Heute seit langer Zeit mal wieder das ganze Album gehört und wie immer wunderbar gefunden. Mal abgesehen davon, dass eine Frau am Kontrabass ja mal sowas von eine tolle Abwechslung von ungefähr allem ist.
Edinburgh – Tag 5 (Busfahren nach Leith)
So. Heute aber. Der Mann bittet um Pfannkuchen zum Frühstück. Also amerikanische, obwohl wir ja gar nicht in Amerika sind. Ich habe mich dementsprechend am Abend vorher pflichtbewusst in die Recherchearbeiten gestürzt und habe zwei Cafés aufgetrieben, die das haben, leider beide nicht unmittelbarer Nähe.
Deswegen ist die nächste Lektion, die wir über Edinburgh lernen: In Edinburgh ist alles näher, als es auf der Karte aussieht. Also das Gegenteil von Chicago, wo alles weiter weg ist, als es auf der Karte aussieht.
Über die North Bridge geht es immer weiter nach Süden, bis wir am Salisbury Place das Heller’s Kitchen finden, wo es wunderbare American Pancakes, frischgepressten Orangensaft und Milchkaffee gibt. Also alles, was man morgens (sprich: mittags) so zum Glücklichsein braucht.
Dabei reift der Plan, man könnte ja mal nach Leith fahren. Ehrlich gesagt, es reift der Plan, man könnte ja mal nach Leith ins Einkaufszentrum fahren, und sich dann noch ein bisschen Leith angucken.
Die Busse fahren irgendwo an der George Street ab und wieder zeigt sich, dass öffentliche Verkehrsmittel auch woanders keine Raketenwissenschaft sind – eigentlich sind sie überall anders weniger Raketenwissenschaft als in Deutschland – und einen prima von A nach B, bzw. von der New Town nach Leith befördern.
Das Einkaufszentrum ist mäßig spannend, aber ich finde ein hübsches Kleid mit Vögelchen drauf (eins mit Eulen hab ich ja schon) und einen wunderbaren Mantel, den ich wegen akuter Dummheit erstmal nicht kaufe und mich dann den ganzen Abend darüber ärgere, dass ich’s nicht einfach sofort gemacht habe.
Ansonsten hat man aber vom Einkaufszentrum eine wunderbare Aussicht aufs Wasser, und wir laufen dann noch solange rum, bis wir kaputt und hungrig sind, was dummerweise immer genau dann passiert, wenn der Großteil der interessanteren Restaurants gerade geschlossen hat. Also in den Bus gestiegen und wieder zurück ins Zentrum, allerdings steigen wir ein paar Haltestellen vorher aus und machen lustige Bilder von den Giraffen vorm Kino.
Abends geht’s zu “The Dogs” in der Hanover Street, wo überall Bilder von Hunden sind, der Service wunderbar ist und das Essen prinzipiell auch (mehr dazu später). Vor allem gibt es den leckersten Toffeemilchreis überhaupt, bei dem man versucht ist, einfach nach dem ganzen Topf zu fragen. Zum Aufessen. Mit großen Schopflöffeln.
Ob’s irgendwas konkretes war oder ich generell beim Essen etwas übertrieben habe, die Nacht wird eine einzige Katastrophe und weil ich ja Experte für seltsame Magendarm-Erkrankungen bin, mache ich mir direkt mal Sorgen, der Urlaub könnte gelaufen sein. Es ist aber Gott sei Dank nichts Schlimmes und ich möchte auch nicht weiter drüber reden. Spaß ist anders.
And for something completely different: Morgen kommt Isa.
Tweet des Tages:
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Daily Music: Oberhausen von den Missfits
Ganz früh heute, weil gerade auf Facebook darüber diskutiert wird, wie schön das Ruhrgebiet ist. Also eigentlich wird gar nicht diskutiert, sondern festgestellt und zur Verifizierung eingeladen.
Und aus diesem hochaktuellen Anlass hier die wunderbaren Missfits mit der Oberhausen-Hymne. Viel Vergnügen.
Daily Music: Theme from Cinema Paradiso von Ennio Morricone
Ich hätte aus aktuellem Anlass die Filmmusik vom Paten nehmen sollen, aber das hier ist so viel schöner, man möchte heulen. (Und den Film sollte ich auch mal wieder gucken.)
Tiger & Turtle – Magic Mountain
So. Und da oben wollen wir jetzt hin. Es ist wunderschön, aber kalt, es wird wohl doch noch Winter. Trotzdem ist anscheinend das gesamte westliche Ruhrgebiet auf die Idee gekommen, man könnte ja mal das Dingens angucken. Die Achterbahn zum Draufrumlaufen.
