Mehrere sehr gute Tipps, wie man sich als Social-Media-Kasper nicht komplett blamiert.

Das ist nicht der erste Beitrag, der zu diesem Schmuckstück deutscher Beraterschreibkunst geschrieben wurde, aber ich konnte die Finger leider doch nicht davon lassen.

Was bisher geschah: Wilko Steinhagen brachte mich via Twitter auf diesen Artikel, ich sprach eine dringende Leseempfehlung auf Facebook aus, der einige Leute folgten. Dann schrieb erst Ninia etwas darüber und dann Kiki. (Jetzt können Sie hier weiter lesen.)

„Tipps, wie sich Frauen in sozialen Netzwerken noch besser präsentieren“ bekommt man heute auf deutsche startups zu lesen, präsentiert von Peer Bieber, seines Zeichens Gründer von TalentFrogs.de, außerdem Berater, Social-Media-Experte und weiß-der-Teufel-was-noch. Wichtige Hinweise also, extra für uns Frauen, die wir ja schon einiges nicht ganz verkehrt machen, aber eben auch noch nicht alles ganz richtig. Aber dafür haben wir ja den Erklärpeer, der uns allen nur helfen will. Also uns Frauen. Männer brauchen das nicht. Oder jedenfalls nicht so doll.

Ich weiß gar nicht, wo man anfangen soll, den Artikel auseinanderzunehmen, denn er bietet so viele Ansätze, dass man sich gar nicht für den schönsten entscheiden kann.

Fangen wir mal bei den fünf Unterschieden an. Frauen laden weniger oft ein Profilbild hoch, sie tendieren eher dazu, ihre Softskills als die „harten Fakten“ zu benennen, sie interessieren sich in ihrer Freizeit für „klischeehaft weibliche“ Dinge, haben nicht so viele Kontakte und haben angeblich öfter (als Männer?) Lücken im Lebenslauf.

Nun gut, den ersten und letzten Punkt kann ich so aus meiner Erfahrung nicht bestätigen, allerdings bin ich auch kein Personaler und sichte nicht täglich hunderte von Lebensläufen und Bewerbungsschreiben. Mein Lebenslauf ist lückenlos, ich bin außerdem der letzte Mensch, der sich scheut, Bilder von mir hochzuladen, aber ich kann auch nur von mir selbst sprechen.

Dass ich nicht so viele Kontakte habe, wenn es denn so ist, liegt tatsächlich daran, dass mir nichts daran liegt, einen Kontaktberg von Leuten, die ich sowieso nicht kenne, anzuhäufen. Die Kontakte, die ich habe, und dazu zähle ich auch den ein oder anderen Recruiter, habe ich sorgsam ausgesucht. Ich gucke mir die Leute und ihre Profile eben an, wäge ab, ob mir der Kontakt zu dieser Person sinnvoll erscheint und drücke dann entweder auf „Bestätigen“ oder „Ignorieren“. Selbst wenn Peer Bieber mir weismachen will, dass sich potentiell JEDER Kontakt VIELLEICHT IRGENDWANN MAL als SUPERNÜTZLICH erweist, sorry, das mag in der Theorie total gut klingen. In der Praxis umgebe ich mich selbst auf eher professionellen Social-Network-Plattformen wie Xing oder LinkedIn bevorzugt mit Leuten, die ich auch irgendwie zuordnen kann, denn nur dann weiß ich auch, wann und warum es sich lohnen könnte, sie anzusprechen.

Dass mir das zum Nachteil gereichen könnte, zweifle ich an. Und die Recruiteranfragen der letzten Monate sprechen auch dagegen.

Da ich über keine nennenswerten sozialen Kompetenzen verfüge, erledigt sich der zweite Punkt für mich sowieso. Meine Liste ist voll mit Hard Skills. Aber man muss dann auch mal hinterfragen, mit was für einem Selbstverständnis Personaler und Recruiter ihre Arbeit machen, wenn sie über einfachste Filterkompetenzen nicht hinauskommen. Für meinen Beruf sind tatsächlich zunächst die harten Fakten sehr entscheidend, das fängt schon bei der Frage der Programmiersprache an. Bei vielen anderen Berufen sieht es aber anders aus. Auf was wird da bitte gefiltert? Word? Excel? Zehnfingerschreiben? Alles Dinge, die man heutzutage voraussetzen sollte und vermutlich sogar voraussetzen kann.

Mag sein, dass der Zustand, den Peer Bieber beschreibt, tatsächlich der Realität entspricht und es ratsam ist, sich schnell ein paar Hard Skills aus den Fingern zu saugen, um die filternden Personaler glücklich zu machen. Ich möchte dem Tipp, sein Profil in dieser Hinsicht zu überprüfen, noch nicht mal widersprechen, aber was für armselige Verhältnisse sind das denn bitte?

Anekdote am Rande: Ich sprach bei der letzten Jobsuche geschlagene anderthalb Stunden mit der Angestellten einer ziemlich großen Jobvermittlungsagentur. Wir gingen alle meine Skills durch, meine Vorstellungen von Aufgaben (Softwareentwicklung, am liebsten mit .NET bzw. C#) und Vertrag (festangestellt, Vollzeit), meine aktuelle Situation (festangestellt, zwei Monate Kündigungsfrist), alles im Detail, fast neunzig Minuten lang. Eines der ersten „Jobangebote“, die ich dann von dieser Agentur bekam, war für eine dreimonatige Projektarbeit mit JavaScript, Beginn in zwei Wochen. Nichts, aber auch GAR NICHTS von dem, was ich der Mitarbeiterin am Telefon erzählt hatte, kam bei diesem Angebot auch nur annähernd zum Tragen.

Was uns anekdotisch und exkursmäßig auch zu einer der Eingangsschockersätze bringt: Frauen können zwar super netzwerken (Lüge: Ich kann überhaupt nicht gut netzwerken!), aber wir kriegen drei Mal weniger Jobangebote. (Oder „Jobofferten“, wie Peer Bieber es auf beraterdeutsch ausdrückt.) Dazu muss aber vielleicht auch mal gesagt werden, dass nach meiner ganz persönlichen groben Schätzung auch zwei Drittel aller Jobangebote, die ich so bekomme, sehr zielsicher an meinem Profil vorbeigehen. Die Insistenz, mit der sich Recruiter an einzelnen Buzzwords festklammern, ohne sich das Gesamtprofil auch nur drei Sekunden lang anzugucken, ist schon beeindruckend und sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.

