Drei ???-Einschlafguide

Wenn ich allein bin, lass ich mich ja bekanntermaßen gerne von den Drei ??? in den Schlaf reden. Das funktioniert erstaunlich gut, nach höchstens fünf Minuten krieg ich nix mehr mit und dann darf die Folge halt noch zu Ende laufen und ich schlaf schön bis zum Morgen.

Manchmal funktioniert das aber auch nicht so gut. Gestern zum Beispiel war ich so unglaublich klug und habe nicht gemerkt, dass der iPod auf Endlosloop gestellt war. Die Folge war also nicht nach einer Stunde zu Ende, sondern fing einfach wieder von vorne an. Wann ich davon wieder aufgewacht bin, weiß ich nicht, ich habe absichtlich nicht auf die Uhr geguckt, weil ich mich nicht deprimieren wollte. Morgens habe ich mich wie erschlagen gefühlt, bin aber trotzdem tapfer aufgestanden und hab mich erfolgreich durch den Tag gegähnt.

Merke: Immer schön die Loopfunktion am Wiedergabegerät ausstellen, sonst schläft man nicht nur dank der Drei ??? ein, sondern wacht auch wegen ihnen auf.

Es gibt aber auch bestimmte Folgen, die sich einfach überhaupt nicht als Einschlafhilfe eignen, aus diversen Gründen. Ich kenne mindestens drei, die ich hier, schon als Warnung für mögliche Nachahmer, mal kurz vorstellen möchte. Vorsicht, übrigens: geringfügiger Spoiler-Alert.

Binary

Die Offensichtliche: Die drei ??? und der seltsame Wecker (Folge 12)

Wer die Folge kennt, der weiß, warum man sie nicht zum Einschlafen hören sollte. Der Wecker ist nämlich nicht nur ein seltsamer, sondern auch ein schreiender und im Laufe der Folge kommen noch mehr schreiende Uhren dazu und ganz zum Schluss schreien alle zusammen und das ist nur noch LAUT LAUT LAUT!!!!11einself

Wenn man also das Rumgeschreie ganz am Anfang noch im halbwegs wachen Zustand überstanden hat und dann gemütlich in den ersten paar Minuten einschläft, dann geht das fast gut, bis man knapp vierzig Minuten später von Unmengen schreiender Uhren jäh aus dem Schlaf gerissen wird. Danke, aber nein danke. Tolle Folge ansonsten, zum Einschlafen gänzlich ungeeignet.

 

Binary (1)

Die Unerwartete: Die drei ??? und das versunkene Dorf (Folge 136)

Vielleicht war ich in der Nacht auch nicht gut drauf oder so, aber die Folge mit dem versunkenen Dorf hat bei mir auch nicht funktioniert. Die ist eigentlich total prima, aber mitten in der Folge wird es auf einmal sehr leise und mysteriös und dann kommt auf einmal Orgelspiel. Es stellte sich heraus, dass ich von plötzlichem und unerwartetem Orgelspiel aufwache.

Kann sein, dass das nur bei mir passiert, und warum mir die Musik in den Folgen sonst nichts ausmacht, aber hier schon, weiß ich auch nicht. Möglicherweise war auch wieder Vollmond oder ich war aus anderen Gründen unruhig. Das mit dem Einschlafen hat jedenfalls auch bei dieser Folge nicht einwandfrei funktioniert.

 

Binary (2)

Die Subtile: Die drei ??? und der Nebelberg (Folge 105)

Wunderbare Folge, wirklich, ich mag die sehr gerne, von der Story und wegen der etwas anderen Erzählform und vielleicht auch, weil Andreas Fröhlich so viel erzählen darf und dem hör ich doch so gerne zu. Das Problem an dieser Folge ist ein äußerst subtiles: Es kommt ein Wecker drin vor. Diesmal kein schreiender, sondern ein ganz normaler, aber der fängt so im letzten Viertel dann auch an, sehr wecker-like zu piepsen mit einem äußerst nervigen realistischen Piepsgeräusch.

Vor dieser Folge warne ich ausdrücklich, jedenfalls was ihre Einschlaftauglichkeit angeht. Nicht nur, dass man aufwacht, man ist zudem noch orientierungslos und verwirrt und sucht erstmal verzweifelt nach dem Wecker, der piepst, bevor man irgendwann man merkt, dass dieser Wecker in Wirklichkeit gar nicht existiert, sondern nur in der Geschichte. Das merkt man natürlich erst, wenn man wieder so klar im Kopf ist, dass man halbwegs vernünftige Gedanken fassen kann. Also wach. Nicht gut.

 

Ich bin mir sicher, es gibt noch andere Folgen, die aufgrund irgendeiner Besonderheit definitiv nicht zum Einschlafen geeignet sind. Wer da Erfahrung hat, der möge sie doch bitte mit seinen Mitmenschen (z.B. mir) teilen und sie vor den schrecklichen Folgen des Aufwachens durch schreiende Wecker, Orgelspiel oder storyrelevantes Weckerklingeln schützen. Ich jedenfalls bin für jeden Hinweis dankbar.

Total feministisch motivierter Blog-Meta-Content

Mein Lieblings-Nuf schrieb heute morgen etwas über die Relevanz von von Frauen geführter Blogs und weil sie das so schön gemacht hat und mich außerdem noch als einen ihrer gern gelesenen Blogs (Hurra! Juchu! Yay!) verlinkte, möchte ich es ihr gleich tun und da ebenfalls mal meine soundsoviel Cents zu beisteuern.

