Tagebuchbloggen, 10.09.2019

Heute morgen das gleiche Spiel wie gestern, nur dass ich diesmal direkt auf der Anzeigetafel geguckt habe und noch schnell in den verspäteten ICE springen konnte, weil ich ja nicht in die Zukunft sehen kann und nicht ahnen konnte, dass der Zug eh wegen technischer Störung noch mehrere Minuten am Bahnsteig rumstehen würde. Weil ich das eben nicht wusste, sprang ich auch durch die erstbeste Tür in den Zug, was eben in der ersten Klasse war und wurde beim Laufen durch den Wagen von einer Ex-Kollegin erkannt, was dazu führte, dass wir im Bordrestaurant Kaffee tranken und uns bis Köln unterhielten, dann stieg ich aus und sie fuhr weiter nach München. Netter Kontakt, gerne wieder übrigens.

Auf der Arbeit viel Kleinkram, der das Erledigen von Großkram behinderte, ein durch urlaubende Kollegen herbeigeführter ungünstiger Zustand. Dafür ein sehr zufriedenstellendes Meeting. Mittags gab es in der Kantine nur Dinge, die ich nicht haben wollte, also nahm ich Salat und die Suppe, eine Gemüsesuppe mit Einlage. Die Einlage waren Markklößchen, ich fand’s super, möchte aber nicht wissen, wie viele Vegetarier darauf reingefallen sind, es stand wirklich nirgendwo dran.

Keine besonderen Vorkommnisse auf dem Nachhauseweg, ich konnte weiter in Planetfall lesen, das macht sich wirklich gut. Die Zeit reichte noch, um bei Rossmann im Hauptbahnhof Knabberzeug zu kaufen, das Geld steckte ja noch von gestern in der Jackentasche. Allerdings wurde es dann doch ganz knapp, weil vor mir zwei Frauen mit sehr überschaubarem Einkauf standen, die ihre Waren aber bitte in drei Chargen abgerechnet haben wollten, das wurde jedenfalls durch den Einsatz der Warentrennhölzer suggeriert. Es klappte aber dann doch alles, ich kam pünktlich bei Einfahrt der Bahn auf dem U-Bahn-Steig an.

Zuhause Nudeln mit Fertigsauce gekocht, dazu ein Chardonnay, den wir noch aus England mitgebracht haben und dann Höhle der Löwen, die Produkte heute waren so mittel, ich würde nichts davon kaufen wollen. In den Werbepausen spielte ich aus Twittergründen „La Valse d’Amélie“ von Yann Tiersen am Klavier. Der von mir gewählte Weg, die Noten auf Papier auszudrucken (das Techniktagebuch wird berichten) waren dabei spannender als das Stück selber, ich kann wirklich nichts damit anfangen, es passiert einfach nichts und das, was passiert, ist furchbar uninteressant. Vielleicht muss ich es noch ein paar Mal spielen, vielleicht spiele ich aber einfach ein bisschen Satie, das klingt so ähnlich, nur besser.

Dann aufräumen, Zähne putzen, Bett und jetzt weiter in Planetfall lesen. Als Link des Tages empfehle ich Women Having a Terrible Times at Parties in Western Art History, viel Spaß damit, ich habe mich sehr amüsiert.

 

 

Tagebuchbloggen, 9.9.2019

Im Moment habe ich ja bis hoffentlich nur Ende des Jahres wieder Zuggenerve. Es ist nämlich so, dass mein Morgenpendelzug 15 Minuten früher fährt als sonst und der Abendpendelzug 10 Minuten später. Es gibt natürlich Alternativen, aber die sind alle nicht so gut wie die Situation vor den Sommerferien, als ich relativ pünktlich um 9 Uhr im Büro eintraf und ebenso relativ pünktlich das Büro um 18 Uhr verließ. Jetzt muss ich entweder früher kommen oder später oder früher gehen oder später, jedenfalls passt es einfach nicht mehr so gut.

Heute  wollte ich eigentlich den späteren EC mit Umsteigen in Köln Hbf nehmen, was bedeutet, dass ich noch etwas Zeit hatte, um am Automaten Geld zu holen und als ich dann zum Bahnsteig kam, stand da gerade noch der verspätete Zug, der sonst 15 Minuten früher gefahren wäre, da konnte ich noch schnell reinhüpfen und war dann tatsächlich deutlich vor 9 Uhr auf der Arbeit. Manchmal fügt es sich dann doch ganz gut.