Aber weiter. Ich tanze nicht, und Yoga mache ich auch nicht. Würde ich meine Kerninteressen aufschreiben, so würde da „Lesen, Musik, Internet“ stehen. Wenig aussagekräftig, aber vermutlich zumindest nicht klischeehaft weiblich. Puh. Selbst „Kochen“ ist vermutlich ungefährlicher als „Reiten“, auch wenn „Kochen“ wahrscheinlich jeder von sich behaupten kann, während „Reiten“ tatsächlich sowas wie Disziplin und Ausdauer erfordert. Ganz schlimme Dinge also, im Berufsleben völlig fehl am Platz. Auch das, was ich vom Yoga so höre, scheint mir alles andere als harmlos zu sein und ich habe größten Respekt vor Leuten, die sich nach der Arbeit noch eine Stunde die Muskeln verdehnen, während ich nur auf dem Sofa rumliege und mich für „Politik und Wirtschaft“ interessiere, mich also auf Twitter über „Hart aber fair“ lustig mache.

Auch hier will Peer Bieber vielleicht gar nichts Böses. Er will wirklich nur helfen. Es bleibt sogar zu befürchten, dass er recht hat. Aber auch darauf gibt es nur eine vernünftige Reaktion: WIE BESCHEUERT IST DAS DENN BITTE? Wie billig denken denn Berater, Personaler, Recruiter und wie sie sich noch so nennen, wenn ihnen bei Tanzen, Yoga und Reiten nichts besseres einfällt als die ältesten Klischees der Welt auszupacken? An welcher Stelle gibt es irgendein stichhaltiges Argument dafür, dass „Tanzen“ schlechter ist als „Fitness“, „Reiten“ schlechter als „Schwimmen“ und „Yoga“ blöder als „Golf“? Wer hat das entschieden und vor allem WARUM ZUR HÖLLE HAT DEN NIEMAND SOFORT MINUTENLANG AUSGELACHT?

Noch wichtiger: Wird mir hier wirklich erzählt, dass sich das System eben nicht an mich anpasst und ich mich dementsprechend bitteschön ans System anzupassen habe? Als guter Tipp? Tanzen und Yoga als die ultimative Erklärung dafür, warum Frauen halt keine Karriere machen können? Weil wir die fucking falschen Hobbys haben?

Wäre ich Berater, ich hätte an dieser Stelle zumindest zugegeben, dass das alles bevormundender Patriarchen-Bullshit ist, aber man sich eben selber überlegen muss, ob man das Spielchen mitmacht oder nicht. Soviel Ehrlichkeit sollte machbar sein.

Apropos Ehrlichkeit. Nachdem Peer Bieber uns also gesagt hat, dass wir ein ordentliches und professionelles Bild von uns hochladen, bitte schön keine Lücken im Lebenslauf haben sollten, uns ein paar Hard Skills aus den Fingern saugen und unsere Interessen noch mal gründlichst auf ihre Karrieretauglichkeit überprüfen sollten, kommt er mit dem ultimativen Social-Network-Tipp: Ehrlich bleiben. Denn es fällt selbstverständlich sofort auf, wenn man etwas erfindet, übertreibt oder anderweitig nicht so ganz die Wahrheit gesagt hat.

An welcher Stelle das ein besonderer Tipp für Frauen sein soll, die ja, wie Peer Bieber selber feststellt, eher zu Untertreibungen neigen und ihr Licht gerne mal unter den Scheffel stellen, bleibt unklar. Und auch dieser Tipp ist ja nicht prinzipiell verkehrt, er hat nur nichts und wieder nichts mit den Problemen von Frauen auf Social-Network-Plattformen zu tun. Es ist ein Hinweis, den jeder beherzigen sollte. Nicht nur bei der Jobsuche, sondern eigentlich so generell im Leben. Es ist außerdem ein Hinweis, der quasi im direkten Widerspruch zu den Ratschlägen steht, sich doch bitte einen lückenlosen Lebenslauf zurecht zu basteln, bei der Angabe der Interessen im Zweifelsfall nicht so ganz die Wahrheit zu sagen und doch bitte auch jeden Hansel als Kontakt zu bestätigen, damit es aussieht, als wäre man mit der ganzen Welt vernetzwerkt und ultrawichtig.

Was Peer Bieber in diesem hilfreichen Artikel präsentiert ist ein Sammelsurium von Selbstverständlichkeiten, die für Männer und Frauen gleichermaßen gelten und Unverschämtheiten, die zwar vielleicht in der Realität wirklich so stimmen, aber trotzdem genau das bleiben: Unverschämtheiten.

Was noch zu sagen bleibt, sind zwei Sachen: In einer Welt, in der Personaler tatsächlich so agieren, wie es Peer Bieber hier beschreibt, bleibt zu hoffen, dass ein ehrliches Profil, das meine Person zeigt und kein auf einen gestrigen Karrierepfad getrimmten Kunstmenschen, eben genau die Personaler und Recruiter geschickt aussiebt, die sowieso kein passendes Jobangebot für mich gehabt hätten. Auch bei der Jobsuche gibt es zwei Seiten, und es ist nicht nur der Arbeitgeber, der entscheidet, ob ich zu ihm passe, sondern auch ich, die entscheidet, ob der Arbeitgeber zu mir passt.

Und zweitens habe ich noch einen verdammt guten Tipp für Peer Bieber: Zeichensetzung ist dein Freund. Immer. Vor allem aber, wenn ich mich als Firmengründer und Experte auf einer professionellen Seite mit einem fachlichen Artikel präsentiere. Ich sag ja nur.

Handtuchtag

„Am 25. Mai ist ja Tag des Handtuchs“, sagt der Mann am Pfingstmontag.

Ich stutze. Für semi-geheimes Geekwissen bin in dieser Beziehung eigentlich ich zuständig. Woher weiß er das denn jetzt? Von mir schon mal nicht.