Ich bin ja eher so halb-politisch engagiert. Innerlich bin ich immer total engagiert, aber nach außen dringt da nur wenig vor, schon weil ich ja so grauselig harmoniebedürftig und ungesund tolerant bin und mir zu jeder Meinung, die ich so habe, direkt zwei weitere Gedanken einfallen:

Erstens: “Also das ist jetzt meine Meinung, aber ich kann natürlich auch verstehen, wenn man Sache X, Y oder Z aus diversen Gründen anders sieht.”

Zweitens: “Ogottogottogott, hoffentlich hab ich jetzt niemanden, der eigentlich total nett ist, in irgendeiner Weise damit vor den Kopf gestoßen. HILFE!”

Das ist nicht immer so gut, aber ich war halt auch schon immer so. Fakt ist, dass mich vor mittlerweile fast schon zehn Jahren der beste Freund in der Berufsschule darauf hinwies, dass ich mich nicht immer schon im Vorfeld für das entschuldigen sollte, was ich gleich sagen würde. Und damit hatte er leider recht.

Aus diesem Grund geht es in diesem Blog eher um hübsche Fotos und nette Geschichten, um Bahnhofsrezensionen und Sachen, die ich so erlebe und seltener um die politisch oder gesellschaftlich relevanten großen Themen oder kritische Töne zum aktuellen Weltgeschehen. Ein weiterer Grund ist vielleicht, dass ich mich tatsächlich stundenlang über bestimmte Themen auslassen könnte, das tut mir aber selbst nicht gut, ich bin dann nachher schlecht gelaunt und finde die Welt doof und ungerecht und weil ich das schon vorher weiß, lasse ich es einfach.

Jetzt habe ich es also schon wieder gemacht. Mich schon mal im Vorfeld, ohne dass überhaupt die Frage bestand, dafür entschuldigt, warum mein Blog möglicherweise, wenn man alle Eventualitäten und so betrachtet, unter Umständen nicht relevant sein könnte.

Aber da kann man ja schon wieder fragen: Relevant für was? Oder für wen? Und warum überhaupt? Und was bedeutet das? Relevanz ist ja kein objektives Kriterium. Man könnte ja jetzt die Besucherzahlen angucken, aber wer weiß denn, ob jemand, der auf welchem Weg auch immer, auf einem Blog gelandet ist, auch gelesen hat, was da so steht. Und selbst wenn, was nützt das, wenn derjenige das sofort wieder vergisst. Oder doof findet.

In einem Mini-Selbstversuch hab ich mir mal meine eigene Blogroll angeguckt, und festgestellt, bei mir überwiegen eindeutig die von Frauen geschriebenen Blogs und zwar so doll, dass ich mir jetzt dringend ein paar gute von Männern geschriebene suchen sollte, um mir nicht selber vorwerfen zu müssen, ich wäre nachher noch männerfeindlich. Ich weiß auch gar nicht, was jetzt den typischen Männer- vom typischen Frauenblog unterscheidet. Gefühlsmäßig kenne ich mehr Frauenblogs, auf denen es hübsche Bilder vom Selbstgekochtem und Selbstgemachten gibt. Gefühlt ähneln einige dieser Blogs noch eher dem klassischen Tagebuchschreiben. Männer sammeln (ebenso gefühlt) eher Links zusammen und kommentieren diese und äußern sich zu irgendwas Gesellschaftlichem, das mich vielleicht interessiert aber eventuell auch nicht.

Ich glaube aber, dass das alles wirklich nur gefühlt ist. Ich vermute nämlich, dass es ebenso viele Frauenblogs gibt, die sich mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinandersetzen, genau wie Männerblogs existieren, auf denen es schöne Fotos, leckere Rezepte gibt oder wo sich auch einfach mal ganz dezent emotional ausgekotzt wird.

Wenn ich aber so aus dem Stand zwei der meiner Ansicht nach bekanntesten und damit auch irgendwie relevantesten Blogs nennen müsste, dann würde ich sagen: ankegroener.de und dooce.com. Beides Frauen.

Das sind Blogs, von denen ich weiß oder zumindest vermute, dass sie Zugriffszahlen haben, von denen ich nur träumen kann. Heather Armstrong kann mittlerweile davon leben, dass sie bloggt. Das ist natürlich Blödsinn, sie kann davon leben, dass sie bloggt und Bücher geschrieben hat und auftritt und Zeugs verkauft und was-weiß-ich-nicht-noch. Beides sind aber auch Blogs, in denen die Autorinnen in erster Linie von sich selbst berichten. Erweitertes Tagebuchbloggen, sozusagen.

Selbstverständlicherweise ist meine Sicht auf Blogs schlicht und einfach durch meine persönliche Präferenz verzerrt. Ich habe, um es einfach zu sagen, überhaupt keine Ahnung, was so die meistgelesensten deutschen Blogs sind und ich behaupte, die meisten lese ich auch gar nicht, entweder, weil ich sie noch nicht entdeckt habe, oder weil ich sie nicht interessant finde. Das mag auch an meiner Scheu vor Polarisierungen liegen, damit kann ich nichts anfangen. Provozieren, um eine Reaktion zu bekommen, da stehen mir die Haare zu Berge, da verstecke ich mich ganz schnell in der Ecke und komme erst wieder raus, wenn die Reaktionsprovozierer, die “Ich sag das doch nur so krass, damit du dich auch mal äußerst…”-Sager, wieder weg sind. Ich diskutiere gerne, und ich durchschaue solche Spielchen gewöhnlich sehr schnell, ich mache da aber nicht mit.

