzt meine Träume auf. Dabei habe ich ja schon einiges gelernt, zum Beispiel, wer am häufigsten in meinen Träumen vorkommt, dass ich kaum Albträume habe, dass ich öfter von Hunden als von Katzen träume und einiges mehr.

Aber man lernt ja immer mehr dazu. Tatsächlich bin ich im letzten Monat etwas nachlässiger geworden und stürze mich nicht mehr in der ersten Sekunde nach dem Aufwachen aufs Handy. Entsprechend gab es doch ein paar Nächte, bei denen ich mich beim Aufschreiben an gar nichts mehr erinnern konnte oder nur noch Stichworte hinschrieb, in der falschen Annahme, ich könnte mir daraus später den kompletten Traum zusammenbasteln. Allerdings finde ich das auch gar nicht mehr so schlimm. Zwischenzeitlich hatte ich einige Nächte mit wenig Traumerinnerung und kurzfristig Angst, es würde sich jetzt auf ein bis zwei Erinnerungen pro Nacht einpendeln. Dann gab es aber auf einmal wieder Morgen, in denen ich Absatz um Absatz notierte und dann war wieder alles gut. Es ist auch in den letzten Wochen von abstrakten Fetzen bis zu sehr detaillierten Notizen alles dabei gewesen.

Auf Symboldeutung gebe ich ja nichts, aber ich glaube schon daran, dass Träume irgendwas mit der Realität zu tun haben. In der Nacht auf den 1. Mai träumte ich zum Beispiel folgendes:

Man kann sein Abitur nachholen, aber ich habe einen Tag vorher noch immer nichts gelernt, vor allem geht es um Mathe. Die Regel ist wohl die, dass wenn man eine bessere Note erreicht, diese auch offiziell als Abiturnote genommen werden kann, wenn sie schlechter ist, passiert nichts. Ich weiß auch gar nicht mehr, was alles an Stoff drankommen könnte. Meine anfängliche Euphorie, dass ich in Mathe ja immer sehr gut war, weicht der Erkenntnis, dass das alles aber schon über fünfzehn Jahre her ist und ich leider alles vergessen habe.

Deswegen gehe ich bei meinen Eltern in den Keller, um noch meine alten Schulunterlagen zu suchen. Auf einem Tisch liegen ganz viele Schulhefte, darunter zumindest zwei von der elften Klasse. Der Rest scheint Grundschule zu sein, es sind alles kleine Hefte. Außerdem liegen ganz viele Glanzbilderbögen da.

Einen Tag später sollte ich auf der re:publica einen Vortrag halten, den ich… sagen wir mal… bis zu diesem Zeitpunkt vor allem gedanklich vorbereitet hatte. Zwei Nächte vorher ließ mich mein Unterbewusstsein also auf recht eindringliche Weise wissen, dass ich eventuell doch ein bisschen knapp dran war mit meiner Vorbereitung. (Es hat dann aber doch noch alles geklappt.)

Ich verarbeite aber auch Erlebtes immer sehr schön und teilweise sehr direkt nachvollziehbar. In den Tagen um die re:publica wimmelte es in meinen Träumen von Menschen, die ich dort getroffen hatte. Dass ich immerhin jetzt schon drei Mal von kurz vorher Verstorbenen Prominenten geträumt habe (Willemsen, Peter Lustig, Genscher) ist auch ein ganz gutes Indiz. Solange ich nicht von Leuten träume, kurz bevor sie sterben, mache ich mir da noch keine Sorgen. Genscher traf ich (sozusagen) in der Nacht auf den 6. April:

Ich treffe Genscher, der in einem kleinen Wintergartenkabuff sitzt und gleichzeitig Klarinette und Akkordeon spielen kann. Ich wette, dass er ein bestimmtes Stück nicht spielen kann. Ich will auf der Klarinette mitspielen, aber alle meine Blätter zerbröseln.

(Sehr netter Typ, übrigens, zumindest in diesem Traum.)