(Falls Sie sich jetzt fragen, wie man zwei Absätze nur über Zugfahrtzeiten schreiben kann, willkommen im Pendlerleben. Sie möchten gar nicht wissen, wie viel Gehirnkapazität ich so in den letzten zwanzig Jahren für das Nachdenken über Zugfahrpläne aufwenden musste.)

Im Büro nichts wirklich Erwähnenswertes, außer, dass mein Bürokollege eine Woche Urlaub hat und sich der Programmierer, der aus Büromangelgründen überraschend seit letzter Woche mit im Büro sitzt (näheres weiß ich auch nicht, wir haben einen dritten Tisch im Büro und da sitzen manchmal Leute und manchmal werden wir vorher sogar darauf hingewiesen, dass da demnächst wieder jemand sitzt), jedenfalls dieser Programmierer verabschiedete sich heute Abend mit „Bis nächste Woche“, was vermutlich bedeutet, dass ich den Rest der Woche alleine im Büro bin, eventuell kann ich also Musik ohne Kopfhörer hören, das wäre doch nett.

Außerdem erfahren, dass aus Umweltgründen alle Büromülleimer demnächst entfernt werden. Es wird dann nur noch Mülleimer in den Kaffeeküchen und an den Kopiergeräten geben, so spart man irgendeine größere Menge Plastikmülltüten ein. Mit dem Restmüll bin ich einverstanden, ich hätte aber gerne meinen Papiermülleimer behalten, die Papiermülleimer haben auch gar keine Mülltüten, man würde also gar nichts einsparen außer den Mülleimern selber. Die Mülleimer selber werden aber auch recycelt, die näheren Details habe ich vergessen. Ich habe mir noch keine abschließende Meinung darüber gebildet und harre jetzt der Dinge, die da kommen.

In der Kantine sind aus mir nicht näher bekannten Gründen Spanien & Dänemark-Wochen, es gibt also fast jeden Tag etwas spanisches und/oder etwas dänisches, heute zum Beispiel eine spanische Suppe und Hot Dogs. Hot Dogs gibt es öfter, diese waren heute mit Rotkraut und einer speziellen dänischen Mayonnaise, die aber nur so mittellecker war. Donnerstag gibt es dänischen Hackbraten.

Pünktlicher Aufbruch nach Hause, sämtliche Züge waren erschreckend pünktlich, die Zeit reichte noch nicht mal, um am Bahnhof schnell Knabberzeug zu kaufen, obwohl ich mir dafür im Zug noch extra zwei Euro zum schnellen Bezahlen in die Jackentasche gesteckt hatte. Aber dann kam auch sofort eine Straßenbahn, es war zum Verrücktwerden.

Zu Hause gab es dann einen Mann, der von der Arbeit erzählen wollte, aufgewärmtes Essen von gestern (Makkaroni in Zitronensoße mit Lamm) und die aktuelle Folge Bares für Rares, dann wollte mein Mann noch etwas Musik im Studio machen, ich guckte noch eine Folge Buffy, räumte zwischendurch die Spülmaschine ein und insgesamt etwas auf und aß mangels Knabberzeugs einen längst abgelaufenen Nachtisch, der aber noch wirklich komplett gut war.

Jetzt liege ich jedenfalls im Bett und möchte ganz dringend weiter in Planetfall von Emma Newman [Amazon-Werbelink] lesen, gestern angefangen, sehr interessantes Setting, ich möchte jetzt wirklich dringend weiterlesen, danke für die Aufmerksamkeit.

Lieblingstweets im August (Teil 2)

Wegen Sommerpausendurcheinander diesmal nicht ganz so viele, aber alle gut.

Tag 2: Torquay – Bigbury-on-Sea

Ich wache sehr früh auf, niemand hat uns nachts von unserem verbotenen Schlafplatz gescheucht. Statt dessen werde ich mit einer tollen Aussicht auf den Atlantik belohnt, hole die Kamera und mache Fotos. Wir lümmeln ein bisschen im Auto rum, Zähneputzen mit Wasser aus der Flasche, weil das Wasser im Bus seit ein paar Monaten schon drin ist, das sollte eigentlich kein Problem sein, weil wir so extra Wasserreinigungstropfen haben, aber wir sind etwas vorsichtig. Im Laufe des Urlaubs wird mir das aber immer egaler werden und die Faulheit siegen.