So kommen wir über Hölzchen und Stöckchen zu dem, was ich eigentlich sagen wollte. Meine persönliche Blogpräferenz ist genau das: sehr persönlich. Ich lese gerne Alltagsgeschichten, vor allem, wenn diese in amüsante und/oder schöne Worte verpackt sind. Ich gucke gerne schöne Bilder und werde von tollen Ideen inspiriert. In den letzten Wochen sammle ich Ruhrpott-Blogs, weil ich gerne lese und gucke, wie andere Leute die Region, in der ich lebe, und die ich schon sehr, sehr liebgewonnen habe, wahrnehmen. Und ich vertraue darauf, dass die Leute, deren Blogs diese meine Wunschkriterien erfüllen, alles intelligente Menschen sind, die sich auch gelegentlich mal zu anderen Themen äußern und mich zum Nachdenken anregen.

Diese Blogs sind für mich relevant, weil sie meinen Alltag positiv bereichern. Ihr findet sie ohnehin schon in meiner Blogroll. Und weil ich finde, dass da sehr viele schlaue, hübsche und äußerst amüsante Frauen dabei sind, hebe ich diese noch mal besonders hervor:

Im Übrigens habe ich ganz viele Dinge ausgelassen, zum Beispiel meine Ideen dazu, warum auf Veranstaltungen wie der rp12, auf der ich ja nun auch selber nicht war, Frauen immer noch unterrepräsentiert werden. Oder meine Gedanken zu der Frage, wie wichtig man seine Blogstatistik so nimmt oder nehmen sollte. Es ist ein weites Feld. Wie so oft.

Wie man Bobos macht

Zutaten

Wo ich gerade so schön Torten backe und die Rezepte dafür aufschreibe, habe ich mich daran erinnert, dass es noch irgendwo ein Rezept für Karamellbonbons (besser bekannt als Bobos bzw. Bogbogs) haben müsste, dass ich (das weiß ich dank meiner Oma, die jedes Bild und Schriftstück ihrer einzigen Enkeltochter penibelst datiert hat) im Januar 1987 niedergeschrieben habe. Ich habe dieses Zeitdokument dann heute Abend total überraschend dann tatsächlich in einer der vielen Lagerkisten gefunden und möchte es der Welt nicht vorenthalten.

Die paar Rechtschreibfehler und die fehlenden Mengenangaben bitte ich zu entschuldigen. Ich wurde zu diesem Zeitpunkt noch gegen meinen Willen im Kindergarten festgehalten und musste mir jeden Scheiß selber beibringen. Und dass Mengenangaben hilfreich sein könnten, war mir wohl auch irgendwie entgangen.

Rezept

 

Falls es wider Erwarten nicht gut zu lesen sein sollte (man kann das Bild auch anklicken, dann wird es größer), hier der originale Wortlaut dieses sensationellen Rezeptes:

ZUTATEN FÜR BOBOS

MEHL EINE MEGE ZUKER SANE UND EIN BISCHI SAZL UND FETT VANLILE

DAS ALLES IN EINEN TOPF TUEN UNND KÄFTIG UMRÜRNEN

WEEN MAN DAS GEMACHT HAT LSEST MAN ES NOCH WARM WERDEN

DAN LEGT MAN ES AUF EINE PLTTE UND LEGT ES AUFEINANDAR

DAN SNEIDET MAN DEN TEIG IN KLEINE STÜKE DIE UNGEFER SO AUSEHEN UND DAN IST DAS BOGBOG FERTIG

Man beachte auch die 1A-Illustrationen, die ja wohl sehr genau zeigen, wie die Bobos nachher aussehen sollen. Ich finde, ich kann da ganz schön stolz auf mich sein. Die Karriere als Foodblogger hat also doch schon sehr früh ihren Ursprung gehabt. Es war mehr oder weniger unvermeidlich.

Stücke

Disclaimer: Dieser Post wurde parallel auf meinem “normalen” und dem Foodblog veröffentlicht, da er zu beiden passt und ich mich nicht entscheiden konnte. Wer beide Blogs liest, der entschuldige bitte die Redundanz, alle anderen ignorieren diese Information einfach.

Wie ich gestern Nacht einen kleinen blauen Hund fand

Träume mit kleinen bunten Tieren scheinen en vogue zu sein, Frau Nessy hatte nämlich auch so einen. Eventuell hat mich ihre Traumgeschichte aber auch emotional so aufgewühlt, dass ich das sofort in der Nacht verarbeitet habe.

Jedenfalls habe ich gestern Nacht einen kleinen blauen Hund gefunden, so ein tapsiger Welpe, ein bisschen wie ein Labrador, aber in sehr klein und in blau. Irgendwie war er auf einmal da, und ich war zufällig gerade mit dem Hund meiner Eltern spazieren. Der kleine blaue Hund lief da auch so rum, ohne dass ein dazugehöriger Mensch zu sehen war. Sofort schlugen alte Aufpäppelinstinkte durch und überhaupt, was für ein niedlicher blauer Hund. Und so klug. Der machte einfach immer alles nach, was der Elternhund machte. Sehr praktisch, vor allem, weil ich ein bisschen Angst hatte, dass der kleine blaue Hund auf die Straße lief. Auf der einen Seite vom Spazierweg war nämlich Feld und auf der anderen eine große Straße, und man weiß ja nicht, ob so ein kleiner blauer Hundewelpe schon weiß, dass er nicht auf die Straße laufen darf und ich hatte ja keine Leine.