Es ist mir auch zum ersten Mal gelungen, eine Melodie aus einem Traum halbwegs in die Realität zu retten, etwas, von dem ich bisher immer dachte, es ginge nicht. (Und ja, ich habe schon mehr als einmal geträumt, ich hätte eine gute Songidee.) Die Melodie war dann erschreckend unspektakulär, vielleicht war es also doch nicht ganz das, was ich im Traum sang, aber ich nehme die Erfolge, wie sie kommen. Der dazugehörige Traum ging so:

K. und ich laufen durch einen Wald und sie fängt an, ein Lied zu singen, selbst ausgedacht und auf Englisch. Ich übernehme den nächsten Teil, aber natürlich ist der Text total albern. Bei der Strophe schalte ich die Aufnahmefunktion des iPhones ein.

Besonders auffällig sind die vielen Zugträume. Oft verpasse ich Anschlusszüge oder strande an besonders ungünstigen Bahnhöfen. Manchmal fahre ich die falsche Richtung oder muss mich beeilen, um noch schnell aus dem Zug zu kommen. Auch hier sehe ich eine gewisse Verbindung zu meinem Alltag, wobei ich mich beim täglichen Pendeln relativ selten in den falschen Zug setze und nur im Sonderfall in Gelsenkirchen oder Wuppertal strande.

Ein paar Beispiele gibt es abschließend noch und dann können wir uns mit Spannung auf die nächsten zusammengefassten Traumerkenntnisse freuen.

Bin in Wien und will nach Hause fahren. Erwische aber den falschen Zug und fahre in die verkehrte Richtung. Das merke ich aber erst an der nächsten Station und muss da sehr schnell meine Sachen packen um auszusteigen. Es stellt sich raus, dass ich erst sehr viel später eine Direktverbindung nach Hause bekomme (erst gegen 18 Uhr). Ich vermute, dass es einfacher sein könnte, zumindest bis nach Wien zurückzufahren, es lässt sich aber überhaupt nicht gut rausfinden, welcher Zug in Wien hält.


Mit meinem Mann in Estland, bin allein mit dem Bus unterwegs. Anscheinend bin ich aber in einem falschen Bus und lande in einer anderen Stadt. Bei mir ist ein anderes Pärchen, die sich mit mir unterhalten. Von dem Ort, wo ich lande, muss ich meinen Mann anrufen, damit er mich mit dem Auto abholt, weil ich auch gar kein Geld dabei habe.


Ich bin dauernd mit Zügen unterwegs, bzw. muss darauf achten, dass ich pünktlich am Bahnhof bin. Vor allem versuche ich, von Münster nach Hause zu kommen. Es fährt aber kein Zug durch und die Umsteigeverbindungen kommen mir teilweise unsinnig vor.


Ich muss irgendwo nach Baden-Württemberg, es ist aber sehr umständlich dorthin zu kommen. Mein erster Zug ist zu spät, darum verpasse ich in Fulda einen wichtigen Anschlusszug nach Hagen. Ich gucke die nächsten möglichen Bahnverbindungen nach. Es gibt noch eine über Opladen, die zunächst gar nicht so schlimm aussieht, weil man bis Opladen nur 30 Minuten fahren muss. Dann stelle ich aber fest, dass der Anschlusszug von Opladen eine komische Bezeichnung hat und wohl ein Privatzug ist, für den ich Aufschlag bezahlen müsste und das sehe ich eigentlich nicht ein. Alle anderen Verbindungen dauern endlos lange und ich hadere, ob ich die Reise noch antreten soll oder ob ich wieder zurück nach Hause fahren soll.