Beim Raufsteigen auf den Hügel wird wieder 1A-Ruhrgebietspanorama geboten. Rauchende Türme, ein Klärwerk, Fabrikgelände und hässliche Häuser. Was man halt so kennt und auch ein bisschen lieben gelernt hat, vielleicht, weil es egal ist, weil es vielleicht hier nicht immer objektiv schön ist, dafür aber auf einer Schlackenhalde so lustige Sachen wie eine Spazierachterbahn gebaut werden und wir dann immerhin mit Stolz sagen können: „Sowas gibbet woanders nich.“
Oben ist eine lange Schlange, an der wir uns erst auch anstellen, dann aber entscheiden, dass wir jetzt so dringend auch nicht selber auf das Dingens klettern brauchen (die Schlange ist wirklich sehr lang).
Alle haben ihre Hunde mitgebracht und die Frage, ob man nicht vielleicht doch irgendwie durch den Looping klettern könnte, beschäftigt nicht nur mich, sondern auch die Familie vor mir.
Mutter: „Und im Looping, wie soll das gehen?“
Tochter: „Im Looping, da muss man sich dann so entlang hangeln.“
Mutter: „Und wenn man runterfällt?“
Tochter: „Wenn man runterfällt hat man Pech gehabt.“
Besser hätte ich das jetzt auch nicht sagen können. So sind sie, die Kinder des Ruhrgebiets. Sogar die Braven.
(Aktuell kann man allerdings nicht durch den Looping klettern, da ist irgendwann Schluss und man muss dann wieder zurück. Wahrscheinlich wird man nie durch den Looping klettern können, was ich sehr schade finde.)
„Die Anwohner hier freuen sich bestimmt ein Loch in den Bauch, dass hier jetzt High Life ist“, sage ich noch, als wir wieder unten angekommen sind.
„Meinst du das jetzt wirklich oder zynisch?“
Zynisch natürlich. Jedes Wochenende Parkplatzkatastrophe, jedenfalls wenn schönes Wetter ist. Allerdings haben hier auch alle eine Garage oder zumindest einen Stellplatz. Ist also vielleicht gar nicht so schlimm. Und laut ist es auch nicht. Und abends sieht es bestimmt hübsch aus. Vielleicht freuen sie sich ja doch wirklich ein Loch in den Bauch. Oder sie denken einfach: „Och ja, weisse… hätte auch schlimmer kommen können.“
Der Abend endet übrigens mit Guinness und Cider im Irish Pub im Girardet-Haus. Guter Sonntag.
Edinburgh – Tag 4 (SALE!)
Einen Tag später hat wieder alles auf. Es ist Boxing Day und SALE! Überall ist SALE! Und da auf der Princes Street, wo das Hotel ist, ja auch alle möglichen Kaufhäuser und Geschäfte sind, ist auch um uns herum SALE!
Spätestens an diesem Tag hat sich unser Schlafrhythmus schon deutlich umgestellt. Das liegt auch daran, dass wir nachts die schweren Vorhänge zuziehen müssen, weil es sonst zu hell ist. Das bedeutet aber auch, dass ich morgens nicht richtig wach werde und wir mit allem drum und dran kaum mehr vor 11 Uhr aus dem Hotel kommen. Mal abgesehen davon, dass ich hier offenbar sämtlichen fehlenden Schlaf des letzten Jahres nachhole.
Um die Zeit kriegt man trotzdem noch in der Filling Station in der Rose Street Frühstück. Aus obskuren Gründen bestelle ich Eggs Benedict, bräuchte also danach eigentlich eine Woche nichts mehr essen.
Und danach laufen wir noch ein bisschen durch die Straßen (SALE!), schauen bei Anthropologie hinein, wo zwar auch SALE! ist, ich mir aber trotzdem nichts leisten kann (seufz), ich probiere zwei Kleider in irgendeinem anderen Laden, die zwar beide irgendwie süß sind, aber irgendwie auch nicht so wirklich überzeugend, kaufe dann aber immerhin zwei Strumpfhosen mit lustigem Muster. Und bei Waterstones schauen wir auch noch rein.
Abends laufen wir runter zum Grassmarket, weil da bzw. auf dem Weg dahin auch so nette Läden sein sollen. Da hat der Reiseführer aber entweder gelogen oder wir waren zu blind oder die haben schon zu. Nur der Musikladen hat auf, und da gehen wir dann auch direkt mal rein und spielen auf Synthesizern, Ukulelen und Klavieren rum.