Ich hab ihn jedenfalls mitgenommen, und der Traum ging dann noch weiter, das meiste hab ich aber schon wieder vergessen. Anscheinend war es ein ganz besonderer Hund (was man ja auch schon ob der ungewöhnlichen Farbe ahnen konnte), einer der besonders alt wird oder so. Eventuell war da auch noch was mit Genexperimenten und der Frage, ob man so einen kleinen blauen Hund jetzt einfach behalten darf oder soll oder will.

Der kleine blaue Hund war jedenfalls sehr niedlich, und er ist auch nicht weggelaufen, Gott sei Dank. Wer weiß, vielleicht kann man ihn ja dazu bringen, kleine rosa Elefanten aufzufinden. Eine gewisse konzeptuelle Verwandtschaft besteht da ja durchaus.

Design Gipfel in Dortmund

Morgens wache ich auf und bin sofort aufgeregt. “Fahrn wir jetzt?” frage ich den Mann gefühlte hundert Mal. “Fahrn wir jetzt? Fahrn wir jetzt?” Netterweise ahnt der Mann, dass er mich jetzt nicht lange hinhalten kann, und so gegen 11 Uhr irgendwas sitzen wir tatsächlich im Auto Richtung Dortmund. Was er mir bis dahin verschweigt, ist, dass wir noch einen klitzekleinen Abstecher nach Bochum-Wattenscheid vorhaben, um ein Mikrofon und ein komisches Ding zu kaufen (fragensenich). Dann geht’s aber schnell weiter in den Dortmunder Norden, und zwar ins Depot in der Immermannstraße. Da gibt’s heute und Sonntag den Design Gipfel, eine unbedingte Wochenendunternehmungsempfehlung, die ich auch gleich noch mit Beweisbildern argumentativ untermauern werde.

Plakat

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Schick von außen und ebenso schick von innen, typisch Industriecharme eben. Wenn man Zeche Zollverein, die Bochumer Jahrhunderthalle oder die U-Bahn-Station Hirschlandplatz mag, dann mag man wahrscheinlich auch das Depot, jetzt rein architekturell. Wir bezahlen 3 Euro Eintritt, kriegen einen lustigen Stempel auf die Hand und ein Los, mit dem wir aber beide leider nix gewinnen. Ein bisschen was zu essen gibt’s wohl, man weiß aber nicht genau was, die Toiletten sind auf der anderen Seite und während der Mann mal kurz dahin verschwindet, sondiere ich schon mal die Lage.

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Straßenbahn

So ungefähr hab ich mir das tatsächlich auch vorgestellt. Design, so erzähle ich später auch Juli vom heimatPOTTential-Blog, verbinde ich immer mit irgendwas schickem, aber leider unbezahlbaren, deswegen wäre ich wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, auf den Design-Gipfel zu fahren, wenn ich nicht von vertrauenswürdigen Quellen davon erfahren hätte. Genau nach so einer Art Markt suche ich eigentlich schon, seit wir damals in Chicago auf der Craft’s Fair waren. In der Halle verteilt viele kleine Stände ebenso vieler kreativer Menschen, die T-Shirts und Kleider verkaufen, Täschchen, Bilder, Drucke, Aktentaschen, Broschen, Ketten, Buttons und was weiß ich nicht noch. Alles toll.

Überblick

Auf diesem Bild ist eine Juli von heimatPOTTential versteckt. Wer sie entdeckt, kann ganz furchtbar stolz auf sich sein. Preise gibbet aber keine.

Klamotten 

Nachdem ich Juli gefunden habe, geht’s gleich zum nächsten Stand, dem von nAdjA, wo ich zwar nichts kaufen möchte, aber das nur, weil ich schon Sachen von nAdjA habe, nämlich vom letzten Münsterbesuch, wo ich in zwei völlig verschiedenen Läden zwei Bilder kaufte und auch erst im Nachhinein gemerkt hab, dass die von der gleichen Künstlerin sind. Das erzähle ich ihr jedenfalls und dann finde ich noch Fee, die gerade Fotos macht und Fragen stellt, nachher aber gerne auch noch einen Kaffee mit mir trinken würde, was leider an diesem Tag nicht funktioniert, weil wir uns danach nicht mehr so wirklich wiederfinden. Wird aber nachgeholt.

Stände

Der linke Stand ist der von nAdjA mit den schönen Bildern.

Erstmal suchen der Mann und ich nämlich was zu Essen und finden auch was, ein bisschen weiter die Straße runter, aber das ist eine andere Geschichte. Erwähnen könnte man höchstens, dass ich auf dem Rückweg zwei tote, aber auch einen lebendigen Maikäfer finde. EINEN LEBENDIGEN MAIKÄFER! Dieser Fund macht mich wahrscheinlich wieder drei bis fünf Tage glücklich.

Zurück auf dem Design-Gipfel steuern wir die Kameragurte von Designstraps an. Die hatten wir schon vorm Mittagessen beguckt und für gut befunden. Jetzt muss ich mich nur noch für einen entscheiden. Den blauen mit den Blümchen finde ich ja sehr hübsch und auch den rosa-weißen, der würde nämlich vom Muster her prima zum Mantel passen. Letztlich nehme ich einen grünen mit Blumen drauf und lasse ihn mir gleich an die Kamera basteln, damit ich da zu Hause nicht verzweifle. Der Mann kriegt einen mit Karo und noch ein lustiges Schraubdings für die Kamera, damit sich der Gurt nicht verknoten kann. Wenn das was taugt, dann kaufen wir mir auch noch eins. Spätestens jetzt bin ich froh, dass ich morgens noch schnell optimistisch eine Stange Geld abgehoben habe, denn ich will ja noch mehr konsumieren.