„Aha“, sage ich. „Aha.“

Und dann nach einer kleinen Denkpause: „Wer hat dir das überhaupt erzählt?“

„Der R. letztens.“

„Aber du weißt schon, worum’s geht, oder?“

„Na ja, Tag des Handtuchs eben. Heute ist ja auch Mühlentag. Dann gibt’s eben auch Tag des Handtuchs.“

Ha! Ich triumphiere innerlich. Gefährliches Halbwissen. Das kann ich besser.

„Das ist der Geburtstag von Douglas Adams“, sage ich. „Der mit dem Anhalter durch die Galaxis.“

„Und was hat das jetzt mit Handtüchern zu tun?“

„Weil im Anhalter durch die Galaxis steht, dass man auf jeden Fall immer ein Handtuch dabei haben soll.“

Schweigen. Brötchenkauen. Ich befürchte Schlimmes und tippe schnell auf meinem Handy rum.

„Na ja, stimmt so nicht ganz“, gebe ich etwas kleinlaut zu. „Ist gar nicht der Geburtstag gewesen, sondern ein zufälliges Datum.

„Ha!“ sagt der Mann. „Aber erst mal hier auf dicke Hose machen.“

„ABER DER REST STIMMT!“ sage ich.

—-

Gestern Abend sind wir zum Fußballgucken verabredet. Ich war noch Knabberzeugs kaufen, während der Mann einen Kollegen abholen fuhr.

„Sag mal“, fragt der Mann, als ich ankomme. „Was soll das eigentlich mit dem Handtuch? Hab ich mich heute Mittag schon gefragt.“

Ich grinse.

„Handtuchtag!“ sagt Doreen.

„Ich dachte, da kommst du von allein drauf“, sage ich.

—-

Am 25. Mai ist Handtuchtag, denn die erste Regel im Anhalter durch die Galaxis ist, dass man immer sein Handtuch dabei haben sollte. Man weiß nie, wofür man’s brauchen kann. Douglas Adams ist einer dieser Menschen, deren Tod mich nachhaltig schockiert hat. Ich finde das immer noch nicht okay. Deswegen packte ich gestern mein Handtuch ein und lief damit durch die Gegend.

Konkrete Einsatzmöglichkeiten gab es zwar keine, aber ich konnte es mir in der zweiten Halbzeit des Finalspiels immerhin regelmäßig über den Kopf ziehen, um die Spannung auszuhalten. Das ist ja auch schon mal was. Und wie so ein Tag mit Handtuch aussieht, das ist hier dokumentiert.

Handtuch 1

Das Handtuch und ich auf dem Weg in die Stadt.

Handtuch 2

Das Handtuch und ich in der U-Bahn-Station.

Handtuch 3

Das Handtuch im Einkaufszentrum.

Handtuch 4

Das Handtuch beim Mittagessen.

Handtuch 5

Das Handtuch im Buchladen.

Handtuch 6

Das Handtuch und ich warten auf die Bahn.

Handtuch 7

Das Handtuch in der Bahn.

Handtuch 8

Das Handtuch und ich auf dem Weg zum Fußballgucken.

Handtuch 9

Das Handtuch auf der Rolltreppe zum Supermarkt.

Handtuch 10

Das Handtuch beim Fußballgucken.

Handtuch 11

Das Handtuch und ich am Ende des Handtuchtages. Erschöpft, aber glücklich.

(So long, and thanks for all the fish.)

Der obligatorische, wenn auch etwas verspätete re:publica-Artikel.

re:publica, genau. Da war ich ja auch noch.

Es gibt viele Gründe, warum ich so lange damit gebraucht habe, darüber zu schreiben, aber der wichtigste und schwerwiegendste war wohl der, dass ich ein bisschen Abstand brauchte, um mich angemessen davon zu erholen. Es war alles ein bisschen viel.

Es war eben auch meine erste re:publica und auch wenn ich mich auf Konferenzen ja ganz gut schlage, das hier war etwas ganz anderes. Ich kannte ja jeden. Na ja, nicht jeden. Eigentlich nur einen Bruchteil. Aber ein Bruchteil von 5000 Menschen reicht ja immer noch locker aus, um mich völlig aus der Bahn zu werfen.

Ich werde auch gar nicht mehr viel über die Sessions schreiben, ich war pro Tag sowieso nur in ungefähr vier Sessions, den Rest der Zeit habe ich mit Leuten geredet oder irgendwo gesessen und einfach nur geguckt. Zwischen sechs und sieben Uhr abends habe ich sehr zuverlässig fluchtartig das Konferenzgelände verlassen, ich habe keine einzige der wunderbare Abendsessions gesehen, weil ich nicht mehr konnte, nicht mehr wollte.

Gleichzeitig habe ich die drei Tage im höchsten Maße genossen, ich habe mich über die ganzen Internetmenschen gefreut, die ich endlich mal treffen durfte, habe eher mäßige und eher tolle Vorträge gesehen, zum ersten Mal Club Mate getrunken (und sofort gemocht), und ebenso konfuse wie tolle Pläne geschmiedet.

Es war alles in allem überwältigend, und das war vielleicht auch der Grund, warum ich es nicht länger als acht Stunden pro Tag ausgehalten habe und am dritten Tag deutlich geschwächelt habe, was die soziale Interaktion anging, was vor allem der arme Dentaku und Yolande abgekriegt haben, wofür ich mich nachträglich noch mal entschuldigen möchte. Es lag nicht an euch, es lag an mir. Ich war gleichzeitig übervoll und sehr, sehr leer. (Nachtrag: Doreen sagte irgendwann, man würde mir auch ansehen, dass ich nicht mehr so richtig dabei wäre. An dieser Stelle möchte ich auch noch mal Doreen und Sandra dafür danken, dass sie erstens mit nach Berlin kamen, alleine hätte ich mich nämlich gar nicht getraut und zweitens, dass sie die drei Tage mit meinem überforderten und abwechselnd hyperaktiven und geistesabwesenden Ich so bravourös und verständnisvoll ausgehalten haben.)

Weil ansonsten auch schon fast alles gesagt wurde, was auf der re:publica passiert ist, hier meine persönlichen Highlights:

  • Jeder, der auf mich zukam und „Ich wollte nur mal Hallo sagen“ sagte.
  • Und jeder, auf den ich zukam und „Ich wollte nur mal Hallo sagen“ sagte.
  • Das Wetter. Aber ich hatte ja auch Urlaub, da muss das so.
  • Berlin. So allgemein. Berlin bei schönem Wetter im Mai im Besonderen.
  • Die Pappkisten. Jede einzelne davon. Mehr Pappkisten für die Welt.
  • Der beleuchtete Würfel auf Stage 1. Hätte ich gerne für zu Hause für zum Draufstarren.