Dann fahren wir wieder runter nach Torquay, parken direkt am Yachthafen,  frühstücken French Toast und Eggs Benedict und dann will ich sehr unbedingt zum Aquarium. Das Aquarium in Torquay liegt wunderschön direkt am Meer, es gibt einen schönen mit einem Netz umspannten Außenbereich, quasi eine Riesenvoliere für Vögel und die Pinguine dürfen sich im Pinguinbereich frei bewegen. Weil wir sehr früh sind, geraten wir in die morgendliche Fütterungsrotation, zuerst werden die Pinguine gefüttert, man steht also hinter auf den Boden gemalten Absperrungslinien während vor einem futterinteressierte Pinguine aufmarschieren. Leider werden die Pinguine immer sanft verscheucht, wenn sie einem zu nahe kommen, im Prinzip zum Schutz der Zuschauer, aber ich würde ganz ehrlich auch eine kleine Pinguinattacke auf mich nehmen, das Risiko scheint mir okay. Ich mein, immerhin hab ich in Südafrika auch einen Tigerbabybiss überlebt und das war’s schon für die Geschichte wert.

Nach den Pinguinen kommen Papageientaucher, Kormorane und Tölpel und dann kommen die zwei Seeotter. Otter sind sowieso super. Wie bei den Pinguine kann man sich hier als Fütterhilfe einkaufen, aber natürlich immer nur mit Voranmeldung. Bei den Ottern gibt es dafür ein Meet & Greet mit den Ottern, denn die Fütterung läuft anders ab als bei den Pinguinen. Damit die Otter auch beschäftigt sind und sich nicht langweilen müssen, werden sie in einem kleinen Häuschen eingesperrt, während das Futter in ihrem Bereich versteckt wird. Leider ist die Frau, die das Otterfutter verstecken soll vollkommen fantasielos und wirft nur an ein paar Stellen ein bisschen Futter hin. Innerlich rege ich mich total auf, WENN ICH FÜR DIE OTTER FUTTER VERSTECKEN WÜRDE, DANN WÜRDE ICH MIR RICHTIG MÜHE GEBEN! Die Otter haben aber eh nicht so viel Hunger und suchen eher halbherzig, statt dessen wollen sie lieber baden. Verständlich.

Als letztes kommen die Seelöwen (Seehunde? Robben?), ich habe aber tatsächlich ja schon viele Seelöwenfütterungen gesehen, das ist also nicht ganz so spannend wie das mit den Pinguinen und den Ottern, aber wir gucken uns das trotzdem an.

Die Rochenfütterung sparen wir uns und laufen einfach in unserem eigenen Tempo durch den Innenbereich des Aquariums, auch sehr lohnenswert, übrigens. Insgesamt eine sehr gute Aktion, ich würde jederzeit wieder in Torquay ins Aquarium gehen und das sage ich nicht über jedes Aquarium.

Danach noch ein bisschen Shoppen an der Promenade, ich kaufe eine gelbe Regenjacke und mein Mann kauft neue Flip-Flops und dann fahren wir weiter nach Bigbury-on-Sea, wo man angeblich surfen kann.

Wir sind zwar noch in Devon, lernen aber jetzt unsere erste Lektion in der Disziplin „kornische Hecken“. Die Straße nach Bigbury-on-Sea wird irgendwann zu einer anderthalbspurigen Straße mit hohen Hecken auf beiden Seiten. Wenn sich zwei Autos entgegenkommen, muss einer der beiden in eine der Ausweichbuchten, die immerhin in ausreichender Zahl vorhanden sind, und den anderen vorbeilassen. Das klappt so gut, dass uns auf dieser Strecke die größte Angst in Hinblick auf das Fahren in Cornwall genommen wird. (Teaser: Zweimal wird es aber doch noch etwas unangenehm werden, bleiben Sie dran.)

In Bigbury parken wir direkt am Meer, gucken uns die Situation kurz an, buchen einen Surfkurs für den nächsten Morgen und leihen dann ein Stand-Up-Paddle-Board. Beim Anziehen meines Neoprenanzugs reiße ich mir sehr erfolgreich an beiden Händen die Finger auf, das Paddelvergnügen ist bei mir aber kurz, das Paddel ist mir zu kurz und lässt sich nicht verstellen und überhaupt. Ich laufe lieber am Strand rum und versuche, Kontakte zu Hunden zu knüpfen. Außerdem entdecke ich den Sea Tractor.