Von da aus geht’s weiter in Richtung eines Pubs, wo jeden Abend Musik sein soll. Da gibt’s aber nichts zu essen und bis zur Live-Musik dauert’s noch zu lang, also nehmen wir halt ein anderes Pub, wo’s was zu essen gibt, nämlich Fish & Chips und Rib-Eye Steak und zum Nachtisch Apple-Pie und Sticky Toffee Pudding.
Und weil wir so furchtbar spontan sind, gehen wir danach einfach noch ins Kino und gucken “The Girl with a Dragon Tattoo” und finden die amerikanische Verfilmung besser als die schwedische, außer dass ich den “schwedischen” Akzent der Schauspieler überaus albern finde.
Danach ins Bett. Geschafft. Weihnachten vorbei.
Tweet des Tages:
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Daily Music: Monster Went and Ate My Red 2 von Elvis Costello
Dieses Video macht mich glücklich. Aus offensichtlichen Gründen.
Daily Music: Ankomme Freitag den 13. von Reinhard Mey
Zu irgendwas muss dieser Tag ja gut sein. Ich nutze ihn, um einen Grund dafür zu haben, an dieses Lied zu erinnern.
Aktion: Eine Tasse für Anne
Leute, Leute, ich hab’s gemacht. Mein weder passiver noch aggressiver, sondern freundlicher und problemlösungsorientierter Brief an die Bürokollegen, die immer und immer und immer wieder meine Tasse klauen.
Nun ist es leider so, dass bei uns die absurde Regel gilt, dass Tassen, die im Büroschrank stehen, zur freien Verfügung stehen. Man kann das nur umgehen, indem man die Tasse dauerhaft bewacht, aber das funktioniert nicht so gut, wenn man diese auch mal in die Spülmaschine stellen will und dann am nächsten Tag zum Beispiel erst um 10 Uhr auf die Idee kommt, einen Kaffee zu trinken.
Insofern kann nur noch die Aktion “Eine Tasse für Anne” helfen, und so hilf mir Gott, ich bin kurz davor, eine Domain zu beantragen und das alles mit ausführlichem Bildmaterial und Hintergrundinformationen aufgepeppt noch im Internet zu veröffentlichen.
Aber nun zu dem, von dem ich noch nicht sicher weiß, ob ich’s wirklich an die Büroschranktür kleben will oder ob das vielleicht falsch aufgefasst werden könnte. Es hat auf jeden Fall unglaublich viel Spaß gemacht, das zu schreiben, allein dafür hat sich das schon gelohnt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich wende mich heute in einer ernsten Angelegenheit an Sie.
Zur Erklärung möchte ich vorab den folgenden Sachverhalt anhand von Bildbeispielen deutlich machen:
Bild A) Hässliche Tasse, passt nicht viel rein, traurig und unbeliebt.
Bild B) Wunderschöne Tasse mit großartigem Motiv, passt schön viel rein, edel und massiv verarbeitet, macht glücklich und ist sehr beliebt.
Ich habe schon mehrfach versucht, die auf Bild B abgebildete, zu meinem Privateigentum gehörende Tasse dauerhaft in meinem Besitz zu halten und habe auch schon zu so drastischen Mitteln wie Schreibtischdauerarrest gegriffen.
Das birgt jedoch andere Problematiken in sich, und ich bin nach intensivem Nachdenken zu dem Schluss gekommen, dass ich diese Tasse auch gerne gelegentlich mit Hilfe moderner Technik reinigen möchte, um so u.a. der Entstehung neuer Lebensformen auf Basis von Kaffeeresten Einhalt zu gebieten.
Dementsprechend stelle ich diese Tasse gelegentlich abends in die Spülmaschine. Am nächsten Tag ist sie dann leider oft verschwunden; tage–, wochen–, manchmal monatelang wird sie auf fremden Tischen gefangen gehalten.
Die Konsequenzen sind akutes Heimweh, Traurigkeit, Depressionen und nicht zu ertragener Weltzweifel. Kurz gesagt: Es ist kaum auszuhalten. Ich brauche wohl nicht anzumerken, dass der Erfolg der Abteilung und des Unternehmens nicht zuletzt auch davon abhängt, ob diese Tasse auf meinem Schreibtisch steht oder auf einem anderen.
Ich verstehe ja durchaus, warum sich diese Tasse so äußerster Beliebtheit erfreut, aber entgegen allen Gerüchten ist diese kein von nordwalisischen Künstlerhänden getöpfertes, handbemaltes Unikat, sondern tatsächlich frei im Handel erhältlich (sehen Sie dazu bitte den Infokasten “Ich will auch so ’ne Tasse!”).
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“Ich will auch so ’ne Tasse!”