Der netteste Mensch auf der ganzen re:publica war übrigens die Kaltmamsell. Ich habe selten in meinem Leben jemanden getroffen, der so viel Sympathie und Nettigkeit ausstrahlt. Und das will was heißen, denn schon allein auf der re:publica waren unglaublich viele wahnsinnig nette Menschen. Trotzdem gehörten zu den drei meistgeäußerten Sätzen meinerseits neben „Ich glaub, ich bin durch für heute.“ und „Das ist hier alles total toll, aber auch unglaublich anstrengend und meinetwegen können wir jetzt auch gehen.“ der Satz „Also, aber der netteste Mensch auf der re:publica ist ganz sicher die Kaltmamsell. Die ist so nett, ich weiß gar nicht, wie das geht.

Am Schluss war ich froh, wieder in der richtigen Welt anzukommen, in einer Welt, wo die Chance, dass der Sitznachbar twittert weniger als zehn Prozent ist. Drei Tage Filterbubble ist toll, aber drei Tage sind auch genug. Für den Rest des Jahres darf die Filterbubble mehrheitlich in meinem Computer wohnen (gelegentliche Ausnahmen sind selbstverständlich immer willkommen).

Aber es ist gut möglich, dass ich im nächsten Jahr wieder dabei bin, schon allein wegen der konfusen, aber tollen Pläne, die geschmiedet wurden. Und auch sonst.

This is how I work

Isabella hat sich etwas ausgedacht und war irgendwie der Meinung, ich sollte da auch etwas zu schreiben. Und wenn Isabella das gerne so möchte, dann mach ich das natürlich auch.

 

Bloggerinnen-Typ: Einhorn und Flauschball der Bloggernation. Munkelt man jedenfalls.

Gerätschaften digital: Der kleine grüne Dell, der sich leider immer häufiger selber ins Nirwana schießt, deswegen immer öfter der Firmenlaptop, auch ein Dell, nur leider nicht grün. iPhone 4S, irgendeine Panasonic Lumix und die große Nikon irgendwas. Ein neuer privater Laptop wird vermutlich in den nächsten Wochen gekauft werden, ich weiß nur noch nicht, was es wird.

Gerätschaften analog: Diverse Notizbücher von Moleskine in unterschiedlichsten Farben, Formen und Größen. Kugelschreiber mit Werbeaufdruck.

Arbeitsweise: Spontan und intuitiv. Gerne mit Rotweinunterstützung.

 

Welche Tools nutzt du zum Bloggen, Recherchieren und Bookmark-Verwaltung?

Blogeinträge schreibe ich entweder (bei kleinen oder spontanen Sachen) direkt in WordPress oder über BlogJet, das mit dem letzten Update sogar fast benutzerfreundlich geworden ist. Ich recherchiere im Internet (hahaha!), wenn überhaupt. Dabei steuere ich gerne erstmal Wikipedia an und hoffe, dass mir die Informationen da reichen. Alles, was ich mir merken möchte, schiebe ich in Evernote rein, in der irrigen Hoffnung, da irgendwann mal irgendeine Art von Organisation durchgesetzt zu bekommen (noch mal: hahaha!). Gute Artikel werden sowieso bei quote.fm, dem möglicherweise schönsten Tool des Internets, zitiert und geteilt, hübsche Kochsachen oder DIY-Dinge kommen zu Pinterest. Im Moment versuche ich noch, Mammoth als Merktool auszuprobieren, das scheitert aber ein bisschen an der Unzuverlässigkeit des Chrome-Plugins.

 

Wo sammelst du deine Blogideen?

Im Kopf und auf Wunderlist. Meistens habe ich aber genug Ideen im Hinterkopf, als dass ich mir zwingend irgendwo etwas schriftlich merken müsste.

 

Was ist dein bester Zeitspar-Trick/Shortcut fürs Bloggen/im Internet?

Ich finde diese Frage absurd. Ich habe in diesem Internet noch nie Zeit gespart. Der beste Zeitspar-Trick ist vielleicht: Nicht alles perfekt machen wollen. Es ist nur das Internet.

 

Benutzt du eine To-Do List-App? Welche?

Wunderlist. Wenn jetzt mit „Benutzen“ gemeint ist, dass man irgendwann mal wunderschöne, sehr sinnvolle Listen angelegt hat und dann einmal im Monat drauf guckt und „Müsste mal jemand machen“ denkt.

 

Gibt es neben Telefon und Computer ein Gerät ohne das du nicht leben kannst?

Mein Kindle. Wobei das natürlich Unfug ist, denn es wurde ja in Langzeitstudien erfolgreich bewiesen, dass ich sehr wohl dreißig Jahre ohne leben konnte. Aber jetzt würde ich nicht mehr wollen. Nicht wirklich. Oder vielleicht eine Art Musikabspielgerät. Aktuell ist das eben gleichzeitig das Telefon, aber da ich schon im Grundschulalter nicht ohne Walkman in den Urlaub wollte, scheint da irgendwo so ein roter Faden zu sein, der sich durch mein Leben zieht.

 

Gibt es etwas, das du besser kannst als andere?

Instrumente lernen. Allerdings immer nur bis zu dem Punkt, an dem ich ungeduldig werde und was anderes lernen möchte. Insgesamt auch so: Dinge lernen. Lesen lernen, rechnen lernen, Noten lesen lernen. Zur Belohnung musste ich immerhin nicht in die erste Klasse. Außerdem: Flauschig sein. Ich glaub ja nicht an Sternzeichen, aber diese Harmoniesucht, die man Waagen so gern unterstellt? I haz it. Und: So aussehen, als ob ich zuhöre, wenn ich eigentlich an etwas ganz anderes denke. Sachen merken und bei Dingen mitreden, von denen ich eigentlich gar keine Ahnung habe. Schlafen. Ich kann total gut schlafen.

 

Was begleitet dich musikalisch beim Bloggen?