Vor Bigbury-on-Sea liegt nämlich Burgh Island, auf der Insel gibt es ein ziemlich berühmtes Hotel, einen Pub und das war es so grob. Burgh Island ist eine Gezeiteninsel, bei Ebbe ist sie mit dem Festland verbunden, bei Flut nicht so ganz. Wobei es mir so scheint, als ob man selbst bei Flut mit ausreichend kurzen Hosen rüberwaten könnte, aber das will man halt auch nicht immer zwingend. Deswegen gibt es den Sea Tractor, ein beeindruckendes Gefährt mit sehr großen Rädern und einer hochgelagerten Kabine, der die Hotelgäste bei Flut vom Hotel zum Festland und zurück befördert und wenn noch Platz ist, dürfen auch Nicht-Hotelgäste mitfahren.

Als mein Mann fertig ist mit Paddeln, ziehen wir uns um, versuchen, die Wetsuits irgendwie schon ein bisschen zu trocknen und – es ist mittlerweile Ebbe – laufen zur Burgh Island. Hier gibt es erstaunlich guten Fish & Chips, Cider und Ale und zum Nachtisch warmen Brownie mit Kirschen und Eis. Danach erkunden wir noch die Insel, es gibt einen Public Footpath bis auf den Gipfel des Hügels, der die Insel ist, natürlich ist nichts abgesperrt, man nähert sich also maximal vorsichtig der doch schon recht steilen Steilküste und immer ist da noch irgendein Felsen, auf dem Vogelkolonien sitzen und überhaupt ist das alles sehr faszinierend.

Auf dem Rückweg fragt mich einer der Pub-Kellner, ob ich gerne eine Portion Chips haben möchte, anscheinend gab es eine Fehlbestellung, die man aber auch nicht so einfach wegschmeißen möchte. Leider bin ich noch sehr satt und möchte noch nicht mal Gratispommes.

Übernachten kann man in Bigbury-on-Sea auf der Mount Folly Farm. Weil es schon so spät ist, fahren wir einfach auf eines der Felder und stellen unseren Bus mit Blick aufs Meer ab. Es gibt einfache, aber funktionable Toiletten und viel mehr brauchen wir auch gar nicht. Dach hochgestellt und damit quasi richtig hochoffizieller Beginn der Cornwall-Campingtour 2019.

Touristenzusammenfassung:

Gegessen: Frühstück im Offshore Bar & Restaurant (Torquay), Fish & Chips im Pilchard Inn (Burgh Island, Bigbury-on-Sea)
Übernachtet: Mount Folly Farm
Außerdem: Living Coasts (Aquarium in Torquay), Discovery Surf School (Bigbury-on-Sea), Burgh Island


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Tag 1: Dover – Bentley – Lyme Regis – Torquay

Den ersten Stop am ersten Tag machen wir in Bentley, einfach, weil wir Hunger haben. Im Star Inn gibt es für mich das Ploughman’s Lunch und für meinen Mann einen Burger, außerdem das erste Cider für mich. Zum Nachtisch wirklich extrem guten Käsekuchen mit Eis.

Ploughman's Lunch

Danach geht es weiter an den Englanderinnerungen meiner Jugend vorbei. 1995 war ich mit dem Schüleraustausch in der Nähe von Southampton, die Gastfamilie lebte mitten im New Forest und obwohl das ganze eine etwas wackelige Angelegenheit war, weil die Austauschpartnerin und ich quasi nichts gemeinsam hatten, habe ich fast ausschließlich positive Erinnerungen an diese Reise. Ein oder zwei Jahre später war ich mit dem Kinderchor in Winchester, damals zu dritt bei einer Pfarrersfamilie mit vier Kindern (glaub ich), den genauen Ort habe ich leider vergessen, das war auch ein großer Spaß, auch wenn sich die Chorleitung nicht an den sehr explizit geäußerten Wunsch hielten, nicht bei jedem Städtetrip das Kulturprogramm so knallhart durchzuziehen. Auf der Chorreise lernte ich übrigens auch die Umschreibung „weiche Steine“ für Hundescheiße und biete das hier noch mal als kleine Amüsanz zur allgemeinen Erheiterung an.