Diese Tasse ist käuflich für einen erstaunlich geringen Betrag in so ziemlich jeder Starbucks-Filiale in Köln zu erwerben, mit anderem – ähnlich hübschem – Motiv (aber gleicher Größe und Ausführung) auch in jeder anderen Starbucks-Filiale der Welt.
Ich bin gerne bereit, Ihnen eine Tasse mit Motiv “Köln” oder “Ruhrgebiet” (auf Anfrage auch “Düsseldorf”) mitzubringen (Bezahlung bei Übergabe, wahlweise Vorkasse). Gerne informiere ich Sie auch über meine aktuellen Reisepläne, sollten Sie ein Interesse an exotischeren Motiven haben.
Bei weiteren Fragen oder zur Vereinbarung von Details wenden Sie sich einfach vertrauensvoll an mich.
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Ich bitte Sie also in Zukunft auch an das Seelenheil Ihrer Kollegin zu denken, und auf jegliche Art von Tassenentführungen zu verzichten.
Ich freue mich auf eine langjährige Zusammenarbeit und vertraue auf Ihre tatkräftige Unterstützung bei unserer Aktion “Eine Tasse für Anne”.
Anne Schüßler
Edinburgh – Tag 3 (Alles zu)
Am ersten Weihnachtstag hat alles zu. Also alles. Mit alles meine ich alles. Am Abend vorher haben wir – klug wie wir nun mal sind – an der Rezeption nachgefragt, wie’s denn wohl so mit Essen morgen aussieht. Ach, meint er, abends könnte es schwierig werden, aber so bis 15 Uhr habe sicher das meiste auf.
Pustekuchen. Morgens hat erst mal nichts auf. Überhaupt nichts. Nada. Nothing. Rien. Das ist ein bisschen gelogen, zwei kleine Imbissrestaurants haben auf, aber uns wird erst nachträglich klar, dass das vermutlich wirklich die einzigen gastronomischen Betriebe sind, die am Weihnachtsmorgen aufhaben.
Bis zu dieser Erkenntnis laufen wir aber schön den Berg zur Royal Mile hoch und dann tapfer bis zum Schloss.
Das Schloss hat im Übrigen auch zu. Aber man eine schöne Aussicht vom Platz davor, hauptsächlich nach Süden, wo man auf die schottischen Hügel guckt und nach Norden, wo unser Hotel ist und dahinter blaues Wasser und dahinter weitere schottische Hügel. Und im Osten, da ist die Royal Mile, da kommen wir gerade her und im Westen ist das Schloss.
Ich kann auch gleich vorwegnehmen, dass wir mehr vom Schloss in diesen Tagen nicht sehen werden, auch wenn ich mehrfach anmerke, zumindest irgendwie rein sollte man doch mal gehen. Aber es ergibt sich irgendwie nicht und es ist auch nicht so schlimm. Von außen sieht man es ja sowieso dauernd.
Zurück im Hotel erfahren wir, dass es in der Bar zwar prinzipiell schon was zu essen gäbe, allerdings heute leider nicht. Frühstück haben wir mittlerweile abgeschrieben, dafür ist es auch schon zu spät, es geht jetzt vielmehr darum, ob wir heute überhaupt noch was zu essen kriegen, also mehr oder weniger ums nackte Überleben.
(Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass sowohl der McDonalds um die Ecke als auch der Bahnhof ebenfalls geschlossen haben, allein um die Dramatik der Situation noch ein bisschen klarer zu machen.)
Verzweifelt suche ich auf dem iPod irgendeine Lokalität, die sich unserer erbarmt und werde tatsächlich fündig. Das Chez Jules auf der Hanover Street hat auf und weil das nicht weit ist und die Verzweiflung ausreichend groß, marschieren wir da einfach tapfer hin, kriegen ein winziges Tischchen direkt an der Tür zur Strafe dafür, dass wir nicht reserviert haben, aber immerhin was zu essen.
Das Weihnachtsessen im Chez Jules ist gut durchorganisiert, es gibt nur ein Menü und die Gänge werden flottig serviert. Der Service ist trotzdem charmant, nett und äußerst hübsch und das Essen ebenfalls sehr gut. Zum Abschluss gibt es für mich eine Mousse au Chocolat, die der Mann direkt mal als beste Mousse au Chocolat ever bezeichnet. Also doch gewonnen.
Danach laufen wir noch ein bisschen rum und arbeiten abschließend im Hotel noch das Erholungspflichtprogramm (rumliegen, lesen, nichts tun) ab. Fertig. Zweidrittel Weihnachten abgehakt.
Tweet des Tages:
Es ist hier im Übrigen so stürmisch, dass das Kettenkarussell vorm Hotel auch ganz ohne Strom läuft.
— Quarkkrokettchen (@anneschuessler) December 25, 2011