Kommt ganz auf die Stimmung an. Die iTunes-Bibliothek ist ja groß und umfangreich. Was nicht geht: Musik mit deutschen Texten. Das lenkt ab. Was total gut geht: Musik, bei der ich mitsingen kann, ohne nachzudenken (Ausnahme: deutsche Texte). Dank Isabella bin ich jetzt auch 8tracks-süchtig, und höre mich da wild durch die unterschiedlichsten Mixe. Tatsächlich kann ich besser mit Musik als ohne. Aber das war auch schon immer so.

 

Wie ist dein Schlafrhythmus – Eule oder Nachtigall?

(Pssst: Ich glaube, es müsste Lerche statt Nachtigall heißen, aber trifft ja bei mir eh nicht zu.)

Ungeduldige Eule. Eigentlich bin ich totaler Nachtmensch, ich kann aber auch sehr gut morgens früh aufstehen und dann in den ersten paar Stunden sehr viel erledigt bekommen, dann werde ich aber müde und drehe erst abends wieder auf. Ich leide eigentlich eher unter einem massiven Mittagstief und sollte die Stunden zwischen zwölf und drei Uhr nachmittags am besten schlafend verbringen. Leider fehlt mir da noch das passende Arbeitszeitmodell.

 

Eher introvertiert oder extrovertiert?

Ich dachte lange Zeit, ich wäre introvertiert und würde das durch gelernte Extrovertiertheit überspielen. Seit ich „Quiet“ von Susan Cain gelesen habe, glaube ich, dass ich zu den ambivertierten gehöre, weil ich tatsächlich keine schwitzigen Hände bekomme, wenn ich mit Leuten interagieren muss, und sogar gerne auf irgendwelchen Bühnen rumhampele, dafür aber überhaupt nicht mit Komplimenten umgehen kann (wer mal richtig verkrampfte soziale Interaktion mit mir erleben will, der sage mir irgendwas Nettes) und auch ohne Probleme den ganzen Tag zu Hause verbringen kann und dann auch sehr glücklich bin. Ich empfehle dieses Buch übrigens jedem.

 

Wer sollte diese Fragen auch beantworten?

Da schon so viele tolle Menschen diese Fragen beantwortet haben, würde ich sagen: Jeder, der gerne möchte.

 

Der beste Rat den du je bekommen hast?

Der beste Rat, den ich in meinem Leben erst von meinen Eltern und später vom besten Mann der Welt bekommen habe, war, immer das zu machen, was ich will und mich nicht um das zu kümmern, was andere Leute denken. Ich weiß nicht, ob das jemals tatsächlich ausgesprochen wurde, aber es muss ja auch nicht immer alles direkt gesagt werden.

 

Noch irgendwas wichtiges?

Nicht aufregen. Es ist alles gar nicht so schlimm. Und hier… Dings… Flausch und so.

 

Wer mehr lesen will. Es antworteten auch:

Maximilian Buddenbohm

e13/Kiki

Die Kaltmamsell

Das Nuf

Sven

Kitty Koma

Anke Gröner

wirres.net

…und noch viele mehr, die Isabella hier sammelt.

Tendenziell monothematisches Webgedöns

Seit über einem Monat bekommen wir jetzt die Biokiste, und sind sehr zufrieden. Der Mann ist mehr Obst, ich kratze Rahm vom Milchflaschenrand, esse mehr Joghurt und lerne neue Lebensmittel kennen, die ich mal mehr und mal weniger toll finde.

Zu allem Überfluss habe ich dann thematisch passend „Eating Animals“ von Jonathan Safran Foer gelesen, das unter anderem von der reizenden Isa übersetzt wurde, ein Buch, das ich jedem nur ans Herz legen kann. Das Thema Massentierhaltung kommt hier für meinen Geschmack sehr schön ohne moralischen Weltverbesserungszeigefinger aus. Die Kritik, das Buch wäre zu essayhaft und subjektiv, kann ich zwar nachvollziehen, genau das fand ich aber sehr angenehm. Objektiv kann man zu diesem Thema nämlich eigentlich nur sagen: Massentierhaltung ist scheiße. Welche Konsequenzen man daraus zieht, sollte jedem  selber überlassen werden.

Mit Biokiste und neuem schrecklichen Wissen über Fleisch geht es jetzt also bei mir weiter.  Mit welchen Konsequenzen ist noch nicht genau abzusehen. Ich war in den letzten Wochen öfter im Biosupermarkt als vermutlich im ganzen letzten Jahr. Ich habe zwei Mal Hühnchenfleisch für das Dreifache des normalen Preises gekauft, wobei man sich natürlich fragen kann, was denn eigentlich der „normale“ Preis sein sollte. Ich habe bei REWE nach der Biomilch mit Biosiegel gesucht und festgestellt, dass es nur eine Sorte gibt.

Ich habe mich zumindest ein bisschen mit Biosiegeln beschäftigt, denn auch da ist ja bekannt, dass viel Augenwischerei und Geldmacherei betrieben wird. Sicher ist man oft nicht, aber ich bin lieber ein bisschen unsicher, dass es vielleicht doch nicht so bio ist, wie ich es gerne hätte, als ganz sicher, dass es definitiv nicht bio ist.

Wie viel ich von den ganzen „Ich mach’s jetzt besser“-Plänen dauerhaft einhalten kann, weiß ich nicht. Aber versuchen ist immer noch besser als nicht versuchen. Sag ich mal.

Passend gibt es gerade bei Isa eine Reihe mit dem schönen Titel „Besser ist das“. Isa beschäftigt sich schon ein bisschen länger mit diesen Fragen und hat in den letzten Tagen lauter Texte geschrieben, die ich nur unterschreiben kann:

Zur gleichen Zeit hat Jenny als Gastautorin auf Isas Blog über ihren veganen Selbstversuch geschrieben, den sie leider aus nachvollziehbaren Gründen nach nicht mal einer Woche abbrechen musste. Die Erfahrungen, die sie in diesen Tagen gemacht hat, lesen sich aber nichtsdestotrotz sehr spannend.