Jedenfalls streifen wir nördlich den New Forest und fahren auch an Winchester vorbei und dann sind wir irgendwann in Lyme Regis, fahren eine sehr enge Straße bis fast ans Meer runter und finden dann tatsächlich noch einen Parkplatz direkt im Zentrum.

Lyme Regis ist mehr oder weniger wunderhübsch, man kann am Strand langlaufen oder auf der Hafenanlage rumturnen, es gibt kleine Restaurants und Buden für Fish & Chips und Eis und eine Gartenanlage, es ist alles sehr englisch und entspannt, genauso eigentlich, wie ich mir das vorgestellt habe, dabei sind wir noch längst nicht in Cornwall. Wenn man genau guckt, kann man im Osten die Küste sehen, an der Broadchurch gedreht wurde, das finden wir auch furchtbar aufregend. Dann essen wir überraschend gute Pizza und dann unser erstes englisches Eis. Ich will jetzt nicht zu viel verraten, aber es wird in diesem Urlaub sehr oft darum gehen, ob wir noch ein Eis essen sollen und wenn ja, wo und welches. Die Antwort auf die erste Frage ist übrigens immer „ja“. Die ganze Zeit finde ich es sehr faszinierend, dass wir gestern um diese Zeit noch zu Hause waren und überhaupt vor gar nicht so wenigen Stunden noch in Frankreich.

Lyme Regis

 

Ich überlege kurz, ob wir nicht ganz dreist und vermutlich verbotenerweise auf dem Parkplatz übernachten sollen, wir fahren aber schon mal weiter. Weil ich das Campingplatzsystem in England noch nicht so kenne, versuche ich erst mal einen Stellplatz über Park4Night zu finden, das gestaltet sich als schwierig, es ist schon dunkel, als wir auf einen semi-offiziellen Platz fahren, die Modalitäten auf den Schildern verwirrt uns aber, also fahren wir solange weiter bis wir schon in Torquay sind, versuchen es da auf einem offiziellen, wo natürlich schon alles zu ist, ich bin zwischenzeitlich maximal unentspannt und nicht mehr diskussionstauglich. Es endet so, dass wir in Torquay auf einem Parkplatz landen, der in der Park4Night-App lobend erwähnt wird, auf dem allerdings das Übernachten eigentlich verboten ist. Weil wir keine Lust mehr haben, bleiben wir trotzdem stehen, das Dach bleibt wegen Übernachtungsverbot unten, das wird hoffentlich reichen und dann verbringen wir unsere erste Nacht im Bus in England mit Aussicht aufs Meer.

Lieblingstweets seit Juli, na ja

Erst war Urlaub, dann war viel Arbeit, dann war wieder Urlaub und jetzt gibt es halt gesammelte Lieblingstweets und ab nächstem Monat auch wieder die anderer Leute.

Tag 0 – 0,5: Essen – Calais – Dover

Wir waren ja in England und das war so gewesen:

Die Fährtickets sind für Samstagmorgen um 9 Uhr gebucht, also haben wir geplant, am Freitagabend einfach so weit wie möglich zu fahren, dann irgendwo zu übernachten und morgens dann nur noch ein kleines Stück bis zur Fähre zu fahren.

Von meiner Ankunft zu Hause nach der Arbeit bis zur Abfahrt räumen wir noch viel rum, der Kühlschrank muss noch sortiert werden, Klamotten eingepackt, das Stand-Up-Paddleboard nehmen wir aus Gründen diesmal nicht mit, was sehr viel zusätzlichen Stauraum ermöglicht, außerdem möchte mein Mann diesmal keine Bettdecke mitnehmen, sondern es mit den Schlafsäcken probieren, die eh im Bus sind (ich werde natürlich unter einer Daunendecke mit Damastbettwäsche schlafen und das ist noch nicht mal gelogen). Dann noch die ganze Elektronik, was vor allem die Kamera ist, der Laptop kommt hauptsächlich mit, weil ich während des Urlaubs die Bilder von der Kamera schon mal abspeichern will, aber auch, weil es doch erwiesenermaßen auch manchmal hilfreich sein kann, einen größeren Bildschirm als das Smartphone zu haben.