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Ziemlich in der Mitte der blaue mit den Blumen. Den rosaweißen sieht man nicht so gut, da liegt der Karogurt vom Mann drüber. Meine Auswahl ist nicht zu sehen, die hängt zu diesem Zeitpunkt schon an der Kamera.

Weiter geht’s. Ich mag die Kleider von DasPinkeZimmer, hab aber nicht so die Ruhe zum Anprobieren. Zudem bemerkt der Mann: “Zu rot, was soll da nur die Oma zu sagen.” (Zur Information: Oma findet den grünen Mantel ganz, ganz furchtbar.) Das ist mir allerdings egal. Die Marke muss ich mir merken.

DasPinkeZimmer

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Tolle Kleider in bunt von DasPinkeZimmer. Blieben leider unanprobiert.

Weiter geht’s an anderen Ständen mit hübschen Klamotten vorbei zu dem Stand von arthurkopf mit den Taschen und Gürteln aus recycelten Fahrradschläuchen. Auf so eine Idee muss man erstmal kommen. Leider brauchen wir hier nichts, wobei brauchen auf so einem Markt natürlich sowieso ein unsinniges Wort ist. Brauchen tut man hier sowieso alles und nichts, je nach dem, wie ehrlich man so mit sich selbst ist. Wobei, einen Kameragurt habe ich wirklich gebraucht. Faszinierend finde ich es trotzdem, vor allem die Gürtel, die eben gleichzeitig aussehen wie ein Fahrradschlauch und dann auch wieder gar nicht.

Fahrradschlachdesigner

Fahrradschlauchtaschen

arthurkopf mit den recycelten Fahrradschläuchen. Der Designer heißt aber gar nicht Arthur, es sei denn, der Katalog lügt.

Kaufen tun wir dann tatsächlich eine CD vom DJ der Veranstaltung. “Vorhin kam hier ein Lied mit einem Posaunensolo”, sagt der Mann. “Ja”, sagt der DJ, der sich auch Gärtner der Lüste nennt. “Ihr seid wohl schon was länger hier.” Wir nicken. Das müsste das von Mario Biondi sein, sagt er uns und zufällig ist das auf der CD, die ich gerade in der Hand habe und die wir dann auch kaufen.

Ein Schminktäschchen brauche ich noch, habe ich beschlossen, und ich werde es hier und heute kaufen, ich muss mich nur noch entscheiden wo. Letztlich fällt die Wahl auf m.i, weil die auch innen so hübsch sind mit einem individuellen gemusterten Stoff. Zwei stehen zur engeren Auswahl, eins mit Eulen (Eulen sind immer gut) und eins mit einem furchtbar hübschen Retrostoff. Völlig überraschend entscheide ich mich für letzteres. Ansonsten muss man aber auch generell positiv anmerken, dass es sehr viel mit Eulen gibt auf diesem Markt. Das finde ich gut.

Schminktäschchen

Das zweite von vorne gehört jetzt mir. Das mit den Eulen liegt zwischen einem rotgemusterten und dem blauen mit den Punkten.

Mehr Täschchen

Mehr Schminktäschchen vom Stand von Vivilovely. Verloren leider ganz knapp gegen die von m.i.

Zu diesem Zeitpunkt sind wir vermutlich schon drei bis fünf Mal an allen Ständen vorbeigelaufen. Es gibt soviel tolles, der Mann meint aber, wir hätten jetzt wirklich alles gesehen. Da hat er zwar recht, ich würde aber auch problemlos noch drei Mal überall vorbeilaufen und mehr gucken. Alles so hübsch. Vorne probier ich noch ein paar von den hübschen Vintageketten von Anique, kann mich aber nicht so recht entscheiden und hab auch das falsche an, um ein vernünftiges Gefühl dafür entwicklen zu können, wie das an mir aussehen würde. Trotzdem Visitenkarte einstecken, muss ich mir merken.

Am Stand von schoene Schreibwaren begucken wir dann noch die Aktentaschen. Schön sind die, alle handgearbeitet, es ist eine einzige Verlockung. Einen Online-Shop gibt’s nicht, erzählt uns der Designer. 1.000 Stück können im Jahr produziert werden, rein ob der Nachfragen könnten sie aber genauso gut 17.000 produzieren, aber dann müsste man das outsourcen und das funktioniert auch wieder nicht. Deswegen nur hier und heute bzw. morgen oder man muss halt den nächsten Markt abwarten oder nach Berlin in den Laden kommen. Heute oder morgen wird das mit mir und der Tasche vermutlich nichts, aber wenn ich eine neue brauche, dann weiß ich schon mal, wo es besonders schöne gibt.

Schreibwaren

Schöne Taschen

Es gibt also unheimlich viele Sachen zu sehen und käuflich zu erwerben. Wer spontan noch ein Ausflugsziel für morgen braucht und zufällig in der Nähe von Dortmund ist, kann sich ja mal ganz unverbindlich das Depot in der Immermannstraße 29 merken. Es lohnt sich. Und für die Unentschlossenen noch ein paar mehr Bilder, vielleicht sind die ja ausreichend überzeugend. Ich würde ja morgen fast wieder hinfahren, aber in zwei Wochen ist der Koffermarkt in Münster und Anfang Juni der Mädelsflohmarkt in Neuss. Da gibt es bestimmt auch noch tolle Sachen, also übe ich mich bis dahin ein bisschen in Geduld.