Als Reaktion kann ich den Artikel „The first rule of Food Club is: You do not talk about Food Club.“ von Anke Gröner empfehlen, der mir auch sehr aus der Seele spricht. Ich habe zum Beispiel weniger ein Problem damit, kein „böses“ Hackfleisch mehr zu kaufen als damit, nach den gleichen Grundsätzen nicht mehr die Comfort-Food-Dosenravioli zu kaufen, auf die ich alle halbe Jahre mal ganz schlimmen Nostalgie-Heißhunger bekomme. Ich möchte mir nichts versagen und manchmal wird es wohl darauf hinauslaufen, dass man mit dem ganzen guten Willen, alles richtig machen zu wollen, gegen eine Wand läuft, oder eben gegen das Süßigkeitenregal bei Edeka, mit einem Jieper auf garantiert nicht fair gehandelte After Eights. Und sie dann kauft. Und isst. Und lecker findet.

Zu diesem Thema und auf den Artikel von Anke bezogen, hat Isa dann noch mal einige Sachen erklärt: Besser ist das: Zwischenbemerkung

Ebenfalls passend, wenn auch aus einer etwas anderen Richtung und schön strukturiert schreibt Sandra neuerdings darüber, welche Lebensmittel man durch welche Lebensmittel ersetzen kann. Dankbarerweise fängt sie gleich mit zwei unverzichtbaren Lebensmitteln an: Schokolade und Nougatcreme. Aber es geht natürlich noch weiter.

Wer sich übrigens an Biokistenbildern nicht sattsehen kann, der kann wöchentlich die jeweiligen Kisten bei Frische Brise und Frau Serotonic bestaunen. Diesen beiden Damen ist es auch zu verschulden, dass ich dann irgendwann auch wollte, denn kaum etwas macht mehr Appetit als das bunte Obst und Gemüse anderer Leute.

(Ich mag das ja, wenn sich sowohl unabhängig als auch als Reaktion auf andere Beiträge in meiner persönlichen Filterblase bestimmte Themen rauskristallisieren und man dann völlig ungeplant auf einmal Themenwoche im Internet hat und sich auf ganz andere Art mit diesem oder jenem beschäftigt.)

Acht Jahre

Am Donnerstag war Hochzeitstag. Abendessen mit dem dicksten Rinderfilet überhaupt, den leckersten Armen Rittern aller Zeiten und viel Wein. (An dieser Stelle noch mal Danke an Jeannette und Peter Schnitzler für einen wunderbaren Abend.)

Vor acht Jahren habe ich den besten Mann der Welt geheiratet, auf die unspektakulärste Art und Weise, die man sich vorstellen kann. An einem Montag. Der offizielle Teil beim Standesamt in Leverkusen und der feierliche Teil bei meinen Eltern zu Hause. Ganz viel Familie, ein paar Freunde, fertig. Zwei Tage vorher hatte der Mann seinen zur Hochzeit angereisten Berliner Freund gefragt, ob er nicht Trauzeuge sein wollte, er hätte noch keinen. Am Dienstag musste ich arbeiten.

Großeltern

Am gleichen Tag vor 72 Jahren verlobten sich meine Großeltern, am 11.4.1941, mitten im Krieg. Meines Wissens ist dieses Bild in Köln entstanden, aber beschwören möchte ich es nicht.

Am gleichen Tag vor 98 Jahren, am 11.4.1915, wurde meine Großmutter geboren.

Falls sich also jemand gefragt hat, warum um alles in der Welt man auf die Idee kommt, an einem Montag zu heiraten: Es gab gute Gründe, dieses Datum zu wählen.

Auf Laptopsuche oder Alter Schrott muss raus und neuer Schrott muss rein!

Ich brauche einen neuen Laptop. Es ist traurig, aber wahr. Der kleine grüne Dell macht’s irgendwie nicht mehr so richtig, ich hab jetzt schon zwei Mal Windows neu aufgespielt bzw. repariert und ich hab jetzt langsam keine Lust mehr. Drei Jahre hab ich den kleinen jetzt, aber ich befürchte unsere Zeit wird demnächst zu Ende gehen.

Akut verliebt habe ich mich in die ASUS ZenBooks, und wie das bei Liebe so ist, weniger aus rationalen Gründen, sondern weil ich davor stand und „Hui, die sind aber hübsch“ dachte. Dann hab ich ein bisschen übers Gehäuse gestreichelt und liebevoll die Tastatur berührt und da war’s mit mir passiert.

Aber ich bin ja nicht ganz dumm und dachte, ich frag vielleicht einfach mal, ob diese Internetmenschen, die ja auch nicht dumm sind, da gute Tipps für mich haben.

Es gibt ein paar Anforderungen: Zum einen schleppe ich meine Rechner gerne dauernd durch die Gegend, Größe und Gewicht sind also ein (wenn nicht der) limitierender Faktor, wobei die 10,7 oder 11,1 Zoll, die der kleine grüne Dell wirklich zu klein sind, es können also in Zukunft auch 13 bis 15 Zoll sein, darüber wird’s glaube ich wieder etwas zu unhandlich.

Ansonsten brauche ich den Laptop wirklich hauptsächlich fürs Internet und zum Schreiben, Fotos bearbeiten, bisschen Rumprogrammieren ist auch nicht verkehrt und wenn Leistung und Grafikkarte auch zulassen, dass man das ein oder andere Spiel installieren und auch spielen kann, dann wär das auch nett. Letzteres ist aber kein Muss-Kriterium.

Festplattenplatz sollte auch ausreichend sein, ich tendiere dazu, alles auf dem Laptop zu speichern. Und erklärt mir jetzt nicht, warum das doof ist, und dass ich doch lieber mit externen Festplatten oder in die Cloud, ja ja, das weiß ich doch alles, in diesem Haushalt haben wir mittlerweile bestimmt vier bis sieben externe Festplatten, auf die sehr unstrukturiert und in unregelmäßigen Abständen irgendwas gesichert wird. Das klappt irgendwie, wenn auch nicht besonders gut. Vielleicht wird das das nächste Technikprojekt, aber bis dahin hätte ich gerne einen Rechner, auf den sowohl die Musik- als auch die Fotosammlung komplett passt und ich trotzdem noch Platz für andere lustige Sachen habe.

Noch Fragen? Ansonsten nehme ich jetzt Ideen und Warnungen an.