Es ist also schon 21 Uhr, als wir Richtung Westen aufbrechen, irgendwo an einer Raststätte in Holland kaufen wir Wasser und Kaffee, was bzw. ob wir überhaupt noch was essen, habe ich vergessen, obwohl es eigentlich nicht sein kann, dass wir nichts essen, das kommt mir absurd vor, dann hätte ich ja schrecklichen Hunger haben müssen.

Jedenfalls finden wir gegen 1 Uhr einen Stellplatz an einem Supermarkt in Bray-Dunes, auf dem man offiziell übernachten darf. Die ganz superoffiziellen Wohnmobilstellplätze sind schon besetzt, wir parken einfach auf dem Parkplatz und gehen davon aus, dass das schon niemanden stören wird. Das Dach wird nicht hochgemacht, wir schlafen beide unten, es regnet furchtbar, aber na ja, das ist ja noch nicht Urlaub, sondern nur Hinfahrt zum Urlaub.

Am nächsten Tag dann noch knapp vierzig Minuten Fahrt nach Calais, wir parken erst am Ticketschalter, da werde ich aber sofort wieder weggeschickt zum Check-In, denn wir haben ja schon gebucht, also fahren wir den anderen Autos hinterher zum Check-In, einmal Border Control, dann Kontrolle der Personalausweise fürs Check-In, wir kriegen ein Papierdingsi, auf dem die Reihe steht, in die wir uns mit dem Auto einreihen sollen, das Dingsi hängt man vorne an den Rückspiegel, noch ein bisschen warten, dann dürfen wir auch aufs oder vielmehr INS Schiff fahren, aussteigen, Treppe hoch, geschafft.

Mabs und Gilda fahren mit Auf die Fähre

Weil wir beide sehr hungrig sind, müssen wir erst mal frühstücken, ich hadere ein bisschen, nehme dann aber doch das Full English Breakfast, einfach, weil es da ist und geht. Am Ende ist es ein bisschen wie befürchtet, der Speck ist nicht knusprig (dafür reichlich, weil der Fährenrestaurantsmensch so wenig enthusiastisch bei der Arbeit ist, dass ihm das Auseinanderpflücken der Speckscheiben nach kurzer Bedenkzeit offensichtlich einfach zu viel Arbeit ist), und überhaupt ist es insgesamt etwas lieblos, aber Baked Beans! Mushrooms! Hash Brown! Immerhin bin ich satt.

Full English Breakfast

Ich bin ja noch nie mit der Fähre nach England gefahren, nur letztens eben von Kiel nach Litauen, da fährt man stundenlang auf der Ostsee und sieht nichts außer Meer. Das passiert hier nicht. Man legt ab, sieht noch das eine Ufer, frühstückt ein bisschen und sieht dann schon überraschend nah das andere Ufer. Wir können nur noch etwas Geld für mehr oder weniger sinnvolle Auto- und Elektrodinge im SeaShop loswerden (das Techniktagebuch berichtete hier ausführlicher), außerdem kaufe ich Kaugummi, eine sehr atypische Handlung, weil ich Kaugummi überhaupt nicht mag. Aufgrund von einer aktuell etwas desolaten Zahnputzsituation erscheint mir das aber sinnvoll. Mein Mann findet das weniger sinnvoll, wie sich rausstellt, befindet sich im Auto noch reichlich Kaugummi, dafür kauft er eine Flasche Weißwein, na ja.

White Cliffs of Dover

Jedenfalls long story short: Nach anderthalb Stunden legt das Schiff in Dover an, wir gehen wieder runter in den Bauch des Schiffes, ein bisschen warten, dann Zündung an und raus aus dem Schiff, rein in den Linksverkehr.

Das klappt erstmal gut, weil überall Leute stehen, die einen einweisen und man halt erstmal den anderen Autos hinterherfahren kann. Dann versuche ich, irgendeine sinnvolle erste Reisestation in das Navi einzutippen, wir verfahren uns in einem Kreisverkehr, kommen woanders raus, fahren wieder zurück und stehen sehr massiv mitten in Dover in einer ganz normalen Straße im Stau. Als wir versuchen, anderen vermeintlich ortskundigen Autos hinterher zu fahren, um dem Stau eventuell über Geheimpfade zu entkommen, landen wir einfach im nächsten Stau. Zwischenzeitlich juchze ich trotzdem vergnügt, weil WIR JETZT IN ENGLAND SIND und ALLES SO ENGLISCH AUSSIEHT, GUCK MAL HIER, DIE SCHAFE und da, GUCK MAL, EIN ALTES SCHLOSS und hier, EINE RICHTIGE ENGLISCHE TELEFONZELLE, GUCK DOCH MAL, GUCK!