Ich bin in Essen und muss nach Witten (glaube ich). Bin insgesamt etwas spät dran. Als ich aufs Gleis komme, steht da schon ein RE (doppelstöckig), in den ich noch schnell reinspringe. Der Zug ist ziemlich voll. Erst im Zug gucke ich dann auf dem Handy, wie spät es ist (20:07) und in welchem Zug ich eigentlich bin. Es stellt sich raus, dass ich in einem Zug nach Gelsenkirchen bin, also der ganz falschen Richtung. Die nächste Station, wo ich dann wohl wieder aussteigen werde, ist Hochheim.

Erstaunlich ist hier wieder, wie schön detailgenau ich träume, inklusive Uhrzeiten und erfundener Haltestelle- bzw. Ortsnamen. Dass Gelsenkirchen jedoch von Essen aus gesehen wirklich nicht Richtung Witten ist, stimmt hingegen wieder. Die geographischen Verhältnisse des Traums davor sind natürlich komplett daneben, das fiel mir zwar schon im Traum auf, da man aber an Traumfahrplänen nichts macht, musste ich den Unsinn akzeptieren und irgendwie damit arbeiten.

In der nächsten Folge arbeite ich dann vielleicht mal die Hundeträume auf. Davon habe ich ähnlich viele. Hunde und Züge. My life in a nutshell.

Lieblingstweets im Mai (Teil 1)

DISKRETIONSSTRICHTE! TERRARISTIK-BÖRSEN! BOLLERWAGEN VOLL WELTLITERATUR! BRAUSEPULVER! SCHROTTWICHTELN! UND WIEDER GANZ VIEL VOM BÄR!

Gelesen im April 2016

Schlaft doch, wie ihr wollt: Die wertvollsten Stunden des Tages und wie wir sie zurückerobern von Stephanie Grimm

Ein Buch übers Schlafen trifft ja ähnlich mein Spezial-Expertisengebiet wie ein Buch übers Liegen. In diesem Fall steckt aber sogar Wissenschaft dahinter, und so erfährt man, was man übers Schlafen schon so alles weiß, aber auch erstaunlicherweise, was man alles noch nicht so weiß. Es geht um Schlafphasen, ums Träumen, wofür Schlafen überhaupt gut ist, über das Schlafen in verschiedenen Kulturen und natürlich auch darum, wie viel Schlaf gut für uns ist und warum wir ganz dringend ausreichend viel schlafen sollen. Als große Verfechterin des Vielschlafens habe ich mich sehr über dieses Buch gefreut. Der populärwissenschaftliche Ansatz geht hier auch gut auf, die Autorin verheddert sich nicht in komplizierten wissenschaftlichen Zusammenhängen, man fühlt sich beim Lesen aber auch nicht chronisch unterfordert, das ist alles schön runtergebrochen und angemessen zusammengefasst. Für mehr und besseres Schlafen!

Schlaft doch, wie ihr wollt: Die wertvollsten Stunden des Tages und wie wir sie zurückerobern von Stephanie Grimm [Amazon-Werbelink]

 

The Fifth Season von N. K. Jemisin

Für den Online-Buchclub gelesen. Ganz grandiose Fantasy von N. K. Jemisin. Im Prinzip konnte ich nur deswegen im Zug nach Berlin nicht meinen Vortrag für die re:publica vorbereiten, weil ich wirklich ganz dringend weiterlesen wollte. Dabei beginnt die Geschichte sehr sperrig, durch die ersten Kapitel muss man sich durcharbeiten, dann kommt aber alles in Fahrt, und man versteht, wie diese Welt funktioniert. Die Erde in The Fifth Season ist zerbrochen, ein riesiges Erdbeben ist der Auslöser, man richtet sich auf Jahre oder gar Jahrzehnte harten Lebens ein. Diese fünfte Jahreszeit gibt es immer wieder, Auslöser sind tektonische Ereignisse, die das Gesamtgefüge so durcheinander bringen, dass es in dieser Jahreszeit immer ums nackte Überleben geht.