(Kleiner Hinweis: Ich habe leider im Nachhinein nicht zu allen Fotos nachvollziehen können, welcher Designer dahinter steckt. Wer seine Produkte hier unverlinkt wiederfindet, sagt mir einfach Bescheid, dann ergänze ich den Link zur Homepage oder zum Shop.)

Papierkram

Pappeule. Eulen gehen immer.

Cola Pommes

Köln

Tolle Illustrationen von Wolfgang Philippi.

Shirts

Pac-Man-Shirt mit extra Buttons von What about Tee.

Mantel

Wunderbarer Streifen-Regenmantel von Anna Hörling.

Mehr Klamotten

Röcke von gutjahr.

Muffins

Wundersüßes Muffin-Küchentuch von ilovemixtapes.

Nähmaschine

Live-Nähen.

Eulenhaken

Abschiedserinnerung: Eulen sind immer gut.

20 Glückskekse vs. 21 Quarkriegel

Vor vielen, vielen Jahren kaufte ich beim ortsansässigen Asia-Laden für meine Geburtstagsfeier 20 Glückskekse. Ich stand also an der Kasse mit meinem Körbchen mit 20 abgezählten Glückskeksen und überreichte der Verkäuferin mein Körbchen mit dem Hinweis, dass es 20 sein müssten.

Sie zählte einmal durch, verzählte sich dabei. Zählte ein zweites Mal durch, verzählte sich wieder. Zählte ein drittes Mal durch, gelang zur Erkenntnis, dass es sich wirklich um 20 Glückskekse handelte und war bereit, mich zahlen zu lassen. Selten hatte ich an einer Kasse das Gefühl, dem Ziel gleichzeitig so nah und so fern zu sein.

Heute stand ich mit einer Tüte mit 21 Quarkriegeln im russischen Supermarkt. (“21 Quarkriegel?!?” höre ich da irritiert. Ja, 21. Fragensenich. Oder meinetwegen, fragense, ein Kollege hatte heute Ausstand und ich wollte mit Quarkriegeln zu den Ausstandsfeierlichkeiten beitragen.) Die Verkäuferin wirft einen Blick in die Tüte, nimmt eins raus und scannt es ein.

Dann guckt sie mich an: “Wie viele haben Sie?”

“21”, sagte ich. “Wenn ich mich nicht verzählt habe.”

Sie nickt, scheint mit der Anzahl einverstanden zu sein und rechnet 21 Quarkriegel ab.

 

Ich sag ja nur.

Kirschen, Quark und Regenbogen

Regenbogen

“Heute geh ich mal durch die Stadt bummeln”, hab ich gestern gedacht. Man kann sogar in Hanau ein bisschen bummeln, wenn man die Ansprüche nicht zu hoch setzt. Es gibt Bücherläden und die üblichen Verdächtigen, was Klamottengeschäfte angeht. Das ist ganz bequem, denn man ist zumindest nicht gezwungen, woanders hinzufahren, sondern kriegt im Zweifelsfall fast alles auch in der Nähe. Sagen wir mal so: Das Angebot hält sich in Grenzen, aber es gibt zumindest eins.

Ein konkretes Ziel hatte ich auch, nämlich P&C, wo ich letztens ganz hinreißende Blusen mit Kirschen drauf gesehen hatte. Hallo?!? Kirschen! KIRSCHEN! Ich hab überhaupt noch nichts mit Kirschen drauf, wie konnte das denn bitte passieren? Seitdem ich diese Blusen gesehen habe, bin ich der festen Überzeugung, dass mein Kleiderschrank ohne Kirschenkleidung irgendwie auch nicht richtig was wert ist.

In der Umkleidekabine stellt sich leider raus, dass das zwar alles rein theoretisch ganz wunderbare Klamotten sind, an mir aber überhaupt nicht aussehen. Schade. Dann eben keine Kirschenblusen für mich. Das heißt dann wohl auch, dass ich weitersuchen muss. Ohne Kirschen mag ich nicht mehr.

Neben mir in der Umkleidekabine ist anscheinend eine Mutter von – wie sich nachher rausstellt – vier Kindern, die ungelogen alle weinen. Alle! Die ganze Zeit! Sobald eines kurz aufhört – vermutlich, um zu atmen – fängt ein anderes an. Die sind so gewieft und aufeinander eingespielt, die wechseln sich beim Weinen ab. Respekt. Ich denke nur, wie schön das ist, dass ich hier so allein in der Umkleidekabine stehen kann, ohne dass jemand deswegen weint, und gleich nach Hause gehen kann, zwar ohne Kirschenkleidung, aber immerhin mit Quarkriegelchen.

Genau. Eben.

Kommen wir zum eigentlichenThema dieser Geschichte. Nach Monaten voller Vergesslichkeit und mangelnden Gelegenheiten habe ich es geschafft. Ich war im russischen Supermarkt und habe die von Frau Nessy so überaus gelobpreisten Quarkriegelchen gekauft.

Tatsächlich wusste ich, wo hier in Hanau ein russischer Supermarkt ist und habe auf dem Weg in die Stadt gleich mal da vorbeigeschaut. Selbstverständlicherweise wusste ich nicht mehr, wie die russischen Quarkriegelchen heißen (Sirok heißen sie wohl, das weiß ich jetzt wieder), ich wusste ja noch nicht mal, was genau ich mir vorzustellen hätte. Ich vermutete mal, dass sie zumindest irgendwie kühl gelagert werden müssten, wegen dem Quark in den Riegelchen. Ansonsten verließ ich mich darauf, dass ich die Dinger schon wiedererkennen würde, wenn ich sie sehen würde, Frau Nessy hatte ja Bilder gezeigt.