Dover

Als es so gar nicht weitergeht, fragen wir einen Passanten, was los ist, er guckt erstmal aufs Nummernschild unseres Autos, wo wir denn überhaupt herkommen. Was das genau soll, bleibt ein Geheimnis, hätte er nicht mit uns geredet, wenn wir aus Frankreich gekommen wären oder spricht er fließend Italienisch und wollte nur mal gucken, ob er seine Fremdsprachenkenntnisse anwenden könnte oder ist er einfach nur neugierig? Ein Mysterium. Er weiß  jedenfalls auch nicht, was los ist, vielleicht ein Unfall oder ein Streik am Hafen, sagt aber, um nach Cornwall zu kommen, bräuchten wir gar nicht auf die M20, wir könnten auch da hoch Richtung Canterbury und dann auf die soundso und dann käme man eh auf die M20 und dann auf die M25 und das wäre genauso gut und seine Tochter würde in Cornwall leben, man bräuchte so acht Stunden. Dann fahren wir vorsichtig auf dem Bürgersteig an den wartenden Autos vorbei, der nette Mann weist uns noch in die Querstraße ein und wir machen es genauso, wie er gesagt hat.

Auf nach Cornwall, jedenfalls.


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Lieblingstweets im Juni (Teil 2)

Etwas Englischlastig, dieses Mal, aber es geht wieder aufwärts.

Tagebuchbloggen, 11.6.2019

Heute wäre meine Opa 93 Jahre alt geworden. Interessant, wie man manche Daten einfach nicht aus dem Kopf bekommt, sobald man das Datum sieht, weiß man, da war irgendwas, so wie ich auch noch unsere erste Telefonnummer in Köln auswendig kenne, damals, als die Nummern noch sechsstellig waren

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Erster Tag im Büro nach dem Urlaub. Erstmal 500 Mails sortieren, am Ende war ich bei knapp über 100, die näher gesichtet werden müssen. Das ist immer noch viel, aber bei der Zahl war ich auch schon mal zu anderen Zeiten und Inbox Zero ist halt in meinem Job sowieso illusorisch, zwischen 20 und 30 ist in guten Zeiten machbar, jedenfalls bis zum nächsten Urlaub.

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Schöne Zufälle: Irgendwo im Internet flatterte mir Werbung für japanische Süßigkeiten entgegen, woraufhin ich spontane Lust auf japanische Süßigkeiten entwickelte und erstmal japanische Snack-Abo-Boxen recherchieren musste. Am Ende entschied ich mich für Bokksu, Tokyo Treat bleibt als weiterer Testkandidat im Hinterkopf.

Bei einem kurzen Besuch in der Vermarktung fand ich dann ein Sideboard voller japanischer KitKat-Sorten vor. Eine Kollegin war gerade drei Wochen in Japan und hatte Zeug für alle mitgebracht. Ich wählte zwei Sorten, deren genaue Geschmacksrichtung ich schon wieder vergessen habe, beide gut, da habe ich wohl Glück gehabt, nach Aussagen der Kollegen sind nicht alle Sorten unbedingt empfehlenswert. Wer ansonsten in ein schlimmes Süßigkeiten-Kaninchenloch fallen will, der google „japanese kitkat“, aber auf eigene Gefahr. Ich war aber vor allem verzückt vom Universum über diesen tollen Zufall und erwarte jetzt mit Spannung meine neue Box.

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Zu Hause noch einkaufen, es gab spontan Nudeln mit Bolognesesauce und eine Folge „Parfum“ in der ZDF-Mediathek. August Diehl altert seltsam, ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich es gut oder schlecht finde. Die Serie ansonsten solide Krimi-Thriller-Unterhaltung, der Clou an der Sache ist, dass es am Niederrhein spielt, mein Mann also dauernd rätselt, wo irgendwas ist und dass er das eigentlich kennen müsste, weil es so auffällig ist. Ich kann mich dazu nicht äußern, es scheint jedenfalls sehr viel Landschaft zu geben am Niederrhein.

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Bitte stimmen Sie ansonsten beim Publikumsvoting des Grimme Online Awards noch für das Techniktagebuch ab, Sie haben noch Zeit bis Mitternacht.


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