In diesem Zusammenhang lernen wir Damaya, Syenite und Essun kennen, drei Frauen, orogenes, also Menschen, die die Bewegungen der Erde nicht nur spüren, sondern auch kontrollieren können und von den anderen gefürchtet sind, weil ihre Fähigkeiten unkontrolliert eine Gefahr darstellen. Irgendwo gefangen zwischen Macht und Unterdrückung werden orogenes respektiert und gleichermaßen gehasst.

So schlecht es sich beschreiben lässt, so fesselnd ist dieses Buch, wenn man sich eben erstmal reingelesen hat. Keine leichte Fantasylektüre, dafür umso lohnenswerter.

The Fifth Season von N. K. Jemisin [Amazon-Werbelink]

Webgedöns am 10.5.2016

Der NABU ruft zur Stunder der Gartenvögel auf und das Nuf erklärt, worum es geht. Als Biologentochter für mich natürlich von besonderem Interesse. Mein Vater nutzt ja sowieso das Internet, um seine Vogelsichtungen zu dokumentieren, aber natürlich habe ich vergessen, wie die Seite heißt, wo das geht.

Christoph Koch hat die amerikanische Köchin Alice Waters interviewt: „Unsere Gesellschaft hat verlernt, zu kochen“

Rafael Casal spielt in Hobbes and Me Calvin-and-Hobbes-Strips nach. Das funktioniert erstaunlich gut.

The Science of Baking in One Graphic. Exactly what it says on the tin.

Ein Rezept für failproof crêpes. Müsste ich natürlich als stolzer Proficrêpeeisenbesitzer auch sofort ausprobieren. Das perfekte Crêpe-Rezept zu finden ist tatsächlich gar nicht so einfach.

Webgedöns am 8.5.2016

Pia Ziefle berichtet im Techniktagebuch über den Bildungs- und Lebenshilfeaspekt von YouTube-Videos.

Wenn ich noch mal auf die Idee kommen sollte, Wände zu bemalen, möchte ich bitte auch genau das machen: Eine Autorin malte die erste Seite von Harry Potter auf ihre Wand.

Blaise Arnold malt Bilder, bei denen man direkt die ganze Geschichte dahinter wissen will. Oder als Inspiration nutzen kann.

Bericht über die Kunst der Fake-Nahrungsmittel in Japan. Sie wissen schon, dieses Plastikessen, das einem zeigt, wie das zu erwartende Essen aussieht. Mit sehr vielen faszinierenden Bildern.

IKEA-Anleitungen für schwierige Nahrungsmittel. Man ahnt ja nie, was man alles dringend braucht, bis es da ist.

Have You Tried These 40 Types of Pizza? (Antwort: Leider nein, es ist noch viel zu tun.)

#rpTEN-Nachlese, Teil 1

Mittlerweile im vierten Jahr habe ich mich auf der re:public rumgetrieben und mittlerweile im dritten Jahr mit eigenen Vorträgen. Der erste davon war direkt am Montag, weswegen ich auch am Montag nicht viel anderes gemacht habe, als mit Leuten zu reden, eine Präsentation zu Ende vorzubereiten, dann immerhin noch einen Vortrag angeguckt habe und dann weiter mit Leuten geredet habe, bis ich dachte, ich treffe vielleicht doch kurz vorher noch mal den anderen Menschen, mit dem ich zusammen auf der Bühne stehen sollte (das ist eine längere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden kann).

Es hat dann aber alles doch überraschend gut geklappt, fast so, als hätten wir uns vorher lange und detailliert abgesprochen und nicht einfach glücklicherweise zum gleichen Thema unterschiedliche Sichtweisen angestrebt.

Angucken kann man das ganze hier, ich rede im zweiten Teil (ab ungefähr Minute 15) darüber, warum Science Fiction gut für uns ist. Man kann sich das aber schön alles angucken, denn auch Uri erzählt ja interessante Dinge über Science Fiction und was wir von ihr lernen können.

Und was ich sonst noch in Berlin so allgemein und auf der re:publica so im Besonderen erlebt habe, das erzähle ich dann alles in den nächsten Tagen.