Nach drei Runden durch den kleinen Laden war ich ziemlich sicher, dass ich die Riegelchen hier nicht finden würde, gab mich aber noch nicht geschlagen. Wer weiß? Vielleicht gab es ja einen schlimmen Quarkriegelchenlieferungsengpass und nächste Woche würden wieder haufenweise Quarkriegelchen im Sortiment sein.

“Hallo, ich suche so Quarkriegelchen, ich weiß aber nicht mehr, wie die heißen”, sage ich zu der russischen Supermarktverkäuferin.

“Mit der Schokolade? Kommen Sie mit!” sagt die russische Supermarktverkäuferin und führt mich in den Hinterraum.

Der Hinterraum, so stellt sich raus, ist gar kein für Kunden verbotenes Lager, sondern der Standort der Gefriertruhen. Man darf hier also auch als Kunde rein.

“Hier”, sagt die russische Supermarktverkäuferin und zeigt auf die Quarkriegelchen-Abteilung der Gefriertruhe. “Das sind sie?”

“Jaja”, sage ich und nicke. Das sind sie, ich erkenne die Verpackung wieder. Mit dem Pinocchio vorne drauf, genau das war’s.

“Suchen Sie sich aus und kommen dann nach vorne”, sagt sie und verschwindet wieder in den Laden.

Vier verschiedene Verpackungen kann ich erkennen, Frau Nessy empfahl die mit Kondensmilch, Erdbeer klingt mir ein bisschen zu suspekt, also nehme ich Kondensmilch und die zwei anderen.

1,17 Euro kostet der Spaß, ich kriege ein kleines Tütchen, Kassenbon brauche ich nicht.

“Wissen Sie ja jetzt, wo die sind”, sagt die russische Supermarktverkäuferin noch. “Bis zum nächsten Mal.”

Bis zum nächsten Mal, genau. DIE WEISS DOCH GENAU, DASS SIE DA DROGEN VERKAUFT!

sirok

Sirok Kondensmilch

Am Abend probiere ich das erste, natürlich gleich mal das mit der Kondensmilch und HEISSA! WIE GROSSARTIG IST DAS DENN? Ich bin ja erwiesenermaßen ein Fan von süß, aber auch sehr von Quark und von gezuckerter Kondensmilch auch und alles zusammen und WOAH!

Es steht also fest, die blauen Quarkriegelchen sind schon mal super. Die anderen hebe ich mir für später auf. Frau Nessy lag vollkommen richtig, die machen süchtig. Jetzt muss ich noch den nächstgelegenen russischen Supermarkt in Essen finden.

Am gleichen Abend gibt’s auch noch Regenbogen über der Stadt. Ich steh also wieder am Fenster und knipse den Himmel über Hanau. Das mache ich sowieso oft, denn wenn man so eine Dachwohnung hat, da sieht man ja dauernd Himmel, Wolken und Flugzeuge und findet das alles ganz hinreißend. Aber Regenbogen sind mal oberhinreißend, vor allem, wenn sie ganz trotzig ausgerechnet über besonders hässlichen Gebäuden erscheinen. Das machen die doch extra.

Du bist nicht allein

Das Internet. Unendliche Weiten. Lauter bekloppte Leute. Und mittendrin ich.

Manchmal finde ich es ja schwer, die Leute zu beschreiben, die sich da mit mir im Internet tummeln. Sind das jetzt Freunde? Internetfreunde? Bekannte? Kontakte? Interessensverbandelte? Wer sind die da draußen? Die, deren Blogs ich lese, denen ich auf Twitter folge und die mir folgen, die auf meinem Blog Kommentare hinterlassen, mit denen ich über Bücher diskutiere, deren Bilder ich begucke? Wer sind die und warum gibt es denn kein vernünftiges Wort dafür?

Es ist ja so. Bei so Leuten wie mir, die sich für sehr viele, teilweise etwas seltsamere Dinge interessieren, ist das nicht immer so einfach mit dem ganzen Sozialkram. Was nicht heißen soll, dass ich generell nicht sozialverträglich bin, aber manchmal fragt man sich dann eben schon, ob’s noch andere Leute gibt, die so bekloppt sind wie ich.

Leute, die ihr Essen fotografieren und es im Zweifelsfall auch noch begeistert zeigen.

Leute, die irgendwie versuchen, fünfzig Serien in ihrem Freizeitplan unterzubringen.

Leute, die bei den Namen Joss Whedon, Stephen Fry, Neil Gaiman, Benedict Cumberbatch und Felicia Day nicht gucken wie Autos, sondern ein entzücktes Strahlen in den Augen kriegen.

Leute, denen man ein bisschen den Tag retten kann, wenn man ihnen Videos mit Faultieren oder Seeottern schickt. (Ich bin übrigens auch der Meinung, dass es zu wenig Videos mit Axolotl gibt, aber das nur am Rande.)

Leute, die ihre Kamera lieb haben und sie überall mitnehmen.

Leute, die Köln lieben oder alternativ das Ruhrgebiet und diese Liebe ganz laut im kund tun.

Leute, die es nicht komisch finden, ihren Alltag, ihre Interessen, ihre Kreativität, ihre Erlebnisse und gelegentlich auch ihre Befindlichkeiten mit fremden Leuten zu teilen.