Ach so, eins noch: Ich garantiere für gar nichts. Das ASUS war schon sehr, sehr hübsch und ich bin auch bei solchen Dingen eher so mittelrational. Es kann also gut sein, dass ich trotz brillanter Ideen und sehr vernünftiger Einwände nachher irgendwas völlig anderes mache. Was aber nicht heißt, dass ich mich nicht gerne beraten lasse, das ist nur eine kleine Vorwarnung, ihr dürft dann nachher auch sagen: „Siehste, hab ich ja gesagt.“

Ach, und noch was: Kein Mac. Danke.

Six Degrees II

Mama und ich rechnen am Telefon aus, ob Kardinal Woelki, der ja auch in der Bruder-Klaus-Siedlung aufgewachsen ist, wohl auf die gleiche Grundschule wie wir gegangen sein müsste. Geburtsjahr ist 1956, meine Tante (eine von den vielen) ist 1955 geboren und gehörte zu den ersten Jahrgängen, wir vermuten also, ja, wahrscheinlich schon. Das bedeutet, ich bin auf die gleiche Grundschule gegangen, wie ein Kardinal, der jetzt den Papst gewählt hat. Meine Papstzahl würde schon allein deshalb irgendwas zwischen drei und vier sein, denn die Chance, dass ich irgendwen kenne, der Kardinal Woelki aus seiner Schulzeit kannte, ist, wenn man aus so einer Großkleinstadtsiedlung kommt, erschreckend hoch.

Aber es kommt ja noch besser. Kardinal Woelki war nämlich nicht nur (vermutlich) auf der gleichen Grundschule wie ich und wohnte nicht nur (vermutlich) in einem Haus, an dem ich in meiner Kindheit hunderte Male mit dem Fahrrad vorbeifuhr, er ging auch aufs Hölderlin-Gymnaisum. Da war ich zwar nicht Schüler, aber dafür mein Onkel (einer von den vielen) Lehrer.

Wenn ich also davon ausgehe, dass die Kardinäle den Papst, den sie da wählen, irgendwie kennen, dann ergibt sich daraus eine Papstzahl von drei, denn ich kenne meinen Onkel, der Lehrer von Kardinal Woelki war, der den Papst gewählt hat. Papstzahl von drei. Sensationell!

Und zu allem Überfluss finde ich dann noch raus, dass mein Onkel bei der Ernennung von Kardinal Woelki in Rom anwesend war und da als ehemaliger Musiklehrer von eben jenem Frischernannten Klavier gespielt hat. Also auch Karnevalslieder, denn das war letztes Jahr an Karnevalssamstag und wenn am Karnevalssamstag lauter Kölner zusammenkommen, dann werden sogar im Vatikan Karnevalslieder gespielt. Da kennen wir nix.

Den Artikel, in dem das steht, und den ich heute ganz zufällig auf absurden Umwegen fand, hat übrigens ein Journalist geschrieben, den ich vor ungefähr hundert Jahren mal kannte. Die Welt, liebe Leute, sie ist verdammt klein.

Frauen zählen

Ich wollte diesen Artikel schon länger schreiben, schon weil ich den Titel so hübsch und ein bisschen kryptisch fand. “Frauen zählen, was soll das denn heißen?” und so. Jetzt sind mehrere Dinge auf einmal zusammengekommen. Erstens, die Geschichte mit dem doofen T-Shirt vom Otto-Versand (hier ein schöner Artikel darüber bei Berlinmittemom), über die ich gestern schon ausführlich auf Facebook diskutierte. Zweitens, ein etwas haarsträubender Artikel im Hamburger Abendblatt über Bremer Traditionsgesellschaften, bei denen Frauen eher nicht so geduldet sind, den ich dank Isa gefunden habe (und den ich jetzt einfach mal nicht verlinken werde, aus Prinzip, weil die Zeitung zu einem Verlag gehört, der das LSR unterstützt). Und drittens, wobei das am wenigesten interessant ist, aber es passt halt so schön, ist heute Weltfrauentag.

Wenn man über so Dinge wie Kinder-T-Shirts diskutiert, dann wird einem oft sehr schnell vorgeworfen, man hätte ja keinen Humor, und man müsste die Dinge nicht so eng sehen und überhaupt komme es doch auf die einzelne Person an und es gäbe nun wirklich, wirklich wichtigere Dinge, über die man sich aufregen könnte.

Stimmt. Und stimmt eben nicht.

Das Problem, was wir mittlerweile haben, ist eben nicht, dass nicht prinzipiell klar wäre, dass sowas wie Gleichberechtigung eine gute Idee wäre und das Frauen jetzt nicht grundlegend schlechter sind als Männer. Diese Erkenntnis ist gesellschaftlich mittlerweile ganz gut angekommen und das ist sehr schön.

Die Ungleichbehandlung von Mann und Frau ist heute deutlich subtiler und man muss da schon eher im Detail gucken und sich im Zweifelsfall dann eben über kleine Dinge aufregen, die eigentlich gar nicht schlimm sind, wenn sie nicht Teil eines viel größeren Problems wären.

Deswegen zähle ich Frauen.

Ich zähle Frauen, wenn ich in irgendwelchen Meetings bin, wenn ich auf Konferenzen bin, wenn ich die Liste der Speaker für irgendeine Konferenz vorliegen habe (und die nicht zwingend technisch sein muss), wenn ich eine Fachzeitschrift durchblättere, wenn ich Fernsehen gucke oder einfach nur die Fernsehzeitung durchblättere, und in vielen anderen Situationen. Und meistens ist die Zahl, die dabei rauskommt sehr traurig.

Natürlich ist das auch nicht immer ganz fair, aber darum geht es auch gar nicht. Wenn ich die aktuelle dotnetpro durchblättere, zähle ich Bildchen. Bildchen von den Autoren der Texte, Bildchen von den Hauptreferenten auf beworbenen Konferenzen, Bildchen in Werbung und Stellenanzeigen. Im Zweifelsfall sogar Bildchen auf Büchern, die rezensiert werden (aber da sind meistens keine Menschen drauf). Wenn ich in der gesamten Zeitschrift (die zugegebenermaßen für ein männerdominiertes Publikum geschrieben wurde) auf eine einzige Frau komme, ist das ein guter Wert. Meistens sind es null. Weibliche Autoren gibt es keine, auf Konferenzen wird selten mit einer Frau als Speaker gelockt. Die besten Chance habe ich bei Stellenanzeigen und bei der Produktwerbung. Aber man nimmt ja, was man kriegt.