Solche Leute eben. Solche Leute kenne ich im richtigen Leben, keine Sorge. Aber ich kenne sie auch im Internet, ohne dass ich dabei ernsthaft behaupten könnte, sie zu kennen. Wir haben uns ja noch nie getroffen, wir haben noch nicht mal gesprochen. Wer weiß, vielleicht fände ich manche von ihnen auch doof, wenn ich ihnen persönlich begegnen würde, obwohl ich das nicht glaube.

Was ich im Internet gelernt habe ist, dass ich mit meinen Beklopptheiten nicht allein bin. Dass andere Leute in anderen Städten genauso wie ich innerlich quiekend vor ihrem Rechner sitzen, weil da Faultiere auf dem Bildschirm sind. Oder Seeotter. Oder Seeotter, die aussehen wie Benedict Cumberbatch. Dass da Leute sind, die ihre Kamera überall dabei haben, nicht nur im Urlaub. Die ihr Essen fotografieren und ihren Alltag und das nicht doof und überflüssig finden. Dass andere Leute noch viel mehr Kochbücher haben als ich und genauso gerne und ausdauernd darin blättern.

Manche von diesen Leuten wohnen weit, weit weg, andere nicht so weit, manche ganz nah. Manche haben Kinder und manche nicht. Manche machen was mit Medien, manche was ganz anderes. Manche sind so alt wie ich, oder jünger oder älter. Vollkommen egal. Ich möchte sie alle gerne mal kennenlernen, damit ich nicht immer nach Worten suchen muss, wenn ich davon rede, nicht zu so seltsamen Formulierungen wie “die kenn ich aus dem Internet” greifen muss, sondern statt dessen sagen kann: “Die kenn ich. Und die sind toll.”

Und übrigens: Wer sich hier angesprochen fühlt, ist vermutlich auch gemeint.

CPM am Sonntag

CPM holen. CPM steht für Currywurst-Pommes-Mayo und ist bekanntlich so etwa das Nationalgericht des Ruhrpotts. Natürlich gibbet dat auch anderswo, aber hierzulande werden sogar eigene Pommesführer geschrieben und das mittlerweile schon in der dritten Auflage. Ich habe hier auch noch keine Festivität erlebt, wo’s nicht zumindest Bratwurst im Brötchen gegeben hätte. Der Ruhrpott-Festivitäts-Organisator denkt eben mit, und lässt seine Besucher nicht ohne Wurst sein. Das finde ich sehr positiv und nachahmenswert. Keine Feier ohne Wurst. Sollte man sich merken.

Ich wurde auf jeden Fall heute nachmittag zur Frittenschmiede umme Ecke geschickt, um Nahrung für zwei hart schuftende Männer und mich ranzuholen. Umme Ecke bedeutet genau genommen um zwei Ecken, und weil man zu CPM Cola (wahlweise Bier) braucht, auch noch anner Bude vorbei.

Die Frittenschmiede umme Ecke ist eigentlich nie leer und weil sie sehr klein und eng ist, bedeutet das gleichzeitig, dass sie fast immer voll ist. Und weil sich außerdem schon abzeichnete, dass wir wohl diesen Sonntag nicht noch einen Fotoausflug zu einer anderweitigen Ruhrgebietsattraktion unternehmen werden, dokumentiere ich halt den weiten Weg anner Bude vorbei bis zur Frittenschmiede und zurück. Ein Rundgang um einen Häuserblock. Mit schönem Wetter. UND TULPEN! SENSATIONELLE BILDER! NIE DAGEWESEN!

Bahn

Dingens

U17

Honig

Bude

Rost

Fußweg

Bude

Frittenschmiede

zweibar

Fahrrad

Tulpen

Baum

Turmdingens

Und hier noch das Objekt der Begierde, erst verpackt, dann in voller Pracht:

Verpackt

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Spargel kaufen

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Schauplatz, Obst- und Gemüsestand, Kettwiger Straße, Essen.

Ich: “Hallo, ich hätte gerne Spargel. Von dem Erste-Klasse-Spargel.”

Spargelverkäuferin: “Ach, wirklich? Aber der kostet ja viel mehr, nehmense doch den hier vom Niederrhein.”

Ich gucke wohl ein bisschen kritisch.

Spargelverkäuferin: “Guckensema, der ist ganz schön. Vom Niederrhein.”

Ich: “Woher denn da? Mein Mann kommt auch vom Niederrhein, der fragt immer.”

Spargelverkäuferin: “Ja, da irgendwo in der Nähe von Walbeck.”

Ich: “Ja, prima, dann nehm ich davon. Ein Kilo. Ist richtig, für zwei Personen, nicht?”

Spargelverkäuferin hält mir noch mal Spargel hin zum Gucken: “Ja, genau. Sehense, der ist ganz prima.”

Ich: “Das macht jetzt fünf Euro?”

Spargelverkäuferin: “Wollense sonst noch wat? Hier, schöne Himbeeren, oder Erdbeeren, aus Deutschland, zwei Schalen für drei Euro.”

Ich, bereits eine ökologisch fragwürdige Schale Erdbeeren aus Spanien im Beutel: “Hmmm… na ja, hab ich ja eigentlich schon welche. Was kostet denn eine Schale?”

Spargelverkäuferin: “Zwei Euro für eine. Ganz lecker sind die, aus Deutschland.”

Ich: “Gut, dann nehm ich noch eine.”

Spargelverkäuferin: “Sieben Euro macht das dann. Und eine schönen Tag noch.”

Ich: “Ebenso.”

Bilanz: Ein Kilo Spargel für fünf statt zwölf Euro, dafür noch ne Extraschale Erdbeeren. Und lecker war’s tatsächlich auch, danke für die nette Spargelberatung.