Aber das ist ein Sonderfall, es gibt noch so viele viel bessere und erschreckende Beispiele. Neujahr war Konzerttag bei zdf.kultur. Den ganzen Tag Mitschnitte von Livekonzerten, rund um die Uhr, von ganz früh bis mitten in der Nacht. Von 25 Konzerten oder so war eines von einer Frau, nämlich Cyndi Lauper. Um vier Uhr nachts. Der Rest: Männer und Männergruppen. Die Kritik konnten die Twitterverantwortlichen von zdf.kultur wohl nicht so ganz nachvollziehen, bezogen sich auf Anfrage auf einen anderen Tag, an dem rund um die Uhr Mitschnitte eines Festivals gesendet wurden, und immerhin ein paar mehr Frauen im Programm waren (was wohl weniger den zdf.kultur-Programmdirektoren als den Festivalorganisatoren zu verdanken ist). Auf den erneuten Hinweis, ich hätte aber von einem anderen Tag geredet, kam keine Reaktion.

Ich sitze dann da und frage mich, wie das sein kann, dass da vermutlich in irgendeiner Art Team ein Programm zusammengestellt wird, und keiner merkt, dass die einzige Frau mitten in der Nacht gesendet wird. Das hat auch nichts mit Postgender zu tun, das ist schlichtweg marginalisierend und dumm. Und es sagt eben auch etwas aus: Wichtige Musiker sind Männer. Gut, es gibt auch ein paar Frauen, aber die sind nicht so wichtig. Ob die Aussage unabsichtlich oder absichtlich getroffen wird, ist dabei dann schon egal und ich bin auch nicht sicher, was von beidem schlimmer ist.

Der Bechdel-Test ist auch ein schönes Beispiel. Man untersuche dazu jeden Film auf drei Fragen: Kommen zwei oder mehr Frauen darin vor? Reden sie miteinander? Und reden sie über etwas anderes als einen Mann?

Es ist erschreckend, wie viele Filme diesen sehr simplen Test mit seinem doch eher geringen Anspruch nicht bestehen. Um es noch mal zu betonen: Es geht hier nicht um die Qualität eines Filmes. Ein Film, der den Test besteht, kann trotzdem schlecht, frauenfeindlich oder anderweitig doof sein. Genauso gibt es viele Filme, die den Test nicht bestehen, und die toll sind und ein positives Frauenbild vermitteln.

Es geht um das Gesamtbild, das nämlich zeigt: Frauen spielen in Filmen eine marginale Rolle. Vielleicht noch nicht mal, was Hauptrollen angeht, da habe ich schon eher das Gefühl, dass die Besetzung da ausgeglichener ist, aber auch hier liegt das Problem im Detail. Anke Gröner testet die Filme, die sie sieht schon seit längerem mit dem Bechdel-Test und hat in ihrem Rezensionen zwei Dinge geschrieben, die ich besonders wichtig finde. Erstens stellt sie oft die Frage, warum in einem bestimmten Film nicht diese oder jene Rolle mit einer Frau besetzt wurde, da das Geschlecht der Rolle exakt keine Relevanz für die Story hatte. Zweitens, und aus meiner Sicht eine viel wichtigere Frage: Warum kann man Männern anscheinend keine Filme zumuten, in denen Frauen eine Hauptrolle spielen, weil sie sich irgendwie dann nicht damit identifizieren können, andersherum ist es aber selbstverständlich, dass Frauen sich mit Männern identifizieren können.

Anders gesagt: Ein Film mit vielen Frauen ist ein Frauenfilm. Ein Film mit vielen Männern ist ein… wait for it… FILM! (Dieses Problem kann man übrigens eins zu eins auf die Musikbranche übertragen, aber vielleicht irre ich mich auch und es gibt tatsächlich Interviews in dem eine Männerband gefragt wurde, wie das eigentlich so ist, so nur mit Männern, so als Männerband.)

Wir leben nach wie vor in einer Welt, in der uns an jeder Ecke vermittelt ist, dass Mannsein der Normalzustand ist und Frausein das andere. Es ist ein bisschen subtiler geworden und man muss ein bisschen genauer und bewusster gucken (und zählen), aber dann ist es doch sehr einfach zu erkennen.

Es geht, um es noch mal zu sagen, nicht um die Qualität des einzelnen, es geht auch nicht darum, dass es auch Bereiche oder Situationen gibt, in denen Frauen in der Mehrzahl sind, das ist sicherlich so. Es geht darum, dass Frauen vollkommen bekloppterweise immer noch Ausnahmen von der Regel sind. Und das merkt man am einfachsten, in dem man anfängt zu zählen, nicht immer, aber immer öfter. Und leider immer noch meistens mit demselben frustrierenden Ergebnis. Ich möchte eigentlich nicht in einer Welt leben, in der die Hälfte der Menschen froh sein kann, wenn sie… sagen wir mal… dreißig Prozent der medial vermittelten Welt ausmacht.

Ich empfehle dazu gerne dieses Video von Joss Whedon, der bekanntermaßen gerne seine Hauptrollen mit Frauen besetzt. Den entscheidenden Punkt nehme ich schon mal vorweg, es lohnt sich trotzdem, sich seine Rede anzugucken, in der er das Problem, das wir immer noch haben, so schön zusammenfasst: “So why do I write these strong female characters? Because [the jounalists] are still asking that question.

Daily Gollum – Die Veganeredition

Im Moment ist so eine Phase, wo dauernd irgendwas passiert, auf der Arbeit und im Leben und überhaupt. Da kommt das Bloggen aktuell ein bisschen zu kurz, auch wenn die Ideenliste nicht kürzer wird. Aber wie immer, wenn man auf einmal an jeder Ecke was zu tun hat, verhalte ich mich in höchstem Maße professionell und lege erst mal ein paar 1000-Teile-Puzzle. Alleine. Ohne Vorlage. Man kann mir ja viel vorwerfen, aber Prokrastination kann ich.

Aber über dieses Video hab ich letztens Tränen gelacht. Mehrfach hintereinander. Und eine Möhre wird niemals wieder sein wie früher.